| Titel: | Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance. | 
| Autor: | Alexander M. Chance, P. Behrend | 
| Fundstelle: | Band 270, Jahrgang 1888, S. 522 | 
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                        Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den
                           								Sodarückständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance.Nach dem Journal of the Society of Chemical
                                    											Industry, 1888 Bd. 7 S. 163 ff.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									28.
                        Chance's Wiedergewinnung des Schwefels.
                        
                     
                        
                           Schon lange Jahre hatten die Sodafabrikanten ihr Augenmerk auf die Wiedergewinnung
                              									des Schwefels aus den Sodarückständen gerichtet. 1837 begann Goſsage seine 30 Jahre währenden Versuche, jedoch ohne Resultat, nach ihm
                              									widmeten noch viele bedeutende Chemiker der Lösung dieses Problems viel Zeit und
                              									Geld, und einigen, Schaffner in Deutschland, Mond in England, Mactear
                              									in Schottland, gelang es wenigstens Verfahren zu finden, die, wenn sie auch nicht zu
                              									allgemeiner Anwendung tauglich waren, doch in einigen Fabriken ausgeführt
                              									wurden.
                           Das Verfahren von Schaffner und Helbig wurde in Oldbury eingeführt, und bei einem Kostenaufwande von über
                              									10000 Pfd. St. (200000 M.) gelang es dort nach zwei Jahren, den bis dahin in den
                              									Sodarückständen verlorenen Schwefel als Schwefelsäure wieder zu gewinnen.
                           Die Kosten stellten sich auf ungefähr 3 Pence (25 Pf.) für die Einheit (14 engl.
                              									Pfund?) Schwefel für 1t spanischer Schwefelkiese
                              									im Vergleiche zu 6 Pence (50 Pf.), die die Schwefelkies-Compagnien forderten. Nachdem jedoch die Tharsis Compagnie den Preis auf 3 Pence herabgesetzt
                              									hatte, wurde der weiteren Einführung des Schaffner und
                              										Helbig'schen Verfahrens ein Stillstand gesetzt und
                              									auch in Oldbury das Verfahren eingestellt; die Anlage blieb jedoch stehen und Chance setzte seine Bemühungen zur Auffindung eines
                              									praktisch anwendbaren Prozesses weiter fort.
                           Goſsage hatte 1861 geäuſsert: „ich bin überzeugt,
                                 										daſs, wenn die Nutzbarmachung des Schwefels in den Sodarückständen erreicht
                                 										werden kann, es durch Behandlung mit Kohlensäure geschehen wird.“ Angaben
                              									von Weldon, Mactear und F. H.
                                 										Goſsage, welche alle auf Einwirkung von Kohlensäure auf Schwefelcalcium
                              									basirten, konnten jedoch praktisch nicht verwerthet werden, ihre Einführung
                              									scheiterte an der Unregelmäſsigkeit und der immer wechselnden Zusammensetzung des
                              									entwickelten Schwefelwasserstoff haltigen Gasgemisches. Die Ueberzeugung jedoch, die
                              										Goſsage ausgesprochen, daſs durch Kalkofengase die
                              									Wiedergewinnung des Schwefels bewirkt werden könne, ist durch die Versuche von Chance bewahrheitet worden.
                           Chance sagt in seinem Vortrage: „Diejenigen, welche
                                 										dem Laufe unserer Versuche nach Schaffner und Helbig gefolgt sind und die die über diesen
                                 										Gegenstand veröffentlichten Arbeiten kennen, wissen, daſs Schaffner und Helbig's
                                 										Vorschlag zur Wiedererlangung des Schwefels aus Schwefelwasserstoff durch
                                 										Niederschlagen des Schwefels gemäſs der Gleichung: 2H2S + SO2 = 2H2O + 3S nie zu praktischem Erfolge geführt hat, andererseits
                                 										das Vorgehen der Pyrit-Compagnien durch
                                 										Herabsetzung der Preise des Schwefels nur die Annahme des Schaffner- und Helbig-Prozesses beschränkt, aber nicht zum Stillstande gebracht haben
                                 										würde.
                           
                              Daſs Kohlensäure, wie sie aus dem Kalkofen kommt, das Schwefelcalcium in den
                                 										Rückständen zerlegen und Schwefelwasserstoff frei machen würde, hatte Goſsage bewiesen, aber das Problem der ökonomischen
                                 										Ausnutzung des so entwickelten Schwefelwasserstoffes blieb ungelöst und Schaffner und Helbig's
                                 										Versuch, freien Schwefel zu extrahiren, wurde aufgegeben.
                              
                           
                              Am 29. April 1883 erschien im Journal of the Society of
                                    											Chemical Industry unter Patentliteratur (S. 177) eine Notiz: Ueber die Gewinnung von Schwefel aus
                                    											Schwefelwasserstoff von C. F. Claus in
                                 										London (Englisches Patent Nr. 3608 vom 29. Juli 1882). Bei diesem Prozesse hat
                                 											Claus nur die Reinigung des Steinkohlengases im
                                 										Auge und die Wiedergewinnung des Schwefels aus dem Schwefelwasserstoffe in
                                 										demselben, aber ich glaubte, daſs es vielleicht möglich wäre, dieses Verfahren
                                 										vortheilhaft auf die Wiedergewinnung des Schwefels aus dem Schwefelwasserstoffe,
                                 										welcher aus den Sodarückständen durch Kohlensäure frei wird, anzuwenden.
                              
                           
                              Die Erzeugung des Schwefels geschieht gemäſs der Formel: H2S + O = H2O +
                                 										S.
                              
                           
                              So einfach das Problem auf dem Papiere erscheint, nahm es 4 Jahre Arbeit und einen
                                 										Aufwand mehrerer Tausend Pfund in Anspruch, bevor wir im Stande waren, auf
                                 										sparsame Weise nach der Claus'schen Methode
                                 										Schwefel aus den Sodarückständen zu erzeugen; Schwefel und Schwefelblumen von
                                 										einer Beschaffenheit und Reinheit, wie sie den kritischsten Consumenten
                                 										genügen.
                              
                           
                              Betrachten wir zunächst den Claus-Ofen und dann die
                                 										Methode und Apparate, durch welche wir Schwefelwasserstoff unter solchen
                                 										Bedingungen aus den Alkalirückständen erhielten, daſs der Schwefelwasserstoff
                                 										nicht nur zur Gewinnung guten Schwefels, sondern auch für die direkte Erzeugung
                                 										von Schwefelsäure geeignet war.
                              
                           
                              Claus verlangt:
                              
                           
                              1) Die Anwendung von erhitztem Eisenoxyde zur Absorption von
                                 										Schwefelwasserstoff.
                              
                           
                              2) Das Mischen kalter oder heiſser Luft in regelmäſsiger Menge mit
                                 										Schwefelwasserstoff, bevor derselbe durch das Eisenoxyd streicht, um freien
                                 										Schwefel zu erhalten, in einem beständigen Strome.
                              
                           
                              3) Das Innehalten der nöthigen Temperatur, bei der das Eisenoxydanhydrid den
                                 										Schwefelwasserstoff aus dem Gemische von Luft mit den Gasen absorbirt und in der
                                 										Folge Schwefel abgeschieden wird.
                              
                           
                              4) Die Aufeinanderfolge der Operationen, die einen fortlaufenden Prozeſs der
                                 										Erlangung des Schwefels aus Schwefelwasserstoff und Eisenoxyd bilden.
                              
                           
                           
                              Bei diesem Prozesse wird nur der Wasserstoff des Schwefelwasserstoffes durch den
                                 										Sauerstoff der Luft verbrannt und sein Schwefel frei, H2S + O = H2O +
                                 										S.
                              
                           
                              Man erreicht dies durch das Mischen von Schwefelwasserstoff mit einer regulirten
                                 										Menge Luft und Durchsenden dieses Gemisches durch eine Schicht Eisenoxyd, das in
                                 										Folge der bei der Reaction frei werdenden Wärme in Dunkelrothglut bleibt; das
                                 										Eisenoxyd selbst unterliegt keiner Veränderung. Freier Schwefel und Wasserdampf
                                 										gehen fort, der freie Schwefel bekommt gegossene oder sublimirte Form, wenn er
                                 										von der Temperatur des Ofens die der umgebenden Kammer angenommen hat.
                              
                           
                              Durch neue Patente (Oktober und December 1883) wurde die Anwendung von
                                 										verschiedenen anderen Oxyden und auch von „Contact-Substanzen“ in
                                 										Anspruch genommen und Schutz erhalten für den Gebrauch des Bettes oder Lagers
                                 										von angemessenem soliden Materiale, feuerfestem Steine und anderen chemisch
                                 										unwirksamen Stoffen u.s.w.
                              
                           
                              Der Claus-Ofen war folgendermaſsen (Fig. 1):
                              
                           
                              Durch ein Rohr an der linken Seite der Zeichnung tritt das regulirte Gemisch von
                                 										Schwefelwasserstoff und Luft (H2S + O) unter den
                                 										durchbohrten Boden des runden Ofens, der mit feuerfesten Steinen ausgelegt ist,
                                 										zuerst durch ein Bett von Bruchstücken feuerfester Steine F und dann durch eine Lage von Eisenoxyd O. Bei der schon beschriebenen Reaction werden
                                 										Dampf und Schwefeldampf erzeugt, welche durch das auſsen liegende Rohr DD gehen, zuerst in die enge Steinkammer C und dann durch M in
                                 										eine weite Steinkammer SS, in der der Schwefel
                                 										sublimirt.
                              
                           
                              Die Hitze der Reaction selbst wird bald hinreichend groſs, um einen Theil des
                                 										Schwefeldampfes an dem Boden der Kammer in flüssiger Form zu condensiren, von wo
                                 										er abgelassen wird und in Formen läuft. Eine beträchtliche Menge aber des
                                 										Schwefeldampfes geht nach SS, wo er in dem ersten
                                 										Theile der Kammer allmählich abkühlt und sich als trockene Schwefelblumen
                                 										absetzt. Der Dampf wird in dem letzten Theile der „Sublimirungskammer“
                                 										condensirt und die austretenden Gase werden nach einfachen Methoden controlirt
                                 										ehe sie in die Luft gehen.
                              
                           
                              Der „Claus-Ofen“, wie der Erfinder ihn nennt,
                                 										hängt in seinem Erfolge ab von der „vollständigen Regulirung“ der
                                 										Ergänzung an atmosphärischem Sauerstoffe, der, um aus Schwefelwasserstoff
                                 										Schwefel frei zu machen, erforderlich ist.
                              
                           
                              Bei zu groſsem Zusätze von Luft würde schweflige Säure gebildet werden, bei zu
                                 										geringem Schwefelwasserstoff hindurch gehen. In dem
                                    											vollständig regelmäſsigen und beständigen Hinzufügen von Sauerstoff, so weit
                                    											ihn der Wasserstoff zur Bildung von Wasserdampf beansprucht, liegt der
                                    											Hauptschlüssel zum Erfolge des Prozesses. Angenommen, eine reguläre
                                 										Zufuhr von Gas enthielte Schwefel Wasserstoff in festem und regelmäſsigem
                                 										Verhältnisse, so wäre die nothwendige Luftzufuhr leicht zu bestimmen; aber bei einem Gase,
                                 										das in immer wechselnden Mengen Schwefelwasserstoff enthält, verschieden bis zu
                                 										einer oft unbekannten Höhe, ist es schwierig, ein System zur Regulirung einer
                                 										geeigneten Luftzufuhr zu finden. Unter solchen Bedingungen könnte die Luftzufuhr
                                 										nur zum Theile regulirt werden für einen Durchschnittsgehalt an
                                 										Schwefelwasserstoff, und Verluste in Form von schwefliger Säure oder
                                 										Schwefelwasserstoff würden beständig auftreten, müſsten controlirt werden, und
                                 										die Schwefelausbeute würde unbestimmt und unregelmäſsig sein (vgl. 1888 268 586).
                              
                           
                              Drei Jahre, von 1883 bis 1886, währten unsere Bestrebungen, diese Schwierigkeiten
                                 										zu beseitigen; als wir sie schlieſslich überwunden hatten, war der Erfolg
                                 										sicher.
                              
                           
                              Bei der Zersetzung der Sodarückstände durch Kalkofengase wird Schwefelwasserstoff
                                 										in verschiedener Menge entwickelt, je nach der Stärke des Kohlensäuregases
                                 										selbst und je nach dem Stadium der Zersetzung der Sodarückstände.
                              
                           
                              Der Procentgehalt des so erzeugten Gases an Schwefelwasserstoff schwankte von 1
                                 										Proc. bis 35 Proc. Eine erste Bedingung des Erfolges war, Kalkofengase zu
                                 										erhalten, deren Procentgehalt an Kohlensäure möglichst constant war, und die
                                 										Erfahrung, die wir während unserer Versuche nach Schaffner und Helbig gemacht hatten,
                                 										waren von groſsem Werthe.
                              
                           
                              Bei den sehr gut arbeitenden Kalköfen enthalten die ausströmenden Gase nie mehr
                                 										als 30 Proc. Kohlensäure im Durchschnitte, die übrigen 70 Proc. sind fast
                                 										vollständig Stickstoff der Luft. Dieser von der Kohlensäure untrennbare
                                 										Stickstoff ist stets, seit den Versuchen von Goſsage bis heute, das hauptsächlichste Hinderniſs gewesen für die
                                 										Verbrennung des so verdünnt erhaltenen Schwefelwasserstoffes zu schwefliger
                                 										Säure und für die Erzeugung von Schwefelsäure. Durch unsere Bemühungen,
                                 										Schwefelwasserstoff von regulärer fester Zusammensetzung zu erhalten, haben wir
                                 										schlieſslich diese Schwierigkeit überwunden und es ist gelungen, so viel von dem
                                 										begleitenden Stickstoffe zu eliminiren als nothwendig war, um die
                                 										Schwefelwasserstoffgase hinreichend zur Schwefelgewinnung durch den Claus-Ofen und zur Fabrikation von Schwefelsäure
                                 										durch einfache Verbrennung zu erhalten.
                              
                           
                              Es ist bekannt, daſs eine Mischung von Sodarückständen mit Wasser vollständig
                                 										zerlegt wird unter Bildung von kohlensaurem Kalke und Schwefelwasserstoff, wenn
                                 										durch sie Gase streichen – besonders in einer Reihe von Gefäſsen – wie sie aus
                                 										einem geschlossenen Kalkofen entwickelt werden, nur ist der so erzeugte
                                 										Schwefelwasserstoff mit so vielen und verschiedenen Mengen anderer Gase
                                 										verdünnt, daſs er nicht leicht verwerthbar ist. Bei unserer Erfindung ist der
                                 										erhaltene Schwefelwasserstoff von viel geringerer
                                 										und sehr constanter Menge anderer Gase begleitet,
                                 										so daſs er direkt zur Darstellung von schwefliger Säure und Schwefelsäure verbrannt oder
                                 										zur Gewinnung von Schwefel in dem vorhin beschriebenen Clans-Ofen vortheilhaft angewandt werden kann. Eine Mischung von
                                 										Sodarückständen mit Wasser, eine dünne Milch, von der die gröberen Theile
                                 										abgesiebt sind, wird in eine Reihe von Gefäſsen eingetragen, welche durch Röhren
                                 										verbunden und auſsen und innen mit Leitungen versehen sind; und durch alle oder
                                 										einige solcher Gefäſse werden Kalkofengase gepumpt, die fast vollständig aus
                                 										Kohlensäure und Stickstoff bestehen. Wenn diese Gase nach ihrem Eintritte in die
                                 										Gefäſse mit der Milch in Berührung kommen, wird die Kohlensäure vom freien Kalke
                                 										unter Bildung von Calciumcarbonat, vom Schwefelcalcium bei Gegenwart von Wasser
                                 										unter Bildung von Calciumcarbonat und Schwefelwasserstoff absorbirt; dieser
                                 										Schwefelwasserstoff wird vorwärts getrieben in andere Gefäſse, die mit einer
                                 										weiteren Menge Sodarückständen beschickt sind, und unter Bildung von
                                 										Calciumsulfhydrat CaS2H2 absorbirt. Bei diesem Prozesse, der als
                                 											„zweifache Absorption“ bezeichnet werden kann, enthalten die aus den
                                 										letzten Gefäſsen kommenden Gase weder Kohlensäure noch Schwefelwasserstoff oder
                                 										nur Spuren davon und können entweichen, durchstreichen jedoch bei groſser
                                 										Vorsicht noch einen mit Eisenoxyd oder Kalk gefüllten Reiniger.
                              
                           
                              Der erste durch unseren Prozeſs erreichte Vortheil ist somit die Beseitigung der
                                 										unthätigen verdünnenden Gase – hauptsächlich Stickstoff – welche entweichen
                                 										dürfen, die zurückbleibenden Gase verhältniſsmäſsig bereichert lassend. Als wir
                                 										fanden, daſs die aus dem ersten Kessel entweichenden Gase in groſser Menge
                                 										Schwefelwasserstoff enthielten, in Folge der Thatsache, daſs die Kohlensäure auf
                                 										das gebildete Calciumsulfhydrat eingewirkt hatte und daſs dann für jedes
                                 										Aequivalent Kohlensäure, welches absorbirt ist, zwei Aequivalente
                                 										Schwefelwasserstoff frei geworden waren: CO2 +
                                 											CaH2S2 +
                                 											H2O = CaCO3
                                 										+ 2H2S, schlossen wir den Ausgang des ersten
                                 										Kessels und öffneten einen anderen eines mittleren Kessels, aus welchem der
                                 										Schwefelwasserstoff in hinreichender Stärke herausströmte. Die Gase, so doppelt
                                 										reich an Schwefelwasserstoff, bereichert einmal durch die Entfernung einer
                                 										beträchtlichen Menge unwirksamen Gases und dann durch die Zerlegung des
                                 										Sulfhydrates, enthielten jetzt hinreichend Schwefelwasserstoff, um sie
                                 										vortheilhaft zu verwerthen.
                              
                           
                              Wir leiteten sie jetzt für sich fort, so lange sie hinreichend Schwefelwasserstoff
                                 										enthielten, in einen Gasbehälter, aus dem sie zur Schwefel- oder
                                 										Schwefelsäure-Gewinnung benutzt wurden. Sobald die Gase nicht mehr reich genug
                                 										an Schwefelwasserstoff waren, schlössen wir den Ausgang, und nachdem wir das
                                 										erste oder die ersten Gefäſse, in welchen die Sodarückstände vollständig zerlegt
                                 										waren, entleert und ein anderes oder andere in der Reihe mit frischer Mischung
                                 										von Sodarückständen und Wasser gefüllt, nahmen wir unsere Operationen wie zuerst
                                 										auf und so beständig fort. Nach vollständiger Zerlegung der Rückstände, so vollständig,
                                 										daſs das abfiltrirte Wasser auf Zusatz von Bleilösung weder schwarz noch dunkel
                                 										gefärbt wurde, bestand die zurückbleibende Mischung hauptsächlich aus
                                 										Calciumcarbonat in Gestalt von Schlamm, welcher zur Sodaschmelze an Stelle von
                                 										Kalkstein gebraucht werden kann. Der Werth dieses Schlammes für den
                                 										Sodaschmelzprozeſs ist beträchtlich vergröſsert durch die Gegenwart
                                 										verschiedener Salze, die in den ursprünglichen Rückständen enthalten und durch
                                 										Einwirkung der Kohlensäure in Bicarbonate übergeführt sind. Der Werth dieser so
                                 										gewonnenen Salze kann danach geschätzt werden, daſs von der Menge der jetzt in
                                 										den Alkalirückständen weggeworfenen und verlorenen Salze zwischen 2,5 und 3t auf je 100t erzeugter Soda wieder gewonnen und statt des kohlensauren Kalkes zur
                                 										Schmelze gebraucht werden können. Eine andere vortheilhafte Verwendung dürfte
                                 										dieses Kalkcarbonat in der Cementfabrikation finden, analog dem früher bei dem
                                 											Schaffner- und Helbig Verfahren gewonnenen, worauf ich in meinem Vortrage in
                                 										Liverpool 1883 bereits aufmerksam machte.
                              
                           
                              Das zurückbleibende Wasser ist, wenn es aus dem Carbonate kommt, dem Aussehen nach
                                 										zwar ziemlich schmutzig, filtrirt aber fast klar; wir haben es während langer
                                 										Zeit immer wieder gebraucht, um es mit neuen Rückständen zu mischen.“
                              
                           P. Behrend.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
