| Titel: | Titration geringer Grasmengen in Gasgemischen; von P. Behrend und H. Kast. | 
| Autor: | P. Behrend, H. Kast | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 424 | 
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                        Titration geringer Grasmengen in Gasgemischen;
                           								von P. Behrend und H. Kast.
                        Mit Abbildungen.
                        Titration geringer Gasmengen in Gasgemischten.
                        
                     
                        
                           Die in der Technik gebräuchlichen Methoden der Gasanalyse gestatten meist nur in
                              									solchen Fällen die volumetrische Bestimmung der Einzelbestandtheile durch Absorption
                              									mit hinreichender Genauigkeit wenn dieselben in Mengen von wenigstens ½ Proc.
                              									vorhanden sind. Bei kleineren Gasmengen werden die Beobachtungsfehler durch den
                              									Einfluſs von Druck und Temperatur, sowie durch sonstige Nebenumstände, wie z.B.
                              									durch das Zusammenlaufen des als Sperrflüssigkeit dienenden Wassers über Gebühr
                              									erhöht.
                           Beträgt die Menge des in einem Gasgemische zu bestimmen den Gases weniger als ½ Proc., so
                              									ist es bis jetzt allgemein gebräuchlich, eine groſse Quantität des Gemisches durch
                              									eine geeignete Lösung bekannten Gehaltes durchzusaugen; aber dieses Verfahren ist
                              									umständlich und ungenau und erfordert so viel Zeit, daſs dasselbe in vielen Fällen
                              									als Betriebscontrole nicht zu verwenden ist.
                           Auch maſsanalytisch hat man geringe Gasmengen in Gasgemischen schon bestimmt, so kann
                              									der Gehalt der Luft an Kohlensäure nach v.
                                 									Pettenkofer's Methode dadurch ermittelt werden, daſs man die Kohlensäure eines
                              									abgemessenen Volumens Luft durch titrirtes Barytwasser absorbiren läſst und in einem
                              									aliquoten Theile des letzteren den überschüssigen Baryt mit Oxalsäure zurücktitrirt.
                              									Indessen erfordert auch diese Methode gröſsere Gasvolumina (etwa 6l) zu ihrer Durchführung.
                           Wesentlich vereinfacht wird die v. Pettenkofer'sche
                              									Bestimmung der Kohlensäure in Gasgemischen durch Benutzung des Hesse'schen Apparates. Auch können in einem Gasgemische
                              									mehrere Bestandtheile, z.B. Schwefelwasserstoff und Kohlensäure, mittels dieses
                              									Apparates hinter einander titrimetrisch bestimmt werden: Der Schwefelwasserstoff
                              									durch Absorption mittels einer Lösung von Natriumbicarbonat und nachherige Titration
                              									mit Hilfe einer Jodlösung von bekanntem Gehalte und daran anschlieſsend die
                              									Kohlensäure in analoger Weise wie bei der v.
                                 										Pettenkofer'schen Methode. Indessen beansprucht auch die Hesse'sche Methode, wenn es sich um Bestimmung kleiner Gasmengen in Gasgemischen und um Erzielung
                              									groſser Genauigkeit handelt, die Anwendung eines Gasvolumens von ¾ bis 1l (vgl. CL Winkler,
                                 										Anleitung zur chemischen Untersuchung der Bauchgase, II. Abtheilung S. 372
                              									ff.)
                           Vor Kurzem hat nun H. Bunte ein Verfahren zur
                              									quantitativen Bestimmung von Gasmengen von ungefähr 1 Proc. in Gasgemischen
                              									angegeben (vgl. Journal für Gasbeleuchtung, 1888 Bd. 31
                              									S. 899, und D. p. J. 1888 269 232), welches bei ausreichender Genauigkeit für die Technik eine sehr
                              									rasche titrimetrische Bestimmung verschiedener Gase, so
                              									z.B. von Schwefelwasserstoff, Ozon, Ammoniak, schwefliger Säure, in der Bunte'schen Gasbürette gestattet, also unter Anwendung
                              									eines Gasvolumens von nicht über 100cc.
                           Wir haben es übernommen dieses Verfahren auf seine Genauigkeit und Anwendbarkeit bei
                              									verschiedenen Gasen zu prüfen und theilen heute einstweilen die Ergebnisse mit,
                              									welche wir bei der Bestimmung von Schwefelwasserstoff' und Ozon erhalten haben.
                           
                        
                           I. Bestimmung von
                                 										Schwefelwasserstoff.
                              								
                           Die Bestimmung des Schwefelwasserstoffes in Gasgemengen wurde seither auf
                              									verschiedene Weise ausgeführt: gewichtsanalytisch durch Absorption, maſsanalytisch,
                              									colorimetrisch und durch direkte Absorption unter Bestimmung der
                              									Volumverminderung.
                           Bei der von uns benutzten Methode hingegen wird ein bestimmtes Volumen des zu untersuchenden
                              									Schwefelwasserstoff haltigen Gasgemisches in der Gasbürette mit der zur Zersetzung
                              									des Schwefelwasserstoffes nöthigen Menge einer titrirten Jodlösung zusammengebracht
                              									und aus der Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter Jodlösung der Gehalt an
                              									Schwefelwasserstoff berechnet. Wir bedienten uns bei unseren Versuchen einer
                              									Jodlösung, von welcher 11cc 1cc gasförmigem Schwefelwasserstoffe entsprachen
                              										(1cc H2S bei
                              									0° und 760mm = 0g,001523) und welche im Liter 1g,03 Jod
                              									enthielt. Für praktische Zwecke dürfte es sich der einfacheren Rechnung halber
                              									empfehlen 18,134 Jod in 1l Wasser zu lösen; 1cc dieser Jodlösung entspricht dann gerade 0cc,1 SH2. Zur
                              									Ausführung der Bestimmung miſst man 100cc des
                              									Gasgemisches in der Bürette in gewöhnlicher Weise ab und saugt den im Meſsrohre
                              									verbleibenden Rest des Wassers bis zur unteren Marke ab. Auf diese Weise wird es
                              									möglich, Jodlösung in die Bürette eintreten zu lassen. Man gibt die Jodlösung
                              									allmählich und in kleinen Mengen zu und schüttelt jedesmal tüchtig durch. Die
                              									Jodlösung wird besonders im Anfange rasch entfärbt und die Flüssigkeit wird milchig
                              									getrübt durch ausgeschiedenen Schwefel (SH2 + 2J =
                              									2JH + S). Der geringste Jodüberschuſs macht sich durch Gelbfärbung der Flüssigkeit
                              									scharf bemerkbar und die erwähnte Trübung durch Schwefel erleichtert noch das
                              									Erkennen der Endreaction.
                           Um den das Ende der Zersetzung andeutenden Farbenumschlag noch deutlicher sichtbar zu
                              									machen, kann man vor Zusatz der Jodlösung einige Tropfen mit etwas
                              									doppeltkohlensaurem Natron versetzten, dünnen Stärkekleisters in die Bürette
                              									einführen. Man gibt alsdann von der titrirten Jodlösung so lange zu bis deutliche Blaufärbung das Ende der Reaction
                              									anzeigt.
                           Um die Methode zu prüfen, stellten wir uns ein Gemisch aus Leuchtgas und
                              									Schwefelwasserstoff her, welches in einem Glasgasometer unter Benutzung von mit
                              									Leuchtgas gesättigtem Wasser als Sperrflüssigkeit zwecks vollständiger Diffusion vor
                              									Beginn der Versuche einen Tag-gestanden hatte. Während der Durchführung jeder
                              									Versuchsreihe wurde gleichzeitig auch eine gewichtsanalytische Bestimmung des
                              									Schwefelwasserstoffgehaltes vorgenommen. Zu dem Zwecke wurde ein gröſseres Quantum
                              									Gasgemisch durch eine essigsaure Lösung von essigsaurem Bleie mittels eines
                              									Aspirators durchgesogen und das verwendete Volumen durch Wägung vor und nach dem
                              									Versuche unter Berücksichtigung von Druck und Temperatur bestimmt.
                           In nachfolgender Tabelle theilen wir die von uns erhaltenen Zahlen unter Beifügung
                              									der gewichtsanalytisch erhaltenen Resultate mit:
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                 angewendetes Gas-gemisch in cc
                                 verdünnt auf cc
                                 verbrauchte cc Jod-lösung corr. †
                                 cc Jodlösung auf100cc Gasgemisch
                                 Proc. SH2
                                    											titri-metrisch gefunden
                                 Temperatur
                                 Mittel aus sämmt-lichen Bestimmungeneiner
                                    											Versuchsreihe
                                 Barometerstand
                                 reducirt auf 0° und760mm Druck
                                 Proc. SH2
                                    											gewichts-analytisch bestimmt
                                 
                              
                                 Versuchsreihe 1
                                 12345
                                   58     49,8  50  50  50
                                 100100100100100
                                 8,06,86,87,06,6
                                 13,813,613,614,013,2
                                 1,251,241,241,271,20
                                 14°
                                 1,24
                                 743mm
                                 
                                    
                                    
                                    1,33
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    1,34
                                    
                                 
                              
                                 Versuchsreihe 2
                                 123456
                                     
                                    											49,8  50  50  50  50  50
                                 100100100100100100
                                 5,86,06,26,36,26,2
                                 11,612,012,412,612,412,4
                                 1,061,091,131,141,131,13
                                 14°
                                 1,11
                                 743mm
                                 
                                    
                                    
                                    1,19
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    1,29
                                    
                                 
                              
                                 Versuchsreihe 3
                                 123456
                                   50  50  50  50  50    
                                    											49,8
                                 100100100100100100
                                 6,46,26,26,26,26,4
                                 12,812,412,412,412,412,8
                                 1,161,121,121,121,121,16
                                 14°
                                 1,13
                                 743mm
                                 
                                    
                                    
                                    1,22
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    1,29
                                    
                                 
                              
                                 Versuchsreihe 4
                                 123456
                                 100100100     99,8100    
                                    											99,8
                                 ––––––
                                 6,66,46,46,46,46,4
                                 ––––––
                                 0,600,580,580,580,580,58
                                 13°
                                 0,58
                                 746mm
                                 
                                    
                                    
                                    0,62
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,67
                                    
                                 
                              
                                 Versuchsreihe 5
                                 123456
                                 100100100100     99,6    
                                    											99,8
                                 ––––––
                                 6,46,45,85,85,85,8
                                 ––––––
                                 0,580,580,530,530,530,53
                                 13°
                                 0,55
                                 746mm
                                 
                                    
                                    
                                    0,58
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,585
                                    
                                 
                              
                           † Bei Einführung der titrirten Jodlösung in die Gasbürette bleibt
                              									natürlich ein geringes Quantum Jodlösung in dem untersten Rohrende der Bürette
                              									unterhalb des Hahnes sitzen, welches nicht in Reaction tritt aber mitgemessen wird.
                              									Diese Menge beträgt 0cc,2 und ist bei den in der
                              									vierten Rubrik dieser Tabelle mitgetheilten Zahlen in Abzug gebracht.
                           Stellen wir die Resultate dieser fünf Versuchsreihen zusammen, unter Berücksichtigung
                              									der sich ergebenden Differenz zwischen der gewichtsanalytischen und der
                              									titrimetrischen Methode, so finden wir:
                           
                              
                                 
                                 Proc. SH2
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Versuchsreihe
                                 gewichtsanalytisch
                                 maſsanalytisch
                                 
                                 Diferenz
                                 
                              
                                 1
                                 1,34
                                 1,33
                                 
                                 0,01
                                 
                              
                                 2
                                 1,29
                                 1,19
                                 
                                 0,10
                                 
                              
                                 3
                                 1,29
                                 1,22
                                 
                                 0,07
                                 
                              
                                 4
                                 0,67
                                 0,62
                                 
                                 0,05
                                 
                              
                                 5
                                 0,58
                                 0,58
                                 
                                 0,00
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 
                                    0,04
                                    
                                 
                              
                           
                           Der durchschnittliche Unterschied zwischen der gewichts- und maſsanalytischen Methode
                              									beträgt also 0,04 Proc. und es dürfte hiermit der Beweis für die hinreichende
                              									Genauigkeit dieser titrimetrischen Bestimmungsmethode von geringen Mengen
                              									Schwefelwasserstoff in Gasgemischen erbracht sein.
                           Eine Verdünnung des Gasgemisches durch Luft kann unbeschadet der Exactheit der
                              									Methode geschehen. Auch mit verdünnterer Jodlösung werden noch übereinstimmende
                              									Resultate erhalten wie die nachstehenden Zahlen zeigen; es war bei diesen Versuchen
                              									die ursprüngliche Jodlösung auf die Hälfte verdünnt worden, 10cc dieser Jodlösung entsprachen also jetzt 0cc,45 Schwefelwasserstoff.
                           Die vorstehend beschriebene Methode gestattete uns leicht, die Entwickelung des
                              									Schwefelwasserstoffes im Verlaufe des Entgasungsprozesses verschiedener Steinkohlen
                              									zu verfolgen. Herr Direktor Reichard hatte die
                              									Freundlichkeit uns zu gestatten, diesbezügliche Versuche auf dem neuen Gaswerke in
                              									Karlsruhe anzustellen. Wir bestimmten den Gehalt des Rohgases an Schwefelwasserstoff
                              									vom Beginne bis zum Ende der Destillation bei böhmischer Braunkohle (Zusatzkohle),
                              									Saarkohle und englischer Kohle (Tyne Boghead Cannel); die erhaltenen Resultate haben
                              									wir in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Die Probeentnahme des Rohgases
                              									erfolgte direkt am Steigerohre der Retorte, indem mittels Kautschukpumpe das Gas
                              									durch die Bürette gesogen wurde.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Schwefelwasserstoffgehalt des Rohgases
                                    											aus
                                 
                              
                                 Stunde
                                 Zeit der Probe-nahme nachder
                                    											Chargirungin Minuten
                                 Gaskohle
                                 Zusatzkohle
                                 
                              
                                 Saarkohle Heinitz 1in Vol.-Proc.
                                 Böhmische Braun-kohle in Vol.-Proc.
                                 Englische TyneBoghead in Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 1te
                                     5  15  20  25  35  45  55
                                 1,190,98––1,03–1,01
                                 3,75––3,23–3,00–
                                 0,74–0,90–1,10–0,70
                                 
                              
                                 2te
                                   65  70  80  85  95100105110115
                                 0,73–0,81–0,62––0,80–
                                 2,02–1,50–––1,95––
                                 –0,85–0,49–0,58––0,71
                                 
                              
                                 3te
                                 125130140145160170175
                                 0,47–0,40–0,38–0,34
                                 0,51–0,51–1,000,72–
                                 –0,68–0,440,52–0,38
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 Schwefelwasserstoffgehalt des Rohgases
                                    											aus
                                 
                              
                                 Stunde
                                 Zeit der Probe-nahme nachder
                                    											Chargirungin Minuten
                                 Gaskohle
                                 Zusatzkohle
                                 
                              
                                 Saarkohle Heinitz 1in Vol.-Proc.
                                 Böhmische Braun-kohle in Vol.-Proc.
                                 Englische TyneBoghead in Vol.-Proc.
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    4te
                                    
                                 185190195200205210220
                                 –0,54––0,38–0,24
                                 0,60––0,63–0,640,43
                                 ––0,46–0,46–0,40
                                 
                              
                           Der leichteren Uebersichtlichkeit wegen haben wir die eben mitgetheilten Zahlen auch
                              									noch graphisch aufgetragen, und zwar stellen in Fig.
                                 										1 die Abscissen die Zeit nach der Beschickung der Retorte in Minuten, die
                              									Ordinaten die gefundenen Procente an Schwefelwasserstoff dar.
                           Fig. 1., Bd. 270, S. 428Man sieht, daſs bei der böhmischen Braunkohle und bei der Saarkohle das
                              									Maximum des Gehaltes an Schwefelwasserstoff gleich nach der Beschickung auftritt –
                              									bei ersterer allerdings in 3fach so groſser Menge wie bei letzterer. Der
                              									Schwefelwasserstoffgehalt fällt dann mit geringen Schwankungen allmählich bis zum
                              									Ende der Destillation. Bei der englischen Kohle dagegen tritt das Maximum der
                              									Schwefelwasserstoffbildung erst nach 35 Minuten ein, eine Beobachtung, welche sich
                              									mit der bekannten Thatsache, daſs diese Kohle schwerer vergast, deckt. In ganz
                              									analoger Weise, wie wir hier den Schwefelwasserstoffgehalt zu verschiedenen Zeiten
                              									der Destillation der Kohlen bestimmt haben, lassen sich natürlich
                              									Schwefelwasserstoffbestimmungen auch an verschiedenen Theilen der
                              									Fabrikationsapparate vornehmen, z.B. vor und nach der Condensation, den Scrubbern,
                              									der Reinigung. Da solche Versuche, wie wir gezeigt zu haben glauben, sehr leicht und
                              									rasch durchzuführen sind, so erscheinen dieselben zu einer regelmäſsigen Controle
                              									der Reinigung und der Wirksamkeit der Eisenmassen besonders geeignet und können viel
                              									dazu beitragen, daſs Störungen in diesem Theile der Fabrikation vermieden
                              									werden.
                           
                        
                           II. Bestimmung von Ozon.
                              								
                           Nach den günstigen Erfahrungen, welche wir bei der titrimetrischen Bestimmung
                              									geringer Mengen von Schwefelwasserstoff in Gasgemischen gemacht hatten, erschien es
                              									uns interessant, in analoger Weise auch die Bestimmung von Ozon in Ozon haltigem
                              									Sauerstoffe vorzunehmen.
                           Wir haben bei diesen Versuchen von einer Verdünnung des Gasgemisches auf einen Gehalt
                              									von 1 Proc. Ozon und darunter absichtlich Abstand genommen, da es bei der Schärfe
                              									der zur Bestimmung des Ozons verwendeten Reaction zweifellos ist, daſs die
                              									titrimetrische Bestimmung auch in nur ganz schwach Ozon haltigen Gasgemischen
                              									gelingt; vielmehr verwendeten wir zu der nachstehend beschriebenen Untersuchung
                              									direkt ein Gasgemisch, wie wir es aus einer gewöhnlichen Ozonisationsröhre
                              									erhielten.
                           Die Bestimmung des Ozons in Ozon haltigem Sauerstoffe wurde nun in der Art
                              									ausgeführt, daſs wir ein bestimmtes Volumen des Gasgemisches (90 oder 100cc) aus der Ozonisationsröhre unter geeigneten
                              									Vorsichtsmaſsregeln in die Gasbürette überführten, darin mit überschüssiger
                              									Jodkaliumlösung und verdünnter Schwefelsäure zusammenbrachten und das ausgeschiedene
                              									Jod mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron bekannten Gehaltes in der
                              									Bürette titrirten. Aus der Menge des abgeschiedenen Jodes läſst sich der Gehalt an
                              									Ozon berechnen.
                           Zum Zwecke der Füllung der Gasbürette mit dem Ozon haltigen Gasgemische wurde an dem
                              									unteren Rohrende B der Bürette (Fig. 2) ein Quecksilbernäpfchen Q in gleicher Art angebracht, wie solches sich an der
                              									Ausströmungsöffnung der Ozonisationsröhre O findet und
                              									die gasdichte Verbindung des unteren Endes der Bürette mit der Ausströmungsöffnung
                              									der Ozonröhre einfach durch Ueberstülpen eines doppelt knieförmig gebogenen
                              									Glasrohres G von genügender Weite, welches in das in
                              									beiden Näpfchen befindliche Quecksilber tauchte, bewirkt. Nachdem die
                              									Ozonisationsröhre und das Knierohr vollständig mit Ozon haltigem Gasgemische gefüllt und die
                              									Verbindung mit der mit Wasser gefüllten Bürette hergestellt ist, läſst man das
                              									Wasser durch den geöffneten Dreiwegehahn der Gasbürette ausflieſsen und saugt auf
                              									diese Weise das Gasgemisch in die Bürette. Es ist vortheilhaft, die Bürette nicht
                              									rascher als in 6 bis 8 Minuten mit dem Gasgemische zu füllen, was selbstverständlich
                              									durch geeignete Stellung des unter dem Quecksilbernapfe befindlichen Hahnes der
                              									Bürette bewirkt werden kann.
                           Fig. 2., Bd. 270, S. 430Nachdem man den Quecksilbernapf von der Bürette weggenommen und in
                              									gewöhnlicher Weise ein bestimmtes Gasvolumen in der Bürette abgemessen hat, läſst
                              									man überschüssige Jodkaliumlösung (etwa 7cc einer
                              									Lösung, welche ungefähr 17g JK in 100cc enthält) eintreten, füllt mit sehr stark
                              									verdünnter Schwefelsäure bis zum Theilstriche 10 (am unteren Ende der Bürette) auf
                              									und schüttelt kräftig durch. Je nach der Menge des vorhandenen Ozons färbt sich die
                              									Jodkaliumlösung gelb bis braunroth.
                           
                              
                                 Nr. desVersuches
                                 abgemessenesGasvolumenin cc
                                 verbrauchte cc Lösungvom
                                    											unterschwefligsauremNatron umgerechnet auf100cc Gasgemisch
                                 Gramm Ozon
                                 Vol.-Proc.Ozon
                                 
                              
                                 Zum Titriren des Jodes diente 1/20
                                    											Normallösung von unterschwefligsaurem Natron
                                 
                              
                                   1
                                 100
                                   2,0
                                 0,0024
                                 1,44
                                 
                              
                                   2
                                 100
                                   4,0
                                 0,0048
                                 2,89
                                 
                              
                                   3
                                 100
                                   6,2
                                   0,00744
                                 4,48
                                 
                              
                                   4
                                   99
                                   7,2
                                   0,00864
                                 5,20
                                 
                              
                                   5
                                 100
                                   9,0
                                 0,0108
                                 6,51
                                 
                              
                                   6
                                      94,8
                                 11,3
                                   0,01356
                                 8,17
                                 
                              
                                   7
                                   90
                                   8,8
                                 0,0156
                                 6,36
                                 
                              
                                   8
                                   90
                                   8,2
                                   0,00984
                                 5,92
                                 
                              
                                   9
                                   90
                                   5,3
                                   0,00636
                                 3,83
                                 
                              
                                 Zum Titriren des Jodes diente 1/50
                                    											Normallösung von unterschwefligsaurem Natron
                                 
                              
                                 10
                                 100
                                   1,2
                                     0,000576
                                 0,34
                                 
                              
                                 11
                                 100
                                   6,7
                                     0,003216
                                 1,93
                                 
                              
                                 12
                                 100
                                   6,6
                                     0,003168
                                 1,91
                                 
                              
                           
                           Man läſst nun vorsichtig eine titrirte Lösung von unterschweflig-saurem Natron
                              									eintreten, in solcher Menge, bis auch die letzte Spur einer Gelbfärbung verschwunden
                              									ist. Dieses Verschwinden der gelben Farbe ist sehr scharf zu erkennen. Die Stärke
                              									der Lösung von unter-schwefligsaurem Natron richtet sich natürlich nach der Menge
                              									des ausgeschiedenen Jodes bezieh. nach dem Gehalte des Gasgemisches an Ozon. Wir
                              									bedienten uns zur Titration des Jodes sowohl einer 1/20, wie auch einer 1/50 Normallösung
                              									von unterschwefligsaurem Natron.
                           In der vorstehenden Tabelle sind die von uns erhaltenen Resultate
                              									zusammengestellt.
                           Wir sind mit der Ausdehnung analoger Versuche auf andere Gase bezieh. Gasgemische
                              									beschäftigt und werden darüber in Bälde berichten.
                           Karlsruhe, chemisch-technisches Laboratorium der technischen Hochschule, November
                              									1888.