| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Autor: | C. J. Lintner | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 323 | 
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                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        (Schluſs des Berichtes S. 278 d. Bd.)
                        Lintner, über Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           II. Würze u.s.w.
                              								
                           Ueber die Feuerung der Maischkessel und Würzepfannen von
                              										Fr. Schwackhöfer (Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und
                                 										Mälzerei I. Heft. Ref. Allgemeine Zeitschrift für
                                 										Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 S. 727). Schwackhöfer stellte an zwei Maischund drei
                              									Würzepfannen eingehende Untersuchungen an über die bei der üblichen Art der Feuerung
                              									der Maisehkessel und Würzepfannen sich ergebenden Wärmeverluste. Die zahlreichen
                              									Versuchsangaben mit den zugehörigen Berechnungen sind tabellarisch höchst
                              									übersichtlich zusammengestellt.
                           Das Gesammtergebniſs der Untersuchung stellt sich folgendermaſsen dar:
                           1) Die direkte Heizung der Maischkessel und Würzepfannen ist in hohem Grade
                              									unökonomisch.
                           Wird der Wärmeverlust durch das Mauerwerk durchschnittlich mit 10 Proc. angenommen,
                              									so stellt sich der Nutzeffect bei den Maischpfannen trotz weitgehender Verkleinerung
                              									der Rostfläche nicht höher als 37 Proc. und gehen daher 63 Proc. der
                              									Gesammtwärmeproduction verloren.
                           Bei den Würzepfannen kann der Nutzeffect durch entsprechende Reducirung der
                              									Rostfläche und Rauchschieberregulirung (also Mäſsigung des Luftüberschusses) auf
                              									etwa 60 Proc. gesteigert werden. Bei Auſserachtlassung dieser Maſsregeln beträgt der
                              									Nutzeffect auch hier nicht mehr als 43 bis 44 Proc.
                           2) Die richtige Stellung des Rauchschiebers ist bei den Würzepfannen von weit
                              									gröſserem Effecte als die Reduction der Rostfläche.
                           Bei den Maischpfannen dagegen läſst sich durch die Schieberregulirung nicht viel
                              									erreichen, weil der Feuerungsgang ein zu unregelmäſsiger ist; man müſste complicirte
                              									Vorrichtungen anwenden, zu deren Handhabung das Heizpersonal nicht genügend
                              									verläſslich ist.
                           Die Anbringung von Rauch verzehrenden Feuerungen ist für die Steigerung des
                              									Nutzeffectes ganz ohne Belang, weil der Wärmeverlust durch den Flugruſs und durch
                              									das Auftreten brennbarer Gase (Kohlenoxyd) immer nur sehr gering ist und in der
                              									Regel 3 Proc. nicht übersteigt.
                           Dagegen wird aber durch den vermehrten Zug der Schornsteinverlust gröſser und der
                              									Vortheil, welcher einerseits durch die Rauchverbrennung erzielt wird, geht
                              									andererseits doppelt und dreifach wieder verloren.
                           Die einzig rationelle Methode der Pfannenheizung ist die mittels Dampf, und zwar indirekt durch
                              									einen Doppelboden, innen Kupfer, auſsen Eisen. Dampfkessel guter Construction geben
                              									einen Nutzeffect von 75 bis 80 Proc. welcher bei der direkten Pfannenheizung, mag
                              									dieselbe eingerichtet sein wie immer, gar niemals erreicht werden kann.
                           Schwackhöfer, welcher die Zweckmäſsigkeit und
                              									Durchführbarkeit der Dampfheizung weiterhin begründet, hält dieselbe auch in der
                              									Brauerei für die Heizung der Zukunft. Es liegt nur im eigenen Interesse der Brauer,
                              									diese Zukunft alsbald in die Gegenwart zu verwandeln.
                           Als eine wichtige Neuerung im Brauwesen wird in Amerika das Yaryan-System der Eindampfung bezeichnet (Der
                                 										Amerikanische Bierbrauer, 1888 Bd. 21 S. 202). Man kann beim Gebrauche
                              									dieses Systemes sehr viel Wasser für die Aussüſsung der Treber verwenden, und die
                              									dünnen Anschwärzwürzen von 4 bis 1 Proc. die man sonst nicht der Würze im Kessel
                              									zufügen könnte, durch diesen Vacuumapparat laufen lassen, und wie die Versuche
                              									bewiesen haben, in sehr kurzer Zeit zu einer sehr stark concentrirten Würze
                              									eindampfen.
                           In der Brauerei der Ph. Bert Brewing Company in
                              									Milwauke, Wis., ist ein Yaryan-Condensor aufgestellt, welcher drei Systeme (Effects)
                              									hat. In jedem dieser Systeme sind 40 Röhren, welche die zu condensirende Würze
                              									passiren muſs. 1d dem ersten Systeme wird ein Vacuum von 13cm hergestellt und durch zugeführten Dampf die
                              									Würze gekocht (bei einer Temperatur von ungefähr 91°). Der aus diesem Systeme
                              									gewonnene Dampf genügt, um die inzwischen nach dem zweiten Systeme gebrachte Würze
                              									unter einem Vacuum von 30cm und bei einer
                              									Temperatur von 79° ins Kochen zu bringen, von da aus geht die kochende Würze nach
                              									dem Systeme drei, wo sie unter einem Vacuum von 58cm gehalten und durch den im Systeme zwei gewonnenen Dampf gekocht
                              									wird.
                           Der Prozeſs wird als ein sehr ökonomischer und rasch verlaufender bezeichnet (vgl.
                              										Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 591;
                              									statt Yarygan muſs es dort heiſsen Yaryan. D. Ref.).
                           
                        
                           III. Gährung, Hefe u.s.w.
                              								
                           Ueber einige Principienfragen der Gährungsphysiologie
                              									veröffentlichte Ferdinand Hueppe einen längeren Aufsatz
                              									in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd.
                              									11 S. 113.
                           Untersuchungen aus der Praxis der Gährungsindustrie von
                              									Dr. Emil Chr. Hansen, Vorstand des physiologischen
                              									Laboratoriums Carlsberg, Kopenhagen. Unter diesem Titel veröffentlicht Hansen in abgerundeter, den Bedürfnissen der Praxis
                              									entsprechender Form die Resultate seiner bahnbrechenden Arbeiten in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S.
                              									273 ff. Zugleich erscheinen dieselben als selbständiges Buch in R. Oldenbourg's Verlag, München 1888. Das 1. Heft ist
                              									denn auch bereits erschienen. Dasselbe enthält auf 65 Seiten folgende Kapitel: I. Einleitung, II. Die
                              									Hefereinzucht im Dienste der Industrie, III. Beobachtungen über Brauerei-Hefearten,
                              									IV. Ueber die praktische Untersuchung des Bieres in den Lagerfässern rücksichtlich
                              									seiner Haltbarkeit. Es würde uns zu weit führen, würden wir einen nur einigermaſsen
                              									erschöpfenden Auszug dieser hochwichtigen Arbeiten bringen wollen. Für jeden
                              									Interessenten ist die Leetüre der ungemein klar und verständlich gehaltenen Schrift
                              									unerläſslich.
                           Einige Beobachtungen über die Reinzucht und Beurtheilung der
                                 										Bierhefen von Dr. G. Topf (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S.
                              									285). Verfasser bespricht die Methode der Plattenkultur zum Nachweise und zur
                              									Trennung wilder Hefen, und führt aus, wie dieselbe unter gewissen Bedingungen zur
                              									Erreichung des genannten Zweckes sehr wohl befähigt ist. Die Resultate seiner
                              									Beobachtungen faſst G. Topf folgendermaſsen
                              									zusammen:
                           1) Die Zellen- und Sproſsverbände der Hefen sind im Allgemeinen nur lose mit einander
                              									verbunden (abgesehen von den hier nicht in Bedacht kommenden Hautbildungen) und
                              									lassen sich daher leicht durch Schütteln mit Flüssigkeiten trennen, so daſs bei
                              									Kulturen daraus fast nur einheitliche Kolonien entstehen, die sich leicht als solche
                              									erkennen lassen.
                           2) An Aussaaten auf der Oberfläche hinreichend dicker Schichten von genügend
                              									gelatinirten kräftigen Bierwürzen sind, wenn die Kolonien eine gewisse Gröſse
                              									erreicht haben, deutliche Unterschiede zwischen einigen Arten von Saccharomyces,
                              									weniger sicher auch zwischen einigen fassen von S. Cerevisiae erkennbar.
                           3) An Reinkulturen verschiedener Hefearten und Kulturrassen auf und in festen oder
                              									flüssigen Medien lassen sich durch die mikroskopische Versuchung ebenfalls constante
                              									Merkmale, gewisse vorherrschende Typen feststellen, die eine Unterscheidung auch auf
                              									diesem Wege ermöglichen.
                           4) Auf diese Thatsachen kann man sowohl eine vereinfachte Methode der Reinkultur als
                              									der Diagnose von Hefearten begründen.
                           5) Die qualitative und quantitative Bestimmung der Verunreinigung durch gewisse wilde
                              									Hefearten gelingt sehr sicher und schnell durch die Beobachtung des Wachsthumes
                              									einer etwas reichlichen Aussaat in Würzegelatine mittels feuchter Kammer bei
                              									mittlerer Vergröſserung.
                           Ueber einige Gährversuche mit verschiedenen Hefen
                              									(Mittheilung aus dem Vereinslaboratorium) berichtet P.
                                 										Lindner ( Wochenschrift für Brauerei, 888 Bd.
                              									5 S. 269). Es wurden mit drei verschiedenen Hefen Gährversuche im Kleinen (5g bezieh. 4g
                              									Hefe auf 2l Würze) angestellt, Bei unter gleichen
                              									Bedingungen ausgeführten Versuchen ergeben sich Verschiedenheiten im
                              									Vergährungsgrade, in der Kräusenbildung, der Klärung, im Bodensatze und im
                              									Geschmacke. Besonderes Interesse bietet der letztere. So schmeckte eine vergohrene
                              									Würze intensiv bitter und kratzend, die zweite sehr rein und lieblich, die dritte kräftig, aber nicht
                              									angenehm. Lindner hebt zum Schlusse hervor, daſs bei
                              									den vielen Verschiedenheiten, die sich bei der Kultur seiner drei Hefen ergeben
                              									haben, man sich der Ueberzeugung nicht verschlieſsen könne, daſs dergleichen
                              									Gährversuche im kleinen Maſsstabe ein geeignetes Hilfsmittel abgeben dürften, um zu
                              									einer genaueren Charakteristik der verschiedenen Heferassen zu gelangen. Die
                              									Sporenbildung genügt in vielen Fällen nicht, um zwei Hefen identificiren oder
                              									unterscheiden zu können. Es wäre vielleicht wünschenswerth, bei solchen
                              									Gährversuchen an Stelle der Würze, die in ihrer Zusammensetzung so vielfach variirt,
                              									eine Gährflüssigkeit zu setzen, die man sich jederzeit schnell selbst bereiten kann
                              									und die in ihrer Zusammensetzung stets genau bekannt ist.
                           Das Langwerden der Würze durch Dematium pullulans (Mittheilung aus dem Vereinslaboratorium 1. c. S. 290)
                              									von P. Lindner. Gelegentlich zahlreicher
                              									Luftuntersuchungen in Brauereilokalitäten traf Lindner
                              									wiederholt, namentlich in der Luft, auf Kühlschiffen eine Schimmelform an, die unter
                              									dem Namen Dematium pullulans bekannt ist. Sie war in den zur Luftuntersuchung
                              									benutzten Gelatinecylindern leicht unter den anderen Schimmelpilzen herauszufinden,
                              									indem sie frühzeitig eine Verflüssigung der Gelatine herbeiführte. Beim Uebertragen
                              									einer solchen Kolonie in sterilisirte gehopfte Würze fand eine ziemlich schnelle und
                              									kräftige Entwickelung des Organismus statt, und zwar waren es besonders die schon
                              									von früheren Forschern beobachteten, Hefe ähnlichen Zellengebilde, welche sich in
                              									der Flüssigkeit breit machten. Nach einigen Tagen zeigte sich die Kultur in der
                              									Weise verändert, daſs sich an den Wandungen des Gefäſses unterhalb der Flüssigkeit
                              									zahlreiche dicht neben einander gelegene schleimig flockige Beläge zeigten, die
                              									ziemlich fest am Glase hafteten. Die Würze selbst, im Aussehen übrigens nur wenig
                              									verändert, zeigte eine intensiv fadenziehende Beschaffenheit. Dieselbe gab sich
                              									schon zu erkennen, wenn mit dem Platindrahte kleine Proben zur mikroskopischen
                              									Untersuchung entnommen wurden. Noch mehr trat diese Eigenschaft der Würze beim
                              									Ausgieſsen hervor.
                           Die mikroskopische Untersuchung eines Tropfens Würze in diesem Stadium lieſs weiter
                              									nichts erkennen als vereinzelte Zellen vom Aussehen einer länglichen
                              									Sproſshefenform. Hin und wieder kamen auch einige Zellen von etwas abweichenden
                              									Formverhältnissen vor.
                           Nach 6tägiger Kultur begann an der Oberfläche der Würze, besonders an der Glaswandung
                              									das Auftreten von langgestreckten Fäden, in denen die Bildung der eigenthümlich
                              									gefärbten Dauerzellen des Dematium erfolgte. Die anfänglich grünliche Farbe der
                              									Dauerzellen geht allmählich in Schmutziggrün und in Schwarz über.
                           Aehnlich wie in gehopfter Bierwürze verhält sich das Dematium auch in Weiſsbierwürze
                              									und in Rohrzuckerlösung; in letzterer tritt jedoch die Zähflüssigkeit weniger intensiv auf. Letztere
                              									ist bedingt durch eine kräftige Verschleimung der Zellmembranen. Der Schleim selbst
                              									ist auſserordentlich durchsichtig und selbst unter dem Mikroskope nur schwierig zu
                              									erkennen; gleichwohl wird seine Gegenwart angedeutet durch die gegenseitige Lagerung
                              									der Zellen und die zwischen ihnen befindlichen Abstände. Selbst bei Bewegungen der
                              									Flüssigkeit unter dem Deckgläschen bleiben diese unverändert, eine unmittelbare
                              									Berührung zweier Zellen findet nicht statt.
                           Die Säuerung war bei einer 18tägigen Kultur von Dematium minimal.
                           Der Verfasser, welcher noch die kurze Schilderung des Dematium von de Bury (Vergleichende
                                 										Morphologie und Biologie der Pilze u. s. 10., Leipzig 1884 S. 293) bringt,
                              									wirft schlieſslich die Frage auf, ob nicht die eine oder andere beobachtete, in
                              									ihrer Ursache aber räthselhaft gebliebene Erscheinung des Langwerdens von Bier, Wein
                              									u.s.w. auf eben diesen Organismus zurückzuführen sei. Bei dem langen Weiſsbier
                              									scheint die Thätigkeit des Dematium nach den bisherigen Erfahrungen des Verfassers
                              									ausgeschlossen. Ein Urtheil über die Schädlichkeit dieses Organismus läſst sich, da
                              									Erfahrungen in dieser Beziehung aus der Praxis noch nicht vorliegen, mit Sicherheit
                              									noch nicht abgeben.
                           Die Sarcina-Organismen der Gährungsgewerbe von Paul Lindner (Inauguraldissertation, Berlin 1888). Die schöne Arbeit liefert einen
                              									werthvollen Beitrag zur Kenntniſs der für die Gährungsindustrie theilweise so
                              									gefährlichen Sarcinagruppe. Sie behandelt eine Reihe von Sarcinaorganismen, welche
                              									theils aus Bier, theils aus Getreidemaischen, theils aus dem Wasser oder der Luft
                              									von Gährungsbetrieben isolirt wurden. Zwei derselben, der Pediococcus cerevisiae
                              									Balcke und der Pediococcus acidi lactici sind gemäſs ihrer praktischen Bedeutung
                              									eingehender behandelt.
                           Wir müssen uns hier beschränken, die Zusammenfassung der Resultate dieser
                              									umfangreichen Untersuchungen wieder zu geben, wie folgt:
                           1) Die Sarcina-Gruppe ist in den Gährungsgewerben durch zahlreiche Arten vertreten,
                              									die mikroskopisch meist nur schwierig oder gar nicht unterschieden werden können.
                              									Zur Unterscheidung eignen sich Kulturen auf Fleischsaftgelatine oder auf Nähr-Agar
                              									am besten.
                           2) Einige derselben zeigen nur ein zweidimensionales Wachsthum: Pediococcus
                              									cerevisiae, P. albus, P. acidi lactici.
                           3) Andere zeigen auch ein dreidimensionales, jedoch nur unter ganz bestimmten
                              									Kulturbedingungen, nämlich in Heudekokt: Sarcina candida, S. rosea, S.
                              									aurantiaca.
                           4) Noch andere endlich wachsen fast ausschlieſslich in der typischen Sarcinaform: S.
                              									flava, S. maxima.
                           5) Besondere Dauerformen sind für keine der genannten Arten begannt.
                              									Involutionsformen zeigten sich in den Kulturen von P. cerevisiae. Durch Deckenbildung
                              									ausgezeichnet ist: P. albus, P. cerevisiae und S. aurantiaca.
                           6) In physiologischer Beziehung haben sich sämmtliche Arten (S. maxima noch nicht
                              									untersucht) als Säurebildner erwiesen, besonders P. acidi lactici. Die Säure hat
                              									sich in den untersuchten Fällen als Milchsäure (Ameisensäure war nur spurenweise
                              									nachweisbar) herausgestellt.
                           7) Fast alle Arten verflüssigen früher oder später Gelatine. Eine Ausnahme machen P.
                              									cerevisiae und P. acidi lactici (und S. maxima).
                           8) Die Temperatur von 60° wirkt schon in kurzer Zeit auf sämmtliche Arten
                              									tödtend.
                           Ueber den Saccharomyces apiculatus von C. Amthor (Zeitschrift für
                                 										physiologische Chemie, Bd. 12 S. 6, ref. Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 610).
                           Askosporenbildung konnte bei dieser Hefe noch nicht beobachtet werden, andere
                              									Unterscheidungsmerkmale in morphologischer Hinsicht können bei der Aehnlichkeit der
                              									Formen kaum gefunden werden. So suchte denn Amthor
                              									durch Gährversuche dem Charakter dieser Hefen näher zu treten. In der That zeigten
                              									zwei mit Saccharomyces apiculatus verschiedener Herkunft dem gleichen Moste unter
                              									den gleichen Bedingungen ausgeführten Gährversuche derartige Verschiedenheiten in
                              									der Zusammensetzung der vergohrenen Flüssigkeit, daſs hieraus wohl der Schluſs auf
                              									die Existenz mehrerer Rassen dieser Hefe gezogen werden darf. Besonders auffällig
                              									war der hohe Gehalt an flüchtiger (nicht nur Essigsäure) und nicht flüchtiger
                              									Säure.
                           Um das Verhalten des Saccharomyces apiculatus gegen Maltose zu studiren, säete Amthor den Pilz in Würze direkt und nach dem Kochen
                              									derselben mit verdünnter Schwefelsäure (Ueberführung der Maltose in Dextrose) aus.
                              									In letzterem Falle wurde bei derselben Temperatur und ⅓ der Zeitdauer etwa dreimal
                              									mehr Alkohol gebildet. Durch diesen Versuch wäre bewiesen, daſs die Maltose direkt
                              									durch den Saccharomyces apiculatus nicht vergohren wird, wohl aber nach Ueberführung
                              									in Dextrose. Amthor schlieſst aus dem Versuche weiter,
                              									daſs die in der ursprünglichen Würze vorhandene geringe Menge von Alkohol aus in
                              									derselben bereits vorhandener Dextrose entstanden sein muſs.
                           In der angegebenen Eigenschaft des Saccharomyces apiculatus bietet sich auch ein
                              									Mittel, kleine Mengen von Dextrose neben viel Maltose durch die erzeugte
                              									Alkoholmenge zu bestimmen.
                           
                        
                           IV. Bier.
                              								
                           Ueber die Gröſse der Attenuationsquotienten macht Dr.
                              										Holzner in der Zeitschrift
                                 										für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S. 199, einige Mittheilungen.
                           
                           Bei Betrachtung der Werthe, welche Balling für die
                              									Attenuationsquotienten angegeben, ergibt sich, wie von Reischauer schon vor 20 Jahren gezeigt wurde, daſs q = 1,220 + 0,001e gesetzt ist.
                           Der Attenuationsquotient findet in verschiedenen Formeln Anwendung. So kann, wenn η der scheinbare und e der
                              									wirkliche Extract bekannt ist, aus \frac{e-\eta}{e-\varepsilon}=q
                              									die Gröſse von e berechnet werden.
                           Man hat ferner, wie schon öfter gezeigt wurde:
                           
                              V=q\,V_1
                              
                           
                              \varepsilon=e-\frac{e-\eta}{2\,q}=\eta+(e-\eta)\,\left(1-\frac{1}{q}\right)
                              
                           A=\frac{e-\eta}{2\,q} abgekürzte Formel
                           r=\frac{\mu}{q} (μ
                              									der Alkoholfaktor für die wirkliche, r für die
                              									scheinbare Attenuation)
                           \xi=\frac{\mu}{q-1} (ξ der Alkoholfaktor für die Attenuations differenz ε – η).
                           Werden nun diese Rechnungen mit der Gröſse für q = 1,220
                              									+ 0,001e ausgeführt, so findet man, daſs die Resultate
                              									nicht genau genug mit jenen übereinstimmen, welche sich nach den Reischauer'schen Formeln
                              										S\,=\frac{S\,f}{S\,\varepsilon} u.s.w. (Näheres über die
                              									Herleitung der Reischauer'schen Formeln enthält: Holzner, Attenuationslehre, Berlin 1875/76) ergeben.
                              									Die Uebereinstimmung wird aber gröſser, wenn man q =
                              									1,230 + 0,001e setzt. Dieses wird nun an Beispielen
                              									gezeigt, worauf hiermit verwiesen wird.
                           Ueber die Zerstörung des Biergeschmackes und Geruches durch
                                 										das Sonnen- oder Tageslicht im Kleinverkehre mit Bier von Dr. W. Schultze (Allgemeine
                                 										Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 k. 593).
                              									Verfasser gelangte durch seine Versuche zur Aufstellung folgender Sätze:
                           1) Alle nach Münchener und alle nach Wiener Art gebrauten Biere nehmen, wenn sie in
                              									einem farblosen Glase den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt werden, nach wenigen
                              									Minuten der Besonnung einen übeln Geruch und Geschmack an.
                           2) Auch das zerstreute Sonnen- oder Tageslicht – im Gegensatze zu den direkten
                              									Sonnenstrahlen – erzeugt in allen derartigen Bieren denselben übeln Geruch und
                              									Geschmack, nur mit dem Unterschiede, daſs die Zerstörung der Biere durch das
                              									zerstreute Sonnenlicht langsamer erfolgt.
                           3) Auch Nordlicht bei bewölktem Himmel – die allermildeste Abstufung des zerstreuten
                              									Lichtes – wirkt verderblich.
                           4) Auch das Pilsenerbier wird durch das Sonnenlicht ungenieſsbar, Jedoch langsamer
                              									als Münchener und Wiener Bier.
                           
                           5) Tief rauchbraune Flaschen gewähren den besten Schutz gegen den Einfluſs des
                              									Lichtes auf das Bier. (Mittheilungen der österreichischen
                                 										Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien, I. Heft.)
                           Ueber Bierfiltration von S.
                                 										Rohn und Dr. H. Wichmann (Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für
                                 										Brauerei und Mälzerei, I. Heft, ref. Allgemeine
                                 										Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation, 1888 Bd. 16 S. 705).
                           Durch ihre Untersuchungen an einem Stockheim'schen
                              									Filter gelangten die Verfasser zu drei Gesichtspunkten, von denen aus die
                              									Beurtheilung eines Filters stattzufinden habe.
                           Abgesehen von der Leistungsfähigkeit eines Filters soll dasselbe:
                           1) mechanisch reinigend wirken, 2) eine Veränderung im chemischen Bestände des zu
                              									filtrirenden Productes hintanhalten und 3) auch in biologischer Beziehung keinen
                              									nachtheiligen Einfluſs ausüben. Zum dritten Punkte wäre zu bemerken, daſs sich eine
                              									Untersuchung bezieh. Prüfung eines Filters gerade mit Beziehung auf die
                              									Mikroorganismen (Hefe, Bakterien) des Bieres als sehr wichtig herausgestellt hat,
                              									wenn von dem Filtrate auch Haltbarkeit verlangt wird.
                           Die chemischen Analysen ergaben, daſs durch das Filtriren keine chemischen
                              									Veränderungen des Bieres stattfanden.
                           Die Filtermasse wurde mikroskopisch auf ihre Herkunft und chemisch auf ihre
                              									Zusammensetzung untersucht. (Die Stockheim'sche
                              									Filtermasse besteht aus Holzschliff – gelb – und aus Holzcellulose – weiſs;
                              									Salicylsäure oder Weinstein sind in derselben nicht enthalten.)
                           Die biologische Untersuchung führte zu folgenden Resultaten: Hefe und andere trübende
                              									Bestandtheile werden gröſstentheils zurückgehalten, die Bakterien nicht. Diese
                              									stammen zum Theile aus dem Biere selbst, zum Theile kommen sie beim Waschen der
                              									Masse aus dem Wasser in dasselbe. Die frische Masse ist nahezu bakterienfrei, die
                              									gewaschene enthält deren sehr viele. Durch das Aufbewahren in einem Fasse o. dgl.
                              									wird die Vermehrung der Bakterien in der Masse sehr begünstigt. Dies alles hat zur
                              									Folge, daſs im filtrirten Biere regelmäſsig mehr Organismen sind als im
                              									nichtfiltrirten – oft dreimal mehr.
                           Um diese Uebelstände auszuschlieſsen wurde in einem Versuche Leitungen und
                              									Filtermaſse durch Dampf und kochendes Wasser sterilisirt. Das Resultat war hierauf
                              									ein günstiges, indem die Hefe vermindert war, die Bakterien aber keine Vermehrung
                              									zeigten.
                           Analysen amerikanischer Biere veröffentlichen Louis Falkenau und W.
                                 										Reese in San Francisco:
                           
                              
                                 
                                 Spec.Gew.
                                 AlkoholG.-Proc.
                                 Ex-tract
                                 Eiweiſs
                                 Zucker
                                 Asche
                                 
                              
                                 Amerikanisches Lagerbier, Ana-    lysen von Battershall
                                 1,018
                                 4,83
                                 5,41
                                 0,74
                                 1,52
                                 0,28
                                 
                              
                                 Frederiksburger Lagerbier,    Falkenau und Reese
                                  1,0306
                                 4,50
                                 6,26
                                 0,74
                                 2,2
                                 0,20
                                 
                              
                           (In 100 Th. Asche fanden sich 52,40 Phosphorsäure, 2,24
                              									Schwefelsäure.)
                           
                           Bei dem zuletzt genannten Biere wurde auch auf Antiseptica und Hopfensurrogate
                              									geprüft, jedoch nichts dergleichen gefunden.
                           C. J. Lintner.