| Titel: | Legirungen. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 211 | 
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                        Legirungen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 166 d. Bd.)
                        Ueber Legirungen.
                        
                     
                        
                           c) Aluminiumlegirungen.
                           John Clark in Birmingham (England) hat ein Verfahren zur
                              									Darstellung von Aluminiumlegirungen vorgeschlagen, welches im Wesentlichen darin
                              									besteht, daſs zuerst Thonerde haltige Stoffe (brauner Thon) mit Hilfe von
                              									Königswasser oder Salzsäure allein in ein Chloraluminiumhydrat (AlCl(OH)2) umgewandelt und letzteres mit einem reducirenden
                              									Stoffe (Zink, Eisen, Ammoniak) zusammengebracht wird, welches sich mit dem Chlore
                              									des Hydrates zu einem flüchtigen Chloride verbindet. (D. R. P. Nr. 40205 vom 18.
                              									Juli 1886). Das Ganze wird alsdann in Gegenwart des Metalles, mit welchem das
                              									Aluminium die Legirung bilden soll, einer Schmelzhitze ausgesetzt, wobei das Chlorid verflüchtigt,
                              									während sich das metallische Aluminium mit dem gegenwärtigen Metalle zur Legirung
                              									verbindet. Sollen Aluminiumlegirungen im Groſsen dargestellt werden, wie z.B.
                              									Kupferaluminiumlegirungen, so wird das Kupfer auf dem Herde eines Flammofens
                              									geschmolzen, sodann das Chloraluminiumpulver der geschmolzenen Masse beigemengt und
                              									die Legirung somit in einem einzigen direkten Prozesse dargestellt.
                           Handelt es sich um Darstellung von Eisenaluminiumlegirungen (D. R. P. Nr. 42601 vom
                              									24. November 1886), so benutzt Clark gleichfalls das
                              									nach beschriebener Weise präparirte Chloraluminiumpulver und bringt solches mit den
                              									Eisenerzen beim Röstprozesse oder mit geschmolzenem Eisen oder Stahl zusammen.
                           Von der Chemischen Fabrik auf Actien, vormals E. Schering, Berlin, wird neuerdings eine
                              									Aluminiumbronze, die wegen ihrer in Folgendem zu schildernden Eigenschaften die
                              									Aufmerksamkeit der betheiligten Kreise verdient, in den Handel gebracht. (Eisen und Metall, 1885 S. 114.)
                           Die Aluminiumbronze ist von schöner Farbe, die durch atmosphärische Beeinflussung
                              									nicht verändert wird; sie ist leicht schmelzbar, die Schmelze ist dünnflüssig und
                              									flieſst daher in die feinsten Formen; beim Erkalten schwindet sie nach Angabe der
                              									Fabrik fast gar nicht, d.h. sie wird durch die verschiedenen Temperaturgrade
                              									bezüglich der Ausdehnung nur äuſserst wenig beeinfluſst. Die Fabrik stellt die
                              									Bronze in drei verschiedenen Abstufungen her, die sich durch ihren Kupfergehalt
                              									unterscheiden. Nr. 1 etwa 90 Proc. Kupfer und 10 Proc. Aluminium; Nr. 2 etwa 95
                              									Proc. Kupfer und etwa 5 Proc. Aluminium; Nr. 3 etwa 2,5 Proc. Aluminium enthaltend.
                              									Die letzte Nummer enthält neben Kupfer auch noch Silicium und nähert sich in der
                              									Farbe mehr dem Rothkupfer, während die Farbe der beiden anderen goldgelb ist. Aus
                              									Aluminiumbronze Nr. 1 oder 2 hergestellte und polirte Gegenstände sehen wie Gold
                              									aus.
                           Wegen ihrer Zähigkeit läſst sich Aluminiumbronze in beliebig dünnes Blech auswalzen,
                              									stanzen und zu Draht ziehen, je nach der Behandlung kann man der Aluminiumbronze die
                              									verschiedensten Härtegrade ertheilen.
                           Aus diesen Gründen eignet sich die Aluminiumbronze zu allen Zwecken, zu welchen
                              									bisher andere Bronzearten verwendet wurden, und hat vor diesen mancherlei
                              									Vorzüge.
                           Sie ist ein schöner, luftbeständiger Ersatz für das sogen. cuivre poli, sowohl für
                              									gegossene, als auch für gestanzte oder getriebene Arbeit. Ebenso eignet sie sich für
                              									Statuen u.s.w. und für Ausschmückungs-Guſswaaren aller Art.
                           Die aus Aluminiumbronze hergestellten Glocken haben reinen und schönen Klang; die
                              									Bronze übertrifft angeblich jedes andere Metall bezüglich der Klangstärke weit.
                           
                           Ein Zusatz von Aluminumbronze (Nr. 1 oder 2) zu gewöhnlicher Bronze verbessert
                              									letztere entsprechend dem Zusätze der ersteren.
                           Fügt man zu gewöhnlicher Bronze, welche durch wiederholtes Umschmelzen und langen
                              									Gebrauch gelitten hat, etwa 10 Proc. Aluminiumbronze (1 oder 2), so erhält die
                              									gewöhnliche Bronze die ursprünglichen Eigenschaften wieder. Die Aluminiumbronze
                              									befreit nämlich die gewöhnliche Bronze von den in ihr enthaltenen schädlichen
                              									Sauerstoffverbindungen.
                           Je nachdem man Eigenschaften in Bezug auf Farbe, Härte u.s.w. von der Aluminiumbronze
                              									verlangt, wird man zwischen den drei Sorten, Nr. 1, 2 und 3, zu wählen haben.
                           Die Aluminiumbronze Nr. 3 ist entschieden die zäheste,
                              									wozu auch ihr Gehalt an Silicium wesentlich beiträgt, und daher ist sie ganz
                              									besonders zu empfehlen zu Lagerschalen aller Art, die, bei bedeutender
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit der darauf ruhenden Achsen, einen groſsen Druck aushalten
                              									müssen. Ihre Abnutzung und Maſsveränderung bei den verschiedensten Temperaturen ist
                              									sehr gering.
                           Sie läſst sich sehr gut graviren und mit dem Stichel bearbeiten, und ist deshalb ein
                              									ausgezeichnetes Material zur Herstellung gemusterter Walzen und ähnlicher Apparate,
                              									ferner zu Telegraphendrähten u. dgl.
                           Beim Schmelzen der Aluminiumbronze bedeckt man sie mit feinem Kohlenpulver. Da sich
                              									die Aluminiumbronze bei schneller und langsamer Abkühlung umgekehrt wie Stahl
                              									verhält, so muſs man dieselbe, wenn man sie recht weich haben will – also z.B. zum
                              									Walzen und Drahtziehen – schnell abkühlen; möglichst langsam dagegen, wenn auf
                              									groſsen Härtegrad Werth gelegt wird. Um letzteren zu erlangen, kann man die
                              									Aluminiumbronze in Holzkohlenpulver bis zur Rothglut erhitzen und sie darin so
                              									langsam wie möglich erkalten lassen.
                           Zur Herstellung der Bronze ist ein der Fabrik gehöriges besonderes Verfahren nöthig.
                              									Durch einfaches Zusammenschmelzen von Aluminium mit Kupfer läſst sich eine Legirung
                              									nicht herstellen. Man erhält so nur eine nicht brauchbare Mischung von Aluminium und
                              									Kupfer, in welcher ersteres in krystallinischer Form enthalten ist.
                           Um Gegenstände aus Aluminiumbronze zu reinigen, bedient man sich am besten des
                              									kohlensauren Kalkes (Kreide) und einer Bürste oder eines Lederlappens, vermeidet
                              									aber die Anwendung aller sonstigen Chemikalien, denn namentlich Alkalien greifen das
                              									Aluminium stark an.
                           Aluminium kostet in Barren 70 M. und in Blechform 75 M. das Kilogramm.
                           Die Fabrik stellt auch die zum Löthen des Aluminiums und der Aluminiumbronzen
                              									nothwendigen Lothe dar und liefert diese zum Löthen des reinen Metalles zu 15 M.,
                              									Aluminiumloth und Aluminiumbronzeloth Nr. 1, zum Löthen der Bronze Nr. 1 und 2 zu
                              									7,50 M., sowie Nr. 2 zum Löthen der Bronze Nr. 3 zu 4,50 M. das Kilogramm.
                           
                           Beim Löthen des Aluminiums ist ein Kolben aus diesem Metalle, beim Löthen der Bronzen
                              									ein solcher, welcher aus der zu löthenden Bronze hergestellt ist, zu verwenden.
                           Aus Aluminium hergestellte Gegenstände müssen vor dem Löthen sauber gereinigt werden.
                              									Danach wird das Loth in Form von Feilspänen, oder in ganz feiner Körnung,
                              									aufgetragen, durch passende Erwärmung zum Schmelzen gebracht und dann wird wie
                              									gewöhnlich gelöthet.
                           Der Preis der Aluminiumbronzen beträgt für Nr. 1 etwa 7,50 M., Nr. 2 etwa 4,50 M.,
                              									Nr. 3 etwa 2,50 M. das Kilogramm.
                           Nach der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1888 S.
                              									304, beträgt die durchschnittliche Zugfestigkeit für Aluminiumbronze 7000k für 1qc, und
                              									die Bruchfestigkeit ist 40mal gröſser als diejenige des Messings.
                           Das Aluminiumsilber besteht aus Kupfer, Nickel und
                              									Aluminium, ist also ein Neusilber mit Zusatz von Aluminium. Es behält schönen Glanz
                              									und Farbe und gibt wie Stahl harte und schärfbare Messerschmiedewaaren, welche eines
                              									galvanischen Ueberzuges nicht bedürfen. Wird zum Messing ein Zusatz von etwa 8 Proc.
                              									Aluminium gemacht, so erhält man das Aluminiummessing,
                              									eine Legirung, welche schöner gefärbt, fester und widerstandsfähiger gegen ätzende
                              									Flüssigkeiten ist, als gewöhnliches Messing. Bei mehr als 13 Proc. Aluminium wird
                              									das Messing hart und rothbrüchig bei röthlicher Farbe, bei noch mehr sehr brüchig
                              									und grauschwarz, aber bei 25 Proc. wächst die Festigkeit wieder. Eine Legirung aus
                              									5,8 Al, 26,8 Zn und 67,4 Cu hat 6720k
                              									Zugfestigkeit auf 1qc, eine solche aus 3 Al, 67 Cu
                              									und 30 Zn 4730k bei 12,5 Proc. Dehnung.
                           Bezüglich der Siliciumbronze wird noch bemerkt, daſs die Zugfestigkeit (Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1888 S. 304) 2830
                              									bis 3150k für 1qc beträgt. Sie ist demnach hinsichtlich der groſsen Leitungsfähigkeit für
                              									Elektricität, wegen des verhältniſsmäſsig geringen Gewichtes und des groſsen
                              									Widerstandes gegen äuſsere Einflüsse das beste Material für Telegraphen- und
                              									Telephonleitungen, wie folgende Zusammenstellung ergibt:
                           
                              
                                 
                                 Zugfestigkeitk auf 1qc
                                 Leitungs-fähigkeit
                                 
                              
                                 Reines Kupfer
                                 2800
                                 100
                                 
                              
                                 Siliciumbronze für Telegraphen
                                 4500
                                   96
                                 
                              
                                             „             „  Telephone
                                 7600
                                   34
                                 
                              
                                 Phosphorbronze
                                 7190
                                   26
                                 
                              
                                 Schwedisches Eisen, verzinkt
                                 3600
                                   16
                                 
                              
                                 Bessemerstahl, verzinkt
                                 4000
                                   13
                                 
                              
                                 Martinstahl
                                 4200
                                   12
                                 
                              
                           
                        
                           d) Legirungen verschiedener anderer
                                 										Metalle.
                           Es ist längst bekannt, daſs man durch den elektrischen Strom aus Lösungen zwei
                              									Metalle gleichzeitig, wie z.B. Kupfer und Zink (Messing) niederschlagen kann, wenn man
                              									die erforderliche Sorgfalt anwendet. M. de Montgelas
                              									stellt nach Genie civil, 1888 S. 110, auf galvanischem
                              									Wege eine Magnesium-Zinklegirung dar. Das Bad wird gebildet aus einer concentrirten
                              									Lösung von 1 Th. Chlorzink und 2 Th. Chlormagnesium. Wegen der leicht eintretenden
                              									Verbrennung des Magnesiums bei dem Zusammenschmelzen mit einem anderen Metalle ist
                              									diese ältere Darstellung der Legirung für dieses Metall kaum ausführbar.
                              									Magnesium-Legirungen würden ohne Zweifel ähnlich verwendet werden können, wie
                              									Siliciumkupfer. Ein kleiner Zusatz zu dem geschmolzenen Eisen dürfte dazu führen,
                              									die letzten Reste von Sauerstoff aus demselben zu entfernen.
                           H. Ostermann und A. Prip in Genf haben eine Platinlegirung vorgeschlagen (D. R. P. Nr. 44473 vom 18. December
                                 									1887), die in der Hauptsache aus Platin, Nickel, Kupfer, Cadmium besteht, und bei
                              									welcher diesen in verschiedenen Mengen anzuwendenden Metallen Wolfram und Kobalt
                              									gleichfalls in verschiedenen Mengen zugesetzt werden können, um eine hauptsächlich
                              									zur Herstellung von Uhrentheilen bestimmte nichtmagnetische, nichtoxydirbare,
                              									dehnbahre, dem Stahle in Härte, Elasticität und Linearausdehnung in der Wärme
                              									gleiche Legirung zu erhalten. Einige Beispiele mögen die annähernde procentische
                              									Zusammensetzung veranschaulichen:
                           
                              
                                 1)
                                 Platin
                                 62,75
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer
                                 18,00
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Nickel
                                 18,00
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Cadmium
                                 1,25
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00 
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2)
                                 Platin
                                 59,25
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 Kupfer
                                 16,88
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Nickel
                                 18,75
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Cadmium
                                 1,25
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Kobalt
                                 2,00
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 Wolfram
                                 1,87
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           W. Koort.