| Titel: | Elektrischer Krahn auf Schienbahn. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 554 | 
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                        Elektrischer Krahn auf Schienbahn.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									28.
                        Elektrischer Krahn auf Schienbahn.
                        
                     
                        
                           Die gröſsere Sicherheit, welche ein elektrischer Krahn im Vergleiche mit einem
                              									Dampfkrahne gegen Feuersgefahr bietet, hat Herrmann und
                                 										Comp. veranlaſst, in ihrer Furnirfabrik in Limehouse einen elektrischen
                              									Krahn in Anwendung zu bringen, als Ersatz für die bisher benutzte Handarbeit, welche
                              									12 Proc. vom Preise der Hölzer kostete. Von diesem Krahne bieten Fig. 4 und 5 Taf. 28 Aufriſs und
                              									Grundriſs. Der Krahn läuft auf einem Gerüste, das an der Seite des Vorrathshauses
                              									für die Hölzer errichtet ist und reicht über einen Kanal, worauf die Hölzer auf
                              									Barken gebracht werden. Das Holz ist alles amerikanischen Ursprunges und wird
                              									hauptsächlich in Form von Bohlen geliefert. Beim Ausladen wird ein Stoſs derselben,
                              									im Gewichte von etwa 760k an Bord der Barke
                              									ausgelegt und von dem Krahne mittels eines besonderen, von dem Director Haſs der Fabrik entworfenen Hakens aufgenommen. Dieser
                              									Haken läſst sich schnell anlegen, verletzt die Bretter nicht und hält die Ladung
                              									während des Fortschaffens hübsch wagerecht. Beim Fortlaufen des Krahnes ist einiges
                              									Geschick seitens des Lenkers erforderlich, um die Holzladung durch schmale Pässe und
                              									in eines der Thore des Lagerhauses hinein zu steuern, da die Fortbewegung und die
                              									Drehung zugleich und in verschiedenem Grade dabei angewendet werden müssen. Um dies
                              									zu erleichtern, ist an dem Arme des Krahnes ein Convexspiegel angebracht, damit der
                              									Lenker von seinem Standplatze aus jederzeit die ganze Lage der Ladung sehen kann.
                              									Die allgemeine Anordnung ist von Hollick, dem Techniker
                              									von Herrmann und Comp. angegeben worden; ausgeführt
                              									wurde der Krahn von Crompton und Comp. in Chelmsford.
                              									Nach seiner Fertigstellung muſsten einige Einzelheiten geändert werden, wobei Haſs behilflich war.
                           Der Strom wird dem Motor mit etwa 110 Volt von einer gewöhnlichen Lichtdynamo
                              									zugeführt, die an einem anderen Orte der Fabrik arbeitet. Der Krahn vermag bis zu
                              										900k zu heben, die gewöhnliche Ladung ist aber
                              									nur 760. Dazu ist ein Strom von 50 Ampère erforderlich; während der Fortbewegung
                              									schwankt der Strom zwischen 23 und 35 Ampère, die gröſsere Stromstärke wird
                              									gebraucht beim Durchlaufen der etwas scharfen Krümmungen. Zum Fortfahren und Drehen
                              									sind 30 bis 35 Ampère nöthig.
                           Der Krahn soll höchstens 760k, und 500k soll er mit 24m Geschwindigkeit in der Minute heben; die Drehgeschwindigkeit soll 2
                              									Umdrehungen in 1 Minute betragen. Heben und Drehung, Fortbewegung und Drehung sollen
                              									je zugleich möglich sein, nicht aber alle drei zugleich. Diese drei Bewegungen
                              									werden mittels der drei Hebel F, G, H und der
                              									Fuſsbremse L beherrscht, die sämmtlich im Bereiche des
                              									Lenkers sind. Der Motor ist eine Nebenschluſs-Dynamo, deren Elektromagnet mit
                              									einigen Windungen Hauptdraht versehen ist, zur Erleichterung des Angehens; mittels
                              									eines oben auf der Dynamo angebrachten Umschalters werden diese Hauptwindungen
                              									ausgeschaltet, sobald der Motor seine Normalgeschwindigkeit erreicht hat. Da der
                              									Elektromagnet nur Nebenschluſswindungen auf dem Elektromagnete hat, so regulirt sich
                              									der Motor von selbst für alle Ladungen. Man läſst ihn beständig laufen. Die Bewegung
                              									überträgt die hölzerne Reibungsrolle A auf das eiserne
                              									Reibungsrad B. Die Reibung zwischen beiden wird mittels
                              									der Kurbel K regulirt. Durch die Reibungsübertragung
                              									wird jede übermäſsige Inanspruchnahme verhütet, die sonst durch Unaufmerksamkeit des
                              									Lenkers, Anstoſsen der Ladung beim Heben u.s.w. veranlaſst werden; in solchen Fällen
                              									gleiten die Reibungsräder einfach und verhüten, daſs der Krahn von den Schienen
                              									geworfen wird. Zum weiteren Schütze dagegen ist der Rahmen des Krahnes mit Stützen
                              									versehen, welche rings herum sehen und unter hölzerne Leit- oder Schutzschienen.
                           Von der Welle des Rades B wird die Bewegung durch die
                              									Stirnräder C und D auf die
                              									zweite Welle übertragen, von der aus die verschiedenen Bewegungen hervorgebracht
                              									werden. Die Trommel E wird mittels einer
                              									Klauenkuppelung und eines Stirnräderpaares in Umdrehung versetzt, während die
                              									Drehung und die Fortbewegung des Krahnes durch Reibungskegel, Kuppelung und
                              									Kegelräder hervorgebracht wird. Im Anfange wurde bloſs eine der Achsen getrieben; es
                              									stellte sich aber heraus, daſs bei der Umlegung des Krahnarmes in die
                              									entgegengesetzte Lage, wobei der Schwerpunkt der leer gehenden Achse näher gebracht
                              									wurde, auf den Schienen nicht Halt genug war, um den Krahn fortzubewegen; deshalb
                              									wurde ein weiteres Räderpaar hinzugefügt, so daſs jetzt alle vier Räder als
                              									Triebräder wirken.
                           Der Strom wird dem Motor durch zwei Kupferstangen zugeführt, welche auf den das
                              									Geleise bildenden Schwellen fest gemacht sind, und durch zwei auf diesen Stangen
                              									gleitende Reiber.
                           Der Krahn hatte bei seiner Beschreibung in den Industries vom 21. December 1888 * S. 592 bereits zwei Monate zu voller
                              									Zufriedenheit gearbeitet. Auſser der Feuersicherheit, die er gewährt, ist er
                              									jederzeit arbeitsbereit, was ein Dampfkrahn nicht ist; wenn letzterer nur in
                              									Zwischenräumen gebraucht wird, so muſs man entweder ihn allemal wieder anheizen, oder es muſs
                              									immer Dampf gehalten werden, was besonderen Aufwand für die Bedienung und das
                              									Brennmaterial erheischt. Der elektrische Krahn dagegen kann jederzeit sofort benutzt
                              									werden, wenn der Riemen des Stromerzeugers auf die Hauptmaschine der Fabrik gelegt
                              									wird. Die letztere Dynamo liefert zugleich den Strom für einige Glühlampen in der
                              									Trockenstube für die Hölzer und in einigen anderen Theilen der Fabrik.
                           
                        
                     
                  
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