| Titel: | Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Schädler zu einem Vortrage des Herrn Treumann. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 474 | 
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                        Erwiderung auf die Bemerkungen des Herrn Schädler
                           								zu einem Vortrage des Herrn Treumann.Vgl. 1888 267 230.
                           							
                        Erwiderung Treumann's auf die Schädler'sche Kritik.
                        
                     
                        
                           Die in dieser Zeitschrift veröffentlichte Entgegnung von Dr. C. Schädler in Berlin auf meinen in Glaser's Annalen, 1887 Bd.
                                 									21 Nr. 249 und 250, abgedruckten Vortrag über Mineralschmieröle enthält einerseits
                              									auf völlig miſsverständlicher Auffassung beruhende Ausführungen, andererseits aber
                              									irrige Angaben über den Inhalt meines Vortrages selbst. Deshalb erlaube ich mir, die
                              									Leser dieser Zeitschrift, welche von dem Schädler'schen
                              									Aufsatze Notiz genommen haben, auf meine in Uhland's
                                 										Wochenschrift für Industrie und Technik, 1888 Nr.
                                 									12 S. 91, veröffentlichte Antwort, vor Allem aber auf den
                                 										Wortlaut meines von Schädler kritisirten
                              									Vortrages zu verweisen.
                           J. Treumann.
                           Wir geben nachstehend die Antwort des Herrn Treumann auf
                              									die Ausführungen des Herrn Schädler in ihren
                              									Hauptsätzen nach Uhland's Wochenschrift für Industrie und Technik, 1888 Nr. 12 S. 91, wieder:
                           
                              „Auf die Angriffe des Herrn Schädler'sche ich mich veranlaſst, das Nachstehende
                                 										mit dem Bemerken zu erwidern, daſs ich die einzelnen Ausführungen des Herrn Schädler in der von ihm beachteten Reihenfolge
                                 										besprechen und in Folge dessen zuweilen genöthigt sein werde, Zusammengehöriges
                                 										gesondert zu behandeln.
                              
                           
                              Herr Schädler bemängelt zunächst,
                                 										daſs ich nicht mitgetheilt, welche Eigenschaften das Oelheimer Rohöl zur
                                 										Erzeugung von Schmieröl besonders geeignet machen, oder unter welchen
                                 										Voraussetzungen das Elsässer Rohöl durchaus brauchbare Schmieröle liefert. Ich
                                 										gebe zu, daſs ich schlechthin hätte sagen können, das Oelheimer Rohöl liefert
                                 										anerkannt gute Schmieröle. Herr Schädler sollte
                                 										aber wissen, daſs der Inhalt eines Vortrages, wenn er seinen Zweck nicht
                                 										verfehlen soll, dem Interesse der Zuhörer angepaſst sein muſs.
                              
                           
                              Das Gleiche gilt von der Schädler'schen Ausstellung in Bezug auf die Voraussetzungen, unter welchen
                                 										Elsässer Rohöle brauchbare Schmieröle liefern; zudem aber ist diese Bemängelung
                                 										völlig ungerechtfertigt, da ich im weiteren Verlaufe des Vortrages ausgeführt
                                 										habe, daſs aus Elsässer Rohölen nur bei Befolgung einer mit groſsem
                                 										Materialverluste verknüpften Verarbeitung in jeder Beziehung tadellose
                                 										Schmieröle erhalten werden können. Freilich dürfte Herr Schädler erwidern, daſs er durch diese meine Ausführung keinen
                                 										Einblick in die Fabrikationsmethoden erhält. Es lag aber gar nicht in meiner
                                 										Absicht, einen solchen Einblick zu geben. Der von mir bekannt gegebene Zweck
                                 										meines Vortrages war lediglich die Ergänzung meines im J. 1884 gehaltenen
                                 										Vortrages, für welchen ich mir ganz bestimmte Grenzen gesteckt hatte (vgl. Glaser's Annalen, 1884
                                 										Bd. 15 S. 194).
                              
                           
                              Schädler vermiſst sodann in meinen Ausführungen die
                                 										Erwähnung der beiden gröſsten Firmen zur Gewinnung von Mineralschmierölen in
                                 										Hamburg und Salzbergen. Zu diesem mir von Schädler
                                 										zur Last gelegten Vergehen bekenne ich mich rückhaltlos. Wer meinen Vortrag
                                 										gelesen hat, wird sofort das Miſsverständniſs von Seiten Schädler's erkennen. Ich hatte in meinem Vortrage ausgeführt, daſs die
                                 										deutschen Rohöle entweder der Art oder der Menge der aus ihnen hergestellten
                                 										Erzeugnisse nach den deutschen Markt nicht ausschlieſslich zu befriedigen
                                 										vermögen, und hatte diese Behauptung damit begründet, daſs die Oelheimer Rohöle
                                 										zwar gute Schmieröle liefern, aber nicht in genügender Menge gewonnen werden,
                                 										während die Elsäſser Rohöle zwar in groſsen Mengen gewonnen werden, aber
                                 										Fabrikate liefern, welche an und für sich nicht genügen und entweder mit Destillaten aus Rohölen
                                 										anderen Herkommens vermischt oder ökonomisch unvortheilhaft verarbeitet werden
                                 										müssen, um in allen Beziehungen tadellose Schmieröle zu liefern. Herr Schädler dagegen schiebt mir unter, daſs nach
                                 										meinen Ausführungen die im Deutschen Reiche belegenen, mit. der Verarbeitung
                                 										mineralischer Rohöle beschäftigten Fabriken den deutschen Markt nach Art und
                                 										Menge ihrer Fabrikate nicht zu befriedigen vermögen. Eine derartige Behauptung
                                 										kann aus meinem Vortrage nicht herausgelesen werden. Daſs in Deutschland
                                 										belegene Fabriken, welche neben den deutschen Rohölen auch Russische und
                                 										amerikanische Rohöle verarbeiten, den deutschen Markt nach jeder Richtung hin zu
                                 										versorgen und zu befriedigen vermögen, kann denn doch überhaupt nicht
                                 										angezweifelt werden und es sollte Herrn Schädler
                                 										füglich bekannt sein, daſs keine einzige deutsche Raffinerie zur Zeit zur
                                 										ausschlieſslichen Verarbeitung deutscher Rohöle genöthigt ist, zumal der
                                 										russische Wechselcours und die zur Zeit auſserordentlich niedrigen Preise der
                                 										russischen Oele eine Verarbeitung selbst dieser Oele in deutschen Raffinerien
                                 										neben den deutschen Rohölen trotz des hohen Zolles den zollinländischen Fabriken
                                 										ermöglichen. Das gilt nicht nur von den beiden Raffinerien, auf die Herr Schädler hinweist, sondern von allen Raffinerien
                                 										Deutschlands.
                              
                           
                              Schädler fährt fort: Treumann spricht zu Gunsten leicht erstarrender Mineralölstoffe,
                                 										welche sich ohne nähere Angabe des Wirkungswerthes im Wesentlichen als
                                 										Erzeugnisse aus Elsässer Rohpetroleum ergeben werden. Will Herr Schädler vielleicht die Güte haben, mir anzugeben,
                                 										in welcher meiner Ausführungen er die Begünstigung leicht erstarrender
                                 										Mineralölstoffe (soll wohl heiſsen: Mineralschmieröle) erblickt? Etwa darin,
                                 										daſs man nach meinen Ausführungen an ein tadelloses Schmieröl unter allen
                                 										Umständen die Anforderung zu stellen berechtigt ist, daſs es kein
                                 										unvortheilhafteres Verhalten bei niederen Temperaturen zeige als die früher
                                 										benutzten fetten vegetabilischen Oele, oder darin, daſs ich übertriebene
                                 										Anforderungen nicht zu billigen vermag, z.B. die Forderung, daſs auch die zur
                                 										Sommerszeit zu liefernden Schmieröle noch bei – 10° und darunter flüssig bleiben
                                 										sollen?
                              
                           
                              Wäre es nicht Herrn Schädler schon
                                 										früher bekannt gewesen, so müſste er ja aus meinem Vortrage ersehen haben, daſs
                                 										die amerikanischen Eisennbahnen im Sommer Oele verwenden, welche bei + 10° sich
                                 										noch in salbenartigem oder, wie Herr Schädler sich
                                 										ausdrückt, in starrem Zustande befinden. Meint Herr Schädler, daſs die beiden zur Zeit im Elsaſs bestehenden Raffinerien
                                 										ihre Oele nach Amerika exportiren, und weiſs er nicht, daſs gerade die leichter
                                 										erstarrenden, billigen amerikanischen Oele trotz des hohen Zolles noch zu
                                 										verhältniſsmäſsig niedrigen Preisen bezogen werden können?
                              
                           
                              Herr Schädler bestreitet sodann,
                                 										daſs die zum Preise von 21 M. franco Anlieferungsort angebotenen Mineralöle den
                                 										von einer groſsen Anzahl deutscher Eisenbahnverwaltungen gestellten Bedingungen
                                 										entsprechen. Ich weiſs nicht, auf Grund welcher sorgfältigen Ermittelungen Herr
                                 											Schädler diese Behauptung aufstellt, und kann
                                 										nur nochmals wiederholen, daſs gelegentlich der Untersuchung von
                                 										Ausschreibungsproben zum Preise von 21 M. angebotene, aller Wahrscheinlichkeit
                                 										nach aus russischen Oelen hergestellte und selbst den rigorosesten Anforderungen
                                 										einzelner deutscher Eisenbahnverwaltungen entsprechende Mineralschmierölproben
                                 										mir vorgelegen haben.
                              
                           
                              Ich hatte in meinem Vortrage ausgeführt, daſs einerseits nach
                                 										den praktischen Erfahrungen von Seiten der Eisenbahnen, andererseits aber nach
                                 										den Ergebnissen der schönen und werthvollen Arbeit von Lamansky der Schmierwerth der Mineralöle oder doch der Nutzwerth
                                 										derselben nicht immer dem Preis entspricht, sondern daſs zu verschiedenen
                                 										Preisen angebotene Oele den gleichen Nutzwerth für die Verbrauchszwecke der
                                 										Eisenbahnen (aber auch auf den Versuchsapparaten von Lamansky) ergeben und daſs mit Rücksicht hierauf eine Anzahl von
                                 										Eisenbahnverwaltungen sich zum Ankaufe von billigen, aber selbstverständlich in
                                 										ihren Eigenschaften dem Verbrauchszwecke entsprechenden Mineralölen entschlossen
                                 										haben. Ich begreife nicht, welche meiner hierauf bezüglichen Ausführungen den
                                 										Herrn Schädler zu der irrthümlichen Annahme geführt
                                 										haben, daſs die fr. Verwaltungen keine genaue 'chemisch-physikalisch-technische' – ich brauche hier den Schädler'schen Ausdruck – Charakteristik besitzen
                                 										oder aufzustellen vermögen; ein Einblick in die technischen Bedingungen
                                 										sämmtlicher deutschen Eisenbahnverwaltungen dürfte ihm das Gegentheil
                                 										beweisen.
                              
                           
                              Wenn eine Eisenbahnverwaltung durch ihre praktischen
                                 										Erfahrungen zu der Ueberzeugung gelangt ist, daſs sie mit 100k eines Oeles, welches zum Preise von 21 M.
                                 										angeboten wird, dasselbe erreicht, was erfahrungsmäſsig mit 100k eines zum Preise von 28 M. angekauften Oeles
                                 										geleistet worden ist, so ist die Verwaltung wohl berechtigt, dem zu dem
                                 										billigeren Preise angebotenen Oele den Vorzug zu geben; ja sie würde dem
                                 										billigeren Oele auch dann den Vorzug geben müssen, wenn ein Mehrverbrauch des
                                 										letzteren, aber nur in solcher Höhe stattgefunden hätte, daſs derselbe durch den
                                 										aus dem Preisunterschiede hervorgehenden Vortheil ausgeglichen würde. Nun meint
                                 										Herr Schädler, die Verwaltung müsse dem
                                 										Gesammtpreisunterschiede der ganzen Bedarfsmenge die muthmaſslichen Nachtheile
                                 										an höherem Brennmaterialverbrauch, vermehrten Heiſsläufern, gröſserer Abnutzung
                                 										gegenüber stellen. Mir haben in hervorragender Dienststellung befindliche
                                 										Eisenbahn-Maschinentechniker versichert, daſs von einer auch nur annähernden
                                 										Ermittelung des muthmaſslichen Unterschiedes in dem Brennmaterialverbrauche und
                                 										der Abnutzung gar keine Rede sein könne. Und was die Ermittelung der Heiſsläufer
                                 										betrifft, so haben mehrjährige Erfahrungen den Nachweis geliefert, daſs den
                                 										aufgestellten Bedingungen entsprechende Oele in verschiedener Preislage in
                                 										dieser Beziehung keine oder doch kaum wahrnehmbare Unterschiede aufweisen, und
                                 										gerade diese Wahrnehmung hat bei der Unmöglichkeit, die von Herrn Schädler vermutheten Unterschiede im Brennmaterial
                                 										verbrau ehe und in der Abnutzung zahlenmäſsig oder selbst annähernd
                                 										schätzungsweise festzustellen, dazu geführt, bei dem Gebrauchszwecke
                                 										entsprechender Beschaffenheit der Oele den billigeren ohne Rücksicht auf die so
                                 										oft von betheiligter Seite ins Gefecht geführte Brennmaterialersparniſs bei der
                                 										Verwendung theurerer Mineralschmieröle den Vorzug zu geben. Herr Schädler scheint meine hierauf bezüglichen
                                 										Ausführungen überhaupt nicht richtig aufgefaſst zu haben. Wenn ich ausgeführt
                                 										habe, daſs bei der Beschaffenheit der Schmierapparate ein groſser Theil der Oele
                                 										für die Ausnutzung verloren geht und daſs selbstverständlich ceteris paribus der
                                 										Nutzwerth bei der Verwendung eines billigeren Oeles gröſser ist als der eines
                                 										theuren, so bedarf die Richtigkeit dieser Behauptung füglich keines Beweises.
                                 										Angenommen den Fall, daſs nur 25 Proc. des Oeles für die Ausnutzung als
                                 										Schmiermaterial in Betracht kommen, 75 Proc. verloren gehen, so würden bei einem
                                 										Preise von 20 M. für 100k 15 M., bei einem
                                 										Preise von 30 M. für 100k 22½ M. verloren
                                 										gehen. Solange es Herrn Schädler nicht gelingt,
                                 										nachzuweisen, daſs bei der Verwendung theurer Oele thatsächlich eine
                                 										Erniedrigung des Brennmaterial-Verbrauches, eine Verringerung der Anzahl von
                                 										Heiſsläufern, eine verminderte Abnutzung des Materiales erzielt wird, so lange
                                 										schweben seine Muthmaſsungen in der Luft.
                              
                           
                              Herr Schädler hat sodann die Güte,
                                 										auf eine Abschweifung aufmerksam zu machen, die ich mir in dem
                                 										chemisch-technischen Theile meines Vortrages gestattet habe. Ich habe in meinem
                                 										Vortrage ausdrücklich hervorgehoben, daſs der Engler'sche mit Wasserbad versehene Viscositätsmesser anderen
                                 										gleichartigen Apparaten an Brauchbarkeit keineswegs nachsteht (ich selbst
                                 										bediene mich seit längerer Zeit ausschlieſslich dieses Apparates für
                                 										Viscositätsermittelungen). Aber obschon ich lediglich einen zweiten, von Engler
                                 										für Viscositätsbestimmungen zum Zwecke der Entscheidung von Tariffragen
                                 										construirten Apparat einer nochmaligen Besprechung unterzogen habe, scheut sich
                                 										Herr Schädler nicht, die Sache so darzustellen, als
                                 										könne ich mich mit dem Engler'schen
                                 										Viscositätsmesser zum Zwecke der Ermittelung der Viscosität für die bahnseitige
                                 										Beschaffung, Prüfung und Abnahme von Mineralschmierölen nicht
                                 									befreunden!
                              
                           
                              Herr Schädler weist sodann darauf
                                 										hin, daſs die Bahnverwaltungen ihre Vorschriften bisher in vollem Umfange
                                 										aufrecht erhalten haben, scheint also in vollständiger Verkennung der
                                 										thatsächlichen Verhältnisse anzunehmen, daſs die Eisenbahnverwaltungen sich aus öffentlichen
                                 										Vorträgen oder Entgegnungen auf solche die erforderlichen Unterlagen für den
                                 										Erlaſs, die Ergänzung und Abänderung der technischen Bedingungen beschaffen,
                                 										oder daſs ich mit dem Vortrage den Zweck verfolgt habe, derartige Aenderungen
                                 										herbeizuführen. Soweit ich überhaupt dazu berufen bin, meine Ansichten über die
                                 										Zweckmäſsigkeit etwaiger Abänderungen technischer Lieferungsbedingungen zu
                                 										äuſsern, steht mir für derartige Aeuſserungen ein anderer Weg offen; soweit ich
                                 										aber hierzu nicht berufen bin, habe ich gar keinen Anlaſs zu irgend welcher
                                 										Einfluſsnahme.
                              
                           
                              Mit Fug und Recht habe ich von einem Zurückgreifen auf bessere
                                 										Oele gesprochen; freilich sind nach den Ergebnissen der letzten Ausschreibungen
                                 										auch die Preise der „besseren“ Oele sehr erheblich
                                 									zurückgegangen.
                              
                           
                              Die Eisenbahnverwaltungen werden es sicher Herrn Schädler zu danken wissen, daſs er die
                                 										Freundlichkeit hat, sie vor schwerer Schädigung zu schützen, indem er vor
                                 										Verringerung der Anforderungen warnt und eher eine Verschärfung derselben
                                 										anräth. Da jedoch zwischen den Vorschriften der einzelnen deutschen Verwaltungen
                                 										auſserordentlich groſse Verschiedenheiten obwalten, so müſste Herr Schädler, um seinen Rath praktisch verwerthbar zu
                                 										machen, erst angeben, welche Vorschriften er denn eigentlich im Sinne
                                 									hat.
                              
                           
                              Ich hatte in meinem Vortrage ausgeführt, daſs mehrere
                                 										Eisenbahnverwaltungen auf Grund ihrer praktischen Versuche zu der Ueberzeugung
                                 										gelangt sind, daſs billige, aber bestimmten Anforderungen genügende Oele
                                 										vortheilhafter zu verwenden sind als die zu höheren Preisen angebotenen Oele,
                                 										deren Verkaufspreis häufig keineswegs dem wahren Werthe entspricht (was ja auch
                                 										die Arbeit von Lamansky in schlagendster Weise
                                 										bewiesen hat), während andere Verwaltungen nach wie vor von der Ueberzeugung
                                 										ausgehen, daſs ausschlieſslich russische, und zwar sehr hohen Anforderungen
                                 										genügende Oele mit Vortheil im Eisenbahnbetriebe Verwendung finden können. Nach
                                 										meinem Dafürhalten überschreitet der Chemiker seine Competenz, wenn er sich zu
                                 										Urtheilen über den Schmierwerth herbeiläſst, welcher, wie der Vorsteher der
                                 										königl. mechanisch-technischen Versuchsanstalt, Herr Martens, in voller Uebereinstimmung mit mir hervorgehoben hat, nur
                                 										durch die Erfahrung bezieh. durch wiederholte praktische Versuche in letzter
                                 										Instanz ermittelt werden kann. Herr Schädler
                                 										findet, daſs dieser Vorbehalt in einem grellen Widerspruche steht mit meinen
                                 										vorausgehenden Angaben. Herr Schädler hat eben
                                 										entweder den Vortrag gar nicht gelesen, oder er hat ihn nur sehr flüchtig
                                 										gelesen. Ich habe nirgends behauptet, daſs die Frage der vortheilhaften
                                 										Verwendbarkeit der billigen, aber mäſsigen Anforderungen entsprechenden Oele
                                 										bereits allgemein gültig entschieden sei, habe mich vielmehr, wie ja der
                                 										Wortlaut meines Vortrages beweist, auf die Ausführung beschränkt, daſs mehrere
                                 										deutsche Eisenbahnverwaltungen zu der Ueberzeugung gelangt sind, daſs die
                                 										Beschaffung und Verwendung von billigen Mineralölen für sie die vortheilhafteste
                                 										sei.
                              
                           
                              Den besten Beweis für seine Unkenntniſs der in Betracht
                                 										kommenden thatsächlichen Verhältnisse liefert Herr Schädler in seinen Ausführungen über den Erdölzusatz zu
                                 										Mineralschmierölen. Bekanntlich wurde früher von allen deutschen Verwaltungen
                                 										Rüböl als Schmiermaterial benutzt. Einerseits um Entfremdungen des auch für
                                 										Küchenzwecke verwendbaren Materiales vorzubeugen, andererseits um die bei
                                 										wenigen Graden unter 0 erfolgende Erstarrung des Rüböles zu verhüten, wurde dem
                                 										Rüböl Erdöl bis zu 5 Proc. zugesetzt. Nach meinen Versuchen besitzt ein Gemenge
                                 										von 95 G.-Th. Rüböl und 5 G.-Th. Erdöl von 30° Flammpunkt einen
                                 										Entflammungspunkt von 83°. Man begnügte sich aber nicht mit einem Zusätze von 5
                                 										Proc., sondern erhöhte den Zusatz namentlich bei der Verwendung des Rüböles bei
                                 										stationären Maschinen bis zu 10 Proc. und mehr. Erhöht man den Zusatz des
                                 										Erdöles bis zu 10 Proc., so beträgt der Entflammungspunkt des Gemenges nur noch
                                 										72°, also noch erheblich weniger, als die von Herrn Schädler angestellten Ermittelungen für Gemenge aus Elsässer Residuen
                                 										und Erdöl ergeben haben. Daſs die Zähflüssigkeit des Rüböles durch den
                                 										Erdölzusatz sehr erheblich verringert wird, liegt auf der Hand; ob in so hohem
                                 										Maſse, wie das Herr 
                                 										Schädler für Elsässer Residuen behauptet, vermag
                                 										ich bei dem Mangel eigener Versuche nicht anzugeben. Es ist das aber auch
                                 										vollkommen gleichgültig; denn Herr Schädler hat
                                 										nicht das geringste Recht, vorauszusetzen, daſs die aus Elsässer Rohölen
                                 										hergestellten Mineralschmieröle mit den Fabrikaten, die ihm von interessirter
                                 										Seite vorgelegt sein mögen, übereinstimmen; wenigstens schlieſse ich das daraus,
                                 										daſs nach einer Mittheilung, welche ich einem Eisenbahn-Maschinen-Techniker
                                 										verdanke, die Reichseisenbahnen seit 5 Jahren ausschlieſslich aus Elsässer Rohöl
                                 										hergestellte Schmieröle verwenden und mit den Erfolgen nach jeder Richtung hin
                                 										zufrieden sind. Herr Schädler scheint gegen diese
                                 										Fabrikate eine vorgefaſste Meinung zu besitzen und vergiſst ganz und gar, daſs
                                 										ein groſser Theil der aus amerikanischen Rohölen erhaltenen Schmieröle gleich
                                 										den Elsässer Oelen bei niederen Temperaturen leicht in einen salbenartigen
                                 										Zustand übergeht, daſs aber andererseits derartige Oele durch Verschnitt mit
                                 										geeigneten Destillaten auch zur Winterszeit verbrauchsfähig gemacht werden
                                 										können. Was übrigens den Erdölzusatz betrifft, so kann ich die Neugierde des
                                 										Herrn Schädler befriedigen. Diese 'Manscherei' wird
                                 										in mehreren Verwaltungsbezirken nicht nur mit Vorwissen der Vorgesetzten,
                                 										sondern auf direkte Anordnung derselben in gröſstem Maſsstabe seit längerer Zeit
                                 										betrieben. Ja noch mehr, es sind meines Wissens sogar ministeriellerseits
                                 										vergleichende Versuche bezüglich des Schmierwerthes derartiger Gemenge
                                 										angeordnet.
                              
                           
                              Die Meinung des Herrn Schädler,
                                 										daſs es für den capillaren Vorgang vollkommen gleichgültig ist, ob auf den
                                 										Schmierpolstern ein erstarrtes oder ein sonstwie nicht bewegliches (Herr Schädler stöſst sich an der von mir gebrauchten
                                 										Bezeichnung „salbenartig“) Material sich befindet, theile ich vollkommen,
                                 										begreife auch gar nicht, wie Herr Schädler mir die
                                 										gegentheilige Ansicht unterschieben kann, wenn er meinen Vortrag thatsächlich
                                 										gelesen hat.
                              
                           
                              Wenn Herr Schädler Stellen aus
                                 										meinem Vortrage citirt, so muſs er, sofern er nicht des Anrechtes verlustig
                                 										gehen will, als sachlich unbefangener Kritiker betrachtet zu werden, auch
                                 										richtig citiren. Ich habe nicht allein, wie Herr Schädler angibt, gesagt, 'der mehrjährige versuchsweise Gebrauch von
                                 										mit Chemikalien nicht gereinigtem Oele', sondern habe hinzugefügt, d.h. solcher
                                 										Oele, welche beim Schütteln mit Schwefelsäure die Säure braun färben können'.
                                 										Damit entfallen alle Folgerungen, welche Herr Schädler an sein Citat knüpft. Herr Schädler stellt sich an, als sei man eisenbahnseitig urplötzlich dazu
                                 										übergegangen, das Mineralöl zum Ersatze des Rüböles allgemein zu verwenden. Die
                                 										deutschen Eisenbahnverwaltungen haben allerdings, wie ich ganz richtig
                                 										angegeben, zunächst mehrere Jahre lang versuchsweise ungereinigte Oele neben
                                 										gereinigten benutzt. Das schlieſst nicht aus, daſs unter diesen ungereinigten
                                 										Oelen auch Oele vorhanden sind, welche beim Schütteln, mit Schwefelsäure diese
                                 										Säure nicht braun färben. Aber einen höheren Schmierwerth besitzen diese Oele
                                 										aus diesem Grunde keineswegs. Oele, welche bei niederen Temperaturen
                                 										Schwefelsäure von 1,53 spec. Gew. in gleichen Raumtheilen braun bis schwarz
                                 										färben, kommen nur sehr vereinzelt vor; dagegen gibt es eine groſse Zahl sehr
                                 										guter Schmieröle, welche die Säure bei 100° tief braun färben. Wenn gleichwohl
                                 										gewisse Lieferanten in voller Uebereinstimmung mit Herrn Schädler gegen die eisenbahnseitige Verwendung solcher Oele eifern, so
                                 										ist das weniger auf sachliche als auf geschäftliche Gründe zurückzuführen. Diese
                                 										Lieferanten haben ein Interesse daran, daſs die Eisenbahnen ihre technischen
                                 										Bedingungen den von ihnen vertriebenen Fabrikaten anpassen, während meines
                                 										Erachtens die technischen Bedingungen dem Verbrauchszwecke anzupassen
                                 									sind.“