| Titel: | Verfahren und Einrichtungen zum Trocknen, Sortiren und Zerkleinern von Kohlen, sowie zur Herstellung, zum Kühlen und Löschen von künstlicher Kohle. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 193 | 
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                        Verfahren und Einrichtungen zum Trocknen,
                           								Sortiren und Zerkleinern von Kohlen, sowie zur Herstellung, zum Kühlen und Löschen  von
                           								künstlicher Kohle.
                        (Schluſs des Berichtes S. 155 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									11.
                        Verfahren und Einrichtungen zum Trocknen u.s.w. von
                           								Kohlen.
                        
                     
                        
                           Um aus Holz, Torf, Stroh, Pflanzenmark, Baumwolle, Hanf, Flachs, Fruchtkernen,
                              									Zuckerstärke, Gummiarten u.s.w. bei möglichst niederer Temperatur Kohle von
                              									constanter Zusammensetzung zu erzeugen, genügen die bisher bekannten
                              									Verkohlungsverfahren in Meilern, Kesseln oder Cylindern mit direkter Feuerung oder
                              									überhitztem Wasserdampfe nicht oder doch nur unvollkommen. Es entfallen vielmehr
                              									hierbei beträchtlich variirende Kohlenarten, welche auch bei Unterbrechung des
                              									Verkohlungsprozesses noch nachkohlen, hauptsächlich in Folge der in den Kohlen
                              									aufgespeicherten Wärme. Selbst bei geschickter Leitung des Verfahrens lassen sich in
                              									den einzelnen Beschickungen Kohlenstoff, Sauerstoff, Wasserstoff reiche Erzeugnisse
                              									nachweisen, wie schon die Schattirung der erzeugten Kohle, welche von roth bis
                              									schwarz geht, anzeigt. An den Verkohlungsprozeſs schloſs sich dann das sogen.
                              										„Dämpfen“, das oft tagelang dauerte und nie ohne qualitative und
                              									quantitative Verluste an Kohle durchgeführt werden konnte. Man hat zur
                              									Beschleunigung des Dämpfens zwar äuſsere Kühlung zu verwenden gesucht, aber vollen
                              									Erfolg nicht erzielen können. Der Grund davon liegt im Wesentlichen darin, daſs bei
                              									Ausführung dieser Operationen der Zutritt der atmosphärischen Luft zu den zu
                              									behandelnden, glühenden oder abkühlenden frischen Kohlen nicht gehindert werden
                              									kann, deren Porosität und Absorptionsvermögen im heiſsen frischen Zustande am
                              									gröſsten sind. Bei dem Kühlen im Dämpfer tritt stets der Umstand ein, daſs sich nur
                              									die Oberfläche der frisch erzeugten Kohle sättigt, während ihr Inneres seinem
                              									Absorptionsbedürfnisse nicht genügen kann. Letzteres erwacht von Neuem bei der
                              									Zerkleinerung und verursacht jedenfalls die Selbstentzündung des Kohlenpulvers oder
                              									wohl gar Explosionen, wenn die Kohle zur Pulverfabrikation verwendet ist. Hermann Güttler in Reichenstein in Schlesien bewirkt daher (D. R. P. Nr. 42470 vom 12. Mai 1887) die Verkohlung selbst, sowie das Löschen
                              									und Kühlen der fertigen Kohle im Verkohlungscylinder durch solche Gase von
                              									entsprechender Temperatur, welche gegen den zu verkohlenden Stoff chemisch
                              									indifferent und daher geeignet sind, dessen Verkohlung zu unterbrechen.
                           Es wird somit während der Verkohlung entsprechend heiſses, während der Kühlperiode
                              									entsprechend kaltes Gas in den Verkohlungscylinder eingeführt. Hierzu geeignete Gase
                              									sind z.B. Kohlensäure, thunlichst Sauerstoff freie Verbrennungsproducte,
                              									Kalkofengase u.a.m.
                           
                           Der zur Ausführung dieses Verfahrens dienende Ofen enthält eine Muffel M. Dieselbe trägt in ihrem Inneren den
                              									Verkohlungscylinder C, welcher wiederum die zur
                              									Aufnahme des zu verkohlenden Stoffes bestimmte Trommel T umschlieſst (Fig. 11). Um bequemes
                              									Ein- und Ausbringen des Rohstoffes bezieh. der fertigen Kohle zu sichern, benutzt
                              									man dazu zweckmäſsig eine zweite, aus T entfernbare
                              									durchlöcherte Trommel. C sowohl wie T sind mit entsprechenden, den gegenseitigen Abstand
                              									bestimmenden Rippen oder Bolzen versehen. Im eigentlichen Feuerraume liegt der
                              									Ueberhitzungsapparat, hier eine Rohrschlange S (Fig. 12),
                              									welcher durch ein Rohr r das zu erhitzende Gas
                              									zugeführt wird. S communicirt mit C durch ein Verbindungsrohr r1. Die Destillationsproducte entweichen
                              									mit dem zur Verkohlung benutzten Gase durch das Rohr r2. Die Rohre r1 und r2 sind entsprechend lösbar und leicht zugänglich mit
                              									dem Deckel D2 von C verbunden, dessen andere Seite der lösbare Deckel D1 verschlieſst. C selbst und alle seine Verschlüsse müssen gasdicht
                              									sein. Die auf dem Roste S verbrennenden Heizstoffe, in
                              									der vorliegenden Ausführungsform Koks, erhitzen zunächst die Rohrschlange S in der Hauptsache durch Strahlung. Die Feuergase
                              									übersteigen dann die Feuerbrücke F und erwärmen abwärts
                              									ziehend die Muffel M von auſsen, um dann durch die
                              									Füchse f1
                              									f2
                              									f3 ... nach der Esse
                              										E zu entweichen. Der Verkohlungscylinder C ist mit Wärme- und Druckmesser versehen, um
                              									Temperatur und Spannung dauernd controliren zu können. Nach Vollendung des
                              									Verkohlungsprozesses werden die in den Muffelverschluſsdeckeln V1 und V2 befindlichen Löcher
                              										l1
                              									l2
                              									l3... geöffnet und ein
                              									die direkte Verbindung des Raumes zwischen M und C vermittelnder, vorher geschlossener Schieber X geöffnet, so daſs in den Raum zwischen Muffel und
                              									Verkohlungscylinder kalte Luft zum Zwecke energischer Kühlung eingesaugt wird.
                              									Gleichzeitig wird das Feuer vom Roste durch Ausziehen der Roststäbe entfernt und
                              									kaltes, die Verkohlung unterbrechendes Gas durch ein die direkte Verbindung mit dem,
                              									kaltes Gas enthaltenden Gasbehälter vermittelndes Rohr r3 dem Inneren des Verkohlungscylinders
                              									zugeführt. Der Schieber X und die Oeffnungen l1
                              									l2
                              									l3 ... können auch
                              									während des Verkohlungsprozesses zur Regelung der Temperatur benutzt werden.
                           Diese Ofeneinrichtung hat insofern eine Abänderung erfahren, als der
                              									Verkohlungscylinder C in der Muffel M ausziehbar angeordnet ist und durch Einsätze in den
                              									Verkohlungscylinder, massive oder gelochte Scheiben ab
                                 										cd (Fig.
                                 										13) oder Hülsen ef, das zum Verkohlen,
                              									Löschen und Kühlen benutzte Gas gezwungen wird, vorgeschriebene Wege zu machen (D.
                              									R. P. Nr. 44078 vom 29. December 1887, Zusatz zu Nr. 42470).
                           Eine Vorrichtung zum Zerkleinern und Sortiren von leicht zerbrechlichen Materialien
                              									ohne Staub- und Griesbildung, in erster Linie für Steinkohle und ähnliche Stoffe
                              									bestimmt, wird von der Maschinenbau-Anstalt „Humboldt“ in Kalk bei Köln a. Rh. hergestellt (D. R. P. Nr. 43237 vom 30. August
                              									1887). In den Fig.
                                 										14 und 15 ist diese Maschine, welche in ihrer Anordnung etwa der unter dem Namen
                              											„Blake'sche Steinbrecher“ bekannt
                              									gewordenen Zerkleinerungsmaschine verglichen werden kann, dargestellt. Sie besteht
                              									aus drei Abtheilungen B1B2B3, jede gebildet durch
                              									die allen dreien gemeinschaftliche Brechbacke E, die
                              									Lippen H1H2H3 und die Widerlager
                              										J1J2J3 Zwischen H1J1 entsteht
                              									beispielsweise eine Maulweite von 250mm, zwischen
                              										H2J2 eine solche von
                              										120mm und zwischen H3J3 kann das bis auf 80mm gebrachte Gut hindurchfallen. Unter H1J1, H2J2 und H3J3 sind die Siebe C1C2C3 angebracht, welche eine der darüber befindlichen
                              									Maulweite entsprechende Lochung erhalten, also C1 eine Lochung von 120mm, C2 eine
                              									solche von 80mm u.s.w.
                           Das zu bearbeitende Gut wird der Maschine schon zum Theile klassirt zugeführt, so
                              									daſs Stücke A1 von 250
                              									bis 600mm Raumgröſse in die Abtheilung B1 fallen und hier
                              									unter 250mm reducirt werden, dann auf Sieb C1 gelangen, wo sie,
                              									mit diesem Siebe direkt zugeführten Stücken A2 von weniger als 250mm Rauminhalt vereinigt, ihren Weg zwischen H2J2 hindurch suchen müssen, während die bei H1J1 bereits unter 120mm zermalmten Stücke durch dieses Sieb C1 direkt durchfallen
                              									und auf Sieb C2
                              									gelangen.
                           Die über 120mm groſsen Stücke werden zwischen H2J2 entsprechend
                              									zerbrochen, fallen auf C2 entweder, je nach Gröſse, direkt durch dieses hindurch nach C3 oder erleiden eine
                              									weitere Reduction zwischen H3J3 u.s.w.
                              									Dem Siebe C2 wird
                              									auſser dem von H2J2 und etwa auch von
                              										C1 kommenden Gute
                              									noch direkt klassirtes Gut A3 von entsprechender Gröſse zugeführt.
                           Sieb C3 ist mit
                              									verschiedenen Maschen versehen und unten vor die Maschine hinausgeführt. Gerade
                              									unter C2 bis unter H3J3 hat es feinste
                              									Lochung zum Durchlasse von Staub und Gries. Weiter vorn können zwei oder mehr
                              									Klassirungen stattfinden.
                           Wenn das Sieb C3 kürzer
                              									gehalten wird, so kann das Gut auch in ein Cylindersieb L fallen, das unter der Zerkleinerungsmaschine aufgestellt ist, und in
                              									welchem die Sortirung nach Korngröſse zwischen 80mm bis 10mm stattfindet. Die rüttelnde
                              									Bewegung der Siebe erfolgt von irgend einer geeigneten Transmission mittels
                              									bekannter Mechanismen. Die Brechbacke E wird von der
                              									Achse G aus mittels Excenters in Thätigkeit gesetzt.
                              									Der Backendrehpunkt kann auch anstatt unten (s. Zeichnung) nach oben, in die Nähe
                              									des ersten Widerlagers gelegt werden.
                           Die Wirkungsweise der vorstehend beschriebenen Maschine beruht daher auf dem Prinzipe
                              									der Arbeitstheilung, so daſs ein einmal auf eine bestimmte Gröſse gebrachtes Stück
                              									nur dann und dort wieder einem Zerkleinerungswerkzeuge ausgesetzt wird, wann und wo
                              									es von diesem allein reducirt werden kann, ohne Zwischentreten anderer Stücke.
                           Die Maschine nimmt somit nach jeder Zerkleinerung, die stufenweise  erfolgt, eine Sortirung und
                              									Klassirung des Materiales vor und führt dasselbe der seiner Gröſse entsprechenden
                              									Abtheilung zu, ohne daſs es auf diesem Wege einer weiteren Reduction unterzogen
                              									werden kann. Durch die so beschriebene Wirkungsart unterscheidet sich die Maschine
                              									von allen ähnlichen Vorrichtungen.
                           Indessen verursacht die zermalmende oder zerquetschende Wirkung der schwingenden
                              									Brechbacke E immer noch mehr Kleinmaterial als
                              									wünschenswerth ist; daher ist die Maschine noch verbessert worden. Diese so
                              									verbesserte Maschine (D. R. P. Nr. 43 903 vom 30. August 1887, Zusatz zu Nr. 43237)
                              									ist in Fig.
                                 										16 dargestellt. An Stelle der schwingenden Brechbacke findet sich hier
                              									eine feste Wand L mit Lippen H1H2H3 zur Bildung der Abtheilungen B1B2B3 und der enger
                              									werdenden Oeffnungen H1J1, H2J2, H3J3. Hinter der festen
                              									Wand L ist eine schwingende Backe F angeordnet. Dieselbe ist mit Dornen oder Stacheln D1D2D3 ausgerüstet, welche
                              									den Widerlagern J1J2J3 gegenüber durch die
                              									feste Wand hindurchgehen und beim Vorwärtsgange der Backe F in das zwischen L und J1J2J3 liegende Material
                              									eindringen und es zersplittern.
                           Die in dieser verbesserten Form ausgeführte Maschine dürfte ohne Zweifel nach
                              									Construction und Wirkungsweise zu den besseren neueren Zerkleinerungsmaschinen zu
                              									zählen sein.
                           W. Koort.
                           
                        
                     
                  
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