| Titel: | Ueber die Steinkohlevorkommnisse und -Gewinnung auf der Erde. | 
| Fundstelle: | Band 268, Jahrgang 1888, S. 577 | 
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                        Ueber die Steinkohlevorkommnisse und -Gewinnung
                           								auf der Erde.
                        Ueber die Vorkommnisse und Gewinnung der Steinkohle.
                        
                     
                        
                           Die Verwendung der Steinkohle hat zuerst in England sowohl zum Schmieden als auch zum
                              									Schmelzen der Erze stattgefunden. Im J. 1183 wird erwähnt, daſs die Hammerschmiede
                              									zu Wearmouth und Sheffield einen Steinkohlezins zu zahlen hatten. In Belgien soll
                              									sie von einem Engländer entdeckt und von einem Hufschmiede in dem Dorfe Plénéraux
                              									bei Lüttich im J. 1198 zum Schmieden benutzt worden sein. Von da ist die Kenntniſs
                              									und Gewinnung der Steinkohle nach Deutschland in das nahe gelegene Kohlebecken von
                              									Aachen übertragen worden, wo schon im Anfange des 13. Jahrhunderts Kohle gewonnen
                              									wurde: an der Ruhr und in Sachsen im 14. Jahrhundert. In Frankreich wurde schon vor
                              									1321 zu Roche-la-Molière im Loire-Thale Steinkohle gewonnen.
                           Nächst Nordamerika besitzt Groſsbritannien die gröſste Fläche an Kohlefeldern. Die
                              									englischen und belgischen Felder dürften bis jetzt verhältniſsmäſsig am stärksten
                              									bebaut sein.
                           1) Groſsbritannien. Die Hauptkohlebecken
                              									Groſsbritanniens sind die von Durham, Northumberland, Yorkshire, Derbyshire und
                              									South Wales. Die bedeutendsten Gruben sind die von Newcastle. Man unterscheidet in
                              									nachstehend aufgeführten Bezirken die Kohle in: 1) Anthraeit, in Wales vorkommend:
                              									2) Kokskohle, vorkommend in Northumberland, Durham, South-Wales, Derbyshire und
                              									Lancashire; 3) nichtkokende Kohle, wie die Thisk-, Broock-, Heathen- und die
                              									Schieferkohle Schottlands, und 4) in Cannelkohle, Gaskohle. Der Durhamkoks ist am
                              									besten für die Eisenhochöfen und es verdanken die von Cleveland ihre hohe
                              									Leistungsfähigkeit diesem Koks. In der Gewinnung steht bekanntlich Groſsbritannien
                              									obenan (vgl. Tabelle S. 578).
                           Die Ausfuhr Groſsbritanniens an Steinkohle betrug 1885 nach Frankreich 4215456t, Italien 2703471t, Deutschland 2635436t, Schweden und
                              									Norwegen 1835810t, Ruſsland 1471207t, Spanien und Portugal 1328601t, Britisch-Indien 1304994t, Dänemark 1160409t, Aegypten 1142516t, nach den übrigen
                              									Ländern der Erde 5972363t,
                           
                              
                                 zusammen
                                 23770263t
                                 
                              
                                 gegen
                                 1886
                                 23284960t
                                 
                              
                                 „
                                 1887
                                 10415000t
                                 
                              
                           In den Flötzen von über 0m,3 Mächtigkeit und über
                              										1200m Tiefe soll ganz Groſsbritannien nur noch
                              									über annähernd 146480 Millionen Tonnen Kohlen verfügen, welcher Vorrath bei einer
                              									jährlichen Gewinnung von 163000000t, wie die von
                              									1884, noch für 261 Jahre im günstigsten Falle und im ungünstigsten Falle nur noch
                              									für 106 Jahre ausreichen würde, was für Englands Industrie keine gute Aussicht wäre;
                              									Amerika würde dann vielleicht seine groſsen Kohleschätze mehr heben und verwerthen
                              									können.
                           
                           Groſsbritannien.
                           
                              
                                 
                                    
                                    Steinkohle-Bezirke
                                    
                                 Gewinnung1= 1000t zu 1000k
                                 Anzahl derbetriebenen Werke
                                 Anzahlder
                                    											berschäftigtenArbeiter
                                 Leistung aufMann und Jahr in
                                    											t
                                 
                              
                                 1876
                                 1885
                                 1876
                                 1885
                                 1876
                                 1885
                                 1876
                                 1885
                                 
                              
                                 NorthumberlandSouth DurhamLancashire, N.
                                    											and E.West Lancashire and North
                                    											WalesYorkshireDerbyshireCheshire,
                                    											ShropshireStaffordshire, Nord and SouthWearmouthSouth
                                    											WalesEast ScotlandWest ScotlandIreland
                                   14341  19825    8498  11693  15371  12528    5648  10160    7135  11850  11854    7110      127
                                   16690  20728    9894  13387  18793  17234    6425  10020    9502  17480  15143    6485    
                                    											110
                                   225  185  385  302  562  365  103  586  268  400  334  232    55
                                   203  194  287  225  395  355  225  365  294  305  323  244    27
                                   48754  58380  30382  42174  60017  52384  27779  32798  33214  46319  40832  29145    1365
                                   53011  55771  30640  41565  63562  55163  21889  23137  35695  61617  46022  23908      860
                                 294339277277256239203309214255290244  93
                                 314371323322295312293433266283329271128
                                 
                              
                                 Summa
                                 136140
                                 161891
                                 4002
                                 3442
                                 503543
                                 512840
                                 270
                                 315
                                 
                              
                                 gegen 1884     „     1883     „    
                                    											1880     „     1870     „     1860     „     1854
                                 ––––––
                                 163000166000149000112000  85000  66000
                                 –––2851––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                           
                           2) Nordamerika, a) Die
                                 										Vereinigten Staaten besitzen folgende Kohlebecken:
                           
                              
                                 
                                 engl. Quadrat-Meilen
                                 
                              
                                 1) westliches Becken in den Staaten Iowa,
                                    											Missouri,      Kansas und Nebraska, groſs
                                   65000
                                 
                              
                                 2) das groſse mittlere Becken in den Staaten
                                    											Illinois,      Indiana und Kentucky
                                   50000
                                 
                              
                                 3) das kleine nördliche Becken im Staate Michigan
                                   12000
                                 
                              
                                 4) das groſse Alleghany-Becken in den Staaten
                                    											Penn-      sylvanien, Ohio, Maryland, West-Virginien,
                                    											Tennessee      und Alabama
                                   64528
                                 
                              
                                 5) das Anthracitbecken im nördlichen Theile von
                                    											Penn-      sylvanien
                                       472
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 192000
                                 
                              
                           Von diesen Becken ist bis jetzt das kleinste am stärksten bebaut worden, und zwar in
                              									Folge der im Bereiche des Anthracitbeckens von Pennsylvanien bestehenden
                              									Eisenindustrie. Wie in allen Ländern, so ist auch in den Vereinigten Staaten die
                              									Kohlegewinnung von der Metallindustrie am meisten abhängig. Die Entwickelung der
                              									Anthracitgewinnung Pennsylvaniens geht aus folgenden Zahlen hervor:
                           
                              
                                 1820
                                         1996t
                                 
                              
                                 1850
                                   3925179
                                 
                              
                                 1860
                                   9964032
                                 
                              
                                 1870
                                 16637689
                                 
                              
                                 1880
                                 25240973
                                 
                              
                                 1885
                                 33520841
                                 
                              
                           Die Flötze daselbst haben eine Mächtigkeit von 1,22 bis 22m,86, letztere hat übrigens nur ein Flötz.
                           
                              
                                 An Fettkohle wurde 1885 in den Ver. Staaten gewonnen
                                 10331107t
                                 
                              
                                 dazu obige Anthracitkohle von
                                 33520841
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa Steinkohlegewinnung der Ver.
                                    											Staaten
                                 43851948t
                                 
                              
                           Ausfuhr und Einfuhr sind gering und beschränken sich hauptsächlich auf die
                              									Dampfschifffahrt.
                           Braunkohle wird in den Vereinigten Staaten bedeutend mehr gewonnen, 1884 =
                              										74910228t.
                           b) Canada besitzt auſser Steinkohle in Neu-Schottland
                              									ebenfalls bedeutende Ablagerungen von Lignitkohle am Belly-River, in Grassy-Island,
                              									Horseshoc Bend, Blackford Crossing und im südlichen Saskatchewan-Bezirke.
                           3) Mexico und Brasilien. In Mexico ist bis jetzt wenig
                              									Steinkohle bekannt und in Brasilien hat man erst in neuerer Zeit die Kohlelager in
                              									den Districten Desterro und Santa Catharina kräftiger angegriffen.
                           4) Australien. Australien besitzt reiche Kohlefelder an
                              									den Cordilleren von Ost-Australien in Neu-Südwales und Queensland, auch in Victoria
                              									und Neu-Seeland. In Neu-Südwales, welches die reichsten und mächtigsten Kohlefelder
                              									besitzt, ist die Kohle 1796 bei Newcastle-Harbour entdeckt worden und wird
                              									daselbst seit 1802 bebaut. Dasselbe lieferte:
                           
                              
                                 1858
                                 
                                 
                                 
                                   246397t
                                 
                              
                                 1869
                                 
                                 
                                 
                                   919774
                                 
                              
                                 1879
                                 
                                 
                                 
                                 1583381
                                 
                              
                                 1882
                                 
                                 
                                 
                                 1775224
                                 
                              
                                 1873
                                 führte
                                 New-Südwales
                                 aus
                                   425937
                                 
                              
                                 1879
                                 „
                                   „           „
                                 „
                                   621087
                                 
                              
                           1879 waren 37 Gruben in Betrieb mit 5035 Arbeitern und wurden
                              									also für 1 Mann 314t erzielt, was eine hohe
                              									Leistung ist.
                           5) Deutsches Reich. Deutsehland hat nach England den
                              									bedeutendsten Steinkohlebergbau der Erde, der sich aber erst seit Einführung der
                              									Eisenbahnen und Ausdehnung der Eisenhütten emporgeschwungen hat. Die Gewinnung in
                              									den einzelnen Staaten Deutschlands betrug:
                           
                              
                                 
                                 1862
                                 1873
                                 1882
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 Preuſsen
                                 13448728
                                 32347909
                                 47097376
                                 
                              
                                 Sachsen
                                   1008450
                                   3166075
                                   3807848
                                 
                              
                                 Elsaſs-Lothringen
                                 ?
                                     308959
                                     581525
                                 
                              
                                 Bayern
                                     226790
                                     432578
                                     519822
                                 
                              
                                 Oldenburg
                                 ?
                                     112351
                                     105864
                                 
                              
                                 Hessen
                                     141662
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Baden
                                        9376
                                       12694
                                        8522
                                 
                              
                                 Thüringische Staaten
                                 ?
                                       11714
                                         762
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 14875006
                                 36390280
                                 52121719
                                 
                              
                           In Preuſsen, wo das Ruhrbecken bis jetzt die meiste Kohle geliefert hat, ist der
                              									bedeutendste Steinkohlebergbau Deutschlands. Nach diesem Becken folgt Schlesien,
                              									dann der preuſsische Theil des Saarbeckens, während das Königreich Sachsen die
                              									vierte, das Aachener Becken die fünfte, der lothringische Theil des Saarbeckens die
                              									sechste, der bayerische Theil dieses Beckens die siebente, Oldenburg die achte,
                              									Baden die neunte und die Thüringischen Staaten die zehnte Stelle einnehmen.
                           Die Anzahl der Flötze u.s.w. in den Hauptbecken Deutschlands ist:
                           
                              
                                 
                                 FlötzeAnzahl
                                 bau-würdigAnzahl
                                 Kohle
                                 unbau-würdigAnzahl
                                 Kohle
                                 SummaKohle
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 m
                                 
                                 m
                                 m
                                 
                              
                                 Ruhrbecken
                                 130
                                 76
                                   63,38
                                 54
                                   14,70
                                     78,08
                                 
                              
                                 Oberschles. Becken
                                 114
                                 ?
                                 ?
                                 ?
                                 ?
                                 154,8
                                 
                              
                                 Saarbecken (im Westfeld)
                                 200
                                 82
                                 77,6
                                 118
                                 29,7
                                 107,3
                                 
                              
                           Das Ruhrbecken hat nicht allein in Deutschland, sondern in Europa die gröſste
                              									Kohleablagerung aufzuweisen gehabt. Im J. 1885 förderten 117 Zechen mit 92712
                              									Arbeitern 26804000t oder jeder Arbeiter 289t, während die Förderung vom Jahre 1820 nur
                              										500000t betrug. Die Güte der Kohle nimmt mit
                              									der höheren Lage der Flötze zu: die unteren Flötze enthalten nämlich Sandkohle, die
                              									mittleren Backkokskohle und die oberen Backgaskohle.
                           
                           Im oberschlesischen Becken ist das Verhältniſs umgekehrt; hier halten die liegendsten
                              									Flötzpartien Backkohle und die oberen Sinterkohle. Es gibt in diesem Becken viele
                              									Flötze von groſser Mächtigkeit, bis zu 8m,9 Kohle.
                              									Im J. 1884 wurden mit 39081 Arbeitern 12292067t
                              									oder jedem Arbeiter 314t Kohle in diesem Becken
                              									gewonnen.
                           Im Saarbecken wechselt die durchschnittliche Mächtigkeit der Flötze zwischen 0,7 bis
                              										1m,21; das stärkste Flötz ist das Flötz
                              									Blücher von 3m,9 Mächtigkeit. Die Kohle des sogen.
                              									liegenden Zuges ist eine gute Gaskohle, während die Flötze des mittleren und
                              									hangenden Zuges Sinterkohle, einige des letzteren in der oberen Abtheilung Sandkohle
                              									enthalten. Im J. 1815 betrug die Gewinnung in diesem Becken nur 80000t, 1850 schon 600000t und 1885 6999519t. An letzterer waren
                              									betheiligt:
                           
                              
                                 die
                                 preuſsischen
                                 Werke
                                 mit
                                 6213041t
                                 
                              
                                 „
                                 lothringischen
                                 „
                                 „
                                  590739
                                 
                              
                                 „
                                 bayerischen
                                 „
                                 „
                                  195739
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 6999519t
                                 
                              
                           Deutschland soll in seinen Becken noch mehr gewinnbare Kohle besitzen als
                              									Groſsbritannien in den seinigen, und zwar:
                           
                              
                                 im
                                 rheinisch-westfälischen Becken
                                 etwa
                                  100000000000t
                                 
                              
                                 „
                                 oberschlesischen Becken
                                 „
                                 200000000000
                                 
                              
                                 „
                                 Saarbecken
                                 „
                                   50000000000
                                 
                              
                                 in
                                 den übrigen Becken
                                 „
                                   50000000000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 zusammen
                                 etwa
                                  400000000000t
                                 
                              
                           gegen 146480 Millionen Tonnen in Groſsbritannien.
                           Hiernach würde Deutschland bei einer gleichen Gewinnung wie die gegenwärtige von rund
                              									60 Millionen Tonnen für 1 Jahr noch für etwa 6000 Jahre Kohle besitzen oder den
                              									gegenwärtigen Verbrauch Europas auf etwa 1500 Jahre decken.
                           Im J. 1885 betrug die Ausfuhr Deutschlands an Kohle nach den Niederlanden 2947256t, Oesterreich – Ungarn 2484665t, Frankreich 1129339t, Belgien 741536t, Schweiz 600512t, den übrigen Ländern 1052208t, zusammen 8955516t.
                           6) Belgien besitzt zwei Steinkohlenbecken: das von
                              									Lüttich und das von Charleroi-Mons. Letzteres setzt in Nordfrankreich hinein.
                              									Belgiens jährliche Kohlegewinnung betrug im Durchschnitt:
                           
                              
                                 von
                                 1831
                                 bis
                                 1840
                                    2916600t
                                 
                              
                                 „
                                 1851
                                 „
                                 1860
                                   8085200
                                 
                              
                                 „
                                 1871
                                 „
                                 1880
                                 15033200
                                 
                              
                                 
                                 
                                 1884
                                 
                                 18051499
                                 
                              
                           Wie in Groſsbritannien und Deutschland, so ist auch in Belgien die Ausfuhr bedeutend
                              									gröſser als die Einfuhr, und es betrug erstere im J. 1885 nach Frankreich 3660852t, den Niederlanden 117572t und den übrigen Ländern 197278t, zusammen 3975702t.
                           
                           7) Frankreich.
                           
                              
                                 
                                 Frankreichs Steinkohle-
                                 
                              
                                 
                                 Gewinnung
                                 Einfuhr
                                 Verbrauch
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 1850
                                   4433567
                                 2791700
                                   7225267
                                 
                              
                                 1870
                                 14330308
                                 4779650
                                 19109958
                                 
                              
                                 1880
                                 19412112
                                 8635014
                                 28047126
                                 
                              
                                 1885
                                 19098260
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Haupt- und bebauten Kohlebecken Frankreichs sind: die Becken von Valenciennes,
                              									Pas-de-Calais, St. Etienne, Alais, Commentry, Blaney-Kreusot, Graissessac, Epinac,
                              									Aubin, die Anthracitbecken von Mayenne, Drac, Savoire und das Lignitbecken von Aix.
                              									Das reichhaltige Becken von Pas-de-Calais ist erst 1852 entdeckt worden.
                           Algier besitzt fast keine Steinkohle.
                           Durch den Verlust von Elsaſs-Lothringen hat Frankreich gegenwärtig eine geringere
                              									Steinkohlegewinnung von gegen 600000t. – Ungefähr
                              									¾ seines Verbrauches fällt auf die Hütten.
                           8) Spanien. Spanien besitzt nicht unbedeutende
                              									Kohleablagerungen, indessen gewinnt es gegenwärtig nur etwa die Hälfte seines
                              									Bedarfes. Die Kohlevorkommnisse desselben sind: die Kohlefelder von Langreo und
                              									Miéres in Asturien (die kohlereichsten), die kleineren Felder von Quiros, Teberga,
                              									Santofiome, Riosa und Arno (letzterer hat Flötze von 2 bis 12m Mächtigkeit), das Kohlebecken der Provinz
                              									Cordoba, welches groſse Ausdehnung besitzt, zwischen Espiel und Peñarroya am
                              									reichsten ist und daselbst Flötze von Fett- und Maschinenkohle bis zu 10 bis 15 und
                              										20m mächtig hat, welche theilweise durch
                              									Tagebau bebaut werden. Dann folgen das Becken von Villanueva del Rio (Provinz
                              									Sevilla) und die kleineren Becken von San Adria de Juarros (Provinz Burgos), von
                              									Henarejos (Provinz Cuenca), von Erill-Castell (Provinz Lerida), von Puertollano
                              									(Provinz Cindad-Real) und von Villagareia, Fuente del Arco und Los Sandes (Provinz
                              									Badajos).
                           Ungefähr die Hälfte der Gewinnung liefert die Provinz Oviedo.
                           Die einschlagenden Verhältnisse Spaniens sind nachstehende:
                           
                              
                                 
                                 Steinkohle
                                 Braunkohle
                                 Einfuhr
                                 Verbrauch
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 t
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 1860
                                   320899
                                 18952
                                   452479
                                   792330
                                 
                              
                                 1870
                                   621832
                                 40095
                                   566911
                                 1228838
                                 
                              
                                 1882
                                 1165517
                                 30738
                                 1108081
                                 2304336
                                 
                              
                                 1884
                                   952970
                                 26380
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Der Bergbau in Spanien steht, wie bekannt, nicht auf der Stufe, auf welcher er sich
                              									befinden könnte.
                           9) Oesterreich-Ungarn. Oesterreichs Steinkohlegwinnung
                              									betrug 1884 7190866t, davon lieferte Böhmen
                              										3398539t, Schlesien 2341444t, Mähren 1005817t, Galizien 400084t, Niederösterreich
                              										44653t und Steiermark 328t.
                           Ungarn ist wie Böhmen reich an Stein- und Braunkohle und es ist in neuerer Zeit in
                              									Ungarn neben dem Eisensteinbergbau der Kohlebergbau der wichtigste. Bebaute
                              									Steinkohlelager finden sich zu Ujbanya bei Eibenthal, zu Szekul bei Reschitza, Doman-Reschitza,
                              									Fünfkirchen, Szászka, Váralja, Ujoar-Töresvar, Steierdorf-Anina und bei Oravicza.
                              									Auf letzterem Lager bauen die ältesten und bedeutendsten Gruben der
                              									österreichisch-ungarischen Monarchie.
                           Die Kohleproduction Ungarns betrug:
                           
                              
                                    Schwarzkohle
                                 1864
                                    350000t
                                 
                              
                                 „
                                 1883
                                   900000
                                 
                              
                                 Braunkohle
                                 1864
                                   250000
                                 
                              
                                 „
                                 1883
                                 1500000
                                 
                              
                           Wegen der geringen Industrie Ungarns hat sich der Kohlebergbau daselbst noch nicht
                              									dem Kohlevorkommen entsprechend entwickelt. Sowohl Ungarn als Oesterreich führen
                              									noch Kohle ein, aber wenig aus.
                           10) Bulgarien. Bei Trewna befinden sich reiche
                              									Kohlefelder, welche der fehlenden Transportmittel wegen noch nicht bebaut
                              									werden.
                           11) Türkei. Der einzige Steinkohlebergbau der Türkei
                              									findet bei Eregli oder Bender-Eregli an einem Golfe des Schwarzen Meeres, wo 1834
                              									die Kohle entdeckt wurde, statt. Das Becken erstreckt sich auf 2½ bis 3 Stunden
                              									Breite und auf etwa 30 Stunden Länge bis Amassra hin. Die Kohle besitzt groſse
                              									Reinheit und werden jährlich etwa 100000t
                              									gewonnen. – Der Steinkohleverbrauch der Türkei beschränkt sich auf die Seestädte und
                              									die Eisenbahnen; die Einfuhr erfolgt von England.
                           12) Schweden und Norwegen. Schweden ist arm an Kohle,
                              									nur auf der Insel Bornholm und in der Provinz Schonen hat es solche. Südschonen
                              									lieferte 1884 aus den Steinkohlefeldern bei Hoganäs, Billesholm und Bjuf 286586t. Schweden deckt nur etwa 10 Proc. seines
                              									Bedarfes, was für seine Metallindustrie sehr nachtheilig ist; das Roheisen wird mit
                              									Holzkohle erblasen.
                           Norwegen besitzt keine mineralischen Brennstoffe und hat dadurch auch geringen Berg-
                              									und Hüttenbetrieb, obschon es reich an Erzen ist.
                           13) Ruſsland. Das erste und wichtigste Becken ist das
                              									von Donetz mit vorzüglicher Schmiede-, Gas- und Kokskohle, das zweite ist das
                              									Moskauer und das dritte das Dombrowaer Becken in Polen. Im Kaukasus kommt Liaskohle
                              									in der Gegend von Kutais vor; im Ural Steinkohle bei Suhologsk im Districte
                              									Ekaterinenberg, bei Nicolsk und Wero-Afanasiewsk, bei Gorschinsk und Fadmisk; in der
                              									Kirgisensteppe am Nordabhange des Altai, am Baikal-See, auf der Insel Sachalin, an
                              									der unteren Tunguska.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Ruſslands Kohle-
                                 
                              
                                 
                                 Gewinnung
                                 Einfuhr
                                 Ausfuhr
                                 Verbrauch
                                 
                              
                                 
                                 t
                                 t
                                 t
                                 t
                                 
                              
                                 1873
                                 1173546
                                   819347
                                 ?
                                 1992893
                                 
                              
                                 1878
                                 2524291
                                 1772302
                                 1605
                                 4214988
                                 
                              
                                 1882
                                 3773665
                                 1686776
                                 ?
                                 5458441
                                 
                              
                                 1883
                                 3977041
                                 ?
                                 ?
                                 ?
                                 
                              
                           
                           Die Kohlegewinnung der einzelnen Länder betrug:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 268, S. 584
                              Zahl der; Gruben; Arbeiter;
                                 										Gewinnung; Werth; t; Mk.; auf jeden Arbeiter; Braunkohle; Preuſsen; Hannover;
                                 										Churhessen; Nassau; Anhalt; Sachsen; Thüringische Staaten; Braunschweig;
                                 										Groſsherzogthum Hessen; Bayern; Oldenburg Mecklenburg; Lippe und Waldeck; Sa.
                                 										Deutsches Reich; Ver. Staaten; Oesterreich; Ungarn; Frankreich und Algier;
                                 										Italien; Spanien; Ruſsland; Griechenland; Portugal; rund; geschätzt.
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 268, S. 585
                              Zahl der; Gruben; Arbeiter;
                                 										Gewinnung; Werth; t; Mk.; auf jeden Arbeiter; Steinkohle; Preuſsen; Hannover;
                                 										Churhessen; Sachsen; Bayern; Baden; Thüringische Staaten; Oldenburg,
                                 										Mecklenburg; Elsaſs-Lothringen; Sa. Deutsches Reich; Groſsbritannien; Ver.
                                 										Staaten; Frankreich; Belgien; Oesterreich; Ruſsland; China; Indien; Australien;
                                 										Südamerika; Canada; Spanien; Japan; Ungarn; Tasmanien; Schweden; Afrika; Türkei;
                                 										Portugal; rund; geschätzt.
                              
                           
                           Die Gewinnung von 1883 bestand aus
                           
                              
                                 3439344t
                                 Steinkohle,
                                 
                              
                                   518398
                                 Anthracit,
                                 
                              
                                     19299
                                 Braunkohle.
                                 
                              
                           Das Becken Donetz lieferte davon 1757855t, das Becken Dombrowa 1677245t; den Rest die übrigen Becken.
                           14) Japan. Die Steinkohleablagerungen der 35739
                              									Quadratmeilen groſsen Insel Yezos werden auf 150000 Millionen Tonnen geschätzt, doch
                              									hat dort bis jetzt wenig Bergbau stattgefunden; 1874 wurden in Japan gegen 390000t gewonnen.
                           15) Chinas Kohlegewinnung betrug von 1868 bis 1872 im
                              									Durchschnitt:
                           
                              
                                 in
                                 der Provinz Schansi (Anthracit)
                                 1000000t
                                 
                              
                                 „
                                    „       „           „      (bituminöse)
                                  700000
                                 
                              
                                 „
                                    „       „         Hunan
                                  600000
                                 
                              
                                 im
                                 Felde von Loping in Kiangsi
                                    75000
                                 
                              
                                 „
                                 übrigen Kiangsi und in den Provinzen Kwangsi,   Tokiën,
                                    											Tscheking, Kiangsu, Naganhwéi, Hupéi   und Kwěitschóu
                                    20000
                                 
                              
                                 „
                                 Districte Tsing-hwa in Honan
                                    60000
                                 
                              
                                 „
                                 übrigen Theile der Provinz Honan
                                    40000
                                 
                              
                                 in
                                 der Provinz Sž-tschwan und Yunan
                                    50000
                                 
                              
                                 „
                                   „       „      Kansu
                                  400000
                                 
                              
                                 „
                                   „       „      Schantung
                                  200000
                                 
                              
                                 „
                                   „       „      Tschili
                                  150000
                                 
                              
                                 „
                                   „       „      Schöngking (südliche Mantschurei)
                                    30000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 2965000t
                                 
                              
                           Aus Vorstehendem geht hervor, daſs auf der Erde noch groſse gewinnbare
                              									Steinkohlevorräthe vorhanden sind.
                           Die Kohlegewinnung der Welt ist also von 1862 bis 1882 um etwa das Dreifache, die
                              									Leistung jedes Arbeiters um etwa das Doppelte gestiegen. Beide Steigerungen haben
                              									zur Entwerthung der Kohle wesentlich beigetragen.
                           Nach Bericht von C. Blömcke in der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1888 N. 12.