| Titel: | Neuerungen in der Thonwaarenindustrie. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 289 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Neuerungen in der Thonwaarenindustrie.
                        (Schluſs des Berichtes S. 247 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									15, 16 und 17.
                        Neuerungen in der Thonwaarenindustrie.
                        
                     
                        
                           Da bei den bisherigen Brennöfen mit Sohlenfeuerungen die Heizgase den zu brennenden
                              									Materialien nur von unten her zugeführt werden, so hat dies den Nachtheil, daſs die
                              									in dem Ofen befindlichen Materialien ungleichmäſsig gar brennen, indem den unteren
                              									Schichten zu viel, den oberen zu wenig Wärme zugeführt wird. Um diesem Uebelstande
                              									abzuhelfen, haben Dr. Paul Jochum und Theodor Ehrhardt in Ottweiler einen Brennofen (D. R. P. Nr. 39 797 vom 26. September 1886) construirt, bei welchem die Wärme nicht nur von
                              									unten her, sondern mittels überschlagender Feuerungen auch seitlich und von oben her
                              									in den Ofen gelangt. Die Gleichmäſsigkeit der Erwärmung des Ofens wird dadurch
                              									vermehrt, daſs die Abführung der Heizgase in nahezu senkrechter Richtung von oben
                              									nach unten erfolgt, wobei die sämmtlichen Theile des Ofens und auch die Ecken
                              									gleichmäſsig erwärmt werden. Fig. 7 ist ein senkrechter
                              									Schnitt eines derartig construirten Ofens. Die von den Sohlenfeuerungen AA ausgehenden Heizgase kommen zunächst durch die
                              									Kanäle A1A1 unter die Sohle des
                              									Ofens O entlang und gelangen theilweise durch die
                              									seitlich in den Ofen einmündenden Schächte cc (Fig. 7 und 9), theilweise
                              									durch die Oeffnungen aa in das Innere des Ofens, wo sie
                              									mit den zu brennenden Gegenständen in Berührung treten. Fig. 9 ist ein senkrechter
                              									Schnitt, rechtwinkelig zum Schnitte Fig. 7, der die Anordnung
                              									der überschlagenden Feuerung und die Vorrichtungen zum Ableiten der Gase zeigt. Die
                              									von den Feuerungen BB kommenden Gase gelangen durch die
                              									Schächte bb in den Ofen und vereinigen sich hier mit
                              									den durch aa und cc
                              									einströmenden Gasen Unter der Kuppel findet eine Vereinigung der bereits
                              									abgekühlten, von der Sohlenfeuerung kommenden Heizgase und der noch sehr warmen
                              									Heizgase der überschlagenden Feuerung statt, wodurch eine Rauch Verbrennung erhalten
                              									wird. Um die Schächte bb abzusteifen, sind
                              									Zwischenmauerungen dd angebracht. Zum Ableiten der
                              									Heizgase aus dem Ofen dienen die Abzugskanäle xx.
                              									Dieselben führen von dem Boden des Ofens nach einem runden oder ovalen, innerhalb
                              									der Feuerungen liegenden neutralen Ringkanale, aus welchem die Gase mittels
                              									Exhaustors durch den Rauchkanal y (Fig. 9) nach dem Kamine
                              									geschafft en. Zweck des neutralen Ringkanales ist, die Verbrennungsgase möglichst
                              									gleichmäſsig von oben nach unten anzusaugen und die Wärme nicht radial nach einem
                              									Punkte hin, sondern nach allen Theilen des Ofen zu führen. Die Verbindung mit dem
                              									Kamine geschieht durch Oeffnen des Chamotteschiebers y.
                           Fig. 8 ist ein
                              									Wagerechtschnitt nach L-M (Fig. 7) und zeigt die
                              									Anordnung und Lage der Feuerungen AA und BB, von denen sich immer je drei gleichartige
                              									Feuerungen gegenüberliegen. Die Zahl kann verändert werden je nach Gröſse und
                              									Dimension des gewünschten Ofens und auch noch je nach dem Grundrisse des Ofens.
                           Fig. 10 ist
                              									ein wagerechter Schnitt und veranschaulicht die Lage der Roste, der Feuerungskanäle
                              										A1A1, der Abzugskanäle
                              										xx, der Eintrittskanäle aa und cc.
                           Die Oeffnung D dient zur Beschickung des Ofens. Zum
                              									Einführen des Brennmateriales sind Oeffnungen E
                              									angebracht, die durch Klappen e geschlossen werden.
                           Die in einem gargebrannten Ofen bleibende überschüssige Wärme kann man behufs
                              									weiterer Ausnutzung durch die Chamottekanäle WW
                              									ableiten. Letztere befinden sich auf dem Gewölbe des Ofens und können durch
                              									Chamotteschieber ww geöffnet oder geschlossen
                              									werden.
                           Die Ueberführung der Wärme geschieht durch Schlieſsen des Schiebers y und Oeffnen der Schieber ww, wodurch die im Ofen befindlichen Gase statt durch den Kamin durch die
                              									Kanäle WW und durch einen zweiten Ofen nach dem Kamine
                              									abziehen müssen. Die Röhren WW können mit einem neu
                              									anzubrennenden Ofen verbunden sein oder auch mit anderen Räumen in Verbindung
                              									stehen, um als Anwärmer, Vorwärmer u.s.w. zu dienen. Bis zur Rothglut der zu
                              									brennenden Waaren kann man die Gase aus einem Ofen zur Vorwärmung des anzubrennenden
                              									Ofens benutzen. Dies dürfte anderen Oefen gegenüber den Vortheil haben, daſs nach
                              									dem Rothbrennen die Flugasche der direkten Feuerung und ein rother bezieh. weiſser
                              									Anflug bei den Waaren vermieden wird.
                           Die Sohlenfeuerung, sowie die überschlagenden Feuer sollen nie gleichzeitig, sondern
                              									stets abwechselnd bedient werden, damit die Verbrennung der Heizgase und des Rauches
                              									eine möglichst vollständige ist. Beim Einsetzen des Ofens werden die Sohlenfeuer
                              									durch kleine Schächte beliebig in die Höhe geführt, doch nicht über ⅓ der
                              									Ofenhöhe.
                           Soll Gasfeuerung angewendet werden, so besteht das Wesentliche in der Zuführung der
                              									Verbrennungsgase durch die Kanäle a, b und c nach allen Seiten und die Absaugung der Gase nach dem
                              									neutralen Kanäle, welcher mit der Ofensohle mehrfach verbunden ist. In Fig. 9 sind
                              									noch zwei Schaukanäle zu sehen. Dieselben können auch dazu dienen, die Gase aus dem
                              									Ofen zum Trocknen der Formstücke abzuleiten.
                           Jacob Bührer in Constanz hat einen Ziegelofen mit Trocknerei (D. R. P. Nr. 39 494 vom 8. Mai 1886) vorgeschlagen, welcher folgende
                              									Einrichtung zeigt:
                           Die Verbindung des stetigen Brennofens 1, 2, 3.... (Fig. 11 bis
                              										14 Taf.
                              									17) mit dem aus Abtheilungen I, II, III.....bestehenden
                              									stetigen Trockenofen ist in der Weise ausgeführt, daſs der Brennofen von dem
                              									Trockenofen an zwei Seiten so umschlossen wird, daſs die Einkarröffnungen 
                              									ii (Fig. 11) für den ersteren
                              									an zwei gegenüber liegenden Seiten sich befinden. Der stetige Betrieb des
                              									Trockenofens wird dadurch erzielt, daſs der Trockenofen mit dem Naſsluftkanale p und n und Ventilator W versehen ist, und daſs die Kanäle mit den zwischen
                              									Trockenofen und Brennofen liegenden Kanälen (Heiſsluftkanal s bezieh. Rauchkanal k) allmählich unter
                              									Zwischenschaltung von einer oder mehreren Trockenkammern in Verbindung gebracht
                              									werden können, unter gleichzeitiger Anwendung eines Sammelkanales S mit den beiden Seitenkanälen P1, P2, welche die auf beiden Seiten des Brennofens
                              									liegenden Trockenkammern verbinden. Durch Verbindung der Trockenkammern mit dem
                              									Rauch- und Heiſsluftkanale einerseits und dem Naſsluftkanale andererseits kann unter
                              									Mitbenutzung des Sammelkanales S ein stetiger
                              									Kreistrockenprozeſs durch Ventilatoransaugung erzielt werden. Dabei wird ein
                              									Regenerator R, bestehend aus Kammern OY, angewendet, dessen Hälften abwechselnd in Betrieb
                              									sind und einmal mit dem Rauchkanale k behufs Erhitzung
                              									der Verbrennungsluft, indem die Verbrennungsproducte durch den Ventilator abgesaugt
                              									werden, sodann mit dem Sammelkanale S unter Ansaugung
                              									von kalter, sich erwärmender Luft in Verbindung gebracht werden können. Ferner ist
                              									ein Hilfsofen K (Fig. 12) angeordnet, der
                              									in den Heiſsluftkanal s einmündet, um beim Beginne des
                              									Betriebes mittels Ansaugung der Wärme durch den Ventilator in den Heiſsluftkanal s Wärme abgeben und durch dieselbe trocknen zu können.
                              									Bei beginn des Betriebes wird zuerst in dem Hilfsofen K
                              									das Feuer in Gang gebracht, und die heiſsen Gase werden durch Kanal zz in den Kanal s
                              									gebracht, um mittels dieser heiſsen Gase das Trocknen zu beginnen.
                           Angenommen, der Ofen sei in den Kammern 2, 3 und 4 in Brand, so ist der Betrieb wie folgt:
                           Die für den Brennofen nöthige kalte Verbrennungsluft wird durch den Kanal x2 (Fig. 11) dem Schlitze e2 der Kammer 2 zugeführt. Die entwickelten Brenngase durchstreichen
                              									die Kammern 2, 3 und 4 und
                              									treten durch Schlitz a4
                              									als Rauchgase in den Rauchkanal k (Fig. 13), aus welchem sie
                              									durch den Regenerator, z.B. Y, mittels der Oeffnungen
                              										y und Kanal y1 und Oeffnungen z1 (Fig. 13), auf welche der
                              									Ventilator wirkt, abgesaugt werden. Ist der Regenerator Y stark erhitzt, so wird y geschlossen,
                              									ebenso z1, und es wird
                              									die in dem einen Regenerator aufgespeicherte Wärme, während inzwischen der andere in
                              									gleicher Weise erwärmt wird, derartig zum Vortrocknen der Ziegelwaaren benutzt, daſs
                              									man einen umgekehrten Saugstrom erzeugt, indem kalte Luft durch den Kanal z2 (Fig. 13) in den
                              									Regenerator y einströmt, sich in demselben erwärmt und
                              									durch Kanal y2 nach dem
                              									Sammelkanale S abgeführt wird. Von hier aus wird sie
                              									durch den Kanal ε12 in
                              									die mit ganz nassen Ziegeln angefüllte Trockenabtheilung XII geführt, durchstreicht dieselbe, tritt durch v in die Kammer XIII, die mit halbnassen Ziegeln angefüllt ist,
                              									durchzieht auch diese und gelangt in die Abtheilung XIV', die schon mit ziemlich trockenen Ziegeln gefüllt ist, um von dort
                              									durch Oeffnung α14
                              									(bemerke, daſs die übrigen α, ε und c, wenn auch in der Besehreibung nicht erwähnt, in der
                              									Zeichnung der Deutlichkeit halber angegeben sind) in den Naſsluftkanal n zu gelangen und durch den Schacht q (Fig. 14) schlieſslich vom
                              									Ventilator abgesaugt zu werden.
                           Stets sind drei Abtheilungen in Betrieb, die vierte Abtheilung ist ausgeschaltet, und
                              									es werden bei dem augenblicklichen Stande in Betrieb sein die Kammern XII, XIII, XIV und die Kammern XVI, XVII, XVIII, ferner die Kammern XX, I,
                                 										II; aus Heiſsluftkanal s wird die warme Luft
                              									bezogen.
                           Durch den Heizkanal s werden gleichzeitig die
                              									Trockenabtheilungen IV, V, VI und VIII, IX, X getrocknet. Diese Trocknung geschieht in
                              									folgender Weise:
                           Aus einer der im Abkühlen oder im Brande befindlichen Brennkammern wird durch den
                              									Schlitz e2 heiſse Luft
                              									entnommen und mittels der Oeffnung c2 in den Heiſsluftkanal s geführt. Von dort gelangt die heiſse Luft durch die Oeffnung s4 in die
                              									Trockenabtheilung IV, durchstreicht dieselbe, gelangt
                              									durch v in die nächste Abtheilung V, durchstreicht auch diese und gelangt durch die
                              									Oeffnung v in die Kammer VI, um die letztere bei α6 zu verlassen. Die Luft gelangt in den
                              									Naſsluftsammelkanal p, durch Kanal yy in den gegenüber liegenden Naſsluftsammelkanal n und wird von dort durch Schacht q mit Ventilator abgezogen.
                           Wenn die Kammer IV getrocknet ist, so wird dieselbe
                              									ausgeschaltet, dagegen werden die Kammern V, VI und VII eingeschaltet, welche bis jetzt behufs Entleerung
                              									und Neufüllung auſser Betrieb waren.
                           Dieser vorstehend beschriebene stetige Brenn- und Trockenofen bezweckt also die
                              									stetige Vortrocknung der Ziegelwaaren durch die Rauch- bezieh. Heizgase des
                              									Brennofens und eine mit dem Brennprozesse in den verschiedenen Ofenkammern
                              									fortschreitende Trocknung der Waaren in den verschiedenen Trockenkammern des
                              									Trockenofens.
                           Zur Herstellung von Portlandcement in ununterbrochenem Betriebe führt Wilhelm Sonnet in Beckum (Westfalen) nach dem D. R. P.
                              									Nr. 39803 vom 21. December 1886 die gut gemischte und fein gemahlene Rohmasse direkt
                              									in Mehlform in einen schlangenförmigen Kanalofen und brennt sie in demselben. Der
                              									hierzu erforderliche Apparat, in Fig. 15 im senkrechten
                              									Längsschnitte, in Fig. 16 im Grundrisse und in Fig. 17 Taf. 16 im
                              									Querschnitte dargestellt, ist ein sogen. Kanalofen A
                              									mit auſserhalb desselben liegenden Gaserzeugern B (Fig. 18),
                              									welche zur Erzeugung von Misch- oder Wassergas dienen, mit welchem der Ofen geheizt
                              									werden soll. Der vordere Theil a des Ofenkanales hat
                              									eine zickzackförmige Gestalt, während er im hinteren Theile eine Reihe senkrecht neben einander
                              									befindlicher und mit einander verbundener Schächte b
                              									bildet. Die dem Boden am nächsten liegenden unteren Theile dd des banales ab sind mit seitlichen
                              									verschlieſsbaren Oeffnungen zum Herausgehen des an diesen Stellen sich ansammelnden
                              									gebrannten Cementes versehen. Auf der ganzen Länge des Kanales ab sind Bedienungslöcher ee vorgesehen, um den Brennprozeſs beobachten und etwa auf der Ofensohle
                              									liegen gebliebenen Cement ablösen zu können.
                           Die Doppelgaserzeuger BB (Fig. 18) werden stets
                              									abwechselnd in Betrieb gesetzt, so daſs, während der eine Gaserzeuger in Thätigkeit
                              									ist, der andere durch Fülltrichter f mit frischem
                              									Brennmateriale beschickt wird. Quer über den Rosten der Feuerungen sind Röhren g angeordnet, welche mit einer Anzahl kleiner Löcher
                              									versehen sind und von einer gemeinschaftlichen Rohrleitung g1 mit überhitztem Wasserdampfe gespeist
                              									werden. Der Zutritt des Dampfes kann durch Hähne g2 abgesperrt werden. Das durch Berührung des Dampfes
                              									mit der Brennmaterialschicht entstehende Misch- oder Wassergas zieht durch die durch
                              									Ventile h1
                              									verschlieſsbaren Kanäle h in den Gassammler k, von wo es durch eine Anzahl kleinerer, schräg
                              									angeordneter Kanäle m dem Brennkanale a zugeführt wird.
                           Die Kanäle m sind geneigt angeordnet, so daſs der an
                              									ihrer Mündung sich durch die Verbrennung bildende Theer in den Gassammler k zurückflieſst. Durch die Kanäle h gelangt der Theer aus k
                              									in die Feuerung zurück.
                           Die aus dem am tiefsten befindlichen Kanäle m
                              									austretende Flamme dient zur starken Anwärmung der in den Brennkanal ab durch die Oeffnung n
                              									eintretenden Luft, welche zur vollständigen Verbrennung des Gases nöthig ist. Auch
                              									wird aus dem Raume o unterhalb des ersten Kniees des
                              									beliebig langen Brennkanales ab für jede weitere flamme
                              									erwärmte Luft zugeführt, so daſs mit Leichtigkeit eine Temperatur von 3000° im
                              									Brennkanale auf beliebige Länge erreicht wird.
                           Die Einführung des zu brennenden Materiales geschieht durch eine über die ganze Länge
                              									des Kanalofens A sich erstreckende Transportschnecke
                              										p, in welcher die zu brennende Masse durch die vom
                              									Ofen ausgestrahlte Wärme während des Transportes auf 100 bis 1500 vorgewärmt wird.
                              									Die Masse fällt schlieſslich durch den Einlaufschacht q
                              									in den Brennkanal, wo dieselbe durch die von unten her mit groſser Kraft nach oben
                              									strömende heiſse Luft und Feuergase gleichmäſsig vertheilt wird, so daſs sich der
                              									Brennprozeſs gleichmäſsig vollzieht. Die feineren Theile der durch q einfallenden Cementmasse werden durch en in dem
                              									Brennkanale herrschenden Zug über das Knie a1 hinweg in den Brennkanal hineingezogen; die
                              									einzelnen Partikelchen der zu rennenden Masse begegnen sich wiederholt im Kanäle,
                              									haften in Folge er hohen Temperatur bald an einander an und fallen, sobald sie
                              									schwer genug sind, auf die Sohle des Brennkanales, wo sie dann vollständig in sich versintern. Der
                              									fertig gebrannte Portlandcement sammelt sieb an den tiefsten Stellen dd des Kanales ab und wird
                              									dort von Zeit zu Zeit herausgezogen. Die schwereren Theile der durch q einfallenden Cementmasse fallen in dem ersten
                              									Schenkel des Brennkanales als ungares Material herab und sammeln sich bei n an. Sie werden ebenfalls von Zeit zu Zeit entfernt,
                              									wieder gemahlen, gesiebt und wieder in die Transportschnecke p gegeben, um von Neuem dem Brennkanale zugeführt zu werden.
                           Behufs Erzeugung des nöthigen Zuges ist das Ende des Brennkanales ab durch eine schlangen- oder zickzackförmige
                              									Rohrleitung r (Fig. 19) mit einem
                              									groſsen Exhaustor verbunden. Die Länge dieser Rohrleitung r muſs mindestens 100m betragen, um den
                              									abgehenden Gasen Gelegenheit zu geben, sich vollständig abzukühlen, ehe sie den
                              									Exhaustor erreichen, so daſs letzterer sich bei dauerndem Betriebe nicht zu heiſs
                              									laufen kann. Auch werden mit dem Abzüge der abgehenden Gase ungefähr 40 bis 50 Proc.
                              									des gebrannten Cementmateriales mit durch diese Rohrleitung gezogen. Dieses
                              									Cementmaterial setzt sich zum Theile in den unteren Knieen der Rohrleitung an und
                              									wird dort durch Oeffnen von Klappen t herausgezogen,
                              									zum Theile aber geht es auch durch den Exhaustor hindurch und wird von diesem in
                              									eine Staubkammer geworfen, in welcher es ablagert und nach dem Abkühlen als fertiger
                              									Cement abgefaſst wird.
                           In dem vorstehend beschriebenen Apparate geschieht also das Brennen stetig und hat
                              									das durch die Construction desselben bedingte Verfahren einerseits den Vortheil,
                              									daſs das Einsumpfen, das Ziegeln, das Trocknen, das Ausziehen der Cementmasse aus
                              									dem immer noch heiſsen Ofen fortfällt, da der gröſste Theil der gebrannten Masse
                              									sich selbsthätig entleert, andererseits dürfte die Cementmasse frei von
                              									Brennmaterialrückständen und ungarem Cementmateriale bleiben, und die Arbeiter
                              									weniger dem Staube und der Hitze ausgesetzt sein, als bei älteren Verfahren.
                           Der durch das D. R. P. Nr. 23 919 vom 23. Januar 1885 und Zusatzpatente geschützte
                              									Ofen mit Vorwärmer zum Vorglühen der Masse vor Zugabe von Brennmaterial zum Brennen
                              									von Kalk und anderen Stoffen ist in folgender Weise von Carl
                                 										Dietzsch, in Firma C. B. Böcking und Dietzsch
                              									in Saarbrücken, vereinfacht worden. (D. R. P. Nr. 38384 vom 16. Februar 1886, Scientifc American, 1887 Supplement Nr. 636 S.
                              									10161.)
                           Der Vorwärmer A (Fig. 20) ist direkt auf
                              									den Brennraum CD aufgebaut und bildet somit die
                              									Verlängerung des letzteren. Der Brennraum wird überdeckt durch den Gewölbebogen L, an dessen beide Seiten durch die Verbindungskanäle
                              										BB der Brennstoff nach C hinabfällt. Das Brennmaterial wird durch die Thüren E in den Brennraum C
                              									schichtenweise zwischen das in den Kanälen B und dem
                              									Vorwärmer A vorgeglühte Material aufgegeben. Zugleich
                              									gelangt man durch die Thüren mit Stangen und Schaufeln in den Ofen, um das vorgeglühte Material von der
                              									Sohle der Kanäle BB in den Brennraum zu befördern. Von
                              									Zeit zu Zeit wird an der Ausziehöffnung R gebranntes
                              									Material abgezogen und dann der Brennraum wieder schichten weise mit Kohle und
                              									vorgeglühtem Materiale nachgefüllt. Die Oeffnungen G
                              									und F dienen dazu, das sich im Ofen aufhängende
                              									Material abzustoſsen und in Bewegung zu bringen. Zum besseren Reguliren des Zuges
                              									ist der Vorwärmer A durch eine Kuppel M überwölbt, welche mit einem Kamine S versehen ist, welch letzterer eine Drosselklappe K zum Regeln des Zuges besitzt. Eine andere Abänderung
                              									des genannten Grundpatentes ist durch das Zusatzpatent Nr. 40423 vom 4. Januar 1887
                              									bekannt geworden. Der Vorwärmer ist durch den Kanal B1 gebrochen und in zwei Abtheilungen A und A1 getheilt (Fig. 21). Ferner ist der
                              									Unterbau des Ofens in zwei Schächte CD und C1D1 getrennt, von welken
                              									der letztere zur Aufnahme feinkörniger Producte bestimmt ist, welche durch den
                              									feuerfesten Rost R hindurchfallen.
                           Der Betrieb dieses Ofens ist folgender:
                           A und A1 wird mit groben Steinstücken gefüllt. CD wird schichtweise mit groben Steinen und
                              									Brennmaterial gefüllt und das Feuer an L angezündet.
                              									Die Oeffnung L1 wird
                              									luftdicht verschlossen, indem man den Schacht C1D1 theilweise mit feinkörnigem oder mehligem
                              									Materiale füllt. Ist das Feuer bis zur Spitze von C
                              									durchgebrannt, so hat sich der Inhalt des Schachtes CD
                              									so weit gesenkt, daſs oben vorgeglühtes Material aus A
                              									und Kohle durch E nachgefüllt werden kann. Ist der
                              									Vorwärmer A so hoch erhitzt, daſs das Material darin
                              									rothglühend ist, so wird durch E2 oder J1 das zu glühende feinkörnige Material in A Angeschüttet, wo es sich mit dem groben Materiale
                              									mischt und beim Abziehen mit demselben niedersinkt. Beim Uebergange des Materiales
                              									über den feuerfesten Rost R wird das Material mittels
                              									eiserner Krücken von den Thüren E und E1 aus hin und her
                              									bewegt, so daſs das feine Gut in den Schacht C1D1 fällt, worauf die groben Stücke nach dem
                              									Brennraume C gezogen werden, wo sie schichtweise in
                              									Berührung mit Sohlen gar brennen.
                           Der Schacht C1D1 ist nur dazu
                              									bestimmt, das im Raume A geglühte feinkörnige Material
                              									aufzunehmen, welches von Zeit zu Zeit durch L1 abgezogen wird. Während des Brandes bleibt die
                              									Oeffnung L1 luftdicht
                              									verschlossen, damit der Zug in CD nicht gestört
                              									wird.
                           Der Betrieb des Ofens wird in der Weise stetig fortgesetzt, daſs von Zeit zu Zeit bei
                              										L gebranntes grobes Material und bei L1 feinkörniges
                              									Material abgezogen, darauf der Brennraum C wieder mit
                              									Kohlen und grobem Gute aus A nachbesetzt und der
                              									Vorwärmer A1 mit grobem
                              									Materiale von oben gefüllt wird. Zugleich wird stetig durch E2 oder J1 so viel feinkörniges Material eingeschüttet, als
                              									noch genügend Zug zur Verbrennung vorhanden ist.
                           
                           Die Oeffnung F dient zur Beobachtung des Raumes A und zur Auflockerung des Materiales im Falle der Zug
                              									mangelt, die Oeffnung F1 zum Reinigen des Rostes R.
                           Um bei einem Flammofen für keramische Zwecke u.s.w. eine sichere Abdichtung der Fugen
                              									zwischen den einzelnen Formziegeln zu erzielen, werden die Heiſsluftkanäle d (Fig. 22 Taf. 17 a, b, c) aus
                              									solchen Ziegeln a hergestellt, bei denen die Abdichtung
                              									durch besondere Rohrstücke b bewirkt wird (D. R. P. Nr.
                              									40550 vom 11. December 1886, W. J. Wagner in Berlin und
                              										August Schimke und Sohn in Frankfurt an der
                              									Oder).
                           Die für die Rauchverbrennung erforderliche Luft tritt in diese Kanäle d durch die wagerechten Zuführungskanäle c ein und wird bei d1 schon stark erhitzt in den Feuerraum geleitet, den
                              									sie in der Pfeilrichtung durchströmt. Sie wird hierbei durch den Kanal e geführt und daher noch weiter erhitzt, so daſs sie
                              									beim Verlassen dieses Kanales in hoch erhitztem Zustande mit den Feuergasen sich
                              									vermengt und eine fast vollständige Verbrennung der in denselben noch enthaltenen
                              									Rauchtheile bewirkt. Die rauchfreien Feuergase gehen nun in geschlossenem Strome
                              									durch den Kanal f unter der Ofensohle her nach dem
                              									hinteren Theile des Ofens, den sie auf diese Weise stark vorwärmen und in dessen
                              									hinter dem Schädel liegenden Theil g sie münden. Der
                              									Innenraum h des Ofens ist von diesem Theile g durch den vielfach durchbrochenen Ständer i getrennt, durch welchen die jetzt in der Richtung
                              									nach vorn umbiegenden Feuergase in entsprechend vielfach zertheilten Einzelströmen
                              									hindurchgepreſst werden und dessen Durchbrechungen i1 eine bedeutende Berührungsoberfläche für die
                              									Feuergase bieten, welche in Folge ihrer innigen Berührung mit den glühend werdenden
                              									Wandungen dieser Durchbrechungen noch von allen etwaigen übrig gebliebenen
                              									Rauchspuren gereinigt werden und dann in rauchfreiem Zustande in das Ofeninnere
                              									eintreten, in welchem die zu brennenden keramischen Waaren uneingekapselt angeordnet
                              									sind. Auf diese wirken nun die einzelnen Gasströme mit bereits genügend gemilderter
                              									Heizkraft zunächst am hinteren Ofenende ein, um ein Verbrennen der hier
                              									aufgestellten Waaren auszuschlieſsen, und strömen dann nach Abgabe weiterer
                              									Wärmeeinheiten nach vorn, wo, wie schon oben ausgeführt, in Folge der stärkeren
                              									Vorwärmung bereits ohnehin eine entsprechend höhere Temperatur herrscht, um auch
                              									hier nun die gleiche Temperatur wie im hinteren Ofen hervorzurufen. Am vorderen
                              									oberen Ende des Ofens treten die Gase bei j aus und
                              									gelangen in die Feuerung des oberen Ofens, um hier zuvörderst bei der Verbrennung
                              									des Rauches der oberen Feuerung mitzuwirken (falls eine solche in gewissen Fällen
                              									erforderlich sein sollte), und wirken dann auch hier genau wieder so wie beim
                              									unteren Ofen, dessen Einrichtung von der des oberen sich sonst in keiner Weise
                              									unterscheidet. Die ausgenutzten Gase verlassen schlieſslich den Ofen, indem sie in den Kanal
                              										k treten, aus dem sie immer wieder in die Feuerung
                              									zurückgeführt und zur Verbrennung des Rauches der Feuergase nutzbar gemacht werden
                              									können.
                           Die dem Max Merkelbach in Ganzhausen unter Nr. 39037 vom
                              									16. Juli 1886 patentirte Sohlenanlage bei Steinzeugöfen bezweckt, das steinerne
                              									Baumaterial bedeutend herabzumindern.
                           Die Sohlenanlage des Ofens besteht aus senkrecht eingemauerten Hatten m (Fig. 23), welche so
                              									angeordnet sind, daſs sie abwechselnd die Feuerkanäle g
                              									und die Räume J zum Einsetzen von Steinzeug zwischen
                              									sich lassen. Auf diese stehenden Platten m nun werden
                              									die durchlöcherten Platten i und Kehlsteine k aufgelegt, um eine Unterlage für das weiter
                              									einzusetzende Steinzeug zu bilden.
                           Es ist bekannt, daſs die bei dem sogen. Vorschmauchen sich entwickelnden feuchten
                              									Gase den Schornstein so bedeutend abkühlen, daſs ohne vorherige Anwärmung desselben,
                              									der Vorschmauchprozeſs sehr lange Zeit in Anspruch nimmt, und daſs ein vollkommenes
                              									Vorschmauchen mit der aus dem ausgebrannten Ofen ausströmenden heiſsen Luft bei den
                              									bekannten Kasseler-Ziegelöfen, bei welchen die kalte Luft durch die in dem
                              									Gewölbescheitel befindlichen Schmauch- oder Schaulöcher eindringt, sehr erschwert
                              									wird. Diesem Uebelstände will Louis Derbsch in Gera
                              									durch die Anordnung eines mittels Schieber regulirbaren Schornsteinanwärmekanales
                              									und eines gleichfalls regulirbaren Schmauchkanales abhelfen. Der
                              									Schornsteinanwärmekanal (D. R. P. Nr. 41272 vom 27. November 1886) entnimmt die zur
                              									Anwärmung erforderliche heiſse Luft direkt dem jedesmal ausgebrannten Ofen und hebt
                              									dadurch das Abkühlen des Schornsteines, welches durch den Vorschmauchprozeſs im
                              									anderen Ofen veranlaſst wurde, auf, so daſs keine feuchten, sondern nur trockene
                              									Gase dem Schornsteine entströmen. Hierdurch dürfte ein vollkommenes Vorschmauchen
                              									mit der aus dem ausgebrannten Ofen ausströmenden heiſsen Luft und gleichzeitig eine
                              									Abkürzung des Vorschmauchprozesses erreicht werden.
                           Der Vorschmauchkanal liegt nicht in der Herdsohle, sondern in der Mitte der Stirnwand
                              									des Ofens, gegenüber der Einkarrthür. Mittels Schieber kann derselbe mit der
                              									Schornsteinanwärmung verbunden werden.
                           Sobald der eine Ofen gar gebrannt ist. wird die Einkarrthür geöffnet und die
                              									einströmende kalte Luft drückt dann die heiſse Luft durch den Vorschmauchkanal in
                              									den anderen Ofen, um hier vorzuschmauchen. Da der Vorschmauchkanal in der Stirnwand
                              									des Ofens, der Einkarrthür gegenüber, angeordnet ist, so muſs die heiſse Luft die
                              									ganze, frisch eingesetzte Waare durchströmen. Durch diese Einrichtung dürfte ein
                              									besonderes Vorschmauchfeuer überflüssig und somit eine erhebliche Ersparniſs an
                              									Brennmaterial erzielt werden.
                           Das Ausfahren der in dem ausgebrannten Ofen in der Nähe der Einkarrthür befindlichen
                              									Waare beginnt bereits, während der Vorschmauchprozeſs im zweiten Ofen noch im
                              									Anfangsstadium begriffen ist, und zwar ohne Unterbrechung, weil das Abkühlen der
                              									Waare gleichmäſsig fortschreitet. Es liegt auf der Hand, daſs auf diese Weise an
                              									Zeit gespart wird, da bei den alten Oefen in der Regel das Oeffnen der Einkarrthür
                              									nicht stattfindet, so lange das Vorschmauchen dauert.
                           A. Schramke in Cottbus hat unter Nr. 41947 ein vom 2.
                              									Juni 1887 gültiges Patent erhalten auf einen mit seinem Befestigungsmechanismus
                              									verschiebbaren Schornstein, welcher mit einem Ziegel-Ringofen in Verbindung gebracht
                              									ist, wodurch er bei möglichst wenig Brennmaterial einen vorzüglichen Brand erzielen
                              									will.
                           Die Solvay'sche Einrichtung von Kalköfen (D. R. P. Nr.
                              									43 901 vom 18. September 1887), bei welcher eine mechanische Ausziehvorrichtung für
                              									den garen Kalk angebracht ist, wird durch die Fig. 24 bis 26
                              									veranschaulicht.
                           In den unten mit senkrechten Wänden versehenen und vollständig geschlossenen Ofenraum
                              									wird durch Rohr T die zur Verbrennung nöthige Luft
                              									eingepreſst. Durch den Schieber F, welchen man nur
                              									öffnet, um den kleinen Wagen W zu beladen, wird der
                              									Abschluſs vervollständigt.
                           Der Mechanismus zum Ausziehen des Kalkes setzt sich aus einem centralen Theile M und einem ringförmigen Theile zusammen.
                           Der centrale Theil besitzt conische Form und ruht auf dem Boden. Er ist in der Achse
                              									des Ofens gelegen und hat die Bestimmung, das Niedersinken zu verlangsamen, indem er
                              									den Kalk nöthigt, sich nach dem Umfange hin zu vertheilen, um auszutreten. Wie man
                              									aus der Zeichnung ersieht, ist das Luftzuführungsrohr im dicken Theile dieses
                              									conischen Stückes angebracht. Eine auf Rollen G
                              									montirte Plattform oder ringförmige Scheibe D ist
                              									unterhalb des Conus angeordnet, und ruht die Ofenbeschickung auf derselben. Sie ist
                              									mit quer vom Umfange nach dem Centrum hin gerichteten senkrechten Rippen N versehen. Dieser Plattform wird auf mechanischem Wege
                              									Drehbewegung mitgetheilt, was zur Folge hat, daſs der Kalk an ihrem ganzen Umfange
                              									unter der combinirten Einwirkung der Ofenbeschickung und der quer liegenden Rippen
                              									ausgeschüttet wird. Obschon mit einer gewissen Neigung dargestellt, kann diese
                              									Plattform ebenso wohl auch wagerecht sein. Die bewegliche Plattform trägt eine an
                              									sie angegossene und mit ihr sich drehende ringförmige Verlängerung P, welche gleichsam eine untere Etage bildet. Auf diese
                              									fällt schlieſslich der Kalk.
                           Obschon nach dieser Beschreibung der centrale Conus stillstehend ist, wird er
                              									ebenfalls drehbar angeordnet werden können. Aber alsdann werden Conus und Plattform
                              									vortheilhaft durch ein einziges schraubenförmiges Organ, eine Art von stetiger
                              									schiefer Ebene, ersetzt, welche in S besonders
                              									dargestellt ist.
                           Man muſs jetzt den Kalk aufsammeln und ihn nach einem einzigen Punkte führen, wo er in die
                              									Wagen verladen werden kann. Zu diesem Zwecke hält ein senkrechtes feststehendes und
                              									schräg zum Radius der Scheibe angeordnetes Blatt L den
                              									durch die Kreisbewegung mitgenommenen Kalk auf und nöthigt ihn, ihrer Richtung bis
                              									zu dem Punkte zu folgen, wo er in die Wagen geschüttet wird. Die Bedienung des Ofens
                              									wird durch eine Becherkette vervollständigt, welche den Kalkstein aus den
                              									Brechmaschinen entnimmt und ihn oben nach Maſsgabe des Ausziehens einschüttet. In
                              									dieser Weise ist der Ofen gänzlich mechanisch und vollständig stetig.
                           
                        
                           B) Verfahren.
                           
                              a) Zur Herstellung künstlicher und
                                    											plastischer Steinmassen, Ziegel, feuerfester Producte, Straſsenbaumaterial
                                    											u.s.w.
                              Moritz Schauenburg in Lahr wendet (vgl. D. R. P. Nr.
                                 										39942 vom 6. Juli 1886) zur Herstellung einer künstlichen Steinmasse das
                                 										folgende Verfahren an: Harz, z.B. Kolophonium, wird in Alkohol gelöst und diese
                                 										Lösung mit irgend einem in Alkohol löslichen Farbstoffe von solcher Färbung und
                                 										in solcher Menge, als der Probe der herzustellenden Steinmasse entspricht und
                                 										die vollkommene Lösung gestattet, versetzt. 5 bis 8 G.-Th. dieser
                                 										Harzfarbstofflösung vermischt man mit 20 G.-Th. gebranntem Gypse oder Tripolith
                                 										und 10 G.-Th. Wasser, so daſs ein breiartiger Teig entsteht, welcher dann innig
                                 										durch einander gerieben wird. Sobald der Brei die nöthige Consistenz erlangt
                                 										hat, wird er in formen aus Holz oder Metall gegossen, frei geformt, auch
                                 										geeignetenfalls noch mit anders gefärbtem Teige vermischt, um künstlichen
                                 										Marmor, Granit u.s.w. zu bilden.
                              Die geformten Stücke läſst man an der Luft oder an einem warmen Orte liegen, und,
                                 										indem nun zunächst der Alkohol verdunstet, das Wasser aber der Hauptmasse nach
                                 										zurückbleibt, scheidet sich Harz und Farbstoff mit einander in feinst
                                 										vertheilter Form in der Grundmasse aus, während zu gleicher Zeit die
                                 										vollständige Hydratisirung des Gypses erfolgt.
                              Die nach vorstehendem Verfahren erzeugte Steinmasse, welche sich drehen, feilen,
                                 										poliren u.s.w. läſst, soll sich unter Anderem besonders zur Herstellung von
                                 										Bauklötzchen eignen.
                              Behufs Herstellung eines pulverförmigen bituminösen Straſsenbaumateriales für
                                 										Stampfarbeit wird (vgl. D. R. P. Nr. 40 020 vom 11. April 1886, Deutsche Asphalt-Actiengesellschaft der Limmer und
                                    											Vorwohler Grubenfelder in Hannover) trockener, pulverförmiger Kalk oder
                                 										Asphaltstein (mit oder ohne Zusatz von Harzseife) unter Erwärmen durch
                                 										Hinzufügen von Kalkmilch zu einem alkalischen Steinschlamme verarbeitet, aus
                                 										letzterem eine emulsionsartige Verbindung mit heiſsflüssigem Bitumen gewonnen
                                 										und die erkaltete und getrocknete Masse zerpulvert.
                              G. Lilienthal in Melbourne wendet zur Herstellung
                                 										einer plastischen, für Ornamente, Bijouteriewaaren, Spielsteine zu Damenbrettern, Baukästen
                                 										u.s.w. bestimmten Masse Aetzstrontian in Verbindung mit Caseïn und gepulvertem
                                 										Marmor oder Kalksteine und entsprechendem Farbstoffe an. Vortheilhaft soll
                                 										folgendes Mischungsverhältniſs sein:
                              1) 3 bis 4 Th. gepulverter Marmor oder Kalkstein,
                              2) 1 Th. Aetzstrontian,
                              3) etwa der sechste Theil des Gemisches von 1) und 2) an ausgepreſstem
                                 										Käsestoffe,
                              4) Farbe nach Belieben.
                              Die gut gemischte Masse, bei welcher sich das Aetzstrontian mit dem Caseïn zu
                                 										einem sehr festen Bindemittel verbindet, wird unter entsprechendem Drucke in
                                 										Formen gepreſst und zweckmäſsig an der Luft getrocknet (D. R. P. Nr. 41 233 vom
                                 										7. November 1886).
                              Dr. Paul Jochum in Ottweiler hat ein Verfahren zur Herstellung von sogen. Eisensteinziegeln angegeben (D. R. P. Nr. 40024 vom 26.
                                    										Oktober 1886). Anstatt die zu verwendenden Thone nach der gründlichen
                                 										Durcharbeitung wie bisher mit Wasser anzufeuchten, geschieht dieses mit einer
                                 										Emulsion, welche gebildet ist aus einer gesättigten Lösung von Eisenvitriol und
                                 										fein zermahlenem sehr eisenreichen Eisenerze, dessen Suspension in der Lösung
                                 										durch tüchtiges Umrühren derselben bewirkt wird. Das Material wird dann in
                                 										üblicher Weise zu Steinen verarbeitet, welche nach dem Trocknen und Brennen
                                 										vorzugsweise zur Straſsenpflasterung geeignet sein sollen. (Vgl. 1888 267 190.)
                              August Grothe in Dortmund will (vgl. D. R. P. Nr.
                                 										41178 vom 9. November 1886) durch Zusammenschmelzen von 18k Theerpech, 10k,5 Steinkohlentheer und 10k
                                 										Lehmstaub, welche Masse unter Hinzufügung einer Mischung von 0k,625 Steinsalz, 0k,25 Salmiak und 0k,4 Antimonpulver,
                                 										mit 3k heiſsem Spiritus gekocht, und mittels
                                 										Gieſsen in passende Formen gebracht wird, säurebeständige Behälter herstellen,
                                 										welche zum Reinigen von Blechen, Draht u. dgl. mittels Säuren bestimmt sind.
                              Alexander Feldmann in Linden bei Hannover stellt
                                 										feuerfeste Massen und Gegenstände aus künstlich bereitetem Fluormagnesium als
                                 										Sintermittel und aus Magnesia bezieh. Thonerde dadurch her, daſs das
                                 										Fluormaguesium mit einem oder mehreren der genannten Oxyde und Wasser zu einem
                                 										Teige verarbeitet und dieser Teig als Ausfütterungsmasse oder Mörtel verwendet
                                 										wird oder daraus Gegenstände geformt werden, welche getrocknet und bis zum
                                 										Zusammensintern erhitzt werden (D. R. P. Nr. 44100 vom 2. September 1887). Die
                                 										aus dem bezeichneten Materiale hergestellten Gegenstände (Schalen, Tiegel,
                                 										Röhren, Steine) sollen besonders schmelzenden Alkalien Widerstand leisten und in
                                 										der Metallindustrie überall dort verwendet werden, wo durch Metalle Kieselerde
                                 										reducirt werden kann, was hier wegen der gänzlichen Abwesenheit derselben nicht
                                 										zu befürchten ist.
                              Ein anderes Verfahren zur Herstellung; feuerfester Steine ist von 
                                 										John Davenport in Stoke-on-Trent (Staffordshire,
                                 										England) vorgeschlagen worden (D. R. P. Nr. 44116 vom 10. November 1887).
                                 										Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, daſs Bariumsulfat (Schwerspath) und
                                 										Thonerde mit Kieselerde in dem Verhältnisse von 80 Th. Kieselerde zu 10 Th.
                                 										Bariumsulfat und 10 Th. Thonerde gemischt werden, wobei die Feuerbeständigkeit
                                 										des Productes durch Verringern des Gehaltes an Kieselsäure und entsprechendem
                                 										Vermehren an Thonerde abgeschwächt werden kann. Das Product soll ohne Schaden
                                 										groſse Lasten und plötzlichen Temperatur Wechsel ertragen.
                              Um aus Infusorienerde ein festes Material herzustellen, wenden G. W. Reye und Sohne in Hamburg das folgende Verfahren an (D. R. P. Nr. 44431 vom 18. November 1887):
                              Aus den festen Kieselguhrflötzen werden gröſsere Stücke gefördert. Diese werden
                                 										in der Luft erst gut ausgetrocknet, und, nachdem alle Feuchtigkeit ausgezogen
                                 										ist, leicht angefeuert. Sie fangen bald an zu glimmen und glimmen dann, ohne
                                 										weiteres Feuer, von selbst weiter, bis sie vollständig calcinirt sind. Solche
                                 										Stücke sind dann bereits fest, bearbeitungsfähig, wenn auch noch sehr porös.
                                 										Diese Eigenschaft benutzt man, um das so behandelte Material mit Lacken, Wachs
                                 										oder Gummiarten, Harzen u. dgl. zu tränken, wodurch dasselbe ohne wesentliche
                                 										Zunahme des specifischen Gewichtes so hart und widerstandsfähig werden soll,
                                 										daſs es zu Stuckarbeiten, Kunstdrechslerarbeiten, Mosaik, Isolirsteinen u.s.w.
                                 										Verwendung finden kann. Im einfach calcinirten Zustande lassen sich aus dieser
                                 										Kieselguhr in fester Form Säure beständige Filterplatten herstellen.
                              
                           
                              b) Zur Verzierung von Thonwaaren
                                    											u.s.w.
                              Um bei porösen glasirten Porzellan- und Töpferwaaren innerhalb der Glasur eine
                                 										flüssige Farbe durch Absorption einzuführen, werden (D. R. P. Nr. 41293 vom 4.
                                 										Mai 1887) die glasirten und fertigen Artikel mit einer oder mehreren Oeffnungen
                                 										in der Glasur versehen und dann in Berührung mit einer flüssigen Farbe gebracht.
                                 										Durch die Oeffnung in der Glasur tritt die Farbe in das poröse Material und
                                 										theilt sich durch die Capillarattraction dieser ganzen Masse innerhalb der
                                 										beiden Glasurflächen mit und scheint dann durch dieselbe, d.h. sie wird in der
                                 										Glasur sichtbar und ist durch diese vor dem Verwischen und Verwaschen
                                 										geschützt.
                              Behufs Herstellung einer Glanzgold-, Glanzsilber-, Glanzplatin-Druckfarbe
                                 										verfahren Ehrlich und Starck in Frankfurt a. M. (D.
                                    										R. P. Nr. 44044 vom 30. Juni 1887) derartig, daſs mittels Aethers aus den
                                 										käuflichen Glanzgold-, Glanzsilber-, Glanzplatin-Präparaten, die
                                 										Schwefelmetall-, Schwefelharzverbindungen ausgefällt, dieselben durch Trocknen
                                 										vom Aether befreit, dann in Nitrobenzol oder ähnlichen
                                 										Schwefelharzlösungsmitteln aufgenommen und mit einem Zusätze von Schwefelbalsam
                                 										zur Konsistenz einer Druckfarbe gebracht werden.
                              
                              Bekanntlich werden die käuflichen Glanzgold-, Glanzsilber- und
                                 										Glanzplatin-Präparate von den diese Präparate erzeugenden Fabriken (der Deutschen Gold- und Silberscheideanstalt zu
                                 										Frankfurt a. M., C. Bergcat und Comp. in Passau,
                                 											C. Leuchs und Comp. in Nürnberg und Stella in Ludwigshafen) als Geheimniſs gehütet, Mit
                                 										dem Pinsel oder der Feder werden die Präparate aufgetragen und auf dem
                                 										Porzellane, Steingute, Glase u.s.w. eingebrannt. Da die Präparate zu dünnflüssig
                                 										sind, so lassen dieselben sich nicht als Druckfarbe verwenden, sondern müssen in
                                 										der oben bezeichneten Weise behandelt werden, wofür nachstehend ein Beispiel
                                 										kurz angeführt werden soll.
                              Man nimmt 200g von der käuflichen
                                 										Glanzgoldflüssigkeit, setzt zu derselben 800g
                                 										Aethyläther und fällt aus. Dann filtrirt man und erhält auf dem Filter ein braun
                                 										gefärbtes Pulver, welches mit Aether ausgewaschen wird, bis die Flüssigkeit hell
                                 										abflieſst. Das Pulver wird dann getrocknet.
                              Man löst 100g dieses Pulvers in 50 bis 70g Nitrobenzol und gibt 100g Schwefelbalsam hinzu, rührt gut durch
                                 										einander und erhält eine zähe, dickflüssige Masse, welche in folgender Weise
                                 										Verwendung findet: Man trägt diese Druckfarbe auf ein Cliché mit Hilfe von Leder
                                 										oder gewöhnlichen Buchdruckwalzen auf und benutzt Eiweiſspapier, um die
                                 										Zeichnung zu übertragen. Dieses bedruckte Papier wird nun mit der bedruckten
                                 										Seite auf den Porzellangegenstand aufgeklebt. Der Porzellangegenstand ist vorher
                                 										mit einem Lackanstriche versehen worden, so daſs das Papier auf demselben haften
                                 										bleibt.
                              Das Papier wird mit einem Falzbeine fest aufgedrückt. Man läſst jetzt den so
                                 										behandelten Gegenstand mehrere Stunden trocknen und wäscht dann mit einem
                                 										feuchten Schwämme das Papier von dem Porzellane ab. Es löst sich dabei zugleich
                                 										der Eiweiſsüberzug, und mittels einer Brause können die letzten Spuren desselben
                                 										entfernt werden. Jetzt trocknet man wieder und brennt in den Muffeln die
                                 										Goldfarbe ein, welche durch den Waschprozeſs nicht entfernt worden ist, sondern
                                 										am Porzellane haften blieb.
                              
                           
                              c) Zur Herstellung von
                                    											Cement.
                              Bekannt ist, daſs zur Ueberführung von rasch bindendem Cemente in langsam
                                 										bindenden 1 bis 2 Proc. Gyps mit dem Cemente zusammen gemahlen werden. Dieser
                                 										Zusatz ist jedoch häufig nur von mangelhafter Einwirkung, da das Erstarren des
                                 										Cementbreies oft eher eintritt, als sich eine genügende Menge Gyps im
                                 										Mörtelwasser lösen konnte. Einen erhöhten Procentsatz von Gyps anzuwenden, ist
                                 										aber nicht rathsam, da auf diese Weise der Cement leicht zu einem sehr
                                 										gefährlichen „Gypstreiber“ gemacht werden kann. Unter solchen Umständen
                                 										bleibt dem Fabrikanten nur übrig, den Cement lagern zu lassen, ihm Gelegenheit
                                 										zu geben, allmählich aus der Atmosphäre Wasser und Kohlensäure aufzusaugen, um
                                 										auf diese Weise unempfindlich für den Hydratisationsprozeſs zu werden. Dieses
                                 										kostspielige und unbequeme Lagern des Cementes ist zu vermeiden, wenn man die
                                 										Zuführung atmosphärischer Feuchtigkeit erleichtert bezieh. die Aufnahme des
                                 										Wassers seitens des Cementes beschleunigt. Zu diesem Zwecke setzt Dr. Carl Heintzel (D. R. P. Nr. 42344 vom 29. Juli
                                 										1887) eine geringe Menge hygroskopischer Salze zu, insonderheit Chlorcalcium,
                                 										Chlormagnesium oder ein Salzgemisch, in welchem diese Stoffe als wesentliche
                                 										Bestandtheile enthalten sind. Es sollen 0,5 bis 2 Proc. von dem trockenen Salze
                                 										mit auf den Mahlgang gegeben werden, um zu bewirken, daſs selbst äuſserst rasch
                                 										bindender Cement entsprechend verändert werde.
                              
                                 W. Koort.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               

