| Titel: | Ueber ein Erdöl aus Argentinien; von C. Engler und G. Otten. | 
| Autor: | C. Engler, G. Otten | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 467 | 
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                        Ueber ein Erdöl aus Argentinien; von C. Engler
                           								und G. Otten.Im Anfangssatze dieser Abhandlung (S. 375 d. Bd.) ist die Anbringung von
                                 										Ausführungszeichen bei der Mittheilung einzelner Stellen des Berichtes von F. Hurſs versäumt worden. Ich halte
                                 										selbstverständlich jene Bemerkungen, trotzdem sie von einem Augenzeugen stammen,
                                 										für mindestens sehr sanguinisch und brachte sie nur, um die Anwesenheit
                                 										jedenfalls erheblicher Mengen Erdöl in Südamerika darzuthun.E.
                           							
                        (Schluſs der Abhandlung S. 375 d. Bd.)
                        Engler und Otten, über ein Erdöl aus Argentinien.
                        
                     
                        
                           Wenn vorhin gesagt ist, daſs die Anwesenheit der aromatischen Kohlenwasserstoffe auf
                              									die Mitwirkung von höheren Temperaturen bei der Bildung des Erdöles schlieſsen
                              									lasse, so soll damit selbstverständlich die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sein,
                              									daſs die Temperatur bis zu einem gewissen Grade durch hohe Drucke compensirt sein
                              									könne; mit anderen Worten, es erscheint immer noch möglich, daſs auch die
                              									aromatischen Kohlenwasserstoffe bei nicht allzu hoher Temperatur unter Mitwirkung
                              									eines entsprechend höheren Druckes sich gebildet haben. Endlich hat man auch noch
                              									mit der Möglichkeit partieller Erhitzung und nachträglicher Durchnässung zu
                              									rechnen.
                           
                        
                           
                              Herstellung und Untersuchung des Brennöles aus dem Rohöl von
                                 										Mendoza.
                              
                           Zur Darstellung eines Brennöles wurde zunächst das Rohöl (im Ganzen standen uns etwa
                              										30k zur Verfügung) in einer kupfernen Blase
                              									bis zu 310° abdestillirt, und zwar wurde bis zu 150° und dann von 150° bis 310°
                              									getrennt aufgefangen. Bei 5 Destillationen, welche je mit etwa 3k Rohöl durchgeführt wurden, erhielten wir eine
                              									gröſste Ausbeute von 21,2 Proc. leichter Oele, und zwar 1,71 Proc. Essenzen und 19,5
                              									Proc. Kerosin. Die Essenzen zeigten ein specifisches Gewicht von 0,724 bei 17°, die
                              									Brennölfraction hatte ein solches von 0,809.
                           Um zunächst festzustellen, ob die Fraction von 150 bis 310° den an ein Leuchtöl zu
                              									stellenden Anforderungen genügte, bestimmten wir deren Flammpunkt, specifisches
                              									Gewicht, Fractionsverhältnisse mittels Normaldestillation und die Viscosität.
                           Der Flammpunkt der Fraction 150° bis 310° lag unter 17° (mittels Abel's Apparat festgestellt). Das specifische Gewicht
                              									betrug 0,809 bei 17°.
                           Normaldestillation der Fraction 150°
                              									bis 310°.
                           Beginn des Siedens 80°. – 100cc ergaben:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 cc
                                 g
                                 
                              
                                 bis
                                 zu
                                   125°
                                 12,5
                                   8,86
                                 
                              
                                   125°
                                 bis
                                   150°
                                 14,5
                                 10,82
                                 
                              
                                 150
                                 „
                                 175
                                 15,0
                                 11,48
                                 
                              
                                 175
                                 „
                                 200
                                 14,3
                                 11,21
                                 
                              
                                 200
                                 „
                                 225
                                 13,9
                                 11,17
                                 
                              
                                 225
                                 „
                                 250
                                 15,7
                                 12,73
                                 
                              
                                 250
                                 „
                                 275
                                   8,5
                                   6,65
                                 
                              
                                 275
                                 „
                                 300
                                   3,7
                                   2,53
                                 
                              
                                 Ueber 300° Zersetzungsdämpfe.
                                 
                              
                           
                           Da die Viscosität uns Aufschluſs gibt über den Grad der Schnelligkeit des Aufstieges
                              									im DochtC. Engler und J.
                                       												Lerin 1886 261 81., derart,
                              									daſs ein Oel mit geringerer Viscosität mit Sicherheit auf guten Aufstieg im Docht
                              									schlieſsen läſst, wurde mittels Engler's Viscosimeter
                              									für Brennöle (mit Auslaufspitze von 20mm Länge und
                              										1mm,8 Durchmesser) die Viscosität
                              									ermittelt:
                           
                              
                                 Auslaufgeschwindigkeit
                                 des
                                 Wassers bei 20°
                                 196
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Oeles bei 20°
                                 212
                                 
                              
                                 folglich specifische Viscosität 212/196 = 1,0816.
                                 
                              
                           In Folge des groſsen Gehaltes an unter 150° siedenden Bestandtheilen (28 Vol.-Proc.
                              									und des Nichtvorhandenseins von über 300° siedenden Oelen) resultirt der niedrige
                              									Entflammungspunkt von unter 17°, welcher die direkte Verwendung der Brennölfraction
                              									als Leuchtöl ohne vorherige Präparation wegen der hohen Feuergefährlichkeit
                              									bedenklich erscheinen läſst. Der in Deutschland gesetzlich festgestellte
                              									Minimalflammpunkt ist 21° und gegenüber dem gesetzlichen Maaſs in anderen Ländern,
                              									sofern hier überhaupt Entflammungspunkte festgesetzt sind, schon der niedrigste. Wir
                              									muſsten daher unsere Untersuchung auf die Präparation eines geeigneten Leuchtöles
                              									ausdehnen, und war in Rücksicht darauf zuerst zu prüfen, welche Antheile aus der
                              									Herzfraction 150° bis 310° zu entnehmen seien. In Verfolg dieses ergab die Entnahme
                              									der Fraction bis zu 125°Es mag, um Miſsverständnisse zu beseitigen, hier daran erinnert werden, daſs
                                    											wenn man aus einem Rohöl beispielsweise die Fraction 150° bis 300°
                                    											herausdestillirt und diese letztere einer Rectification unterwirft, nun die
                                    											Oelfraction erheblich unter 150°, meist sogar schon unter 100° zu sieden
                                    											beginnt, was daher rührt, daſs in dem Kohlenwasserstoffgemisch des rohen
                                    											Erdöles in höherem Grad als bei anderen Flüssigkeiten verschiedenen
                                    											Siedepunktes leicht Theile zurückgehalten, aber auch schwer siedende
                                    											mitgerissen werden. und 14 Proc. der Fraction 125° bis 150° (etwa
                              										2cc,03) ein Leuchtöl mit einem
                              									Entflammungspunkt 31°, wohingegen die alleinige Entnahme der Fraction bis zu 125°
                              									das gesetzlich zulässige Minimum von 21° bis 22° ergab. Danach fände eine Reduction
                              									der Brennölausbeute von 19,7 Proc. auf 17 Proc. statt. Da es nun wesentlich darauf
                              									ankommt, eine hohe Brennölausbeute aus den Erdölen zu erzielen, suchten wir ein
                              									Brennöl herzustellen unter Einschluſs dieser zur Herzfraction des Rohöles gehörenden
                              									14,53 Proc., welches indessen nur ermöglicht ist unter gleichzeitiger Heranziehung
                              									von über 310° als sogen. Solaröl siedenden Theilen des Rohöles. Nach vorgenommenen
                              									verschiedenen Mischungen erwies sich als zweckentsprechend die Verwendung von 80,89
                              									Proc. der Kernfraction mit 19,11 Proc. Solaröl und zeigte diese Mischung bei 15,5°
                              									ein specifisches Gewicht von 0,824 und einen Entflammungspunkt von 25°.
                           Die Ausbeute an Leuchtöl aus dem Rohöl beträgt demnach unter Benutzung des Solaröles
                              									19,15 Proc.
                           Es sei bemerkt, daſs die Darstellung des hierzu verwendeten Solaröles durch direkte
                              									Destillation, ohne Benutzung von überhitztem Wasserstoff, nicht möglich war, indem diese
                              									direkt erhaltenen Destillationsproducte merkwürdiger Weise so energisch sich
                              									zersetzten, daſs sie Oele mit einem unter 12° liegenden Entflammungspunkt
                              									überdestilliren lieſsen. Ueberdies war Geruch nach Schwefelwasserstoff zu bemerken;
                              									wir überzeugten uns jedoch, daſs der niedrige Entflammungspunkt nicht von diesem
                              									Schwefelwasserstoff herrührte. Wir waren also genöthigt, aus den durch Destillation
                              									mit überhitztem Wasserdampf als sogen. Mischöle erhaltenen Bestandtheilen den
                              									niedrig siedenden Theil, das sogen. Solaröl, in einer Menge von etwa 30 Proc.
                              									mittels überhitzten Wasserdampfes (Temperatur 150 bis 200°) abzudestilliren. Während
                              									das Mischöl ein specifisches Gewicht von 0,878 zeigte, betrug dasjenige des
                              									Solaröles 0,864.
                           Wie aus den, bei der Präparation des Brennöles erhaltenen Resultaten hervorgeht, sind
                              									die aus der Kernfraction ausgeschlossenen Antheile durch weitere Heranziehung von
                              									Solarölantheilen noch verwerthbar zu machen.
                           Die Mischung des Kerosins mit dem Solaröl wurde nun behufs Reinigung mit englischer
                              									Schwefelsäure, dann mit Natronlauge durchgeschüttelt, mit Wasser gewaschen, über
                              									Chlorcalcium getrocknet und nochmals destillirt. Das nach diesen Operationen
                              									erhaltene Oel ist vollständig klar, durchsichtig, beinahe farblos, besitzt einen
                              									süſslichen Gesuch und stark blaue Fluorescenz.
                           
                        
                           
                              Prüfung des fertigen Brennöles.
                              
                           Das specifische Gewicht stellte sich auf 0,822, der Entflammungs-Punkt auf 25° und
                              									der Anfang des Siedens auf 90°. Eine mit 100cc des
                              									Oeles durchgeführte Normaldestillation ergab:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 cc
                                 
                              
                                 bis
                                 zu
                                 125°
                                   2,7
                                 
                              
                                   125°
                                 bis
                                   150°
                                 14,5
                                 
                              
                                 150
                                 „
                                 175
                                 14,3
                                 
                              
                                 175
                                 „
                                 200
                                 14,6
                                 
                              
                                 200
                                 „
                                 225
                                 14,6
                                 
                              
                                 225
                                 „
                                 250
                                 18,0
                                 
                              
                                 250
                                 „
                                 275
                                 14,2
                                 
                              
                                 275
                                 „
                                 300
                                   5,0
                                 
                              
                                 Rückstand
                                   2,1
                                 
                              
                           Um ein Urtheil über die Steigkraft dieses Oeles zu erhalten, stellten wir mit der
                              									Viscosität bezieh. Steigkraft des Oeles, zugleich diejenige zweier anderer als
                              									besser bekannten Oele fest. Es ergab sich:
                           
                              
                                 
                                 Direkte
                                    											Durchlauf-GeschwindigkeitSecunden
                                 sp. Durchl.-Geschw. auf Wasserals Einheit
                                    											bezogen
                                 
                              
                                 Mendozaöl
                                 247
                                 247/196 = 1,260
                                 
                              
                                 Besseres Standardöl
                                 277
                                 277/196 = 1,413
                                 
                              
                                 Kaiseröl
                                 232
                                 232/196 = 1,188
                                 
                              
                           Daraus geht hervor, daſs das Mendozaöl trotz Zumischung der etwa 20 Proc. Solaröl
                              									(unter Annahme des anerkannt vorzüglichen Kaiseröles als Norm) gegenüber dem
                              									handelsüblichen besseren amerikanischen Oele höhere Steigkraft besitzt, so daſs
                              									dasselbe in Betreff der Viscosität zwischen genannten Oelen amerikanischen Ursprungs
                              									zu stehen kommt.
                           Wir haben ferner auch eine Prüfung der Leuchtkraft des Mendozaöles vorgenommen. Als
                              									Versuchslampen dienten ein 10-Linienbrenner von Wild
                              									und Wessel in Berlin und ein verbesserter Kosmosbrenner
                              									mit verstärkter Luftzufuhr von Schuster und Bär ebendaselbst. Die Beobachtungen begannen nach
                              									Erwärmung der oberen Lampentheile, also nach etwa ¼ständigem Brennen, und wurde der
                              									Docht so hoch geschraubt, wie dies, ohne daſs Ruſsen eintrat, überhaupt möglich war.
                              									Während des Versuches jedoch wurde selbstredend nichts mehr verstellt. Um einen
                              									Mittelwerth der erzeugten Lichtmengen zu erhalten, wurden in jeder Stunde je 2
                              									Ablesungen gemacht und der Versuch auf eine Zeitdauer von 5 Stunden und 40 Minuten
                              									ausgedehnt. Der Oelverbrauch wurde stündlich festgestellt. Nachstehend die Resultate
                              									der Lichtmessungen:
                           
                              
                                 
                                 Kleiner Brenner A. II (10'')Schuster und Bär.
                                 Kleiner Brenner D. II (10'')Wild und Wessel.
                                 
                              
                                 Am Anfang des Versuches
                                 8,4
                                 7,3
                                 
                              
                                 Am Ende des Versuches
                                   6,12
                                   5,40
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich also, daſs bei Verwendung des Mendozaleuchtöles dem, mit der
                              									verstärkten Luftzufuhr construirten Brenner von Schuster und
                                 										Bär der Vorzug zu geben ist.
                           Um gleichzeitig festzustellen, wie sich Brennöle anderer Herkunft in dieser Beziehung
                              									verhalten, führen wir in folgender Tabelle die mit kaukasischem und amerikanischem
                              									Handelserdöl, unter gleichen Bedingungen erhaltenen Resultate auf:
                           
                              
                                 
                                 Amerik. Erdöl derStadt Karlsruhe
                                 Amerik. ErdölMendoza
                                 Kaukas. ErdölNobel in Illowo
                                 
                              
                                 Sch. u.B.10 Lin.
                                 W.u.W.10 Lin.
                                 Sch. u.B.10 Lin.
                                 W.u.W.10 Lin.
                                 Sch. u.B.10 Lin.
                                 W.u.W.10 Lin.
                                 
                              
                                 Specifisches Gewicht
                                 –
                                 0,809
                                 –
                                 0,822
                                 –
                                 0,820
                                 
                              
                                 Entflammungspunkt
                                 –
                                 25,5°
                                 –
                                 25°
                                 –
                                  31°
                                 
                              
                                 Proc.-Gehalt an Norm.-Erdöl   (150° bis 300°)
                                 –
                                 58
                                 –
                                 79,7
                                 –
                                 89
                                 
                              
                                 Proc.-Gehalt an schw.-sied.   Theile über 300°
                                 –
                                 28
                                 –
                                 2,1
                                 –
                                 5
                                 
                              
                                 Mittlerer Lichteffect in der   1. Stunde
                                 9,4
                                 8,55
                                 8,24
                                 7,19
                                 10,1
                                 8,35
                                 
                              
                                 Lichteffect am Ende des Ver-   suches
                                 7,8
                                 6,5
                                 6,2
                                 5,40
                                 9,4
                                 7,6
                                 
                              
                                 Mittl. Lichteffect aus 11 Abl-   esungen
                                 8,0
                                 7,72
                                 7,52
                                 6.53
                                 9,72
                                 7,86
                                 
                              
                                 Dauer des Versuches
                                 6
                                 7½
                                 –
                                 5⅔
                                 6¾
                                 5 St.
                                 
                              
                                 Mittlerer Oelverbrauch in   1 Stunde
                                 39,8
                                 28,7
                                 29,82
                                 25,56
                                 37,7
                                 28,2g
                                 
                              
                                 Oelverbrauch für 1 N.-K. in   1 Stunde
                                 4,2
                                 3,7
                                 4,19
                                 3,91
                                 3,8
                                 3,76
                                 
                              
                                 Gewicht des Kohlenringes
                                 0,0832
                                 0,062
                                 0,0202
                                 0,0239
                                 0,020
                                 0,064g
                                 
                              
                           
                           Der Lichteffect, abgesehen vom Oelverbrauch, ergibt sich also aus vorstehender
                              									Tabelle beim Brennen der Oele auf den Lampen von Wild und
                                 										Wessel und Schuster und Bär für das Mendozaöl
                              									um 1,33 und 2,20 Lichtstärken geringer als das kaukasische und um 1,19 und 0,48
                              									Lichtstärken geringer als das amerikanische Oel.
                           In Bezug auf Oelverbrauch stellen sich die Verhältnisse für das Mendozaöl ungefähr
                              									wie für das amerikanische Oel.
                           
                        
                           
                              Untersuchung und Verarbeitung der Rückstände.
                              
                           Die Rückstände der Erdöldestillation haben einen schwachen, etwas brenzlichen Geruch
                              									und eine stark zähflüssige asphaltartige Consistenz. Die Farbe, bei durchfallendem
                              									Lichte schwarz, ist in dünnen Lagen schwarzbraun, gleichzeitig ist eine geringe
                              									Fluorescenz zu beobachten. Bei 17° ist die direkte Auslaufgeschwindigkeit 550
                              									Secunden; auf Wasser bezogen 550/52 = 10,57. Bei 0° erstarren die Rückstände körnig
                              									unter Ausscheidung von Paraffin in Klumpen. In Petroläther gelöst ergeben sie bei
                              									der Filtration keine wesentlichen Rückstände. Der Entflammungspunkt liegt bei 153°,
                              									der Brennpunkt bei 202°, die Bestimmung des specifischen Gewichtes mittels des
                              									Piknometers ergab 0,925 bei 17°.
                           Da nach Feststellung obiger Eigenschaften für das Oel in Folge seiner dem Asphalt
                              									ähnlichen Zähflüssigkeit die direkte Verwendung als Schmieröl ausgeschlossen ist,
                              									blieb die Frage zu erledigen, ob durch weitere Verarbeitung der Rückstände
                              									entsprechende Schmieröle und von welcher Beschaffenheit zu gewinnen seien und ob ein
                              									Paraffingehalt, in welcher Menge und von welcher Qualität, vorliege. Da es bekannt
                              									ist, daſs die Schmieröle bei Destillation wegen der dabei eintretenden hohen
                              									Temperatur für sich allein dissociiren und dabei dünnflüssige Oele liefern, kann nur
                              									im Vacuum oder mit Unterstützung von Wasserdämpfen destillirt werden. Wir wählten
                              									die letztere Methode, welche heute fast allgemein üblich ist, und benutzten hierzu
                              									den Apparat, den EnglerVerhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                          													Gewerbefleißes, 1887. Novemberheft (1888 268 * 41). zuerst im Laboratorium einführte
                              									und der im wesentlichen auf demselben Prinzip beruht, wie die Einrichtungen in den
                              									Erdölraffinerien von Baku.
                           Die Blase wurde mit 3k Rückständen gefüllt und die
                              									Temperatur derselben auf 300° gebracht, bevor mit dem Einleiten des überhitzten
                              									Wasserdampfes begonnen wurde. Leitet man nämlich diesen schon vor Erreichung der
                              									Temperatur von 300° in die Blase, so ist es sehr schwer, nachträglich die Temperatur
                              									auf diese Höhe zu bringen. Die Vorlagen mit dem sich im Anfang in den
                              									Separationsröhren verdichteten Wasser und etwas Oel wurden nach etwa 20 Minuten,
                              									d.h. nach Eintritt eines regelmäſsigen Ganges der Destillation, gewechselt. Nach 6
                              									Stunden war die Destillation beendigt.
                           
                           Die Ausbeute an sogen. Mischöl, also dem leichtest siedenden Theil, stellte sich auf
                              									20 Proc. und hatte das Oel ein specifisches Gewicht von 0,878 bei 17° und einen
                              									Entflammungspunkt von 112°. Die übrigen Destillate vom Separationskühler waren alle
                              									sehr mit Paraffin durchsetzt und zeigten schmalzartige Consistenz. Von einer
                              									direkten Verarbeitung auf Schmieröl, von welchem verlangt wird, daſs es ganz wenig
                              									oder gar kein Paraffin enthält, muſs somit auf diesem Wege, vorderhand wenigstens,
                              									Abstand genommen werden. Dagegen ergibt sich aus dem Versuche, daſs die Verarbeitung
                              									der Destillate auf Paraffin aller Voraussicht nach, sehr lohnend ist, wobei dahin
                              									gestellt bleibt, ob die bei der Paraffingewinnung nebenbei resultirenden Oele zu
                              									Schmieröl oder zu Gasöl verwendbar sind. Wahrscheinlich ist aber das letztere
                              									anzunehmen und kann die Gewinnung desselben nur aus dem bei der Verarbeitung auf
                              									Paraffin resultirenden Abpreſsöl erfolgen.
                           
                        
                           
                              Verarbeitung auf Paraffin.
                              
                           Zur Gewinnung des Paraffins destillirten wir aus der kupfernen Blase unter Vorlage
                              									eines Liebig'schen Kühlers gleichfalls unter
                              									Zuhilfenahme von überhitztem Wasserdampf, nach Gewicht des erhaltenen Destillates
                              									und zwar in vier gleichen Theilen je zu 20 Proc., indem wir zur besseren Gewinnung
                              									des Paraffins und um die leichteren Oele von demselben schon möglichst gelegentlich
                              									der Destillation zu trennen, mit steigender Temperatur arbeiteten. Die restlichen 20
                              									Theile wurden schlieſslich noch bis zur Trockne destillirt. Die annähernd
                              									eingehaltenen Dampf-Temperaturen waren 150° bis 200°, 200° bis 240°, 240° bis 290°
                              									und 290° bis 300°. Das erste Destillat, also bis 200°, ergab ein Mischöl (s. oben)
                              									vom spec. Gew. 0,874, das zweite war kaum noch flüssige und von Paraffinschuppen
                              									durchsetzt, während III und IV schmalzartig erstarrten. Das aus den restlichen 20
                              									Proc. erhaltene Endproduct zeigte ebenfalls schmalzartige Consistenz und war von
                              									schmieriger Beschaffenheit. Die Farbe ging bei allen Destillaten, welche sämmtlich
                              									grüne Fluorescenz zeigten, von Braungelb ins Grünliche.
                           Der in der Blase hinterbliebene Rückstand wurde in geschmolzenem Zustande auf kaltes
                              									Wasser gegossen und erstarrte zu einer festen porösen koksähnlichen Masse. Die Farbe
                              									war schwarz ohne Fluorescenz.
                           Der Gehalt an Paraffinen erweist sich also nach diesen beiden Destillationsarten
                              									überwiegend, so daſs eine direkte Gewinnung der Schmieröle ausgeschlossen ist.
                           
                        
                           
                              Bestimmung des Paraffins.
                              
                           Zur Bestimmung des Paraffins wurden etwa 0k,5 aus
                              									gleichen Theilen von den vier verschiedenen Destillaten bestehend, in Aether gelöst
                              									und mit Alkohol gefällt, das ausgefällte Paraffin nochmals gelöst und wiederholt
                              									gefällt, bis sich ölige Tropfen ausschieden. Es ist von schmieriger Beschaffenheit und wurde nach
                              									folgender Methode auf Hartparaffin umgearbeitet. Unter Erwärmung wurde es mit 10 bis
                              									15 Proc. Benzin zusammengeschmolzen, durch ein Warmwasserbadfilter von den
                              									beigemischten kohligen Ausscheidungen abfiltrirt und auf kaltes Wasser gegossen. Der
                              									resultirende Kuchen wurde nun gut ausgepreſst, noch zweimal in gleicher Weise
                              									behandelt, jedoch ohne Filtration und schlieſslich der Rest des Benzins mit
                              									gespanntem Wasserdampf abgetrieben. Es resultirte alsdann ein Paraffin vom
                              									Erstarrungspunkte 58° bis 59° (Methode der sächsischen Fabrikanten durch Erstarrung
                              									eines Tropfens geschmolzenen Paraffins auf Wasser und Bestimmung der Temperatur des
                              									Wassers im Momente des Erstarrens).
                           Das vom Paraffin durch Filtration getrennte Oel wurde nun vom Aether und Alkohol
                              									mittels Destillation getrennt und erkalten gelassen, wobei es schmalzartig
                              									erstarrte. Dieses Ablauföl läſst sich indeſs, wie ein Versuch zeigte, nochmals auf
                              									Paraffin verarbeiten.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Gesammt-Paraffins benutzten wir die Methode von R. Zaloziecki.1888 267 * 274.
                           20g Rohparaffin haltiges Destillat (150° bis 300°
                              									wurden in einem Becherglas mit der fünffachen Menge Amylalkohol und darauf demselben
                              									Quantum Aethylalkohol von 75° Tralles versetzt und während einiger Stunden an einem
                              									kalten Orte stehen gelassen.
                           Darauf wurde das ausgeschiedene Paraffin auf einem trockenen, kalten Filter gesammelt
                              									und der Rückstand auf dem Filter mit einer gekühlten Mischung von 2 Th. Amyl- und 1
                              									Th. 70 grädigem Aethylalkohol nachgewaschen. Zur Bestimmung des Gewichtes des
                              									Paraffin-Niederschlages extrahirten wir den an der Luft getrockneten Niederschlag
                              									mittels eines einfachen Extractionsapparates mit Aether, verjagten dann das
                              									Auflösungsmittel sammt den anhaftenden Alkoholtheilchen im Trockenschranke und wogen
                              									bei Erreichung des constanten Gewichtes. Die Ausbeute an Paraffin betrug (bei 2
                              									Proben von je 20g):
                           
                              
                                  I.
                                 11,15g
                                 Paraffin
                                 Schmelzpunkt
                                 35°
                                 
                              
                                 II.
                                 10,87
                                 „
                                 „
                                 35°,
                                 
                              
                           was einem Gehalt von 55,75 und 54,35 Proc. Paraffin in den
                              									Rückständen und von 25,75 und 25,34 Proc. im Rohöl entspricht.
                           Der Procentgehalt an Paraffin ist demnach auſserordentlich hoch, doch ist
                              									hervorzuheben, daſs dieses Paraffin gröſstentheils aus Weich-Paraffinen besteht und
                              									bereits bei 35° schmilzt. Die Ausbeute nach der weiter oben beschriebenen Methode an
                              									Hartparaffin ist so gering, daſs sich eine Verarbeitung auf solches kaum lohnen
                              									dürfte.
                           Karlsruhe, chemisches Laboratorium der technischen Hochschule, im
                              									Januar 1888.