| Titel: | Neuerungen im Schiffswesen. | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 481 | 
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                        Neuerungen im Schiffswesen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 26 und 27.
                        Neuerungen im Schiffswesen.
                        
                     
                        
                           Mit der Umgestaltung der Schiffsmaschinen durch Einführung der drei- und vierfachen
                              									Expansionsmaschine geht Hand in Hand die Anwendung des
                                 										künstlichen Zuges für die Feuerungen der Dampfkessel. Wenn durch die
                              									Einführung der mehrfachen Expansionsmaschinen eine zweckmäſsigere Ausnutzung des
                              									Dampfes bezieh. ein geringerer Dampfverbrauch für die geleistete Pferdekraft
                              									bezweckt wird, so wird dieses Streben nach Ersparniſs weiter verfolgt durch
                              									Benutzung künstlichen Luftzuges für die Kesselfeuerungen, weil durch diesen eine
                              									günstigere Ausnutzung des verbrannten Feuerungsstoffes herbeigeführt wird. So
                              									unumwunden jetzt aber auch die Nothwendigkeit der Einführung des
                              									Mehrfach-Expansionsmaschinensystemes zugestanden wird, so sehr getheilt sind die
                              									Ansichten über die Zweckmäſsigkeit des künstlichen Luftzuges. Jedenfalls wird
                              									zunächst und zumeist bestritten, daſs die Anwendung der Mehrfach-Expansionsmaschinen
                              									auch die Einführung künstlichen Luftzuges bedinge – wie dies namentlich seitens
                              									einiger englischer Constructeure behauptet wird. Es wird zunächst nur zugegeben,
                              									daſs künstlicher Luftzug unter besonderen Verhältnissen, wie z.B. bei dem
                              									beschränkten Raume, welcher in den Torpedobooten vorhanden ist, passend und rathsam
                              									anwendbar sei, sich aber nicht rechtfertige, wo die Raumausnutzung nicht besonders
                              									knappe Maſsverhältnisse für die Kesselanlage vorschreibe. Unter diesen Umständen ist
                              									es erklärlich, daſs namentlich unsere Rheder sich der immerhin sehr kostspieligen
                              									Umbauten für die Anwendung künstlichen Zuges enthalten, bis sich die Ansichten
                              									geklärt haben.
                           Unter den vielfach sich widersprechenden Aeusserungen über diesen Punkt, welche in
                              									den englischen Fachblättern wiedergegeben werden, kann der objective Beobachter
                              									schwer unterscheiden, wo die sichersten Untersuchungen gemacht wurden. Deshalb ist
                              									es von Interesse, von Versuchen berichten zu können, welche in groſsem Umfange und
                              									so sachkundig angestellt sind, daſs über die Richtigkeit der gewonnenen Ergebnisse
                              									kaum Zweifel auftauchen können. Die gedachten Versuche sind von J. R. Fothergill in einer Sitzung der Institution of naval architects vorgetragen. Wir geben
                              									den Vortrag wieder nach Mittheilungen des Engineer,
                              									1888 * S. 274, Industries, 1888 * S. 339 und Glasers Annalen, 1888 Nr. 265 * S. 11.
                           Während man in der Kriegsmarine bisher fast allgemein dem Systeme der geschlossenen
                              									Heizräume, welches zuerst allgemeiner bei den im Anfange dieses Jahrzehntes gebauten
                              									Torpedobooten Anwendung fand, den Vorzug gegeben hat und noch gibt, sind die meisten
                              									der mit künstlichem Kesselzuge versehenen Handelsdampfer mit Lüftungs-Einrichtungen
                              									ausgestattet, welche die erforderliche Brennluft nicht erst in den allerseits luftdicht
                              									abgeschlossenen Heizraum, sondern direkt unter dem Roste in die Flammrohre der
                              									Kessel pressen. Der Grund zu dieser Bevorzugung der geschlossenen Heizräume seitens
                              									der Kriegsmarine kann wohl nicht mit Unrecht in dem Umstände gesucht werden, daſs
                              									der Kessel- und Maschinenraum hier fast immer unter der Schwimmlinie des Schiffes
                              									liegen muſs, häufig durch ein Panzerdeck abgeschlossen ist und so die günstigsten
                              									Vorbedingungen zur Herstellung eines die Kessel umgebenden luftdichten und
                              									gleichzeitig kugelsicheren Raumes bieten. Bei Handelsschiffen sind die Maschinen-
                              									und Kessel-Anlagen ungeschützt, daher freier angelegt. Die Schwierigkeit der
                              									vollkommenen Dichtung des abgeschlossenen Kesselraumes zusammen mit seiner
                              									geringeren Zugänglichkeit, in Folge des nicht zu umgehenden Abschlusses des
                              									Kesselraumes durch luftdichte Windfänge und der Nothwendigkeit steter Anwendung
                              									künstlicher Beleuchtung in demselben, wird den Rheder leicht veranlassen, auf die
                              									Anlage derartiger kostspieliger Einrichtungen, besonders bei Umänderungen, zu
                              									verzichten.
                           Es hat daher das geschlossene Flammrohrsystem bislang hauptsächlich in der
                              									Handelsmarine, das geschlossene Heizraumsystem in der Kriegsmarine Eingang
                              									gefunden.
                           Während das letztgenannte System im Allgemeinen zur Herstellung des künstlichen Zuges
                              									nur einen genügend kräftigen Ventilator und eine völlige Abgeschlossenheit des
                              									Heizraumes verlangt, müssen bei dem geschlossenen Flammrohrsysteme an der
                              									Kesselfront Vorkehrungen getroffen werden, mittels deren die aus dem Ventilator
                              									kommende Luft unter die Feuer gepreſst wird. Diese Vorkehrungen bestehen fast immer
                              									in Leitungskanälen, welche die gepreſste Luft auf möglichst kurzem Wege von dem
                              									Exhaustrohre des Centrifugalventilators an die Blasestelle und zwar die Thür des
                              									Aschenfalles befördern. Der Luftzug wird wie beim geschlossenen Heizraumsysteme
                              									durch den Gang des Ventilators, hier aber häufig unter Zuhilfenahme von Ventilen,
                              									Drosselklappen, Schiebern und ähnlichen Vorkehrungen geregelt.
                           Die Luftmenge von der gewöhnlich vorhandenen Temperatur von 17° C, welche zur
                              									Verbrennung eines Kilogramms gewöhnlicher Kohle theoretisch erforderlich ist,
                              									beträgt etwa 90cbm. In einem gewöhnlichen
                              									Schiffskessel mit in Heizrohren rückkehrender Flamme ist jedoch zur vollen
                              									Verbrennung dieses Kilogramms das Doppelte und mehr, oder 165 bis 195cbm Luft erforderlich. Dieser erhebliche
                              									Ueberschuſs an unverbrannter Luft, welche, überflüssig erwärmt, aus dem Schornsteine
                              									entweicht, kann bei einer durchschnittlichen Temperatur der abziehenden Heizgase von
                              									300° C. bei dem letztgenannten Luftverbrauche einen Verlust der insgesammt
                              									entwickelten Wärme von 20 Proc. hervorbringen. Besonders unterstützt wird dieser
                              									Verlust durch die groſse Geschwindigkeit der Heizgase.
                           Bei gewöhnlichen Kesseln mit Schornsteinen von allgemein üblichen Abmessungen kann man die
                              									Geschwindigkeit der Heizgase bei der angenommenen Temperatur des Schornsteines zu
                              									etwa 12m,2 in 1 Secunde annehmen. Dieselben
                              									brauchen daher, um den Weg von der Mitte des Rohres bis in die Heizröhren, in
                              									welchen im Allgemeinen keine nennenswerthe Verbrennung mehr stattfindet,
                              									zurückzulegen, etwa nur ⅕ bis ⅙ Secunde, eine Zeit, welche aller Wahrscheinlichkeit
                              									nach zu gering ist, daſs eine für die günstigste Mischung der an den verschiedenen
                              									Stellen des Rostes mit verschiedener Intensität erzeugten Heizgase mit dem durch den
                              									Rost gehenden ebenfalls ungleichmäſsigen Luftstrome erfolgen kann.
                           Eine vollkommene Verbrennung ist daher nicht nur abhängig von der den auf dem Roste
                              									sich entwickelnden Heizgasen zugeführten Luftmenge, sondern in hervorragender Weise
                              									auch von der Art und Weise, wie diese Zuführung selber geschieht.
                           Bei dem Durchgange der Luft durch die glühenden, auf dem Roste liegenden Kohlen wird
                              									zunächst in der untersten lebhaft brennenden Schicht Kohlensäure entwickelt.
                              									Dieselbe nimmt jedoch bei ihrem Durchgange durch die jeweilig aufgeworfenen frischen
                              									Kohlen, welche stets über der eigentlichen Gluth lagern, wiederum Kohlenstoff auf
                              									und verwandelt sich in Kohlenoxyd, wobei eine beträchtliche Temperaturerniedrigung
                              									erfolgt.
                           Wird andererseits der Luftzutritt vermindert, so wird überhaupt nur geringe Wärme
                              									entwickelt, der Kohlenstoff wird theilweise in Kohlenoxyd verwandelt oder entweicht
                              									ungenutzt als Rauch durch den Schornstein.
                           Durch die mechanische Zuführung gepreſster Luft kann nunmehr nicht nur die
                              									erforderliche Menge derselben nach Erforderniſs geregelt werden, sondern durch
                              									passende Anordnung der Zufluſskanäle auch eine weit gleichmäſsigere Mischung und
                              									somit vollständigere Verbrennung hervorgerufen werden. Hierzu kommt noch der
                              									Umstand, daſs der gröſsere Zug erhöhte Verbrennungsfähigkeit der Kohle bewirkt und
                              									somit ein Brennmaterial von geringerem Werthe ohne Nachtheil verwendet werden
                              									kann.
                           Durch Anwendung einer stellbaren Drosselklappe im Schornsteine ist man ferner in der
                              									Lage, die Zeit, welche die Brenngase im Inneren des Kessels verweilen, zu regeln und
                              									auf diese Weise die erhöhte Heizkraft auch besser auszunutzen.
                           Es ist letzteres bei natürlichem Zuge nicht in dem Maſse möglich, da eine
                              									Verkleinerung des Schornsteinquerschnittes auch eine Verminderung des Zuges
                              									herbeiführen würde.
                           Die allgemeinere Einführung des künstlichen Luftzuges in die Handelsmarine ist
                              									hauptsächlich von dem pekuniären Vortheile, welche dieselbe dem Rheder durch
                              									Kohlenersparniſs bringt, abhängig. Besonders auf Frachtdampfern wird man daher
                              									bestrebt sein, ein möglichst billiges System zu verwenden, das auch bereits
                              									vorhandenen Schiffskesseln unschwer angepasst werden kann, die vorkommenden Kesselreparaturen
                              									nicht erschwert und gleichzeitig die Heizung mit natürlichem Zuge gestattet, im
                              									Falle, daſs die Ventilationseinrichtung in Unordnung kommt.
                           Eine längere Zeit praktisch zur Erprobung gelangte Construction,. welche sämmtliche
                              									anzustrebenden Verbesserungen der Verbrennung mit den vorstehenden Bedingungen zu
                              									verknüpfen bestrebt ist, finden wir in dem von J. R.
                                 										Fothergill entworfenen und ausgeführten Kessel (Fig. 1 bis 3). Die Construction
                              									desselben weicht mit Ausnahme des zur Erzielung gedrängter Verbrennung kurz
                              									gehaltenen Rostes nicht von der gewöhnlichen Form des Schiffskessels ab.
                           Die Verringerung der Abmessungen des Rostes bei der Anwendung des vorliegenden
                              									Systemes ist wesentlich von praktischen Versuchen abhängig gewesen. Dieselbe betrug
                              									im Mittel etwa 46 Proc. und wurden durchschnittlich auf 1qm Rostfläche 125 bis 145k Kohle verbrannt. Die gepreſste Luft geht von dem
                              									neben dem Kessel stehenden Ventilator A in einen aus
                              									Guſseisen hergestellten Kanal, der sich anschmiegend um die Feuerungthüren legt und
                              									der Luft nur Eingang in den Aschenfall durch eine dicht unter dem Roste angebrachte
                              									und durch einen Gitterschieber verschlieſsbare Oeffnung gestattet.
                           Um beim Reinigen des Feuers, sowie beim Schlackenziehen und Aufschütten der Kohlen in
                              									dem geöffneten Flammenrohre jeglichen Zug, somit eine Abkühlung des Kessels und
                              									damit eintretenden Wärmeverlust zu vermeiden, sind die den Luftzutritt schlieſsenden
                              									Gitterschieber vor dem Aschenfalle durch einen doppelarmigen Hebel mit der Klinke
                              									der Heizthüre verbunden, so daſs nur die Luft zu dem Roste treten kann, wenn erstere
                              									geschlossen ist. Auſserdem sind Klappen vorhanden, welche auch bei geschlossener
                              									Heizthüre den Zugang der Luft zu jedem einzelnen Flammrohre abschlieſsen können. Die
                              									Luft streicht nun durch den kurz gehaltenen und somit sehr leicht zu bedienenden
                              									Rost, der in Folge des künstlichen Zuges erheblich höher als die gewöhnlich in
                              									Gebrauch befindlichen bis zu 1m,8 langen Roste
                              									beschickt werden kann; sie umspült sodann, theil weise in Heizgase verwandelt, die
                              									etwa in der Mitte des Flammrohres angebrachte gemauerte Feuerbrücke, wonach sie zur
                              									besseren Durchmischung der Heizgase gegen die am Ende des Flammrohres angebrachte
                              									Prallplatte stöſst und gezwungen ist, sich um letztere herum zu der
                              									Verbrennungskammer und den Heizrohren ihren Weg zum Schornsteine zu bahnen.
                           Die Prallplatte besteht aus einer gewöhnlichen Eisenplatte und hat man nach längeren
                              									Versuchen Abfälle von Schiffsblechen, welche in die passende Form geschnitten
                              									wurden, verwendet. Die Platte hat bei der hohen Temperatur, welcher dieselbe
                              									ausgesetzt ist, bei fortgesetztem Gebrauche des Kessels nur eine Dauer von gegen 4
                              									bis 6 Wochen und kann ohne Schwierigkeit bei einer Kesselreinigung erneuert
                              									werden.
                           
                           Wie sehr man von dieser durch Verlegung der Wege der Heizgase erzielten innigen
                              									Mischung derselben auch in Deutschland Vortheile erwartet, zeigt u.a. die
                              									Construction der Feuerröhren nach dem Systeme von Pauksch, bei welchem zur besseren Mischung der Gase Flammrohre von
                              									wechselndem Durchmesser zur Verwendung kommen, welche Stelle hier die Prallplatte
                              									vertreten sollen.
                           Kurz hinter der Prall platte treffen die Heizgase im unteren Raume der
                              									Verbrennungskammer auf ein Bündel von Luftstrahlen, welche durch die hintere Kessel
                              									wand mittels eines vom Ventilator direkt abzweigenden und um den Kessel geführten
                              									Rohres eintritt. Der Ventilator erzeugt im Allgemeinen einen Luftdruck von 3 bis 3½
                              									Zoll engl. oder 75 bis 90mm Wassersäule. Während
                              									nun durch die Erweiterung der Luftkanäle an der Vorderseite des Kessels die
                              									gepreſste Luft mit einem verminderten Drucke von 0,5 bis 0,7 Zoll gleich 12,5 bis
                              										17,5mm Wassersäule unter die Feuerungen tritt,
                              									wird der in die hintere Kesselwandung eintretende Luftstrom einer nur unwesentlichen
                              									Druckverminderung
                           Tabelle I.
                           
                              
                                 Schiffs-Name
                                 
                                    Marmora
                                    
                                 
                                    Dania
                                    
                                 
                                    Etna
                                    
                                 
                              
                                 Bauart
                                 Spardeck-Dampfer
                                 Brunnen-deck-Schiff
                                 Brunnen-deck-Schiff
                                 
                              
                                 Länge in m
                                 65,3
                                 67,05
                                 71,63
                                 
                              
                                 Gröſste Breite im Hauptspant
                                 8,595
                                 8,839
                                 9,479
                                 
                              
                                 Mittlerer Tiefgang
                                 5,517
                                 5,006
                                 5,181
                                 
                              
                                 Gesammt-Ladefähigkeit in tons
                                    											engl.        (Deadweight)
                                 1250
                                 1300
                                 1575
                                 
                              
                                 Art der Maschine
                                 Compound
                                 Compound
                                 DreifacheExpansion
                                 
                              
                                 Baujahr
                                 1874
                                 1871*
                                 1874
                                 
                              
                                 Durchmesser der Cylinder
                                 Hochdruck mmMitteldruck  „Niederdruck „
                                 651–1311
                                 673–1270
                                 4327211181
                                 
                              
                                 Kolbenhub mm
                                 838
                                 838
                                 838
                                 
                              
                                 Indicirte Pferdekraft
                                 396
                                 412
                                 485
                                 
                              
                                 Schraubenumdrehung- in 1 Minute
                                 64
                                 61
                                 65
                                 
                              
                                 Kesselanzahl
                                 1
                                 1
                                 1
                                 
                              
                                 Kesselconstruction
                                 gewöhnl.Einender
                                 gewöhnl.Einender
                                 gewöhnl.Einender
                                 
                              
                                 Dampfdruck in kg
                                 4,5
                                 4,5
                                 11,26
                                 
                              
                                 Länge mm
                                 2653
                                 3050
                                 2885
                                 
                              
                                 Durchmesser mm
                                 4343
                                 4317
                                 4572
                                 
                              
                                 Anzahl der Feuerungen
                                 4
                                 3
                                 3
                                 
                              
                                 Mittlerer Durchmesser der Feuerungen
                                 939
                                 1040
                                 1066
                                 
                              
                                 Gesammt-Heizfläche qm
                                 158
                                 161
                                 173
                                 
                              
                                 Pferdekraft auf 1qm Heizfläche
                                 2,5
                                 2,55
                                 2,745
                                 
                              
                                 Wird verwendet im Handel für
                                 Südspanien und das Mittelmeer
                                 
                              
                                 Ist mit künstlichem Zuge
                                    											ausgestattet        worden im Jahre
                                 1884
                                 1886
                                 1887
                                 
                              
                                 Ist mit dreifacher
                                    											Expansions-Maschine        versehen worden im Jahre
                                 –
                                 –
                                 1884
                                 
                              
                           * Kessel 1884 erneuert.
                           
                           Tabelle II. Mittlere Probefahrts-Ergebnisse
                                 										der Schiffe in Tabelle I.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 270, S. 486
                              Nr.; Name; Anzahl der
                                 										zurückgelegten Reisen; Art des Zuges und der Maschine; Züruckgelegte Entfernung;
                                 										Anzahl der Dampf-Tage; Knoten pro Stunde; für die ganze Reise; pro Dampf-Tag
                                 										Hauptkessel; des Hilfskessels; Verbrauch an Kohlen; für alle vorkommenden
                                 										Bedürfnisse pro Dampf-Tag; Kessel und Hilfkessel; alle Bedürfnissen; Marmora;
                                 											DaniaGleiche Jahreszeit bei je 4 Reisen: „Zwischen September und
                                          													Februar“.; Etna; natürlicher Zug Compound;
                                 										künstlicher Zug; Vergleiche-Resultate; wie unter 2; 3fache Expansion
                              
                           
                           unterworfen. Die hier einströmende Luft gelangt daher mit
                              									einer nur wenig unter dem Ventilatordrucke liegenden Pressung durch die an der
                              									Hinterseite des Kessels liegenden Regulirventile, sowie das Durchlaſsrohr und das
                              									siebartig durchlöcherte Vorsatzgehäuse in feinen Strahlen in die Verbrennungskammer.
                              									Hier trifft sie nunmehr auf die ihr entgegenkommenden brennenden Heizgase, mischt
                              									sich mit letzteren innig und bewirkt gleichzeitig eine Zerstreuung etwaiger
                              									isolirter unverbrannter Heizgase oder nur theilweise verbrannter Luft, welche
                              									möglicher Weise vorhanden sind.
                           Die praktische Prüfung des genannten Luftstrahlapparates mittels Pyrometer hat
                              									ergeben, daſs durch ihn die Kesseltemperatur stets gesteigert wurde und daſs die
                              									zugehörigen Ventile die Temperatur nach Belieben zu regeln gestatten. Um keine
                              									Gelegenheit zu versäumen, die Mischung der Luft mit den Heizgasen zu regeln, ist
                              									auch die unter der Feuerbrücke befindliche Oeffnung des Aschenfalles mit einem
                              									durchlöcherten Vorsetzer versehen, welcher durch eine herausnehmbare Deckplatte
                              									beliebig geöffnet, bezieh. geschlossen werden kann.
                           Die von Fothergill angegebenen praktischen Versuche
                              									wurden in den Jahren 1884 bis Anfang 1888 an 7 Handelsdampfern, die ein Deplacement
                              									von 1250 bis 3600t Ladefähigkeit besaſsen,
                              									vorgenommen.
                           Fothergill berechnet die jährliche Ersparniſs an Kohlen
                              									für das in Tabelle II unter 2a angeführte Versuchsergebniſs des Dampfers Dania, bei welchem 4 Versuchsfahrten mit natürlichem, 4
                              									andere mit künstlichem Zuge unter sonst gleichen Witterungsverhältnissen ausgeführt
                              									wurden und mit Anrechnung von im Ganzen 11 Reisen zu einer Durchschnittsdauer von 16
                              									Tagen auf 99 Pfd. Sterl. oder 1980 M. Unter Hinzurechnung, daſs durch Anwendung des
                              									künstlichen Luftzuges ein Heizer weniger erforderlich ist, erhöht sich diese Summe
                              									um 72 Pfd. Sterl. oder 1440 M. und schlieſslich tritt durch den Gewinn an Laderaum
                              									(oder Deadweight) durch die zu ermöglichende Verkleinerung der Bunker bezieh.
                              									Verringerung des Gewichtes der Kohlen ein auf 85 Pfd. Sterl. = 1700 M. geschätzter
                              									jährlicher Gewinn ein.
                           Ueber eine schwimmende Dampffeuerspritze für den Hafen
                              									von Buenos Ayres berichtet Iron, 1888 * S. 257. Die
                              									Spritze befindet sich auf einem Stahlblechdampfer von 20m Länge, 4m Breite und 2m Tiefgang. Der mit den nöthigen Raumen zum
                              									ständigen Aufenthalte der Mannschaft (3 Offiziere und 8 Mann) versehene Dampfer hat
                              									drei wasserdichte Schotts. Die Propellerschraube wird von einer Zwillingsmaschine
                              									betrieben, welche unmittelbar auf die Schraubenwelle wirkt. Die Feuerspritze selbst,
                              									welche von Shand, Mason und Co. in London gebaut ist,
                              									besitzt drei Dampfcylinder und drei doppelt wirkende Pumpen. Die Pumpen saugen
                              									unmittelbar aus dem Fahrwasser. Dieselben können auch zum Auspumpen gesunkener
                              									Schiffe benutzt werden. Die Pumpen können gleichzeitig durch sechs Schläuche Wasser
                              									geben. Der stehende Dampfkessel liefert den Dampf für die Schraubenmaschinen wie für die Maschinen der
                              									Spritze. Derselbe ist ein Wasserröhrenkessel. Bei den Probeversuchen erzielte der
                              									Dampfer eine mittlere Geschwindigkeit von 10 Knoten bei 265 Umdrehungen der
                              									Schraube. Der Dampfdruck betrug 9at. Durch einen
                              									Schlauch von 58mm innerem Durchmesser stieg der
                              									Strahl auf rund 100m bei einem Wasserdrucke von
                              										12at.
                           Mit echt amerikanischer Reklame wird von einer neuen Erfindung Ericson's berichtet, dem sogen. Dynamit-Kreuzer Vesuvius, der in Philadelphia unter Anwesenheit von
                              									50000 Menschen vom Stapel gelassen sein soll. Natürlich soll das Schiff eine
                              									vollständige Umwälzung unseres Kriegsschiffwesens bedeuten. Das Schiff ist in Engineering vom 25. Mai 1888 abgebildet und
                              									beschrieben. Hiernach kann man das Fahrzeug als schwimmende Laffette zweier riesigen
                              									Geschützrohre bezeichnen. Das Fahrzeug, dessen Abmessungen in unserer Quelle nicht
                              									angegeben sind, entspricht ziemlich genau dem Typus der Hochsee-Torpedoboote.
                              									Dasselbe trägt zwei 15zöllige Geschützrohre von der ungewöhnlichen Länge von 54 Fuſs
                              									engl. Diese parallel zu einander gelagerten Rohre ragen am Stern über Deck unter
                              									einem Winkel von 16° zu letzterem hervor und zwar so, daſs die Rohre nur mit ihren
                              									Enden von 17 Fuſs Länge über Deck hervortreten, während die übrigen 37 Fuſs unter
                              									Deck bleiben. Durch diese unverrückbar im Schiffe gelagerten Rohre sollen mit
                              									Dynamit o. dgl. geladene Geschosse von 600 bis 943 Pfund Schwere mittels Luftdruck
                              									geschossen werden! Das Fahrzeug besitzt zur eigenen Verteidigung einige Geschütze
                              									kleineren Kalibers und eine Revolverkanone auf einem Drehthurme. Dasselbe besitzt
                              									zwei Schrauben und macht 20 Knoten. Zur Ausbeutung dieser Erfindung hat sich die Pneumatic Dynamite Gun Company gebildet, welche das
                              									Boot der amerikanischen Regierung für 350000 Dollars liefern will.
                           Schraubenpropeller. Vor der Institution of naval architects hielt Ingenieur Wallace einen Vortrag über die Herstellung der
                                 										Schraubenpropeller, über den wir nach der Hamburger
                                 										Börsenhalle, Nr. 107, berichten. Wie der Vortragende erläutert, scheinen
                              									noch viele Constructeure der Ansicht zu sein, daſs das alte Material, aus welchem
                              									man ursprünglich die Schiffsschrauben herstellte, nämlich Guſseisen, in mancher
                              									Beziehung noch immer den Vorzug vor anderen Metallmischungen verdiene. Der gröſste
                              									Mangel des Guſseisens besteht darin, daſs es sehr leicht aus verhältniſsmäſsig
                              									unbedeutenden Ursachen bricht, indem es wiederholt vorgekommen ist, daſs aus
                              									demselben bestehende Schraubenflügel einzig und allein in Folge des raschen
                              									Arbeiters der Maschine durch die See abgeschlagen worden sind. Dagegen ist die
                              									Widerstandsfähigkeit des Guſseisens gegen Corrosion gröſser als diejenige des
                              									Stahles, so daſs aus ersterem hergestellte Schraubenflügel fünf bis sechs Jahre in
                              									Thätigkeit bleiben können, ganz abgesehen davon, daſs die Spitzen derselben dann
                              									erneuert und dadurch die Lebensdauer der Flügel verlängert werden kann. Auſserdem besitzt
                              									Guſseisen eine glattere Oberfläche und behält beim Gieſsen besser seine Form als
                              									Stahl. Die Stärke des Guſseisens ist auf 8 bis 12t
                              									auf den Quadratzoll berechnet, doch spricht diese geringe Haltbarkeit gegen
                              									dasselbe., wenn auch die Kosten weit geringer sind als diejenigen irgend eines
                              									anderen Materiales und nur 20 bis 24 Pfd. Sterl. für 1t für fertige Schraubenflügel betragen.
                           Schraubenflügel aus weichem Stahle sind, soweit es auf die Stärke ankommt, in jeder
                              									Beziehung vertrauenswürdig, da jene 28 bis 34t für
                              									den Quadratzoll beträgt. Weniger befriedigend sind die Eigenschaften des Stahles
                              									aber bezüglich der Corrosion, indem die aus Stahl hergestellten Schraubenflügel
                              									schon nach wenigen Jahren so abgenutzt und brüchig geworden sind, daſs sie erneuert
                              									werden müssen. Ein Anschweiſsen von neuen Spitzen, wie beim Guſseisen, ist nicht
                              									möglich. Die Dauer der stählernen Schraubenflügel ist eine sehr verschiedene; einige
                              									der groſsen transatlantischen Schnelldampfer benutzen diese Schrauben sechs, andere
                              									langsamere Schiffe sogar zehn Jahre, jedoch sind auch viele Fälle vorgekommen, daſs
                              									sie nur drei Jahre ausgehalten haben. Der einzige groſse Mangel des Stahles ist
                              									seine Geneigtheit zum Rosten und es haben sich deshalb schon viele Leute damit
                              									beschäftigt, Mittel zur Beseitigung dieses Uebelstandes zu finden. Zu diesem Zwecke
                              									hat man schon Eisenblech verwendet und neuerdings Versuche gemacht, die Rückseite
                              									der Schraubenflügel, welche der Corrosion am meisten ausgesetzt ist, mit
                              									Messingplatten zu belegen; dabei ist man jedoch auf die Schwierigkeit gestoſsen,
                              									daſs sich das Eindringen des Wassers hinter den Belag nicht verhindern läſst. In
                              									Folge des Eindringens des Wassers entsteht dann ein galvanischer Prozeſs, so daſs
                              									die Platten bald wieder entfernt werden müssen. Der Preis der fertigen stählernen
                              									Schraubenflügel stellt sich durchschnittlich auf 35 bis 50 Pfd. Sterl. für 1t.
                           Kanonenmetall ist in der Handelsmarine bislang noch wenig zu Schraubenflügeln
                              									verwendet worden, um so mehr und länger aber bei den Schiffen der Kriegsmarine,
                              									sowie bei Lustfahrzeugen und Yachten. Dasselbe hat sich im Allgemeinen sehr gut
                              									bewährt und ist thatsächlich von Corrosion frei, leider haftet diesem Materiale aber
                              									der Uebelstand an, daſs zwischen ihm und den Platten des Schiffsrumpfes ein
                              									galvanischer Prozeſs entsteht, der nur dadurch verhütet werden kann, daſs man
                              									letztere mit Zinkplatten bedeckt. Nunmehr findet der galvanische Prozeſs zwischen
                              									der Schraube und den Zinkplatten statt, die sehr rasch zerstört werden, so daſs man
                              									bei gröſseren Schiffen eine jährliche Extraausgabe von 10 Pfd. Sterl. für
                              									Zinkplatten hat. Das Kanonen-Metall besitzt nur eine geringe Stärke und steht in
                              									dieser Beziehung noch hinter dem Guſseisen zurück, während andererseits oft auch
                              									Mängel beim Gusse zu Tage treten. Es kostet 130 Pfd. Sterl. für 1t, also 8½ Mal so viel als Stahl und 5 bis 6 Mal
                              									so viel als Guſseisen.
                           
                           In neuerer Zeit ist vielfach auch Manganbronze zu Schiffsschrauben verwendet worden.
                              									Das Mangan wird in zwei verschiedenen Formen, als Eisenmangan oder Metallmangan der
                              									Mischung zugeführt, die nach den auf chemischem Wege vorgenommenen Prüfungen nach
                              									dem Gusse keine Spur mehr von Mangan aufweist, so daſs also dessen Hauptfunction
                              									darin zu bestehen scheint, daſs es die Verbindung der Bestandtheile vermittelt und
                              									befördert. Die Mischung ist von sehr verschiedener Qualität und hat eine Stärke von
                              									12 bis 17t für den Quadratzoll. Wie das
                              									Kanonenmetall, ist auch die Manganbronze vollständig frei von Corrosion, dagegen
                              									sind gegen das letztere Metall der hohe Preis, die Thatsache, daſs in Folge der mit
                              									dem Gusse verbundenen Schwierigkeiten sehr leicht Brüche entstehen, sowie die
                              									groſsen Ausgaben für Zink anzuführen, das wie bei Schrauben aus Kanonenmetall zum
                              									Schütze der Schiffsplatten dienen muſs, sich sehr rasch verzehrt und etwa alle zwölf
                              									Monate erneuert werden muſs. Man rühmt der Manganbronze ferner nach, daſs die Flügel
                              									sich nicht abnutzen und dadurch kein Verlust an Kraft entsteht, vielmehr soll man
                              									mit Schrauben aus diesem Materiale einen Viertel- bis halben Knoten Fahrt mehr
                              									erzielt haben, als mit Schraubenflügeln aus Stahl. Der Preis der fertigen
                              									Schraubenflügel aus Manganbronze stellt sich augenblicklich auf etwa 135 Pfd. Sterl.
                              									für 1t, also nur um 5 Pfd. Sterl. höher als für
                              									Kanonenmetall.
                           Eine andere Mischung, welche zur Herstellung von Schraubenflügeln empfohlen wird, ist
                              									die Phosphorbronze, die jedoch bislang nur bei kleinen Fahrzeugen, wie
                              									Torpedobooten, Dampfbarkassen u.s.w., Verwendung gefunden hat. Ob dieselbe sich auch
                              									für gröſsere Schiffe eignen wird, muſs erst die Erfahrung lehren, die bezüglich des
                              									Gusses von gröſseren Mengen noch fehlt. Die Stärke der Phosphorbronze beträgt
                              									ungefähr 16t für den Quadratzoll, der Preis 170
                              									Pfd. Sterl. für 1t.
                           Das sogen. Deltametall, eine Mischung von Kupfer, Zink und Eisen, besitzt eine
                              									auſserordentliche Stärke, die bis auf 15 bis 23t
                              									für den Quadratzoll probirt worden ist. Das Deltametall ist ebenfalls schon
                              									wiederholt zu Schraubenflügeln benutzt worden, doch hat Wallace bezüglich seiner Zuverlässigkeit nichts in Erfahrung bringen
                              									können; er glaubt aber Grund zu der Annahme zu haben, daſs es bezüglich des
                              									Abnutzens und Einfallens (pitting) nicht über jeden Zweifel erhaben sei. Der Preis
                              									für fertige Schraubenflügel stellt sich auf etwa 115 Pfd. Sterl. für 1t.
                           In vereinzelten Fällen ist auch Aluminiumbronze oder Messing zu Schraubenflügeln
                              									verwendet worden. Bei demselben kommt das „pitting“ nicht vor, während die
                              									Stärke etwa derjenigen des weichen Stahles gleich kommt. Dagegen kostet eine Sorte
                              									235 Pfd. Sterl., eine andere 145 Pfd. Sterl. für 1t.
                           Faſst man die mit den verschiedenen Materialien gemachten Erfahrungen zusammen, so
                              									ergibt sich, daſs Stahl und Guſseisen bezüglich der ersten Anschaffungskosten
                              									sehr viel billiger sind als alle Mischungen 5 guſseiserne Schraubenflügel brechen
                              									sehr häufig, während stählerne mehr der Verrostung unterworfen sind, so daſs die
                              									ersteren den Vorzug zu verdienen scheinen. Vergleicht man die Schraubenflügel aus
                              									Stahl mit denen aus den verschiedenen Arten Bronze, so muſs in Erwägung gezogen
                              									werden: 1) die gröſsere Ausgabe für Steinkohlen bei den ersteren; 2) die
                              									Nothwendigkeit, die stählernen Flügel in Folge von „pitting“ zu erneuern 5
                              									und 3) die Möglichkeit, auch die bronzenen Flügel wegen in Folge miſslungenen Gusses
                              									eintretenden Bruches zu ersetzen. Wallace gibt auch für
                              									eine Reihe von Jahren die relativen Kosten der Schraubenflügel aus den verschiedenen
                              									Materialien und kommt zu dem Resultate, daſs Guſseisen und Stahl sehr viel billiger
                              									sind, als alle anderen, und daſs durch die gröſsere Dauerhaftigkeit der letzteren
                              									keine so groſse Ersparniſs erzielt wird, daſs ihre allgemeine Einführung zu
                              									empfehlen wäre. Ein wichtiger Umstand soll jedoch zu berücksichtigen sein, und zwar
                              									der Verlust an Kraft in Folge des „pitting“ der stählernen Schraubenflügel,
                              									den Wallace nach drei- bis vierjährigem Gebrauche auf 4
                              									Proc. gegenüber den Flügeln aus Bronze schätzt. Das spricht natürlich sehr gegen die
                              									stählernen Schraubenflügel, doch hofft man noch eine Methode zu linden, mittels
                              									welcher man Stärke und Vertrauenswürdigkeit mit Glätte und Widerstandsfähigkeit
                              									gegen Corrosion, den Eigenschaften, welche jetzt nur die Flügel aus den
                              									Kupfermischungen besitzen, auch bei Stahl und Eisen erzielen kann.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
