| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 214 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 172 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									11.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Kupfer und Phosphorkupfer. Um Kupfererze auf nassem Wege
                              									zu verarbeiten, müssen dieselben entweder oxydisch sein oder, falls geschwefelte
                              									Erze verwendet werden sollen, in den oxydirten Zustand übergeführt werden, was in
                              									der Regel durch Röstung geschieht. Joseph Perino
                              									schlägt nun ein Verfahren vor, um womöglich gänzlich ohne Röstung den Kupferkies,
                              									das hervorragendste Kupfererz, zu sulfatisiren. Dasselbe besitzt nach seiner
                              									Zusammensetzung als Mineral die Formel CuFeS2 und
                              									enthält demnach 34,57 Proc. Kupfer und 30,54 Proc. Eisen. Selten aber tritt der
                              									Kupferkies ganz rein auf, sondern ist in der Regel vergesellschaftet mit
                              									Schwefelkies (FeS2), ja in den meisten Fällen hat es
                              									der Hüttenmann nur mit Kupferkies haltigen Schwefelkiesen zu thun. Der trockene Weg
                              									mit seiner Bildung von Stein und dem wiederholten Abrösten und Einschmelzen ist
                              									sehr umständlich, weshalb das Auflösen geschwefelter Kupfererze mittels
                              									Eisenchlorides oder Eisenoxydsulfates erst neuerdings wieder von Siemens und Halske (1888 269
                              									364) behufs Gewinnung eines geeigneten Elektrolyten für elektrolytische
                              									Kupfergewinnung vorgeschlagen ist. Perino benutzt nun
                              									salpetersaure Eisensalze (Eisennitrate), um das Schwefelkupfer der Erze bei niederen
                              									Temperaturen (50 bis 150°) direkt zu schwefelsaurem Salze (Kupfersulfat) zu
                              									oxydiren. Das stets vorhandene Schwefeleisen soll sich an dieser Oxydation nicht
                              									betheiligen, wenn der Prozeſs richtig geleitet wird. Perino beschreibt in der Berg- und
                                 										Hüttenmännischen Zeitung, 1888 S. 177 ff., selbst die von ihm zu dem
                              									angegebenen Zwecke gemachten Versuche.
                           Mischt man nämlich nach Angabe Perino's gemahlenen
                              									Kupferkies innig mit Eisennitrat und setzt das Gemenge einer Temperatur von etwas
                              									über 40° aus, so beginnt schon die Entwickelung der nitrosen Dämpfe unter Bildung
                              									von Kupfersulfat. Steigert man die Temperatur allmählich bis 100° und 150°, so
                              									erreicht man es, daſs beim nachherigen Auslaugen mit Wasser eine reine
                              									Kupfervitriollauge resultirt, ohne eine Spur von Eisengehalt, während im Rückstande
                              									sich unzersetztes Schwefeleisen, Schwefelsilber u.s.w. und aus dem salpetersauren
                              									Eisen entstandenes Eisenoxyd neben den anderen Beimengungen finden. Dieser Rückstand
                              									kann dann geeignetenfalls zur Gewinnung des Silbers benutzt werden. Der Rückstand
                              									kann nunmehr vollständig abgeröstet und schlieſslich bei der Eisenerzeugung gute
                              									Verwendung finden. Die gewonnene Kupferlauge wird nach dem Cementationsverfahren mit
                              									metallischem Eisen behandelt und das so erhaltene Cementkupfer weiter geläutert
                              									(raffinirt). Die Wiedergewinnung der Salpetersäure aus den nitrosen Dämpfen bietet
                              									nach Angabe Perino's keine Schwierigkeiten, wie weiter
                              									unten gezeigt werden soll.
                           Was die Zersetzung des Eisennitrates betrifft, so ergibt der Versuch, daſs die
                              									Reduction desselben im obigen Falle bis zur Bildung von Stickoxyd (NO) sich
                              									erstreckt, was möglichst vollkommen eintritt, wenn die Schichtung des Materiales
                              									eine zweckentsprechende ist. Die Umsetzung erfolgt demnach nach folgender
                              									Reactionsgleichung:
                           Fe2(NO3)6 + 2 CuS = 2CuSO4 + Fe2O3 + 5NO + NO2.
                           Hiernach kommen theoretisch auf 1 Aeq. Cu 1 Aeq. Fe und auf 1 Th. Kupfer etwa 4 Th.
                              									salpetersaures Eisenoxyd.
                           Die Zersetzung des salpetersauren Eisensalzes erfolgt ohne Beimischung eines
                              									oxydablen Körpers erst bei Temperaturen über 100° und dann auch nur theilweise,
                              									indem basische Salze sich bilden, welche erst bei beginnender Rothglut weiter
                              									zerlegt werden unter Bildung nitroser Dämpfe und eines Rückstandes von Eisenoxyd.
                              									Erleichtert wird aber die vollständige Abspaltung des Salpetersäurerestes, wenn
                              									oxydable Substanzen zugegen sind, wie im vorliegenden Falle Schwefelmetalle. Die eigenartige und für
                              									obigen Zweck so äuſserst vortheilhafte Wirkung des salpetersauren Eisensalzes
                              									besteht nun weiter darin, daſs Schwefelkupfer eher und leichter durch ersteres
                              									oxydirt wird als Schwefeleisen, Schwefelsilber u.s.w., so daſs man bei
                              									entsprechender Durchführung des Prozesses nach dem Auslaugen eine sehr reine
                              									Kupferlauge erhält und Eisen, Silber, Blei u.s.w., im Rückstande sich finden.
                           Um die Vorgänge bei der Reaction genauer verfolgen zu können, stellt man den Versuch
                              									am einfachsten derart an, daſs man das Gemenge von Kupferkies und salpetersaurem
                              									Eisensalze in einen Reagircylinder bringt, letzteren in die Durchbohrung der oberen
                              									Wandung eines einfachen Trockenkastens einsenkt und die Mündung mit Kork und
                              									Gasleitungsrohr versieht. Läſst man die Temperatur nun ganz allmählich ansteigen, so
                              									beobachtet man bei etwas über 40° schon das Entweichen der braunrothen Dämpfe.
                              									Erhält man die Temperatur dann etwa ½ bis 1 Stunde auf etwa 50 bis 70°, so nimmt die
                              									Reaction ihren stetigen Fortgang, ohne daſs aber schlieſslich in dem Reagircylinder
                              									die gefärbten Dämpfe zu sehen sind. Entfernt man aber nun den Kork, so treten sofort
                              									an der Mündung die braunrothen Dämpfe auf, ein Zeichen, daſs sich Stickoxyd (NO)
                              									gebildet hatte. Eine gröſsere Menge dieses Gases erhält man, wenn man zuerst die
                              									Luft im Reagircylinder austreibt (durch Kohlensäure) und die entstehenden Gase dann
                              									mittels des Gasleitungsrohres in einer Eudiometerröhre sammelt, Merkt man keine
                              									weitere Einwirkung mehr, so kann man die Temperatur auf 130 bis 150° steigern, um
                              									die letzten Reste von Nitrat zu zersetzen, was ohne Nachtheil geschehen kann, wenn
                              									man nicht einen allzugroſsen Ueberschuſs von salpetersaurem Eisensalze zugesetzt
                              									hatte. Letzterer bewirkt unter diesen Umständen eine Oxydation des vorhandenen
                              									Schwefeleisens u.s.w. und entsprechende Verunreinigung der Kupferlauge. Das richtige
                              									Mengenverhältniſs des salpetersauren Eisensalzes zum Kupferkiese ergibt sich am
                              									sichersten durch entsprechende Vorversuche, da jenes je nach der Natur der
                              									Kupferkiese bezieh. Kupferkies haltigen Schwefelkiese kleinen Schwankungen
                              									unterliegen wird. Auch mag es je nach Umständen zweckmäſsig sein, den
                              									Sulfatisirungsprozeſs in zwei Phasen zu vollziehen und danach das
                              									Mischungsverhältniſs einzurichten, sowie die Temperaturen zu reguliren, um so eine
                              									möglichst vollkommene Kupferextraction zu erzielen. Im Uebrigen verläuft der Prozeſs
                              									sehr glatt und läſst sich für reiche wie arme Erze gleich gut verwerthen. Einer
                              									besonderen Aufbereitung bedürfen die ärmeren Erze nicht und können direkt im
                              									gemahlenen Zustande in den Prozeſs eingehen.
                           Treten wir nun der Darstellung des salpetersauren Eisensalzes näher, so läſst sich
                              									dasselbe am einfachsten aus der im Cementationsprozesse erhaltenen Eisenvitriollauge
                              									dadurch herstellen, daſs man letztere mit einer concentrirten Lösung von
                              									salpetersaurem Kalke oder Strontian versetzt, wodurch das sehr schwer lösliche Sulfat des
                              									Calciums bezieh. Strontiums sich ausscheidet und eine Lösung von salpetersaurem
                              									Eisenoxydul Fe(NO3)2
                              									sich bildet, welche in Vorlagen gebracht und durch die nitrosen Dämpfe des
                              									Sulfatisirungsprozesses weiter zu salpetersaurem Eisenoxyd Fe2(NO3)6 oxydirt wird. Es entsprechen demnach 1Fe2(NO3)6 etwa 2Ca(NO3)2 bezieh. 2Sr(NO3)2, oder auf 1 Th. Cu kommen etwa 2½ Th.
                              										Ca(NO3)2 bezieh.
                              									3½ Th. Sr(NO3)2.
                           Zur Regeneration der Salpetersäure aus den nitrosen Dämpfen leitet man dieselben
                              									mittels eines mäſsigen Luftstromes in mit Wasser beschickte Vorlagen, woselbst sich
                              									verhältniſsmäſsig rasch die Bildung von Salpetersäure vollzieht, wobei man bis zu 95
                              									Proc. zurückgewinnt, wie schon frühere Versuche von Schäppi u.s.w. dargethan haben. Diese Salpetersäure dient nun weiter zur
                              									Herstellung des salpetersauren Kalkes bezieh. Strontians, indem man deren Carbonate
                              									mit der Säure behandelt, wobei man unter Entwickelung von Kohlensäure die
                              									entsprechenden Nitrate erhält, welche dann, wie weiter oben erörtert, mit der
                              									abfallenden Eisenvitriollauge umgesetzt werden. Die frei gewordene Kohlensäure kann
                              									zur weiteren Verwerthung dienen und ist auf diese Weise ein sehr rentables
                              									Nebenproduct, das hierbei in groſsen Mengen erzeugt wird, indem auf 1k Kupfermetall etwa 1k Kohlensäure kommt. In der Form flüssiger Kohlensäure hat sie gegenwärtig
                              									ein sehr bedeutendes Absatzgebiet und würde auf diese Weise eine billige Quelle zu
                              									ihrer Herstellung verfügbar sein.
                           Als Abfallproduct wird demnach nur Calciumsulfat (Gyps) bezieh. Strontiansulfat
                              									erhalten werden. Da nun wegen der besseren Fällbarkeit Strontian dem Kalke
                              									vorzuziehen wäre, so könnte man das werthvollere Strontiumsulfat mit Sodalösung
                              									digeriren, wodurch wieder Strontiumcarbonat und Natriumsulfat entstehen, welch
                              									letzteres an die Sodafabriken mit Leblanc'schem
                              									Prozesse zurückginge und den Sulfatprozeſs ersparte. Auf diese Weise wird ein
                              									vollständiger Kreisprozeſs in der einfachsten Gestaltung erzielt und ein
                              									Abfallproduct ganz ausgeschlossen sein. Als Rohproduct würde, bei der Verwendung von
                              									Kalk als Fällungsmittel, der kohlensaure Kalk in seinen verschiedenen Arten ein sehr
                              									billiges Material abgeben, wobei etwa 5 bis 8 Proc. salpetersaurer Kalk als Ersatz
                              									für den im Prozesse entstandenen Verlust der Salpetersäure zugeschlagen werden
                              									müſsten. Der salpetersaure Kalk wird am einfachsten in Salpeterplantagen
                              									erzeugt.
                           Bei der praktischen Durchführung des neuen Verfahrens würde ein Colonnenapparat aus
                              									Thonretorten entsprechender Form am zweckmäſsigsten erscheinen. Diese Thonretorten
                              									befinden sich in einer gemauerten Kammer und sind durch seitliche Stutzen hinter
                              									einander in Verbindung gesetzt, so daſs ein eingeführter schwacher Luftstrom durch
                              									sämmtliche Retorten hindurchgeht und die nitrosen Dämpfe nach geeigneten Vorlagen
                              									führt, in welchen sich theils salpetersaures Eisenoxydul, theils Wasser befindet. Die
                              									durchstreichenden Gase erwärmen die Flüssigkeiten in den Vorlagen bis zu dem
                              									gewünschten Grade, so daſs eine besondere Wärmequelle hierfür unnöthig ist. Der
                              									Sulfatisirungsrückstand ist von sehr lockerer Beschaffenheit und läſst sich mit
                              									groſser Leichtigkeit auslaugen.
                           Das vorstehend beschriebene Verfahren ist durch das D. R. P. Nr. 44498 vom 28. Januar
                              									1888 gesetzlich geschützt worden. Der Patentanspruch lautet: „Anwendung von
                                 										salpetersauren Eisensalzen als Sulfatisirungsmittel der Kupferkiese mit oder
                                 										ohne vorherige Röstung derselben behufs Extraction des Kupfergehaltes auf nassem
                                 										Wege.“
                           Inwieweit dieses Verfahren für die Praxis nutzbringend sein und eine Verminderung der
                              									Productionskosten herbeiführen wird, müssen erst im groſsen Maſsstabe ausgeführte
                              									Versuche zeigen. Der gegenwärtige hohe Preis des Kupfers dürfte derartigen Versuchen
                              									nicht besonders günstig sein, da bei guten Preisen die Kupferhütten meist bei den
                              									alten, bereits bewährten Verfahren stehen bleiben, während gedrückte Preise oft die
                              									Industriellen zwingen, auf Einführung billigerer Darstellungsmethoden zu sinnen. Der
                              									Erfinder verspricht sich nach Angabe der Berg- und
                                 										Hüttenmännischen Zeitung neben anderen Vortheilen eine bedeutende
                              									Erniedrigung der Gestehungskosten des Kupfermetalles und wird, wenn sein Streben von
                              									dem praktischen Erfolge gekrönt werden sollte, gewiſs fortfahren, sein
                              									Sulfatisirungsverfahren auch für andere Schwefelmetalle zu verwerthen.
                           Die Abfalllaugen von der Kupferextraction enthalten werthvolle Bestandtheile, welche
                              									gegenwärtig meist unbenutzt bleiben.
                           Dr. Jurisch hat ein Verfahren zur Verarbeitung solcher
                              									Eisenoxydul und Zink haltiger Abfalllaugen vorgeschlagen (D. R. P. Nr. 41737 vom 4.
                              									Februar 1887).
                           Die Eisenoxydul und Zink haltige Lauge, welche von den Kupferfällgefäſsen abflieſst,
                              									wird zunächst in Gefäſsen mit Rührwerk durch kohlensauren Kalk von dem gröſsten
                              									Theile ihrer freien Säure befreit und dann in Oxydationsthürme gepumpt, welche
                              									ähnlich eingerichtet sind wie die Weldon'schen
                              									Apparate. Hier wird die Lauge unter gleichzeitiger Erhitzung mit Wasserdampf durch
                              									Blasen mit Luft oxydirt, und in dem Maſse, als die Oxydation fortschreitet, indem
                              									sich hellbraunes, basisches Eisenoxydsulfat abscheidet, wird Kalkmilch zugegeben,
                              									ohne jedoch die Neutralisirung völlig zu erreichen. Häufig genommene Proben müssen
                              									stets noch eine eben sichtbare Röthung auf neutralem Lackmuspapiere hervorbringen.
                              									Durch diese Operation gelingt es, den gröſsten Theil des Eisens als unlösliches
                              									basisches Eisenoxydsulfat niederzuschlagen. Durch Zusatz von Chlorkalk kann man die
                              									Oxydation beschleunigen.
                           Das Ausfällen des Eisens als basisches Ferrisulfat kann erleichtert werden durch
                              									Zufügung eines löslichen Sulfates, z.B. Magnesiumsulfates.
                           
                           Nach Beendigung der Eisenfällung läſst man den Schlamm aus dem Oxydationsthurme in
                              									Absetzgefäſse flieſsen, zieht die klare Zinklauge ab und schickt den Bodensatz in
                              									eine Filterpresse.
                           Der Eisenniederschlag enthält als Verunreinigung eine gewisse Menge eines Zinksalzes,
                              									weil sich an der Einlaufstelle der Kalkmilch ein momentaner Ueberschuſs von
                              									Kalkmilch nicht vermeiden läſst – Gyps und kohlensaurer Kalk (aus der Kalkmilch) –;
                              									man kann ihn daher zweckmäſsig an Eisengehalt anreichern, indem man ihn zum
                              									Abstumpfen der freien Säure der nächsten Beschickung benutzt. Das auf diese Weise
                              									gereinigte basische Eisenoxydsulfat ermöglicht die weitere Verarbeitung zu
                              									Schwefelsäureanhydrid und Calcothar oder zu grünem Vitriole oder zu anderen
                              									technischen Zwecken.
                           Die Zinklauge wird in einem Gefäſse mit Rührwerk oder Dampfstrahlgebläse heiſs mit so
                              									viel Kalkmilch versetzt, daſs die Mischung eben deutliche Bläuung auf rothem
                              									Lackmuspapiere hervorruft. Man läſst absetzen und pumpt den Zinkschlamm durch
                              									Filterpressen.
                           Der Zinkniederschlag enthält auſser kohlensaurem Zinkoxyd noch basisches
                              									Eisenoxydsulfat, welches der ersten Fällung entgangen ist, Mangan und kohlensauren
                              									Kalk; ferner als in Wasser löslich: Aetzkalk, Gyps und Chlorcalcium. Er erfordert
                              									also noch eine Aufbereitung, um dann ebenso weiter verarbeitet zu werden wie
                              									abgeröstete Zinkblende.
                           Will man auch zinkarme Laugen diesem Prozesse unterwerfen, so kann man die beiden
                              									Fällungen, nämlich des Eisens und des Zinkes, in derselben Operation bewirken und
                              									den erhaltenen Niederschlag weiter behandeln wie den ersten Eisenniederschlag aus
                              									zinkreichen Laugen. Die Mutterlauge vom Zinkniederschlage ist fast frei von
                              									Schwefelsäure und enthält im Wesentlichen nur noch Chlornatrium und Chlorcalcium.
                              									Dampft man dieselbe bis zu einer genügenden Concentration ein, so wird das
                              									Chlornatrium unlöslich und kann ausgefischt werden; das einmal gedeckte und
                              									getrocknete Kochsalz enthält etwa 92 Proc. Chlornatrium und kleine Mengen von
                              									kohlensaurem Kalke, Gypse und Chlorcalcium.
                           Als schlieſslicher Rest dieses Prozesses bleibt (nach Angabe des Erfinders) eine
                              									Chlorcalciumlauge, welche etwa 3108 Chlorcalcium im Liter enthält.
                           John Jeremiah Crooke und Robert
                                 										Crooke in New York (Nordamerika) haben ein Verfahren (D. R. P. Nr. 39920
                              									vom 14. December 1886) angegeben, um Gold und Silber aus Kupferstein und diesen
                              									analog zusammengesetzten Kupfererzen zu gewinnen. Dasselbe besteht im Wesentlichen
                              									darin, daſs man die Kupfersteine oder Erze in geschmolzenem Zustande mit einer
                              									ebenfalls geschmolzenen Bleimasse und letztere gleichzeitig mit metallischem Eisen
                              									in Berührung hält, und zwar unter Vermeidung jeden Contactes des letzteren mit der
                              									Kupferstein- und Erzmasse, zu dem Zwecke, um den aus letzterer übergehenden Schwefel aus dem Bleie
                              									zu entfernen. Die fractionsweise Durchführung des Verfahrens geschieht in der Weise,
                              									daſs man das angereicherte Blei unter Ersatz durch ärmeres Blei absticht und wieder
                              									auf frische Kupfersteine oder Erze wirken läſst, oder daſs man die zum Theile
                              									erschöpften Kupfersteine oder Erze unter Ersatz durch frische absticht und wieder
                              									mit armem Bleie behandelt.
                           Zur Ausführung des Verfahrens dient ein in Fig. 1, 2 und 3 Taf. 11 dargestellter
                              									Ofen; derselbe ist ein gewöhnlicher Flammofen mit fast ebenso breitem wie langem, in
                              									eine von aufgemauerten Säulen getragene Pfanne A aus
                              									Schmiedeeisen eingebauten Arbeitsraume mit geneigter (etwa 15cm) Sohle D. In
                              									gleichem Niveau mit dem tieferen Ende derselben münden in den Arbeitsraum in der
                              									betreffenden Ofenwand wagerecht angeordnete und gewölbte Kanäle B (15cm hoch und
                              									breit bei 33cm Tiefe), deren Boden sich leicht
                              									nach der Sohle D zu neigt. Nach oben hin setzen sich
                              									die Kanäle B in senkrechte Kanäle E fort. Durch jeden dieser letzteren wird ein
                              									Schmiedeeisenbarren F so eingesenkt gehalten, daſs er
                              									auf dem Boden des betreffenden Kanales B ruht. Am
                              									tiefen Ende der Sohle D liegt ein Abstich a für das Blei und am oberen Ende ein Abstich b für den Stein.
                           Zunächst wird der Arbeitsraum B mit Blei G, bis über die Kanäle B
                              									hinaus beschickt. Nachdem dieses auf Rothglut gebracht ist, wird grob zerstückelter
                              									Kupferstein H, in etwa dem halben Gewichte des Bleies,
                              									auf die Oberfläche des letzteren gestreut. Der Stein geräth bald ins Schmelzen und
                              									breitet sich dabei gleichmäſsig auf dem Bleibade aus. Will man den Kupferstein
                              									zugleich mit der Entsilberung auch concentriren und reinigen, so wirft man 3 bis 6
                              									Proc. Sand auf die Oberfläche des geschmolzenen Steines und knickt während einiger
                              									Minuten leicht durch. Jetzt vollziehen sich eine Reihe von Reactionen. Das im Steine
                              									enthaltene Gold und Silber sowie auch das Antimon und Arsen beginnen sofort sich mit
                              									dem Bleie des Bades zu legiren. Gleichzeitig verbindet sich auch ein Theil des
                              									Schwefelgehaltes des Steines mit Blei zu Bleisulfid, welches nun ebenso schnell, als
                              									es sich bildet, durch das Eisen der Barren F zersetzt
                              									wird. Das so gebildete Schwefeleisen steigt durch das Blei und den Stein an die
                              									Oberfläche des letzteren. Ein Theil des etwa ursprünglich im Steine schon
                              									vorhandenen Bleies oder des aus dem Entsilberungsbade in den Stein übergegangenen
                              									Bleies verbindet sich mit der oben auf der Masse schwimmenden Kieselsäure zu
                              									Bleisilicat, welches seinerseits das durch die theilweise Extraction des Schwefels
                              									aus dem im Steine enthaltenen Schwefeleisen gebildete Eisensubsulfid angreift. In
                              									dieser Weise erzeugt sich bei niederer Temperatur eine saure, sehr leicht,
                              									schmelzbare Schlacke, die absolut kupferfrei sein soll und von Zeit zu Zeit
                              									abgeschöpft wird. Durch dieses Mittel, sowie dadurch, daſs man in dem Maſse, wie man
                              									Schlacke wegnimmt, wieder frischen Sand in entsprechender Menge auf wirft, wird ein groſser Theil des
                              									im Steine enthaltenen Eisens entfernt und das Kupfer im ersteren concentrirt. Dieser
                              									Theil des Verfahrens ist auch dann anwendbar, wenn man von den Eisenbarren F keine Anwendung macht. Während das im Bleibade aus
                              									dem Eisen F erzeugte Schwefeleisen durch den Stein an
                              									dessen Oberfläche steigt, wird es durch das Kupfer des Steines eines Theiles seines
                              									Schwefels wieder beraubt, an der Oberfläche sodann von dem Bleisilicate angegriffen
                              									und in die Schlacke übergeführt. Die Erfinder lassen die vorstehend geschilderten
                              									Reactionen etwa 80 Minuten lang vor sich gehen. Während dieser Zeit sollen aus dem
                              									Steine etwa 90 Proc. Silber und Gold und, falls er Blei enthielt, auch der gröſste
                              									Theil von diesem ausgezogen werden. Um einige Zahlenbeispiele zu geben, möge
                              									folgendes angeführt werden.
                           Enthielt der Stein z.B. 6220g Silber in der Tonne
                              									und 30 Proc. Blei, so gingen während der genannten 30 Minuten in das Extractionsbad
                              									etwa 5440g Silber und etwa 168 bis 186k kupferfreies aber mit dem gröſsten Theile des im
                              									Steine vorhandenen Antimons und Arsens beladenes Blei über. Wurden auf 1t Stein 2t Blei
                              									angewendet, so beträgt der Verbrauch an Eisen aus dem Barren F etwa 34 bis 37k. Wurden aus dem Steine
                              										186k Blei reducirt, so wurden auf 37k reducirtes Blei 9 bis 10k Eisen aus den Enden der Barren F verbraucht.
                           Wird beim Beginne der Arbeit zur Extraction reines, d.h. von Antimon, Arsen u.s.w.
                              									freies Blei verwendet, so kann man durch eine einmalige Anwendung dieses Bleies
                              									praktisch den ganzen Silber- und Goldgehalt des Steines extrahiren. Um jedoch die
                              									Kosten für das Raffiniren so groſser Bleimassen zu vermeiden, ziehen die Erfinder es
                              									vor, für die erste Behandlung von frischem Steine Blei anzuwenden, welches bereits
                              									zu einer vorhergehenden Operation benutzt worden ist und dementsprechend mehr oder
                              									weniger Antimon, Arsen und auch etwas Kupfer enthält. Dasselbe soll schon dem Steine
                              									etwa 90 Proc. der Edelmetalle entziehen; die übrigen 10 Proc. werden dann durch
                              									frisches und darum energischer wirkendes Blei ausgezogen.
                           Die Eisenbarren hebt man, nachdem das bereits benutzte Blei auf den frischen Stein
                              									etwa 30 Minuten lang eingewirkt hat, heraus und sticht dieses Blei durch a ab. Dasselbe wird nochmals zur ersten Behandlung von
                              									frischem Steine benutzt oder raffinirt. Dann beschickt man den Ofen mit dem gleichen
                              									Gewichte noch nicht zur Extraction benutzten Bleies, senkt die Barren F wieder ein und läſst 10 Minuten wirken, nachdem man
                              									einen Augenblick durchgekrückt hat. Der jetzt entsilberte und concentrirte Stein
                              									wird in b abgestochen und, wie üblich, in Sandformen
                              									laufen gelassen. Die Bleibeschickung beläſst man dagegen im Ofen. Man besetzt sie
                              									mit frischem, noch nicht behandelten Steine und wiederholt den Prozeſs. Entsilberter
                              									und concentrirter Stein wird nach bekannten Verfahren zu Gute gemacht.
                           
                           Dr. Emil Wohlwill, langjähriger Leiter der
                              									elektrolytischen Anstalt der Norddeutschen Affinerie in Hamburg, hat in der am 20.
                              									Juni 1888 abgehaltenen Sitzung des Naturwissenschaftlichen
                                 										Vereines zu Hamburg über das Zerfallen der Anode bei der Elektrolyse etwa
                              									Nachstehendes mitgetheilt.
                           Wird bei der Zersetzung von verdünnter Schwefelsäure oder einer Lösung von
                              									Kupfervitriol durch den elektrischen Strom die Anode aus reinem Kupfer genommen, so
                              									bedeckt sich dieselbe, so lange die elektrochemische Auflösung dauert, mit einem aus
                              									feinvertheiltem metallischem Kupfer bestehenden rothen Staube, der allmählich
                              									abfällt. Da gleichzeitig die Anode, je länger die Arbeit dauert, um so mehr gefurcht
                              									und zerfressen wird, so scheint der Vorgang, der in ähnlicher Weise bei anderen
                              									reinen Metallen beobachtet wird, sich den zuerst von Delarive (1837) beschriebenen, aber bisher nicht genügend erklärten
                              									Erscheinungen der Desaggregation der Elektroden anzuschlieſsen. Als nothwendige
                              									Folge des besprochenen Verhaltens ist anzusehen, daſs im scheinbaren Widerspruche
                              									mit dem Faraday'schen Gesetze, insbesondere bei der
                              									Elektrolyse von Kupferlösungen die Gewichtsabnahme der Anode gröſser ist, als die
                              									Zunahme der Kathode. Da ein regelmäſsiges Abfallen ungelöster Theile bei der
                              									gewöhnlichen chemischen Lösung reiner Metalle nicht stattfindet, ist die Erklärung
                              									für das Verhalten der Kupferanode in den Besonderheiten der elektrochemischen
                              									Auflösung zu suchen; als solche sind zu betrachten, daſs bei der elektrolytischen
                              									Auflösung das Lösungsmittel stets im „Entstehungszustande“ wirkt, daſs es nie
                              									im Ueberschusse vorhanden ist und daſs es sich für Verschiedenheiten des chemischen
                              									und elektrischen Verhaltens der Anodenbestandtheile äuſserst empfindlich zeigt.
                              									Darauf läſst sich zur Erklärung der besprochenen Erscheinung die folgende Annahme
                              									gründen: Wie thatsächlich eine heiſse Lösung von Kupfersulfat in Berührung mit
                              									metallischem Kupfer Theile desselben aufnimmt, Oxydulsulfat bildet, das beim
                              									Abkühlen wieder in Kupfer und Kupfervitriol (Cuprisulfat) zerfällt, so wird auch
                              									unter dem Einflüsse des Entstehungszustandes an der Anode neben Kupfervitriol die
                              									metallreichere Verbindung gebildet, die dann auſserhalb der Entstehungssphäre unter
                              									Abscheidung eines fein vertheilten Kupferniederschlages wieder zerfällt. Diese
                              									Erscheinung wäre demnach nicht auf Desaggregation der Anode selbst, sondern auf
                              									Dissociation der an ihr gebildeten Lösung zurückzuführen. Mit dieser Erklärung sind
                              									die quantitativen Verhältnisse des Anodenfalles im Einklänge. Die abfallende Menge,
                              									annähernd durch den Mehrverlust der Anode zu messen, ist um so gröſser, je gröſser
                              									der Säuregehalt der Lösung; das Gleiche gilt für die Wirkung einer heiſsen
                              									Kupfervitriollösung auf metallisches Kupfer. Der Ueberschuſs des Anoden Verlustes
                              									ist ferner um so gröſser, je kleiner die Stromdichte. Dies entspricht der
                              									Vorstellung, daſs, wie in vielen analogen Fällen thatsächlich nachgewiesen wurde,
                              									auch hier die Menge der
                              									an der Anode entstehenden metallreichen Verbindung neben der metallärmeren bei
                              									wachsender Stromdichte sich verringert. Es ist endlich der Mehrverlust und der
                              									Abfall der Anode niemals der Zeitdauer der elektrochemischen Wirkung proportional,
                              									sondern um so kleiner, je länger die Wirkung auf die unberührte Anode dauert. Dies
                              									erklärt sich durch die Voraussetzung, daſs eine Erhaltung ungelöster Metalltheile an
                              									der Oberfläche der Anode überhaupt nur möglich ist, wenn dieselben gegen das in
                              									Lösung übergehende Metall der Anode sich elektronegativ verhalten. Bedeckt sich in
                              									Folge dessen die Oberfläche der Anode mehr und mehr mit gewissermaſsen weniger
                              									löslichen Theilen, so wird nach weniger Zeit die freiliegende positivere Oberfläche
                              									nicht mehr der Menge des elektrisch abgeschiedenen Lösungsmittels genügen und dann
                              									auch der negativere Metallstaub mitgelöst, also die Menge des Anodenabfalles
                              									verkleinert werden. Der gegebenen Erklärung gemäſs müſsten weder ein Zerfallen der
                              									Anode, noch Schwankungen des Gewichtsverlustes der bezeichneten Art zu beobachten
                              									sein, wenn die an der Anode entstehende metallreichere Verbindung auch auſserhalb
                              									ihrer Entstehungssphäre beständig ist. Diesen Erwartungen entspricht das Verhalten
                              									einer Kupferanode, wenn an derselben als Zersetzungsproduct der Salzsäure Chlor
                              									abgeschieden und Kupferchlorür gebildet wird (Berg- und
                                 										Hüttenmännische Zeitung, 1888 S. 257).
                           Paul Mellmann in Berlin hat ein Verfahren zur Darstellung von Phosphorkupfer oder Phosphorzinn (D. R. P. Nr. 45175 vom 8. Februar 1888) vorgeschlagen. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, daſs in einer Operation
                              									phosphorsaure Alkalien mittels Kieselsäure und Kohle in kieselsaure Alkalien und
                              									freien Phosphor verwandelt werden und dieser im Entstehungszustande an die erwähnten
                              									Metalle gebunden wird. Folgende Gleichung gibt den einzuschlagenden Weg an:
                           x(2ROP2O5 + SiO2 + 10C) +
                              									yMe = xR2O2SiO2 + x2PyMe + x10CO.
                           Nach dem sorgfältigen Zerkleinern der Phosphorsäure haltigen Materialien (Apatit,
                              									Phosphorit, Knochen oder auch Thomasschlacke) werden dieselben nach vorstehender
                              									Formel gemischt – wobei auch statt des Metalles selbst eine Sauerstoffverbindung
                              									desselben benutzt werden kann, was für den Zusatz der Kohle in Berechnung zu ziehen
                              									ist – und auf den Herd eines Flammofens oder in einen Tiegel gebracht und
                              									eingeschmolzen. Das Phosphormetall sammelt sich dann unter den Silicaten an und kann
                              									abgestochen werden. Um Ersparnisse an Brennmaterial zu machen, ist es zweckmäſsig,
                              									ein Fluſsmittel (Soda oder Fluſsspath) zuzugeben. Dasselbe hat keinen anderen Zweck,
                              									als die Zersetzung einzuleiten.
                           Soll die Gewinnung im Gebläseschachtofen vorgenommen werden, so wird an Stelle des
                              									Sandes ein fetter Lehm genommen. Mittels desselben wird die Masse gebunden und
                              									geformt, wodurch einerseits ein Fortblasen der staubförmigen Gemengetheile
                              									vermieden, andererseits ein leichter Ofengang erzielt wird. Das Gemenge wird, wie gewöhnlich, mit Koks
                              									geschichtet in die Oefen eingetragen, auf seinen Schmelzpunkt erhitzt und sickert
                              									dann als Schlacke bezieh. Metall durch das Brennmaterial bis auf die Sohle des
                              									Ofens, woselbst die Scheidung in Schlacke und Phosphormetall vor sich geht und von
                              									wo aus dieselben abgestochen werden.
                           Gold und Silber. Um schwer aufschlieſsbare Gold und
                              									Silber führende geschwefelte Erze auf ihren Edelmetallgehalt zu Gute zu machen, wird
                              									nach dem Vorschlage von Alexander Parkes in Dulwich,
                                 									England (D. R. P. Nr. 45013 vom 15. September 1887) das Erz nur gröblich zerkleinert
                              									und dann in einem Flammofen niedergeschmolzen unter Zuschlag von kaustischen Erden
                              									und kaustischen Alkalien (bezieh. Alkali-Carbonat, -Nitrat, -Sulfat oder -Silicat)
                              									und Kohle. Das hierbei sich ergebende Zwischenproduct wird dann nach bekannter
                              									Methode mit metallischem Blei oder mit Bleisauerstoffverbindungen oder
                              									Bleischwefelverbindungen oder anderen für diesen Zweck bekannten Metallen oder
                              									Metall Verbindungen weiter behandelt.
                           Das nach obiger Methode erzeugte Zwischenproduct soll die charakteristische
                              									Eigenschaft besitzen, zu einem feinen Pulver zu zerfallen, wenn man es einige
                              									Stunden der Luft aussetzt. Durch Besprengen des noch heiſsen Zwischenproductes mit
                              									Wasser wird das Zerfallen noch gefördert. In diesem Zustande ist dann das
                              									Zwischenproduct für die Behandlung mit Blei sehr geeignet.
                           Das zweckmäſsige Verhältniſs des Zuschlages zum Erze ergibt sich aus der Fassung des
                              									Patentanspruches, welcher folgendermaſsen lautet:
                           
                              „Die Erzeugung eines an der Luft zerfallenden Zwischenproductes durch
                                 										Einschmelzen eines nicht abgerösteten, geschwefelten, Gold oder Silber führenden
                                 										Erzes mit 12 bis 16 Proc. kaustischem oder kohlensaurem Kalke und 5 Proc.
                                 										kaustischem Natron.“
                              
                           Anstatt eines Flammofens kann man das Erz auch in einem Cupol- oder Gebläseofen
                              									niederschmelzen. Das Wesentliche besteht nur immer darin, daſs die Erze nicht
                              									abgeröstet zu werden brauchen. Das vorstehend beschriebene Verfahren stellt sich
                              									also als eine Abänderung der bekannten Goldgewinnung durch Schmelzprozeſs dar, bei
                              									welcher Methode in jüngster Zeit wenig Neuerungen aufgetreten sind, da das Interesse
                              									sich selbstverständlich vorwiegend den nassen Prozessen zuwendet.
                           In D. p. J. 1888 269 368, 578
                              									ist bereits von dem Verfahren zur Golgewinnung mittels Chlores von Newberry und Vautin
                              									berichtet worden. Fig. 4 veranschaulicht die zu dem Verfahren erforderlichen Einrichtungen
                              									in ihrer Gesammtheit, und Fig. 5, 6 und 7 Taf. 11 die Theile
                              									derselben nach dem D. R. P. Nr. 44913, gültig vom 7. Januar 1888.
                           Das kleinkörnige, Gold haltige Material wird mittels Rührwerkes A in die Extrationskessel B (Fig.
                                 										4 und 6) geleitet, welchen zur Förderung des Extractionsprozesses eine langsame
                              									Drehung ertheilt wird. Die eisernen Wandungen dieser Kessel sind auf der inneren
                              									Seite, wie bereits früher mitgetheilt, zum Schütze gegen die Einwirkung des Chlores
                              									mit Blei bekleidet. Es empfiehlt sich, das Bleihemd mit einem Futter aus Holz oder
                              									Steingut zu bedecken, um die Beschädigung desselben durch die in Bewegung gehaltene
                              									Füllung der Kessel zu verhüten. Zur Einführung des zu behandelnden Materiales dient
                              									ein Mannloch D und zur Einleitung des Chlorgases und
                              									der gepreſsten Luft das Sperrventil E. Zur Förderung
                              									der Luft wird eine Compressionspumpe C angewendet.
                           Ist der Extractionsprozeſs vollendet, so wird das in den Kesseln B noch enthaltene Gemenge von Gas und Luft nach einem
                              									mit Kalkwasser gefüllten Bottiche G geleitet, um die
                              									Ansammlung schädlicher Gase im Arbeitsraume zu verhüten. Nachdem dies geschehen,
                              									werden die Kessel B nach Oeffnung der Mannlöcher in die
                              									Filterbottiche F (Fig. 4, 5 und 6) entleert. Hier erfolgt
                              									die Scheidung der flüssigen Goldlösung von den erdigen Substanzen, und zwar indem
                              									die Filtrirung entweder in der Richtung nach unten oder in der Richtung nach oben
                              									geschieht. Fig.
                                 										6 und 7 zeigen die Gestalt des Filters in ersterem bezieh. in letzterem Falle.
                              									In beiden Fällen besteht das Filterbett M aus einem
                              									rostartig durchbrochenen Holzboden, welcher mit Canevas oder einem Asbestgewebe
                              									bedeckt ist. Der Filterbottich nach Fig. 6 kann offen bleiben,
                              									derselbe nach Fig.
                                 										7 (Filtrirung nach oben) wird mit einem luftdicht schlieſsenden Deckel
                              									versehen; ersterer enthält das Filterbett M in seinem
                              									unteren Theile, letzterer in seinem oberen Theile bei K. Zur Beschleunigung der Filtrirarbeit wird die Flüssigkeit unter
                              									Anwendung einer Saugepumpe durch das Filter gesaugt. Das Saugerohr H mündet bei Fig. 6 in den Raum
                              									zwischen Filterbett und Bottichboden und bei Fig. 7 in den Raum
                              									zwischen Filterbett und Bottichdeckel; bei Fig. 6 sind zwei
                              									Saugerohre H angegeben, die abwechselnd in Betrieb
                              									genommen werden können.
                           Um die Nutzwirkung des Filters zu erhöhen, wird die Füllung der Filterbottiche durch
                              									Wasser verdünnt. Geschieht die Filtrirung in der Richtung nach oben (Fig. 7), so findet die
                              									Einführung des Wassers mittels eines Rohres J statt,
                              									welches in den an seinem oberen Theile mit Aussparungen versehenen Doppelboden des
                              									Filterbottiches einmündet.
                           Ist die Filtrirung vollendet, so erfolgt die Entfernung des Rückstandes der Filter
                              									durch Umwenden derselben. Damit hierbei das Filterbett nicht in Unordnung geräth,
                              									sind über demselben schräg gestellte Holzleisten M
                              										(Fig. 6)
                              									angebracht, welche die Canevasbedeckung in ihrer richtigen Lage erhalten.
                           Die filtrirte Goldflüssigkeit wird in eine Bütte Q
                              									geleitet, in welche ein Strahl Dampf oder Luft eingeführt wird, um freies Chlor,
                              									welches in der Flüssigkeit noch enthalten sein könnte, abzutreiben.
                           Die Flüssigkeit gelangt endlich in die bei B
                              									angedeuteten Kohlenfilter, wo, wie beschrieben, die Ausscheidung des metallischen
                              									Goldes und dessen Niederschlagung auf die Holzkohlenfüllung erfolgt.
                           Der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals
                              										Roessler in Frankfurt a. M. ist unter Nr. 45194 ein
                              									D. R. P. vom 3. Mai 1888 auf ein Verfahren zum Feinmachen von Blicksilber mit
                              									folgendem Patentansprüche verliehen worden: „Das Feinmachen von Blicksilber durch
                                 										Einrühren von schwefelsaurem Silberoxyd und die Abscheidung bezieh. Gewinnung
                                 										von in dem Blicksilber enthaltenem Blei und Wismuth in Form von Sulfat.“
                           Das Blicksilber wird in Graphittiegeln eingeschmolzen und in die Oberfläche des
                              									Metallbades allmählich geschmolzenes schwefelsaures Silber eingerührt. Es tauschen
                              									sich dann Blei und Wismuth in dem Sulfate aus und gehen in die obenauf schwimmende
                              									Schlacke.
                           Um das Angreifen des Graphittiegels zu verhüten, gibt man vorher auf das geschmolzene
                              									Metall eine Schicht von Quarzsand, in deren Mitte man das Silbersulfat einrührt, und
                              									welches das gebildete Blei- und Wismuthsulfat aufnimmt und damit eine zähe,
                              									dickflüssige Schlacke bildet, die wiederholt abgehohen wird, bis das Silber ganz
                              									fein ist.
                           Im Anfange geht wesentlich nur Blei in die Schlacke, etwa vorhandenes Wismuth aber
                              									erst am Ende des Prozesses. Man kann deshalb die letzten Schlacken, welche das
                              									Wismuth angereichert enthalten, gesondert aufbewahren und dasselbe leicht daraus
                              									gewinnen.
                           Das schwefelsaure Silber stellt man in einem eisernen Kesselchen dar durch Auflösen
                              									von Feinsilber in Schwefelsäure, Verdampfen der überschüssigen Säure und Erhitzen
                              									der Masse bis zum Schmelzen. Es wird dann ausgegossen und nach dem Erkalten in
                              									Stücke geschlagen.
                           An dieser Stelle mögen noch einige kleinere Mittheilungen Platz finden. E. Matthey trennt Gold und Silber dadurch von Wismuth,
                              									daſs er 2 Proc. Zink zu dem geschmolzenen Metalle hinzufügt, die Masse allmählich
                              									abkühlen läſst und die Oberfläche reinigt. Dieses Verfahren wird wiederholt. Das
                              									ganze Gold und Silber geht in den Schaum. Die so erhaltene Wismuthglätte wird in
                              									einem Tiegel mit Borax geschmolzen. Hierbei sinkt das Gold auf den Grund, indem es
                              									gleichzeitig von irgend welchen unedlen Metallen durch die Gegenwart des
                              									Wismuthoxydes befreit wird. Die Schlacke schmilzt man wieder mit Wismuth zusammen,
                              									um die letzten Spuren von Gold zu entfernen.
                           Wismuth wird vom Bleie mittels wiederholten Auskrystallisirens getrennt, da
                              									Legirungen von Wismuth und Blei bei niedrigerer Temperatur schmelzen als Wismuth
                              									selbst. Ein Wismuth, welches 4 Proc. Blei enthielt, besaſs nach vier
                              									Krystallisirungen nur 0,4 Proc. (Engineering and Mining
                                 										Journal, 1888 S. 349).
                           Edward Matthey hat in einer Sitzung der Royal Society darauf hingewiesen, daſs metallisches
                              									Wismuth häufig eine kleine Menge von Kupfer enthält, welches die guten Eigenschaften
                              									dieses Metalles sehr beeinträchtigt.
                           
                           Da die Entfernung dieser geringen Mengen von Kupfer auf nassem Wege zu langwierig und
                              									kostspielig ist, so wendet Matthey ein schnelles und
                              									einfaches trockenes Verfahren an, um ganz reines Wismuth zu erlangen. Von Arsen,
                              									Antimon, Blei und Tellur wird das Wismuth zuerst auf bekannte Weise gereinigt, dann
                              									schmilzt er es mit Schwefelwismuth zusammen. Der Schwefel verbindet sich sofort mit
                              									dem Kupfer. Man soll auf diese Weise ein ganz reines Wismuth erlangen können aus
                              									einem Materiale, welches 0,1 bis 1 Proc. Kupfer enthält (Industries vom 3. Februar 1888).
                           Zur Trennung des Zinnes vom Antimon und Bestimmung desselben in siliciumhaltigen
                              									Schlacken und Legirungen werden nach H. N. Warren (Chemical News, 1888 Bd. 57 S. 124) 2g der fein gepulverten Schlacke in einer
                              									Platinschale mit einem Gemische gleicher Theile Fluſssäure und Salzsäure behandelt,
                              									wobei die Schlacke in wenigen Minuten zersetzt und der gröſsere Theil der
                              									Kieselsäure als SiF4 verflüchtigt wird, während der
                              									Rest und ebenso alles Zinn in Lösung geht. Man filtrirt, erwärmt, sättigt mit H2S, kocht den Niederschlag behufs Abscheidung von
                              									Wismuth und Kupfersulfid mit Natron und fällt die Lösung mittels Salzsäure. Die
                              									abgeschiedenen Sulfide von Antimon und Zinn werden jetzt mittels Königswassers in
                              									Lösung genommen, worauf man behufs Vertreibung überschüssiger Salpetersäure auf ein
                              									kleines Volumen eindampft, mit mäſsig schwacher wässeriger Salzsäure versetzt, einen
                              									Ueberschuſs von Kaliumferrocyanid zufügt und die Lösung, welche, wenn genügend K4FeCy6 zugesetzt
                              									ist, rein blau erscheint, kocht. Hierbei wird alles Zinn als Stanniferrocyanid
                              									gefällt, während das Antimon in Lösung bleibt und durch Schwefelwasserstoff gefällt
                              									werden kann. Der Zinnniederschlag wird getrocknet und geglüht, wobei man zur
                              									schnellen Zerstörung der organischen Substanz einige Tropfen Salpetersäure zufügt.
                              									Den Rückstand reducirt man im Tiegel mit tubulirtem Deckel durch Wasserstoff oder
                              									Kohlengas, läſst erkalten, löst in Salzsäure, fällt das Zinn als Sulfid, oxydirt mit
                              									Salpetersäure und bestimmt es in üblicher Weise. Die Trennung von Zinn und Antimon
                              									in Legirungen kann in derselben Weise vorgenommen werden, nur löst man die Legirung
                              									in Königswasser, statt in Salz- und Fluſssäure. Das nach der Abscheidung des Zinnes
                              									mittels K4FeCy6
                              									gefällte Schwefelantimon muſs hell orangeroth, nicht aber bräunlich gefärbt sein
                              										(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1888 S. 512).
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
