| Titel: | Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 59 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Wirkereimaschinen.
                        (Patentklasse 25. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								269 S. 1.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									4 und 5.
                        Ueber Neuerungen an Wirkereimaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Wirkerei bildet mit dem Stricken und Häkeln zusammen diejenigen gewerblichen
                              									Arbeiten, welche Maschenwaaren herstellen; die Producte aller drei Arbeiten sind
                              									deshalb in ihren Faden Verbindungen bisweilen einander so vollständig gleich, daſs
                              									aus diesen Verbindungen allein in einzelnen Fällen nicht mit Sicherheit zu erkennen
                              									ist, ob die eine oder andere Arbeit zur Herstellung verwendet worden ist. Das
                              									Handstricken wird trotz der vielen Vervollkommnungen in der Wirkerei in manchen
                              									Gegenden Deutschlands noch immer gewerbmäſsig betrieben, aber es kommen doch selten
                              									Verbesserungen im Verfahren oder in den Hilfsmitteln vor.
                           Als eine solche Verbesserung zeigt sich jetzt ein Strickring von Frau Marie Wild in Furth
                              									(Bayerischer Wald) (* D. R. P. Nr. 44069 vom 3. Februar 1888), welcher wie Fig. 1 Taf. 4
                              									zeigt, an den Zeigefinger der linken Hand, der gewöhnlich den Faden führt, gesteckt
                              									wird, eine Zufuhrrinne von mehr als einer Windung um den Finger herum bildet, bei
                              										a1 eine Bremse und
                              									bei c eine Oese trägt, so daſs der Faden mit
                              									gleichmäſsiger Spannung und entsprechend der erforderlichen Menge geregelt zugeführt
                              									wird, wodurch allerdings das Stricken eine gewisse Erleichterung erfahren mag.
                           Die Wirkerei selbst hat im verflossenen Halbjahre für die Handstühle nicht irgend
                              									welche Neuerungen aufzuweisen, und für flache mechanische Stühle sind auch nur die folgenden zwei Fälle
                              									zu verzeichnen:
                           Der mechanische Wirkstuhl für reguläre Waare von Gustav Heidler in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 43202 vom 5.
                                 									Juli 1887) enthält nur für die Umsteuerung der Bewegungen zum Maschenbilden in
                              									diejenigen zum Mindern folgende neue Einrichtung: Die Triebwelle t (Fig. 2 Taf. 4) dreht, wie
                              									in vielen Wirkmaschinen, entweder die Arbeitswelle a
                              									zum Maschenbilden, oder die Minderwelle m zum Mindern
                              									der Waarenbreite. Während der gewöhnlichen Reihenarbeit bleibt das Minderrad m1 still stehen, weil
                              									es mit dem Bolzen b an den Schieber c stöſst und weil ihm an der Stelle m2 die Zähne fehlen.
                              									Soll aber gemindert werden, so hat in den bisher verwendeten Stühlen das Minderrad
                              										m1 auf der rechten
                              									Seite ein Beschwergewicht, welches, sobald durch den Zählapparat der Schieber c vom Bolzen b entfernt
                              									wird, niedersinkt, dabei m1 dreht und den Eingriff zwischen t1
                              									m1 herstellt. Hiervon
                              									verschieden ist die neue Einrichtung in der Weise, daſs beim Ausrücken der
                              									Arbeitswelle a durch das Seitenexcenter e der Bolzen e1 an denjenigen d1 des Schiebers dc
                              									trifft, den letzteren hebt und nun nicht bloſs c von
                              										b entfernt, sondern mit c1 den Bolzen b empor drückt, also das Minderrad m1 direkt um ein Stück umdreht, so daſs es sicher mit
                              									seinen Zähnen in diejenigen des Triebrades t1 eingreifen muſs. Es ist also die unsichere
                              									Einrückung von m1 durch
                              									seine einseitige Belastung in eine sichere durch direkte Drehung verwandelt
                              									worden.
                           Der Kettenwirkstuhl für Plüschmusterwaare von Döring in Berlin (* D. R. P. Nr. 43419 vom 19. Juni
                                 									1887) ist ein flacher mechanischer Kettenstuhl (Fig. 31
                                 									 Taf. 4) mit lothrechten Nadeln a auf beweglicher
                              									Nadelbarre b, welcher nach Art der Fangkettenstühle
                              									(sogen. Raschel-Maschinen) hinter der Stuhlnadelreihe a
                              									eine zweite Reihe von Nadeln c, aber ohne Haken, also
                              									glatte Drahtstäbchen enthält, wie sie sonst bereits zur Plüschwirkerei benutzt
                              									werden. Die Neuheit der vorliegenden Einrichtung besteht nun darin, daſs diese
                              									Plüschstäbchen c in der fest liegenden Abschlagschiene
                              										e einzeln beweglich sind und zwar durch die
                              									Platinen einer Jacquardmaschine einzeln gehoben werden können; sie stehen also im
                              									Allgemeinen unter der Abschlagkante e und arbeiten in
                              									dieser Stellung nicht, denn sie erhalten in derselben nicht Faden von den
                              									Kettenmaschinen df. Da, wo also die Plüschstäbchen c in der tiefsten Lage verbleiben, bildet die
                              									Nadelreihe a allein die Grundwaare aus den Fäden von
                              										df, wo aber einzelne Stäbchen c gehoben werden, wie in Fig. 32
                                 									, da legen sich die Plüschfäden der Maschine f
                              									mit um diese Stäbchen, sie bilden dort lange Schleifen i, welche erst nach Beendigung der nächsten Maschenreihe auf d von den Stäben c frei
                              									gelassen werden (Fig. 33
                                 									), also dann in ihrer Länge verbleiben und die Futter- oder Plüschdecke der
                              									Waare bilden. Da diese Decke aber nur da hervorgebracht wird, wo die Stäbchen c in die Arbeitslage gehoben werden, so kann man sie eben
                              									vereinzelt an den verschiedenen Waarenstellen erzeugen und kann mit ihr also eine
                              									Verzierung der Waare oder ein Muster bilden. Die Plüschseite wird dann natürlich zur
                              									Vorderoder Auſsenseite der Waare genommen.
                           Eine andere als die eben besprochene Art des gewirkten Plüsches, der sogen.
                              									Kulirplüsch, wird am Rundstuhle in der Weise hergestellt, daſs man eine Reihe
                              									gewöhnlicher kurzer Schleifen mit einer Reihe recht langer Schleifen zusammen vor in
                              									die Nadelhaken schiebt und die alten Maschen über diese beiden Henkel abschlägt, so
                              									daſs die langen Platinenmaschen auf der Rückseite als Plüschhenkel hervorstehen.
                              									Damit diese Henkel auch geschnitten werden, so hat R.
                                 										Stahl in Feuerbach-Stuttgart einen Rundstuhl zur
                                 										Herstellung von Plüschwaare (* D. R. P. Nr. 45060 vom 13. März 1888) mit
                              									einer Kreisschere hh1
                              										(Fig. 4
                              									Taf. 4) versehen, welche an einer Stelle des Stuhlumfanges festgehalten und deren
                              									Scheibenmesser hh1 vom
                              									Nadelkranze n des Stuhles selbst umgedreht werden.
                              									Durch das Abschlagen der Waare sind die Maschen weit nach auſsen getrieben worden
                              									und die langen Plüschhenkel i stehen vor den
                              									Nadelköpfen nach auſsen hin und werden bei der Stuhldrehung zwischen die Scheiben
                              										hh1 geführt, welche
                              									ihre äuſseren Bogenlagen abschneiden, so daſs offene Plüschfäden entstehen.
                           Auf französische Rundwirkstühle beziehen sich weiter noch folgende Erfindungen: Ein
                              										Stoffabzug-Apparat von R.
                                    										Stahl in Feuerbach-Stuttgart (* D. R. P. Nr. 43172 vom 23. Juli 1887)
                              									erspart das zeitraubende und lästige Aufheben und Einbinden der bisher
                              									gebräuchlichen Gewichtsscheibe und besteht in folgender Einrichtung: Am Nadelkranze
                              										a (Fig. 5 Taf. 4) wird ein
                              									Ring b entweder angegossen oder sonst durch Anklemmen
                              									oder Schrauben befestigt, in dessen keilförmiger Nuth die Waare w liegt, gehalten durch eine Anzahl am Umfange des
                              									Stuhles gleichmäſsig vertheilter Gummirollen f. Die
                              									Rollen oder Walzen f enthalten je eine Metallröhre und
                              									drehen sich mit derselben um eine Lederschnur oder Darmsaite g, welche dicht um die Waare herumgebunden ist. Zu beiden Seiten einer
                              									jeden Walze f ist eine Drahtöse h gelagert, in welcher ein Hebel i so hängt,
                              									daſs er sich mit einer Kante e auf die Walze stützt.
                              									Wegen des Gewichtes vom unteren Hebelende i1 wird der Hebel für gewöhnlich die punktirt
                              									gezeichnete Lage einnehmen. Von der festen Scheibe des Stuhles getragen hängen
                              									ferner die Arme l herab, an denen sich die Scheiben k drehen, welche den mit dem Stuhle umlaufenden Hebeln
                              										i so weit im Wege stehen, daſs diese Hebel durch
                              									sie in die Lage wie ausgezogen gedrückt werden. Bei dieser Schwingung drückt aber
                              									die Kante e gegen den Umfang der Gummiwalze, dreht
                              									diese Walze ein wenig und zieht dabei den Stoff in Richtung n von den Nadeln ab. Es muſs ausprobirt werden, daſs die Reibung zwischen
                              									den Walzen f und der Waare nicht gröſser ist als die
                              									gröſste Spannung, welche die Waare erhalten soll.
                           
                           Spannschloſs für die Schnur der Abzugsscheibe an
                                 										Rundwirkmaschinen von Wilhelm Heidelmann in
                              									Stuttgart (* D. R. P. Nr. 44596 vom 25. Februar 1888). Der vom französischen
                              									Rundstuhle herabhängende Waarencylinder wird gewöhnlich an eine innerhalb desselben
                              									liegende Scheibe angebunden, die sein Abzugsgewicht bildet. Man knüpft dabei einfach
                              									die Enden der Schnur zusammen und dreht sie wohl durch ein hindurch geschobenes
                              									Drahtstäbchen mehrmals zu einer Schleife zusammen, um sie thunlichst stark
                              									anzuspannen. Zur Erreichung einer zuverlässigeren und besser aussehenden Verbindung
                              									soll nun das in Fig.
                                 										6 Taf. 4 gezeichnete Spannschloſs dienen: Dasselbe besteht aus der
                              									gekrümmten Rinne a, in welcher bei c das eine Ende d der
                              									Schnur eingeschraubt oder in sonst einer Weise befestigt ist und welche die Lager
                              										b für einen Hebel eb
                              									trägt. Das andere Ende d1 der Schnur ist in einem Haken f befestigt,
                              									welcher an einen Bolzen des Hebels eb angehängt wird.
                              									Die Schnur hat eine solche Länge, daſs sie mit f in den
                              									Hebel, wenn er in der punktirten Stellung sich befindet, leicht eingehängt werden
                              									kann; legt man ihn dann nach rechts hin um, so spannt er die Schnur straff und wird
                              									zugleich durch deren Spannung in seiner geschlossenen Lage erhalten.
                           Der französische Rundwirkstuhl mit automatischer
                                 										Ausrückvorrichtung von Wilhelm Heidelmann in
                              									Stuttgart (* D. R. P. Nr. 44267 vom 16. Juli 1887) enthält folgende neue Vorrichtung
                              									zum Anzeigen eines während der Arbeit vorkommenden Fehlers in der Waare oder in der
                              									Nadelreihe und zur Mittheilung desselben an den bekannten Ausrückapparat derart,
                              									daſs der Stillstand des Stuhles eintritt. Diese Anzeige- und
                              									Vermittelungsvorrichtung besteht aus einem Stäbchen s
                              										(Fig. 7
                              									Taf. 4), welches, in Verbindung mit einem zweiten Stabe o, durch eine Feder leicht an die Waare w
                              									dicht unter den Nadeln n gedrückt wird, so daſs im
                              									Allgemeinen diese Waare an s vorbei streicht. Ist aber
                              									eine Masche abgefallen, also eine Kettelmasche entstanden, oder der Faden zerrissen,
                              									so daſs ein Loch sich gebildet hat, oder eine Nadel durch Miſspressen tief gezogen
                              									worden u.s.w., so dringt der Stab s durch die Waare
                              									hindurch oder wird sonst von ihr oder der Nadel erfaſst und ein Stück seitlich mit
                              									fort gezogen, wobei sein Tragrahmen r um die Achse a sich dreht und der Haken b vom Stifte c hinweg rückt, mit welchem er
                              									bisher die Platte d hielt. Diese Platte d fällt nun herab, wird von einer Schraube p des Nadelkranzes mit fort genommen und schiebt dabei
                              									mit ik den Ausrückstab v
                              									des Stuhles fort, welcher in bekannter Weise den Stillstand des letzteren
                              									veranlaſst. Da man indessen bisweilen Waaren arbeitet, welche an einzelnen Stellen
                              									Laufmaschen enthalten, so ist folgende Vorkehrung getroffen worden, um diese
                              									Laufmaschen ohne Einwirkung auf den Taster s an ihm
                              									vorbei zu führen: Der Stuhl trägt kurz vor dem Taster so an den Armen ay (Fig. 72
                                 									 Taf. 4) drehbar den Stab l mit der gekrümmten
                              									Platte m und auf dem Nadelkranze den Winkel p über derjenigen Waarenstelle, welche die Laufmasche enthält. Kommt nun
                              									diese Stelle an den Taster s hinan, so treibt p durch den Arm ql die
                              									Platte m schnell ein Stück seitlich fort und die
                              									letztere tritt dem Stabe o gegenüber und drückt ihn und
                              										s wenig nach auſsen zurück, verhindert also das
                              									Eintreten von s in die Laufmasche. Schlieſslich gleitet
                              										p an q vorbei und Im schwingt wieder in die alte Lage zurück.
                           Englische Rundstühle, d.h. solche mit senkrecht auf einer Kreislinie stehenden
                              									Nadeln, eignen sich vorherrschend zur Herstellung enger Waarenschläuche; haben sie
                              									feststehende Nadeln, so enthalten sie gewöhnlich nur ein System der Maschenbildung,
                              									bei einzeln beweglichen Nadeln aber kann die Menge der Systeme bis zu acht vermehrt
                              									werden. Diese Anzahl gestattet schon die Herstellung mannigfaltiger bunter
                              									Ringelwaaren, man hat indeſs auch an diesen Stühlen mit einzeln beweglichen Nadeln
                              									noch besondere Ringelapparate angebracht und einen solchen enthält der Bundwirkstuhl für Ringelwaare von Friedrich Bruno Woller in Stollberg i. S. (* D. R. P.
                                 									Nr. 43882 vom 19. Oktober 1887). Es ist bei demselben darauf gerechnet, daſs man
                              									einen Farbenwechsel zwischen mehr als zwei Fäden erreichen kann ohne die nicht
                              									arbeitenden Fäden von der Waare abschneiden zu müssen; deshalb liegt über dem
                              									Rundstuhle und in gleicher Achsenrichtung mit ihm ein Fadenführerund Spulenapparat,
                              									welcher gleichmäſsig mit dem Stuhle gedreht wird. Die nicht arbeitenden Fadenführer
                              									hängen mit ihren Fäden innerhalb und der arbeitende Führer hängt auſserhalb der
                              									Nadelreihe, die ersteren liegen in einer Scheibe, welche sich mit dem Nadelkranze
                              									dreht und der letztere bleibt fest an seinem Platze. Hierdurch wird es möglich, die
                              									Fäden innen an der Waare von einer Stelle zur anderen frei hängen zu lassen.
                           Mit den englischen Rundstühlen von kleinem Durchmesser haben die Rundstrickmaschinen
                              									nach Form und Arbeitsweise manche Aehnlichkeit; auf ihnen soll aber nicht wie auf
                              									ersteren, nur ein Waarenschlauch von gleichbleibender Weite gewirkt werden, sondern
                              									man will thunlichst genau die Form eines Strumpfes herstellen, hat zu dem Zwecke
                              									bisweilen flach zu arbeiten, wobei das Schloſs nicht stetig umdrehend, sondern hin
                              									und her schwingend um den Nadelkranz zu bewegen ist und man hat endlich die Breite
                              									eines solchen flachen Waarenstückes zu vermindern und zu vermehren, weshalb einzelne
                              									Nadeln vorübergehend aus- und wieder eingerückt werden müssen. Das letztere
                              									selbsthätig von der Maschine verrichten zu lassen, ist die Neuheit in der Rundstrickmaschine von William
                                    										Henry Kelly in Woonsocket, Rhode Island, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 43358
                                 									vom 8. Februar 1887). Das Schloſs dieser Strickmaschine, denn nur durch dessen
                              									Einrichtung wird der eben genannte Zweck erreicht, ist in Fig. 8 Taf. 4 abgebildet;
                              									dasselbe enthält die zwei Seitenexcenter bc; sein
                              									unteres Mittelstück a wird zunächst und für die neue
                              									Anordnung nicht gebraucht, das obere Mittelexcenter aber besteht aus dem festen
                              									Theile d und den beiden beweglichen Stücken ef, es sind ferner vorhanden zwei feststehende Excenter
                              										gh und zwei um z1 schwingende Sectoren ik mit den an ihnen befestigten Zungen i1
                              									k1. Die Seitentheile
                              										ef liegen im Allgemeinen unten auf b und c. Bewegt sich nun
                              									das Schloſs nach links in der Pfeilrichtung a, so
                              									laufen die Nadeln n in der Richtung x an b empor und gelangen
                              									auf e. Die erste Nadel aber, welche an e stöſst, wird diesen Theil e, da er beweglich ist, vor sich her drängen und heben bis er, wie
                              									punktirt gezeichnet, an d stöſst und diese erste Nadel
                              										1 wird dann an e und
                              										d weiter in die höchste Lage, also über das ganze
                              									Schloſs empor gehoben und ausgerückt (z), sie arbeitet
                              									in dieser Lage nicht mit, da sie vom Schlosse gar nicht mehr getroffen und bewegt
                              									werden kann. Die nächsten Nadeln n aber, von 2 ab nach links hin, stoſsen nun an die untere Kante
                              									des gehobenen Seitentheiles e, gleiten an dieser
                              									abwärts und gehen in der Richtung xx ihren gewöhnlichen
                              									Arbeitsweg zur Maschenbildung; sie heben das bewegliche Stück c, um rechts unter ihm austreten zu können. Somit ist
                              									es möglich, bei jedem Schloſshube eine und zwar immer die erste Nadel auszurücken.
                              									Sollen nun diese ausgerückten Nadeln n1 nach und nach wieder in Thätigkeit kommen, so
                              									werden die Sectoren ik, welche bis dahin durch eine
                              									Schraube in senkrechter Stellung fest gehalten wurden, durch Lösen der Schraube dem
                              									Federzuge y frei gegeben und in die schiefe Lage, wie
                              									punktirt angedeutet, gebracht. Bewegt sich nun das Schloſs nach links, so stöſst die
                              									erste Nadel I mit ihrem Fuſse an die Zunge k1 (punktirt), sie
                              									drückt gegen diese Zunge und veranlaſst ein Schwingen von k und k1,
                              									wobei die Nadel I nach unten geführt wird, so weit,
                              									daſs sie nun beim nächsten Hube wieder vom Schloſstheile h erfaſst und zur Maschenbildung bewegt wird, diese Nadel ist also wieder
                              									eingerückt. Bei dem Schwingen um z haben sich aber k und k1 gesenkt, die nächste Nadel neben I trifft also k1 nicht mehr und sie sowie alle übrigen Nadeln n1 bleiben oben stehen.
                              									Damit ist es also möglich, diese unthätigen Nadeln nach und nach wieder zur Arbeit
                              									einzurücken.
                           Die Rundstrickmaschine für mehrfadige Musterwaare von
                              										Max Stephan in Berlin (* D. R. P. Nr. 44874 vom 13.
                                 									Juli 1887) ermöglicht die Herstellung von unterlegten Farbmustern oder von einer
                              									Verbindung unterlegter mit plattirten Farbmustern durch Verwendung von abwechselnd
                              									geraden Nadeln a (Fig. 91
                                 									 und 92
                                 									 Taf. 4) und einwärts abgebogenen Nadeln b in
                              									irgend einer Reihenfolge neben einander. Den geraden Nadeln a wird der gewöhnliche Strickfaden c und den
                              									abgebogenen b ein, vielleicht andersfarbiger
                              									Musterfaden d vorgehalten. Wenn aber die Nadeln sich
                              									senken, so drängen sich die abgebogenen b an der
                              									Abschlagkante e auch nach vorn und erfassen, wie Fig. 92
                                 									 zeigt, auch den gewöhnlichen Strickfaden c mit,
                              									so daſs sie also plattirte Maschen bilden.
                           
                           Da der Plattirungsfaden d indeſs unter oder hinter den
                              									geradstehenden Nadeln liegt, so ist die Fadenverbindung auch zu den unterlegten
                              									Waaren zu rechnen und folglich eine Combination unterlegter und plattirter
                              									Farbmuster. Sollen jedoch plattirte Maschen nicht entstehen, so verwendet man als
                              									abgebogene Nadeln b solche mit besonders langen Haken,
                              									wie b3 in Fig. 92
                                 									 zeigt; damit wird erreicht, daſs die Hakenöffnung bereits unterhalb des
                              									gewöhnlichen Strickfadens c liegt, wenn die Nadel b3 bis vor an diesen
                              									Faden gedrängt worden ist, womit also ein Einlegen dieses Fadens c in b3 vermieden wird. Die Nadeln b bilden dann Maschen nur aus d und
                              									diejenigen a Maschen nur aus c und es entsteht rein unterlegte Waare. Fig. 92
                                 									 verdeutlicht ferner, wie man durch Einführen eines nicht steil liegenden
                              									Fadens e, welcher unter die Zungen von b und zwischen beide Nadelreihen ab gelangt, auch Futterwaare arbeiten kann.
                           Eine eigenthümliche Verbindung zweier glatten Waarenschläuche liefert die Bundstrickmaschine für doppelfadige Schlauchwaare von
                              										Thomas Henry Carroll in Philadelphia, Nordamerika	(* D. R. P. Nr. 43596 vom 28. Juni 1887). Der Nadelcylinder a (Fig.
                                 											101
                                 									 und 102
                                 									 Taf. 4) dieser Maschine enthält Nuthen von verschiedener Tiefe und in diesen
                              									die Führungsbleche d1
                              									e1 von verschiedener
                              									Breite, so daſs die Nadelreihen de zwei concentrische
                              									Kreise bilden. Jeder Nadelreihe d und e wird entweder durch einen Fadenführer b mit zwei Oeffnungen oder durch zwei getrennte Führer
                              										bb1 (Fig. 103
                                 									 Taf. 4) je ein Faden gf zugeführt und es bildet
                              									auch jede Nadelreihe ihren Waarencylinder für sich. Da aber doch, wie Fig. 101
                                 									 und 103
                                 									 zeigen, die Maschen der inneren Nadeln d
                              									zwischen den Maschen der äuſseren Nadeln e hinabgezogen
                              									werden, so steckt eine Reihe immer in der anderen und beide Waarenstücke bilden
                              									einen einzigen zusammenhängenden Waarencylinder, dessen Zusammensetzung verschieden
                              									sein wird, je nachdem die äuſseren und inneren Nadeln in verschiedener Reihenfolge,
                              										1 und 1 wie gezeichnet
                              									oder 2 und 1, 2 und 2 u.s.w. mit einander abwechseln. Endlich können noch
                              									durch besondere Führer 00 (Fig. 103
                                 									), welche von den Zähnen eines sich drehenden Rades schwingend bewegt werden,
                              									weitere Fäden hi vor und hinter die Nadeln de gelegt werden, worauf diese sich nur bis in die
                              									Fangstellung senken, damit diese Fäden nicht Maschen bilden, sondern als Füller-
                              									oder Füllfäden zwischen den Maschen des Doppelschlauches liegen. Ein wesentlicher
                              									Vortheil und eine specielle Verwendung dieser eigenthümlichen Waare ist nicht
                              									angegeben und nicht zu ersehen.
                           Die Lamb'sche Strickmaschine endlich findet wegen ihrer
                              									groſsen Verwendbarkeit zum flachen und runden Stricken immer mehr Eingang in der
                              									Wirkerei und unterliegt deshalb auch immer weiteren Veränderungen, durch die sie zu
                              									den mannigfachsten Arbeiten geeignet gemacht wird. Von zwei verschiedenen Firmen ist
                              									z.B. eine Lamb'sche Strickmaschine für Doppelrandwaare angegeben worden und zwar von 
                              									Sander und Graff in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 43974 vom
                                 									5. Juni 1887) und von G. F. Groſser in Markersdorf bei Burgstädt i. S. (* D. R. P. Nr. 44028 vom 2. November 1887). Für beide Fälle ist der
                              									Name „Doppelrandwaare“ nicht streng richtig, es war vielmehr die Waare
                              										„Preſsmusterwaare“ zu nennen, wie es im Texte der Groſser'schen Patentschrift auch richtig geschehen ist, denn unter
                              									Doppelrandwaare versteht man eben eine Waare, in welcher Doppelränder als Muster
                              									vorkommen und Doppelränder entstehen nur in der Weise, daſs eine glatte Waare nach
                              									etlichen Reihen zu einer Röhre umgebogen wird, indem man eine nächstfolgende Reihe
                              									als Randreihe arbeitet oder, bei nur einer Nadelfontur, die erste Maschenreihe
                              									dieses glatten Waarenstückes mit zur letzten Reihe auf die Nadeln aufhängt. Nur
                              									dadurch bilden sich die Ausbiegungen des Doppelrandes oder die sogen. Raupenstreifen
                              										(Fig. 111
                                 									 Taf. 4). In den vorliegenden Fällen wird aber immer auf beiden Nadelreihen
                              									gearbeitet, auf der vorderen entstehen Maschen und auf der hinteren Henkel, also
                              									mehrfache Doppelmaschen, man kann damit niemals eine Röhre, sondern nur eine
                              									Ausbiegung, wie Fig. 112
                                 									 zeigt, erhalten, in welcher jede Maschenreihe des vorderen Stückes a mit der hinteren hängenbleibenden Masche b durch einen Henkel verbunden ist. Die neuen Angaben
                              									zur Erzielung solcher Fangmaschen oder Preſsmuster sind nur eine Fortsetzung
                              									derselben Angaben zu gleichem Zwecke, wie sie vor Jahren die Patentschrift Nr. 19515
                              									(1883 247 * 366) in gröſserer Auswahl brachte. Nach Sander- und Graff besteht das Mitteldreieck aus drei
                              									Stücken abc (Fig. 113
                                 									 Taf. 4), von denen das kleine Dreieck b in
                              									bekannter Weise in die Schloſsplatte emporgezogen, also ausgerückt werden kann und
                              									die Zunge c drehbar ist, von einer Feder f aber immer an b
                              									herangezogen wird. Geht nun z.B. das Schloſs nach rechts und b ist gesenkt, also eingerückt, so steigen die Nadeln zur
                              									Einschlieſsstellung empor und bilden neue Maschen, ist aber b gehoben, also ausgerückt, so gelangen die Nadeln nur auf die Höhe xx in die sogen. Fangstellung und bilden Doppelmaschen.
                              									Sind dabei alle Nadeln über a hinweggegangen, so
                              									schlieſst sich die Zunge c wieder und beim nächsten
                              									Schübe rückwärts, also nach links würden diese Nadeln an c zur höchsten Stellung und zur Bildung von Maschen gehoben werden. Will
                              									man aber auf mehrere Reihen an den Nadeln Henkel oder mehrfache Doppelmaschen
                              									bilden, so bringt man an der Seite der arbeitenden Nadeln n noch etliche Drahtstifte n1 ohne obere Haken in die Maschine und schiebt nun
                              									das Schloſs nur so weit wie gezeichnet nach rechts hin, d.h. so weit, daſs noch
                              									Drahtstäbchen n1 unter
                              									der Zunge c bleiben, dann wird für die Umkehr und den
                              									neuen Ausschub nach links auch die Zunge c geöffnet
                              									bleiben und das Schloſs die Nadeln n auch in dieser
                              									Reihe nur bis in die Fangstellung heben.
                           In der Einrichtung von G. F. Groſser besteht das
                              									Mitteldreieck auch aus
                              									drei Stücken abc (Fig. 114
                                 									 und 12
                              									Taf. 4), von denen c fest liegt, a in die Schloſsplatte emporgezogen und ausgerückt, b aber um das Gelenk d in
                              									die Schloſsplatte hineingedreht und erforderlichen Falles auch mit seinem
                              									Gelenkstücke d und Träger e am Bolzen f in die Schloſsplatte
                              									hinaufgezogen werden kann. Wenn nun a emporgehoben ist
                              									und das Schloſs sich von rechts nach links bewegt, so heben sich die Nadeln an c nur bis m, bis in die
                              									Fangstellung, sie treffen in m eine Rinne oder einen
                              									vertieften Theil von b, welcher nach rechts hin
                              									ansteigt und drücken auf dieser Bahn den Theil b empor
                              										(Fig. 12)
                              									und kommen endlich an h wieder herab. Ist das Schloſs
                              									an allen Nadeln vorbeigegangen, so klappt b, durch die
                              									Feder g gedrückt, wieder nieder und hebt beim Schübe
                              									nach rechts hin die Nadeln auf die Höhe der Einschlieſsstellung, so daſs nun Maschen
                              									gearbeitet werden; sollen aber bei diesem Schübe auch Henkel, also mehrfache
                              									Doppelmaschen entstehen, so zieht man eben b auch in
                              									die Schloſsplatte empor und arbeitet folglich mit dem kleinen Mitteldreiecke c allein.
                           Lamb'sche Strickmaschine für
                                 										Schlauchwaare von G. F. Groſser in Markersdorf bei Burgstädt i. S. (* D. R. P. Nr. 44806 vom 6. Januar 1888). Wenn glatte Rundwaare
                              									gestrickt wird, so arbeitet beim Ausschube nach links die vordere Nadelreihe v (Fig. 13 Taf. 5), das
                              									Schloſs a ist also geöffnet und das hintere Schloſs a1 ist geschlossen,
                              									beim nächsten Ausschube nach rechts hin muſs aber die hintere Nadelreihe h arbeiten, also a1 sich öffnen und a
                              									sich schlieſsen. Diese Umsteuerung erfolgt immer an den Enden der Nadelreihen durch
                              									die Riegel in den Seitenwänden der Maschine. Es ist nun unbequem, das Schloſs
                              									deshalb auf die ganze Länge der Nadelreihe zu verschieben, wenn man nur einen
                              									Schlauch von geringer Weite zu arbeiten hat und damit in solchem Falle die
                              									Umsteuerung an beliebiger Stelle durch die im Betriebe befindlichen Nadeln selbst
                              									erfolgt, so sind Riegel und Schloſsschieber überhaupt entfernt und von dem
                              									Mitteldreiecke ist unten eine Ecke b abgeschnitten
                              									worden, vorn rechtsseitig und hinten linksseitig. Die Dreiecke aa1 führen sich wie
                              									bisher mit Zapfen in einem senkrechten Schlitze der Schloſsplatte und werden nur
                              									durch eine schwache Feder nach unten gezogen. Gehen nun die Schlösser nach links, so
                              									sind sie zunächst beide offen (a1 wie punktirt angegeben), am vorderen a steigen die Nadeln in gewöhnlicher Weise empor und
                              									arbeiten, am hinteren a1 aber treffen die Nadeln gegen die schräge Seite d1
                              									c1, sie drücken gegen
                              									dieselbe und schieben das Excenter a1 empor, schlieſsen das Schloſs und arbeiten also
                              									nicht. Ist der Schub über die wenigen überhaupt arbeitenden Nadeln erfolgt, so sinkt
                              										a1 auch wieder
                              									herab. Beim Schübe nach rechts gehen nun die hinteren Nadeln an a1 empor und arbeiten
                              									und die vorderen v stoſsen gegen cd und treiben a empor,
                              									schlieſsen also selbsthätig ihr Schloſs und arbeiten nicht.
                           Eine Strickmaschine mit mechanischem Minderapparate von
                              										Frank Wilcomb
                              									in San Francisco,
                              									Nordamerika (* D. R. P. Nr. 43491 vom 13. Oktober 1886) enthält als Decknadeln die
                              									gewöhnlichen Spitzendecknadeln a (Fig. 141 Taf. 5), deren Spitze in den hinter dem
                              									Nadelhaken befindlichen Schlitz für die Zunge eingesenkt wird, während die
                              									abzudeckende Masche auf der zurückliegenden Zunge hängt; a überdeckt also nur den Haken der Zungennadel und nicht auch die Zunge
                              									mit, wie bei Webendorfer, Patent Nr. 21008 (1883 249 111). Die abgedeckten Nadeln n1 (Fig. 142 und 143) werden dadurch von der weiteren Thätigkeit ausgerückt, daſs
                              									man sie in dem Schlitze einer Schiene b, welche sich
                              									nach und nach verschiebt, fangt und dadurch wenig empordrängt, so daſs zwischen
                              									ihnen und der arbeitenden Nadelreihe n der Fadenführer
                              										c noch hinweggehen kann; der letztere legt dann den
                              									Faden auf n, führt ihn aber auf beiden Seiten unterhalb
                              									der Nadeln n1 fort. Das
                              									Mindern wird während der Reihenbildung vorgenommen; es beginnt an einer Seite, wenn
                              									der Schlitten die Hälfte des Weges nach der anderen Seite hin durchlaufen hat und
                              									wird während der ersten Hälfte des Rückweges vom Schlitten beendet.
                           Verfahren zur Herstellung von Plüsch auf der Lamb'schen
                              										Strickmaschine von Seyfert
                                    										und Donner in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 43721 vom 5. November 1887). Die
                              									zwei Nadelreihen der Strickmaschine arbeiten jede für sich ein Waarenstück und
                              									gleichzeitig werden von einem Faden auf beiden Nadelreihen lange Henkel gebildet,
                              									die also beiden Waarenstücken gemeinsam angehören und beim Abzüge von der Maschine
                              									selbsthätig zerschnitten werden, so daſs zwei Plüschstücken entstehen. Die Maschine
                              									enthält auf jeder Seite kurze und lange Nadeln nn1 (Fig. 15 Taf. 5) und für
                              									jede Sorte zwei Schlösser hinter einander; die vorangehenden Schlösser heben die
                              									Nadeln in die Fangstellung und ein Führer legt ihnen gemeinsam den Faden in die
                              									Haken, den sie beim Sinken als Henkel mit ihren alten Maschen vereinigen. Die
                              									folgenden Schlösser bewegen die Nadeln in gewöhnlicher Weise zur Maschenbildung
                              									derart, daſs diejenigen der einen Reihe vor denen der gegenüberliegenden wieder
                              									etwas vorlaufen, weil jede Nadelreihe ihre Maschenreihe für sich herstellen muſs.
                              									Die Doppelwaare ww1
                              									wird nach unten abgezogen und ein Messer p, welches man
                              									nach jeder Reihe einmal zur Seite fortzieht, zerschneidet die quer zwischen w und w1 liegenden Henkel, so daſs die Waarenstücke w und w1 nun getrennt von einander aus der Maschine
                              									kommen.
                           
                              
                                 G.
                                    										W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
