| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 416 | 
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                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Schluſs des Berichtes S. 363 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VIII. Allgemeines und
                                 										Theoretisches.
                              								
                           Ueber das Vorkommen von Basen in Flüssigkeiten, die der
                                 										alkoholischen Gährung unterlagen, finden sich verschiedene Arbeiten in den
                              										Comptes rendus, 1888. Daselbst berichtet Ed. Ch. Morin S. 360, daſs er im Branntweine eine Base
                              									gefunden habe, welche mit der von Kraemer und Pinner
                              									im Fuselöle
                              									nachgewiesenen übereinstimmt. Das Vorkommen derselben kann in Alkoholen leicht
                              									nachgewiesen werden. Die Base gibt in Lösungen von 1 : 1000 mit Quecksilberchlorid
                              									sofort, in gröſseren Verdünnungen allmählich, einen weiſsen flockigen Niederschlag.
                              									Phosphorwolframsäure erzeugt selbst in Lösungen von 1 : 10000 sofort einen weiſsen
                              									Niederschlag und Phosphormolybdänlösung in Verdünnung 1 : 1000 eine gelbe Fällung.
                              										Tauret (ebendaselbst S. 418) will dieselbe Base
                              									synthetisch dargestellt haben durch Einwirkung von freiem Ammoniak oder den
                              									Ammonsalzen organischer Säuren auf Glycose. Er nannte dieselbe Glycosin und stellte
                              									für sie die Formel βC7H10N2
                              									auf.
                           Dujardin-Beaumetz und Robert
                                 										Wurtz haben die physiologischen Eigenschaften der Base geprüft und dieselbe
                              									als bemerkenswerth giftig befunden. Lindet
                              									(ebendaselbst S. 280) empfiehlt zum Nachweise der Base im Alkohole die Bestimmung
                              									des Stickstoffes nach der Methode von Kjeldahl. Etwa
                              									0,5 bis 1l Alkohol von 50° Gay-Lussac werden mit 20g Schwefelsäure
                              									versetzt, Alkohol und Wasser abdestillirt, der Rückstand verkohlt und nach Kjeldahl's Vorschrift behandelt. Mit dieser Methode
                              									soll man nach Angabe des Verfassers noch 1 Millionstel Base nachweisen können. Die
                              									von Morin aus Alkohol isolirte Base lieferte nach Lindet's Analyse 23,5 Proc. Ammoniak. Lindet hat eine gröſsere Anzahl von Branntweinen,
                              									verschiedener Herkunft und aus verschiedenen Materialien hergestellt, nach seinem
                              									Verfahren untersucht und aus der ermittelten Menge Ammoniak den Gehalt an Basen
                              									berechnet. Er fand folgende Zahlen, aus denen hervorgeht, daſs die Menge der Basen
                              									eine auſserordentlich wechselndeLindet findet nach seiner Methode natürlich den
                                    											im Spiritus enthaltenen Gesammtstickstoff; ob dieser ausschlieſslich in
                                    											Gestalt der oben beschriebenen Base darin vorhanden ist, dürfte jedoch noch
                                    											nicht erwiesen sein.D. Ref. ist.
                           
                              
                                 
                                 Ammoniak
                                 Base
                                 
                              
                                 Branntwein, alter (Vibrac, Charentes) 45°
                                   1,29
                                   5,48
                                 
                              
                                     (im Laboratorium hergestellt) 49°
                                   0,95
                                   4,04
                                 
                              
                                 Obstbranntwein (Cleves, Seine-Inférieure) 69°
                                   1,35
                                   5,74
                                 
                              
                                 Branntwein aus Traubentrestern (Barletta, Ital.) 53°
                                   1,40
                                   5,95
                                 
                              
                                 Rum aus Melasse (Réunion) 60°
                                   3,07
                                 13,05
                                 
                              
                                    „      „        „       (Guadeloupe) 63°
                                   2,54
                                 10,79
                                 
                              
                                    „      „        „       (Martinique) 55°
                                   5,30
                                 22,52
                                 
                              
                                 Spiritus aus Korn, verzuckert durch Säure 59°
                                   0,52
                                   2,21
                                 
                              
                                       „        „      „          
                                    											„            „        „      60°
                                   0,66
                                   2,80
                                 
                              
                                       „        „      „           „            „     Malz  
                                    											50°
                                   0,40
                                   1,70
                                 
                              
                                 Rübenspiritus 74°
                                   0,84
                                   3,57
                                 
                              
                                            „          54°
                                   1,04
                                   4,42
                                 
                              
                                            „          58°
                                   2,86
                                 12,15
                                 
                              
                                 Spiritus aus Topinambur 58°
                                   0,93
                                   3,95
                                 
                              
                                       „       „    Rübenmelasse 85°
                                 16,23
                                 68,08
                                 
                              
                                       „       „              „             79°
                                 18,09
                                 76,88
                                 
                              
                                       „       „              „             79°
                                 19,24
                                 81,77
                                 
                              
                                       „       „              „             71°
                                 23,05
                                 97,96
                                 
                              
                           Ordonneau, welcher schon vielfach Untersuchungen von
                              									Gährungsproducten ausgeführt hat (vgl. 1887 265 330),
                              									veröffentlicht in der 
                              									Rev. Univ. de la Distillerie, vgl. auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 183, Untersuchungen über den Vorlauf von Melassespiritus,
                              									welcher durch Vergährung von Melasse mit Bierhefe gewonnen war und welcher sich
                              									durch einen widerwärtigen Geruch und gelbe Farbe auszeichnete. Die Untersuchung
                              									ergab folgende Körper:
                           
                              
                                 
                                 Siedepunkt
                                 
                              
                                 Acetaldehyd
                                 22°
                                 
                              
                                 Ameisensäureäther
                                 55°
                                 
                              
                                 Isobutylaldehyd
                                 62°
                                 
                              
                                 Essigsäureäther
                                 74°
                                 
                              
                                 Amylaldehyd
                                 92°
                                 
                              
                           Ferner lieſsen sich noch geringe Mengen eines Körpers nachweisen, der schwerer als
                              									Wasser ist und welcher dem Alkohol den ihm eigenthümlichen knoblauchartigen Geruch
                              									verlieh. Als derjenige Körper, welcher dem Spiritus den schlechten Geschmack
                              									ertheilt, ist das Valeraldehyd zu betrachten. Das Vorkommen hochsiedender Producte
                              									im Vorlaufe ist dadurch zu erklären, daſs dieselben mit anderen Stoffen Gemische
                              									bilden, welche bei niederer Temperatur übergehen. Die Aldehyde sind wahrscheinlich
                              									durch Bakteriengährung entstanden, wodurch eine Oxydation der durch die Hefe
                              									gebildeten Alkohole stattfindet; hierdurch ist auch das Auftreten der entsprechenden
                              									Säuren erklärlich.
                           Ueber die Gewinnung reinen Traubenzuckers nach dem Verfahren
                                 										von Cords-Virneisen berichtet Edmund O. v.
                                 										Lippmann in der Chemiker Zeitung, 1888 Nr.
                              									48.
                           Ueber Stärke und Diastase. Dieses Thema hat C. J. Lintner zum Gegenstande eines Vortrages auf dem
                              									6. deutschen Brauertage in Stuttgart gewählt, welcher auch in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 213, 221,
                              									227, zum Abdrucke gelangt ist, da die Ausführungen des Verfassers von allgemeinem
                              									Interesse für alle Gährungsgewerbe sind. An der Hand seiner eigenen Untersuchungen
                              									über diesen Gegenstand, über welche wir an dieser Stelle schon mehrfach berichtet
                              									haben (vgl. 1888 268 132), bespricht Verfasser eingehend
                              									die Eigenschaften der Stärke und der Diastase, sowie die Vorgänge beim Maischen und
                              									Mälzen, indem er die Resultate der wissenschaftlichen Forschungen auf die Praxis
                              									überträgt und die Erfahrungen der letzteren durch erstere zu erklären sucht. Der
                              									Raum verbietet uns, auf die hochinteressanten Ausführungen des Verfassers hier näher
                              									einzugehen, wir müssen uns darauf beschränken, die Leetüre des Originales unseren
                              									Lesern zu empfehlen.
                           Ueber die Gährungsfähigkeit der Galaktose liegen neuere
                              									Beobachtungen von Tollens u.a. (Biedermann's Centralblatt für
                                 										Agriculturchemie, Bd. 17 S. 483) vor, wonach im Gegensatze zu den
                              									Beobachtungen von Bourquelot (vgl. 1888 269 428) die Galaktose gährungsfähig sein soll. Tollens ist der Ansicht, daſs das Miſslingen der
                              									Vergährung der Galaktose bei den früheren Versuchen entweder durch die Abwesenheit von
                              									Hefenährstoffen, oder durch nicht richtigen Zusatz der letzteren veranlaſst ist,
                              									denn es gelang ihm, reinste, sehr häufig umkrystallisirte Galaktose mit Hefe und
                              									Hefeabkochung als Nährflüssigkeit sehr gut zu verjähren, wobei die Galaktose 45
                              									Proc. ihres Gewichtes an Alkohol ergab, während dieselbe Galaktose ohne Nährlösung
                              									nur 15 Proc. Alkohol lieferte. Auch die so leicht gährenden Zuckerarten, wie
                              									Rohrzucker und Dextrose, fand Tollem bei Abwesenheit
                              									von Hefenährlösung nur langsam gährend. Als Hefenährlösung eignet sich am besten Pasteur's Hefewasser oder eine filtrirte Abkochung von
                              										5g Hefebrei in 50cc Wasser.
                           Untersuchungen über die Physiologie und die Morphologie der
                                 										alkoholischen Fermente veröffentlicht Emil Chr.
                                 										Hansen im 5. Hefte der Meddelelser fra Carlsberg
                                 										Laboratoriet. Wir können auf die hochinteressante, sehr umfangreiche Arbeit
                              									hier nur aufmerksam machen.
                           Die Anaërobiose und die Gährungen lautet der Titel eines
                              									Aufsatzes von M. Nencki in Bern in der Allgemeinen Zeitschrift für Spiritus- und
                                 										Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 91 und 147, in welchem der Verfasser
                              									interessante Fragen der Gährungsphysiologie einer Besprechung unterzieht.
                           Ueber Hefegifte veröffentlicht H. Schulz in Greifswald in dem Archiv für die
                                 										gesammte Physiologie, Bd. 42 (vgl. auch Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 137) Untersuchungen. Der Verfasser war bei
                              									früheren Arbeiten in Bezug auf die thierische Zelle zu dem Schlusse gekommen, daſs
                              									jeder Reiz auf eine einzelne Zelle sowohl, wie auch auf die aus Zellgruppen
                              									bestehenden Organe, entweder eine Vermehrung oder Verminderung ihrer physiologischen
                              									Leistungen bedinge, entsprechend der gröſseren oder geringeren Intensität des
                              									Reizes. Es schien nun von Interesse, auch die Pflanzenzelle in dieser Richtung zu
                              									prüfen, und der Verfasser wählte hierzu die Hefezelle, auf welche er die
                              									verschiedensten Stoffe einwirken lieſs. Die Versuche führten zu folgenden
                              									Resultaten:
                           Sublimat ist im Stande, bei genügend
                              									weit getriebener Verdünnung (1 : 500000 bis 1 : 700000) die Thätigkeit der Hefe auf
                              									kürzere oder längere Zeit bedeutend über die Norm zu steigern.
                           Jod. In allen Fällen, wo die
                              									Jodverbindung (Jod mit Jodkalium) wirkte, setzte die Gährung gleich von vornherein
                              									kräftiger ein. Das Maximum in dieser Hinsicht wurde meist bei der Verdünnung von 1 :
                              									100000 erreicht.
                           Brom wirkt ebenfalls in genügender
                              									Verdünnung (1 : 300000 bis 1 : 400000) anregend auf die Hefethätigkeit.
                           Arsenige Säure. Dieselbe ist bei
                              									genügender Verdünnung (1 : 40000) im Stande, die Hefegährung vortheilhaft zu
                              									beeinflussen.
                           Chromsäure steigert bei genügender
                              									Verdünnung (1 : 7000 bis 1 : 8000) die Anfangsarbeit der Hefe sehr energisch.
                           Salicylsäure wirkt in einer
                              									Verdünnung von 1 : 2000 bis 1 : 5000 in ebendemselben Sinne wie die vorhergehenden
                              									Substanzen.
                           Ameisensäure verstärkt gleichfalls in
                              									genügender Verdünnung (Optimum: 1 : 300000) zeitweilig die Hefenarbeit und bedingt
                              									ein schnelleres Einsetzen derselben.
                           Bemerkt sei noch, daſs der Einfluſs anderer Substanzen, besonders der Säuren, auf die
                              									Hefezelle bereits früher von Hayduck, sowie von 
                              									Maercker, Neale und Werenskiold untersucht worden ist (vgl. 1887 263 255) und daſs Hayduck bei seinen
                              									Versuchen auch zu dem Resultate gelangte, daſs sehr geringe Säuremengen einen die
                              									Gährung und die Hefeentwickelung fördernden Einfluſs haben, während gröſsere Mengen
                              									derselben Säuren schädigend wirken.
                           Die Wirkung der Säuren auf die Hefe, zum Zwecke der
                              									Ausarbeitung einer Methode der Stärkebestimmung in der Preſshefe, hat Chapmann studirt (Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 232). Derselbe fand, daſs die Menge
                              									Zucker, welche aus stärkefreier Hefe durch Einwirkung von Salzsäure erhalten wird,
                              									abhängig ist von der Concentration der Salzsäure, denn es wurden im Mittel mehrere
                              									Versuche an Zucker in Procenten der trockenen Hefe gebildet:
                           
                              
                                 Bei
                                   2cc
                                 Salzsäure
                                 auf
                                 100cc
                                 Wasser
                                 =
                                 2,0
                                 Proc.
                                 Zucker
                                 
                              
                                 „
                                   5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 =
                                 11,1
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 =
                                 16,3
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 15
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 =
                                 23,1
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 20
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 =
                                 24,9
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 25
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 =
                                 27,5
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 30
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 =
                                 29,3
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Weitere Versuche zeigten, daſs dieser Zucker fast ausschlieſslich durch Umwandelung
                              									der Hefecellulose entstanden war. Nach dieser Beobachtung erscheint es nicht
                              									ausgeschlossen, daſs sich eine Bestimmungsmethode der Stärke in der Preſshefe auf
                              									Grund der vom Verfasser erhaltenen Resultate wird gründen lassen.
                           Zum Imprägniren von Spiritus- und Bierfässern wird in
                              									der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 226,
                              									an Stelle des bisher gebräuchlichen Brauerpeches das Paraffin sehr empfohlen. Dasselbe zeichnet sich vortheilhaft dadurch aus,
                              									daſs es vollständig geruchlos und geschmacklos ist, daſs es die Poren des Holzes
                              									sehr vollständig schlieſst und von kaltem und auch warmem Wasser, sobald dieses
                              									nicht über 50° warm ist, ebenso von Säuren und Alkalien bei gewöhnlicher Temperatur
                              									nicht angegriffen wird. Das zu verwendende Paraffin muſs jedoch Hartparaffin sein, dessen Schmelzpunkt nicht unter 56°
                              									liegt, wofür der Verkäufer Garantie leisten muſs. Weichparaffin mit einem
                              									Schmelzpunkte von 40 bis 45° ist für den betreffenden Zweck unbrauchbar. Statt
                              									Paraffin kann man auch Ceresin verwenden. Bedingung
                              									ist, daſs das Holz des Fasses im Inneren vor der Imprägnirung vollkommen trocken und
                              									erwärmt, und zwar etwas wärmer als das betreffende Imprägnirungsmittel sein muſs.
                              									Bei Paraffin muſs daher das Holz auf 60 bis 70°, bei Ceresin auf über 110° erwärmt
                              									sein. Das Erwärmen und Trocknen der Fässer geschieht am besten durch Einblasen eines
                              									in einem geeigneten ApparateIn der Zeitschrift für Spiritusindustrie werden
                                    											hierzu die von Ludwig Ramdohr in Gotha
                                    											gelieferten Apparate bestens empfohlen. auf 150 bis 170°
                              									erhitzten Luftstromes. Dieses Verfahren des Trocknens hat [noch den groſsen
                              									Vortheil, daſs durch die heiſse Luft alle schädlichen Organismen, welche in dem
                              									Fasse oder in den Poren
                              									des Holzes etwa vorhanden sind, unbedingt getödtet werden. Statt der heiſsen Luft
                              									zum Trocknen Dampf zu verwenden, wie man dieses früher versucht hat, ist natürlich
                              									ganz unrationell, weil dadurch die Poren des Holzes mit Wasser gefüllt werden (vgl.
                              									auch E. Schaal 1880 236
                              									351).
                           Ein Verfahren zur Abscheidung von Hopfenharz und verharztem
                                 										Hopfenöle bei der Darstellung von Spiritus aus Brauereiabfällen ist Wilhelm Gerdes in Dortmund patentirt (D. R. P. Nr.
                                 									43346 vom 31. August 1887). Das Verfahren bezweckt bei der Darstellung von Spiritus
                              									aus Hopfenbestandtheile führenden Brauereiabfällen: a) Die Abscheidung von
                              									Hopfenharz aus der Maische durch Abkühlen der auf etwa 13 bis 15° gestiegenen
                              									Maische, auf 5 bis 6°, während der letzten sechsstündigen Gährungsdauer und
                              									Entfernen der sich hierdurch bildenden Decke; b) die Abscheidung von verharztem
                              									Hopfenöle aus dem rectificirten, etwa 85grädigen Destillate durch Versetzen
                              									desselben mit Wasser, Abkühlen auf etwa 1° und nachfolgende Filtration des milchig
                              									trübe gewordenen Productes.
                           Zwei Mittel zur Entfernung der Pyridinbasen aus denaturirtem
                                 										Spiritus werden in der Allgemeinen Zeitschrift für
                                 										Spiritus- und Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 155, daselbst nach der Pharmaceutischen Zeitschrift, mitgetheilt. Nach Wilhelm Lange kann man durch Schütteln des Spiritus mit
                              									gepulvertem Chlorzinke, nach W. Kirchmann durch Zusatz
                              									einer Lösung von Aluminiumsulfat, welche noch so viel Schwefelsäure enthält, als zur
                              									Bildung des Alauns erforderlich ist, alles Pyridin, im ersteren Falle als
                              									Zinkchlorid-Pyridin, im letzteren als Pyridinalaune zur Ausscheidung bringen. (Wir
                              									möchten darauf aufmerksam machen, daſs eine derartige Beseitigung des
                              									Denaturirungsmittels voraussichtlich strafbar ist. D. Ref.)
                           Die Einführung von Gewichtsalkoholometern an Stelle der
                                 										Volumalkoholometer ist vom Bundesrathe in der Sitzung vom 12. Juli 1888
                              									beschlossen worden, und werden seit Oktober 1888 von der Normalaichungs-Commission
                              									bereits Gewichtsalkoholometer geaicht. Für die Temperaturangabe ist bei diesen
                              									Instrumenten das hunderttheilige Thermometer gewählt. Durch beide Neuerungen werden
                              									lange gehegte Wünsche befriedigt und dem Spiritushandel groſse Erleichterungen
                              									geschaffen. Die Ausgabe von amtlichen Tabellen für das Gewichtsalkoholometer,
                              									entsprechend den neuerdings erschienenen Tabellen für das Volumalkoholometer, steht
                              									bevor. Erwähnt sei noch, daſs neben dem Gewichtsalkoholometer die Volumalkoholometer
                              									zulässig bleiben und dementsprechend auch geaicht werden. Die auf die Einführung des
                              									Gewichtsalkoholometers bezüglichen Beschlüsse des Bundesrathes lauten nach der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 217, wie
                              									folgt:
                           Bei den steuerlichen Abfertigungen des inländischen Branntweines
                              									sind von einem durch den Reichskanzler noch näher zu bestimmenden Zeit-Punkte
                              									an:
                           
                           1) Für alle alkoholometrischen Messungen an Stelle der bisherigen
                              									Volumalkoholometer Gewichtsalkoholometer mit hunderttheiligem (Celsius-) Thermometer
                              									in Gebrauch zu nehmen.
                           2) Die scheinbaren Alkoholstärken des Branntweines
                           
                              a) von 0 bis zu ausschlieſslich 10 Gew.-Proc. nach ganzen
                                 										Procenten,
                              b) von 10 bis zu ausschlieſslich 65 Gew.-Proc. nach ganzen und
                                 										halben Procenten,
                              c) bei höheren Stärken nach ganzen und fünftel Procenten;
                              
                           ferner die Temperaturen des Branntweines: bei
                              									Stärken
                           
                              a) von 0 bis ausschlieſslich 10 Proc. nach dem hunderttheiligen,
                                 										0 bis 25° aufweisenden Thermometer nach ganzen Graden,
                              b) von 10 bis ausschlieſslich 65 Proc. nach dem hunderttheiligen,
                                 										– 12 bis + 30° aufweisenden Thermometer gleichfalls nach ganzen Graden,
                              c) bei höheren Stärken nach dem hunderttheiligen, gleichfalls –
                                 										12 bis + 30° aufweisenden Thermometer nach ganzen und halben Graden
                              
                           zu bestimmen und nach Maſsgabe solcher Ermittelungen
                              									die wahren Alkoholstärken für Ablesungen
                           
                              a) von 0 bis ausschlieſslich 10 Proc. nach ganzen
                                 										Procenten,
                              b) von 10 bis ausschlieſslich 65 Proc. nach ganzen und halben
                                 										Procenten und
                              c) von 65 bis zu 100 Proc. nach ganzen und fünftel Procenten
                                 										festzusetzen.
                              
                           3) Hiernach eingerichtete Untersuchungstafeln sind von der
                              									Normalaichungs-Commission zum Gebrauche der Steuerbehörden zu liefern.
                           4) Wegen Beschaffung der neuen Thermo-Alkoholometer bleibt den
                              									obersten Landesfinanzbehörden das Weitere zu veranlassen.
                           Im Uebrigen wird die Einrichtung der neuen Instrumente im Wesentlichen wie bisher
                              									sein. Um sie als neue Instrumente kenntlich zu machen, soll die Thermometerscala
                              									durch zwei hellrothe Striche gerändert werden. Als Normalinstrumente werden die
                              									Alkoholometer mit feinerer Scalentheilung nicht mehr bezeichnet sein:, auch ein
                              									besonderes Präcisionsstempelzeichen wird es für sie nicht geben, es werden sich
                              									lediglich Alkoholometer mit den drei verschiedenen Scalentheilungen unterscheiden
                              									lassen, welche im Uebrigen alle den gleichen Stempel tragen. In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 166, wird
                              									noch darauf aufmerksam gemacht, daſs auch die zum Spindeln dienenden Cylinder bestimmten Vorschriften genügen müssen. Es
                              									sind fortan nur Standgläser zulässig, welche mindestens 40mm Weite, etwa 50cc innere Höhe und gerade abgeschnittene Ränder haben. Die Glasbläserei
                              									des Vereines für Spiritusfabrikanten in Berlin liefert die neuen Alkoholometer zu
                              									folgenden Preisen:
                           
                              
                                 Alkoholometer
                                 bis zu 65 Proc. in ½ Proc. getheilt
                                 12
                                 M.
                                 
                              
                                 „
                                 von 65 bis 100 Proc. in 0,2 Proc. getheilt etwa
                                 20
                                 „
                                 
                              
                           Wenn die Alkoholometer mit Cylinder in Lederetui geliefert
                              									werden, erhöht sich der Preis um 6 M.
                           Auf Fehler und dadurch bedingte Differenzen beim Ablesen
                              									des Alkoholometers wird in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 129, aufmerksam gemacht.
                           Auf Fehler, welche beim Ablesen an den Spiritussammelgefäſsen
                                 										vorkommen, wird in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 196, hingewiesen. Dadurch, daſs der an Alkohol
                              									ärmere Spiritus als der schwerere am Boden des Reservoirs lagert, wo sich das
                              									Verbindungsstück mit dem
                              									Standglase befindet, wird nach dem Gesetze der communicirenden Röhren der Spiritus
                              									in dem Standglase höher stehen als in dem Sammelgefäſse. Durch Anbringung von
                              									Verbindungsstutzen in verschiedenen Höhen des Reservoirs kann diesen Ungleichheiten
                              									zum Theile abgeholfen werden.
                           Morgen.