| Titel: | Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance. | 
| Autor: | Alexander M. Chance, P. Behrend | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 320 | 
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                        Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den
                           								Sodarückständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance.
                        (Schluſs des Berichtes Bd. 270 S. 522.)
                        Mit Abbildungen.
                        Chance's Wiedergewinnung des Schwefels.
                        
                     
                        
                           Der Apparat, welcher in Oldboury seit 8 Monaten mit Erfolg angewandt wird, ist, wenn
                              									auch beim ersten Anblicke die vielen Röhren und Hähne zu verwirren scheinen, sowohl
                              									in seiner Construction, wie auch in der Controle, sehr einfach. Die Anordnung, in
                              									nebenstehender Figur (Fig. 1) wiedergegeben, ist
                              									folgende:
                           Eine Reihe hoher cylindrischer Gefäſse (7 sind als zweckentsprechend gefunden worden)
                              									ist derart durch Röhren verbunden, daſs eine reihenweise Anwendung ermöglicht
                              									ist.
                           Die Röhren LLL dienen zum Einleiten der Kohlensäure, die
                              									mit CCC bezeichneten zur Verbindung, EEE bedeuten die Ausgangs- und RRR die Rückleitungsröhren.
                           
                           Zur Veranschaulichung des Vorganges von der Zeit der Füllung eines Kessels bis zu
                              									seiner Entleerung dient beifolgendes Schema (Fig. 2),
                              									welches unter Verwerthung eines von J. C. Stevenson bei
                              									Besichtigung der Fabrikationsweise gemachten praktischen Vorschlages entworfen ist
                              									und den wagerechten Durchschnitt einer Reihe von 7 Kesseln während des Betriebes
                              									zeigt.
                           Fig. 1., Bd. 271, S. 321Die mit CO2
                              									bezeichneten Pfeile zeigen den Eintritt der Kalkofengase an, N den Kessel, aus dem die werthlosen Gase entweichen, und H2
                              									S denjenigen, worin die Schwefelwasserstoffgase
                              									angesammelt sind. Die dunkel bezeichneten Durchschnitte zeigen an, welche Kessel im
                              									Betriebe, die hellen, welche auſser Thätigkeit. Mit weiſsem Felde auf schwarzem
                              									Grunde sind die mit Alkalirückständen frisch beschickten Kessel gekennzeichnet,
                              									welche wegen ihrer groſsen Absorptionsfähigkeit für Schwefelwasserstoff als die
                              									letzten in den Reihen unverändert im Gebrauche sind. Die Zeit zwischen Beschickung
                              									und Entleerung ist verschieden, abhängig von der Beschaffenheit der Sodarückstände,
                              									der Menge und dem Gehalte der durchgepumpten Kalkofengase.
                           7 Uhr Morgens: Kessel 7 und 1 sind mit
                              									Sodarückständen frisch beschickt, die Kalkofengase treten in 3 ein und passiren, während alle zwischenliegenden Hähne geöffnet sind,
                              									nach einander 4, 5, 6, 7, 1; aus 1 entweichen die werthlosen Gase in die Austrittsröhren
                              									und nach Durchstreichen eines Reinigers in die Luft. Dauer des Vorganges 1 Stunde 40
                              									Minuten.
                           8 Uhr 40 Minuten: Die Gase in 5 sind für die Verarbeitung hinlänglich stark an
                              									Schwefelwasserstoff. Das Schwefelcalcium ist zum gröſsten Theile in
                              									Calciumsulfhydrat umgewandelt. Die aus 5 entströmenden
                              									Gase enthalten über 30 Proc. Schwefelwasserstoff, während die aus 1 entweichenden nur 1 Proc. Schwefelwasserstoff
                              									enthalten, wodurch die wirkungsvolle Absorptionsfähigkeit der Sodarückstände für
                              									Schwefelwasserstoff bewiesen wird. Die Verbindungen werden so gewechselt, daſs die
                              									Schwefelwasserstoffgase aus 5 zu dem Gasbehälter
                              									gelangen können. Kessel 2, zum Theile carbonisirte
                              									Rückstände enthaltend, wird eingeschaltet und die Kalkofengase gehen durch 2, 3, 4, 5, aus welch letzterem Kessel die Schwefel
                              									Wasserstoff gase während 2 Stunden 25 Minuten bis 11 Uhr 5 Minuten in den Gasbehälter gelangen. Wenn dann
                              									die aus 5 ausströmenden Gase unter 30 Proc.
                              									Schwefelwasserstoff enthielten und die Rückstände in 2
                              									und 3 so vollständig carbonisirt sind, daſs das von dem
                              									Schlamme abfiltrirte Wasser Bleipapier nicht mehr färbt, werden 2 und 3 entleert und
                              									frisch gefüllt.
                           11 Uhr 5 Minuten: Die Kalkofengase
                              									treten in 5 ein, gehen durch 6,
                                 										7, 1, 2, 3, aus letzterem entweichen die werthlosen Gase, nachdem sie einen
                              									Reiniger passirt bis 12 Uhr 25 Minuten, d. i. 1 Stunde 20 Minuten.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 271, S. 322
                              
                           12 Uhr 25 Minuten: Die Kalkofengase
                              									treten in 4 ein, welcher Kessel theilweise carbonisirte
                              									Rückstände enthält, gehen dann durch 5, 6, 7; die
                              									Schwefelwasserstoffgase aus 7 gehen von 12 Uhr 25
                              									Minuten bis 3 Uhr 30 Minuten, d. i. 3 Stunden 5 Minuten, in den Gasbehälter.
                           3 Uhr 30 Minuten: 4 und 5 sind frisch mit Sodarückständen gefüllt, die
                              									Kalkofengase werden in 7 hineingepumpt und dann durch
                              										1, 2, 3, 4, 5. Die werthlosen Gase entweichen aus
                              										7 bis 4 Uhr 35 Minuten, d. i. Dauer 1 Stunde 5
                              									Minuten.
                           4 Uhr 35 Minuten bis 8 Uhr 20
                                 										Minuten: Die Kalkofengase werden durch 6, 7, 1,
                                 										2 gepumpt, die Schwefelwasserstoffgase gehen gleichzeitig aus 2 in den Gasometer. Dauer 3 Stunden 45 Minuten.
                           8 Uhr 20 Minuten: 6 und 7 sind frisch beschickt, die Kalkofengase werden durch
                              										2, 3, 4, 5, 6 und 7
                              									gepumpt, aus diesem entweichen die werthlosen Gase bis 9 Uhr 20 Minuten, d. i. 1
                              									Stunde.
                           9 Uhr 20 Minuten: Die Kalkofengase
                              									werden durch 1, 2, 3, 4 gepumpt, die
                              									Schwefelwasserstoffgase gehen aus 4 in den Gasometer
                              									bis 1 Uhr 5 Minuten, d. i. 3 Stunden 45 Minuten.
                           1 Uhr 5 Minuten: 1 und 2 sind frisch beschickt und der Kreislauf der
                              									Operationen beginnt von Neuem.
                           Es sind also während 1 Stunde 40 Minuten + 1 Stunde 20 Minuten + 1 Stunde 5 Minuten +
                              									1 Stunde = 5 Stunden 5 Minuten die werthlosen Gase entwichen und während 2 Stunden
                              									25 Minuten + 3 Stunden 5 Minuten + 3 Stunden 45 Minuten + 3 Stunden 45 Minuten = 13
                              									Stunden die werthvollen Schwefelwasserstoffgase benutzt. Ungefähr 45 Minuten sind
                              									für Entleerung und Füllung der Kessel und für Rohrumschaltungen in Abrechnung zu
                              									bringen.
                           Ueber den Wechsel der Zusammensetzung der Gase findet sich am Schlusse eine
                              									vollständige Tabelle, zugleich mit einigen Analysen des kohlensauren Kalkschlammes
                              									und des Filtrates. Im Vergleiche zu dem Verfahren nach Schaffner und
                                 										Helbig ist die Gefahr des Entweichens von Schwefelwasserstoffgas in hohem
                              									Grade verringert, da das Einstellen der Thätigkeit der Kohlensäuregaspumpe auch die
                              									Erzeugung des Schwefelwasserstoffgases augenblicklich aufhält.
                           Die Einrichtung der Anlage ist auſserordentlich einfach. Aus einem Kalkofen saugt
                              									eine starke Pumpe Kohlensäuregas in Gefäſse, welche zweckmäſsig in der Nähe der
                              									Carbonisatoren aufgestellt sind, wodurch ein schneller und billiger Transport der
                              									Rückstände aus den Gefäſsen nach den Carbonisatoren erzielt und eine Oxydation der
                              									Masse durch die Luft möglichst vermieden wird.
                           Eine Reihe von 7 Cylindern 15 Fuſs (englisch) = + 4m,57 hoch, 6 Fuſs = 1m,83 im Durchmesser
                              									würden hinreichen, den Rückstand von 300t Sulfates
                              									in der Woche zu verarbeiten- aber ein Blick auf das Schema zeigt den Vortheil der
                              									Aufstellung einer doppelten Reihe von Cylindern, die in Gröſsenverhältnissen,
                              									entsprechend der Verarbeitung der Hälfte der Rückstände, in jeder Reihe derartig
                              									angeordnet sind, daſs eine Reihe die nützlichen Schwefelwasserstoffgase abgibt,
                              									während aus der anderen die werthlosen unwirksamen Gase austreten und so ein constanter Strom stark Schwefelwasserstoff haltiger
                              									Gase in den Gasbehälter gelangt. Die Aufstellung des Gasbehälters muſs, soweit es
                              									möglich, an einem freien Platze geschehen. Der Gasbehälter in Oldboury faſst bei 50
                              									Fuſs (15m,24) Durchmesser und 14 Fuſs (4m,27) Höhe ungefähr 30000 Cubikfuſs (850cbm) Schwefelwasserstoffgas; eine Oelschicht
                              										(„dead oil“) dient zur Controle etwaigen Gasaustrittes. Die Oelschicht
                              									bedurfte seit dem Jahre 1883 keiner Erneuerung.
                           Nachdem eine zur Prüfung des Claus-Ofens und der Methode
                              									der Schwefelgewinnung, und zur Feststellung des Kaufwerthes des so gewonnenen
                              									Schwefels hinreichende Anzahl Tonnen Schwefel erhalten war, wurde in der Hoffnung,
                              									auch in dieser Hinsicht den Werth dieses Verfahrens zu beweisen, auf die Darstellung
                              									von Schwefelsäure das Augenmerk gerichtet. Die Ausführung beider Prozesse muſste, da die gröſste Leistungsfähigkeit der Anlage in
                              									Anspruch genommen war, unterbleiben.
                           Seit November 1887 wurde der aus den Alkalirückständen erhaltene Schwefelwasserstoff
                              									verbrannt in einem Ofen, der mit einer vollständigen Reihe von Kammern mit Glover-Thurm und Gay-Lyssac-Absorptions-Colonne in Verbindung stand; die bei der
                              									Verbrennung der Schwefelwasserstoffgase gebildete Hitze war hinreichend, den Glover-Thurm in Wirksamkeit zu bringen und gleichzeitig
                              									eine beträchtliche Menge Säure in einer offenen Verdampfungspfanne, die auf den
                              									oberen Theil des Ofens gesetzt war, zu concentriren. Die Gröſse der Kammern
                              									entsprach dem gewöhnlichen Maſse, wie sie seit vielen Jahren zur Verbrennung der
                              									spanischen Schwefelkiese gedient hatten und der Salpeterverbrauch konnte auf 1,15
                              									bis 1,44 Proc. der trockenen Säure (SO3) herabgesetzt werden. Von der ganzen Schwefel menge, welche
                              									bisher in den Alkalirückständen weggeworfen wurde, sind ungefähr 90 Proc. als
                              									Schwefelsäure in dem Kammersysteme erhalten worden. Von den bleibenden 10 Proc. war
                              									die Hälfte oder 5 Proc. der ursprünglichen Menge in dem abflieſsenden Wasser
                              									verloren gegangen; nach der neueren Anordnung wurde jedoch auch dieser Schwefel noch
                              									ausgenutzt. Somit sind 95 Proc. des nach den Analysen in den Rückständen enthaltenen
                              									Schwefels in Rechnung gebracht. Die übrigen 5 Proc. gehen verloren als
                              									Schwefeleisen, welches unzerlegt in das Carbonat des Kalkschlammes übergeht, und in
                              									der geringen Menge Schwefelwasserstoff, der mit den unwirksamen Gasen in die
                              									Reiniger eintritt, einschlieſslich anderer geringer Verluste bedingt durch
                              									Oxydation, Kammerausgängen u.s.w. Von dem Schwefelwasserstoffe, der in den
                              									Gasbehälter gelangt, sind 98 bis 99 Proc. verbrannt und als Schwefelsäure gewonnen
                              									worden.
                           Die Tabelle A B, auf welcher die täglich angestellten Proben nebst Datum angegeben
                              									sind, liefert einen Beleg, wie wenig Schwefel, wenn die Kammern in ordnungsmäſsigem
                              									Betriebe sind, in den Gasen austritt.
                           Tafel A. B.
                           Gehalt der austretenden Gase an H2S, ausgedrückt in SO3.
                           
                              
                                 Datum
                                 Gr. SO3für1
                                    											cbm
                                 Datum
                                 Gr. SO3für1
                                    											cbm
                                 Datum
                                 Gr. SO3für1
                                    											cbm
                                 Datum
                                 Gr. SO3für1
                                    											cbm
                                 Datum
                                 Gr. SO3für1
                                    											cbm
                                 Datum
                                 Gr. SO3für1
                                    											cbm
                                 
                              
                                 1887.
                                 
                                 1887.
                                 
                                 1888.
                                 
                                 1888.
                                 
                                 1888.
                                 
                                 1888.
                                 
                                 
                              
                                   3. Dec.
                                 0,18
                                 17. Dec.
                                 1,28
                                   7. Jan.
                                 4,03
                                 21. Jan.
                                 7,34
                                   1. Febr.
                                 1,28
                                 18. Febr.
                                 1,78
                                 
                              
                                   5.   „
                                 0,36
                                 19.   „
                                 0,91
                                   9.   „
                                 2,38
                                 23.   „
                                 2,56
                                   3.    „
                                 2,75
                                 20.    „
                                 3,56
                                 
                              
                                   6.   „
                                 1,64
                                 20.   „
                                 1,28
                                 12.   „
                                 1,46
                                 24.   „
                                 1,46
                                 10.    „
                                 0,91
                                 21.    „
                                 1,21
                                 
                              
                                   7.   „
                                 0,36
                                 21.   „
                                 0,36
                                 13.   „
                                 1,83
                                 25.   „
                                 1,28
                                 11.    „
                                 2,75
                                 22.    „
                                 0,99
                                 
                              
                                 12.   „
                                 0,18
                                 22.   „
                                 0,18
                                 14.   „
                                 1,83
                                 26.   „
                                 Spuren
                                 13.    „
                                 1,23
                                 23.    „
                                 1,28
                                 
                              
                                 13.   „
                                 1,28
                                 29.   „
                                 1,64
                                 16.   „
                                 2,38
                                 27.   „
                                 0,18
                                 14.    „
                                 1,70
                                 24.    „
                                 1,52
                                 
                              
                                 14.   „
                                 Spuren
                                 30.   „
                                 1,28
                                 18.   „
                                 3,29
                                 28.   „
                                 Spuren
                                 15.    „
                                 3,26
                                 25.    „
                                 2,56
                                 
                              
                                 15.   „
                                 1,10
                                 31.   „
                                 3,12
                                 19.   „
                                 4,21
                                 30.   „
                                 0,36
                                 16.    „
                                 5,25
                                 
                                 
                                 
                              
                                 16.   „
                                 3,12
                                 
                                 
                                 20.   „
                                 2,19
                                 31.   „
                                 Spuren
                                 17.    „
                                 1,56
                                 
                                 
                                 
                              
                           Während einiger Wochen wurden etwa 40t Schwefelsäure (SO3) in je einer Woche durch Verbrennung
                              									des Schwefelwasserstoffes gewonnen und seit Beginn des Prozesses bis zum März 1888
                              									wurden 3000t auf Schwefel und Schwefelsäure
                              									verarbeitet. Die so hergestellte Säure ist auſserordentlich rein, ganz frei von
                              									Arsen, enthält nur eine Spur Eisen und ist fast farblos.
                           Chance macht dann, nachdem er den Herren France und Horace W. Crother seinen Dank für ihre
                              									Mitwirkung ausgesprochen, noch folgende Angaben über die Kosten des Verfahrens.
                           Gemäſs den 1883 angegebenen Zahlen stellen sich die Kosten für die Wiedergewinnung
                              									des Schwefels nach dem Schaffner und Helbig-Verfahren
                              									auf 25 Pf. für die Einheit Schwefel. Die Patentgebühr beläuft sich auf 1 M. für die
                              									Tonne Sulfat und die Arbeitskosten für Erzeugung und Pumpen von Kalkofengasen sind
                              									für beide Prozesse dieselben, alle übrigen Kosten jedoch bedeutend vermindert. Die
                              									Kosten der Anläge sind
                              									nur halb so hoch und die Abnützung derselben äuſserst gering. Die Arbeitskosten sind
                              									lange nicht so groſs als die, welche das Schaffner und
                                 										Helbig-Verfahren erfordert – sogar geringer als die Kosten für Brechen der
                              									Kiese, Entleerung und Inbetriebsetzen der Pyritöfen –, die Ausgabe für
                              									Magnesiumchlorid fällt ganz fort und Kohle ist nur so viel nöthig, als Feuerung
                              									erforderlich, um Kohlensäure zu pumpen und Maschinen zu treiben, wie sie beiden
                              									Verfahren gemeinsam. Die täglichen Kosten der Schwefelsäuredarstellung, verglichen
                              									mit denen bei Anwendung von Pyriten, sind jetzt reducirt auf das Erzeugen und Pumpen
                              									von Kohlensäure aus einem oder mehreren Kalköfen, Kosten, die je nach dem Werthe des
                              									Kalksteines und des Kokes für jeden Ort verschieden sind. Die Fabrikation von
                              									kaustischer Soda und Chlorkalk erfordert je mehr Kalk, als die Menge beträgt, die
                              									ein mit Koks gefeuerter Kalkofen beansprucht, der zur Erzeugung von Kohlensäure, wie
                              									sie zur Wiedergewinnung des Schwefels aus den Alkalirückständen nöthig, angelegt
                              									ist. Daher wird hinfort jeder Sodafabrikant seinen eigenen Kalk brennen und die
                              									Kalkofengase zur Wiedergewinnung des Schwefels aus den Alkalirückständen verwenden
                              									und somit einen Rückstand vortheilhaft zur Verwerthung
                              									eines anderen ausnutzen.
                           Bei der Schätzung des Gewinnes dieses Verfahrens müssen auch die Kosten in Erwägung
                              									gezogen werden, die bisher aus der Herbeischaffung der Pyrite entstanden und die in
                              									Oldboury z.B. 12 Pf. für die Einheit Schwefel oder 6 M. für die Tonne Pyrite
                              									betrugen und sich durchschnittlich in England auf 2 M. belaufen, oder 1 M. für die
                              									Tonne Sulfat, was der Patentgebühr für das neue Verfahren gleichkommt.
                           Die Pyrit-Compagnien haben 1884 durch Herabsetzung des Preises für Schwefel von 50
                              									Pf. auf 25 Pf. wohl den Schaffner und Helbig-Prozeſs
                              									zum Stillstande gebracht, stehen aber jetzt vor ganz anderen Gesichtspunkten. Drei
                              									Möglichkeiten sind in Betracht zu ziehen: Der Preis des Schwefels der Pyrite bleibt
                              									wie er ist, steigt oder fällt. Bleibt der Preis von 25 bis 38 Pf., so wird dieses
                              									neue Verfahren der Schwefel- oder Schwefelsäuregewinnung, auch ohne Berücksichtigung
                              									des Preises für den gewonnenen Kalk, Gewinn bieten- steigt er dagegen, so steigt
                              									auch um ebenso viel der Werth dieses Verfahrens für die Schwefelsäurefabrikation;
                              									wird der Preis herabgesetzt, so würde der Prozeſs im Verhältnisse den
                              									Schwefelsäurefabrikanten mehr Nutzen bringen. Aber eine Herabsetzung auf 16 Pf.
                              									würde für die Pyrit-Compagnien, die jährlich 600000t nach England einführen, 8 M. für die Tonne oder 4800000 M. im Jahre
                              									bedeuten. Chance ist von Sachkennern versichert, daſs
                              									eine weitere Herabsetzung des Preises jedoch auſser Frage kommt, da die spanischen
                              									Compagnien dann vorziehen würden, das Erz in Spanien zu lassen und in ihren Minen
                              									auf Kupfer zu verarbeiten. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Annahme wird noch
                              									dadurch erhöht, daſs im Verhältnisse zum Uebergange vom Ammoniak-Soda- zum Leblanc-Soda-Prozesse auch der Verbrauch an
                              									Schwefelkiesen herabgehen würde, und eine Verminderung des Verbrauches würde
                              									natürlich zur Folge haben, daſs die spanischen Compagnien auf anderem Wege diesen
                              									Verlust auszugleichen suchen.
                           Würde der Schwefel gemäſs obigen Prozesses nicht mehr zu Schwefelsäure, sondern
                              									ausschlieſslich in der Form von Schwefel gewonnen werden, so ergäbe das für England
                              									nach Chance's Schätzung jährlich 100000t, wodurch nicht nur der Bedarf an Schwefel für
                              									England selbst gedeckt wäre, sondern noch 60000 bis 70000t für Amerika verfügbar blieben, wo Schwefel
                              									zollfrei importirt werden kann. Die Menge der ausschlieſslich von den Leblanc-Sodafabrikanten gebrauchten Pyrite, deren
                              									Schwefel bis jetzt verloren ging, schätzt Chance
                              									jährlich auf 300000t oder die Hälfte der überhaupt
                              									importirten Pyrite.
                           In der an den Vortrag geknüpften Diskussion wird allseitig die Einfachheit und
                              									nutzbringende Anwendung obigen Verfahrens lobend hervorgehoben, ebenso seine Vorzüge
                              									vor den älteren Verfahren nach Gossage, Schaffner und
                                 										Helbig und Mond, und erwähnt, daſs auch die
                              									Methode der Prüfung des aus den Cylindern austretenden Gases, ob dasselbe stark
                              									genug ist, um in den Gasbehälter geleitet zu werden, sehr einfach sei; ein
                              									gewöhnlicher Bunsen-Brenner genüge. Wenn das Gas
                              									brennt, ist es reich genug an Schwefelwasserstoff, um weiter verarbeitet werden zu
                              									können, wenn nicht, läſst man es noch in den nächsten mit Alkalirückständen
                              									beschickten Cylinder treten.
                           Vergleichende Analysen des gewonnenen Kalk-Carbonates.
                           
                              
                                 
                                 Schaffner und Helbig's Prozeſs 1883.
                                 
                              
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 4.
                                 
                              
                                 CalciumcarbonatCalciumsulfatCalciumchloridCalciumsilicatMagnesiumcarbonatMagnesiumoxydMagnesiumchloridNatriumcarbonatNatriumsulfatNatriumsilicatSodaThonerdeSchwefeleisenEisenoxydKoksSandKieselsäureSchwefel
                                    											(frei)Feuchtigkeit bei 80° C.Wasser
                                 75,62  4,60  0,36–  0,60  2,50  0,88–––  0,95  0,96–  2,30  5,80–  0,50––  4,65
                                   79,32    3,89    0,25–    1,77    1,67    0,78–––    0,85    0,80–    2,60    3,72–    0,30––    4,30
                                 76,48  4,62  0,30–  0,70  2,85  1,70–––  0,70  0,76–  1,34  3,00–  1,12––  6,00
                                 71,14  4,52  1,51––  3,20  2,58–––  1,75  0,94–  1,07  3,80–  3,45––  6,00
                                 
                              
                                 
                                 99,72
                                 100,25
                                 99,57
                                 99,96
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 Chance's
                                    											Schwefel-Wieder-gewinnungs-Prozeſs 1888.
                                 
                              
                                 A.
                                 B.
                                 C.
                                 
                              
                                 CalciumcarbonatCalciumsulfatCalciumchloridCalciumsilicatMagnesiumcarbonatMagnesiumoxydMagnesiumchloridNatriumcarbonatNatriumsulfatNatriumsilicatSodaThonerdeSchwefeleisenEisenoxydKoksSandKieselsäureSchwefel
                                    											(frei)Feuchtigkeitsverlust bei 80° C.WasserWasser und
                                    											Verlust
                                   84,79    0,36–    1,91    1,34––    0,45    0,07    1,47–    1,19    1,05–    4,06    0,97–    0,45    0,58–    1,31
                                   87,16    0,49–    2,30    1,03––    0,55    0,21    1,42–    1,47    0,71–    2,06    0,56–    0,54    0,39–    1,11
                                   86,32    0,36–    2,35    1,07––    0,63    0,07    1,00–    1,35    0,99–    2,98    0,85–    0,40    0,34–    1,29
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                                 Kieselsäure                      Proc.Schwefelsäure
                                    												(SO3)Schwefel als
                                    											SulfidSchwefel (frei)Natrium (löslich)Natrium
                                    											(unlöslich)
                                     1,71    0,25    0,38    0,45    0,26    0,75
                                     1,89    0,41    0,26    0,54    0,32    0,72
                                     1,72    0,25    0,36    0,40    0,37    0,51
                                 
                              
                           A und C sind aus den Carbonisatoren; B aus den Vacuumfiltern. –
                              									Die Sulfide sind in feuchtem Schlamme bestimmt und auf trockenen umgerechnet.
                           Analyse der Alkalirückstände. (Chance's Verfahren).
                           
                              
                                 
                                 Aus der Darstellung von
                                 
                              
                                 caustischer Soda
                                 gewöhnl. Soda
                                 
                              
                                 CalciumsulfidCalciumcarbonatCalciumhydratCalciumsulfatCalciumhyposulfidNa2OThonerdeSchwefeleisenMagnesiaKieselsäureSchwefelKoksSandFeuchtigkeit
                                    											bei 80° C. im    N-Strom
                                   23,76  28,29    1,43Spuren–    1,63    0,87    0,94    0,35    1,37    0,36    6,90    1,06  33,34
                                   26,46  24,16    6,33––    1,18    0,87    0,49    0,30    1,73    0,15    3,84    0,61  34,69
                                   30,17  19,88    1,22Spuren–    0,84    0,91    0,67    0,43    1,29    0,47    8,46    1,34  35,01
                                   31,56  25,15–––    1,30    1,16    0,85    0,33    1,27    0,17    7,21    0,88  30,50
                                 
                              
                                 
                                 100,30
                                 100,81
                                 100,69
                                 100,38
                                 
                              
                                 Gesammt Schwefel an Kalk    und Eisen gebunden
                                   10,90
                                   11,94
                                   13,65
                                   14,34
                                 
                              
                           
                           Analyse der Rückstände auf Schwefel als Sulfid allein.
                           
                              
                                 Datum
                                 Schwefel
                                 
                              
                                 CaustischeSoda
                                 GewöhnlicheSoda
                                 
                              
                                        1888.24. Januar31.     „  1.
                                    											Februar  2.     „  3.     „  4.     „  6.    
                                    											„  7.     „15.     „
                                 Proc.10,9011,2711,5111,9312,4812,34  9,16–11,94
                                 Proc.–12,5914,07–––11,3011,8113,65
                                 
                              
                                 Durchschnitt
                                 11,44
                                 12,68
                                 
                              
                           Zusammensetzung der Gase aller Kessel um 7 Uhr Morgens.
                           
                              
                                 Die Gase gehen aus Kessel
                                 H2S
                                 CO2
                                 H2S u. CO7zusammen
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Nr. 3 nach Nr. 4
                                 28,0
                                 8,0
                                 36,0
                                 
                              
                                   „  4     „    „    5
                                 15,0
                                 3,0
                                 17,0
                                 
                              
                                   „  5     „    „    6
                                 –
                                 –
                                   8,0
                                 
                              
                                   „  6     „    „    7
                                 –
                                 –
                                   2,0
                                 
                              
                                   „  1     „    „    1
                                 –
                                 –
                                   0,5
                                 
                              
                                   „  1 nach dem Reiniger
                                 Spuren
                                 Spuren
                                 –
                                 
                              
                           Analyse der Kalkofengase auf CO2.
                           
                              
                                 
                                 Durchschnitt4 dreistündlicher
                                    											Proben
                                 
                              
                                 bei Tage
                                 Nachts
                                 
                              
                                       1888.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                   8. Februar
                                 28,1
                                 26,6
                                 
                              
                                   9.      „
                                 27,0
                                 29,0
                                 
                              
                                 10.      „
                                 28,6
                                 28,1
                                 
                              
                                 11.      „
                                 29,6
                                 29,1
                                 
                              
                           Analyse der H2S-Gase im
                              									Gasbehälter.
                           
                              
                                 
                                 9,0 Morgens
                                 4,30 Nachm.
                                 
                              
                                 H2S
                                 CO2
                                 H2S
                                 CO2
                                 
                              
                                       1888.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                   8. Februar
                                 33,4
                                 1,6
                                 34,0
                                 2,0
                                 
                              
                                   9.      „
                                 32,3
                                 1,7
                                 33,0
                                 2,0
                                 
                              
                                 10.      „
                                 34,0
                                 1,0
                                 33,4
                                 1,6
                                 
                              
                                 11.      „
                                 34,0
                                 2,0
                                 34,0
                                 2,0
                                 
                              
                           
                           Wasser vom Kalkschlamme abfiltrirt.
                           
                              
                                 
                                 Gramm für 100l
                                 
                              
                                 16. Jan.
                                 10. Febr.
                                 13. Febr.
                                 27. Febr.
                                 
                              
                                 Alkalinität herstammend von    NaHCO3 (als Na2O)
                                 663,0
                                 679,8
                                 779,7
                                 860,1
                                 
                              
                                 Carbonate von Ca u. Mg (als CaCO3)
                                 150,2
                                 177,7
                                 144,3
                                 215,6
                                 
                              
                                 Gesammt S
                                 110,7
                                   36,9
                                   21,5
                                   51,2
                                 
                              
                                 S als SO4
                                 –
                                     1,4
                                     1,1
                                 Spuren
                                 
                              
                                 S als Hyposulfid
                                   22,9
                                   18,3
                                     5,1
                                   20,4
                                 
                              
                                 S als Sulfid
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 –
                                 –
                                     7,9
                                     7,5
                                 
                              
                                 Al2O3, Fe2O3
                                 –
                                 –
                                 Spuren
                                 Spuren
                                 
                              
                           P. Behrend.