| Titel: | Registrirender Zerreissapparat; von Oskar Leuner. | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 165 | 
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                        Registrirender Zerreiſsapparat; von Oskar
                              								Leuner.
                        Mit Abbildungen.
                        Registrirender Zerreiſsapparat.
                        
                     
                        
                           Der vorliegende selbstregistrirende Zerreiſsapparat dient, um auf hydraulischem Wege
                              									die Festigkeit und Elasticität eines Probestückes zu prüfen und ein Diagramm zu
                              									zeichnen, dessen Ordinate der Festigkeit und dessen Abscisse der Dehnung des
                              									Materiales entspricht. Fig. 1 und 2 stellen den Apparat im Längsschnitte und im
                              									Grundrisse dar.
                           Fig. 1., Bd. 270, S. 165Fig. 2., Bd. 270, S. 165Das Gestell des Apparates wird von zwei Schienen gebildet, welche an dem
                              									einen Ende durch ein Querstück und am anderen Ende mit dem hydraulischen Cylinder
                              										a verbunden ist. Zwischen den Schienen befindet
                              									sich die Zugstange b, welche einerseits mit dem Kolben
                              										b1 verbunden und
                              									andererseits durch eine Schraubenklemme in den Schienen geführt ist. Die Zugstange
                              										b trägt, zwischen zwei Böckchen drehbar gelagert,
                              									die Papiertrommel c mit Kegelrad c1, welches letztere
                              									mit Kegelrad d1 in
                              									Eingriff steht. Auf dem cylindrischen Ansätze e des
                              									Rades d sind zwei Stahlbänder k und i befestigt, welche zu einander in
                              									entgegengesetzter Richtung auf den Ansatz e gewunden
                              									sind. Stahlband h ist bei h1 am Cylinder a befestigt, während Stahlband i bei i1 durch eine Feder
                              									gespannt ist. Es erfolgt sonach bei Verschiebung der Zugstange b bezieh. des Kolbens b1 eine Wälzung des Ansatzes e längs der Stahlbänder und entsprechende Drehung der Papierwalze. In der
                              									Bohrung des Kolbens b1
                              									sitzt Kolben k. Ueber letzteren ist eine Schraubenfeder
                              									/, zum Messen der Reiſskraft, gesteckt, die einerseits an Kolben b1 befestigt ist und
                              									andererseits eine Schraubenmutter trägt, in welcher die mit Kolben k verbundene Schraube m
                              									sitzt. Der Raum n hinter Kolben k communicirt bei o mit dem Raume hinter
                              									Kolben b1. Beide Räume
                              									sind mit einer Flüssigkeit (Wasser, Glycerin o. dgl.) gefüllt. Es wird demnach durch
                              									Drehen der Schraube m mittels Kolbens k die Flüssigkeit aus n
                              									hinter Kolben b1
                              									gedrückt und dadurch eine entsprechende Verschiebung des Kolbens b1 herbeigeführt, wobei
                              									sich die Feder l nur so weit spannt, um den Widerstand
                              									der Kolbenreibung u.s.w. zu überwinden. Auf Cylinder c
                              									ist Schiene r, bei p1 und p2 geführt angebracht. Diese Schiene ist an einem
                              									Ende mit dem Schreibstifte q ausgerüstet, während ihr
                              									anderes gebogenes Ende durch Schraubenfeder 
                              									r gegen Feder l gedrückt
                              									wird. Die Dehnung der Feder l wird somit auch eine
                              									Verschiebung des Schreibstiftes zur Folge haben.
                           Die Wirkungsweise des Apparates erklärt sich nun wie folgt:
                           Das zu untersuchende Probestück wird in die zwei Schraubklemmen s und s1 eingespannt (s ist an
                              									dem festen Rahmen und s1 an der Zugstange b befestigt). Hiernach
                              									wird durch Drehen der Schraube m das Zerreißen des
                              									Probestückes eingeleitet, indem durch dieses Drehen der Schraube die Feder l gespannt, somit der Schreibstift auf der Trommel
                              									achsial verschoben und der Kolben k in den Kolben b1 gepreſst wird, wobei
                              									durch die Flüssigkeit die Federkraft auf den Kolben wirkt und denselben zu
                              									verschieben sucht. Da nun Kolben b1 durch Zugstange b
                              									direkt mit dem Versuchsstücke in Verbindung steht, so wird letzteres die entwickelte
                              									Kraft bis zum Bruche aufnehmen.
                           Indem die Dehnung des Probestückes die Verschiebung der
                              									Zugstange zuläſst, wird eine entsprechende Drehung der Papierwalze, und durch die
                              									sich gleichzeitig spannende Feder l eine Verschiebung
                              									des Schreibstiftes in achsialer Richtung der Walze herbeigeführt, und es kommt somit
                              									ein Diagramm zu Stande, dessen Abscisse die Dehnung und dessen Ordinate die
                              									aufgewendete Kraft ergibt.
                           Für gröſsere Zugkräfte muſs der Apparat eine andere Anordnung haben. Der Kolben k erhält einen entsprechend kleineren Querschnitt und
                              									stemmt sich mit seinem abgerundeten Ende bei b1 gegen das Querstück der Feder /. Die hydraulische
                              									Kraft wird in diesem Falle nicht durch Drehen einer Schraube und Einpressen des
                              									Kolbens k (Fig. 1)
                              									entwickelt, sondern sie muſs durch ein angeschlossenes Pumpwerk erzeugt werden,
                              									wodurch der Kolben b1
                              									herausgepreſst und dadurch Feder l gespannt wird.Der Zerreiſsapparat wird vom Erfinder Oscar
                                       												Leuner, mechanisches Institut Dresden, angefertigt.