| Titel: | Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Autor: | C.J. Lintner | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 564 | 
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                        Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 267
                           								S. 410.)
                        Lintner, Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           I. Wasser, Gerste, Malz.
                              								
                           Methode zur Analyse des Brauwassers in Rücksicht auf
                                 										Mikroorganismen von Dr. Emil Chr. Hansen
                              										(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S. 1). Hansen modificirte die Koch'sche Methode der hygienischen Untersuchung des Wassers auf
                              									Mikroorganismen für die Zwecke des Brauwesens. Hansen
                              									ging von dem Gesichtspunkte aus, daſs es sich für den Brauer nicht darum handelt,
                              									welche und wie viele Mikroorganismen überhaupt sich im Wasser befinden, auch nicht,
                              									welche Vegetationen sich in Gelatine oder in anderem festen Nährboden mit oder ohne
                              									Fleischwasserpepton entwickeln, daſs für den Brauer es dagegen wichtig ist, zu
                              									wissen, wie das Wasser sich zur Würze und zum Biere verhält, in welchem Grade es reich ist an solchen
                              									Mikroorganismen, die sich in den obengenannten Nährlösungen entwickeln können, und
                              									ob es unter ihnen solche Arten gibt, die gefährliche Betriebsstörungen hervorrufen
                              									können.
                           Es wurde nun folgendermaſsen verfahren: Die Nährlösungen, das Bier und die Würze –
                              									ungefähr 10cc – wurden jede für sich in kleine
                              									Kolben (Chamberlandkolben, Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1886 Bd. 9 S. 274, oder besser
                              									Cylinder gew. Freudenreichkolben genannt, von 22cc Inhalt) mit Baumwollenverschluſs gefüllt. Eine
                              									gröſsere Anzahl davon wurde im Dampftopf unter Druck sterilisirt.
                           Von dem gewöhnlichen Kaltleitungswasser in Altkarlsberg wurden 5cc mit 5cc der
                              									Nährlösung (in der einen Reihe Bier, in der anderen Würze) gut gemischt. Mit je
                              									einem Tropfen (0cc,04) dieser beiden Mischungen
                              									wurden dann in der einen Reihe 15 Kolben mit Bier und in der anderen 15 mit Würze
                              									beschickt. Die Tropfenaussaat kann man mit einer Pipette bewerkstelligen, deren
                              									oberes Ende mit einem Kautschukschlauch, welcher etwas Baumwolle enthält, verbunden
                              									ist. Mittels eines Quetschhahnes regulirt man das Tropfen. Für alle diese Arbeiten
                              									empfiehlt sich der in oben citirter Abhandlung von Hansen beschriebene Kasten. Das zur Aussaat in die Kolben verwendete
                              									Wasserquantum wird jedesmal genau gemessen, so daſs man das erhaltene Resultat auf
                              										1cc umrechnen kann. – Aus derselben
                              									Wasserprobe wurde zu derselben Zeit zur Analyse nach Koch's Verfahren ½cc und zu einer
                              									ähnlichen Plattenkultur, wo aber statt Fleischwasserpeptongelatine Würzegelatine
                              									(Würze mit etwa 5 Proc. Gelatine) verwendet wurde, gleichfalls ½cc genommen. Auſserdem wurden auf erstarrten
                              									Gelatineplatten ohne Nährflüssigkeit eine groſse Anzahl Tropfen von den oben
                              									erwähnten Mischungen von Wasser mit Würze und von Wasser mit Bier ausgesät. Alle
                              									diese Gelatinekulturen wurden feucht gehalten und mit Glasplatten überdeckt und
                              									gleichwie die Kulturen in den Kolben in einen Thermostat bei 24 bis 25° C.
                              									gebracht.
                           Der Zweck dieser Versuche war in erster Linie, genaue Aufschlüsse zu erhalten, wie
                              									die Kulturen im Bier und in der Würze im Vergleich mit den übrigen sich erhalten
                              									würden, und dann aus den erhaltenen Resultaten zu ermitteln, welches Verfahren am
                              									besten bei Brauwasseranalysen zu verwenden ist.
                           Das Resultat der beschriebenen Versuchsreihe war folgendes:
                           Nach ungefähr 3 Tagen waren die beiden Kolben mit den Mischungen von 5cc Wasser mit 5cc Würze und 5cc Wasser mit 5cc Bier trübe; sie
                              									enthielten eine sehr kräftige Bakterienentwickelung und als untergeordnete
                              									Beimischung einige Hefen ähnliche Zellen (Pasteur's
                              									sogen. Torula).
                           
                           Nach 3 bis 4 Tagen enthielten mehrere Tropfen auf der Gelatine mikroskopisch
                              									erkennbare Entwickelungen; solche fanden sich auch in Koche's Gelatine und in der Würzegelatine.
                           Nach 4 bis 5 Tagen enthielten alle auf der reinen Gelatine ausgesäten Tropfen der
                              									Bier- und Würzemischungen deutliche Vegetationen; nur in zwei Tropfen fanden sich
                              									die obengenannten Hefe ähnlichen Zellen, in drei Tropfen Schimmelpilze (Penicil.
                              									glaucum und cladosporum), in diesen fünf Tropfen auſserdem Bakterien; alle übrigen
                              									Tropfen enthielten nur Bakterien. In den meisten Fällen hatten diese Vegetationen
                              									die Gelatine verflüssigt.
                           Der Versuch wurde nach 14 Tagen unterbrochen. Alle Bier- und Würzekolben enthielten
                              									zu dieser Zeit noch keine Spur von Vegetation.
                           In Koch's Gelatine fanden sich 111 Vegetationsflecken,
                              									welches Resultat für 1cc Wasser berechnet 222
                              									gibt; alle enthielten Bakterien, nur wenige der Vegetationen hatten die Gelatine
                              									verflüssigt.
                           Die Würzegelatine zeigte 15 Vegetationen, in 1cc
                              									Wasser also 30.
                           Nach 15 Tagen waren die übrigen 13 Würzekolben klar ohne Spur von Vegetation,
                              									dasselbe war der Fall mit allen 15 Bierkolben.
                           Einige weitere Versuchsreihen, die Hansen mit seinen
                              									Schülern ausführte, stimmten in dem Hauptresultate mit dem angeführten überein.
                           Man ersieht daraus, daſs die hygienische Methode immer zu hohe Resultate geliefert
                              									hat und daſs mit den Würzegelatinekulturen ebenso wenig zu machen ist. Während die
                              									Kulturen im Biere immer 0 und in Würze in den gleichzeitigen Reihen 0, 0, 6, 6, 3, 9
                              									Vegetationen auf 1cc Wasser ergaben, fanden sich,
                              									wenn Koch's Nährgelatine angewendet wurde, unter den
                              									gleichen Verhältnissen und in den entsprechenden Wasserproben 100, 222, 1000, 750,
                              									ja einmal 1500 in 1cc Wasser. Die allermeisten der
                              									sich in Gelatinekulturen entwickelten Bakterien kamen weder im Biere noch in der
                              									Würze fort und haben folglich für die Zwecke der Brauwasseranalyse keine
                              									Bedeutung.
                           Es wurde nun auch durch besondere Versuche nachgewiesen, daſs die Bakterien des
                              									Wassers auch nicht, wenn sie in groſser Menge eingeführt wurden, sich im Biere
                              									entwickeln konnten. Bezüglich der Würze ist Hansen zu
                              									der Ansicht geneigt, daſs die Infektionen weder durch die Menge der Wasserbakterien
                              									noch durch das Zusammenwirken verschiedener Arten, sondern durch einzelne speciell
                              									unter ihnen anwesende Arten, Hansen nennt sie
                              									Würzebakterien, hervorgerufen sind.
                           Auf diese Beobachtungen sich stützend, hat Hansen bei
                              									der Analyse des Altkarlsberger Wassers die folgende Methode in Anwendung
                              									gebracht:
                           In der vorher beschriebenen Weise wurden 15 Bier- und 15 Würzekolben, jeder mit einem
                              									Tropfen Wasser (0cc,04) und 10 Kolben jeder Sorte,
                              									je mit ¼cc Wasser beschickt, danach geschüttelt
                              									und gleichfalls bei 24 bis 25° C. 14 Tage stehen gelassen.
                           
                           Eine Analyse nach dieser Methode, im November ausgeführt, zeigte, daſs 1cc des Wassers nur 1,3 Würzebakterien, 1,3
                              									Schimmelpilzentwickelungen enthielt, also 2,6 Vegetationen insgesammt. Andere
                              									Vegetationen traten nicht hervor und das Bier wurde gar nicht angegriffen. Beziehen
                              									wir diese Resultate auf die Praxis, so würden wir also zu 1hl Bier 2½l
                              									Wasser geben können, ohne eine Bakterieninfektion hervorzurufen. Die Schimmelpilze
                              									des Wassers aber entwickeln sich bisweilen auch im Biere.
                           Das verwendete Bier war untergähriges Lagerbier (etwa 5 Vol.-Proc. Alkohol) und die
                              									verwendete Würze von der Art, wie sie in Brauereien zur Darstellung solchen Bieres
                              									benutzt wird (etwa 14 Proc. Ball.).
                           Es ist selbstverständlich auch zu empfehlen, eine Untersuchung jeder der in den
                              									Kolben entwickelten Vegetationen auszuführen. Namentlich hat es Bedeutung, zu
                              									entscheiden, ob eventuell anwesende Sproſspilze Saccharomyceten sind oder nicht, da,
                              									wie Hansen nachgewiesen, gerade zu jenen einige der
                              									allerschlimmsten Feinde der Brauerei gehören. Eine übersichtliche Anleitung bei
                              									diesen Bestimmungen gibt Jörgensen's Buch: Die Mikroorganismen der Gährungsindustrie, Berlin
                              									1886.
                           Bezüglich zweier Punkte, welche nicht besonders berücksichtigt wurden, nämlich
                              									bezüglich des Hefewaschwassers und des Weichwassers, macht Hansen die Bemerkung, daſs man in den Hefe wannen nicht so sehr die
                              									Vermehrung der im Wasser enthaltenen Bakterien als vielmehr die der Würzebakterien,
                              									welche die Hefe selbst vom Gährbottich mitbringt, zu befürchten habe. In Betreff des
                              									Weichwassers ist zu bedenken, daſs die Gerstenkörner schon an ihrer Oberfläche einen
                              									Reichthum von Bakterien besitzen, ehe sie mit dem Weichwasser in Berührung kommen,
                              									so daſs ein Mehr oder Weniger, wie gewöhnliches Wasser es mit sich bringen kann, in
                              									diesem Falle schwerlich von Bedeutung sein kann. Hauptsächlich sind es ja auch die
                              									Schimmelpilze, die in der Mälzerei gefürchtet sind, und sie werden sich auch in den
                              									früher beschriebenen Bier- und Würzekolben entwickeln, falls sie sich im Wasser
                              									vorfinden. Nach Hansen sind sie aber ebenso selten im
                              									Wasser als häufig in der Luft.
                           Hansen fordert schlieſslich seine Fachgenossen auf, nach
                              									Möglichkeit planmäſsige Wasseruntersuchungen in der eben geschilderten Weise
                              									durchzuführen, um dadurch Material zu schaffen, welches für die bakteriologische
                              									Beurtheilung des Brauwassers die bisher gänzlich fehlenden Anhaltspunkte geben
                              									könnte.
                           Ueber die wechselnde Beschaffenheit des Brauwassers und die
                                 										damit zusammenhängenden Betriebsstörungen berichtet Windisch (Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 237), welcher in zwei
                              									Fällen eine Verschlechterung des bisher tadellosen Brauwassers durch den Zutritt
                              									organischer Substanzen und dadurch hervorgerufene Bakterienentwickelung nachweisen
                              									konnte.
                           
                           Windisch macht ferner darauf aufmerksam, daſs die Anlage
                              									der Wasserreservoire das Wasser ungünstig beeinflussen kann, wenn jene Reservoire
                              									nämlich in der Nähe von Malz- oder Gerstenböden aufgestellt sind, ohne daſs dem
                              									Gersten- und Malzstaub, der so auſserordentlich reich an Bakterien und Keimen ist,
                              									jeglicher Zutritt zu dem Wasser benommen ist.
                           Ueber mehlige und glasige Gerste von W. Johannsen (Landwirthschaftliche Versuchsstationen,
                              									1888 Bd. 35 S. 19; im Auszug: Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1888 Bd. 35 S. 19). Die Frage der Mehligkeit der Malzgerste muſs
                              									nach Johannsen mit der Stickstofffrage zusammen fallen.
                              									Nach Tuxen's Beobachtung sind mehlige Körner immer
                              									stickstoffärmer als glasige vom gleichen Felde. Glasige Gerste kann, wie Petri und Grönlund bereits
                              									nachgewiesen, durch Zufuhr von Feuchtigkeit mehlig gemacht werden. Die praktischen
                              									Mälzer betrachten die Mehligkeit als eine sehr wichtige Eigenschaft der Braugerste.
                              									Wie nun ein Versuch in Altkarlsberg gezeigt, wobei glasige Gerste durch Besprengen
                              									mit Wasser mehlig gemacht, dann getrocknet wurde, bis sie denselben Wassergehalt
                              									aufwies wie die in glasigem Zustande belassene Hälfte, und nun die mehlige und
                              									glasige Hälfte gesondert verarbeitet wurde, kann die Mehligkeit als solche keine
                              									besondere Beachtung beanspruchen, da die Ausbeute bei der mehlig gemachten Probe
                              									eine Spur kleiner war, während die Zuckermengen in beiden Fällen gleich waren. – Die
                              									Klagen der Brauer über schlechte Eigenschaften der glasigen Gersten dürften wohl nur
                              									den zugleich stickstoffreichen gelten.
                           Ueber das mechanisch-pneumatische System der Mälzerei J.
                                 										Saladin berichtet ausführlich O. Saare
                                 										(Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 17), welcher eingehende
                              									Untersuchungen anstellte über die Leistungen des Systemes in der Leipziger
                              									Bierbrauerei zu Reudnitz, Riebeck und Co.,
                              									Actiengesellschaft, der Bierbrauerei E. Meyer in Mainz
                              									(Inhaber J. Geyl), der Actienbrauerei Ludwigshafen a.
                              									Rh., der Brauerei Petersberg (Inhaber Schuchard und
                                 										Erbsloh), Eisenach, der Burgbrauerei in Mühlhausen i. Thüringen (Inhaber
                              										Chr. Weymar). Am eingehendsten wurde das Wesen des
                              										Saladin'schen Systemes in Leipzig verfolgt, in den
                              									übrigen genannten Mälzereien kam es wesentlich darauf an, festzustellen, daſs das
                              										Saladin sehe Verfahren geeignet sei, sich den
                              									verschiedensten Verhältnissen anpassen und einfügen zu lassen. Bezüglich der
                              									Ausführung der Versuche und der Schilderung der einzelnen Anlagen muſs hier auf die
                              									umfassende Originalarbeit verwiesen werden. Saare faſst
                              									schlieſslich das Resultat seiner Beobachtungen und Versuche folgendermaſsen
                              									zusammen:
                           1) Das System Saladin gestattet, die Temperaturen im
                              									Malze im Sommer wie im Winter sowohl auf gewünschter Höhe mit hinreichender
                              									Sicherheit zu erhalten, als auch diese gewünschten Temperaturen ganz nach dem
                              									Belieben des betreffenden Mälzers einzurichten. Das Malz läſst sich ebensowohl bei
                              									niederen (12,5 bis 15° C.) wie bei höheren (17,5 bis 19° C.) Temperaturen führen.
                              									Die Regulirung der Temperaturen im Malze mittels Kaltluftzuführung ist bei genauer
                              									und sorgfältiger Ausnutzung der gebotenen Mittel (Regulirung der Temperatur in den
                              									Kaltluftkanälen und rechtzeitiges Schlieſsen und Oeffnen der Luftzuführungsklappen)
                              									eine sichere und leichte. Je nach der Handhabung der Luftzuführung und der
                              									Auflockerer ist es möglich, sowohl langes wie kurzes Gewächs zu erzielen. Bei
                              									sofortiger Luftzuführung und möglichst sparsamem Auflockern wird ein langes
                              									gekräuseltes Gewächs wie auf der Tenne erhalten, während bei erst nach der Erwärmung
                              									des Haufens beginnender Lüftung und häufigerem Auflockern das Gewächs mehr gerade
                              									und kurz ausfällt. Auch der Beschaffenheit der Gerste kann natürlich mit diesen
                              									Mitteln Rechnung getragen werden.
                           Die Feuchtigkeitsverhältnisse im Malze werden bei dem Saladin'schen Verfahren wesentlich bedingt durch die Weichzeit. Dieselbe
                              									muſs eine längere sein wie beim Tennenmalz (10 bis 12 Stunden länger), sowie durch
                              									die Sättigung der dem Malz zuzuführenden Luft mit Feuchtigkeit, welche durch die Saladin'schen Umwechsler vollständig bewirkt wird. Es
                              									findet in den Keimkästen zwar trotzdem eine Wasserabnahme statt, jedoch ist dieselbe
                              									nicht so groſs, daſs dadurch eine Schädigung in der Qualität des Malzes Platz
                              									greift.
                           2) Die Sicherheit in der Innehaltung bestimmter Temperatur- und
                              									Feuchtigkeitsverhältnisse im Malze, welche das Saladin
                              									sehe Verfahren gewährt und welche sowohl bei hoher Sommertemperatur und Trockenheit
                              									der äuſseren Luft als auch zur Winterszeit beobachtet wurden, sowie die Erfahrungen
                              									der Besitzer, welche mit dem Saladin'schen Verfahren in
                              									beiden Fällen arbeiteten, beweisen, daſs dasselbe gestattet, während des ganzen
                              									Jahres ein gutes Braumalz herzustellen. Dasselbe ist jedenfalls in Folge der starken
                              									Luftbewegung schimmelfrei, während es auf der Tenne im Sommer und oft auch im Winter
                              									vor dieser Gefahr nicht zu schützen ist. Saare fand –
                              									nebenbei bemerkt – die das Malz umgebende Luft bei dem Saladin'schen System frei von Kohlensaure.
                           3) Daſs der für die Mälzerei erforderliche Raum um ein Bedeutendes eingeschränkt
                              									wird, geht schon daraus hervor, daſs die Haufen bei der 10cm pneumatischen Mälzerei 60 bis 65cm, bei der Tennenmälzerei nur etwa noch liegen.
                              									An einem direkten Beispiel mag nachgewiesen werden, wie groſs die Raumersparniſs bei
                              									der pneumatischen Mälzerei ist. In der Reudnitzer pneumatischen Mälzerei ist die
                              									Bodenfläche des eigentlichen Mälzungsraumes 450qm
                              									groſs, dazu sind zu rechnen ⅓ dieses Raumes für die Anlage der Ventilatoren,
                              									Umwechsler, Exhaustoren, so daſs die ganze pneumatische Anlage einen Raum von rund
                              										600qm einnimmt. In diesem Raume wachsen 1600
                              									Centner = 80000k Gerste.
                           
                           Bei der Tennenmälzerei rechnet man für 1hl Gerste
                              									oder 64k als durchschnittliches Hektolitergewicht
                              									angenommen 2qm,35 Tennenfläche, also für 80000k Gerste 2937qm
                              									Bodenfläche.
                           Die Saladin'sche Anlage beansprucht also für ein gleich
                              									groſses Gewicht zu vermälzender Gerste nur ⅕ des Raumes, welche für eine
                              									Verarbeitung auf der Tenne erforderlich ist.
                           Dadurch daſs das Malz in den Keimkasten auch gleich geschwellt werden kann, tritt
                              									eine gewisse Entlastung der Darre ein.
                           4) Daſs die Handarbeit auf ein ganz Geringes bei der Saladin'schen Mälzerei herabgedrückt wird, geht aus der einfachen
                              									Thatsache hervor, daſs bei einer Verarbeitung von 1600 Centner Gerste in einem Raume (Reudnitz) nur 2 Mälzer – einer für den
                              									Tages- und einer für den Nachtdienst – in Thätigkeit sind und nur für das Ausstoſsen
                              									und das Ziehen der Haufen einige Leute mehr für 1½ Stunden im Tage erforderlich
                              									werden. Daſs die an Stelle der Handarbeit getretene Maschinenkraft theurer werden
                              									sollte als erstere, ist nicht anzunehmen.
                           Das Saladin'sche System liefert also zu jeder Jahreszeit
                              									bei hoher Raumersparniſs und starker Verminderung der Handarbeit ein der chemischen
                              									Beschaffenheit dem Tennenmalz gleichwertiges, schimmelfreies, an verletzten Körnern
                              									armes Malz von höherem Hektolitergewicht als Tennenmalz aus gleicher Gerste.
                           Das System Saladin läſst sich auch in bestehenden alten
                              									Tennenanlagen selbst unter schwierigen Verhältnissen anlegen.
                           Pneumatischer Keimapparat mit mechanischem Betriebe von Paul
                                 										Weinig in Hanau (* D.R.P. Nr. 41560 vom 28.
                           November 1886). Der Keimapparat besteht aus einer gröſseren Anzahl neben einander
                              									liegender Kammern, deren oberer Abschluſs durch die Keimhorden gebildet wird,
                              									derart, daſs eine einzige langgestreckte Keimfläche entsteht, über welche ein Weinig'scher Malzwender (Patentschrift Nr. 6825) sich
                              									bewegt. Die Keimhorden sind durch Dichtungsstreifen oder mit Sand oder mit Wasser
                              									gefüllte Rinnen gegen die unter ihnen liegenden Kammern abgedichtet und laufen mit
                              									Rädern auf Schienen, welche durch Wellen mit Excentern gehoben und gesenkt werden,
                              									so daſs man die Horden von einer Kammer zur andern fortbewegen kann. Mittels eines
                              									Exhaustors wird in bekannter Weise durch das auf den Keimhorden liegende Keimgut
                              									Luft gesaugt.
                           Die mechanisch-pneumatische Mälzerei ist Gegenstand
                              									einer gröſseren Abhandlung in der Allgemeinen Zeitschrift
                                 										für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 S. 51 u.f.), welche nach
                              									einer kurzen historischen Einleitung eingehend die Radmälzerei von Schnell und Vögeli und die oben erwähnte Weinig'sche Mälzerei bespricht.
                           Das in mehreren Staaten patentirte System Schnell und
                                 										Vögeli besteht aus einem groſsen, ganz aus Eisen construirten Rade, welches
                              									auf 4 Rollen läuft und je nach Auflage des Betriebsriemens auf eine
                              									Stufenriemenscheibe rascher oder langsamer bewegt werden kann. Das Rad selbst ist in 12 Abtheilungen
                              									oder Kastens zur Aufnahme des Keimgutes getheilt. Boden und Deckel eines jeden
                              									Kasten bestehen aus perforirtem Blech. Unter dem durchlöcherten Boden ist je ein
                              									hohler Raum, in welchen 12 Luft- und Wasserzuführungsröhren einmünden. In der Mitte
                              									der 12 zu den Kästen führenden Leitungsröhren ist ein Wechsel angebracht, dessen
                              									Handhabung bezieh. Stellung es ermöglicht, die Luft oder auch das Wasser je nach
                              									Bedarf in die Kästen eintreten zu lassen. Die Anlage gestattet auch, das Weichen der
                              									Gerste im Rade vorzunehmen. Bezüglich der Arbeitsweise der vorläufig als
                              									Versuchsmälzerei ausgeführten Anlage sei hier auf das Original verwiesen.
                           Ein Meinungsaustausch über die Malzpoliermaschine, wobei
                              										Dr. Holzner jene Apparate für unnütz erklärt,
                              									während Dr. Prior für deren Zweckmäſsigkeit eintritt,
                              									findet sich in der Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1888 Bd. 11 S. 8, III, 141 u.f.
                           Malzentkeimungs-, Putz- und Sortirmaschine von F.J. Sommer in Landshut i.B. (* D.R.P. Nr. 41528 vom
                              									17.
                           Februar 1887). Die Maschine stellt eine Combination der unter Nr. 32 341 patentirten
                              									Malzentkeimungsvorrichtung mit einem Windsaugekasten und einer abgeänderten
                              									Malzputztrommel dar. Das Malz wird in der Trommel der Entkeimungsvorrichtung durch
                              									Schläger, Schaufeln u. dgl., sowie in Folge der Reibung der Körner an einander von
                              									den Keimen befreit, passirt die perforirte Fläche des Windsaugekastens, welcher die
                              									leichten Verunreinigungen und Keime fortführt, und gelangt alsdann in die
                              									Putztrommel. Letztere setzt sich aus einem cylindrischen und einem konischen Theile
                              									zusammen, damit das im cylindrischen Theile von Keimen gereinigte Malz im unteren
                              									konischen Theile in Folge des geringeren Gefälles längere Zeit verweilt, um sich
                              									durchfallend vollständig von den Steinen abzusondern.
                           Ein Wendeapparat für Malz und ähnliche Materialien wurde Johann Schäfer Söhne in Crefeld patentirt (* D.R.P. Nr. 41525 vom 6.
                              									Februar 1887).
                           Einen Apparat zu dem gleichen Zwecke von Franz Hochmuth
                              									in Dresden beschreibt Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 197.
                           C.J. Lintner.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)