| Titel: | Neuerungen an Koksöfen. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 1 | 
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                        Neuerungen an Koksöfen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									1 und 2
                        Neuerungen an Koksöfen.
                        
                     
                        
                           Von Dr. Theodor Bauer in München, dem Erfinder der durch
                              									das D. R. P. Nr. 28530 vom 26. Februar 1884 nebst Zusätzen bekannt gewordenen
                              									Constructionen von Koksöfen, welche sowohl im Inlande wie im Auslande eine günstige
                              									Aufnahme fanden, sind die nachstehenden neuen Constructionen (D. R. P. Nr. 41901 vom
                              									30. März 1887) erdacht worden. In D. p. J., 1888 268 67, haben wir kurz mitgetheilt, daſs diese neuen
                              									Constructionen in Frankreich (Le Creusot) bereits Eingang gefunden haben.
                           In den Zeichnungen Fig. 1 bis 6 ist die neue
                              									Construction in drei Typen dargestellt und zwar in Fig. 1 und 2 für Fettkohlen, in Fig. 3 und 4 für halbfette
                              									und in Fig. 5
                              									und 6 für
                              									wenig fette Kohlen.
                           In der Kammerform, wie in der Anordnung der Gasführungswege lehnt sich die
                              									vorliegende Construction an die älteren Pläne des Erfinders an. Bei dieser neuen
                              									Construction galt als leitender Grundsatz, eine wachsende Stärke der Luftvorwärmung
                              									zu erzielen und einfachste Arbeit unter allen Umständen zu ermöglichen.
                           Der Contactkanal ist zu einem groſsen freien Luft- und Gassammelraume gestaltet und
                              									wird im Kreise von den Bodensohlkammern umgeben. In diesem Gassammelraume werden
                              									zunächst sowohl die direkten Gase, wie auch die von der Condensation kommenden Gase
                              									mit der in dem Luftsammelraume LSR vorgewärmten
                              									Verbrennungsluft zusammengeführt.
                           Der mittlere Kanal stellt mithin einen Sammler vor, welcher sich beständig wieder
                              									füllt, sobald ihm Gas entnommen wird, und aus diesem Sammler können in Folge dessen
                              									die sämmtlichen Sohl- und Seitenzüge einer ganzen Koksofengruppe ununterbrochen
                              									gespeist werden, denn durch die freie Verbrennung des Gasgemisches, welches
                              									entsteht, durch das Zusammentreffen der aus den geöffneten Kammerraumregistern KRR und aus den von der Condensation durch N2 kommenden
                              									Retourgasen mit der erwärmten Verbrennungsluft La + Lb
                              									entsteht eine einheitliche Gasquelle von höchster Temperatur in dem Luft- und
                              									Gassammelraume L + G.SR, welche ein ganz gleichmäſsiges Heizgas für die Umspülung aller Kammern KR bis zu den Regulirungsschiebern VRR hin im Verbrennungsraume liefert.
                           Der Weg dieser Gase ist aus den Ofenquer- und Wagerechtschnitten leicht
                              									ersichtlich.
                           Wenn ohne Nebengewinnung gearbeitet wird, also der Kanal N1 zu den Saugrohren für die
                              									Nebengewinnung abgeschlossen ist, gehen alle direkten Kammergase durch die Register
                              									und den Gasraum GR in den Contactkanal zur Verbrennung.
                              									Ebenso kann bei geschlossenen Kammerregistern nur mit durch Nebengewinnung
                              									ausgenutzten Gasen, wie auch endlich mit Gasmischungen gearbeitet werden. Die
                              									Hauptsache ist, daſs jederzeit unabhängig gearbeitet werden kann. Die Gasfabriken
                              									haben durch viele Analysen festgestellt, daſs die für die Nebengewinnung nutzbarsten
                              									Perioden den minder nutzbaren in ganz bestimmter Weise vorangehen, und aus diesem
                              									Vorgange ergibt sich von selbst die Nutzanwendung, nämlich die Führung des
                              									Prozesses, also das An- und Abstellen der Nebengewinnung, so zu leiten, daſs der
                              									vortheilhafteste Betrieb sich ergibt, und diese nothwendigen Aenderungen lassen sich
                              									bei der vorliegenden Construction in der einfachsten Weise treffen. Die
                              									Einrichtungen zur Veränderung des Arbeitsganges sind wesentlich vereinfacht und
                              									verbilligt, und die vorliegende Construction erspart besonders zur Erreichung eines
                              									zu jeder Zeit beliebig zu regelnden Betriebes von vornherein die bisher wegen etwa
                              									eintretender Betriebsstörungen stets doppelt vorhanden gewesenen Einrichtungen.
                           Bei der in Fig.
                                 										1 und 2 dargestellten Form eines Ofens für Fettkohle haben die Gase weniger
                              									lange Wege zu durchstreichen, und ist deshalb nur die Luftzuführung La vorhanden, weil die meist sehr stark backende Kohle
                              									bei hohem Ausbringen von Koks gasärmer ist.
                           Bei der in Fig.
                                 										3 und 4 dargestellten Form kann den Gasen unterwegs noch durch Lc neue Luft zugeführt werden, welche Construction mit
                              									der im Patente Nr. 28530 geschützten Anordnung gleiche Zwecke verfolgt.
                           Der in Fig. 5
                              									und 6
                              									dargestellte, für wenig fette Kohle bestimmte Ofen hat verschiedene Luftzuführungen
                              										La und Lb mit
                              									gemeinschaftlichem Luftsammelraume LSR. Dieser
                              									Sammelraum ist ganz durchgittert, um die Temperaturgleichheiten der zuströmenden
                              									Luft La – Lb schnell auszugleichen und die Abströmung
                              									der vorgewärmten Luft in den Luft- und Gassammelraum (L +
                                 											G . SR) zu einer gleichförmigen zu
                              									gestalten.
                           Bei dieser Ofenform werden die abziehenden Verbrennungsgase in einen senkrechten
                              									Kaminschacht KS geleitet, aus dem sie zwischen
                              									den Luftkanälen La und Lb
                              									kreisförmig von E als Eintritt, bis A als Austritt circuliren (Wagerechtschnitt 1 bis 2),
                              									um endlich durch AK aus diesem tellerförmigen
                              									Circulationsraume auszutreten und geeignetenfalls durch die Feuerzüge von
                              									Dampfkesseln dem Hauptkamine zuzuströmen. Auch hier kann durch Lc,
                              									wenn nöthig, den Verbrennungsgasen noch neue Luft auf dem Circulationswege zugeführt
                              									werden. In Fig.
                                 										1 bis 4 werden die Retourgase aus der Nebengewinnung dem Contactkanale durch
                              										N2 zugeführt,
                              									während in Fig.
                                 										5 und 6 diese Gase dem Gasraume von oben zuströmen und von da in den Luft- und
                              									Gassammelraum L + G.SR
                              									ziehen.
                           Ein besonderer Vortheil der vorstehend beschriebenen Constructionen dürfte noch darin
                              									bestehen, daſs Kohle von viel minderem Gehalte an Theer und Ammoniak nach dieser
                              									Richtung hin ausgebeutet werden kann, ja, daſs sogar noch Theer bis zur Deckung der
                              									Betriebskosten aus einem Beschickungsmateriale von 50 Proc. Anthracit mit 50 Proc.
                              									Backkohle (Le Creusot in Südfrankreich) gewonnen werden kann, welches in den Oefen
                              									alter Construction kaum brauchbaren Koks lieferte, eine Ausbeute von Nebenproducten
                              									aber nicht gestattete.
                           Fortgesetzte praktische Erfahrungen und das Bestreben, äuſserst sparsame Kohle und
                              									Kohlemischungen noch auf gute Producte und billig verarbeiten zu können, sowie der
                              									Wunsch, mit einer einzigen Ofengruppe den Bedarf eines Hochofens decken zu können
                              									(60 bis 70t für 24 Stunden), führten zur
                              									Construction des in Fig. 6a dargestellten Ofens (Glaser's Annalen, 1887 S. 96 und 97). Derselbe hat bei 15m Durchmesser der Gruppe 40 Kammern mit je 2t,5 Kohlefassungsraum für 24 Stunden = 100t für eine Gruppe, so daſs, je nach dem festen
                              									Kohlenstoffgehalte der zur Verarbeitung kommenden Kohle oder deren Mischungen mit
                              									Anthracit (im Verhältnisse von 60 Proc. bis zu 85 Proc.) in 24 Stunden in einer
                              									solchen Gruppe 60 bis 85t Koks erzeugt werden
                              									können, da das Ausbringen, wie praktisch erwiesen, dem theoretischen fast
                              									gleichkommt.
                           Bei sehr mageren Mischungen, wie z.B. in Le Creusot (50 bis 55 Proc. Anthracit auf 50
                              									bis 45 Proc. Halbfettkohlen von St. Etienne), betrug der Stückkoksfall 92 Proc., der
                              									Kleinkoks 4 Proc., die Lösche 4 Proc. vom gesammten Koksausbringen.
                           Diese Gruppen sind mit einer besonders sorgfältigen Vorerhitzung der Verbrennungsluft
                              									durch die abziehenden Gase, und zwar continuirlich (ohne Zugumkehr und theuere
                              									Wärmespeicher) ausgerüstet.
                           Die Gruppe enthält in ihrer Mitte den Abzugskamin, dessen Schacht aus starken Steinen
                              									hergestellt ist, welche von auſsen und innen durch die abziehenden Gase bestrichen
                              									werden, wodurch die innerhalb der mittels senkrechter Oeffnungen mit einander
                              									verbundenen Kreiskanäle ziehende Luft erhitzt wird.
                           Die übrige Einrichtung der Kammern, der Gas- und Luftführung, ist derjenigen gleich,
                              									welche bereits in den Formen Fig. 1 bis 6 beschrieben wurde.
                           Natürlich verlangen Oefen mit solcher Beanspruchung auf Haltbarkeit und
                              									Temperaturhöhe ein sorgfältig geprüftes feuerfestes Material und eine saubere Ausführung. In
                              									den Fällen, wo die Ausführung in die Hände des Constructeurs gelegt wurde, ist
                              									derselbe immer allen Ansprüchen völlig gerecht geworden, während in zwei Fällen, wo
                              									ihm das feuerfeste Material geliefert wurde, und er natürlich keine Garantien
                              									übernehmen konnte, die Oefen nur kurze Zeit hielten, ein Vorkommen, das hier vom
                              									Verfasser ausdrücklich erwähnt wird, weil dasselbe unter Verschweigung der übrigen
                              									günstigen Ergebnisse zur Herabminderung seiner Constructionen benutzt worden
                              									ist.
                           Julius Quaglio in Berlin hat eine Neuerung für
                              									wagerechte Koksöfen (vgl. D. R. P. Nr. 41566 vom 12. März 1887) vorgeschlagen,
                              									welche im Wesentlichen in der Anwendung durchaus hohler Pfeilerwände besteht.
                           Die Construction des Ofens ist derartig, daſs die Kohlendestillationsgase bei
                              									gewöhnlichem Betriebe durch d (Fig. 7 und 7a) in die Hohlpfeiler
                              										b treten, dort mit der durch m eingeführten, in h
                              									vorgewärmten und durch i zugeführten Luft verbrennen
                              									und durch die zwischen den Grundpfeilern e befindlichen
                              									Schlitze f in den Bodenkanal c und durch g nach dem Schornsteine ziehen.
                              									Die so abziehenden Verbrennungsproducte sind dann noch heiſs genug zum Heizen von
                              									Dampfkesseln.
                           Bei Gewinnung der Nebenproducte werden die Oeffnungen d
                              									geschlossen, die Gase durch l abgesaugt, condensirt und
                              									durch die Röhren n dem Ofen wieder zugeführt.
                           Was nun die Pfeiler anbelangt, so sind dieselben dünnwandig und haben die denkbar
                              									gröſste Heizfläche. Die Flammenentwickelung im Inneren ist vollständig frei, da
                              									keine Züge vorhanden sind, sondern nur Stege, welche die beiden Wände verbinden und
                              									zahlreiche Durchströmungsöffnungen freilassen, die mit den Stegen wechseln können.
                              									Erfinder wendet zur Herstellung gut haltbarer Pfeiler eigenthümliche Formsteine an.
                              									Bei Wänden mit wechselnden Löchern ist nur eine Form (Fig. 8) nothwendig. Den
                              									ganzen Stein durchzieht ein wagerechter Kanal. An der einen wagerechten Wand ist ein
                              									Loch in der Mitte, auſsen sind zwei Stege, an der entgegengesetzten Wand ist ein
                              									Doppelsteg in der Mitte und auſsen sind zwei Schlitze. Will man in der Hohlwand Loch
                              									unter Loch setzen, so sind zwei Formen von Steinen nöthig (Fig. 9 und 10) mit einer Reihe
                              									Mittelloch oben und unten und einer Reihe Mittelsteg oben und unten. Fig. 11 zeigt den
                              									Querschnitt mit über einander greifenden Leisten, welche jede Verschiebung unmöglich
                              									machen.
                           Da die bekannten wagerechten Zickzackzüge ungleichmäſsige Erwärmung geben und dicke
                              									Wandungen beanspruchen, dünnwandige Pfeiler dagegen durch Verziehen leicht
                              									unbrauchbar werden, Pfeiler aus groſsen Hohlsteinen bald Risse und Sprünge zeigen
                              									und Pfeiler mit senkrechten Kanälen sehr wenig Heizfläche besitzen, so dürfte sich
                              									durch die Anwendung dieser Pfeilerwände, bei welchen gleichmäſsige Erwärmung, groſse Heizfläche,
                              									Dünnwandigkeit, geringes Verziehen und Standfestigkeit sich vereinen, eine gute
                              									technische Wirkung erzielen lassen.
                           Beim Beschicken von Koksöfen mit gepreſsten Kohlekörpern von der Gestalt der
                              									Verkokungskammer bedient sich derselbe Erfinder nach dem D. R. P. Nr. 39512 vom 11.
                              									Mai 1886 zur Herstellung des gepreſsten Kohlekörpers eines Kastens, dessen
                              									Längswände A (Fig. 11a und 11b) mittels
                              									angebrachter Scharniere C gleich einer Thür aufklappbar
                              									gemacht sind. Der verschiebbare Boden B hat durch die
                              									unteren Kanten der Seitenwände eine Führung oder entsprechende Leisten u.s.w.
                              									erhalten, so daſs er beim Zurückziehen aus der Verkokungskammer nicht nach oben
                              									entweichen kann. Diese Kästen dienen jedoch nicht nur zum Pressen der Kohle, sondern
                              									auch in Verbindung mit einem Wagen zum Transporte des Kohlekörpers nach der
                              									Kokskammer.
                           In den gepreſsten Kohlekörpern werden behufs schnellerer Entfernung der bei der
                              									Verkokung sich entwickelnden Gase Löcher oder Kanäle angebracht, wodurch der
                              									Verkokungsvorgang beschleunigt werden soll.
                           Um bei wagerechten Koksöfen die Entgasungsretorten a
                              										(Fig. 12
                              									Taf. 2) gleichmäſsig und möglichst hochgradig mit nur einem geringen Theile des den
                              									Entgasungsretorten entströmenden Gases zu erwärmen und einen guten Koks in möglichst
                              									kurzer Zeit zu erzeugen, haben die Gebrüder Röchling in
                              									Saarbrücken (D. R. P. Nr. 38312 vom 30. December 1885) die Einrichtung getroffen,
                              									daſs die Gase abwechselnd durch die Röhren E und E1 (Fig. 13) in die
                              									Sohlkanäle G und G1 (Fig. 13) eintreten,
                              									welche durch eine diagonale Scheidewand der ganzen Länge nach getrennt sind.
                           Die nothwendige Verbrennungsluft tritt durch eine Oeffnung im Deckel des
                              									Zugwendeapparates und durch zwei mit je einem Schieber verschlieſsbare Oeffnungen,
                              									welche in dem Endpfeiler der ganzen Ofengruppe angeordnet sind, in die Kanäle R1
                              									M1 und c1
                              									d1
                              									e1 bezieh. RM und cde ein, während
                              									die Abhitze nur durch den Kanal MR bezieh. M1
                              									R1 nach dem Kamine
                              									abzieht und die Luft unter diesem Kanäle so lange in Ruhe steht, bis Zugumkehrung
                              									erfolgt. Steht z.B. der Wendeflügel so, daſs die Luft durch die genannte Oeffnung in
                              									die Kanäle c1
                              									d1
                              									e1 eintritt, so gelangt
                              									sie aus diesen durch die Oeffnungen i in den Kanal M1 und mischt sich hier
                              									mit der darin befindlichen Luft. Aus dem Kanäle M1 tritt die Luft durch die Oeffnung t1 in den Kanal L1 und durch die
                              									Oeffnung u1 sowie durch
                              									die kleinen Spalten p... in den Sohlkanal G1 , wo dieselbe, hoch
                              									erhitzt, mit dem Gase, welches jetzt ebenfalls in den Sohlkanal G1 durch das Rohr E1 eintritt,
                              									zusammentrifft und die Verbrennung desselben bewirkt. Aus dem Sohlkanale G1 streichen die
                              									brennenden Gase durch die Hälfte der Pfeilerzüge N
                              									aufwärts und über das Gewölbe des Ofens durch die Hälfte der Züge O des anderseitigen Pfeilers (Fig. 14) abwärts in den
                              									Sohlkanal G. Auf diese Weise bildet sich ein sogen. verschränktes
                              									Auf- und Abwärtsstreichen der Gase in den Pfeilerzügen, so daſs immer zwischen zwei
                              									aufwärts streichenden und frisch brennenden Gasströmen ein schwach brennender
                              									Gasstrom abwärts streicht und zwischen zwei abwärts streichenden, schwach brennenden
                              									Gasströmen ein frisch brennender Gasstrom aufwärts zieht. Bei Wendung des Zuges geht
                              									die Gasströmung umgekehrt.
                           Aus dem Sohlkanale G gelangen die Verbrennungsproducte
                              									nach L und L1 (Fig. 14) und von da durch
                              										M und R in den Kamin.
                              									Die Luft in den Kanälen cde hat jetzt bis zur
                              									Zugumkehrung in Ruhe gestanden und ist durch die darüber hinziehenden
                              									Verbrennungsproducte hoch erhitzt worden. Sobald nun der Zug durch den Wendeflügel
                              									umgestellt wird, wechseln auch die entsprechenden Schieber. Die Luft in den Kanälen
                              										cde strömt nun durch die Oeffnungen i in den Kanal M und aus
                              									diesem durch L nach G, so
                              									daſs sämmtliche Gaseinströmungen, auch die entferntesten, sofort mit reiner und hoch
                              									erhitzter Luft versehen werden.
                           Aus den Sohlkanälen G streichen die brennenden Gase
                              									durch die Pfeilerzüge O aufwärts und über das Gewölbe
                              									durch die Züge N des anderseitigen Pfeilers abwärts in
                              									die Sohlkanäle G1. Von
                              									da gehen dieselben durch L1
                              									M1
                              									R1 nach dem Kamine,
                              									während die Luft in den Kanälen c1
                              									d1
                              									e1 in Ruhe steht und
                              									durch die darüber hinwegziehenden Verbrennungsproducte hoch erhitzt wird.
                           Durch die so beschriebene Einrichtung muſs in der That ein gleichmäſsiges Brennen der
                              									Gaseinströmungen erreicht werden, was bei den gewöhnlichen Siemens'schen Regeneratoren oder Wärmespeichern nicht immer der Fall ist.
                              									Die ganze Construction bürgt dafür, daſs eine gleichmäſsige Erhitzung der
                              									Entgasungskammer stattfinden muſs.
                           Das grundlegende, ursprünglich Hoffmann'sche D. R. P.
                              									Nr. 18795 vom 8. Mai 1881, in welchem bekanntlich gewöhnliche Koksöfen mit Siemens'schen Regeneratoren combinirt sind, ist durch
                              									Dr. Otto in Dahlhausen (Westfalen) durch zahlreiche
                              									Zusätze erweitert worden und hat in der Praxis eine bedeutende Verbreitung erfahren.
                              									Eine neue Abänderung ist in dem D. R. R Nr. 42473 vom 14. Juni 1887 vorgeschlagen.
                              									Ueber den Zügen Sz1 und
                              										Sz2 der Seitenwände
                              									ist ein Längszug Lz angeordnet, welche, wie in der
                              									neuen Anordnung in Fig. 15 im Längsschnitte und in Fig. 16 im Querschnitte
                              									gezeichnet, durch mindestens einen Schacht Ol3 unmittelbar mit dem Regenerator LR1 sowie durch
                              									mindestens einen Schacht Ol4 unmittelbar mit dem Regenerator LR2 verbunden ist. Unabhängig davon können die
                              									Regeneratoren LR1 und
                              										LR2 mit den
                              									Sohlkanälen SK1 und SK2 unter den Oefen,
                              									sowie mit Luftkanälen über den Oefen verbunden sein.
                           Die Gase können bei dieser neuen Anordnung in den Sohlkanälen SK1 oder SK2 (nicht gezeichnet) ganz, theilweise
                              									oder gar nicht verbrannt werden.
                           
                           Die Gase, welche nicht in den Sohlkanälen SK1 oder SK2 verbrannt sind, steigen in den Schächten Sz1 oder Sz2 (Fig. 15) der Seitenwände
                              									auf und verbrennen dann ganz oder theilweise in dem Längszuge Lz mit der Luft, welche durch die neu angeordneten
                              									Schächte Ol3 oder Ol4 unmittelbar aus dem
                              									Regenerator LR1 oder
                              										LR2 zugelassen
                              									wird.
                           Die Menge der Luft, welche aus LR1 oder LR2 durch Ol3 oder Ol4 in den Längszug Lz
                              									treten soll, wird durch die Stellung der Schieber s1 oder s2 (Fig. 15) bestimmt.
                           Aus dem Längszuge Lz treten die Verbrennungsproducte
                              									durch die Oeffnungen o in die Kanäle GK1 und damit auch in
                              									deren Erweiterungen GK2
                              										(Fig.
                                 									16), welche über den Gewölben der Oefen angeordnet sind.
                           Auf diese Weise kann der obere Theil der Regenerativkoksöfen durch die in Lz, sowie in den Kanälen GK1 und GK2 über den Gewölben stattfindende Verbrennung
                              									entweder ebenso hoch oder höher oder weniger hoch erhitzt werden als die Sohlkanäle,
                              									ganz wie das Bedürfniſs des Verkokungsprozesses und die Eigenschaften der zu
                              									verkokenden Kohlen es erfordern.
                           Eine Verbindung von einthürigen, sogen. Bienenkorb- oder muffelförmigen Koksöfen mit
                              									Lufterhitzern, welche der Commanditgesellschaft Dr. C. Otto
                                 										und Co. in Dahlhausen a. d. Ruhr und der Bergwerksgesellschaft Hibernia und Shamrock in Herne gehört und durch das D.
                              									R. P. Nr. 37280 vom 21. März 1886 gesetzlichen Schutz erlangt hat, bezweckt, den
                              									Betrieb dieser einthürigen Koksöfen auch mit Gewinnung der Nebenproducte zu
                              									ermöglichen. Dieser Zweck wird erreicht durch Erhitzung der Verbrennungsluft, indem
                              									man die einthürigen Koksöfen mit einräumigen oder zweiräumigen Lufterhitzern
                              									verbindet.
                           Im Falle der Anwendung von einräumigen Lufterhitzern müssen für die
                              									Verbrennungsproducte der Koksöfen mindestens zwei Wege oder Hauptabzugskanäle
                              									vorhanden sein, durch welche sie aus der Umgebung der Verbrennungsräume zu dem
                              									Schornsteine gelangen können. Die einräumigen Lufterhitzer R und R1
                              										(Fig. 18)
                              									können innerhalb des Rauhgemäuers und über, unter, neben, hinter oder zwischen den
                              									Verkokungskammern V oder auch ganz auſserhalb des
                              									Rauhgemäuers der Koksöfen angeordnet sein.
                           Bei dieser Verbindung von einthürigen Koksöfen mit einräumigen Lufterhitzern sind
                              									Kanäle l und l1 zwischen je zwei Verkokungskammern V derartig angeordnet, daſs je einer dieser Kanäle je
                              									zweien der Verkokungskammern, entweder als Luftzuführungs- oder als
                              									Abhitzeabführungskanal dient. Wenn das Gas durch die Gasrückleitung GR und die Zuleitungen g
                              									in die Sohlkanäle der Verkokungskammern V geleitet
                              									wird, dann tritt die Luft in den Lufterhitzer R und
                              									durch die Kanäle l in die Sohlkanäle der
                              									Verkokungskammer. Die Verbrennung erfolgt bei dem Zusammentritte von Gas und Luft. Die
                              									Verbrennungsproducte ziehen durch die Sohlkanäle durch l1 nach R1 und dann nach dem Schornsteine.
                           Wenn zweiräumige Lufterhitzer (Fig. 17) angewendet
                              									werden, so genügt schon ein Weg für die Verbrennungsproducte, aus welchem sie aus
                              									der Umgebung der Verkokungsräume V zu dem Schornsteine
                              									gelangen können. Die Lage der zweiräumigen Lufterhitzer kann, wie bei den
                              									einräumigen, eine mannigfaltige sein. Der Betrieb der mit solchen zweiräumigen
                              									Lufterhitzern verbundenen Koksöfen ist ohne Zugumkehrung und nur so zu führen, daſs
                              									durch einen der Räume des Lufterhitzers immer die Abhitze und durch den anderen
                              									immer die zu erhitzende Luft streicht.
                           Zwischen den Oefen und den Abhitzekanälen oder den Lufterhitzern sind die beiden
                              									vorstehend beschriebenen Verbindungen zwischen Koksöfen und Lufterhitzern Kanäle A angebracht, welche bei der Inbetriebsetzung der Oefen
                              									als Gasabzüge und zur direkten Erwärmung der Lufterhitzer dienen und, sobald die
                              									Gase durch die Condensation gehen sollen, auf irgend eine Weise abgesperrt,
                              									zugesetzt oder weggenommen werden können.
                           Heinrich Herberz in Dortmund bewirkt für
                              									Kohledestillationsöfen die Vorwärmung der Verbrennungsluft in Kanälen oder
                              									Rohrleitungen, welche, über den Ofenkammern oder über den Seitenzügen derselben
                              									liegend, ihre Erwärmung von einer separaten Gasfeuerung erhalten (D. R. P. Nr. 37129
                              									vom 15. December 1885). Fig. 19 zeigt den Ofen,
                              									welcher im Wesentlichen sich der Construction der Coppée'schen Koksöfen anschlieſst. Die Ofenkammern sind vollkommen
                              									geschlossen und haben auſser den Thüren nur noch Oeffnungen im Gewölbe zum Füllen
                              									und Absaugen der Gase. Unter jeder Ofenkammer liegt der Bodenzug a und zwischen je zwei Kammern befinden sich die
                              									Seitenzüge b, durch welche in der bekannten Weise der
                              										Coppée'schen Construction die Heizung der
                              									Ofenkammern bewirkt wird. In den Seitenzügen werden aus dem Gaskanale c die von den Condensationsapparaten zurückkehrenden
                              									enttheerten Gase und gleichzeitig wird aus dem Luftkanale d vorgewärmte Luft zugeleitet. Das Gas entzündet sich schon oberhalb der
                              									Seitenzüge, wird aber erst durch die Verengung des Querschnittes im oberen Theile
                              									dieser Züge mit der Luft innig gemengt, so daſs die gröſste Hitze innerhalb der
                              									Seitenzüge entwickelt wird.
                           Ueber den Seitenzügen oder über dem Ofengewölbe liegt ein Kanal f, welcher durch eine am Ende desselben angebrachte
                              									Gasfeuerung geheizt wird, deren Verbrennungsproducte in einen oder mehrere der
                              									Seitenzüge abgeführt werden.
                           Dieser Kanal theilt die Wärme den ihn umgebenden kleinen Kanälen g und d mit, in welchen
                              									die Verbrennungsluft auf eine der Gas- und Luftzuführung entsprechende Temperatur
                              									gebracht wird. Diese Gasfeuerung wird auch mit heiſser Luft aus dem Gaskanale d gespeist.
                           Oswald Rose in London ist der Erfinder eines Apparates (D. R. P. Nr. 40212 vom 14. Januar 1887), welcher hauptsächlich zur Destillation von
                              									Abfällen und geringen Sorten von Kohle, Schiefer und anderem bituminösem Materiale
                              									bestimmt ist, wobei im Wesentlichen Theer und Oel innerhalb einer Temperatur von 300
                              									bis 500° C. gewonnen werden soll. Fig. 21 stellt den
                              									Apparat im Längsschnitte und Fig. 20 in Vorderansicht
                              									dar.
                           Ueber der wagerechten Retorte A sind zwei andere
                              									cylindrische, ebenso lange Retorten B von kleinerem
                              									Durchmesser angeordnet. Letztere sind an dem einen Ende mit einem Fülltrichter C versehen und stehen mit ihren anderen Enden durch D mit der Retorte A in
                              									Verbindung. Unter der gröſseren Retorte A befindet sich
                              									die Feuerung E, in welche, falls A aus Metall hergestellt ist, ein feuerfestes Gewölbe
                              										F eingemauert wird, um eine direkte Einwirkung der
                              									Flamme auf die Retorte zu verhindern.
                           Die Feuergase streichen von E aus durch den unter der
                              									Retorte A gelegenen Kanal G, dann durch Kanal G1 (zwischen A und B), dann durch Kanal G2 über die Retorte B
                              									hin nach dem Schornsteine G3. In Folge dieser Anordnung wird Retorte A
                              									stärker erhitzt, als die kleineren Retorten B.
                              									Sämmtliche Retorten sind mit Ableitungsrohren H
                              									versehen.
                           Um das Material gleichmäſsig zu zerkleinern, ist der Trichter C an seinem unteren Ende mit einer Kammer J
                              									ausgestattet, in welcher zwei mit Zähnen versehene Wellen K verstellbar angeordnet sind.
                           In der Längsachse der Retorten befinden sich die Wellen L und L1,
                              									deren Durchmesser ungefähr gleich dem halben Durchmesser der Retorte ist und welche
                              									zweckmäſsig hohl hergestellt sind. An diesen Wellen sind Schraubenflügel angeordnet,
                              									deren beiden Theile P1
                              									und P2 in einem Winkel
                              									zu einander stehen und deren vordere Theile P2 steilere, deren hintere Theile P1 flachere
                              									Schraubengänge bilden.
                           Die Welle L1 verjüngt
                              									sich bei Q in der Richtung der Entleerungsöffnung der
                              									Retorte A. Das Ende Q,
                              									welches sich in eine cylindrische Welle O fortsetzt,
                              									ist mit einer nach o zu sich verjüngenden Schnecke R ausgestattet. An den Mantel der Retorte A schlieſst sich eine conische, der Schnecke R entsprechende Fortsetzung S an, welche an ihrem engeren Ende mit einem zur Entleerung der Retorte
                              									dienenden cylindrischen Mundstücke T versehen ist.
                              									Dieses kann durch einen die Welle O dicht
                              									umschlieſsenden Deckel V luftdicht geschlossen
                              									werden.
                           Die Wellen L und L1 sind an ihren mit Kettenrädern W und X versehenen Enden
                              										N (Fig. 19) durch eine
                              									endlose Kette Y (Fig. 20) mit einander
                              									derart verbunden, daſs durch die von der Maschine getriebene Welle L1 gleichzeitig diese
                              									Bewegung auf die Welle L übertragen wird. Die
                              									Durchmesser der Kettenräder werden zweckmäſsig so gewählt, daſs die Wellen der kleinen Retorten sich mit
                              									halber Geschwindigkeit der Welle L1 bewegen.
                           Das zu verarbeitende, in C aufgegebene Material wird
                              									durch die Daumenwellen K etwas gebrochen und in die
                              									Retorten B hineingetrieben, welche auf etwa 300° C.
                              									erwärmt sind. Hier, durch die Wärme auch noch mürber gemacht, wird das Material
                              									durch die vorderen Theile P der Flügel vorgeschoben und
                              									gleichzeitig durch die hinteren Theile P1 unter einander gerührt, gebrochen und zerkleinert.
                              									Das Material gelangt so allmählig durch D in die
                              									Retorte A, wo es einer höheren Temperatur ausgesetzt,
                              									stärker bewegt und fortgetrieben wird.
                           Die sich in den Retorten entwickelnden flüchtigen Producte werden durch die Rohre H einem Condensator zugeführt. Durch diese Construction
                              									ist man in der Lage, die flüchtigen Producte der weniger erhitzten Retorte B und der stärker erhitzten Retorte A getrennt von einander auffangen zu können. Das
                              									Material, in der Retorte A vorwärts bewegt und auch
                              									etwas mehr zerkleinert, gelangt allmählig nach dem sich verengenden Theile S, wo es durch Schnecke R
                              									in das Mundstück P gedrückt wird.
                           Wenn es gelingen sollte, durch die eigenthümliche Schraubenconstruction des
                              									vorstehend beschriebenen Apparates das Material derartig zu bewegen, daſs ein
                              									Festsetzen desselben an den Retorten wänden verhindert wird, so dürfte der Apparat
                              									gute Dienste leisten, zumal die bei den verschiedenen Temperaturen entstehenden
                              									Destillationsproducte getrennt aufgefangen werden können. Ihrem Zwecke nach steht
                              									die beschriebene Einrichtung offenbar der Leuchtgasgewinnung näher als der
                              									Kokstechnik, da die Gewinnung der flüchtigen Stoffe als Endziel angesehen werden
                              									muſs, während bei den Koksöfen trotz der Nebenproducte zunächst die Gewinnung des
                              									festen Kohlenstoffes in Form von Schmelzkoks für metallurgische Zwecke die
                              									vornehmste Aufgabe bildet.
                           Ob überhaupt die so werthvollen Nebenproducte in der Koksgewinnung die Rentabilität
                              									einer Anlage erhöhen, hängt je von den Umständen ab. Dr. Otto äuſsert sich in einem Vortrage darüber etwa folgendermaſsen:
                           
                              „Angesichts der Summen, welche aus der Gewinnung der Nebenproducte gelöst werden
                                 										können, und angesichts der geringen Betriebskosten der Condensationsanlagen,
                                 										welche nur in den Ausgaben für Aufsichtspersonal und Oelconsum und den geringen
                                 										Unterhaltungskosten bestehen, liegt der Gedanke immer sehr nahe, daſs wir uns
                                 										bis jetzt einer groſsen Verschwendung schuldig machen, wenn wir die
                                 										Nebenproducte nicht gewinnen. Dem gegenüber ist nun doch als Entschuldigung
                                 										geltend zu machen, daſs es zur Hebung dieser verborgenen Schätze der Aufwendung
                                 										sehr bedeutender Anlagekosten bedarf. Wenn man bedenkt, daſs die zu kühlenden
                                 										Gasquantitäten ganz gewaltige sind, daſs es sehr groſser Kühl- und Waschflächen
                                 										bedarf, um diese Gasmassen zu kühlen und zu waschen, daſs die ganze Bewegung der
                                 										Gase und der Verbrennungsluft durch hinreichend starke Maschinen veranlaſst
                                 										werden muſs, daſs die Rohrleitungen sehr bedeutende Querschnitte haben müssen,
                                 										daſs eine Menge Einrichtungen getroffen werden müssen, um Verstopfungen zu
                                 										verhindern, daſs die Maschinen, Exhaustoren, Ventilatoren in doppelter Zahl
                                 										vorhanden sein müssen, um niemals Gefahr zu laufen, daſs eine Betriebsstörung
                                 										eintritt, so muſs einleuchten, daſs die Anlagekosten für die Gewinnung der
                                 										Nebenproducte sehr hohe sein müssen.
                              
                           
                              Man kann in der That annehmen, daſs ein Koksofen, der mit allen
                                 										Condensationsanlagen zur Gewinnung der Nebenproducte ausgerüstet ist, das Drei-
                                 										bis Vierfache von einem gewöhnlichen Koksofen kostet.
                              
                           
                              Wenn also auch die Rentabilität solcher Anlagen zur Gewinnung von Nebenproducten
                                 										eine gute ist, so werden doch die hohen Anlagekosten einer allzu raschen
                                 										Verbreitung solcher Anlagen im Wege stehen. Eine langsame und nicht überstürzte
                                 										Entwickelung dieses Industriezweiges kann aber für dessen Rentabilität nur von
                                 										Nutzen sein.“
                              
                           W.
                                 										Koort.
                           
                        
                     
                  
               
