| Titel: | Ueber Neuerungen an Erdölbrennern. | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 492 | 
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                        Ueber Neuerungen an Erdölbrennern.
                        (Patentklasse 4. Fortsetzung des Berichtes Bd. 267
                           								S. 145.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									27.
                        Ueber Neuerungen an Erdölbrennern.
                        
                     
                        
                           Ueber den Stand der den ersten Platz auf diesem Gebiete einnehmenden Berliner
                              									Lampenfabrikation 1887 spricht sich der Jahresbericht der Berliner Kaufmannschaft
                              									dahin aus, daſs die Lampenfabriken den gröſsten Theil des Jahres ziemlich
                              									beschäftigt waren und somit das Jahr in dieser Beziehung als leidlich
                              									zufriedenstellend bezeichnet werden kann; nur ist der Umsatz nach dem Geldwerthe
                              									wegen des Herabgehens der Preise gegen das Vorjahr im Allgemeinen zurückgeblieben.
                              									Der Export in Lampen dürfte sich im J. 1887 gegen sonst nicht verringert haben;
                              									derselbe beschränkte sich wie früher fast ausschlieſslich auf billige Waaren. Die
                              									Lampengefäſse werden aus Zink, galvanisch bronzirt, zuweilen auch aus Glas
                              									hergestellt, während für Hängelampen meist Eisenguſs verwendet wird, da bei den für
                              									den überseeischen Export bestimmten Lampen leider immer mehr auf den billigen Preis
                              									als auf die Qualität gesehen wird. Theilweise erklärt sich diese Thatsache, daſs für
                              									das Exportgeschäft jetzt überwiegend billige und schlechte Waare verlangt wird, aus dem Umstände,
                              									daſs das Exportgeschäft in Lampen aus den Händen der Lampen-Engrosgeschäfte vielfach
                              									in die der Kurzwaaren-, Commissions- und Exportgeschäfte übergegangen ist. Während
                              									erstere fast immer auf bessere Waare gehalten haben, fragen letztere gewöhnlich nur
                              									nach dem Preise, ohne auf die Qualität Rücksicht zu nehmen. Wohl am meisten wird in
                              									dieser Hinsicht heute bei den gewöhnlichen Zinkguſslampenfüſsen gesündigt. Daſs das
                              									Ausland schlieſslich die Aufnahme einer solchen Waare verweigern wird, ist wohl
                              									unzweifelhaft, und es liegt mithin für die ganze Berliner Lampenfabrikation die
                              									Gefahr nahe, daſs sie in den Ruf kommt, „billig und schlecht“ zu
                              										arbeiten.Anm. d. Ref. Wir wollen bei dieser Gelegenheit eines Vorwurfes Erwähnung
                                    											thun, den man häufig vom Auslande her der deutschen Industrie überhaupt
                                    											macht: „daſs sie wohl im Stande sei Vorzügliches zu leisten und daſs die
                                       												angebotene Waare auch meist vorzüglich sei, daſs aber die daraufhin
                                       												bestellten Lieferungen häufig sehr viel zu wünschen übrig lieſsen und
                                       												den vorgelegten Proben keineswegs entsprächen.“ Ein derartiger
                                    											Grundsatz in der Ausführung von Aufträgen aber dürfte, wenn er auch momentan
                                    											Vortheile bringt, für die deutsche Industrie in Zukunft von den schwersten
                                    											Schädigungen begleitet sein, und kann u. E. nicht nachdrücklichst genug
                                    											davor gewarnt werden.
                           Ueber den Absatz besserer und theuerer Lampenfabrikate in das Ausland spricht sich
                              									folgender Bericht aus: In Amerika, das bisher eins unserer besten Absatzgebiete war,
                              									hat die Fabrikation von Zinklampen gröſsere Ausdehnung angenommen – wenn auch auf
                              									Kosten unserer theuer bezahlten Modelle. Nur durch fortwährende Beschaffung neuer
                              									Muster ist es noch möglich, gröſsere Aufträge nach dort zu erhalten. Italien kaufte
                              									besser als zuvor, namentlich machte es gegen Ende des Jahres noch gröſsere
                              									Abschlusse in Aussicht auf die dortige Zollerhöhung. Oesterreich, wie auch Ruſsland,
                              									kommen fast gar nicht mehr in Betracht; einestheils ist es in Folge der hohen
                              									Zollspesen fast unmöglich, dahin erfolgreich mit den Fabriken des eigenen Landes zu
                              									concurriren, andererseits sind auch die Kreditverhältnisse beider Länder nicht
                              									aufmunternd zu ausgedehnten Geschäften. Einigermaſsen lebhaft gestaltete sich der
                              									Verkehr mit Indien und Holland, während Schweden und Norwegen auf früherer Höhe
                              									blieben. Für Geschäfte mit Frankreich sind die nationalen Antipathien hinderlich. Im
                              									Ganzen aber steht Deutschland mit dem Exporte in Lampen bei weitem noch oben an. In
                              									Deutschland selbst blieb der Umsatz in den gewohnten, äuſserst bescheidenen
                              									Grenzen.
                           Die Bemühungen der Fabrikanten in der Herstellung besonders neuer gröſserer
                              									Brennerconstructionen dauern fort und wirkten auch hin und wieder belebend, aber
                              									ohne daſs dadurch ein wesentlicher materieller Erfolg erreicht wurde. Auch im J.
                              									1887 wurde wie in allen Vorjahren in der Herstellung neuer Muster und Modelle für
                              									Lampen viel geleistet; doch beschränkt sich diese Thätigkeit mehr und mehr auf eine
                              									billig herzustellende
                              									Mittelwaare von Zinkguſs. Eine Ausnahme macht nur die jetzt sehr beliebte Verwendung
                              									von Fayencekörpern mit Malerei für Lampen.
                           Gegen alles Erwarten traten gegen den Schluſs des Jahres ganz gewaltige Steigerungen
                              									der Rohmetalle ein, welche eine Preiserhöhung der in Zink oder Messing hergestellten
                              									Lampen oder Lampentheile um 10 bis 20 Proc. nöthig machten. Bei Schluſs des
                              									Berichtes sind die nachtheiligen Folgen, besonders der hohen Messingblechpreise,
                              									bereits bemerkbar, und stockt der Absatz in Lampenbrennern, diesem Hauptzweige der
                              									Berliner Lampenfabrikation, wegen der nunmehr gestiegenen Preise.
                           Von den in diesem Jahre auf den Markt gebrachten neuen Brennerformen ist zunächst die
                              									sogen. Millionlampe zu nennen, construirt von A. Cautius in Berlin, und von der Firma W. Kersten in Berlin in den Handel gebracht. Ueber
                              									diese Lampe wurde bereits in D. p. J. 1888 267 * 145 berichtet, und kann den dort erwähnten groſsen
                              									Vortheilen noch hinzugefügt werden, daſs die Lampe sich auch bei längerem Brennen
                              									vorzüglich bewährt hat, so daſs ihr wohl eine groſse Zukunft beschieden sein
                              									dürfte.
                           Neuerdings wird in England und Amerika für eine Lampe viel Reklame gemacht, welche
                              									keine neue Erfindung, sondern die Verbesserung einer älteren amerikanischen Lampe
                              									ist, von welcher nach unserer Quelle, Invention, Bd. 10
                              									Nr. 470, schon viele Hunderttausende überall im Gebrauche sein sollen. Es ist dies
                              									die Hitchcocklampe, 1868 in Amerika patentirt. Dieselbe
                              									Lampenform ist auch in Deutschland unter Nr. 14047 patentirt worden, und ist dadurch
                              									charakterisirt, daſs sie cylinderlos brennt, indem ihr mit Hilfe eines im Fuſse der
                              									Lampe angebrachten Ventilators mit Uhrwerk künstlich ein Luftstrom in passender
                              									Stärke zugeführt wird. Diese tragbare Hitchcocklampe
                              									soll ein weiſseres, einer Gasflamme gleiches, ruhiges Licht bei einem Zehntel der
                              									Kosten geben, keine unruhigen Schatten erzeugen und plötzlichen Windstöſsen gut
                              									widerstehen. Als weitere Vortheile werden genannt, daſs die Lampe mehr Licht als
                              									eine mit gleichem Dochte versehene Cylinderlampe gibt, weniger Oel verbraucht, daſs
                              									der Oelbehälter durch den vom Ventilator angesaugten Luftstrom kühl gehalten wird,
                              									und daſs auf ihr auch schwere Oele gebrannt werden können. In Amerika ist die Lampe
                              									in Eisenbahnschlafwagen benutzt, während eine deutsche Firma sie zur Beleuchtung in
                              									Fabriken und Werkstätten verwendet, wobei dann die Lampen statt durch den vom
                              									Uhrwerke getriebenen Ventilator von einer Leitung mittels Druckluft gespeist werden,
                              									wobei die Lampe allerdings dann in gewissem Grade ihre Transportfähigkeit
                              									einbüſst.
                           Eine Ausstellung von Beleuchtungsgegenständen hat
                              									bekanntlich zu Anfang des Jahres in St. Petersburg stattgefunden, bei welcher auch
                              									Preise für die besten Leistungen ausgesetzt waren. Als erstes Erforderniſs bei der Concurrenz um
                              									die beste Lampe wurde seitens der kaiserl. Technischen
                                 										Gesellschaft Explosionssicherheit der Lampe aufgestellt, und als zweites
                              									die Möglichkeit, schweres Oel von 0,870 spec. Gew. zu brennen, von welchem Oele in
                              									Ruſsland Millionen von Litern billig zur Verfügung stehen (Metallarbeiter, 1888 Nr. 53). Sollte die Prüfung ergeben, daſs keine
                              									dieser beiden Bedingungen voll und ganz erreicht wird, so sollte derjenigen Lampe
                              									der Preis zuerkannt werden, welche beiden Erfordernissen am nächsten käme. Die
                              									beiden Hauptpreise von 2500 und 1000 Rubel für Lampen, welche Oel von 0,870 spec.
                              									Gew. brennen, hat keine einzige der ausgestellten Lampen gewonnen. Das
                              									Preisausschreiben für die beste Erdöllampe ist daher bis zum 1. Januar 1889
                              									verlängert worden. Die übrigen Preise bestanden aus fünf Bronzemedaillen und acht
                              									ehrenvollen Erwähnungen. Zu einer Vertheilung von goldenen und silbernen Medaillen
                              									war die kaiserl. russische technische Gesellschaft
                              									nicht befugt. Von den Medaillen erhielten drei die Russen Makaroff, Gatschkoffsky und Tschorscheffsky
                              									für neue Erfindungen, betreffend Brenner für Schweröl. Die vierte erhielt die Defries-Company in London, für die Herstellung einer
                              									dauerhaften und explosionssicheren Lampe, welche Kerosin und schweres Mineralöl zur
                              									Zufriedenheit brennt. Die fünfte Medaille gewannen Wright
                                 										und Butler in Birmingham für die Herstellung neuer Brenner für Schweröl und
                              									Kerosin. Die erste ehrenvolle Erwähnung erhielt Edwin
                                 										Sherring in Manchester für eine Schweröllampe. Die nächsten vier waren an
                              									Russen vertheilt, für Straſsen-, Piano- und andere Lampen. Die sechste erhielten Hinks und Son in Birmingham für ihren verbesserten
                              									Duplexbrenner. Die siebente erhielt die Shaftesbury-Company (vgl. Forts, d. Berichtes: Auslöschvorrichtungen) für
                              									einen Auslöscher und die letzte A. Breden in Wien für
                              									einen neuen Brenner. Das Ergebniſs der Wettbewerbung ist mithin, daſs die Defrieslampe die einzige der englischen, russischen,
                              									deutschen, belgischen und französischen Lampen ist, welche eine Medaille für
                              									Sicherheit und für Fähigkeit, Schweröl zu brennen, erhalten hat.
                           Diese Defrieslampe ist indeſs keine englische Erfindung,
                              									sondern eine belgische, und wurde bereits in D. p. J.
                              									1888 267 147 beschrieben. Ihr Erfinder ist L. Sepulchre in Herstal bei Lüttich, während sie in
                              									England nach dem Direktor der dort gebildeten Gesellschaft Defries genannt ist. Ein groſser Theil der englischen und deutschen Defrieslampen wird in Herstal hergestellt. Den Vertrieb
                              									für Deutschland hat F. Kalthoff in Bonn (Metallarbeiter, 1888 Nr. 77).
                           Die zu zweit genannte englische Firma Wright und Butler
                              									in Birmingham bringt seit einem Jahre einen Brenner, Harvey-Patentrundbrenner genannt, in den Handel, welcher in hervorragendem
                              									Grade den Erfordernissen groſser Leuchtkraft und Sicherheit Genüge leisten soll
                              									(Englisches Patent A. D. 1886 Nr. 8687). Die Lampe ist indeſs ebenfalls keine
                              									englische Erfindung, sondern ist in ihren wesentlichen Theilen identisch mit dem von F. Heintze in Bremen construirten Rundbrenner (* D. R. P. Nr. 24230 vom 11. Februar 1883). In den Oelbehälter A (Fig.
                                 										1 Taf. 27) ist ein unten geschlossenes Rohr b
                              									eingesetzt, welches in sich wieder die durch den Boden e unten abgeschlossenen Dochtrohre aa1 mit dem Dochte derart aufnimmt, daſs zwischen aa1 und b ein ringförmiger Raum bleibt, durch den die bei c eintretende Luft in den centralen Luftschacht nach
                              									dem Flammeninneren gelangt. Die Oelzuführung zum Dochte erfolgt durch ein die Rohre
                              										b und aa1 durchdringendes Röhrchen d. Die Vortheile dieser Anordnung liegen darin, daſs einerseits zu Folge
                              									der Luftströmung eine Erhitzung des Oelbehälters verhindert wird, andererseits die
                              									Flamme mit dem Brennstoffe überhaupt nicht in Berührung kommen kann.
                           Die mit der ersten ehrenvollen Erwähnung bedachte Lampe von E. Sherring in Manchester, Victoriasicherheitslampe genannt, ist in Fig. 2 dargestellt. Die
                              									Neuerung liegt in der Luftzuführung, indem auf den oberen Theil des metallenen
                              									Oelbehälters ein Mantel g aufgesetzt ist, durch dessen
                              									Bohrungen h und durch die Lochungen f Luft nach der Flamme tritt. Diese Luft kühlt den
                              									Oelbehälter, erwärmt sich in den Brennertheilen und tritt erhitzt zur Flamme. Die
                              									Lampe ist ferner mit Auslöschklappen cd versehen,
                              									welche sich beim Umfallen der Lampe über der Flamme schlieſsen (Industries, 1888 Bd. 4 S. 110).
                           Auch in Belgien, in den königl. Arsenalen in Malines, sind kürzlich Untersuchungen mit Erdöllampen der neueren Systeme
                              									gemacht worden (Metallarbeiter, 1888 Nr. 46), welche
                              									indeſs über das Verhalten während längerer Brenndauer keinen Aufschluſs geben.
                           Von 25 Lampen verschiedenster Systeme wurden nach Verlauf von zwei Tagen 20 bei Seite
                              									gesetzt und nur 5 Lampen weiter untersucht. Diese fünf waren folgende: 1) Die Rochester-Lampe, amerikanischen Ursprunges, 2) die Sepulchre-Lampe in Lüttich fabricirt, 3) die Universelle aus Brüssel, 4) die Lampe Belge und 5) die Soleil
                              									aus Lüttich.
                           Während der ersten Stunde ergaben die erstgenannten beiden Lampen 45 Kerzenstärken
                              									gegen 40, welche die übrigen drei zeigten; während der zweiten Stunde erhielt man 40
                              									Kerzenstärken für die Rochester-, Beige- und Sepulchre-Lampe; die anderen Lampen ergaben nur 35 bis
                              									38 Kerzenstärken; während der dritten Stunde fand man folgende Zahlen: Beige 40, Sepulchre und
                              										Rochester 38, die anderen 35 bis 36 Kerzenstärken.
                              									Die Lampe blieb dann während der ersten zehn Stunden gleichmäſsig auf 40 stehen;
                              									erst in der elften Stunde fiel sie auf 38 Kerzenstärken. Man kann demnach die in
                              									Malines erprobten Lampen in folgender Reihenfolge aufstellen: 1) Lampe Beige, 2) Sepulchre und 3)
                              										Rochester.
                           Jede dieser drei Lampen hatte stündlich 90s Erdöl von derselben Qualität verbraucht.
                              									Photometrische Messungen, die während einer Zeitdauer von 6 Stunden anderwärts
                              									gemacht wurden, ergaben einen Verbrauch von 2§,74 pennsylvanisches Erdöl für die
                              									Kerze und Stunde.
                           
                           Die Sepulchre-Lampe, in England Defries-Lampe genannt (vgl. S. 494), und die Rochester-Lampe sind in D. p. J. 1888 267 * 147 bezieh. 1886 262 *
                              									75 und 1888 267 * 148 behandelt. Die „lampe belge“ ist ebenfalls eine seit mehreren Jahren erprobte Lampe
                              									und ist auſser in Belgien und Frankreich auch in England im Handel (Midland Lighting Company in Birmingham), während sie in
                              									Deutschland von A. Riegermann in Elberfeld ausgeführt
                              									und auf den Markt gebracht wird. Unter dem letzteren Namen ist über die „lampe beige“ bereits in D. p. J. 1886
                              										262 * 459 berichtet worden, so daſs ein näheres
                              									Eingehen erübrigt (vgl. auch Invention, 1888 Bd. 10 Nr.
                              									462).
                           Eine zweckmäſsige, einfache Sicherheitsvorrichtung für das Umfallen der Lampe ist von
                              										A. Breden und St.
                                    										Siemang in Wien angegeben worden (* D. R. P. Nr. 42424 vom 14. Mai 1887).
                              									Die Einrichtung dieser Lampe bezweckt, sowohl bei Anwendung von Flachbrennern als
                              									auch von Rundbrennern, welche für einen an seinem oberen Rande kreisförmig
                              									zusammengebogenen flachen Docht eingerichtet sind, nicht nur den in der Dochthülse
                              									immer vorhandenen Spielraum vollständig von dem im Erdölbehälter über dem
                              									Flüssigkeitsspiegel vorhandenen Gasraume abzusperren, sondern jedes Ausflieſsen von
                              									Erdöl aus dem in Folge von Unvorsichtigkeit umgeworfenen Behälter auch dann zu
                              									verhüten, wenn der Brenner nicht am Oelbehälter befestigt und man gerade mit dem
                              									Nachfüllen von Erdöl beschäftigt ist. Endlich soll auch den aus schlecht raffinirtem
                              									Erdöle sich entwickelnden Gasen beständig Austritt gestattet werden, ohne daſs durch
                              									die Gasaustrittsöffnung bei umgeworfener Lampe Erdöl ausflieſsen könnte.
                           Der Erdölbehälter a (Fig. 3) ist zu diesem
                              									Zwecke in zwei über einander liegende Kammern eingetheilt, indem in ihn oben ein
                              									Blechbehälter b eingesetzt ist, welcher selbst wieder
                              									durch eine auf den Hals des gläsernen Behälters gekittete Scheibe c verschlossen wird. Behälter b und Scheibe c besitzen entsprechende
                              									Absätze, zwischen welche ein Dichtungsring d aus Asbest
                              									eingelegt wird, so daſs von dem in den Behälter b
                              									gelangten Oele nichts durch den Kitt aussickern kann. Von der Scheibe c und dem Boden des Behälters b gehen flache Rohre c1 und b1 bis nahe an den Boden des Hohlraumes, in den sie
                              									eindringen. Diese Rohre dienen zum Einschieben der Dochthülse e, welche an f
                              									festgelöthet ist. Die Galerie f ist wiederum durch den
                              									Flansch f1 mit
                              									Verschluſs c2 an c befestigt.
                           Im Behälter a ist eine durch Ventil g und Spiralfeder geschlossen gehaltene Füllöffnung a1
                              									in solchem Niveau angeordnet, daſs nur eine höchstens dem halben Cubikinhalte beider Kammern
                                 										entsprechende Erdölmenge eingegossen werden kann. Ist beim Einfüllen der
                              									Flüssigkeitsspiegel bis an den Ventilsitz gestiegen, so kann aus dem die Kammer b umschlieſsenden, nun allseitig abgeschlossenen Raume
                              									der Kammer a die Luft nicht mehr entweichen, und gieſst
                              									man nun weiter in die hohle Ventilspindel g1 ein, so wird das Erdöl durch Rohr b1 in die Kammer b aufsteigen, bis die auf das Niveau xx gestiegene Flüssigkeit das untere Ende des Rohres
                              										c1 abschlieſst.
                              									Jetzt ist auch Kammer b dicht abgeschlossen, und dauert
                              									nun das Eingieſsen fort, so kann nur in dem engen Spielraume zwischen Rohr c1 und der Dochthülse
                              										e Erdöl bis zum Niveau yy aufsteigen, in welchem es der Flüssigkeitssäule in der hohlen
                              									Ventilspindel g1 das
                              									Gleichgewicht hält. Da der erwähnte Spielraum sehr eng ist, wird beim Umwerfen der
                              									ganz vollen Lampe durch das in den Spielraum aufgestiegene Erdöl in Folge der die
                              									Schwerkraft überwiegenden Adhäsion der Flüssigkeit Rohr c1 kaum bis an sein vorderes Ende benetzt
                              									werden. Wird die auf diese Weise gefüllte Lampe angezündet, so sinkt schon nach
                              									kurzer Brenndauer das in das Rohr c1 und die Kammer b
                              									eingedrungene Erdöl in Rohr b1 zurück.
                           Um den im Oelbehälter sich bildenden Gasen einen Ausweg zu schaffen, ist in dem
                              									Ventile g ein zweites, frei beweglich aufgehängtes und
                              									von einem Gewichte o beeinfluſstes Ventil q (Fig. 4) angeordnet,
                              									welches bei stehender Lampe die Ausströmungsöffnung m
                              									frei läſst und sich bei geneigter Stellung der Lampe selbsttätig schlieſst.
                           Neue Lampenformen, bei denen die Brenner von einem entfernt
                                 										liegenden gemeinschaftlichen Behälter aus mittels Leitungen gespeist
                              									werden, sind von J. H. Ross in Dublin (* D. R. P. Nr.
                                 									42689 vom 23. Juni 1887) und von G. Prym in Stolberg,
                                 									Rheinland (* D. R. P. Nr. 42711 vom 28. Juni 1887) construirt worden. Die erstere
                              									Einrichtung, bei welcher die Brenner auſserdem zur Ersparung der Zugcylinder mit Druckluft gespeist werden, zeigt Fig. 5. In einem Gehäuse
                              										a befindet sich ein Behälter o, der mit Oel von einem höher gelegenen Hauptbehälter
                              									aus durch eine Röhre o1
                              									gespeist wird, wobei der Eintritt des Oeles in o durch
                              									ein Ventil F, das mit einem Schwimmer F verbunden ist, regulirt wird. Der Schwimmer F wird in einen Cylinder H
                              									geführt, der unten Oeffnungen r hat, durch welche das
                              									Innere von R mit o in
                              									Verbindung steht. An dem Gehäuse a sind ringsum Brenner
                              									angebracht, deren Dochte W in das im Behälter o befindliche Oel eintauchen. Der Schwimmer F ist auf der mit Schraubengewinde versehenen Spindel
                              									des Ventiles V verstellbar, wodurch die Höhe des
                              									Oelniveaus regulirt werden kann. Die Druckluft strömt durch das Rohr a1 innerhalb des
                              									Gehäuses a nach der Düse a2 und in den Conus a3, dabei Luft durch die Oeffnungen a4 und a5 ansaugend, und von
                              									hier durch Vertheilungsöffnungen der Brenner zu den Flammen.
                           Bei der Anordnung von G. Prym wird, um eine Gruppe von
                              									Brennern von einem entfernten Hauptbehälter aus zu speisen, in die Leitung der in
                              										Fig. 6
                              									dargestellte Vertheilungsapparat eingeschaltet. Der Zweck desselben besteht darin,
                              									nicht mehr Mineralöl als nothwendig ist, von der Leitung zu den Brennern gelangen zu
                              									lassen. Es ist c das Ende der Oelleitung, s der Verschluſsapparat, welcher mit seiner Stange tdurch die Ausfluſsmündung o
                              									der Dichtung J hindurchreicht und in g Führung findet. Der Verschluſsapparat wird entgegen
                              									dem Drucke der Leitung von einem Gegengewichte P offen
                              									zu halten gesucht, dessen specifisches Gewicht gröſser ist als das des verwendeten
                              									Mineralöles. Tritt nun letzteres aus der Leitung c in
                              									das Gehäuse R des Gegengewichtes P, so erhält letzteres Auftrieb und der von dem Drucke
                              									der Leitung bewegte Verschluſs s nähert sich allmählich
                              									der Mündung o, und zwar bei den gewählten Verhältnissen
                              									bis zum Abschlusse der Ausfluſsöffnung o. Vom Mantel
                              										R gelangt das Oel durch die Röhren a zu den einzelnen Brennern, deren Dochtkapseln im
                              									Niveau des Mantels R liegen. Mit dem Abschlusse der
                              									Ausmündung o ist mithin das Oel im Mantel R und in den Dochtkapseln auf ein bestimmtes Niveau
                              									gebracht, welches nunmehr beibehalten wird. Werden nun die Brenner angezündet, so
                              									sinkt das Niveau etwas, steigt jedoch bald wieder auf seinen vorherigen Stand durch
                              									die Eröffnung der Mündung o, welche dadurch entsteht,
                              									daſs das weniger eingetauchte Gegengewicht den Druck der Leitung überwindet. Es
                              									ergibt sich mithin beim Brennen ein genau dem Verbrauche entsprechender Oelzufluſs.
                              									Der Leitungsdruck beträgt bei 3m Säule etwa ¼at. Der Verschluſsapparat ist in einer Büchse b untergebracht, welche am Oelzuleitungsrohre befestigt
                              									und mit dem Gehäuse R durch die Muffe m verbunden ist. Um den Oelvertheilungsapparat im
                              									Bedarfsfalle wegnehmen zu können, ist ein zweiter Verschluſs s1 mit Stange t1 angebracht, welcher in entsprechender
                              									Weise auf die Dichtung J1 gepreſst wird. Beide Verschlusse öffnen und schlieſsen sich
                              									gleichzeitig, während bei Abnahme des ganzen Oelvertheilungsapparates der Verschluſs
                              										s1 frei wird und
                              									durch den Druck der Leitung die Mündung o1 schlieſst.
                           Zur Erzeugung eines stark weiſsen Lichtes sind bei der Gasbeleuchtung vielfach
                              									Glühkörper in die schwach oder gar nicht leuchtende Flamme gebracht worden. A. W. V. Zorn in Berlin (* D. R. P. Nr. 42 716 vom 20.
                                 									Juli 1887) verwirklicht diesen Gedanken bei Erdölbrennern, indem er oberhalb des
                              									Dochtes eine Glühscheibe an Stelle der gewöhnlichen Brandscheibe zur Anwendung
                              									bringt. Diese Glühscheibe besteht aus einer zwischen zwei Messingscheibchen
                              									eingespannten geglühten Asbestplatte, welche mit der Lösung eines Platinsalzes, z.B.
                              									Platinchlorid, getränkt ist, das bekanntlich in der Hitze metallisches Platin
                              									ausscheidet. Zweckmäſsig soll der Durchmesser der Glühplatte und die Ausbauchung des
                              									Zugglases so groſs gewählt werden, daſs der gröſste Theil der Flamme unterhalb der
                              									Glühplatte verbleibt.
                           Im Gegensatze zu dieser bisherigen Ausbreitung der Flamme mittels eingeschnürter und
                              									über dieser Einschnürung kugelförmig erweiterter Cylinder in Verbindung mit der
                              									oberhalb der Einschnürung sitzenden Brandscheibe (vgl. * D. R. P. Nr. 16783 vom 13.
                              									Juni 1881, Wild und Wessel) sucht F. Kalthoff in Bonn eine möglichst groſse Leuchtkraft
                              										durch Verlängerung der Flamme zu erzielen (* D. R. P. Nr.
                              									40337 vom 8. Februar 1887). Der Lampencylinder (Fig. 7) ist deshalb mit
                              									einer conisch nach oben zulaufenden Verengung b und
                              									entweder unmittelbar darauf folgender conischer Erweiterung d versehen, oder einer solchen mit dazwischen gefügtem cylindrischen
                              									Theile. Dadurch wird eine innige Berührung der Luft mit der Flamme und eine groſse
                              									Weiſse der letzteren erzielt. Versuche sollen ergeben haben, daſs man derartige
                              									Cylinder niedriger herstellen kann als die üblichen, rein cylindrischen Gläser.
                           Einen Doppelcylinder bringt neuerdings die Lampenfabrik Kaestner und Töbelmann in Erfurt für Erdölrundbrenner, insbesondere für
                              									solche mit Brandscheiben, in Vorschlag (* D. R. P. Nr. 44827 vom 17. Februar 1888).
                              									Die Einrichtung ist derart getroffen, daſs in den gewöhnlichen Zugglascylinder A (Fig. 8) ein zweiter
                              									Cylinder B (aus Marienglas) derart eingehängt wird, daſs einerseits zwischen beiden ein
                              									ringförmiger Raum bleibt, andererseits der Innencylinder etwa 1cm oberhalb der Flamme endigt. Durch den Ringraum
                              									strömt frische vorgewärmte Luft zu, während die Verbrennungsproducte durch den
                              									Innencylinder entweichen; durch diese Luftzuführung soll sich eine kugelförmige
                              									Flamme statt der sonstigen schalenförmigen entwickeln.
                           Erwähnt sei hier auch eine Neuerung an Reflectoren von J. T.
                                    										Scholle in Amsterdam (* D. R. P. Nr. 43 768 vom 6. Januar 1888). Dieselbe
                              									besteht in der Anordnung von flachen oder schwach gewölbten, an der Innenseite
                              									polirten Metallschirmen oder Spiegelschirmen unter der Flamme in der Weise, daſs die
                              									Strahlen gegen den darüber befindlichen. Schirm fallen, welcher dieselben so
                              									zurückwirft, daſs sie den von dem Metallschirme gebildeten Schattenkegel wieder
                              									decken.
                           Um in Moderateur- und Carcel-Lampen Mineralöl brennen zu können,
                              									hat Ch. D. Aria in London (* D. R. P. Nr. 44117 vom 3.
                                 									December 1887) eine Abänderung dieser Brenner dahin getroffen, daſs zwischen dem
                              									Hauptölbehälter und dem Dochtrohre ein Zwischenbehälter eingeschaltet wird, um das
                              									Mineralöl in gefahrloser Entfernung vom Dochtrohre zu halten, wobei die Einrichtung
                              									noch so getroffen ist, daſs der Brenner auch durch stundenlangen Betrieb nur sehr
                              									mäſsig erwärmt wird. Das an Mineralöl wird auf gewöhnliche Weise vom Hauptbehälter
                              									in den Zwischenbehälter hineingehoben und der letztere mit einem in entsprechender
                              									Höhe angebrachten Ueberlauf versehen, durch welchen der Oelüberschuſs in den
                              									Hauptbehälter zurückflieſst.
                           In Fig. 9
                              									bezeichnet A den Zusatzbehälter, welcher in
                              									entsprechender Entfernung zwischen der Dochtröhre B und
                              									dem Hauptölbehälter angebracht ist. Er besteht aus einem Becher mit röhrenartiger
                              									Verlängerung und besitzt am oberen Theile der Röhre Gewinde, zur Befestigung des
                              									Apparates auf dem Hauptölbehälter, der auch den Hebemechanismus enthält. Der obere
                              									Theil des Bechers A ist bei a umgebogen und trägt hier aufgelöthet einen Träger b, in den die Dochtröhre B eingeschraubt
                              									wird. Dieser Träger b ist so gestaltet, daſs er der
                              									äuſseren Luft freien Durchgang gewährt zur Kühlung des in A befindlichen Oeles. Eine Ueberlaufröhre c
                              									gestattet dem in A hineingepumpten Oele wieder in den
                              									Hauptbehälter zurückzuflieſsen, wenn der Zufluſs stärker als der Verbrauch ist.
                              									Durch diese Ueberlaufröhre reicht die Zahnstange d
                              									hindurch, welche mit dem im Hauptbehälter enthaltenen Kolben verbunden ist und
                              									welche durch die innere Dochtröhre hindurchreichen kann. Der Boden des Behälters A ist mit einem durchbohrten Zapfen e versehen, durch welchen die übliche Moderateurstange
                              										f hindurchreicht, durch welche der Zufluſs des
                              									Oeles gesichert ist, wenn der Schlüssel C so gedreht
                              									wird, daſs der Kolben gehoben wird. D ist der zum Heben
                              									und Senken des Dochtes dienende Schlüssel. Die innere Röhre von B ist unten mittels Drahtgeflechtes i oder mittels einer durchlöcherten Platte
                              									abgeschlossen, welche das Hineinfallen von Dochttheilchen in den Oelbehälter
                              									verhindert. Ein in i vorhandener Ausschnitt i1 gestattet der
                              									Zahnstange freien Durchgang. Die Dochtanordnung besteht aus einem Brenndochte g mit Saugedocht g1. Die ganze Einrichtung kann ebenso wohl für
                              									Carcellampen verwendet werden.
                           
                              K.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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