| Titel: | Die Kraftmaschinen auf der Münchener Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 60 | 
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                        Die Kraftmaschinen auf der Münchener Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									5.
                        Die Kraftmaschinen auf der Münchener Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Die zur Zeit in München stattfindende Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung für das
                              									Deutsche Reich ist mit Kraftmaschinen verhältniſsmäſsig reich beschickt. Wenn auch
                              									der neuerdings mit vollem Rechte so sehr gepflegte und so vortrefflich ausgebildete
                              									Typus der Kesseldampfmaschinen merkwürdiger Weise in
                              									seinen bekannteren Ausführungen gar nicht vertreten ist und der augenblicklich so
                              									hervorragende Standpunkt dieser immer noch wichtigsten Art von Kleinkraftmaschinen
                              									deshalb ganz und gar ungenügend betont wird, so entschädigt für diesen bedauerlichen
                              									Ausfall die in so vollständiger Weise noch nirgends dagewesene Vorführung der Gaskraftmaschinen, Letztere Maschinenart, welche durch
                              									die vortreffliche Ausbildung seitens der Deutzer
                                 										Gasmotorenfabrik die erste brauchbare und billige Kraftmaschine für den
                              									Kleinbetrieb wurde und welcher es zu verdanken ist, daſs dem Kleingewerbe jetzt eine
                              									so reiche Auswahl aller möglichen Arten von Kleinkraftmaschinen zur Verfügung steht,
                              									ist in München durch sämmtliche, in den letzten Jahren in den deutschen
                              									Handelsverkehr gebrachte Ausführungsarten vertreten. Bisher hat keine Ausstellung
                              									eine so vortreffliche Gelegenheit geboten, die concurrirenden
                              									Gaskraftmaschinensysteme neben einander im Betriebe zu beobachten, wie diese
                              									Münchener Ausstellung. Diese Gasmaschinensammlung entschädigt wegen ihrer
                              									Vollständigkeit nicht nur für die Mangelhaftigkeit der Ausstellung von
                              									Kesseldampfmaschinen, sondern läſst es auch verschmerzen, daſs der neueste, fast
                              									ebenbürtige Concurrent der Gasmaschine, die sogen. Petroleumkraftmaschine, auch durch keine der neueren Ausführungen,
                              									namentlich nicht durch solche vertreten ist, welche Roherdöl an Stelle des bisher
                              									ausschlieſslich benutzten Gasolins bezieh. Benzins und Naphta verwenden; es ist nur
                              									die seitens der Deutzer Gasmotorenfabrik bereits seit
                              									längerer Zeit gebaute Benzin-Gasmaschine (1887 266 436)
                              									und ein nicht im Betriebe gezeigter Vergaser von Heilmann-Ducomun und Steinlen in Mülhausen vertreten. Heiſsluftmaschinen sind nicht ausgestellt; dieselben
                              									können auch für den Handwerksbetrieb trotz der mehrfachen, anerkennenswerthen
                              									Verbesserungen, welche in letzterer Zeit namentlich bekannt wurden, nicht mehr als
                              									concurrenzfähig betrachtet werden.
                           Wasserkraftmaschinen, welche auch nur in Orten mit
                              									billiger Lieferung von Leitungsdruckwasser, wie z.B. in München und Zürich
                              									zweckmäſsig anwendbar erscheinen, waren in einigen Exemplaren bis zur Leistung von 1
                              									 vertreten; unter denselben war nur ein Motor von G.
                                 										Adam in München besonders bemerkenswerth, weil bei demselben durch eine
                              									geistreiche selbsthätige Regulirung der Wasserbedarf vollständig der verlangten
                              									Leistung angepaſst wird. Es ist unseres Wissens hier der erste Fall, in welchem mit Erfolg für
                              									Wassersäulenmaschinen eine selbsthätige Regulirung angewendet wird.
                           
                        
                           
                              Die Gasmaschinen.
                              
                           Die Gasmaschinen waren von neun verschiedenen Firmen in zehn von einander mehr oder
                              									weniger abweichenden Ausführungsformen ausgestellt. Bei neun dieser Formen war das
                              									viertaktige Arbeitsverfahren angewendet, welches trotz des Nachweises, schon im J.
                              									1862 von Beau de Rochas in einer Broschüre
                              									vorgeschlagen worden zu sein, immer noch das sogen. Otto'sche Arbeitsverfahren genannt wird. Bei diesem Verfahren kommt auf
                              									zwei Kurbelumdrehungen, also auf einen Kolbenhub, nur eine Kraftäuſserung, und zwar
                              									ist das Verfahren in der Weise eingerichtet, daſs beim ersten Ausschube des Kolbens
                              									ein entzündbares Gemisch von Luft und Gas in den Cylinder eingesaugt wird, daſs beim
                              									Rückschube im Arbeitscylinder eine Verdichtung dieses Gemisches stattfindet, welches
                              									beim nunmehrigen Hubwechsel entzündet wird, damit das entzündete Gemisch während des
                              									dritten Kolbenhubes kraftäuſsernd wirken kann; der nun folgende Rückschub befördert
                              									die verbrannten Gase zum Theile aus dem Cylinder, während ein dem stets vorhandenen
                              									verlängerten Cylinderraume entsprechender Theil der verbrannten Gase im Cylinder
                              									zurückbleibt, um sich gemäſs der von Otto vertretenen
                              									Ansicht zwischen den Arbeitskolben und die beim nächsten Hube einzusaugende neue
                              									Ladung zu legen.
                           Durch dieses hier skizzirte Arbeitsverfahren war es Otto, als dem ersten, gelungen, einen stoſsfrei arbeitenden Gasmotor
                              									herzustellen. Das auf dem Verfahren seit 1876 ruhende Patentrecht ist nunmehr aber
                              									nach langen, sehr erregt geführten Prozessen auf Grund des Nachweises der
                              									Veröffentlichung in einer Broschüre von Beau de Rochas
                              									verfallen, so daſs seiner Ausnutzung für concurrirende anders geartete
                              									Maschinenconstructionen nichts mehr im Wege steht. Die Ueberzeugung, daſs dieses
                              									Verfahren am sichersten einen ruhigen, stoſsfreien Gang für Gasmaschinen
                              									gewährleistet, hat dazu geführt, daſs sämmtliche Gasmaschinenfabriken, mit Ausnahme
                              									von Benz und Comp. in Mannheim, für ihre Gasmaschinen
                              									dieses Viertakt-Verfahren anwenden. Das von letztgenannter Fabrik benutzte Verfahren
                              									kennzeichnet sich durch Anwendung einer Explosion bezieh. einer Kraftleistung auf
                              									nur eine Kurbelumdrehung. Da also hier auf zwei
                              									Kolbenhübe eine Kraft Wirkung kommt, spricht man von einem
                              									Zweitakt-Arbeitsverfahren. Die Ausbildung dieses Verfahrens wird weiter unten
                              									besprochen.
                           Bei der für den Viertakt Grund legenden Deutzer
                              									Gasmaschine wird am hinteren Cylinderende, also dort, wo durch eine Verlängerung des
                              									Cylinders über den Kolbenhub hinaus ein sogen. todter oder Verdichtungs- und
                              									Explosionsraum geschaffen wird, mittels eines quer zur Cylinderachse hin und her
                              									gehenden Schiebers der Eintritt des Explosionsgemisches sowie die Zündung des letzteren
                              									bewirkt; den Austritt der verbrannten Gase besorgt ein gesteuertes Ventil. Die
                              									Anwendung eines Schiebers wird als Uebelstand dieses vortrefflichen Deutzer Motors hingestellt, weil die verschiedenen in
                              									demselben vorhandenen feinen Oeffnungen und Löcher für den Durchgang von Gas und
                              									Luft, für den Ausgleich der Uebertragungsflamme mit der Spannung im Arbeitscylinder,
                              									für die Zündung selbst, sich im Betriebe leicht durch Schmutz versetzen und deshalb
                              									häufig eine sorgfältige Reinigung des Schiebers bedingen. Es wird ferner gesagt,
                              									daſs der Schieber einen verhältniſsmäſsig groſsen Arbeitsaufwand für seine Bewegung
                              									erheische, und immerhin eine längere Zeit für die Erledigung seiner Aufgaben
                              									brauche. Diese Gründe haben die meisten Gasmaschinenconstructeure zur Aufgebung des
                              									Schiebers und zu dessen Ersatz durch Ventile veranlaſst, bei welchen wenigstens eine
                              									leichtere und bequemere Regulirung möglich wird. Thatsächlich hält auſser der Deutzer Fabrik nur M.
                                 										Rille in Dresden noch an der Verwendung des Schiebers fest; alle übrigen
                              									Fabrikanten benutzen Ventile für Ein- und Auslaſs, sowie namentlich für die Zündung.
                              									Selbst die Deutzer Fabrik hat in diesem Jahre für sehr
                              									kleine und sehr groſse Maschinen Ventile angewendet.
                           Die Deutzer Maschinen, welche als Urtypus der modernen Gasmaschinen zweifellos
                              									angesehen werden müssen, waren liegend angeordnet. Gegen diese Aufstellung wendeten
                              									sich besonders Gebr. Körting in Hannover und Sombart in Magdeburg, zu Gunsten einer aufrechten
                              									bezieh. stehenden Anordnung des Cylinders. Letztere Aufstellung hat den Vortheil
                              									eines geringeren Raumbedarfes, eines günstigeren Auffanges des Explosionsschubes,
                              									sowie einer gleichmäſsigeren Beanspruchung des Cylinders durch den Kolben; sie
                              									gestattet ferner eine zweckmäſsigere Vertheilung der Steuerungsorgane. Als Nachtheil
                              									steht wenigstens für gröſsere Maschinen die Anordnung der Kurbelwelle mit dem
                              									Schwungrade über dem Cylinder entgegen. Jedenfalls
                              									werden jetzt allgemein auch seitens der Deutzer Fabrik
                              									die Gasmaschinen bis zu etwa 4  in stehender Anordnung gebaut. Die meisten
                              									Firmen behalten aber auch die stehende Aufstellung für groſse Gasmaschinen bei. So
                              									zeigt die Münchener Ausstellung eine stehende Zwillingsmaschine von Adam in München mit einer Leistung von 25 .
                           Für die Zündung des Gemenges im Arbeitscylinder sind
                              									jetzt sämmtliche überhaupt je in Vorschlag gebrachten Anordnungen in Gebrauch. Die
                              									mit dem Deutzer Motor eingeführte Schieberzündung
                              									verliert immer mehr und mehr zu Gunsten der sicherer wirkenden Ventilzündung, deren
                              									Ausführungsformen sich mehr oder weniger auf die Körting sehe Zündung stützen. Die meisten Maschinen haben eine
                              									Ventilzündung. Neben der Flammenzündung tritt neuerdings die Zündung mittels sogen.
                              									Glühkörper sehr in den Vordergrund; auch die Deutzer
                                 										Fabrik wendet dieselbe in einer interessanten Weise an. Auch die für
                              									Gasmaschinen älteste
                              									Zündung, nämlich die elektrische, findet häufige Anwendung, und zwar wird jetzt die
                              									Benutzung dynamo-elektrischer Zündfunken der Batteriezündung anscheinend
                              									vorgezogen.
                           Der Regulirung, als einem der wichtigsten Momente im
                              									Gasmaschinenbetriebe, wird jetzt mit Recht ein besonderes Augenmerk zugewendet. Am
                              									verbreitetsten ist die Regulirung nach dem Vorbilde des Deutzer Motors durch Ausfall von Explosionen. Die Regulirung durch
                              									Veränderung der Zusammensetzung des Gemisches wird versucht und angewendet,
                              									erscheint aber wegen der unvermeidlichen Gasverluste durch Ausstoſs einer nicht mehr
                              									entzündbaren Ladung unvortheilhaft. Die Regelung der Menge des gleichmäſsig
                              									zusammengesetzten Gemisches erscheint zwar am zweckmäſsigsten, wird aber
                              									merkwürdiger Weise wenig angewendet.
                           In München werden 27 Gasmaschinen nach den erwähnten zehn Ausführungsformen von neun
                              									Ausstellern gezeigt. Die Maschinen hatten eine Gesammtleistung von 103 , und
                              									zwar vertheilt sich diese Gesammtleistung auf Maschinen von ⅛  bis auf
                              									Maschinen von 25 ; es sind somit wohl die gröſsten wie die kleinsten bisher
                              									ausgeführten Maschinen vorhanden.
                           Von der Deutzer Gasmotorenfabrik sind liegende und
                              									stehende Maschinen ausgestellt. Die liegenden Maschinen entsprechen der bekannten
                              									Ausführung (1878 228 * 201), so daſs von einer weiteren
                              									Beschreibung abgesehen werden kann. Bemerkenswerth ist die zum Betriebe des
                              									Triebwerkes ausgestellte 25 -Gasmaschine., welche aus zwei einzelnen, auf
                              									derselben Grundplatte liegenden Gasmaschinen zusammengesetzt ist. Die neben einander
                              									auf gleichem Fundamente liegenden Maschinen sind an eine Kurbelwelle gekuppelt. Die
                              									beiden Kurbeln sind nicht versetzt, vielmehr fallen ihre Mittellinien zusammen. Die
                              									Arbeitsweise ist in beiden Cylindern so eingerichtet, daſs die Kraftwirkung in einem
                              									Cylinder mit der Saugeperiode im anderen Cylinder zusammenfällt, also auf jede
                              									Kurbelumdrehung eine Kraftäuſserung kommt. Auf der Kurbelwelle sitzen zwei schwere
                              									Schwungräder.
                           Eine höchst interessante Neuheit brachte diese Fabrik mit ihren kleinen Gasmaschinen
                              									stehender Anordnung, bei welchen die Fabrik auch Ventilsteuerung anwendet. Da die
                              									bezüglichen Patentverhandlungen noch schweben, soll von einer ausführlichen
                              									Beschreibung dieser Motoren zunächst abgesehen werden. Es sei kurz gesagt, daſs die
                              									Maschinen in denkbar einfachster Art angeordnet sind, doch auſserordentlich genau
                              									reguliren und völlig geräuschlos arbeiten. Der Pendelregulator ist mit dem zur
                              									Steuerung des Auslaſsventiles für die verbrannten Gase benutzten Gestänge verbunden
                              									und wirkt auf das Einlaſsventil, welches bei normalem Gange des Motors durch einen
                              									am Pendelregulator sitzenden Haken geöffnet wird, andererseits bei zu schnellem
                              									Gange uneröffnet bleibt.
                              									Auſser der Benutzung einer Ventilsteuerung ist ferner die Anwendung einer
                              									Glühzündung charakteristisch; die in bekannter Weise glühend erhaltene Zündröhre
                              									wird aber nicht, wie bisher üblich, während der Sauge- und Verdichtungsperiode vom
                              									Cylinderinneren abgeschlossen, sondern bleibt in ständiger Verbindung mit dem
                              									Cylinder, so daſs eine unmittelbare Hineindrängung der verdichteten Ladung in die
                              									Zündröhre nach Daimler'schem Vorbilde (1884 254 * 410) stattfindet. Diese Maschinen sind nur für sehr
                              									kleine Kraftäuſserungen bestimmt und in Gröſsen von ¼ und ⅛ 
                              									ausgestellt.
                           Die benutzte Zündvorrichtung ist an Th. Heese in Berlin
                              									(* D. R. P. Kl. 46 Nr. 41856 vom 17. Juni 1887) patentirt. Dieselbe ist eine sogen.
                              									Glühzündung, bei welcher sich das explosible Gasgemenge an glühend erhaltenen
                              									Wandungen entzündet.
                           Es wird bezweckt, eine sichere Zündung des Gasgemenges herbeizuführen, sowie das
                              									glühende Rohr gegen Verbrennen möglichst zu schützen. Dies wird erreicht durch
                              									Anwendung eines rohrförmig gestalteten Bunsen-Brenners,
                              									der das zu erhitzende Zündrohr concentrisch umschlieſst und dadurch nicht nur eine
                              									sehr vollkommene und stetig bleibende Erhitzung desselben herbeiführt, sondern auch
                              									in Folge der vollständigen Umhüllung des Rohres durch die reducirend wirkende Bunsen-Flamme dasselbe vor Oxydation schützt.
                           Das senkrecht stehende Zündrohr r (Fig. 1 und 2) ist durch den Zündkanal
                              										h einerseits mit dem Cylinderraume, andererseits
                              									mit einem Gasraume r1
                              									verbunden. Dieser hinter der Zündrohrmündung befindliche Gasraum r1 ist für die schnelle
                              									und sichere Zündung von groſser Wichtigkeit, da er erstens die verbrannten
                              									Gasrückstände aufnimmt und zweitens ein Vorschlagen der Zündflamme in den
                              									Arbeitscylinder herbeiführt, wie aus Nachfolgendem ersichtlich ist:
                           Das verdichtete, aus dem Arbeitscylinder tretende Gasgemisch, welches entzündet
                              									werden soll, drückt zuerst die verbrannten Gasrückstände in h zurück und tritt dann gleichzeitig in r und
                              										r1 ein. In r entzündet sich das Gasgemisch an den heiſsen Wänden,
                              									und diese Entzündung wird sich bis zur Vereinigung der Rohre r und h fortsetzen. Von diesem Augenblicke
                              									aber pflanzt sich die Entzündung nach zwei Seiten, nach h und nach r1, hin fort, da nach r1 gleichfalls entzündbares Gemisch getreten ist.
                           Der Gasbrenner besteht im Wesentlichen aus dem Ansatze D, dem Injector A, dem Ringe C, dem Zündrohre r und dem
                              									Kamine E. Der Ansatz D ist
                              									mit dem Arbeitscylinder der Maschine verbunden und mit zwei Bohrungen versehen,
                              									wovon die eine h im Augenblicke der Zündung durch einen
                              									Schieber oder sonst eine geeignete Vorrichtung mit dem Inneren des Cylinders B in Verbindung gebracht wird. Die andere Bohrung trägt
                              									das senkrechte Zündrohr r. Der Injector A ist unten an dem Ansätze D befestigt und erweitert sich nach oben zu dem Raume d.Dieser Raum d ist durch den
                              									Ring C nach oben verjüngt. Der Ring C, welcher aus Eisen oder sonst einem Metalle
                              									hergestellt ist, umschlieſst das Zündrohr r
                              									concentrisch und bildet mit diesem den runden Brennerschlitz ee, aus welchem das Gas austritt, um zu verbrennen. Der mit Chamotte
                              									ausgefütterte Kamin E ist mit den seitlichen
                              									Luftzuführungslöchern i versehen.
                           Die Wirkungsweise des Brenners ist folgende: Das Gas wird durch den Hahn n zugelassen und strömt unter Druck aus der kleinen
                              									Oeffnung der Düse a aus, wodurch Luft durch die
                              									seitlichen Löcher cc angesaugt wird. Gas und Luft
                              									werden beim Durchströmen der nach oben conisch erweiterten Düse b innig gemischt, gelangen in den Raum d, um schlieſslich aus dem runden Brennerschlitze ee auszutreten und zu verbrennen. Der Brennerschlitz
                              										ee ist so eng bemessen, daſs ein Rückschlagen der
                              									Flamme in den Raum d vermieden wird. In Folge der
                              									eigenthümlichen Anordnung des Brennerschlitzes umspült die Flamme s das Zündrohr r
                              									unmittelbar, wodurch bei verhältniſsmäſsig kleiner Flamme eine genügende Erhitzung
                              									des Zündrohres stattfindet. Durch die Löcher cc wird
                              									nur so viel Luft eingeführt, als zur Erzielung einer kräftigen Verbrennung
                              									nothwendig ist. In Folge dessen hat die Flamme s an der
                              									Stelle, wo sie das Zündrohr r umspült, eine reducirende
                              									Wirkung, wodurch einer Oxydation der äuſseren glühenden Zündrohrfläche vorgebeugt
                              									und eine rasche Zerstörung des Rohres verhütet wird.
                           Die Löcher i bezwecken eine genügende Luftzufuhr, um
                              									eine vollkommene Verbrennung der Flamme s zu erzielen.
                              									Der hier etwa eintretende Luftüberschuſs gelangt jedoch nur zum äuſseren Umfange der
                              									Flamme s und berührt nicht den glühenden Theil des
                              									Zündrohres, er kann also auf die Oberfläche desselben eine oxydirende Wirkung nicht
                              									ausüben. Das Rohr r1
                              									ist an dem Ansätze D so befestigt, daſs es die
                              									Fortsetzung des Kanales h bildet, und hat den Zweck der
                              									sicheren Zündung; es nimmt ferner die etwa aus dem Cylinder eintretenden Schmutz-
                              									und Schmiertheilchen auf, wenn durch den Schieber oder sonst eine geeignete
                              									Vorrichtung das comprimirte Gasgemisch im Momente der Zündung in den Kanal h eingelassen wird. Wenn man den am Rohre r1 angebrachten
                              									Pfropfen wegnimmt, so kann dieses sowohl als auch der Kanal h leicht gereinigt werden.
                           Bei den in München ausgestellten Motoren fehlt der Pfropfen am Rohre r1; letzteres ist
                              									vielmehr völlig geschlossen und gleicht somit vollständig den üblichen
                              									Zündrohren.
                           Die Ausstellung der Münchener Maschinenbau-Gesellschaft,
                              									bestehend in einer Anzahl Ventilgasmaschinen von ½  bis zu 25 ,
                              									schloſs sich der Deutzer Ausstellung ebenbürtig an. Wir finden in diesen
                              									Gasmaschinen, welche nach Patenten und Constructionen von Gerh. Adam in München gebaut werden, eine äuſserst sinnreiche Anwendung
                              									von Ventilsteuerung für stehende Gasmaschinen. Die ausgestellten Maschinen arbeiten durchweg sehr
                              									ruhig und zeichnen sich durch ihre äuſsere Gestaltung und die Anordnung der
                              									Steuertheile sehr vortheilhaft aus.
                           Wir wollen zunächst in die Beschreibung der eincylindrigen stehenden Motoren dieses
                              									Constructeurs eingehen, welche in Gröſsen bis zu 4  vorgeführt waren.
                              									Darunter war ein Motor von 1  beachtenswerth, welcher in Verbindung mit
                              									einer Wasserkolbenpumpe dargestellt war. Motor und Pumpe standen auf derselben
                              									Grundplatte und waren durch ein Zahnrädergetriebe derart gekuppelt, daſs die
                              									Gasmaschine sehr rasch umlaufen konnte, während die Hubzahl der Pumpe sich in
                              									mäſsigen Grenzen hielt.
                           Der Motor ist stehend angeordnet und arbeitet mit einem Kolben im Viertakte; wie Fig. 3 im
                              									Längsschnitte zeigt, besitzt die Maschine einen Cylinder, in dem ein langer mit
                              									Dichtungsringen versehener Kolben 1 sorgfältig
                              									eingepaſst ist. Derselbe ist durch die Schubstange 2
                              									mit der gekröpften Welle 3 direkt verbunden. Das
                              									Schubstangenlager 4 ist verstellbar, und zwar von der
                              									Seite, wo dasselbe am wenigsten Druck auszuhalten hat. Die Kurbelachse aus bestem
                              									Stahle ruht in sehr breiten Lagern 5 und 6. Das Schwungrad ist möglichst nahe am Lager 5 durch einen Keil festgekeilt. Die ungewöhnlich lange
                              									Schwungradnabe 10 ist etwas kegelförmig gedreht, so
                              									daſs die Riemenscheibe 11 einfach ohne Keil
                              									aufgeschoben und mit der Schraube 12 und Scheibe 13 angezogen werden kann. Die Scheibe preſst dann gegen
                              									den Kegel und dieser gegen den Bund 14 der Achse,
                              									wodurch die ganze Befestigung sehr solid und dauerhaft wird. Auf der anderen Seite
                              									der Achse sitzt ein Stirnrad 15 zum Antriebe der
                              									Steuerwelle und an demselben gleichzeitig ein Kegelrad 47 zum Antriebe des Regulators. Der Regulator macht doppelt so viel
                              									Umdrehungen als die Kurbelwelle 3, und die Steuerachse
                              										16 halb so viele als die Kurbelachse. (Kurbelwelle
                              									180, Regulator 360, Steuerwelle 90.) Die Steuerachse 16
                              									läuft in einer an den Ständer angeschraubten Guſshülse 19. Die Curvenscheibe 20 ist auf der Achse
                              									durch Stifte befestigt, so daſs letztere in der Guſshülse 49 drehbar ist; dagegen ist die Verlängerung der Curvenscheibe (von
                              									gröſserem Querschnitte) in der Bohrung des Ständers drehbar, wodurch eine gröſsere
                              									Gleitfläche mit verminderter Abnutzung erreicht wird. Auf der Curvenscheibe 20 befindet sich eine Curve 22 (Fig.
                                 										4) zur Steuerung des Zündventiles und zwei Stufen 23 (Fig.
                                 										3 und 4) zur Steuerung des Auspuffventiles 24. Die
                              									kurze Stufe 25 (Fig. 6) wirkt, wenn der
                              									Motor mit voller Kraft arbeitet, die längere Stufe 26,
                              									wenn weniger Kraft verlangt wird.
                           Mittels der Steuerstangen, welche in langen Lagern geführt werden, wird die Steuerung
                              									des Zündventiles (Stange 27) und mittels der Stange 29 die des Auspuffventiles bewirkt. Die Rolle 30 an der Steuerstange 29
                              									ist verschiebbar auf dem Zapfen angebracht und durch den Schleifbacken 31 und den Winkelhebel 32
                              									mit dem Regulator 18 in Verbindung. Am unteren Ende der
                              									Steuerstange 29 ist ein Querstück 32 (Fig. 4) angeschraubt,
                              									welches die Bewegung von Steuerstange zum Auspuffventile überträgt.
                           Das Auspuffventil ist von verhältniſsmäſsig groſsem Querschnitte, auch die
                              									Austrittskanäle 33 (Fig. 5) sind groſs. Der
                              									Constructeur hat sein Augenmerk darauf gerichtet, daſs die verbrauchten Gase, wenn
                              									der Motor mit weniger Kraft als normal arbeitet, möglichst leicht in den Cylinder
                              									ein- und austreten können, da bekannter Weise zum Mischen der Gase mit der Luft
                              									Kraft gebraucht wird, um ein inniges Gasgemenge in den Cylinder zu bringen. Es ist
                              									0,1 bis 0at,2 Druck erforderlich, um ein kräftiges
                              									und innig gemischtes Gas herzustellen. Man kann im Cylinder durch schwach gemischtes
                              									Gas bei der Verbrennung einen Druck von 4at
                              									erreichen und bei stark gemischtem Gase einen solchen von 10 bis 15at. Je höher der Druck im Cylinder, desto
                              									vollkommener ist die Verbrennung und desto günstiger ist der Verbrauch an Gas.
                           Das guſseiserne Zündventil 28 ist hohl und gleitet in
                              									dem guſseisernen Gehäuse 34 auf und ab. Unten am
                              									Zündventile (Fig.
                                 										7) ist die zur Regulirung bezieh. Speisung der Zündflamme erforderliche
                              									Einrichtung zur Hervorbringung einer von gespanntem Gase herrührenden Zündflamme. In
                              									dem hohlen Ventile gleitet der Stempel 35, bewegt durch
                              									die Steuerstange 27 und Curve 22. Er schlieſst beim Niedergange das hohle Ventil 28 durch den Stempel 35 erst oben ab und
                              									drückt es dann nieder. Das Ventil wird durch eine Feder 30 gegen einen Sitz gedrückt. Während der Arbeit strömt vom Gehäuse bei
                              									Pressung des Gasgemisches durch das kleine Loch 37 nach
                              									der Nuthe 38 brennbares Gas. Dieses Gas umstreicht die
                              									Ventilnuthe 38 und tritt aus den flachen Löchern 39 in den Hohlraum 40 des
                              									Ventiles, wo das Gas sich an der stets brennenden Flamme 41 entzündet, ohne daſs die Entzündung im Cylinder stattfinden kann. Der
                              									Flamme im Hohlraume des Ventiles wird so lange Nahrung zugeführt, bis der Stempel
                              										35 den Hohlraum 40
                              									oben abschlieſst, in welchem die Flamme eingeschlossen ist und sofort das
                              									eigentliche Ventil niederdrückt, wodurch die Kanäle 39
                              									des Ventiles in Verbindung mit dem gepreſsten Gase der Kammer 36 in Berührung kommen, und sich sicher entzünden und
                              									so die ganze Ladung zur Verbrennung gelangt. Das Ventil mit Stempel bleibt
                              									niedergedrückt bezieh. geschlossen, während der Verbrennungsperiode sowohl, als auch
                              									während der Auspuff- und Einsaugperiode.
                           Das Einsaugventil ist, wie aus Fig. 4 ersichtlich ist,
                              									selbsthätig. Es saugt durch die Aufwärtsbewegung des Kolbens 1 ein und mischt nur dann, wenn der Motor Betriebsgas braucht. Im anderen
                              									Falle bleibt es geschlossen, und werden durch das vom Regulator geöffnete
                              									Auspuffventil Verbrennungsproducte in den Cylinder zurückgesaugt.
                           Um das Gas sowohl in einem bestimmten Mischungsverhältnisse herzustellen, als auch dasselbe
                              									recht innig zu mischen, steht die Bohrung 42 für Luft
                              									in einem bestimmten Verhältnisse zu der Bohrung 45 für
                              									Gas; der kleine Kegel 45 des Ventiles dient dazu, dem
                              									Leuchtgase zunächst eine führende Richtung nach dem Ventilsitze 46 zu geben. An und für sich ist die Strömung des Gases
                              									schon nach dieser Richtung. Die Luft, welche bei 42
                              									eintritt, wird zu dem Gase gesaugt; beide mischen sich innig an dem Spielraume
                              									zwischen dem Ventile 44 und dessen Sitze 46. Wie aus Fig. 4 ersichtlich, sind
                              									alle drei Ventile sehr bequem angeordnet. Dieselben sind drehbar, auch während des
                              									Betriebes, wodurch dieselben dauernd und zuverlässig arbeiten.
                           Die Inbetriebsetzung geschieht folgendermaſsen:
                           Durch Umdrehen des Schwungrades hebt sich der Kolben und saugt durch das Mischventil
                              									Luft und Gas in den Cylinder ein auf der ganzen Hublänge des Kolbens. Durch weiteres
                              									Umdrehen, also beim Zurückgange des Kolbens wird das in den Cylinder eingesaugte
                              									Gemisch zusammengepreſst und die Zündflamme im Zündventile gebildet. Im unteren
                              									todten Punkte schlieſst der Stempel den Hohlraum im Zündventile oben ab und macht
                              									die untere Oeffnung auf, wodurch das im Verdichtungsraume 47 eingeschlossene Gasgemenge verbrennt. Es entsteht im Cylinder ein Druck
                              									von etwa 10at, der den Kolben in die Höhe schiebt,
                              									wodurch sich die Maschine in Bewegung setzt bis zur vorgeschriebenen Umlaufszahl.
                              									Will die Maschine schneller gehen, so hebt sich der Regulator und verschiebt die
                              									Rolle 30, wodurch dem Motor kein Betriebsgas mehr
                              									zugeführt wird, bis die Schwungradachse wieder die normale Umlaufszahl erreicht.
                           Auf der Karlsruher Ausstellung für Handwerkstechnik hatte die Prüfung eines solchen
                              									Motors von 4  folgende Ergebnisse:
                           
                              
                                 Zeitdauer desVersuches
                                    											inMinuten
                                 Leistung
                                    											inPferdestärkeneffectiv
                                 Gasverbrauch
                                 Gasverbrauchder Zünd-kammer
                                    											in1 Stunde in cbm
                                 MittlereTourenzahlin 1
                                    											Minute
                                 
                              
                                 in 1 Stunde incbm
                                 in 1 Stunde undPferdekr. in cbm
                                 
                              
                                 34 Minuten16 Secunden
                                 4,473
                                 3,957
                                 0,885
                                 0,0245
                                 167,86
                                 
                              
                           Danach übersteigt die Leistungsfähigkeit der Maschine die vom Aussteller angegebene
                              									um nahezu ½ , bei einem Gasverbrauche bei voller Leistung von rund 0cbm,9 für 1  und Stunde. Der
                              									Wasserverbrauch für Kühlung war gering und betrug bei einer Temperatur von 13° C.
                              									für das zuflieſsende und 60° C. für das abflieſsende Wasser im Mittel etwa 31l für 1 Stunde und 1 .
                           Wesentlich dieselben Eigenthümlichkeiten der beschriebenen Maschine finden sich an
                              									dem interessantesten Motor der Ausstellung, dem Zwillingsmotor von 25 ,
                              									dessen Cylinder, schräg nach oben gegen einander gestellt, an dieselbe Kurbel
                              									angreifen und so gestellt sind, daſs ihre Mittellinien in den Mittelpunkt der
                              									Kurbelachse fallen. Fig. 8 läſst einen Längenschnitt durch beide Cylinder erkennen. Es ist ersichtlich, wie die
                              									Kolbenstangen beider Cylinder an die Kurbel gekuppelt sind. Während die Kolbenstange
                              									des Kolbens d unmittelbar mittels des üblichen
                              									Pleuelkopfes den Kurbelzapfen o umschlieſst, ist die
                              									Stange des zweiten Arbeitskolbens c an den Pleuelkopf
                              									mittels eines besonderen Zapfens p angelenkt. Ganz
                              									besonderes Augenmerk richtet der Constructeur auf möglichste Herabsetzung der
                              									Entfernung y zwischen beiden Zapfen o und p. In der durch
                              									unsere Zeichnung dargestellten, der Wirklichkeit entsprechenden Ausführung ist knapp
                              									so viel Fleisch geblieben, um die Futter anzubringen.
                           Mit dieser eigenartigen Anordnung der Kolben, welche von der bisher angewendeten
                              									Kuppelung von Zwillingsmaschinen vollständig abweicht, ist nun auch eine wesentliche
                              									Aenderung in der Arbeitsweise der Maschine eingetreten, weil in Folge der auſser der
                              									Mittellinie liegenden beiden Zapfen eine ungleiche Bewegung der beiden Arbeitskolben
                              									eintreten muſs. Es können nämlich nicht beide Kolben gleichzeitig im Todtpunkte
                              									stehen., vielmehr muſs einer dem anderen stets um ein Geringes voreilen. Wenn Kolben
                              										c des Cylinders a im
                              									Todtpunkte steht, ist Kolben d des Cylinders b bereits aus der punktirt eingezeichneten
                              									Todtpunktlinie x in die gezeichnete Lage nach oben
                              									vorgeeilt. Die Arbeit theilt sich bei beiden Cylindern so ein, daſs abwechselnd die
                              									Explosion in beiden Cylindern stattfindet, so daſs also auf jede Umdrehung der
                              									Kurbel eine Kraftäuſserung kommt.
                           Im Allgemeinen ist der Zwilling genau so gebaut wie der oben beschriebene
                              									eincylindrige Motor, nur mit dem Unterschiede, daſs alle Theile doppelt angeordnet
                              									sind.
                           Der beschriebene 25 -Zwilling arbeitete zum Betriebe des Triebwerkes ständig.
                              									Derselbe lieſs beim Einrücken der an das Triebwerk angeschlossenen schweren
                              									Holzbearbeitungsmaschinen für kurze Zeit nur ein Nachbleiben der üblichen
                              									Umlaufszahl, also eine geringe Verlangsamung erkennen; im Allgemeinen muſs seine
                              									vortreffliche Regulirung mit Hilfe der Stufendaumen anerkannt werden. Der Motor soll
                              									für 1 Stunde und 1  etwa 0cbm,7 Gas
                              									verbrauchen.
                           Für diese Adam'schen Motoren war an den in die
                              									Gaszuleitung eingeschalteten Gummibeuteln eine besondere Ventilanordnung von E. Schrabetz in Wien (* D. R. P. Nr. 42996 vom 23.
                                 									September 1887) angeordnet, welche in Fig. 9 und 10 dargestellt ist.
                           Zweck der Einrichtung ist die Beseitigung der durch den unregelmäſsigen Gasverbrauch
                              									der Gasmotoren auf die benachbarten Beleuchtungsanlagen ausgeübten nachtheiligen
                              									Wirkungen. Das Ventil wird vor dem Beutel, im Allgemeinen an der Stelle des
                              									Gaseintrittes in denselben, eingeschaltet, und dessen Durchgangsöffnung von den
                              									beiden mehr oder minder aufgeblähten Beutelwänden derart in Abhängigkeit gebracht,
                              									daſs der Beutel während des Ganges des Motors stets in einem mäſsig schlaffen Zustande
                              									erhalten wird. In den Organen, welche diese Einwirkung auf das Ventil vermitteln,
                              									wird ein todter Gang vorgesehen, um nicht nur für das Ventil die Einwirkung der
                              									regelmäſsigen Pulsationen des Beutels ganz, als auch zu oftmalige Bewegungen
                              									desselben in Folge der Regulirung des Motors (durch das Ausbleiben von Füllungen) zu
                              									beheben. Diesen todten Gang kann man an irgend einer Stelle des Mechanismus
                              									einfügen, am besten aber an der Angriffsstelle der Beutelwände, um die Bewegung
                              									dieses Mechanismus nur auf die eigentliche Regulirung des Ventiles zu beschränken
                              									und während des normalen Ganges nicht die Massen desselben mitspielen zu lassen.
                              									Wenn die Beutelwände sich nicht immer gleichförmig aufblähen und auch auf beiden
                              									Seiten zweckmäſsig ein gleicher Widerstand ausgeübt werden soll, so kann das Ventil
                              									entweder zweitheilig sein und jeder Theil von einer Seite bedient werden, oder
                              									besser, die Uebertragung von beiden Seiten wird in einen solchen Zusammenhang
                              									gebracht, daſs sich ihre Wirkungen auf das einfache Ventil ergänzen, eventuell
                              									compensiren. Es kann also die Wirkung der einen Seite des Beutels selbst Null oder
                              									negativ sein gegenüber der Wirkung der anderen Seite.
                           A ist der Beutel, a das
                              									Ventil, b eine feste Achse an demselben; cc1 und dd1 sind Doppelhebel,
                              									um b drehbar, deren Enden in Ringe oder viereckige
                              									Rahmen g und h eingreifen,
                              									welche an den Beutelwänden befestigt sind und in welchen Ringen die Doppelhebel das
                              									vorerwähnte todte Spiel haben, e und f sind Gelenke, welche die durch g und h ausgeübte Wirkung
                              									vereinigt auf die Stange i übertragen, von welcher
                              									mittels des Gelenkes k die Achse des Ventiles bewegt
                              									wird.
                           In einigen Abänderungen ist als Ventil eine Drosselklappe gewählt, obwohl dem Wesen
                              									nach jede bekannte Ventileinrichtung angewendet werden kann.
                           Die Gasmotoren der Firma Gebrüder Körting in Hannover
                              									waren die ersten Concurrenten der Otto'schen
                              									Gasmaschinen} sie waren auch die ersten stehenden Gasmaschinen, welche nach dem
                              									Viertakte arbeiteten. Die vortreffliche Wirkung der Körting'schen Motoren brachte den ersten Umschwung im Baue der Gasmotoren
                              									hervor, welche man zunächst nur in liegender Anordnung für stoſsfreie Arbeit passend
                              									glaubte. Diese Motoren zeigten auch die erste brauchbare Ventilzündung, welche mit
                              									verdichtetem Gemenge aus dem Arbeitscylinder gespeist wurde; diese Zündung, welche
                              									bereits 1885 256 * 201 beschrieben wurde, ist förmlich
                              									Schule machend gewesen. Die meisten bisher bekannten Ventilzündungen lehnen sich
                              									mehr oder minder an die Körting'sche Construction.
                           Seit Anfang dieses Jahres baute die genannte Firma ihre Motoren mit wesentlich
                              									vervollkommneter Steuerung. Zwei solche neuartige Motoren von je 3  sind auf
                              									der Ausstellung vertreten. Die interessanten, hier gezeigten Neuheiten beruhen auf
                              									dem Patente der Firma 
                              									C. Pieper in Berlin (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 42600 vom
                                 									31. August 1887), welches nunmehr unter Bezug auf die Fig. 11 bis 14 beschrieben
                              									werden soll.
                           Das Maschinengestell A umhüllt den Arbeitscylinder. Von
                              									zwei in einander greifenden Zahnrädern B und C befindet sich das kleinere B auf der Hauptwelle, während C, das
                              									Steuerrad, welches mit der doppelten Anzahl von Zähnen versehen ist, sich lose auf
                              									einem Zapfen dreht. Fest zusammenhängend mit dem Rade C
                              									sind zwei Daumen D und E
                              									vorgesehen, welche bewegend auf Hebel F und G einwirken. Diese Hebel sitzen auf zwei Achsen J und H1, von denen J hohl ist
                              									und concentrisch von der Achse H durchsetzt wird, so
                              									daſs beide Achsen eine gemeinsame Mittellinie haben, aber in ihrer Drehbewegung
                              									völlig unabhängig von einander sind. Auf der hohlen Achse J ist ein zweiter Hebel L befestigt, und auf
                              									der Mittelachse H ein zweiter Hebel K. Zwei Federn S1 und P wirken dem
                              									Drucke der Daumen E und D
                              									entgegen, derart, daſs die Hebel sowohl der ansteigenden wie auch der abfallenden
                              									Linie der Daumen bei ihrer Bewegung folgen müssen.
                           Der Hebel L mit Achse J,
                              									Hebel F, Daumen D und
                              									Feder P dient zur Bewegung des Zündmechanismus O: der Hebel K mit Achse
                              									5, Hebel G, Daumen E und
                              									Feder S1 dagegen dient
                              									zur Bewegung des Auslaſsventiles M. R ist ein
                              									selbsthätiges Rückschlagventil, S ein selbsthätiges
                              									Mischventil für Gas und Luft. Beide Ventile öffnen sich und lassen brennbares
                              									Gemisch eintreten, wenn der Kolben ansaugt, und sie schlieſsen sich, sobald die
                              									Saugwirkung vorüber ist, und verhindern den Rücktritt des Gemisches. Bei T erfolgt der Gaseintritt und bei U der Lufteintritt in das Mischventil.
                           In Verbindung bezieh. Wechselwirkung mit dem Rade C
                              									steht noch die Vorrichtung zur Regelung der Geschwindigkeit der Maschine vermöge der
                              									Fliehkraft einer an C schwingbar aufgehängten Masse.
                              									Die Regulirvorrichtung wirkt auf eine Klinke g in der
                              									Weise, daſs bei raschgehender Maschine diese Klinke den Hebel G in der ihm von der steigenden Linie des Daumens E gegebenen Stellung festhält, dergestalt, daſs das
                              									Auslaſsventil M geöffnet bleibt, so lange, bis die
                              									Theile der Regulirvorrichtung wieder in solche Lage zurückgekehrt sind, daſs die
                              									Klinke g die Fangnase des Hebels G wieder freigegeben hat. Die durch die Fliehkraft
                              									hervorgebrachte Bewegung der aufgehängten Masse erfolgt in einer zur Drehachse
                              									winkelrechten Ebene, und die Bewegung in dieser Ebene wird unmittelbar benutzt zur
                              									Beeinflussung der Stellung der Klinke g.
                           Die Einrichtung hierfür ist die folgende: Eine Masse a
                              									ist drehbar an dem Zapfen b aufgehängt. Der Zapfen b steht parallel mit der Drehachse des Rades C und kann am einfachsten in dem Körper dieses Rades
                              									selbst befestigt werden. Eine Feder c drückt das
                              									Gewicht a immer der Mitte zu; diese Feder kann je nach
                              									Bedürfniſs mehr oder weniger gespannt werden. Die Masse a schwankt bei
                              									einer Drehung des Rades je nach der Lage des Schwerpunktes zum Drehpunkte periodisch
                              									um den letzteren, jedoch so, daſs in der gleichen Stellung des Rades C die Lage der Masse a
                              									auch immer wieder die gleiche ist, vorausgesetzt, die Geschwindigkeit der Drehung
                              									bleibt die gleiche. Aendert sich diese aber und ändert sich damit die Fliehkraft der
                              									Masse, so wird in gleicher Stellung des Rades C die
                              									Stellung der Masse a auch eine andere werden, und zwar
                              									rückt der Schwerpunkt derselben um so mehr nach auſsen, je gröſser die
                              									Geschwindigkeit ist, wobei die Feder, welche die freie Bewegung der Masse hindert,
                              									mehr und mehr gespannt wird.
                           An der Auſsenseite der Schwungmasse a befindet sich eine
                              									Schleifkante e, gegen welche sich das Ende des Hebels
                              										f legt, der sich, mit der Klinke g verbunden, um einen fest stehenden Zapfen dreht.
                              									Sobald die Fliehkraft der Masse a so groſs wird, daſs
                              									sie den Widerstand der Feder c überwindet, rückt die
                              									Schleif kante e mehr nach auſsen, und wenn sie an dem
                              									Ende des Hebels f vorüberstreicht, drückt sie denselben
                              									zur Seite und bringt die Klinke g in eine solche Lage,
                              									daſs sie den Rückgang des Hebels G hindert, so daſs das
                              									Auslaſsventil geöffnet bleibt. Wird die Geschwindigkeit der Maschine in der Folge
                              									wieder geringer, so rückt die Schleif kante e wieder
                              									nach innen, der Hebel f folgt ihr und mit diesem ändert
                              									die Klinke g ihre Stellung so, daſs sie den Hebel G nicht mehr zurückhält, sondern seiner Bewegung freies
                              									Spiel läſst. Das Auslaſsventil schlieſst sich dann periodisch wieder, und die
                              									Maschine arbeitet mit Vollleistung. Die Lage der Schleifkante e im Verhältnisse zur Kolbenstellung muſs eine
                              									derartige sein, daſs, wenn der Daumen E den Hebel G in die äuſserste Stellung gebracht hat, die Klinke
                              										g also auf jeden Fall frei ist, die Schleif kante
                              										e sich gerade gegenüber dem Hebelende f befindet und so lange den Hebel f und mit ihm die Klinke g
                              									in der der Geschwindigkeit entsprechenden Lage erhält, bis der Daumen E dem Hebel G den Rückgang
                              									gestattet, der dann entweder vor sich geht, falls die Klinke g auſser dem Bereiche des Hebels G ist, oder
                              									verhindert wird, falls die Klinke sich in dem Bereiche der Bewegung des Hebels G befindet.
                           Um die periodischen Schwankungen der Schwungmasse a zu
                              									vermeiden, können deren zwei symmetrisch gegen die Drehachse angeordnet und mittels
                              									Lenkstangen durch einen doppelarmigen, um die Achse drehbaren Hebel verbunden
                              									werden, dadurch gleichen die Gewichte sich vollkommen aus, während die Fliehkraft
                              									gemeinsam wirkt. Die Schleifkante ist jedoch nur in Verbindung mit der einen der
                              									Massen nothwendig.
                           Einen beachtenswerthen Schritt in der Regulirung von Gasmaschinen haben wir in der
                              									Einwirkung des Regulators auf das Auslaſsventil zu erblicken. Die bezügliche
                              									Einrichtung, welche an die Firma C. Pieperin Berlin (* D. R. P. Kl. 46 Nr.
                              									40806 vom 25. März 1887) patentirt ist, wird auſser von Gebrüder Körting in wenig verschiedener Form von G. Adam bei dessen vorbeschriebenen Maschinen angewendet.
                           Die Regulirung erfolgt dadurch, daſs bei zu raschem Gange der Maschine die
                              									Auslaſsöffnung für die Verbrennungsgase durch den Regulator ganz offen gehalten
                              									wird, so daſs der Kolben diese Gase hin und her schiebt, nicht aber brennbares
                              									Gasgemisch ansaugt. Das Auslaſsventil wird mit dem Einlaſsventile für brennbares
                              									Gasgemisch derart in Verbindung gesetzt, daſs, wenn ersteres geöffnet ist, das
                              									Einlaſsventil geschlossen gehalten und somit der Eintritt von Gasgemisch verhindert
                              									wird, bei geschlossenem Auslaſsventile dagegen das Einlaſsventil frei spielen
                              									kann.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
