| Titel: | Selling's Rechenmaschine; von Direktor Dr. A. Poppe. | 
| Autor: | A. Poppe | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 193 | 
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                        Selling's Rechenmaschine; von Direktor Dr. A. Poppe.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 10.
                        Selling's Rechenmaschine.
                        
                     
                        
                           Seit mehr als zwei Jahrhunderten haben sich die geistreichsten und scharfsinnigsten
                              									Köpfe, Gelehrte wie Pascal, Leibnitz u.a. mit der
                              									Lösung der Aufgabe beschäftigt, die geistlose, ermüdende und erschlaffende Arbeit
                              									des anhaltenden Zifferrechnens durch eine Maschine verrichten zu lassen, ohne ihre
                              									Bemühungen und Opfer von einem namhaften Erfolge begleitet zu sehen. Erst unserem
                              									Jahrhunderte war ein entschiedener Fortschritt auch in dieser Richtung vorbehalten.
                              									Hiervon legt u.a. die aus den fünfziger Jahren stammende Scheutz'sche RechenmaschineVgl. 1860 156 241. 321. ein glänzendes
                              									Zeugniſs ab. Von einer Verbreitung dieser merkwürdigen, 10 englische Centner
                              									wiegenden Maschine, deren Anschaffungskosten sich auf nicht weniger als 2000 Pfd.
                              									Sterl. (40000 M.) belaufen sollen, kann jedoch begreiflicher Weise keine Rede sein,
                              									selbst von dem Umstände abgesehen, daſs sie nicht zur Ausführung beliebiger
                              									Rechnungen, sondern nur zur Herstellung tabellarischer Werke, wie Logarithmen,
                              									dient. Die erste Rechenmaschine, welche in weiteren Kreisen Eingang gefunden und
                              									sich als Hilfsmittel für Mathematiker, Astronomen, Versicherungsgesellschaften
                              									u.s.w. bis auf den heutigen Tag behauptet hat, ohne jedoch zu einer dem Bedürfnisse
                              									genügenden Verbreitung zu gelangen, ist der dem Elsässer Thomas bereits im J. 1820 patentirte „Arithmomètre“.Eine das Wesentliche umfassende Beschreibung dieser Maschine von F. Reuleaux befindet sich in D. p. J. 1862 165 *
                                    											334.
                           Der Thomas'sche Arithmometer ist es, dessen sich Herr
                              									Dr. Selling, Professor der Mathematik und Astronomie an
                              									der Universität Würzburg, bei seiner Untersuchung über die Leistungsfähigkeit des
                              									allgemeinen Unterstützungsvereines für die Hinterlassenen der bayerischen
                              									Staatsdiener und der mit demselben verbundenen Töchterkasse bedient hat, wozu zum
                              									ersten Male Tabellen der Ueberlebungsrenten der Kinder über beide Eltern berechnet
                              									und benützt worden sind. Mit Hilfe des Arithmometers ist es ihm möglich geworden,
                              									die gewaltigen Ziffermassen bei Berechnung so zahlreicher Tabellen in zwei Jahren zu
                              									bewältigen. Bei dieser Riesenarbeit hatte Dr. Selling
                              									reichlich Gelegenheit, sich von dem groſsen Nutzen der sinnreichen Maschine zu
                              									überzeugen. Aber auch ihre Mängel sind seinem Scharfblicke nicht entgangen, und
                              									diese fand er hauptsächlich in der Ungleichmäſsigkeit und zeitweisen Häufung der
                              									Widerstände, sowohl bei Bildung der Theilproducte, als auch bei der sogen.
                              									Zehnerübertragung. Unwillkürlich drängte sich ihm die Frage auf, ob es denn nicht
                              									möglich sei, die Construction des Arithmometers mit ihrer intermittirenden,
                              									stoſsenden und rasselnden Bewegung, durch eine solche von gleichmäſsigem, sanftem
                              										und geräuschlosem
                              									Gange zu ersetzen. Nach jahrelanger beharrlicher Arbeit und Ueberwindung mancher
                              									technischen Schwierigkeit ist ihm die Lösung dieser Aufgabe in überraschend schöner
                              									Weise durch die Erfindung seiner Rechenmaschine (D. R. P. Nr. 39634 vom 16. April
                              									1886) gelungen, welche eine Fülle ebenso geistvoller als praktischer Gedanken
                              										vereinigt.In der Broschüre: E. Selling, Eine neue
                                       												Rechenmaschine. Berlin. Springer.
                                    											1887, findet man als Einleitung eine kurz gefaſste Geschichte der
                                    											Rechenmaschinen  überhaupt, sodann die Beschreibung der
                                    											ursprünglichen Construction seiner eigenen Rechenmaschine, mit ihren
                                    											möglichen Aenderungen.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 271, S. 194
                              
                           
                        
                           
                           I. Beschreibung der Maschine.
                              								
                           Die allgemeine Constructionsanlage ist aus der nach einer photographischen Aufnahme
                              									ausgeführten Textabbildung, sowie aus dem schematischen Grundrisse (Fig. 2 Taf. 10)
                              									ersichtlich. Schon ein Blick auf diese Figuren läſst den eigenartigen, von allen
                              									anderen bekannten Systemen völlig abweichenden Charakter der Selling'schen Rechenmaschine erkennen. Sie beruht im Wesentlichen auf zwei
                              									Prinzipien, dem einen zur Bildung der Theilproducte, dem anderen zur
                              									Zehnerübertragung.
                           A) Bildung der Theilproducte. Die Einführung der unter
                              									der Bezeichnung „Nürnberger Schere“ bekannten rhombischen Gelenkverbindung,
                              									als Mittel zur Bildung der Theilproducte, ist ein ebenso glücklicher als origineller
                              									Gedanke. Fig.
                                 										3 Taf. 10 stellt die Nürnberger Schere in ihrer einfachsten Form
                              									schematisch dar. Ihr Prinzip ist mit wenigen Worten erklärt. Wenn der Punkt a festgehalten, und der erste Kreuzungspunkt b längs der Mittellinie um 1 Einheit verschoben wird,
                              									so bewegen sich die folgenden Kreuzungspunkte c, d,
                                 									e... bezieh. um 2, 3, 4... Einheiten. In Anwendung dieses Prinzipes sind zwei
                              									vollkommen gleiche, in den Punkten aa festgehaltene
                              									Nürnberger Scheren S und S1 (Fig. 2) an ihren
                              									Kreuzungsstellen durch zehn Querstäbe 0, 1, 2, 3... 9 dergestalt mit einander verbunden, daſs sie längs
                              									zweier Führungen RR durchaus gleiche Bewegungen machen.
                              										Fig. 4
                              									zeigt, wie ihre Gliederung der Verstärkung wegen in Wirklichkeit beschaffen ist.
                              									Jenseits ihrer festen Punkte sind die Scheren um eine Gelenkverbindung erweitert,
                              									deren Kreuzungspunkte durch einen elften Querstab g
                              									verbunden sind. Dieser bewegt sich in einer den Verschiebungen der Doppelschere
                              									entgegengesetzten Richtung. Sein Zweck wird später erklärt werden. Die Fixpunkte aa der Schere liegen auf dem vierkantigen Theile einer
                              									Welle WW, welche mit dem Rahmen ll ein festes Ganze bildet. Ihre Enden sind in einem auf den
                              									Führungsstangen R R gleitenden Schieber ss gelagert, welcher mittels des Handringes h vor oder zurück bewegt werden kann, wenn man die
                              									Schere öffnen oder schlieſsen will. Dehnt man nun die letztere so weit aus, daſs der
                              									Querstab i den Weg w
                              									zurücklegt, so sind die von den Querstäben 2, 3, 4... 9
                              									zurückgelegten Wege 2w, 3w, 4w... 9w. Die Querstäbe werden rechtwinkelig gekreuzt von
                              									neun auf ihnen liegenden Zahnstangen Z1, Z2, Z3... Z9,
                              									wovon jedoch in Fig.
                                 										2 nur vier angegeben sind. Der ungezahnte Theil jeder Zahnstange hat zehn
                              									gleichweit von einander abstehende Löcher, welche bei der in Fig. 2 dargestellten
                              									Anfangslage der Schere direkt über entsprechenden Löchern der Querstäbe zu liegen
                              									kommen. Jedes der Zahnstangenlöcher enthält einen oben mit einem Knöpfchen
                              									versehenen Stahlstift, welcher, wenn er wie eine Taste hinabgedrückt wird, die
                              									betreffende Querstange mit der Zahnstange verbindet. Bezeichnet man die Stifte oder Tasten mit den
                              									Nummern der Querstäbe, über denen sie liegen, so braucht man, um z.B. die Zahl 571
                              									einzustellen, nur die Taste 1 der Zahnstange Z1, die Taste 7 der Zahnstange Z2 und die Taste 5 der
                              									Zahnstange Z3
                              									hinabzudrücken. Dadurch sind die drei Zahnstangen mit den betreffenden Querstäben
                              									verbunden, so daſs sie beim Oeffnen der Schere die den Ziffern der gegebenen Zahl
                              									entsprechenden Wege 1w, 7w, 5w der Querstäbe mitmachen,
                              									während die übrigen mit dem unbeweglichen Nullstabe aa
                              									verbundenen Zahnstangen zurückbleiben.
                           Soll eine neue Zahl an der Claviatur eingestellt werden, so braucht man auf die
                              									vorher eingestellt gewesenen Ziffern keinerlei Rücksicht zu nehmen, indem der
                              									betreffende Stift durch einen sinnreichen Federmechanismus von selbst in die Höhe
                              									springt und auſser Eingriff kommt, sobald ein anderer derselben Zahnstange
                              									hinabgedrückt wird. Die Fig. 5 und 6 veranschaulichen diesen
                              									Hilfsmechanismus in zwei senkrechten Durchschnitten, q1, q2, q3, q4 sind vier Querstäbe der in Nullstellung
                              									befindlichen Schere, T1, T2, T3, T4 ebenso viele in
                              									einer Führung oo gleitende Tasten, wovon die eine
                              									hinabgedrückt ist, um die Zahnstange ZZ mit dem
                              									Querstabe q4 zu
                              									verbinden. Jede Taste besitzt eine kleine kegelförmige Erweiterung, auf welche von
                              									unten eine Spiralfeder wirkt und die Taste nach oben drängt. Beim Hinabdrücken der
                              									Taste T4 hat der Kegel
                              										k4 die vorstehende
                              									Kante eines längs der Stiftenreihe sich hinziehenden, um eine Achse drehbaren und
                              									elastisch andrückenden Bleches bb zurückgedrängt,
                              									worauf die Kante, wie Fig. 5 zeigt, oberhalb des
                              									Kegels eingeschnappt ist. Soll nun später an derselben Zahnstange eine andere Ziffer
                              									eingesetzt und zu diesem Zwecke ein anderer Stift T1 hinabgedrückt werden, so schiebt k1 das Blech bb zurück, wodurch der Stift T4 frei wird und von selbst in die Höhe
                              									springt, wogegen jetzt der niedergedrückte Stift T1 festgehalten wird. Es kann also nie eine und
                              									dieselbe Zahnstange durch zwei Stifte gleichzeitig mit der Schere verbunden sein.
                              									Das Einsetzen des Multiplicanden an der Claviatur nimmt auf diese Weise kaum so viel
                              									Zeit in Anspruch, als das Anschreiben mit der Feder.
                           Ebenso schnell vollzieht sich die Bildung der Theilproducte einfach durch Oeffnen der
                              									Scheren mittels des Handringes h (Fig. 2). Zur genauen
                              									Begrenzung dieser Bewegungen dient die Scala U mit den
                              									vier kleinen den Multiplicatorziffern 1, 2, 3, 4 entsprechenden Einschnitten I, II, III, IV, indem durch eine leichte Drehung des
                              									Handringes h ein Riegel frei wird und in einen der
                              									Einschnitte einschnappt. Der Ziffer 5 entspricht ein Anschlagen des Schiebers s an den Aufhaltstift V.
                              									Die Fortsetzung der Multiplicatorscala bis zur neunten Haltstelle hat der Erfinder
                              									nicht für nothwendig erachtet, da man den Ziffern 6, 7, 8, 9 bezieh. die Werthe (10
                              									– 4), (10 – 3), (10 – 2), (10 – 1) oder auch (2 + 3), (3 + 4), (3 + 5), (4 + 5)
                              									substituiren kann. Es ist dies jedoch nicht nothwendig und geschieht nur, um die
                              									Längendimensionen der Maschine zu vermindern und kleinere Bewegungen zu erzielen.
                              									Der ganze um WW drehbare Rahmen kann um einen kleinen
                              									Bogen gehoben und gesenkt werden. Dieses geschieht durch Drehung des Handknopfes O, dessen Achse im Rahmen ll gelagert ist und ein Excenter x enthält,
                              									welches auf der im Gestelle befestigten runden Stange u
                              										(Fig. 1)
                              									aufliegt. Durch Hebung des Rahmens gelangen die Zahnstangen mit den Zahnrädern r1, r2, r3... des Systemes P in Eingriff, um ihre den Theilproducten
                              									proportionalen Längsverschiebungen in Drehungen dieser Räder umzusetzen. Die Senkung
                              									des Rahmens bringt sie wieder auſser Eingriff.
                           B) Die Zehnerübertragung. Das Radsystem P besteht bei der in Fig. 1 abgebildeten
                              									Rechenmaschine aus 13 gleichen Zahnrädern r1, r2, r3... jedes von 36 Zähnen, und ebenso vielen
                              									Zifferrädern n1, n2, n3... von etwas
                              									gröſserem Durchmesser. Sämmtliche Räder sitzen in wechselnder Reihenfolge lose auf einer gemeinsamen, an das Gestell festgeschraubten Achse XX.
                              									Diese trägt noch ein zweites, gleichfalls mit Zehnerübertragung ausgestattetes
                              									Radsystem Q, bestehend aus sieben Zahnrädern und sieben
                              									Zifferrädern. Von diesem mag vorläufig nur so viel gesagt werden, daſs dasselbe in
                              									Verbindung mit der einzelnen Zahnstange y bei
                              									Multiplicationen den Multiplicator, bei Divisionen den Quotienten registrirt. Der
                              									cylindrische Umfang der Zifferräder ist durch Querstriche in 40 gleiche Felder
                              									getheilt, welche die zehn in erhabener Schrift gravirten Ziffern 0 bis 9 in
                              									vierfacher Folge aufnehmen. Dicht über das ganze Radsystem ist parallel zur Achse
                              									ein Faden DD als Index gespannt, welcher bei
                              									Nullstellung der Räder den unteren Strich jedes Nullfeldes deckt. An diesem Faden
                              									erscheint nach beendigter Rechnung in dem Einschnitte des Schutzbleches A (Fig. 1) das Resultat. Da
                              									aber die Ziffern 1, 2, 3... 9 in vierfacher Folge auf den Radumfängen vorhanden
                              									sind, so bilden sich die Resultate nicht nur längs der Ableselinie DD, sondern auch von 90° zu 90° längs dreier anderer
                              									Linien. Dies kann dazu benützt werden, um auf der Rückseite der Räder das Resultat
                              									mittels einer besonderen Vorrichtung, wozu die Walze cc
                              									und das Rädchen d (Fig. 1) gehört, auf einem
                              									Papierstreifen als Rechnungsbeleg abzudrucken.
                           Angenommen nun, die an der Claviatur eingesetzte Zahl 875 solle fürs erste einfach
                              									als solche auf die Räder übertragen, d.h. mit 1 multiplicirt werden, und die
                              									betreffenden Zahnstangen Z1, Z2, Z3 befinden sich mit
                              									den Rädern r1, r2, r3 in Eingriff, so
                              									öffnet man die Schere aus ihrer Anfangslage bis zum Einschnitte I der Scala U. Die
                              									Zifferräder n1, n2, n3 werden alsdann in
                              									entsprechender Richtung bezieh. um 5, 7, 8 Ziffern weiterrücken, und an Stelle der
                              									drei Nullen wird der Multiplicand 875 am Faden DD
                              									erscheinen. Soll dieselbe Zahl mit 4 multiplicirt werden, so öffnet man die Schere
                              									von ihrer Nullstellung aus bis zum Scaleneinschnitte IV.
                              									Da aber die Ziffern der Räder nur von 0 bis 9 gehen, während die Wege der
                              									Zahnstangen Z1, Z2, Z3 im gegebenen Falle
                              									bezieh. den 20fachen, 28fachen und 32fachen Ziffernabstand darstellen, so muſs für
                              									die Zehnerübertragung von einem Zifferrade auf das links nächste gesorgt sein. Die
                              									Methode dieser Uebertragung gehört zu den feinsten Eigenthümlichkeiten der Selling'schen Rechenmaschine. Sie besteht in einem
                              									Mechanismus, mittels dessen jedes Zifferrad stetig um 1/10 der Drehung des rechts nächsten in
                              									derselben Richtung sich dreht, neben dieser Drehung aber und ganz unabhängig von ihr
                              									noch diejenige Bewegung annimmt, welche durch die Zahnstangen unmittelbar eingeführt
                              									wird. Zur Erklärung und Veranschaulichung dieses Vorganges dient Fig. 7, worin zwei
                              									Zifferräder n1, n2 (Einerrad und
                              									Zehnerrad), zwei Zahnräder r1, r2, nebst
                              									den die Zehnerübertragung vermittelnden Elementen in der vorderen Ansicht und zwei
                              									Zahnstangen Z1, Z2 im Querschnitte
                              									dargestellt sind, und zwar der besseren Uebersicht wegen durch einen gröſseren
                              									Zwischenraum von einander getrennt. Auf die feste Hauptachse XX ist ein Zahnrad a, das einzige
                              									unbewegliche Rad des ganzen Systemes, festgekeilt, Auf diesem rollt ein gleich
                              									groſses Planetenrad b, dessen Achse in der Wand des 36
                              									Zähne enthaltenden Rades r1 excentrisch gelagert ist und an ihrem jenseitigen Ende ein Stahltrieb
                              										c von 10 Zähnen trägt, b und c sitzen an ihrer Achse fest. Das Trieb
                              										c steht mit dem an die eine Seite des Zifferrades
                              										n1 befestigten
                              									Zahnrade d von 100 Zähnen in Eingriff. Mit der anderen
                              									Seite von n1 ist das
                              									Zahnrad f fest verbunden, dessen Durchmesser dem des
                              									Rades a gleich ist. Denselben Durchmesser besitzt das
                              									auf dem Umfange von f rollende Planetenrad e dessen Achse in der Wand des Rades r2 gelagert ist und an ihrem anderen Ende ein Trieb
                              										g von 10 Zähnen trägt, welches in das an n2 befestigte Rad h von
                              									100 Zähnen greift. Die gleiche Räderverbindung wiederholt sich durch das ganze
                              									System. Fig. 8
                              									zeigt die Zifferräder n1, n2 mit dem
                              									zwischenliegenden Zahnrade r2, dem Planetenräderpaare e, g und den an n1, n2 befestigten
                              									Zahnrädern d, f und h, i
                              									im senkrechten Durchschnitte längs der Achse, und zwar in der Hälfte ihrer
                              									wirklichen Gröſse.
                           Angenommen nun, die Zahnstange Z1 (Fig. 7) ertheile dem Rade
                              										r1 eine
                              									vollständige. Umdrehung in der Pfeilrichtung, so hat sich während dieser das
                              									Planetenrad b genau einmal um a gewälzt, also mit dem Triebe c eine
                              									Umdrehung um seine Achse vollendet. Während dieser muſs daher vermöge des
                              									Verhältnisses der Zähnezahl des Triebes c zu der des
                              									Rades d das Zifferrad n1 eine rückläufige Bewegung von 1/10 Drehung
                              									gemacht haben. Nun wird aber gleichzeitig die Achse des Räderpaares b, c vom Rade r1 mitgenommen, eine Bewegung, welche durch das jetzt
                              									als Mitnehmer wirkende Trieb c auf das Einerrad n1 übertragen wird. Die
                              									aus diesen beiden Bewegungen resultirende Drehung des letzteren nach der Pfeilrichtung ist also 9/10 der Drehung
                              									von r1. Die Abstände
                              									der Scaleneinschnitte von U (Fig. 1 und 2) sind so geregelt, daſs,
                              									wenn die Zahnstange Z1
                              									mit dem Querstabe i verbunden ist, die Bewegung der
                              									Schere aus ihrer Nullstellung nach den Einschnitten I, II,
                                 										III... die Ziffern 1, 2, 3... des Einerrades genau an die Stelle der Null
                              									bringt. Das Einerrad n1
                              									theilt seine Drehung durch Vermittelung des Räderwerkes e,
                                 										f, g, h, dessen Dimensionen denen des Räderwerkes a, b, c, d vollkommen gleich sind, auf 1/10 reducirt, dem Zehnerrade n2 mit, und dieses
                              									wieder seine Drehung, auf gleiche Weise reducirt, dem Hunderterrade n3 u.s.w. Daſs bei
                              									dieser dem Zeigerwerke einer Uhr analogen Zehnerübertragung die Resultatziffern
                              									nicht genau in einer Linie oberhalb des Indexfadens erscheinen können, sondern je
                              									nach der Gröſse der rechts vorhergehenden Zahl schon theilweise unter den Faden
                              									hinabgerückt sein müssen, läſst sich voraussehen. Um sich aber auch einen
                              									anschaulichen Begriff von dem wirklichen Betrage dieser Abweichung zu machen, nehme
                              									man an, die Zahl 39287 sei in die Claviatur eingesetzt und von da auf die
                              									Zifferräder übertragen worden. Bezeichnet man zuvörderst die Einer, Zehner,
                              									Hunderter u.s.w. der gegebenen Zahl bezieh. mit a, b, c, d,
                                 										e und setzt die Bogenlänge eines Zifferfeldes = 1, so ist der Betrag, um
                              									welchen der untere Strich des Feldes den Faden überschritten hat:
                           
                              
                                 Bei
                                 
                                    n_1=0
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    n_2=\frac{a}{10}
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    n_3=\frac{a}{10}+\frac{b}{10}
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    n_4=\frac{a}{1000}+\frac{b}{100}+\frac{c}{10}
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 
                                    n_5=\frac{a}{10000}+\frac{b}{1000}+\frac{c}{100}+\frac{d}{10}
                                    
                                 
                              
                           Für die Zahl 39287 würden sich diese Ueberschreitungen herausstellen, wie folgt:
                           
                              
                                 Bei
                                 n1 = 0
                                 
                              
                                 „
                                 n2 = 0,7
                                 
                              
                                 „
                                 n3 =
                                    											0,87
                                 
                              
                                 „
                                 n4 =
                                    											0,287
                                 
                              
                                 „
                                 n5 =
                                    											0,9287
                                 
                              
                           und danach die betreffenden Ziffern etwa wie in Fig. 9 sich
                              									gruppiren, wenn man sich die Räder nahe an einander gerückt denkt. Jede etwaige
                              									Unsicherheit in der richtigen Ablesung des Resultates wird durch die Beobachtung
                              									folgender Regel gehoben: Die richtige Ziffer ist immer
                                 										diejenige, bei welcher entweder der untere Strich ihres Feldes mit dem
                                 										Indexfaden zusammenfällt (wie bei 7), oder deren Feld von dem Faden geschnitten wird.
                           Da das Auge gewohnt ist, jedes Rechnungsresultat in einer Reihe geordnet zu sehen, so könnte
                              									jene Abweichung aus der Richtung neben einem gewissen Gefühle der Unsicherheit ein
                              									ästhetisches Bedenken erregen. Der vorurtheilsfreie Rechner wird sich aber, sobald
                              									er die Ueberzeugung gewonnen hat, daſs jene kleine Unregelmäſsigkeit auf die
                              									richtige Erkenntniſs des Resultates keinen Einfluſs hat, bald daran gewöhnen. Der
                              									Erfinder selbst bezeichnet diese Art der Ablesung sogar als einen Vortheil. Das Bild
                              									der Zahl sei in gewisser Weise ein organisches Gefüge, worin kein Theil ohne alle
                              									übrigen verändert werden könne. Jede Ziffer sei durch die Stellung des links
                              									vorausgehenden Zifferrades controlirt. Nachdem man sich einmal an diese Ablesung
                              									gewöhnt habe, würde man sie ungern vermissen, weil sie viel mehr das Gefühl der
                              									Sicherheit gebe, als wenn jede Ziffer nur für sich steht. In der automatischen Copie
                              									dagegen, welche ihrer Bestimmung gemäſs auch Anderen, die mit der Maschine selbst
                              									nicht vertraut sind, zur Revision vorgelegt werde, sei es allerdings wünschenswerth,
                              									die Rechnungsresultate in der gewöhnlichen Form zu erhalten. Von diesem
                              									Gesichtspunkte ausgehend hat der Erfinder einen zur Zeit in Ausführung begriffenen
                              									Mechanismus in der gemeinnützigen Wochenschrift des
                                 										polytechnischen Centralvereines für Unterfranken und Aschaffenburg mit
                              									Abbildung angegeben, welcher das Gewünschte leistet, ohne daſs die stetige Bewegung
                              									und die Möglichkeit der bisherigen Ablesung verloren geht.
                           C) Hilfsvorrichtungen. Bevor ich zur Ausführung der für
                              									das Geschäftsleben wichtigsten Rechnungsoperationen mit der Selling'schen Maschine übergehe, sind noch einige wichtige
                              									Hilfsvorrichtungen zu beschreiben. Der Rahmen II kann
                              									mittels des Handknopfes O nicht nur gehoben und
                              									gesenkt, sondern auch mit der Welle WW seitwärts
                              									verschoben werden. Diese Verschiebung hat den Zweck, die Zahnstangen beim Uebergange
                              									der Multiplication von den Einern auf die Zehner, Hunderter u.s.w. mit den nächsten
                              									links liegenden Rädern in Eingriff zu bringen. Zur Controle dieser Einstellung dient
                              									bei den neuesten Apparaten (statt der in die Einschnitte der Achse WW (Fig. 1) einschnappenden
                              									Feder) die Scale L (Fig. 2), deren
                              									Theilstriche genau denselben Abstand von einander haben, wie die Zahnräder. Man
                              									braucht daher nur jedesmal einen an dem Rahmen angebrachten Zeiger von einem
                              									Theilstriche zum nächstfolgenden zu führen. Dieses bedarf keiner besonderen
                              									Aufmerksamkeit, indem sich der Eingriff der Zahnstangen, auch wenn der Zeiger nicht
                              									genau auf dem betreffenden Theilstriche stehen sollte, am richtigen Orte ganz von
                              									selbst vollzieht. Unterhalb der Zahnräder ist nämlich parallel zur Achse eine
                              									Schiene fest mit dem Gestelle verbunden, welche in denselben Abständen, wie die
                              									Räder, eine Reihe nach unten sich erweiternder Einschnitte enthält. In einen solchen
                              									Einschnitt legt sich nach jeder Verschiebung bei Hebung des Rahmens ein an diesem
                              									befestigter Ansatz, wodurch die Eingriffslage gesichert ist.
                           
                           Zur Sicherheit gegen jede Verrückung der Räder, während die Zahnstangen auſser
                              									Eingriff sind, läuft parallel zur Achse XX ein Rechen
                              									über das Radsystem, welcher durch Seitenstäbe mit dem Rahmen in starrer Verbindung
                              									steht, also mit diesem sich hebt und senkt. Wenn nun in Folge der Senkung die
                              									Zahnstangen auſser Eingriff kommen, legen sich gleichzeitig die Zähne des Rechens
                              									zwischen je zwei Zähne eines Rades und halten dasselbe in fester Lage. Bei Hebung
                              									des Rahmens greifen die Zahnstangen ein, und die Zähne des Rechens treten aus dem
                              									Bereiche der Radzähne. Die Vorrichtung gestattet übrigens, um die Nullstellung der
                              									Zifferräder zu ermöglichen, innerhalb eines kleinen Intervalles eine Mittellage, bei
                              									welcher die Räder oben und unten frei sind.
                           Die Nullstellung aller Zifferräder wird durch eine
                              									einzige Bewegung mit Hilfe der in Fig. 10 veranschaulichten
                              									Vorrichtung bewirkt. Jedes Zifferrad enthält nämlich an seiner rechten Kante vier
                              									kleine Stiftchen β in Abständen von 90° und überall
                              									neben der gleichen Ziffer. In einem um die Hauptachse XX drehbaren Rahmen ist die Achse a eines
                              									Rechens gelagert, dessen Zinken b für gewöhnlich nicht
                              									bis an die Stifte β reichen. Legt man aber, nachdem
                              									durch Beiseiteschiebung eines in Fig. 1 sichtbaren Bügels
                              										g die oben erwähnte Mittellage der Vorrichtung zur
                              									Sicherung der Radstellung herbeigeführt worden ist, den Finger in den Ring f, und drückt zugleich das Ende eines um o drehbaren Hebels, dessen anderer Arm auf einen
                              									kleinen an der Achse des Rechens sitzenden Hebel wirkt, zurück, so kommen die
                              									Stiftchen β sämmtlicher Zifferräder in den Bereich der
                              									Zinken b. Dreht man zugleich den Ring in die Höhe, so
                              									raffen die Zinken des Rechens die Stiftchen, denen sie jetzt begegnen müssen,
                              									zusammen. Gleichzeitig dreht sich ein durch einen Gelenkmechanismus mit dem ersten
                              									verbundener, anfangs um 180° von ihm abstehender zweiter Rechen in der
                              									entgegengesetzten Richtung. Sobald dieser Abstand bis auf 90° sich vermindert hat,
                              									so drücken die Zinken beider Rechen in entgegengesetzten Richtungen an je zwei
                              									Stifte β und sichern dadurch die Stellungen der Räder,
                              									wobei die Nullen in einer Reihe stehen. Zieht man alsdann den Finger zurück, so
                              									bewegt sich der ganze Hilfsapparat unter dem Einflüsse geeignet angebrachter Federn
                              									von selbst wieder in seine ursprüngliche Lage zurück.
                           
                        
                           II. Ausführung der Rechnungen.
                              								
                           Bei Betrachtung der Fig. 2 erkennt man sofort, daſs beim Oeffnen der Schere die Ziffern der
                              									Räder P in ihrer natürlichen Folge 0, 1, 2, 3... 9,
                              									also in additivem Sinne, beim Schlieſsen der Schere
                              									dagegen in umgekehrter Ordnung 9, 8, 7... 0, also in subtractivem Sinne, die Ableselinie DD
                              									passiren müssen. Da nun die Multiplication als wiederholte Addition, die Division
                              									als wiederholte Subtraction aufzufassen ist, so kann erstere nur durch wiederholtes Oeffnen, letztere
                              									durch wiederholtes Schlieſsen der Schere ausgeführt werden. Die einzelne Zahnstange
                              										y ist daher, um den Multiplicator und Quotienten
                              									auf den Rädern Q registriren zu können, bei der
                              									Multiplication durch Niederdrücken der Taste m mit dem
                              									Querstabe 1, bei der Division durch Niederdrücken der
                              									Taste d mit dem Querstabe g zu verbinden, damit sie beim Oeffnen der Schere im ersten Falle das
                              									betreffende Zahnrad in additivem, im letzteren Falle in subtractivem Sinne drehen
                              									könne. Zur Vermeidung von Wiederholungen soll vor Beginn jeder Rechnung Alles auf
                              									Null gestellt angenommen werden.
                           Addition. Um eine beliebige Anzahl Summanden zu addiren,
                              									setzt man den ersten Summanden an der Claviatur ein, schiebt die Schere, um ihn auf
                              									die Räder zu übertragen, von 0 bis zum Einschnitte I, während die Zahnstangen eingreifen, und zurück auf
                              										0, während sie nicht eingreifen, Dasselbe
                              									wiederholt man mit jedem folgenden Summanden. Die Summe kann schlieſslich an dem
                              									Indexfaden abgelesen werden.
                           Subtraction. Wollte man auch eine Subtraction auf der
                              									Rechenmaschine ausführen, so müſste man zunächst den Minuenden auf das Radsystem
                              									übertragen, die Schere ohne Zahnstangeneingriff in die Nullstellung zurückziehen,
                              									dann den Subtrahenden an der Claviatur einsetzen, die Schere ohne
                              									Zahnstangeneingriff bis I öffnen und nach
                              									bewerkstelligtem Eingriffe wieder bis 0
                              									zurückziehen.
                           Multiplication. Es sei zu multipliciren 7548 mit 354.
                              									Folgendes ist die Reihenfolge der Operationen:
                           1) Einstellung der Einzelstange y durch Niederdrücken
                              									der Taste m auf Multiplication und des Multiplicanden
                              									7548 an der Claviatur. Die vier schwarzen Tasten in Fig. 2 mögen die
                              									betreffenden Ziffern bezeichnen.
                           2) Zahnstangen in Eingriff und Oeffnen der Schere wegen des Multiplicators 4 bis zum Einschnitte IV.
                              									Auf den Zifferrädern n1, n2, n3, n4, n5 erscheint am Faden
                              										DD die Zahl 30192 als erstes Zwischenresultat,
                              									welches man weiter nicht zu beachten braucht, und auf dem ersten Zifferrad des
                              									Systemes Q die Multiplicatorziffer 4.
                           3) Zahnstangen auſser Eingriff und Zurückführung der Schere in ihre Nullstellung;
                              									Verschiebung des Rahmens ll um eine Stelle nach links
                              									und Hebung desselben, wodurch jede Zahnstange, statt in das bisherige Zahnrad, in
                              									das links folgende eingreift.
                           4) Oeffnen der Schere wegen des Multiplicators 5 bis zum Anschlagstifte V. Am Indexfaden zeigt sich als zweites
                              									Zwischenresultat die Zahl 407 592 und auf dem zweiten Zifferrade des Systemes Q die Multiplicatorziffer 5.
                           5) Wie in Nr. 3.
                           6) Oeffnen der Schere wegen des Multiplicators 3 bis zum Einschnitte III. Am Indexfaden erscheint das Endresultat: 2671992
                              									und auf den Rädern Q steht der Multiplicator 354.
                           
                           Demgemäſs erfordert die ganze Rechnung, nachdem der Multiplicand eingesetzt ist, nur
                              									fünf sanfte Bewegungen. Denn die Operationen Nr. 3 und Nr. 5 lassen sich mit einer
                              									einzigen zusammenhängenden Bewegung ausführen. In vorstehendem Beispiele geht keine
                              									der Multiplicatorziffern über 5 hinaus. Ist aber die eine oder die andere derselben
                              									gröſser als 5, so kann man sich dieselbe in zwei Summanden zerlegt denken, z.B. 8 in
                              									3 + 5. Das Verfahren unterscheidet sich alsdann von dem vorhergehenden Beispiele nur
                              									dadurch, daſs jetzt die Schere wegen einer Multiplicatorziffer zweimal zu öffnen
                              									ist. Man kann aber auch den Multiplicator 8 ebenso gut durch (10 – 2) ausdrücken,
                              									also von dem Zehnfachen des Multiplicanden, welches sich durch Verschiebung des
                              									Rahmens um eine Stelle nach links ergibt, das Zweifache desselben subtrahiren.
                              									Uebrigens wird jeder verständige Rechner, auch wenn er mit einem Apparate arbeitet,
                              									bei welchem die Multiplicatorziffern bis 9 unmittelbar angewandt werden können,
                              									passende Gelegenheiten zur Abkürzung des Verfahrens nicht vorübergehen lassen. Er
                              									wird z.B. den Multiplicator 697 durch 700 – 3 sich ausgedrückt denken, den Rahmen um
                              									zwei Stellen nach links verschieben, mit 7 multipliciren und schlieſslich den
                              									dreifachen Multiplicanden subtrahiren.
                           Division. Das praktische Verfahren bei der Division
                              									ergibt sich naturgemäſs aus ihrer Auffassung als wiederholte Subtraction, wonach der
                              									Quotient die Zahl ist, welche anzeigt, wie vielmal der Divisor vom Dividenden
                              									subtrahirt werden kann. Vor der Ausführung schiebt man den Rahmen nach links, so
                              									daſs die Zahnstange Z9 unter das vorletzte, und die
                              									Einzelstange y unter das letzte Zahnrad der
                              									betreffenden Systeme P und Q zu liegen kommt.
                           Es sei z.B. 92742 zu dividiren durch 396. Die Reihenfolge der Operationen ist
                              									diese:
                           1) Einstellen des Dividenden 92742 an der linken Seite der Claviatur und Uebertragen
                              									desselben durch Oeffnen der Schere bis I auf das
                              									Radsystem P.
                           2) Schere ohne Eingriff zurück in die Ruhelage und Einstellen des Divisors 396 an der
                              									Claviatur.
                           3) Verbindung der Einzelstange y, durch Niederdrücken
                              									der Taste d, mit dem Querstabe g, damit sich die mit y in Eingriff kommenden
                              									Räder des Systemes Q in additivem Sinne drehen. Oeffnen
                              									der Schere ohne Eingriff bis zum Anschlage V.
                           4) Rückführung der Schere mit Eingriff, bis man an der höchsten Stelle des Dividenden
                              									Null erscheinen sieht.Wenn der Spielraum der Schere nicht hinreicht, um die Null mit einer Rückbewegung derselben an den Indexfaden
                                    											zu bringen, so wiederholt man diese Operation bis zum Erscheinen der
                                    											Null. Gleichzeitig mit dieser zeigt sich auf dem letzten
                              									Zifferrade des Systemes Q die erste Quotientenziffer
                              										2. An der Stelle des
                              									gegebenen Dividenden steht jetzt als erster Rest 13542.
                           5) Zahnstangen auſser Eingriff und seitliche Verschiebung um eine Stelle nach rechts.
                              									Rückschiebung der Schere mit Eingriff', bis statt der Ziffer 1 der Zahl 13542 Null
                              									erscheint. Mit dieser zugleich zeigt sich im vorletzten Zifferrade des Systemes Q die zweite Quotientenziffer 3, und an Stelle von
                              									13542 steht jetzt 1662 als zweiter Rest.
                           6) Zahnstangen auſser Eingriff und Verschiebung um eine Stelle nach rechts.
                              									Rückführung der Schere mit Eingriff', bis statt der Ziffer 1 der Zahl 1662 Null
                              									erscheint. Im Systeme Q kommt gleichzeitig 4 als dritte
                              									Quotientenziffer zum Vorscheine und in P steht 78 als
                              									dritter und letzter Rest am Indexfaden.
                           Resultat: Der Quotient ist 234 und der Rest 78.
                           Vorstehende Zusammenstellung der Rechnungsvorschriften für die vier Species dürfte
                              									für die Geschäftspraxis genügen und den intelligenten Rechner in den Stand setzen,
                              									sich die Regeln für verwandte Fälle, wie Wurzelausziehung u.s.w., selbst zurecht zu
                              									legen. Daſs die Einübung auf den Dienst der Selling'schen Rechenmaschine mehr Zeit als die Erlernung der Handhabung des
                              									Arithmometers erfordert, ist nicht in Abrede zu stellen. Hat man aber einmal eine
                              									gewisse Fertigkeit in den Handgriffen und Sicherheit in ihrer Aufeinanderfolge
                              									erlangt, so führt sie rascher zum Ziele, als das Arithmometer. Unter den von Dr. Selling dem letzteren gegenüber geltend gemachten
                              									Vortheilen seines Instrumentes sind besonders folgende hervorzuheben:
                           1) Alle Bewegungen, sowohl bei der Bildung der Theilproducte, als auch bei der
                              									Zehnerübertragung sind durchaus gleichmäſsig, sanft und geräuschlos; sie sind ebenso
                              									leicht rückwärts wie vorwärts auszuführen.
                           2) Die Einstellung des Multiplicanden, Divisors u.s.w. geschieht durch einfaches
                              									Niederdrücken von Tasten, wobei man auf die vorher eingesetzt gewesene Zahl keine
                              									Rücksicht zu nehmen braucht.
                           3) Die Multiplication einer beliebigen Zahl mit irgend einer Ziffer, wozu bei dem
                              									Arithmometer so viel Kurbeldrehungen nöthig sind, als die Multiplicatorziffer
                              									Einheiten enthält, ist mit einer einzigen Handbewegung abgemacht.
                           4) Die Nullstellung einer beliebigen Zifferreihe vollzieht sich auf einen Griff.
                           5) Zur Sicherung der Radstellung sind nirgends Sperrfedern, wie bei der Thomas'schen Maschine, sondern ausschlieſslich starre
                              									Körper benützt.
                           6) Alle eingesetzte Zahlen, Zwischen- und Endresultate können durch eine einzige
                              									Handbewegung copirt werden.
                           7) Bei Selling's Rechenmaschine geht die
                              									Zehnerübertragung durch alle Radsysteme hindurch, während sie im Arithmometer bei
                              									der zweiten Stelle links vom Multiplicanden aufhört.
                           
                           8) In Folge der Gleichmäſsigkeit der Widerstände kann die Stellenzahl bei nur
                              									mäſsiger Preiserhöhung bis zu fast beliebiger Ausdehnung vergröſsert werden.
                           Ich darf übrigens nicht unerwähnt lassen, daſs es Herrn Arthur Burkhardt in Glashütte, dessen Verdienste um die Verbesserung des
                              									Arithmometers bekannt sind, gelungen ist, den unliebsamen Folgen der unzulänglichen
                              									Zahnerübertragung durch Anbringung eines Zehner-Ergänzungs-Signales
                              										vorzubeugen.Auf das Bedürfniſs eines der Zehnerübertragung beizugebenden akustischen
                                    											Signales hatte Dr. Selling schon in der oben
                                    											erwähnten Broschüre S. 49 aufmerksam gemacht.
                           Prof. Selling hat die Herstellung seiner neuen
                              									Rechenmaschine für Deutschland dem Mechaniker Max Ott
                              									in Kempten übertragen. Sie ist in guten Händen; denn Herr Ott hat den Geist der Erfindung mit klarem Verständnisse erfaſst. Aus
                              									seiner Werkstätte für Präcisions-Mechanik ist bereits eine Anzahl Exemplare in
                              									untadelhafter Ausführung hervorgegangen.
                           Die Maschine, wie sie Fig. 1 darstellt, ist 35cm breit, 40cm lang und 15cm
                              									hoch. Sie gestattet die Multiplication einer 9 stelligen Zahl noch mit einer
                              									7stelligen, während das Product auf 13 Stellen genau abzulesen ist. Ihr Preis
                              									beträgt 400 M.
                           
                        
                     
                  
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