| Titel: | Bestimmung von kleinen Mengen Arsen in Geweben, Gespinnsten und Tapeten. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 89 | 
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                        Bestimmung von kleinen Mengen Arsen in Geweben,
                           								Gespinnsten und Tapeten.
                        Bestimmung von kleinen Mengen Arsen in Geweben u.s.w.
                        
                     
                        
                           R.
                                    											Fresenius und E. Hintz theilen in
                              									der Zeitschrift für analytische Chemie,
                                 										1888 Bd. 27 S. 179, mit, daſs sie die sogen. schwedische Methode zur
                              									Untersuchung arsenhaltiger Gegenstände in zweckentsprechender Weise zu einer
                              									quantitativen Methode umgestaltet haben. Sie verfahren wie folgt:
                           25g der ZeugprobeBei den untersuchten Kattunen entsprachen 25g ungefähr 2000qcm.
                              									wurden, zerschnitten, in eine tubulirte, etwa ½l
                              									fassende Retorte von böhmischem Glase (Kaliglas) gebracht und mit ¼l concentrirter Salzsäure vom specifischen
                              									Gewichte 1,19 übergössen. Der Hals der Retorte war im stumpfen Winkel gebogen und
                              									dieselbe so aufgestellt, daſs der an den Bauch stoſsende Theil des Halses schief
                              									aufwärts, der andere dagegen schräg abwärts gerichtet war. Dieser letztere war mit
                              									einem Kühler verbunden, dessen Kühlrohr luftdicht in eine tubulirte Vorlage von etwa
                              									700 bis 800cc Inhalt führte. Die Vorlage wurde mit
                              									etwa 200cc Wasser beschickt und war, um sie
                              									abzukühlen, in ein gröſseres, mit Wasser gefülltes Gefäſs eingetaucht; mit der
                              									Vorlage war durch den Tubus derselben eine etwas Wasser enthaltende Péligot'sche Röhre verbunden.
                           Nach etwa einstündigem Digeriren des Stoffes mit der concentrirten Salzsäure brachte
                              									man 5cc einer kalt gesättigten, wässerigen
                              									Eisenchlorürlösung in die Retorte, setzte den Glasstopfen derselben unter Anwendung
                              									von Vaselin luftdicht schlieſsend in den Tubulus ein und erwärmte nun zunächst
                              									gelinde. Nachdem das überschüssige Chlorwasserstoffgas übergegangen war, steigerte
                              									man die Temperatur, so daſs die Flüssigkeit ins Kochen kam und setzte dies fort, bis
                              									starkes Schäumen eine weitere Destillation unmöglich machte. Es gelingt so fast
                              									stets mehr als zwei Drittel der in der Retorte befindlichen Flüssigkeit
                              									abzudestilliren.
                           Nach dem Erkalten fügte man nochmals 100cc
                              									Salzsäure von 1,19 spec. Gew. zu dem Inhalte der Retorte und destillirte in gleicher
                              									Weise möglichst weit ab. In diesem zweiten Destillate sind bei den relativ kleinen
                              									zu bestimmenden Quantitäten nur noch sehr geringe Arsenmengen vorhanden, wie die
                              									Beleganalyse beweist.
                           Die beiden durch organische Substanzen braun gefärbten Destillate wurden mit dem
                              									Inhalte der Péligot'schen Röhre vereinigt und auf etwa
                              										800cc verdünnt. In diese Flüssigkeit leitete
                              									man dann anfangs unter gelindem Erwärmen, zuletzt in der Kälte Schwefelwasserstoff
                              									und lieſs etwa 12 Stunden stehen. Der ausgeschiedene Niederschlag enthielt neben
                              									Schwefelarsen verhältniſsmäſsig viele organische Substanzen, von welchen er befreit
                              									werden muſste.
                           Zu diesem Zwecke sammelte man den Niederschlag auf einem Asbestfilter, welches man durch
                              									entsprechendes Einlegen von Asbest in einen Trichter, dessen Stiel mit einem
                              									Glashahne versehen war, bereitet hatte. Nach kurzem Auswaschen des Niederschlages
                              									wurde der Hahn des Trichters geschlossen und der Niederschlag in dem Trichter unter
                              									Bedecken mit einer Glasplatte mit Bromsalzsäure behandelt, welche durch Auflösen von
                              									Brom in Salzsäure von 1,19 spec. Gew. hergestellt worden war. Nachdem die
                              									Bromsalzsäure genügend lange eingewirkt hatte, lieſs man die erhaltene Lösung durch
                              									Oeffnen des Hahnes in den Fällungskolben abflieſsen, an dessen Wänden häufig noch
                              									geringe Antheile des Schwefelwasserstoffniederschlages hafteten. Um jede Verdünnung
                              									der Salzsäure möglichst zu vermeiden, wurde das Auswaschen des Asbestfilters
                              									gleichfalls mit Salzsäure von 1,19 spec. Gew. bewirkt.Selbstverständlich kann man auch statt des Asbestfilters ein Papierfilter
                                    											anwenden, doch muſs man dann schwächere Bromsalzsäure und zum Auswaschen des
                                    											in der Bromsalzsäure unlöslichen Rückstandes eine verdünntere Salzsäure
                                    											verwenden. In dem Kolben versetzte man die Flüssigkeit wieder mit
                              									überschüssigem Eisenchlorür und brachte dann unter Nachspülen mit der concentrirten
                              									Salzsäure den Kolbeninhalt in die entsprechend kleinere Retorte eines zweiten, im
                              									Uebrigen dem oben beschriebenen gleichen Destillirapparates.
                           Der Inhalt der Retorte wurde hierauf der Destillation unterworfen, und zwar gelang es
                              									jetzt, bis auf einen ganz kleinen Rest abzudestilliren, so daſs in der Regel mit
                              									einer einmaligen Destillation alles Arsen in das Destillat übergeführt wird.
                           Der Inhalt der Vorlage und des Péligot'schen Rohres
                              									lieferten nun, wie zuvor mit Schwefelwasserstoffgas behandelt, reines
                              									Arsentrisulfid. Letzteres wurde auf einem bei 110° getrockneten Filter gesammelt,
                              									zunächst vollständig mit Wasser und schlieſslich, zur Entfernung beigemengten
                              									Schwefels, auf einander folgend wiederholt mit absolutem Alkohol,
                              									Schwefelkohlenstoff und wieder mit Alkohol ausgewaschen und nach dem Trocknen bei
                              									110° gewogen.
                           Sämmtliche bei der Methode verwandten Reagentien müssen sich selbstverständlich bei
                              									einem blinden Versuche als frei von Arsen erweisen; ebenso muſs die geeignete
                              									Beschaffenheit der zur Verwendung kommenden Glasgefäſse durch Benutzung bei dem
                              									blinden Versuche dargethan werden.
                           Die folgenden Versuche lassen erkennen, daſs die beschriebene Methode befriedigende
                              									Resultate liefert.
                           a) 25g Leinwand wurden unter
                              									Zusatz einer 0g,0164 Arsen enthaltenden Menge von
                              									arsensaurer Ammonmagnesia (deren Arsengehalt durch Ueberführen einer Probe in
                              									pyroarsensaure Magnesia festgestellt war) in angegebener Weise behandelt. Man
                              									erhielt
                           
                              
                                 aus
                                 dem
                                 ersten
                                 Destillate
                                 Dreifachschwefelarsen
                                 0g,0255
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 zweiten
                                 „
                                 „
                                 0g,0015
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 zusammen
                                 0g,0270
                                 
                              
                           entsprechend Arsen 0g,0165.
                           
                           b) 25g Leinwand, unter Zusatz
                              									einer 0g,0164 Arsen enthaltenden Menge von
                              									arsensaurer Ammonmagnesia behandelt, lieferten aus den vereinigten Destillaten 0g,0258 Dreifachschwefelarsen, entsprechend 0g,0157 Arsen.
                           Schlieſslich werden noch die Resultate mitgetheilt, welche 5
                              									Proben von Kattunen bei doppelter Ausführung lieferten:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Gewichtin g
                                 GewogenesSchwefelarsen in g
                                 Procentgehaltan Arsen
                                 
                              
                                 Nr. I
                                 a)
                                 25,72
                                 0,0247
                                 0,059
                                 
                              
                                 brauner Kattun
                                 b)
                                 29,76
                                 0,0292
                                 0,060
                                 
                              
                                 Nr. II
                                 a)
                                 25,69
                                 0,0030
                                 0,007
                                 
                              
                                 schwarzer Kattun
                                 b)
                                 26,43
                                 0,0029
                                 0,007
                                 
                              
                                 Nr. III
                                 a)
                                 25,17
                                 0,0054
                                 0,013
                                 
                              
                                 schwarzer Kattun
                                 b)
                                 25,15
                                 0,0045
                                 0,011
                                 
                              
                                 Nr. IV
                                 a)
                                 26,07
                                 0,0180
                                 0,042
                                 
                              
                                 grauer Kattun
                                 b)
                                 27,58
                                 0,0168
                                 0,037
                                 
                              
                                 Nr. V
                                 a)
                                 26,83
                                 0,0038
                                 0,009
                                 
                              
                                 grauer Kattun
                                 b)
                                 24,71
                                 0,0028
                                 0,007
                                 
                              
                           Bei den untersuchten Stoffen verblieb in der Retorte ein schwarzer Rückstand,
                              									derselbe wurde abfiltrirt und in einer Silberschale mit Kalihydrat und Salpeter
                              									geschmolzen. Die Wasserlösung der Schmelze, auf Arsen geprüft, lieferte kein Arsen.
                           Die Methode läſst sich auch zur Bestimmung des Arsens in Farbstoffen verwerthen. Es
                              									gelang z.B. nach derselben den Arsengehalt einer Fuchsinprobe, unter Anwendung von
                              										1g Substanz, festzustellen.