| Titel: | Beschreibung des Photometers von Grosse nach Mittheilung von Dr. Krüss in Hamburg. | 
| Autor: | P. Behrend | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 224 | 
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                        Beschreibung des Photometers von Groſse nach
                           								Mittheilung von Dr. Krüſs in Hamburg.
                        (Nachtrag zu dem Berichte der Versammlung der Gas-
                           								und Wasserfachmänner zu Stuttgart (1888 269 232).
                        Mit Abbildungen.
                        Krüſs, Beschreibung des Photometers von Groſse.
                        
                     
                        
                           Das Instrument gehört zur Klasse der Polarisationsphotometer. Ein vierseitiges
                              									Kalkspathprisma A (Fig.
                                 										1) ist in der Diagonale durchschnitten, so daſs zwischen den beiden
                              									Hälften eine dünne Luftschicht bleibt; ein darauf fallender Lichtstrahl ab wird in dem Prisma zerlegt, so daſs der ordentliche
                              									Strahl an der Trennungsfläche cd in dem Punkte breflectirt wird, der auſserordentliche be durch das Prisma unabgelenkt hindurch geht. Durch
                              									ein zweites halbes Kalkspathprisma B fällt ein zweiter
                              									Lichtstrahl fg, dessen ordentlicher Strahl auf der
                              									Fläche hk in g und an der
                              									Fläche cd das Prisma A in
                              									Punkt b nochmals reflectirt wird, so daſs er mit dem
                              									auſserordentlich polarisirten Strahle abe, der durch
                              									Prisma A gegangen ist, zusammenfällt.
                           Durch Einschaltung zweier Reflexionsprismen aus Glas erhält man ein
                              									Compensationsphotometer (Fig. 2).
                           Fig. 1., Bd. 270, S. 225Fig. 2., Bd. 270, S. 225Fig. 3., Bd. 270, S. 225Aus zwei verschiedenen Lichtquellen J1 und J2 fallen die Lichtstrahlen auf die Glasprismen 1 und 2; die Strahlen von
                              										J2 gelangen als ein
                              									einziges Lichtbündel nach dem Kalkspathprisma A, die
                              									von J2 als 2
                              									Lichtbündel, von denen das eine nur durch das Kalkspathprisma A gegangen ist, das andere mit zweimaliger Reflexion
                              									durch B und A, dieses
                              									letztere fällt mit dem von J2 kommenden zusammen. Das Gesichtsfeld wird also in zwei Hälften getheilt,
                              									deren eine nur Licht von J1, die andere dagegen von J1 und J2 zugleich erhält. In Folge des verschiedenen
                              									Lichtverlustes auf den beiden Wegen in der Prismencombination muſs der Antheil von
                              										J1, welcher in der
                              									linken Hälfte des Gesichtsfeldes erscheint, noch mit einem anderen constanten Factor
                              										X multiplicirt werden. Diese Constante ist bestimmt
                              									und jedem Instrumente beigegeben. Es ergibt sich dann bei Einstellung auf gleiche
                              									Helligkeit, wenn die Entfernungen der Lichtquellen J1 und J2, l1 und l2 sind:
                           \frac{J_2}{{l_2}^2}+\frac{X\,J_1}{{l_1}^2}=\frac{J_1}{{l_1}^2}
                              									oder: \frac{J_2}{J_1}=\frac{{l_2}^2}{{l_1}^2}\,(1-X).
                           In diesem Falle ist die Wirkung des Photometers analog der des früher beschriebenen
                              										Krüſs'schen Compensationsphotometers (1886 260 * 73).
                           Schaltet man nun noch ein Kalkspathprisma N ein (Fig. 2), so werden alle Strahlen, die durch A hindurch gegangen, auch durch N hindurch
                              									gehen, bei einer Drehung des Prismas N um 90° aber
                              									ausgelöscht werden; für die durch das Prisma B
                              									gegangenen Strahlen gilt das Umgekehrte.
                           Bei Stellung des Nicols auf einen anderen Drehungswinkel als denjenigen, in welchem
                              									eines der Strahlensysteme ausgelöscht wird, wird von jedem dieser Systeme ein aus
                              									dem Drehungswinkel berechenbarer Antheil hindurch gelassen. Die Drehung ist an einem
                              									Theilkreise abzulesen, eine Tabelle über den Einfluſs des Drehungswinkels auf die
                              									Helligkeit ist dem Instrumente beigegeben. Der praktische Nutzen des Nicols ist
                              									folgender:
                           
                              „Bei zwei verschiedenen Lichtquellen kann man die Mischung durch entsprechende
                                 										Stellung des Nicols in beliebiger Stärke herstellen, man kann einen beliebig
                                 										groſsen Theil der stärkeren Lichtquelle zu dem Lichte der schwächeren
                                 										hinzufügen; ferner durch verschiedene Stellung des Nicols eine verschiedene
                                 										Helligkeit des Gesichtsfeldes herstellen und dadurch die Helligkeit
                                 										herbeiführen, bei welcher die genauesten Messungen möglich sind. Endlich kann
                                 										man vollständig von einander unabhängige Controlversuche vornehmen durch
                                 										verschiedene Drehung des Nicol'schen Prismas; da
                                 										hierdurch verschiedene Helligkeitsverhältnisse der beiden Hälften des
                                 										Gesichtsfeldes herbeigeführt werden, so sind also auch zur Herstellung gleicher
                                 										Helligkeit verschiedene Entfernungen des ganzen Photometers von den beiden
                                 										Lichtquellen nöthig, welche zur gegenseitigen Controle dienen können.“
                              
                           Durch Anbringung eines weiteren Reflexionsprismas 5
                              										(Fig. 3) fällt auch der constante Factor X fort Denn es ist bei Herstellung gleicher
                              									Helligkeit:
                           \frac{J_2}{{l_2}^2}+\frac{X\,J_1}{{l_1}^2}=\frac{J_1}{{l_1}^2}+\frac{X\,J_2}{{l_2}^2}
                              									oder: \frac{J_2}{{l_2}^2}\,(1-X)=\frac{J_1}{{l_2}^2}\,(1-X) oder:
                              										\frac{J_2}{J_1}=\frac{{l_2}^2}{{l_1}^2}.
                           Da hierbei eine vollständige Mischung der von den beiden Lichtquellen J1 und J2 kommenden Strahlen
                              									stattfindet, die in beiden Hälften des Gesichtsfeldes gleiche Mischfarbe hervorruft,
                              									so ist dadurch eine photometrische Vergleichung der verschiedenfarbigen Lichtquellen
                              									leicht ausführbar, Krüſs schlägt daher den Namen
                              										„Mischungsphotometer“ vor. Bei Einschaltung des Nicols N und Einstellung des Photometers auf gleiche
                              									Helligkeit beider Hälften des Gesichtsfeldes bleibt auch bei Drehung des Nicols,
                              									wodurch gleichmäſsige Vergröſserung oder Verminderung der Helligkeit für die
                              									Strahlen der Lichtquelle J1 und J2
                              									bewirkt wird, stets gleiche Helligkeit. „Gleichheit der Intensität ist vorhanden,
                                 										wenn sich bei Drehung des Nicols N keine
                                 										Veränderung der Intensität auf beiden Seiten zeigt,“ eine Controle der
                              									richtigen Einstellung.
                           Die beiden Schieber s1
                              									und s2 ermöglichen dann
                              									noch die von den beiden Lichtquellen kommenden und durch das Kalkspathprisma Bgehenden Strahlen nach Belieben abzublenden, wodurch die
                              									Benutzung des Photometers eine dreifache wird: 1) ohne Compensation, 2) mit
                              									einseitiger Compensation, 3) mit doppelter Compensation. Es kann also: „das
                                 										wirksame Helligkeitsverhältniſs der beiden Lichtquellen und damit die
                                 										Photometerlänge beliebig verändert, es kann die Mischung verschiedenfarbiger
                                 										Lichtquellen passend eingerichtet und es können die Versuchsbedingungen durch
                                 										Verbindung der Einstellung des Nicol'schen Prismas
                                 										verändert werden zum Zwecke der Controle.“
                           P. Behrend.