| Titel: | Michaelis' „Compound-Verzahnung“. | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 15 | 
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                        Michaelis' „Compound-Verzahnung“.Patent angemeldet.
                        Mit Abbildungen.
                        Michaelis' Compound-Verzahnung.
                        
                     
                        
                           Unter dem Namen „Compound-Verzahnung“ hat die Räderfabrik und Eisengieſserei
                              									von Herrn. Michaelis in Chemnitz
                              									kürzlich eine Verzahnung hergestellt, welche bezweckt, die mancherlei den Holzzähnen
                              									anklebenden Uebelstände zu beseitigen, ohne deren Vortheil, den geräuschlosen,
                              									weichen Gang der Räder, einzubüſsen. Die Nachtheile der Holzverzahnung beruhen
                              									wesentlich in der geringeren Festigkeit des Holzes gegenüber dem Eisen; insbesondere
                              									aber ist die Verbindungsweise der Zähne mit dem Kranze eine vielfach sehr zu
                              									Bemängelungen Veranlassung gebende. Die Stelle, an welcher der Kammstiel in den
                              									Radkranz eintritt, ist ohne Zweifel gegen Biegung am wenigsten widerstandsfähig;
                              									auſserdem aber bewirkt der Kraftangriff an dem vorstehenden Zahne einen sehr starken
                              									Druck der Stegkante bei a auf den Zahn stiel, wodurch
                              									ein Federn desselben bezieh. schlieſslich ein Lockern in dem Kranze herbeigeführt
                              									wird. Naturgemäſs wird bei starken Theilungen dieser Uebelstand wesentlich mehr in
                              									den Vordergrund treten, als bei schwachen.
                           Fig. 1., Bd. 270, S. 15Fig. 2., Bd. 270, S. 15Fig. 3., Bd. 270, S. 15Michaelis hilft allen diesen Uebelständen in
                              									der einfachsten Weise dadurch ab, daſs er bei seiner Compound-Verzahnung (schon von
                              										31mm Theilung ab) den Zahn nur an einer Seite
                              									mit Holz belegt, also das Rad halb mit Holz-, halb mit Eisenverzahnung ausführt. Die
                              									Abbildungen Fig. 2 bis 5 geben von der Ausführung dieser Verzahnung ein deutliches Bild. Die mit
                              									Holz gefütterten Zähne sind etwa auf ihre halbe Dicke aus Eisen hergestellt; an der
                              									einen Seite aber haben sie ganz gerade Flanken, und hier wird das Holzfutter
                              									aufgelegt, zu dessen Befestigung noch eine entsprechende Oeffnung den Kranz
                              									durchbricht. Die Figuren zeigen verschiedene Methoden der Ausführung. Fig. 2 zeigt freistehende Zähne, bei welchen sich auf
                              									dem Rande des Kranzes das ganze Zahnprofil in Eisen als „Kammlehre“
                              									ausgeführt findet; Fig. 3 gibt eine ähnliche
                              									Ausführung, wobei Seitenleisten bis zum Theilkreise heranreichen; Fig. 4 zeigt uns zwei Compoundräder mit Seitenleisten bis zum
                              									Theilkreise und darüber freistehenden Zähnen; Fig. 5
                              									endlich zeigt ein groſses konisches Rad im Durchschnitte. Welche bedeutende Erhöhung
                              									der Festigkeit und Haltbarkeit für die holz verzahnten Räder dadurch erreicht wird,
                              									bedarf keiner Auseinandersetzung. Nicht bloſs erfährt der eigentliche Holzzahn
                              									nunmehr bloſs noch Druck-, keine Biegungsbeanspruchung, auch die Festigkeit der
                              									eisernen Querstege zwischen den Zähnen wird ganz bedeutend erhöht, indem dieselben
                              									etwa dreimal so viel Anhaftungsfläche an die Mittel- und Seitenrippen erhalten, als
                              									bei gewöhnlicher Methode. Ein Lockerwerden und Nachgeben der Holzzähne in Folge des
                              									Betriebes ist nicht mehr denkbar; nur in Folge des Schwindens wird solches noch
                              									eintreten können.
                           Fig. 4., Bd. 270, S. 16Fig. 5., Bd. 270, S. 16Verbesserungen in der Herstellung der Zahnräder sind sicherlich als sehr
                              									werthvoll zu betrachten. Gute Zahnräder haben Seil- und Riementrieben gegenüber
                              									unläugbar mancherlei Vortheile, insbesondere geringere Reibungswiderstände (etwa ⅓
                              									der Seiltriebe), sichere Uebertragung ohne jedes Gleiten, Wegfall aller Arbeit zum
                              									Spannen der Seile u.s.w. Vielleicht ist in der Michaelis'schen Compoundverzahnung ein Weg gefunden, die Geschwindigkeit
                              									der Uebertragung wesentlich zu steigern, und damit den Zahnrädern einen Theil des
                              									ihnen jetzt verloren gegangenen Gebietes wieder zurück zu erobern. Man darf wohl mit
                              									Spannung erwarten, wie sich die Compound-Verzahnung – für welche sich wohl auch noch
                              									ein weniger fremdländisch klingender Name finden wird – in die Praxis einführt und
                              									bewährt.