| Titel: | Ueber Behandlung von Flüssigkeiten mit Gasen. | 
| Autor: | P. Naef | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 422 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Behandlung von Flüssigkeiten mit
                           								Gasen.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Behandlung von Flüssigkeiten mit Gasen.
                        
                     
                        
                           F. Hurter bringt im Journal of
                                       										the Society of Chemical Industry, 1887 Bd. 6 S. 708, eine Fortsetzung
                              									seiner Arbeit über die Behandlung von Flüssigkeiten mit Gasen (1886 259 469).
                           Fig. 1., Bd. 268, S. 422Fig. 2., Bd. 268, S. 422Beim Einblasen von Gas in eine Flüssigkeit geschieht die Vertheilung des
                              									Gases entweder durch einen unten im Gefäſs angebrachten durchlöcherten falschen
                              									Boden, welcher ohne oder mit nach unten gehendem Rande versehen ist (Fig. 1
                              									a und b), oder durch einen
                              									aus Röhren
                              									zusammengesetzten Gasvertheiler, wie ein solcher in Fig.
                                 										2 abgebildet ist. Manchmal wird zur Vertheilung auch eine unten offene
                              									Glocke oder ein Conus (Fig. 3) benutzt, Eine
                              									gleichmäſsige Vertheilung des Gases in einem groſsen Gefäſse läſst sich aber nur bei
                              									Anwendung eines durchlöcherten Bodens oder eines aus Röhren construirten Vertheilers
                              									erzielen.
                           Bei der Construction solcher Vertheiler wird sehr oft die Regel beobachtet, daſs die
                              									Gesammtfläche der kleinen Oeffnungen mindestens der Querschnittsfläche des
                              									Gaszuleitungsrohres gleich sein müsse. Hurter suchte
                              									die Richtigkeit dieser Regel durch Versuche zu ermitteln. In eine Glasglocke (Fig. 4) wurde eine mit nach unten gerichtetem Rand
                              									versehene durchlöcherte Platte angebracht. Unter dieselbe konnte durch eine seitlich
                              									angebrachte oder durch eine in der Mitte der Glocke unten eingesetzte Röhre Gas
                              									eingeführt werden. Bei allen Versuchen blieb es völlig gleichgültig, welche
                              									Gaszuleitungsröhre benutzt wurde; der Ort, wo das Gas unter den durchlöcherten Boden
                              									tritt, ist also für die Vertheilung ohne Belang. Die Platte hatte in zwei Reihen
                              									angeordnet 18 Oeffnungen, während die Querschnittsfläche der Gaszuleitungsröhre der
                              									Fläche von 16 Oeffnungen entsprach.
                           Fig. 3., Bd. 268, S. 423Fig. 4., Bd. 268, S. 423Fig. 5., Bd. 268, S. 423Fig. 6., Bd. 268, S. 423Wenn wenig Luft eingelassen wurde, entwich dieselbe nur durch wenige
                              									Oeffnungen; je mehr aber der Luftzutritt erhöht wurde, desto gröſser wurde die Zahl,
                              									aus denen Luft entwich, bis bei einer gewissen Luftmenge aus allen Oeffnungen Luft
                              									ziemlich gleichmäſsig ausströmte.
                           Wurde aber die Luftzufuhr noch weiter erhöht, so entwich eine groſse Menge Luft unten
                              									aus dem Vertheiler. Die Luftmenge, welche aus den einzelnen Löchern entwich, blieb
                              									bei schwachem wie auch bei starkem Luftzutritt völlig gleich. Die gute Vertheilung
                              									des Gases ist daher nicht im Mindesten vom Verhältnisse des Flächeninhaltes aller
                              									Löcher zu dem der Gaszuleitungsröhre abhängig. Die Zahl und Gröſse der Oeffnungen
                              									soll dagegen je nach der Menge der zu vertheilenden Luft verschieden gewählt
                              									werden.
                           Bei Versuchen mit dem in Fig. 5 abgebildeten
                              									Gasvertheiler mit 12 auf
                              									der Peripherie und 6 auf einem Kreise liegenden Löchern entwich allmählich aus allen
                              									12 Oeffnungen an der Peripherie Gas. Wenn aber der Zutritt von Luft weiter erhöht
                              									wurde, so entwich dieselbe unten aus dem Vertheiler und erst nachdem die mittleren
                              									Löcher bedeutend gröſser gemacht wurden, trat auch aus diesen Luft aus.
                           Weitere Versuche stellte Hurter mit einer kreisförmig
                              									gebogenen Röhre (Fig. 6) mit 12 Oeffnungen an, welche
                              									zwei Gaszuleitungsröhren, eine am Ende, die andere in der Mitte, angelöthet hatte.
                              									Auch hier blieb es auf die Gasvertheilung völlig gleichgültig, welche dieser
                              									Zuleitungsröhren benutzt wurde. Wenn nur wenig Luft in die Röhre eintrat, so entwich
                              									dieselbe wie bei den bisher erwähnten Versuchen nur aus wenigen Löchern und zwar,
                              									wenn der Ring nicht ganz horizontal lag, immer aus den höchst gelegenen zuerst.
                              									Sobald aber allmählich mehr Luft eingelassen wurde, strömte diese aus allen Löchern
                              									in immer gröſseren Mengen aus. Ein solcher Apparat kann also im Unterschied zu den
                              									früheren zur Vertheilung einer beliebigen Menge Luft über einem gewissen Minimum
                              									benutzt werden.
                           Hurter fand durch Versuche, daſs das Ausströmen von Luft
                              									aus einer Oeffnung unter Wasser nach dem gleichen Gesetze geschieht, wie das
                              									Ausströmen in Luft, welche unter gleichem Wasserdrucke steht.
                           Die Gröſse und Zahl der Oeffnungen an einem Vertheiler muſs daher der geringsten
                              									Menge Gas, welche je vertheilt werden soll, entsprechend gewählt werden. Die Menge
                              									des zu vertheilenden Gases sei z.B. in Cubikfuſs in der Secunde bekannt. Wenn der
                              									niederste Gasdruck im Vertheiler 0,37'' ist, so beträgt die lineare
                              									Ausströmungsgeschwindigkeit 35'. Die Gasmenge dividirt durch 35 gibt dann die
                              									Gesammtfläche aller Löcher.
                           Ein durchlöcherter Boden eignet sich zur Gasvertheilung ebenso gut wie eine Röhre,
                              									wenn der nach unten gerichtete Rand so hoch ist, daſs kein Gas unten aus demselben
                              									entweichen kann.
                           Hurter legt sehr groſses Gewicht darauf, daſs, wenn die
                              									Behandlung von Flüssigkeiten mit Gasen durch Einblasen des Gases in Flüssigkeit
                              									geschieht, namentlich auch die chemische Seite der Operation berücksichtigt werde.
                              									Als Beispiel, welches die Wichtigkeit des chemischen Verhaltens zeigt, bespricht Hurter die Behandlung von
                              										Rohsodalauge mit Kohlensäure, Die Rohlauge enthält
                              									etwa ⅕ alles Alkali als Natron und dieses wird durch Einblasen von Verbrennungs-
                              									oder Kalkofengasen in Soda umgewandelt.
                           Wenn die Behandlung mit Kohlensäure in der Kälte geschieht, so absorbirt auch die
                              									Soda Kohlensäure, so daſs die Absorption von Anfang bis zum Verschwinden von Natron
                              									ziemlich gleich bleibt, dann aber sehr schnell abnimmt.
                           Nach Hurter's Erfahrung kann beim Durchblasen des Gases
                              									durch eine 2m tiefe Flüssigkeitsschicht 40 bis 50
                              									Proc. aller Kohlensäure absorbirt werden. Da das benutzte Gas in diesem Falle Rauchgas ist,
                              									welches keinen Werth hat, so bestehen die Kosten für das Carbonisiren nur in den
                              									Ausgaben für das Pumpen des Gases. Theoretisch beträgt die Arbeit beim Durchpressen
                              									von 1cbm Gas durch eine Wassersäule von 2m 1930mk, durch
                              									eine solche von 4m 3643mk.
                           In Wirklichkeit aber sind die Kosten für das Pumpen gegen eine 4m hohe Wasserschicht doppelt so hoch als gegen
                              										2m. Bei einer Schicht von 2m werden 40 Proc. der Kohlensäure, bei 4m dagegen bloſs 60 Proc. absorbirt. Bei doppelter
                              									Arbeit erhält man also bloſs eine 1½mal gröſsere Absorption. Daraus geht hervor,
                              									daſs die Höhe der Flüssigkeitsschicht nicht beliebig gewählt werden kann. Je tiefer
                              									die Schicht in diesem Falle gewählt wird, desto kostspieliger wird die Behandlung
                              									mit Kohlensäure. Wenn jedoch das Gas irgend welchen Werth hat, ändert sich dieses
                              									Verhältniſs bedeutend.
                           Zur Erläuterung gibt Hurter folgendes Beispiel. Wenn
                              									eine Gebläsemaschine, welche 1000cbm Gas in der
                              									Stunde liefert, etwa 6000 M. kostet, so betragen die daraus erwachsenden Kosten bei
                              									Berechnung von 10 Proc. Zins 10 Pf. für 1000cbm
                              									Gas. Die Betriebskosten für Dampf u.s.f. belaufen sich auf etwa ½ Pf. für 1 
                              									oder auf 2 Pf. für 1000cbm. Die Gesammtausgaben
                              									für das Pumpen bei einer Dm hohen Flüssigkeitsschicht würden daher für 1000cbm Gas 2 D + 1 Pf.
                              									sein. Die Absorption beträgt nach Hurter's Versuchen
                              									bei einer Schicht von
                           
                              
                                 1m
                                 22
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2
                                 40
                                 „
                                 
                              
                                 3
                                 53
                                 „
                                 
                              
                                 4
                                 64
                                 „
                                 
                              
                                 5
                                 72
                                 „
                                 
                              
                                 6
                                 78
                                 „
                                 
                              
                           Bei Gas mit 20 Vol.-Proc. Kohlensäure wären dann die Kosten für 100cbm absorbirte reine Kohlensäure bei einer Schicht
                              									von
                           
                              
                                 1m
                                 2m
                                 3m
                                 4m
                                 5m
                                 6m
                                 
                              
                                 6,6 Pf.
                                 6,25 Pf.
                                 6,6 Pf.
                                 7,2 Pf.
                                 13,8 Pf.
                                 8,2 Pf.
                                 
                              
                           Daraus geht hervor, daſs die richtige Schicht 2m
                              									ist. – Nimmt man aber an, daſs wegen nothwendiger Reinigung oder anderen Ursachen,
                              									für Gas, Zins und Amortisation 10 Pf. statt 1 Pf. für 1000cbm berechnet werden müssen, so sind die Kosten
                              									für 100cbm absorbirte reine Kohlensäure bei
                           
                              
                                 1m
                                 2m
                                 3m
                                 4m
                                 5m
                                 6m
                                 
                              
                                 27,0 Pf.
                                 17,5 Pf.
                                 15,2 Pf.
                                 14,0 Pf.
                                 13,8 Pf.
                                 14,0 Pf.
                                 
                              
                           Unter solchen Verhältnissen wäre also 5m die
                              									richtige Flüssigkeitsschicht.
                           Ganz anders als beim Carbonisiren von Sodalaugen sind die Verhältnisse bei Weldon's Braunsteinregeneration durch Einblasen von
                              									Luft in Chlorcalciumlösung, welche Manganoxyd suspendirt enthält. Mit der Umwandlung
                              									des Oxyd in Peroxyd nimmt die Sauerstoffabnahme, welche durchschnittlich überhaupt
                              									bloſs etwa 5 Proc. beträgt, ganz bedeutend ab. Bei solch schwacher Absorption hat Verdoppelung der
                              									Flüssigkeitsschicht auch beinahe Verdoppelung der Sauerstoffaufnahme zur Folge. Die
                              									Kosten nehmen also mit der Erhöhung der Schicht ab, so daſs man in einem solchen
                              									Falle die praktisch höchst möglichen Schichten benutzen soll.
                           Vom gröſsten Vortheile würde daher in diesem Falle es sein, wenn Gebläsemaschinen
                              									construirt werden könnten, mit denen Gas vortheilhaft bei hohem Drucke gepumpt
                              									werden könnte. Obschon theoretisch die Kosten beim Pumpen gegen höheren Druck
                              									verhältniſsmäſsig kleiner sein sollten als bei niederem Druck, wachsen dieselben bei
                              									den bis jetzt construirten Pumpen bei steigendem Drucke wegen Undichtheiten und
                              									schädlichem Raum in immer höherem Maſse.
                           P. Naef.