| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 109 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 17 d. Bd.)
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Auf der oben erwähnten Muldner Hütte bei Freiberg steht die Entsilberung des
                              									Werkbleis durch Zink insofern einzig in ihrer Art da, als sie mit dem Pattinson-Prozesse verbunden ist (vgl. Plattner's Abhandlung über die Entsilberung des
                              									Werkbleis durch Zink im Jahrbuch für das Berg- und
                                 										Hüttenwesen im Königreich Sachsen, 1886, und Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1888 S. 297 und 298,
                              									Aufsatz von C. Schnabel). Die Gründe für diese
                              									Vereinigung liegen in der Unreinheit des Freiberger Bleis und in seinem Gehalte an
                              									Wismuth. Die das Blei verunreinigenden Stoffe, nämlich Kupfer, Nickel, Kobalt, Zinn,
                              									Arsen, Antimon, bedingen ein Raffiniren vor der Entsilberung, weil Kupfer, Nickel
                              									und Kobalt in das Zink gehen und einen hohen Verbrauch an diesem Metalle
                              									veranlassen, Antimon, Arsen und Zinn aber bei dem Blei verbleiben und dessen
                              									Reinigung nach erfolgter Entsilberung vertheuern und erschweren würden. Durch dieses
                              									Raffiniren vor der Entsilberung, welches bei reinem Blei nicht erforderlich ist,
                              									wird das Blei nun auch zur Entsilberung durch den Pattinson-Prozeſs, welcher bekanntlich ein raffinirtes Blei erfordert,
                              									geeignet gemacht. Der letztere würde aber doch der Zinkentsilberung nachstehen, wenn
                              									nicht der Wismuthgehalt des Bleis seine Anwendung bis zu einem gewissen Grade der
                              									Entsilberung nothwendig machte. Das Wismuth würde nämlich bei der Entsilberung des
                              									Bleis durch Zink nicht an das Zink gehen, sondern im Blei verbleiben. Da es schwerer
                              									oxydirbar ist als Blei, so läſst es sich nur durch Oxydation des Bleis von diesem
                              									trennen. Man würde also durch den Zinkentsilberungsprozeſs ein Wismuth haltiges Blei
                              									erhalten. Da das Wismuth die Eigenschaften des Bleies nach allgemeiner Ansicht
                              									nachtheilig beeinfluſst, so würde der Hauptvortheil des Zinkentsilberungsprozesses,
                              									die unmittelbare Herstellung von reinem Blei, durch das gedachte Metall vereitelt
                              									werden. Da nun auf der anderen Seite das Wismuth einen so hohen Werth hat, daſs sich
                              									seine Gewinnung lohnt, so ist es erforderlich, es vor der Behandlung des Silber
                              									haltigen Bleis mit Zink zu entfernen.
                           Das Wismuth hat die Eigenschaft, bei dem Pattinson-Verfahren sich recht schnell in dem Silber reichen treibwürdigen
                              									Theile des Bleis anzusammeln, so daſs das Werkblei bei der Abnahme des Silbergehaltes bis zu einer
                              									gewissen Grenze Wismuth frei ist. Diese Grenze ist bei dem Freiberger Blei, welches
                              									mit 0,4 bis 0,8 Proc. Silber in den Pattinson-Prozeſs
                              									eintritt, bei 0,1 Proc. Silbergehalt erreicht. Die Behandlung des Freiberger Bleis
                              									ist daher die nachstehende:
                           Zuerst werden bei der Behandlung des Freiberger Bleis Kupfer, Nickel und Kobalt durch
                              									ein Saigerverfahren entfernt, bei welchem diese Körper als Saigerdörner aus dem
                              									Werkbleie ausgeschieden werden. Dann werden Zinn, Arsen und Antimon durch ein
                              									Raffinirverfahren aus dem Werkblei entfernt, wobei diese Körper oxydirt und als
                              									Raffinirkrätzen ausgeschieden werden.
                           Nunmehr wird das Werkblei durch den Pattinson-Prozeſs in
                              									einen Wismuth haltigen, Silber reichen und in einen Wismuth freien, Silber ärmeren
                              									Theil zerlegt. Das Wismuth haltige, Silber reiche Blei wird abgetrieben. Die beim
                              									Abtreiben fallenden Wismuth haltigen Glätten werden auf Blei bezieh. Bleiglätte und
                              									Wismuth verarbeitet.
                           Das Wismuth freie, Silber haltige Blei wird dann der Zinkentsilberung unterworfen.
                              										A. Junge setzt nun im Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, 1888 S. 1 bis
                              									12, aus einander, auf welchem Wege man dazu gelangte, die beiden im Prinzipe
                              									vollkommen verschiedenen Entsilberungsmethoden von Pattinson und Parkes zu vereinigen. Hierbei
                              									handelte es sich vor Allem um die Ermittelung der Entsilberungskosten des
                              									Pattinsonirens und des Parkesirens. Im Nachstehenden sind hierüber die näheren
                              									Aufschlüsse gegeben.
                           1) Berechnung der Pattinsonirkosten für Werkblei von verschiedenem Silbergehalte.
                           Das Pattinsoniren Silber reicher Werkbleie erfolgt bekanntlich zumeist nach dem
                              									Zweidrittelsysteme und ist hierzu eine Batterie von 16 Kesseln erforderlich. Da nun
                              									das aus dem ersten Kessel der Batterie hervorgehende Reichblei etwa 2 Proc.
                              									Silbergehalt aufweist und das dem letzten Kessel entstammende Armblei bis auf 0,001
                              									Proc. entsilbert wird, so müssen die Silbergehalte der Kessel einer Pattinson-Batterie von der Reichblei- nach der
                              									Armbleiseite zu allmählich abnehmen. Diese Abnahme erfolgt in den oberen Kesseln
                              									rasch, nach der Armbleiseite zu dagegen langsamer, und ist hervorzuheben, daſs bei
                              									normalem Betriebe die Silbergehalte der einzelnen Kessel, zumal derjenigen nach der
                              									Armbleiseite zu gelegenen, nur innerhalb enger Grenzen schwanken dürfen.
                           Beispielsweise beträgt der Silbergehalt einer Pattinson-Batterie
                           
                              
                                 beim
                                 1.
                                 Kessel
                                 1,095
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 2.
                                 „
                                 0,765
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 0,595
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 0,430
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 5.
                                 „
                                 0,295
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 0,210
                                 „
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 beim
                                 7.
                                 Kessel
                                 0,170
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 8.
                                 „
                                 0,110
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 9.
                                 „
                                 0,070
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 10.
                                 „
                                 0,050
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 11.
                                 „
                                 0,022
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 12.
                                 „
                                 0,012
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 13.
                                 „
                                 0,007
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 14.
                                 „
                                 0,003
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 15.
                                 „
                                 0,002
                                 „
                                 
                              
                           während das aus dem 1. Kessel hervorgehende Reichblei einen
                              									Silbergehalt von 1,71 Proc. und das Armblei im 16. Kessel einen solchen von 0,001
                              									Proc. aufweist.
                           Es ist durchaus erforderlich, daſs den einzelnen Kesseln nur Werkblei von
                              									entsprechendem Silbergehalte zugeführt werde, welch letzterer übrigens in der Mitte
                              									der Batterie viel niedriger ist, als der Durchschnittsgehalt der betreffenden
                              									Kessel.
                           Daher setzt man z.B. ein Werkblei von
                           
                              
                                 0,81
                                 und
                                 darüber
                                 in
                                 den
                                 1.
                                 Kessel
                                 
                                 
                              
                                 0,60
                                 bis
                                 0,80
                                 „
                                 „
                                 2.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,29
                                 „
                                 0,60
                                 „
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,25
                                 „
                                 0,28
                                 „
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,19
                                 „
                                 0,24
                                 „
                                 „
                                 5.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,14
                                 „
                                 0,18
                                 „
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,09
                                 „
                                 0,13
                                 „
                                 „
                                 7.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,06
                                 „
                                 0,08
                                 „
                                 „
                                 8.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,03
                                 „
                                 0,05
                                 „
                                 „
                                 9.
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 0,02
                                 
                                 
                                 „
                                 „
                                 10.
                                 „
                                 u.s.w.
                                 
                              
                           In welchen Kessel einer Pattinson-Batterie ein Werkblei
                              									eingesetzt wird, davon ist nun offenbar die Anzahl der Krystallisationen abhängig,
                              									welche erforderlich, um ein gewisses Quantum desselben in Reichblei und Armblei zu
                              									zerlegen. Die Anzahl der auszuführenden Krystallisationen ist aber wiederum den
                              									Pattinsonirkosten direkt proportional, so daſs man nach Ermittelung der ersteren in
                              									der Lage ist, für jedes Werkblei von bestimmtem Gehalte die Entsilberungskosten zu
                              									berechnen.
                           Hat man z.B. 1600 MC. Werkblei, welches seinem Silbergehalte entsprechend in den 4.
                              									Kessel einer Pattinson-Batterie eingesetzt werden
                              									müſste, so sind zur Zerlegung in Reichblei und Armblei 176 Krystallisationen der
                              									vollen und 15 der zweidrittelvollen Kessel (Grund siehe Quelle) oder für 100 MC.
                              									vorgelaufenes Werkblei \frac{176}{16}=11 Krystallisationen der
                              									vollen und \frac{15}{16}=0,397 Krystallisationen der
                              									zweidrittelvollen Kessel erforderlich.
                           Bezeichnet man nun die für 100 MC. Werkblei erforderliche Anzahl Krystallisationen
                              									der vollen Kessel mit a und die der zweidrittelvollen
                              									mit b und nimmt ferner an, daſs der bei Krystallisation
                              									eines vollen Kessels erforderliche Aufwand an Löhnen, Brennmaterial u.s.w. sich zu
                              									demjenigen bei Krystallisation eines zweidrittelvollen wie 3 : 2 verhalte, so erhält
                              									man als allgemeinen Ausdruck für den Pattinsoniraufwand den Werth 3a + 2b. Für Werkblei des
                              									4. Kessels ist aber a = 11 und b = 0,937; demnach ist im vorliegenden Falle 3a + 2b = 34,874.
                           Da die Durchsatzmengen nach der Reihe 2, 4, 8, 16, 32 u.s.w. wachsen und für die
                              									Anzahl der Krystallisationen die Zahlenreihe 1, 3, 7, 15, 31... in Frage kommt, so
                              									kann man für Werkblei von verschiedenem Silbergehalte je nach Einsatzkessel den
                              									Werth für 3a + 2b
                              									berechnen und ergeben sich hierbei folgende Werthe:
                           
                              
                                 1.
                                 Einsatzkessel
                                 22,000
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 31,500
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 34,750
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 34,784
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 33,436
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 31,218
                                 
                              
                                 7.
                                 „
                                 28,609
                                 
                              
                                 8.
                                 „
                                 25,803
                                 
                              
                                 9.
                                 „
                                 22,900
                                 
                              
                                 10.
                                 „
                                 19,950
                                 
                              
                                 11.
                                 „
                                 16,974
                                 
                              
                                 12.
                                 „
                                 13,986
                                 
                              
                                 13.
                                 „
                                 10,992
                                 
                              
                                 14.
                                 „
                                 7,995
                                 
                              
                           Hat man zwei Sorten Werkblei zu pattinsoniren, von denen die erste nach dem
                              									Silbergehalte in den 3., die zweite in den 4. Kessel kommen müſste, so steht der
                              									Pattinsoniraufwand für die beiden genannten Werkbleie für Gewichtseinheit im
                              									Verhältnisse von
                           34,75 : 28,609.
                           Aus der vorstehenden Zahlenreihe ergibt sich u.a., daſs man am ungünstigsten
                              									hinsichtlich des Kostenpunktes arbeitet, wenn das zu pattinsonirende Blei nach dem
                              									Silbergehalte in den 2. bis 6. Kessel eingesetzt werden muſs. Die meisten Freiberger
                              									Werkbleie sind aber gerade so beschaffen, daſs dieser Fall eintritt. Daher muſste
                              									man der Frage näher treten, ob es möglich sei, die Pattinsonirarbeit durch ein
                              									anderes Entsilberungsverfahren zu zersetzen.
                           Wie die vorstehend ermittelten Werthe für den relativen
                              									Betriebsaufwand, so läſst sich auch die absolute Höhe
                              									der Pattinsonirkosten für jede einzelne Sorte Werkblei berechnen, wenn die
                              									Gesammtkosten für eine längere Betriebsperiode und die Qualität des während dieser
                              									Zeit verarbeiteten Werkbleis bekannt ist. A. Junge
                              									kommt zu folgenden Resultaten für 1 MC. Werkblei beim Einsatze in den
                           
                              
                                 1.
                                 Kessel
                                 84,616
                                 Pf.
                                 
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 115,556
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 126,140
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 126,544
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 121,860
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 114,638
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 7.
                                 „
                                 106,140
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 8.
                                 „
                                 97,002
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 9.
                                 „
                                 87,548
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 10.
                                 „
                                 77,940
                                 „
                                 u.s.w.
                                 
                              
                           
                           2) Ermittelung der Kosten der Zinkentsilberung und Vergleichung derselben mit
                              									denjenigen der Pattinsonirarbeit.
                           Zur Ermittelung der Kosten für die Zinkentsilberung wurden zahlreiche
                              									Entsilberungsversuche mit reinem, d.h. mit gesaigerten und raffinirten Werkbleien
                              									angestellt. Zur Entzinkung des Armbleis wurde ein Raffinirofen gewählt, welcher im
                              									Niveau des Bleispiegels mit basischen Ziegeln versehen war. Neuerdings wurden
                              									Magnesiaziegel von C. Späther in Coblenz verwendet, die
                              									sich in Bezug auf Haltbarkeit bewährt haben. Die Verarbeitung des Reichschaumes
                              									erforderte unter den dort gegebenen Verhältnissen keinen Kostenaufwand.
                           Den Zinkaufgang (ohne Berücksichtigung des bei der Destillation wiedergewonnenen
                              									Zinks) berechnet Junge beispielsweise
                           
                              
                                 1)
                                 bei
                                 Werkblei
                                 von
                                 0,0963
                                 Proc.
                                 Silbergehalt
                                 zu
                                 1,34
                                 Proc.
                                 
                              
                                 2)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,3825
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,84
                                 „
                                 
                              
                                 3)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,508
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,96
                                 „
                                 
                              
                                 4)
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,84
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2,45
                                 „
                                 
                              
                           vom vorgelaufenen Werkblei, während die Gesammtkosten der
                              									Entsilberung und Raffination für 1 MC. (100k)
                              									betragen:
                           
                              
                                 zu
                                 1 :
                                 78,012
                                 Pf.
                                 
                              
                                 „
                                 2 :
                                 94,458
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 3 :
                                 97,768
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 4 :
                                 103,528
                                 „
                                 
                              
                           Procentual zerfallen diese Kosten in:
                           
                              
                                 
                                 zu 1
                                 zu 2
                                 zu 3
                                 zu 4
                                 
                              
                                 Aufwand für ZinkAufwand für Arbeitslöhne bei
                                    											der    Entsilberung und
                                    											RaffinationBrennmaterialUnterhaltungsaufwandFörderlöhne,
                                    											Transportkosten u.s.w.
                                 Proc.  43,64  13,74  18,79    5,90  17,93
                                 Proc.  52,60  11,77  15,85    4,97  14,81
                                 Proc.  54,27  11,37  15,14    4,91  14,31
                                 Proc.  58,37  10,67  14,24    4,40  12,32
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Die Höhe der Zinkentsilberungskosten für 1 MC. beträgt beim Einsatz in den
                           
                              
                                 1.
                                 Kessel
                                 122,9
                                 Pf.
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 107,1
                                 „
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                   96,3
                                 „
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                   88,2
                                 „
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                   82,5
                                 „
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                   77,8
                                 „
                                 
                              
                                 7.
                                 „
                                   74,45
                                 „
                                 
                              
                                 8.
                                 „
                                   70,1
                                 „
                                 
                              
                                 9.
                                 „
                                   67,4
                                 „
                                 
                              
                                 10.
                                 „
                                   65,0
                                 „
                                 
                              
                           Vergleicht man diese Ziffern mit den entsprechenden vom Pattinson-Prozesse (siehe früher), so ergibt sich, daſs sie mit Ausnahme
                              									des ersten Kessels der Pattinson-Batterie erheblich
                              									niedriger sind als diejenigen des Pattinsonirens.
                           Es ist klar, daſs die Hauptkosten beim Parkesiren im Zinkaufwande zu suchen sind, welcher aber
                              									nicht in dem Maſse steigt, wie der Silbergehalt zunimmt, sondern langsamer. Da aber
                              									jedes Blei, ob reich, ob arm an Silber, zunächst bis 0,7 Proc. Zink aufnimmt, welche
                              									Menge nur durch Raffination des Armbleies wiedergewonnen werden kann, so ergibt sich
                              									hieraus mit Leichtigkeit, daſs für sehr Silber arme Bleie der Pattinson-Prozeſs billiger ist als die
                              									Zinkentsilberung. Dagegen stellt sich das Gesammtergebniſs für die groſse Mehrzahl
                              									der auf den Freiberger Hüttenwerken in Frage kommenden Werkbleie zu Gunsten der
                              									Zinkentsilberung.
                           Es kommt also nunmehr noch 3) der Wismuthgehalt der Freiberger Werkbleie in
                              									Betracht.
                           Sowohl in den inländischen wie auch in den in Freiberg verarbeiteten überseeischen
                              									Erzen ist Wismuth enthalten. Daſs letzteres die Walzbarkeit beeinträchtigt, wie
                              									bisher angenommen wurde, ist zweifelhaft, da von Burggraf untersuchtes Weichblei mit
                           
                              
                                 0,103
                                 Proc.
                                 Bi
                                 zu
                                 Blech
                                 von
                                 2,75mm
                                 
                              
                                 0,198
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2,75
                                 
                              
                                 0,700
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,5
                                 
                              
                                 1,920
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,5
                                 
                              
                           Dicke anstandslos ausgewalzt wurde.
                           Die geringere Widerstandsfähigkeit gegen Säuren des durch Zinkentsilberung gewonnenen
                              									Bleies gegenüber dem Pattinson-Blei ist nicht erwiesen,
                              									da ein kleiner, von der Zinkentsilberung herrührender Oxydgehalt den bezeichneten
                              									Mangel herbeiführen kann.
                           In Anbetracht nun, daſs beim Pattinsoniren das Wismuth sich meist in dem
                              									ausgebrachten Reichblei ansammelt (0,17 bis 0,18 Proc.) und beim Parkesiren das
                              									sämmtliche Wismuth ins Armblei geht, das Wismuth wegen seines hohen Werthes aber
                              									gewonnen werden muſs, empfiehlt sich, wie bereits erwähnt, die Combination des Pattinson-Prozesses mit der Zinkentsilberung.
                           Die früher (unter 1) angegebenen Verhältniſszahlen, mit Hilfe deren man die
                              									Pattinsonirkosten für 1 MC. Werkblei für den Fall berechnen kann, daſs die Batterie
                              									aus 16 Kesseln besteht, lassen sich leicht entsprechend modificiren, so daſs sie zur
                              									Berechnung der Kosten für eine Batterie von weniger als 16 Kesseln dienen kann.
                              									Besteht beispielsweise die Batterie nur aus 9 Kesseln, so werden für 1 MC.
                              									vorgelaufenes Werkblei zwar weniger Pattinsonirkosten erwachsen als bei einer
                              									Batterie von 16 Kesseln; dafür erhält man aber im letzteren Falle Armblei, welches
                              									einen minimalen Silbergehalt hat, während das aus einer Batterie von 9 Kesseln
                              									hervorgehende mit 0,1 Proc. Silber noch einer Nacharbeit bedarf, um es auf denselben
                              									minimalen Silbergehalt zu bringen wie das Armblei, welches beim Pattinsoniren mit 16
                              									Kesseln erhalten wird. Beim combinirten Prozesse stellen sich nach Junge die Entsilberungskosten am günstigsten, wenn man
                              									für den Fall, daſs das vorgelaufene Werkblei in den 2. Kessel der Batterie zum
                              									Einsatze gelangt, das
                              									Pattinsoniren beim 8. Kessel unterbricht und das Armblei alsdann mit Zink
                              									entsilbert. Soll dagegen Werkblei, welches in den 3. Kessel eingesetzt wird,
                              									entsilbert werden, so arbeitet man am günstigsten mit einer Batterie von 7 Kesseln.
                              									Aber auch beim Pattinsoniren mit 9 Kesseln und nachfolgendem Parkesiren des Armbleis
                              									stellen sich die Kosten zu Gunsten des combinirten Verfahrens. Die
                              									Entsilberungskosten für 1 MC. vorgelaufenen Werkbleis sind in Freiberg allein um 15
                              									Proc. vermindert worden, abgesehen von anderen Vortheilen, die das Verfahren
                              									bietet.
                           Die gegenwärtige Einrichtung auf Muldner Hütte findet sich in dem genannten Jahrbuche
                              									1886, beschrieben von Plattner und im Auszuge
                              									mitgetheilt von C. Schnabel (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888 S. 300).
                           Die Pattinson-Batterie umfaſst 9 Kessel. Das Werkblei
                              									wird in den 2. oder 3. Kessel eingesetzt und erreicht im 1. Kessel 2 Proc., im 8.
                              									oder 9. Kessel 0,1 Proc. Silbergehalt. Dieses letztere bildet das Material für die
                              									Zinkentsilberung; sie besteht in der Entsilberung des Bleies in guſseisernen
                              									Kesseln, im Aussaigern des Zinkschaumes in kleinen guſseisernen Saigerkesseln, in
                              									dem Entzinken des entsilberten Bleis in Flammöfen und im Abdestilliren des Zinks aus
                              									dem Zinkschaume in Graphittiegeln nach Morgan's Patent.
                              									Die Entsilberungsanlage ist in folgender Weise eingerichtet:
                           Von den beiden Entsilberungskesseln mit den zwischen ihnen befindlichen Saigerkesseln
                              									in einer Ebene besitzen erstere 1m,89 oberen
                              									Durchmesser, 1m Tiefe und fassen je 20t Werkblei; die halbkugelförmigen Saigerkessel
                              									haben 0m,55 Halbmesser. Unter den
                              									Entsilberungskesseln liegt der Raffinirofen zum Entzinken des entsilberten Bleis,
                              									welches letztere mittels eines Hebers in den Raffinirofen abgelassen werden kann.
                              									Dieser Ofen hat 3m Länge, 2m Breite und 0m,45 Tiefe. Der Herd ist aus Chamotte hergestellt und liegt 2m unter dem Rande der Entsilberungskessel. Auf den
                              									meisten deutschen Hüttenwerken geschieht das Entzinken des entsilberten Bleies in
                              									guſseisernen Kesseln mit Hilfe von Wasserdampf. Hiermit sind allerdings bei der
                              									Nothwendigkeit, das zu raffinirende Blei zur Rothglut erhitzen zu müssen, häufige
                              									Erneuerungen der Kessel verbunden. Dagegen ist der Bleiverlust ein sehr geringer und
                              									man erhält ein als Farbe verwerthbares Gemenge von Bleioxyd und Zinkoxyd.
                           Unter dem Flammofen befindet sich ein guſseiserner Stichkessel von 1m,90 oberem Durchmesser und 1m Tiefe, in welchen das entzinkte Blei durch einen
                              									mittels eines Kegelventiles verschlieſsbaren Rohrstutzen abgelassen wird. Die Pattinson-Batterie liegt tiefer als die
                              									Entsilberungsanlage. Das Werkblei wird aus dem letzten Pattinson-Kessel durch eine Rösing'sche
                              									Bleipumpe ausgepumpt; seine Förderung nach den Entsilberungskesseln geschieht durch
                              									einen mit Dampf betriebenen Aufzug.
                           
                           Man gibt bei der Entsilberung einen dreimaligen Zusatz von Zink in Zeiträumen von je
                              									5 Stunden. Der erste Zinkzusatz beträgt bei einem Kessel von 20t Werkblei 100k,
                              									der zweite 75, der dritte 40k. Es ist also im
                              									Ganzen 215k Zink gleich 1,075 Proc. vom Gewichte
                              									des Werkbleies zur Entsilberung erforderlich. Durch den ersten Zinkzusatz wird der
                              									Silbergehalt des Werkbleies von 0,1 Proc. auf 0,0250 Proc. vermindert. Gleichzeitig
                              									wird durch diesen Zusatz der gröſste Theil des Goldes (im Betrage von 0,0004 Proc.
                              									des Werkbleies) aufgenommen. Durch den zweiten Zinkzusatz wird der Silbergehalt auf
                              									0,0020 Proc. und durch den dritten Zinkzusatz auf 0,0007 heruntergebracht. Mit den
                              									Zusätzen von Zink hört man auf, wenn das Blei noch 0,001 Proc. Silber enthält.
                           Die Silber reiche Legirung, der sogen. Reichschaum, wird in die Saigerkessel
                              									übergeschöpft und von einem Theile des Bleies durch Saigern befreit. Die Saigerung
                              									wird zweimal vorgenommen. Der im 1. Saigerkessel erhaltene Zinkschaum wird deshalb
                              									in den 2. Saigerkessel übergeschöpft und nochmals ausgesaigert. Das bei diesen
                              									Saigerungen erhaltene Blei mit einem Durchschnittsgehalte von 0,320 Proc. Silber und
                              									1,300 Proc. Zink wird zur Entsilberung zurückgegeben.
                           Die Producte des Entsilberungsverfahrens sind nun in Procenten des Werkbleies:
                           1) 0,35 Proc. Schlicker, das sind die beim Einschmelzen des Werkbleies sich
                              									ausscheidenden Krätzen mit einem Durchschnittsgehalte von 0,0004 Proc. Gold und 0,10
                              									Proc. Silber; sie gehen in die Bleiarbeit.
                           2) 2,25 Proc. Reichschaum mit durchschnittlich 0,0153 Proc. Gold, 4,0510 Proc.
                              									Silber, 53,200 Proc. Blei, 2,6800 Proc. Kupfer und 39,700 Proc. Zink.
                           Der nach dem ersten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt nach dem Aussaigern des
                              									Bleies 1,753 Proc. des Werkbleies und enthält 0,0174 Proc. Gold und 4,670 Proc.
                              									Silber.
                           Der nach dem zweiten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt nach dem Saigern 0,31
                              									Proc. des Werkbleies und enthält 0,0016 Proc. Gold und 2,530 Proc. Silber.
                           Der nach dem dritten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt 0,21 Proc. des Werkbleies
                              									und enthält eine Spur von Gold und
                           a) 1,30 Proc. Silber.
                           b) 98,95 Proc. entsilbertes Blei mit 0,75 Proc. Zink und 0,0007 Proc. Silber; es wird
                              									dem Entzinken im Raffinirofen unterworfen.
                           c) 1,5 Proc. Saigerblei vom Aussaigern des Zinkschaumes; es enthält 1,300 Proc. Zink
                              									und 0,032 Proc. Silber und wird, wie erwähnt, zur Entsilberung zurückgegeben.
                           Die Dauer der Entsilberung beträgt 20 Stunden, nämlich 5 Stunden für das Einschmelzen
                              									und Entschlickern des Werkbleies und für jede Entsilberung nach den verschiedenen
                              									Zinkzusätzen je 5 Stunden.
                           
                           Der gesammte Zinkschaum wird der Destillation unterworfen. Man könnte ihn noch weiter
                              									aussaigern; indeſs wird dadurch nur sein Gewicht, nicht aber sein Volumen
                              									vermindert. Ein derartiger Zinkschaum setzt sich aber bei der Destillation nicht
                              									fest zusammen, so daſs eine verhältniſsmäſsig groſse Menge Silber reicher Krätzen
                              									entsteht.
                           Das Abdestilliren des Zinkschaumes geschieht in Graphittiegeln, wie bereits erwähnt.
                              									Je ein Tiegel (40cm Weite oben, 30cm Weite unten, 55cm Höhe und 5cm Stärke) wird in einen
                              									Windofen mit rundem Schachte (0m,79 Weite und 0m,9 Tiefe bis zur Rostfläche) eingesetzt.
                           Der Zinkschaum wird mit 1 Proc. grobem Holzkohlenpulver gemengt und dann, nachdem der
                              									Boden des Graphittiegels mit einer dünnen Lage von Kohlenstücken bedeckt ist, in den
                              									Tiegel eingetragen. Die Menge eines Einsatzes beträgt 225k. Sobald Kohlenoxyd aus dem Abzugsrohre der Haube
                              									austritt, wird der Deckel des Condensators aufgelegt, in welchem sich das Zink in
                              									Gestalt eines Klumpens ansammelt.
                           Das Abdestilliren des Zinks aus 225k Reichschaum
                              									dauert 8 bis 9 Stunden. 100 Th. Reichschaum liefern 57,17 Proc. Reichblei mit 0,0186
                              									Proc. Gold und 7,35 Proc. Silber, 5,85 Proc. Tiegelgekrätz mit 0,112 Proc. Gold und
                              									3,5 Proc. Kupfer, ferner 29,54 Proc. Metallzink, 6,35 Proc. Zink in 7,22 Proc.
                              									Zinkstaub und Zinkgekrätz. Von dem Zinkgehalte des Reichschaumes gewinnt man 90,4
                              									Proc., d. i. 50 Proc. des zur Entsilberung verwendeten Zinks wieder.
                           Wegen der Zinkentsilberung in den Vereinigten Staaten vgl. Hofmann, Mineral Resources of the United States, Calendar years 83 und
                              									84.
                           In einer Abhandlung „Die Destillation des
                                    											Zinkschaumes“ in der Preuſsischen
                                 										Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Jahrg. 1886, stellt Rösing die verschiedenen Arten der Entfernung des Zinks
                              									aus der bei der Entsilberung des Werkbleis durch Zink erhaltenen Silber reichen
                              									Legirung durch Abdestilliren des Zinks dar und gibt zum Schlusse der Destillation
                              									den Vorzug gegenüber der von Schnabel erfundenen und
                              									von ihm in Lautenthal im Harze eingeführten Ammoniaklaugerei, wohingegen Schnabel, sich auf die Erfolge in Lautenthal stützend,
                              									dahin entscheidet (Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure, 1888 S. 300), daſs das Ammoniakverfahren bei groſser Production
                              									immer am Platze sein, bei geringerer dagegen wegen der verhältniſsmäſsig höheren
                              									Anlage und Betriebskosten dem Destillatonsverfahren nachstehen würde. Gegenwärtig
                              									wird eine Anlage für das Ammoniakverfahren zu Hoboken bei Antwerpen errichtet.
                           Im Anschlusse an die Zinkschaumverarbeitung möge auf das der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vorm. Roessler in Frankfurt a.
                              									M. jüngst ertheilte D. R. P. Nr. 45195, vom 3. Mai 1888 ab gültig, aufmerksam
                              									gemacht werden.
                           Zur Entfernung des Zinks aus Bleizink- und Blei-Zink-Silberlegirungen drückt man nach
                              									diesem Verfahren durch die rothglühenden geschmolzenen Legirungen Wasserstoff oder
                              									Kohlenoxyd oder Kohlenwasserstoffe oder Stickstoff oder Gemische von zwei oder
                              									mehreren dieser Gase oder Kohlensäure oder Gemische von Kohlensäure und Stickstoff
                              									oder von Kohlensäure, Kohlenoxyd und Stickstoff, so lange, bis die zurückbleibenden
                              									flüssigen Massen zinkfrei sind.
                           Die gedachten Gase bezieh. Gasgemische sollen nach einer groſsen Reihe von
                              									angestellten Versuchen die Eigenschaft haben, beim Durchstreichen durch die
                              									flüssigen Legirungen das Zink sehr schnell und bei so niedriger Temperatur
                              									auszutreiben, daſs das Verfahren in Gefäſsen aus Eisen ausgeführt werden kann.
                           Kohlenoxyd, Wasserstoff, Kohlenwasserstoff', Stickstoff, sowie Gemische dieser Gase
                              									treiben das Zink in natürlichem Zustande aus, und man erhält dasselbe als graues
                              									Pulver.
                           Kohlensäure treibt das Zink in der Form von Zinkoxyd aus. Sie hat den groſsen Vorzug
                              									vor dem als Austreibungsmittel für das Zink angewendeten Wasserdampfe, daſs sie das
                              									Blei nicht oxydirt, wie es bei Anwendung von Wasserdampf in Folge der Beimischung
                              									von atmosphärischer Luft immer der Fall ist.
                           Ist die Kohlensäure mit Stickstoff oder Kohlenoxyd gemischt, wie es bei der
                              									Herstellung der Kohlensäure im Groſsen aus Koks oder Kalkstein stets der Fall ist,
                              									so wird das Zink als ein Gemenge von Zink und Zinkoxyd ausgetrieben.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)