| Titel: | Neue Verfahren und Apparate zur Gewinnung von Alkalimetallen, sowie von metallischem Chrome. | 
| Autor: | Sachse | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 130 | 
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                        Neue Verfahren und Apparate zur Gewinnung von
                           								Alkalimetallen, sowie von metallischem Chrome.
                        Patentklasse 75 und 12. Mit Abbildungen auf Tafel 7.
                        Verfahren und Apparate zur Gewinnung von
                           								Alkalimetallen.
                        
                     
                        
                           Es war zu erwarten, daſs das Castner'sche Verfahren zur
                              									Darstellung von Kalium und Natrium mittels Reduction der Aetzalkalien durch Kohle (D. R. P. Nr. 40415
                              									vom 2. Juni 1886. Englisches Patent Nr. 7395 vom 2. Juni 1886. Nordamerikanisches
                              									Patent Nr. 342897; vgl. 1886 262 486. 1887 265 595), welches ein billiges Hilfsmittel zur Gewinnung
                              									von Aluminium nach dem alten Wöhler'schen Verfahren bieten soll, den Erfindungsgedanken von Neuem auf
                              									dieses Feld führen und namentlich auch zur Construction brauchbarer Apparate zur
                              									Ausführung des bekannten Reductionsprozesses anregen würde.
                           Bei der Darstellung von Natrium (es soll hier Natrium als Beispiel gewählt werden)
                              									durch Reduction von Aetznatron mittels Kohle findet das Resultat der beendeten
                              									Reaction durch folgende Gleichung seinen Ausdruck: NaHO + C = Na + H + CO. Der
                              									Verlauf dieses Prozesses läſst aber verschiedene Phasen erkennen, da man die
                              									intermediäre Bildung von Natriumcarbonat beobachten kann und gleichzeitig zur
                              									Ausführung der Reduction eine allmähliche und recht bedeutende Steigerung der
                              									[Temperatur nothwendig wird. Während nämlich die Reduction anfangs bei
                              									verhältniſsmäſsig niedriger Temperatur, etwa bei Rothglut, vor sich geht, muſs die
                              									Temperatur zur Unterhaltung der Reduction bis zur hellen Weiſsglut gesteigert
                              									werden. Die Reduction verläuft nämlich zuerst unter Bildung von Natriumcarbonat,
                              									Natriummetall, Kohlenoxyd und Wasserstoff, wie etwa durch folgende Gleichung
                              									veranschaulicht wird:
                           4NaHO + 2C = Na2CO3 + 2Na + 4H + CO.
                           Es wird also, sobald nach dem Zusammenbringen von Aetznatron
                              									mit glühenden Kohlen eine Reaction eingetreten ist. sich die Reduction nicht nur auf Aetznatron,
                              									sondern auch auf Natriumcarbonat auszudehnen haben. Da aber das Natriumcarbonat zu
                              									seiner Reduction bedeutend höherer Temperaturen bedarf als das Aetznatron, so wird
                              									die zur Reduction nothwendige Temperatur mit wachsender Carbonatbildung gesteigert
                              									werden müssen. Diese Anwendung von hohen Temperaturen hat neben dem bedeutenden
                              									Brennmaterialienverbrauch u.a. auch den Uebelstand. daſs man nur Schmiedeeisen oder
                              									höchstens Guſsstahl für die Reductionsgefäſse anwenden kann, und daſs diese stark
                              									leiden, wodurch ein häufiges Auswechseln derselben nöthig wird, und ferner, daſs ein
                              									continuirlicher Betrieb nicht möglich ist. Zur Beseitigung dieser Uebelstände trennt
                              										C. Netto in Dresden (D. R. P. Nr. 45105 vom 5.
                                 									November 1887) das in der ersten Phase des Reductionsprozesses erzeugte Carbonat von
                              									dem neu zugeführten, auf die glühenden Kohlen allmählich aufflieſsenden Aetznatron
                              									durch nach Bedarf oder auch continuirlich bewirkten Abfluſs des ersteren aus dem
                              									Apparate, so daſs nur die erste Phase des Prozesses eintritt, d.h. die Reduction
                              									sich also immer nur auf das neu hinzuflieſsende Aetznatron erstreckt und so nur
                              									verhältniſsmäſsig geringer Temperaturen bedarf. Zur Ausführung dieses Verfahrens
                              									dient der in Fig.
                                 										1 bis 4 Taf. 7 dargestellte Apparat. Derselbe besteht aus dem zum Schmelzen des
                              									kaustischen Natrons dienenden Behälter a, dessen für
                              									das geschmolzene Natron bestimmtes Ablaufrohr mit Regulirhahn b versehen ist. c ist der
                              									Beschickungstrichter für das geschmolzene Aetznatron, welcher durch den mit einer
                              									für die Kohle bestimmten Füllöffnung d versehenen
                              									Deckel e in die aus geeignetem Materiale, z.B. aus
                              									Guſsstahl, Schmiedeeisen oder Guſseisen, gefertigte Retorte f führt, in welcher mittels der Kohle g die
                              									Reduction vorgenommen werden soll. Die in der Nähe des Retortenbodens angeordnete
                              									Abfluſsvorrichtung h für das entstandene
                              									Natriumcarbonat hat eine solche Form, durch welche das flüssige Natriumcarbonat
                              									veranlaſst wird, das Retorteninnere gegen die Auſsenluft gewissermaſsen hydraulisch
                              									abzuschlieſsen (Fig.
                                 										2 bis 4). Das Auslaufende dieser Abfluſs Vorrichtung ist verschlieſsbar,
                              									zweckmäſsig mittels eines Kegelverschlusses i. An eine
                              									am oberen Theile der Retorte angebrachte Oeffnung schlieſst sich eine geeignete
                              									Vorlage k für die Condensation des Natriums an, unter
                              									dessen Auslauf ein Oelbehälter l angeordnet ist. Die
                              									Retorte f ist mit einem Schutzmantel m aus Thon umgeben. Die zur Heizung bestimmten Gase
                              									werden durch Kanal w und Oeffnung o in den Kanal n geleitet,
                              									wo sie die Retorte umspülen; daraufgehen die Heizgase durch Oeffnung p, Kanäle r und q in den Heizraum s, wo
                              									sie den Kessel a wärmen, und können dann durch Oeffnung
                              										t nach dem Schornsteine abgeführt werden.
                              									Fülltrichter c kann mit einem Kegelverschlusse u ausgestattet sein. Unterhalb der Abfluſsvorrichtung
                              										h ist ein Auffangegefäſs y für die bei der Reduction gebildete, zum groſsen Theile aus
                              									Natriumcarbonat bestehende Schlacke angeordnet.
                           
                           Bei Beginn der Operation wird die Retorte zur Hellrothglut erhitzt, darauf bei
                              									abgenommenem Deckel e oder durch die
                              									Kohlenbeschickungsöffnung d so viel Kohlen (am besten
                              									Holzkohle) eingetragen, bis die Retorte zu ungefähr ein Drittel damit angefüllt ist.
                              									Nachdem die Kohlen ebenfalls zum Glühen gebracht sind, was schon in einigen Minuten
                              									der Fall ist, wird das geschmolzene Aetznatron aus dem Kessel a durch Trichter c auf die
                              									glühenden Kohlen flieſsen gelassen, welcher Zufluſs mittels des Hahnes h in seiner Stärke regulirt werden kann; sofort zeigt
                              									sich bei k die Natronflamme, und nach ganz kurzer Zeit
                              									wird das Natrium aus k in den Oelbehälter l flieſsen. – Anfänglich ist es nöthig, behufs
                              									Fernhaltens der Auſsenluft das Kegelventil i zu
                              									schlieſsen. Nach kurzer Zeit, vielleicht nach einer halben Stunde, hat sich am Boden
                              									der Retorte so viel gröſstentheils aus Natriumcarbonat bestehende Schmelze
                              									angesammelt, daſs dadurch ein hydraulischer Verschluſs bei h entsteht und der Kegelverschluſs i gelöst
                              									werden kann, worauf ein Ueberschuſs an Schmelze ungehindert aus der
                              									Abfluſsvorrichtung h abflieſsen wird.
                           Um Undichtigkeiten und somit den Verlust von Alkalimetall zu vermeiden, ist die
                              									Retorte aus einem Gusse hergestellt. Der hydraulische
                              									Verschluſs h gestattet also das gebildete
                              									Alkalicarbonat ständig aus dem Bereiche des Reductionsprozesses fortzuführen, so
                              									daſs nur eine Einwirkung der Kohle auf das immer von Neuem zugeführte Alkalihydrat
                              									stattfinden soll, wodurch wieder ein Arbeiten bei verhältniſsmäſsig so geringer
                              									Temperatur ermöglicht wird, daſs man Guſseisen als Material für die
                              									Reductionsgefäſse anwenden kann. – Den gleichen Zweck, die Reduction der
                              									Aetzalkalien bei bedeutend niedrigerer Temperatur als der bisher erforderlichen zu
                              									ermöglichen, verfolgt der von O. M. Thowless in
                              										LondonTaf. 7 gibt den Namen irrthümlich Showles
                                    											an. (D. R. P. Nr. 45378 vom 27. September 1887) angegebene
                              									Apparat; derselbe gestattet, das Erhitzen des Kohlenstoff haltigen Zuschlages und
                              									nöthigenfalls auch des zu reducirenden Alkalis oder Alkalicarbonates vor ihrem
                              									Zusammenbringen zu bewirken, wodurch die Bildung irgend einer die Reduction
                              									störenden Verbindung verhindert werden soll. Der Apparat (Fig. 5 und 6) besteht aus einem in
                              									den Ofen A eingesetzten Tiegel oder einer Retorte B, in welchen durch Fülltrichter B1 eingeschütteter Koks
                              									oder ein anderes zweckdienliches Kohlenstoff haltiges Material im Zustande hoher
                              									Erhitzung erhalten wird. In dieses Gefäſs wird dann das vorher im Vorwärmschachte
                              										C erhitzte caustische Natron oder Kali oder deren
                              									Carbonate nach Oeffnung des Schiebers D so eingeführt,
                              									daſs es in möglichst innige Berührung mit dem hoch erhitzten Zuschlage tritt. Die
                              									Erhitzung des Alkalis in C erfolgt mittels des
                              									unterhalb und theilweise um C herumgeführten Zuges A1; die sich
                              									entwickelnden Metalldämpfe werden durch Rohr F mit
                              									Absperrventil F1 nach
                              									einem Condensator E der für die Gewinnung von
                              									Alkalimetallen üblichen Art abgeleitet. Die Retorte wird zweckmäſsig innen mit
                              									Graphit, Retortenkohle oder anderem passenden feuerbeständigen Materiale
                              									ausgefüttert. Die Beschickung des Vorwärmschachtes C
                              									mit dem zu erhitzenden Alkali geschieht durch die mit Deckel C2 versehene Einfüllöffnung C1; die Entleerung der
                              									Rückstände aus der Retorte erfolgt durch eine an derselben vorgesehene Thür B2. – J. B. Thompson in London und W. White in Churchfields (D. R. P. Nr. 43235 vom 26. Juli 1887) schmelzen
                              									zuerst die Alkalihydrate bezieh. Carbonate (2 Th.) mit Kohlenstoff haltigem
                              									Materiale (1½ Th.), Theer o. dgl. (auch Glucose und Kohlenwasserstoffe werden in der
                              									Patentschrift genannt) bei dunkler Rothglut zusammen und lassen dann die Reduction
                              									der erkalteten Schmelze in einem besonderen Apparate vor sich gehen. Das
                              									Zusammenschmelzen geschieht in Tiegeln oder Töpfen, worauf die durch Umstürzen der
                              									letzteren entleerte und erkaltete Schmelze zerkleinert wird. Die Reduction derselben
                              									geschieht in einem flachen Eisenblechkasten b (Fig. 7) mit
                              									Ausfluſsstülle d, welcher in eine fest eingemauerte,
                              									durch die Flammen einer seitlich angeordneten Feuerung umspülte, geneigt liegende
                              									Gasretorte a eingeschoben wird, bei heller Rothglut,
                              									welche fortwährend in der Retorte unterhalten bleibt. Das frei werdende Natrium soll
                              									in flüssigem Zustande durch eine von den Feuergasen abgeschlossene Retortenöffnung
                              									bei d in einen Sammelkasten g abflieſsen, in welchem Theile des Apparates durch Verdampfen von
                              									Paraffinöl eine nicht oxydirende Atmosphäre unterhalten wird. Das als Nebenproduct
                              									der Reaction auftretende Kohlenoxydgas entweicht durch ein Rohr r; es wird angezündet und zeigt durch sein Erlöschen
                              									die Beendigung der Reaction an. Die von der Retorte abziehenden Feuergase genügen
                              									noch zur Herstellung der Schmelze in den obengenannten Tiegeln.
                           Ein neues Verfahren zur Darstellung von metallischem
                                 										Chrom und Chromlegirungen beschreiben V. und E. Rouff in St. Etienne, Frankreich (D. R. P. Nr. 43213 vom 31. Juli 1887):
                           Um zur Reduction direkt Alkalichromate benutzen zu können, führen dieselben neben
                              									Kohle noch Kieselsäure in den Reductionsprozeſs ein, die bei lebhafter Rothglut die
                              									Chromsäure austreibt, welche sofort der Reduction durch die Kohle unterworfen wird.
                              									Das gewonnene Chrommetall ist schwammig und mit Alkalisilicat verunreinigt, welches
                              									durch Auswaschen entfernt wird. Es empfiehlt sich bei dem Reductionsprozesse einen
                              									Ueberschuſs von Kohle zu verwenden, da sonst das metallische Chrom sich leicht
                              									wieder auf Kosten der vorhandenen Kieselsäure unter Bildung von Silicium oxydirt.
                              									Erhält das Gemenge aus Alkalichromat, Kieselsäure und Kohle einen Zusatz geeigneter
                              									(oxydischer) Erze des Eisens, Kupfers oder Mangans, so werden durch den darauf
                              									folgenden Reductionsprozeſs Legirungen des Chromes mit den genannten Metallen erhalten. Setzt man dem
                              									ursprünglichen Reductionsgemenge mehr Kieselsäure, als zur Bildung des
                              									entsprechenden Alkalisilicates nöthig ist, hinzu, so wird, da sich die Kieselsäure
                              									durch Chrom in Gegenwart von Kohle reducirt, eine Chromsiliciumlegirung erhalten.
                              									Ersetzt man die obengenannten Metalloxyd zuschlage durch Wolframsäure, so ergibt der
                              									Reductionsprozeſs eine Wolfram-Chromlegirung. An Stelle der Alkalichromate können
                              									auch die Erdalkalichromate, wenn auch weniger vortheilhaft, da das als Nebenproduct
                              									erhaltene Erdalkalisilicat in Wasser unlöslich ist und auſserdem eine höhere
                              									Temperatur zur Reduction erforderlich ist, verwendet werden. Die Trennung soll durch
                              									Schmelzen und Abscheidung des Erdalkalisilicates als Glasschaum bewirkt werden. An
                              									Stelle der Kieselsäure sollen in gleicher Weise die sauren Silicate, die Borsäure
                              									und sauren Borate Verwendung finden können, wie auch an Stelle der neutralen die
                              									sauren Chromate treten können.
                           Sachse.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
