| Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 1 | 
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                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									1.
                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           I. Hochofenprozeſs.
                              								
                           Hochofengase. Bei der Berechnung der Zusammensetzung der
                              									Hochofengase und der in den Hochofen eingeführten Windmenge kommen in Kokshochöfen,
                              									abgesehen von dem Wasserdampfe, dessen Menge sich leicht aus der Beschickung
                              									berechnen läſst, drei Bestandtheile in Betracht, nämlich Kohlensäure, Kohlenoxyd und
                              									Stickstoff. Die Kohlensäure stammt zum Theil aus den Erzen und Zuschlägen, zum Theil
                              									ist sie Verbrennungsproduct des Kohlenstoffes. Die in den Gichtgasen befindliche
                              									Sauerstoffmenge wird durch den Gebläsewind, durch die Oxyde, welche reducirt werden,
                              									und durch die Kohlensäure des Möllers eingeführt. Der Stickstoff stammt lediglich
                              									aus der Gebläseluft und verläſst unverändert den Ofen.
                           Bezeichnet x die Kohlenstoffmenge, welche zu
                              									Kohlensäure, y diejenige Kohlenstoffmenge, welche zu
                              									Kohlenoxyd verbrennt, und z die Stickstoffmenge,
                              									sämmtlich in Kilogramm für 100k Roheisen, so
                              									lassen sich nach B. Osann (Stahl und
                                       												Eisen, 1888 S. 592 ff.) zur Ermittelung der drei
                              									Unbekannten die folgenden drei Gleichungen aufstellen:
                           
                              1)x+y=a,
                              2)z\,:\,\left\{\left(x\,.\,\frac{8}{3}+y\,.\,\frac{4}{3}\right)-b\right\}=77\,:\,23,,
                              
                                 3)
                                 z\,.\,0,8=\frac{n}{100}\left{z\,.\,0,8+\left(x\,.\,\frac{11}{3}+c\right)\,.\,0,51+y\,.\,\frac{7}{3}\,.\,0,8\right}
                                 
                              
                           wenn a = Kohlenstoffmenge, welche
                              									zur Verbrennung verfügbar ist;
                                    b = Sauerstoffmenge,
                              									welche aus den Oxyden durch Reduction entfernt;
                                    c = Kohlensäuremenge,
                              									durch den Möller eingeführt;
                                    d = Wasserdampf;
                              									(sämmtliche Werthe in Kilogramm für 100k
                              									Roheisen).
                                    n = Factor, welcher, von
                              										a abhängig, entsprechend einzusetzen ist.
                           In der Gleichung Nr. 2 wird ausgedrückt, daſs die Stickstoffmenge zu der aus der
                              									Gebläseluft stammenden Sauerstoffmenge im Verhältnisse von 77 : 23 steht. Diese
                              									Sauerstoffmenge ergibt sich, wenn man von der von x und
                              										y gebundenen Sauerstoffmenge die Gröſse b abzieht. Die Gleichung Nr. 3 besagt, daſs die
                              									Stickstoffmenge in Volumprocenten der trockenen Gichtgase n
                              									Proc. ausmacht. Der Werth von n kann, wie nachstehend
                              									gezeigt werden soll, mit hinreichender Genauigkeit für die einzelnen Werthe von a festgestellt werden.
                           Die Gichtgasanalysen von Hochöfen, die unter den verschiedenen Betriebsverhältnissen
                              									arbeiten, zeigen in dem Stickstoffgehalte eine geringe Abweichung, wenn man die
                              									Gichtgasanalyse in Volumprocenten für die trockenen Gase niederschreibt. Dies rührt
                              									daher, daſs 1k Kohlenstoff, zu Kohlensäure
                              									verbrennend, nach der Verbrennung dasselbe Volumen einnimmt (1cbm,87) wie 1k
                              									Kohlenstoff, welches zu Kohlenoxyd verbrennt. Demnach geben 100k Kohlenstoff 187cbm Gas, wobei es gleichgültig ist, wie viel Kohlenstoff zu Kohlensäure
                              									und wie viel zu Kohlenoxyd verbrennt. Für die mit der Luftmenge zugeführte
                              									Stickstoffmenge ist dies nicht gleichgültig. Jedoch schwankt der Stickstoffgehalt in
                              									Volumenprocenten der trockenen Gase nur in den Grenzen von etwa 58 bis 62 Proc. Mit
                              									Rücksicht auf die bekannte Rechnungsmethode von Gruner
                              									läſst sich eine Stufenleiter construiren, in welcher der Stickstoffgehalt den
                              									einzelnen Werthen von a gegenübergestellt wurde. An die
                              									Spitze dieser Stufenleiter wurden die Resultate einer Gruner'schen Rechnung gestellt, die in Gemeinschaft mit Gasanalysen in
                              									Groſs-Ilsede ausgeführt war. Den Fuſspunkt der Stufenleiter nahmen die Resultate der
                              									Berechnung für einen schlesischen Hochofen ein. Für die Zwischenwerthe von a wurde der Stickstoff geh alt in Volumenprocenten
                              									berechnet, indem man die aufzubringende Wärmemenge und das Verhältniſs der direkten
                              									Reduction zur indirekten gleichmäſsig fallend von dem ungünstigen zu dem günstigen
                              									Beispiele annahm.
                           Es ergab sich für
                           
                              
                                 a =
                                   60
                                 bis
                                   70k
                                 n = 58
                                 
                              
                                 a =
                                   70
                                 „
                                   80k
                                 n = 59
                                 
                              
                                 a =
                                   80
                                 „
                                 110k
                                 n = 60
                                 
                              
                                 a =
                                 110
                                 „
                                 150k
                                 n = 61
                                 
                              
                                 
                                    a=
                                    
                                 über
                                 
                                 150k
                                 n = 62.
                                 
                              
                           Durch Einsetzung dieser Werthe gelangt man zu folgenden Werthen für die drei
                              									Unbekannten:
                           
                              
                                 für
                                 
                                    z
                                    
                                 
                                    x
                                    
                                 
                                    y
                                    
                                 
                              
                                 a =   60 bis  70ka =   70  „    80ka
                                    											=   80  „  110ka = 110  „  150ka = über    150k
                                 z = 0,87c +
                                    												3,19az = 0,91c + 3,34az =
                                    												0,95c + 3,50az = 1,00c + 3,68az = 1,04c + 3,81a
                                 
                                    x=\frac{0,87\,c+3,35\,b-1,28\,a}{4,47}
                                    
                                    x=\frac{0,91\,c+3,35\,b-1,13\,a}{4,47}
                                    
                                    x=\frac{0,95\,c+3,35\,b-0,97\,a}{4,47}
                                    
                                    x=\frac{1,00\,c+3,35\,b-0,79\,a}{4,47}
                                    
                                    x=\frac{1,04\,c+3,35\,b-0,66\,a}{4,47}
                                    
                                 y = a – x
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 xk C
                                 verbrennen
                                 zu
                                 x\,.\,\frac{11}{3}\,k CO2
                                    											(Kohlensäure)
                                 
                              
                                 yk C
                                 „
                                 „
                                 y\,.\,\frac{7}{3}\,k CO (Kohlenoxyd).
                                 
                              
                           Demnach setzen sich die Gichtgase für 100k Roheisen
                              									wie folgt zusammen:
                           \left(x\,.\,\frac{11}{3}+c\right)^k\,\mbox{CO}_2+y\,.\,\frac{7}{3}^k\,\mbox{CO}+z^k\,\mbox{N}+d^k\,\mbox{H}_2\mbox{O},
                           woraus die Zusammensetzung in Gewichts- und auch
                              									Volumenprocenten leicht zu ermitteln ist. Für Umrechnung in Volumina setze man 1k CO2 = 0cbm,51, 1k CO =
                              										0cbm,8; 1k N
                              									= 0cbm,8, 1k
                              										H2O = 1cbm,24.
                           Die Gichtgasmenge in Cubikmeter für 100k Roheisen
                              									ergibt sich auch, da
                           
                              x\,.\,\frac{11}{3}\,.\,0,51+y\,.\,\frac{7}{3}\,.\,0,8=1,87\,(x+y)=1,87\,a
                              
                           ist, nach Einsetzen des Werthes für z, wie folgt:
                           
                              
                                 für
                                 a =
                                   60
                                 bis
                                   70k
                                 (1,21c + 4,42a +
                                    												1,24d)cbm
                                 
                              
                                 „
                                 a =
                                   70
                                 „
                                   80k
                                 (1,24c + 4,54a +
                                    												1,24d)cbm
                                 
                              
                                 „
                                 a =
                                   80
                                 „
                                 110k
                                 (1,27c + 4,67a +
                                    												1,24d)cbm
                                 
                              
                                 „
                                 a =
                                 110
                                 „
                                 150k
                                 (1,31c + 4,81a +
                                    												1,24d)cbm
                                 
                              
                                 „
                                 a =
                                 über
                                 
                                 150k
                                 (1,34c + 4,92a +
                                    												1,24d)cbm
                                 
                              
                           bei 0° C. und 760mm
                              									Quecksilbersäule.
                           Die in der Minute erzeugte Gichtgasmenge =\frac{m}{100} obiger
                              									Werthe, wenn m die in der Minute erzeugte Roheisenmenge
                              									in Kilogramm bedeutet.
                           Aus dem Verhältnisse der Stickstoff menge zur Luftmenge = 77 : 100 folgte die
                              									Windmenge für 100k Roheisen
                           
                              =z\,.\,\frac{100}{77}\,k\ \mbox{oder}\
                                 										z\,:\,\frac{100}{77}\,.\,0^{cbm},77=z^{cbm}
                              
                           Die in der Minute in den Ofen eingeführte Windmenge
                              										=\frac{m}{100}\,.\,z^{cbm} bei 0° C. und 760mm Druck.
                           
                        
                           
                              Der Nutzeffect des Gebläses.
                              
                           
                              =\frac{z\,.\,\frac{m}{100}}{Q\,.\,\frac{273}{273+t}\,.\,\frac{p}{76}}
                              
                           wobei Q den aus
                              									Kolbenquerschnitt, Hub und Umdrehungszahl ermittelten, in der Minute vom Windkolben
                              									durchlaufenen Raum in Cubikmetern, t die Lufttemperatur
                              									in Graden Celsius und p den Barometerstand in
                              									Centimeter Quecksilbersäule darstellt.
                           Die Anwendung obiger Formeln und die Ermittelung der Werthe für a, b, c und d möge in
                              									folgendem Beispiele erläutert werden:
                           
                           Auf einem oberschlesischen Hochofen werke wurden (nach Mittheilung in Wedding's zweitem Ergänzungsbande zu Percy's „Eisenhüttenkunde“) für 100k
                              									Roheisen aufgegeben:
                           
                              
                                 127k,0
                                 Koks
                                 
                              
                                   86k,4
                                 Brauneisenerz
                                 
                              
                                   86k,4
                                 Schweiſsschlacke
                                 
                              
                                   40k,7
                                 Spatheisenstein
                                 
                              
                                   75k,3
                                 Kalkstein.
                                 
                              
                           Die Roheisenanalyse ergab 2 Proc. Mn, 2,3 Proc. Si, 3,1 Proc. C und 0,29 Proc. P.
                           Behufs Ermittelung der Werthe für b, c, d wird folgende
                              									Tabelle aufgestellt:
                           Für 100k Roheisen.
                           
                              
                                 
                                 Gewichts-mengen
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    c
                                    
                                 
                                    d
                                    
                                 
                              
                                 Eisen
                                 in Formvon
                                 dem-nachSauer-stoff
                                 Sauer-stoff
                                 Kohlen-säure
                                 Kohlen-säure
                                 Wasser
                                 Wasser
                                 
                              
                                 
                                 k
                                 Proc.
                                 
                                 Proc.
                                 k
                                 Proc.
                                 k
                                 Proc.
                                 k
                                 
                              
                                 KoksBrauneisenerzSchweiſsschlackeSpatheisensteinKalkstein
                                 127,0  86,4  86,4  40,7  75,3
                                   1,4627,76  7,4543,1853,02  2,10  0,28
                                 OxydOxydOxydOxydulOxydOxydulOxyd
                                   0,6311,90  3,1912,3422,72  0,60  0,12
                                   0,8010,28  2,7610,63  9,25  0,24  0,09
                                 –  1,01––  1,3543,85
                                 –  0,87––  0,5533,02
                                   4,225,92  0,03  0,60  0,09
                                   5,3322,39  0,03  0,24  0,07
                                 
                              
                                 ManganSiliciumPhosphor
                                 2k,0 gebunden in Mn3O42k,3        „        „  SiO20k,29      „        „  P2O5
                                   0,78  2,63  0,38
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Sa.
                                 37,84
                                 Sa.
                                 34,44
                                 Sa.
                                 28,06
                                 
                              
                           
                              
                                 Demnach
                                 b =
                                 37k,84
                                 
                              
                                 
                                 c =
                                 35k,44
                                 
                              
                                 
                                 
                                    d =
                                    
                                 28k,06
                                 
                              
                           
                              
                                 Berechnung von a.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Koksmenge
                                 = 127k,0
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Verlust durch Transport und        Herausschleudern
                                    											aus Gicht        und Stichloch
                                 =     5k,1
                                 = (4 Proc.)
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Bleiben
                                    121h,9
                                 = 104k,83 C
                                 (86 Proc.)
                                 
                              
                                     Ins Roheisen gehen
                                 
                                 =     3h,10 C
                                 
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                     Sind zur Verbrennung vorhanden
                                 
                                    101k,73 C
                                 (Kohlenst.)
                                 
                              
                                 Also a = 101k,73.
                                 
                              
                           Nach Einsetzen der Werthe in die entsprechenden Formeln erhält man
                           
                              
                                 
                                    
                                    x =
                                    
                                   13k,6 C
                                 entsprechend
                                 13,6\,.\,\frac{11}{3}=49^k,9 CO2
                                 
                              
                                 
                                    y =
                                    
                                   88k,1 C
                                 „
                                 88,1\,.\,\frac{7}{3}=205^k,6 CO
                                 
                              
                                 
                                    z =
                                    
                                 388k,7 N
                                 (Stickstoff).
                                 
                                 
                              
                           
                           Zusammensetzung und Menge der Gichtgase für 100k
                              									Roheisen.
                           
                              
                                 CO2
                                 = (49,9 + c)
                                 =  84k,3
                                 =   42cbm,99
                                 =   7,8
                                 Proc.
                                 =   8,3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 CO
                                 =
                                   205k,6
                                 = 164cbm,48
                                 = 29,7
                                 „
                                 = 31,7
                                 „
                                 
                              
                                 N
                                 =
                                   388k,7
                                 = 310cbm,96
                                 = 56,2
                                 „
                                 = 60,0
                                 „
                                 
                              
                                 H2O
                                 =
                                     28k,1
                                 =   34cbm,84
                                 =   6,3
                                 „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                     Sa
                                   706k,7
                                 = 553cbm,27
                                 = 100
                                 Proc.
                                 = 100
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 bei 0° C und760mmQuecksilber
                                 (Volumen-procente)
                                 
                              
                           Die Gichtgasmenge in Cubikmetern hätte man auch einfacher aus der Formel (1,27c + 4,67a + 1,24d) entwickeln können.
                           Gichtgasmenge in Cubikmetern in der Minute:
                           
                              =\frac{m}{100}\,.\,553,3=0,41\,.\,553,3=226^{cbm},8
                              
                           m = in der Minute producirte
                              									Roheisenmenge = 41k.
                           Windmenge für 100k Roheisen:
                           
                              =z\,.\,\frac{100}{77}\,.\,k=505^k=z\,.\,cbm=388^{cbm},7
                              
                           bei 0° C. und 760mm
                              									Quecksilber.
                           Windmenge, welche in der Minute in den Ofen eingeführt wird:
                           
                              =z\,.\,\frac{m}{100}=388,7\,.\,0,41=159^{cbm},4\,.\,
                              
                           
                        
                           
                              Nutzeffect des Gebläses.
                              
                           Durchläuft der Gebläsekolben in der Minute einen Raum von 256cbm bei + 10° C. und 75cm Quecksilbersäule, so ist der Nutzeffect des
                              									Gebläses
                           
                              =\frac{159,4}{256\,.\,\frac{273}{283}\,.\,\frac{75}{76}}=\frac{159,4}{243,7}=0,65=65\
                                 										\mbox{Proc.}
                              
                           Reducirbarkeit der Erze. Dr. Kosmann veröffentlicht über diesen Gegenstand in Stahl und Eisen, 1888 S. 586, einen Aufsatz, nachdem bereits in derselben
                              									Zeitschrift (S. 15) über die Resultate der in dieser Richtung angestellten
                              									experimentellen Untersuchungen des Prof. Wiborgh
                              									berichtet worden war, auf welche Aufsätze hiermit kurzweg verwiesen wird.
                           Für den praktischen Hüttenmann dürfte aus den betreffenden Mittheilungen hervorgehen,
                              									daſs er auch auf den Grad der Abröstung eines Erzes, welches für das Verhalten
                              									desselben im Hochofen charakteristisch ist, seine Beobachtung lenken muſs.
                           
                        
                           
                              Hochofeneinrichtungen.
                              
                           Kühlung. Gordon, Strobel und Laureau (Limited) in
                              									Philadelphia haben auf ein Hochofenfundament das Patent der „Vereinigten
                                 										Staaten“ Nr. 379694 erhalten (vgl. Stahl und
                                 										Eisen, 1888 S. 107). Die Sohle a des
                              									Ofengestelles (Fig.
                                 										1) liegt in Höhe der Hüttensohle. Um das Gestell herum ist ein durch
                              									Eisenplatten überdeckter Hohlraum b angeordnet, dessen Tiefe gleich der
                              									Dicke des Bodensteines ist. Der Hohlraum b ist mit
                              									Wasser gefüllt, welches von der Berieselung des Gestellmantels kommt. Dasselbe kann
                              									nicht nur in und unter den Bodenstein, sondern auch unter die Fundamente der den
                              									Ofenmantel tragenden Säulen gelangen. Der Hohlraum hat ein Ueberlaufrohr c und ein Ablaſsrohr d mit
                              									Ventil. Die Erfinder legen auf die Höhenlage des Bodensteines, die äuſsere
                              									cylindrische Begrenzung desselben und die Gestalt des Hohlraumes b Gewicht.
                           A. Wheeler in Sharon baut nach dem Patente der
                              										„Vereinigten Staaten“ Nr. 378749 das Hochofengestell in einen mit Boden
                              									versehenen Cylinder aus Kesselblech ein. Der Boden des Cylinders ruht auf einer Lage
                              									von Eisenziegeln, die in einer Tiefe des Hochofenfundamentes derart angeordnet sind,
                              									daſs sie fortwährend unter Wasser gehalten werden können. Durch zahlreiche Rinnen
                              									auf der oberen Seite der Eisenziegel kann das Wasser direkt bis zum Boden des
                              									Gestell-Blechcylinders gelangen und denselben kühlen (nach Stahl und Eisen, 1888 S. 706).
                           Julian Kennedy in Pittsburg gibt nach Stahl und Eisen, 1888 S. 626, in dem Patente der
                              										„Vereinigten Staaten“ Nr. 378550 Kühlkästen für Hochöfen an. Diese
                              									Kühlkästen bilden, dicht neben einander liegend, einen geschlossenen Ring. Jeder
                              									Kühlkasten ist als Ganzes aus Phosphorbronze gegossen und besteht aus zwei parallel
                              									laufenden, von einander vollständig getrennten Wasserkanälen, die gegen einander
                              									durch Querrippen versteift sind. Im Falle des Durchbrennens des inneren Kanales kann
                              									also der äuſsere Kanal weiter benutzt werden. Der Vortheil dieser Anordnung soll
                              									darin bestehen, daſs Herd und Gestellwände an keiner Stelle ganz durch Kühlkästen
                              									unterbrochen werden. Das Mauerwerk umgibt dieselben vielmehr nach innen und auſsen
                              									und setzt sich auch bis in den Zwischenraum fort, so daſs dadurch die Lage der
                              									Kühlkästen gesichert ist. Eine ähnliche Einrichtung zum Kühlen findet sich in dem
                              									britischen Patente Nr. 11556 vom Jahre 1887.
                           Begichtungsvorrichtungen. S. Thomas hat eine maschinelle
                              									Gichtvorachtung für Hochöfen construirt (Patent der „Vereinigten Staaten“ Nr.
                              									377873).
                           Zur Gicht des Hochofens (Fig. 2) führt eine
                              									geneigte Schienenbahn C, welche auf der Hüttensohle in
                              									die wagerechte Schienenbahn des Möllerhauses übergeht. Die in letzterem gefüllten
                              									Wagen I können also bis an die Schienenbahn C vorgeschoben werden. Zum Transporte der Wagen I auf die Gicht dienen die auf einem zwischen der
                              									Schienenbahn C angeordneten Geleise laufenden Wagen O, welche von der Hüttensohle aus durch ein über Rollen
                              										Q geleitetes Seil P
                              									bewegt werden, und von welchen der vordere Wagen O mit
                              									einem den Wagen I vor sich herschiebenden Stöſser O1 versehen ist. Die
                              									Wagen I haben Bodenklappen N, welche durch einen Gewichtshebel J
                              									geschlossen gehalten werden. Kommt der Wagen I auf der Gicht an, so
                              									schiebt er einen Kolben in den Luftcylinder R ein.
                              									Gleichzeitig wird der Hebel J dadurch, daſs das rechte
                              									Ende desselben die Führung G hinansteigt, gedreht, und
                              									die Klappthüren N werden geöffnet. Der Inhalt des
                              									Wagens I fällt demnach durch den Trichter B auf die Glocke F und
                              									nach Senkung derselben mittels des Cylinders A in den
                              									Hochofen. Wird dann das Seil P nachgelassen, so rollen
                              									die Wagen O nach unten, während der Wagen I von dem durch die vorher comprimirte Luft bewegten
                              									Kolben des Cylinders R zurückgeschoben wird und dann
                              									den Wagen O folgt (Stahl und
                                 										Eisen, 1888 S. 626).
                           Damit der Gasdruck in der Düsenzone und allen übrigen Zonen des Inneren eines
                              									Hochofens der gleiche sei und dadurch eine gleichmäſsige Wirkung der Gase auf die
                              									Materialien stattfinden kann, erhält nach dem britischen Patente Nr. 9253 vom Jahre
                              									1888 (Edw. Walsh in St. Louis, Nordamerika) der
                              									Kohlensack im oberen weitesten Theile ungefähr den dreifachen Querschnitt des
                              									cylindrischen Gestelles und den fünf- bis siebenfachen Querschnitt der Gicht. Im
                              									Uebrigen liegen die Düsen in der höchsten Zone des Gestelles. Auf dieses setzt sich
                              									der im unteren gröſseren Theile fast halbkugelig und im oberen kleineren Theile
                              									cylindrisch gestaltete Kohlensack, an den der kegelförmige Schacht sich anschlieſst.
                              									In die Gicht ragt ein groſser Sammeltrichter a (Fig. 3) hinein,
                              									welcher oben durch eine Glocke b verschlossen wird. Das
                              									Gewicht der letzteren wird durch Gegengewichte c
                              									ausgeglichen. Zur Bewegung der Glocke b dient ein
                              									Dampfcylinder d, mit dessen hohler Kolbenstange e die Glockenspindel f
                              									mittels eines Splintes verbunden ist. Da in der Spindel f mehrere Splintlöcher angeordnet sind, so kann mittels des Cylinders d die Glocke b mit dem
                              									Ringe i aus dem Trichter k
                              									herausgehoben und dadurch die Gicht freigelegt werden. Die Materialien füllen den
                              									Trichter ungefähr bis zur Hälfte an, wobei dieselben den Hebel n nach auſsen drücken. Sinkt der Stand der Materialien
                              									bis unter den Hebel n, so legt sich der äuſsere
                              									Schenkel desselben auf einen elektrischen Contact m und
                              									zeigt durch ein Läutewerk an, daſs die Zeit zum Begichten des Ofens gekommen ist
                              										(Stahl und Eisen, 1888 S. 705).
                           Winderhitzer. H. C. Bull and Comp., Limited, und Henry Clay Bull in London haben nach Stahl und Eisen, 1888 S. 624, einen
                              									Regenerativ-Winderhitzerconstruirt, welcher durch die britische Patentschrift Nr.
                              									10204 vom Jahre 1887 bekannt geworden ist.
                           Der cylindrische Winderhitzer (Fig. 4) hat radial
                              									angeordnetes Füllmauerwerk. Behufs Heizung desselben werden heiſse Luft durch den
                              									Kanal a in den Schacht b,
                              									und Gas durch das Rohr c und den Kanal d in den Schacht b
                              									eingeführt. Luft und Gas treffen sich bei e. Die
                              									Verbrennungsgase steigen in die Höhe und fallen durch Füllmauerwerk herab, um durch
                              									die Ringkanäle f und das Ventil g zu entweichen. Behufs Erhitzung der Luft wird nach Schlieſsung der betreffenden Ventile die kalte
                              									Luft in die Kanäle f eingelassen, steigt im
                              									Füllmauerwerke in die Höhe und fällt durch den Schacht b in den Kanal a, durch welchen die heiſse
                              									Luft den Schmelz- oder Reductionsöfen zugeführt wird.
                           Die Frage, ob steinerne Winderhitzer auch für kleinere Hochöfen mit 25 bis 35t täglicher oder 11000t jährlicher Roheisenerzeugung anwendbar sind, hat Fritz W. Lürmann (vgl. Stahl und Eisen, 1888
                              									S. 443) beantwortet. Er zerlegt die Frage in zwei Theile, nämlich:
                           1) Um wieviel werden die Erzeugungskosten für 1t
                              									Roheisen bei den kleineren Hochöfen erhöht, wenn für dieselben steinerne Winderhitzer errichtet werden?
                           2) Wie gestaltet sich der Betrieb dieser kleineren Hochöfen, die Güte des darin
                              									erzeugten Roheisens, der Koksverbrauch derselben bei Anwendung von heiſserem Winde,
                              									und um wieviel werden die Erzeugungskosten für 1t
                              									Roheisen vermindert?
                           Die erste Frage beantwortet Lürmann unter Zugrundelegung
                              									genauer Rechnungen dahin, daſs bei Anlage von zwei Winderhitzern, die, wenn noch
                              									brauchbare eiserne Winderhitzer vorhanden sind, genügen
                              									sollen, und einer täglichen Roheisenerzeugung von 30t oder 11000t jährlich sich der Bau
                              									dieser beiden kleinen Winderhitzer mit Leitungen und Schornstein auf 60 bis 63000 M.
                              									beziffern würde. Die jährlichen Unkosten sollen sich danach auf 9500 M. belaufen,
                              									was einer Erhöhung der Gestehungskosten des Roheisens von 0,865 M. für 1t gleichkommen würde.
                           Da jedoch in der Regel die eisernen Winderhitzer beseitigt und drei neue steinerne
                              									Winderhitzer angelegt werden müssen, so würden die gesammten Anlagekosten sich auf
                              									71000 M. belaufen.
                           Danach sollen die jährlichen Unkosten für Zinsen, Amortisation und Erneuerung 12000
                              									M. betragen, was einer Erhöhung der Gestehungskosten um 1,1 M. gleichkommt.
                           Die zweite Frage läſst sich nicht so bestimmt beantworten, wenigstens soll sich nicht
                              									angeben lassen, wieviel die Ersparniſs an Koks bei Anwendung des heiſseren Windes
                              									auf 1000k Roheisen ausmacht. Lürmann vertritt die Ansicht, und wohl mit Recht, daſs
                              									sie für jeden speciellen Fall besonders erwogen werden muſs. Nur so viel steht fest,
                              									daſs die geringe Höhe der Unterhaltungskosten, die Vermeidung der Windverluste, die
                              									Ersparung an Hochofengasen zum Heizen derselben und die Erzielung von
                              									Windtemperaturen, wie sie in eisernen Winderhitzern nicht erzielt werden können,
                              									Vortheile sind, die zur Anlage steinerner Winderhitzer bei kleinen Hochöfen
                              									ermuthigen sollten.
                           Sollen die Unkosten derartiger Winderhitzer lediglich durch den Werth der Ersparniſs
                              									an Koks gedeckt werden, so braucht diese Ersparniſs gegenüber dem gegenwärtigen
                              									Koksverbrauch nur 0,865 bezieh. 1,1 M. zu betragen, was beispielsweise für das
                              									Siegerland einer Ersparniſs von 70 bezieh. 90k
                              									Koks für 1t Roheisen gleichkommt.
                           
                           Der in D. p. J. 1887 266 59
                              									beschriebene Lürmann'sche steinerne Winderhitzer,
                              									welcher durch das D. R. P. Nr. 42051 vom 2. April 1887 gesetzlich geschützt ist, hat
                              									durch das D. R. P. Nr. 42579 vom 6. August 1887 (Zusatz) einige Abänderungen
                              									erfahren, welche die Einrichtung der Gaseinführung und die Windabführung
                              									betreffen.
                           In den Seitenwandungen des Gaseintrittsschachtes, soweit derselbe aus der
                              									Steinfüllung heraustritt, sind besondere Oeffnungen vorhanden. In das Innere des
                              									Kuppelgewölbes münden Kanäle, welche mit dem den Winderhitzer umgebenden Sammelrohre
                              									in Verbindung stehen. Durch die genannten Oeffnungen im Schachte wird eine
                              									gleichmäſsigere Verbrennung der Gase in der Kuppel erzielt, so daſs das Gewölbe
                              									derselben haltbarer wird.
                           Benjamin Ford in Middlesborough-on-Tees und John Moncur in Distingtow (England) haben einen
                              									Regenerativ-Winderhitzer construirt. (vgl. Patent der „Vereinigten Staaten“
                              									Nr. 364998).
                           Der Winderhitzer ist durch mehrere senkrechte Scheidewände in Unterabtheilungen
                              									geschieden, von welchen jede einen besonderen Wind- Ein- und Auslaſs mit je einem
                              									besonderen Ventile hat. Auf diese Weise wird es ermöglicht, die ganze Windmenge
                              									durch eine einzige der Unterabtheilungen zu treiben und dadurch den in der
                              									Steinfüllung abgelagerten Staub abzublasen. Ist dies geschehen, so öffnet man alle
                              									Ventile und läſst den Wind durch alle Abtheilungen gehen. Die Reinigung der
                              									einzelnen Kammern findet wechselweise statt (Stahl und
                                 										Eisen, 1888 S. 483).
                           Hermann Schulze-Berge in Rochester (Pennsylv.)
                              									beschreibt in dem Patente der „Vereinigten Staaten“ Nr. 360973 einen
                              									Röhren-Winderhitzer. Anstatt daſs die Flamme um und der
                              									Wind durch die Röhren geleitet wird, geht hier die
                              									Flamme durch die Röhren, während der Wind dieselben umspült.
                           In einem Kasten aus Eisenblech mit feuerfestem Futter sind eine obere und eine untere
                              									wagerechte Scheidewand, in welchen die Flammenröhren befestigt sind, und eine
                              									mittlere senkrechte Scheidewand angeordnet, welche den an der einen Seite
                              									hineingeblasenen Wind hinauf und dann hinunter aus dem Apparate hinausleitet.
                              									Entsprechend steigt die Flamme in der einen Hälfte der Röhren hinauf, geht dann
                              									unter der Decke des Apparates entlang und fällt in der anderen Hälfte der Röhren
                              									hinab, um den Apparat zu verlassen.
                           Hochofenproduction. Die Production der deutschen
                              									Hochofen werke betrug im Monate Oktober 1888 362000t. Von diesen kommen 164963t auf das
                              									Puddelroheisen und Spiegeleisen, 36086t auf
                              									Bessemerroheisen, 111562t auf das Thomaseisen und
                              										49401t auf Gieſsereiroheisen. Die
                              									Gesammtproduction an Roheisen betrug vom 1. Januar bis zum 31. Oktober 1888
                              										3530647t, wohingegen sie in dem gleichen
                              									Zeitabschnitte des Vorjahres nur 3204416t betrug.
                              									Am meisten ist in jüngster Zeit die Production des Thomasroheisens gestiegen. Es steht zu erwarten, daſs
                              									die Production noch mehr sich steigern wird, wenn z.B. durch Kanalisirung der Mosel
                              									die Luxemburger und Lothringer Erze, welche sich für die Erzeugung von
                              									Thomasroheisen eignen, den Hochöfen am Niederrhein und in Westfalen näher gebracht
                              									werden. Nach der Berechnung von Brauns sollen die
                              									genannten Erze für 1000 Jahre ausreichen, wenn die Production an Thomasroheisen sich
                              									in den gegenwärtigen Grenzen hält.
                           Schlacken. Bekanntlich geht die in der flüssigen
                              									Hochofen- und anderen Schlacke aufgespeicherte Wärme bis jetzt verloren. Es verdient
                              									daher eine eigenthümliche Dampfkesseleinrichtung, durch welche die Schlacke zur
                              									Erzeugung von Dampf ausgenutzt werden soll, Beachtung.
                           Im Wesentlichen besteht der Dampfkessel (Patent der „Vereinigten Staaten“ Nr.
                              									379625, Adams in Chicago, mitgetheilt in Stahl und Eisen, 1888 S. 707) aus über und neben
                              									einander angeordneten kantigen Behältern a (Fig. 5), in
                              									welchen schwach kegelförmige oder kugelige Schächte b
                              									zur Aufnahme der Schlacke angeordnet sind. Die flüssige Schlacke gelangt zuerst in
                              									mehrere mit feuerfestem Material ausgefütterte neben einander liegende obere
                              									Schächte b, und wenn ein Ueberschuſs an Schlacke
                              									vorhanden ist, durch Röhren c und Rinnen d in die Schächte b1. Die Schächte sind unten durch einfache
                              									Schieberböden e, welche durch Zahnstangen bewegt
                              									werden, abgeschlossen. Excenterhebel gestatten ein festes Anpressen der Böden gegen
                              									die Schachtmündung. In der Mitte des Bodens kann ein Loch f angeordnet sein, welches durch Thon geschlossen wird, aber auch
                              									durchgestoſsen werden kann, um die Schlacke in den darunter liegenden Schacht
                              									flieſsen zu lassen. In dem kugeligen Schlackenbehälter kann die Schlacke erstarren
                              									und dann durch die Oeffnung g zerschlagen werden, um
                              									nach Fortschiebung der Bodenthür e auf eine wagerechte
                              									Transportkette zu fallen und von dieser fortgeschafft zu werden. Zum gleichen Zwecke
                              									fahren Wagen auf den Schienen i.
                           Orrin Peck will ebenfalls durch Schlackenwärme Dampf
                              									erzeugen (vgl. britisches Patent Nr. 9652 vom Jahre 1888).
                           Feinprozeſs. W. Inkes, W. H. Glover und F. Bosshardt in Manchester verwenden eine passende
                              									Anzahl von Cupolöfen a (Fig. 6) in enger
                              									Verbindung mit einem einen durchlöcherten Steg b
                              									enthaltenden Sammler c derart, daſs die in den
                              									Cupolöfen geschmolzene Eisenmasse unmittelbar beim Austritte aus denselben und beim
                              									Eintritte in den Sammler c der Wirkung eines durch den
                              									durchlöcherten Weg passirenden Luftstrahles ausgesetzt wird.
                           Zu diesem Zwecke wird der Sammler c so nahe wie möglich
                              									an die Cupolöfen a angebaut und nach oben durch die
                              									Röhren d und nach unten durch die Kanäle e mit den Cupolöfen a in
                              									Verbindung gebracht. Unmittelbar unterhalb der Kanäle e ist im Sammler c ein Steg b derart
                              									angebracht, daſs die in den Cupolöfen geschmolzene Eisenmasse durch die Kanäle e direkt auf den Steg b
                              									geführt wird.
                           Letzterer ist so angeordnet, daſs zwischen demselben und den Seiten des Sammlers c sich ein freier Raum bildet, sowie mit senkrechten
                              									Löchern f versehen, welche unten von einer Luftkammer
                              										g umschlossen und durch eine Röhre mit Luft
                              									gespeist werden.
                           Wenn die in den Cupolöfen a geschmolzene Eisenmasse auf
                              									dem Stege b anlangt, so kommt dieselbe in Contact mit
                              									dem durch die Löcher f eintretenden Luftstrahle,
                              									welcher die geschmolzene Eisenmasse nach der in der deutschen Patentschrift Nr.
                              									44730 vom 24. Januar 1887 enthaltenen Darstellung fein zertheilt, aufwirft und vom
                              									Kohlenstoffe und Unreinigkeiten, welche durch die Röhren abgehen, befreit, ähnlich
                              									wie beim gewöhnlichen Bessemer-Verfahren, während die gereinigte Masse zwischen dem
                              									Stege b und den Seiten des Sammlers c in den unteren Theil des letzteren fällt.
                           Anstatt den Luftstrahl von der Seite dem Stege b
                              									zuzuführen, kann er auch vom Ende, von unten oder von oben herkommen.
                           Der Sammler c ist mit einer Thür i versehen und wird die Metallmasse auf gewöhnlichem Wege abgezapft,
                              									gewogen und mit der erforderlichen Menge manganhaltigen Eisens, Spiegeleisens oder
                              									anderer Zusätze versetzt und nachher in Formen nach beliebigem Modelle gegossen.
                           Wenn man den Zugang zu den Löchern f des Steges b passend absperrt, so können diese Cupolöfen auch für
                              									gewöhnliche Zwecke benutzt werden.
                           Obwohl die Erfinder glauben, daſs sich ein dem Bessemern analoger Prozeſs hier
                              									abspiele, so dürfte doch, nach der ganzen Einrichtung zu rechnen, allenfalls nur ein
                              									Feinen des Eisens eintreten.
                           Einem gleichen oder ähnlichen Zwecke dient die durch das D. R. P. Nr. 46157, gültig
                              									vom 16. Oktober 1887, des Joseph Toussaint in Holmes
                              									Hall near Brigg (Lincolnshire, England) bekannt gewordene Neuerung an einem
                              									zweitheiligen Ofen zur Erzeugung von Schmiedeisen oder Stahl.
                           Dieser Ofen (Fig.
                                 										7) bildet einen langen, aufrecht stehenden Cylinder (Fig. 1), dessen Länge
                              									ungefähr das Fünffache seines Durchmessers beträgt, und welcher aus zwei Theilen,
                              									einem oberen A und einem unteren B zusammengesetzt ist. Es wird ohne Anwendung von Wind
                              									gearbeitet.
                           Der Theil A hat an seiner Basis einen Flansch C, in welchem mehrere Löcher zur Aufnahme der Schrauben
                              										D gemacht sind, welche letzteren zur Vereinigung
                              									des Theiles A mit dem Theile B dienen. Ungefähr in der Mitte des Theiles A
                              									ist ein Loch E vorgesehen, durch welches die Entfernung
                              									der auf dem Eisen schwimmenden Schlacke bewirkt wird.
                           
                           Der Bodentheil B dieses Ofens ist ungefähr 0m,6 hoch und hat die Gestalt einer Büchse, deren
                              									Boden mit F bezeichnet ist. Der obere Rand dieser
                              									Büchse hat, ebenso wie der untere Rand des Theiles A
                              									einen Flansch G, welcher nach auſsen vorspringt und
                              									ebenfalls zur Aufnahme der Bolzen oder Schrauben D
                              									Löcher hat, die mit denjenigen des Flansches C des
                              									Theiles A übereinstimmen.
                           An einer Seite (links) hat der Theil B über dem Boden
                              									ein Loch H, um das Metall, mit welchem der Ofen gefüllt
                              									wird, ablassen zu können. Das Loch H wird mit einem
                              									Stöpsel oder Zapfen I verschlossen.
                           Der Bodentheil B des Ofens erhält inwendig eine
                              									Ausfütterung J, welche von demselben Materiale gemacht
                              									ist, das in Gieſsereien zum Schmelzen von Metallen benutzt wird, wie z.B. feuerfeste
                              									Steine oder Tiegel, jedoch kann die Ausfütterung auch aus Thon oder aus einer
                              									Composition, wie z.B. einer Mischung von Sand mit Thon oder Graphit oder anderen
                              									feuerbeständigen Materialien, hergestellt werden.
                           Die Ausfütterung J ist mit einer Scheidewand K abgedeckt, welche vollkommen dicht an die
                              									Ausfütterung anschlieſst. Die Deckplatte K enthält
                              									Löcher, welche in Abständen von z.B. 50mm oder
                              									mehr oder weniger von einander angebracht sind. Der Durchmesser dieser Löcher
                              									beträgt ungefähr 6mm oder mehr oder weniger. Auf
                              									dem oberen Rande der Ausfütterung J und der Deckplatte
                              										K ruht der untere Rand des aus feuerfesten Steinen
                              									gebildeten Futters des Theiles A, so daſs die
                              									Ausfütterung J nebst der Scheidewand K in dem Boden des Ofens in ihrer Lage erhalten wird.
                              									Der Bodentheil B hat seitlich (rechts) ein zweites
                              									Loch, durch welches ein eisernes oder aus anderem Materiale gebildetes Rohr L hindurchgeht. Das Rohr L
                              									dient zur Einführung von irgend welchen fettigen oder halbfettigen Stoffen in die
                              									Büchse J. Diese letztere kann aus verschiedenen Stücken
                              									gemacht und von verschiedener Gestalt sein.
                           Das durch Rohr L zugeführte Fett tritt durch die Löcher
                              									in der Platte K nach oben, kommt mit dem geschmolzenen
                              									oder schmelzenden Eisen in Berührung und soll eine Bewegung oder Reaction
                              									hervorrufen, durch welche nach Ansicht des Erfinders das geschmolzene Eisen durch
                              									und durch, in der ganzen Tiefe, d.h. vom Boden bis zur Spitze des Ofens gepuddelt,
                              									oder wohl besser gesagt, gefeint wird. Die Wirkung des Apparates erscheint
                              									zweifelhaft.
                           Thwaite in Liverpool will nach dem britischen Patente
                              									Nr. 11972 vom Jahre 1886 das Eisen beim Eingieſsen in den Stahlschmelzofen feinen.
                              									Zu diesem Zwecke ist in dem Gewölbe des letzteren ein feuerfester Einguſstrichter
                              									mit Windmantel angebracht. Der Gebläsewind dringt aus letzterem in zahlreichen
                              									Strahlen in das durchflieſsende Eisen ein.
                           Bessemerprozeſs. Carlsson zu Ulfshytte (Schweden) hat
                              									den Bessemerprozeſs modificirt. Das zu verwendende Roheisen, welches mit Holzkohlen
                              									erblasen ist, enthält etwa
                           
                           
                              
                                 an
                                 Silicium
                                 
                                 1,5
                                 bis
                                 2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 Mangan
                                 
                                 0,1
                                 „
                                 0,15
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Kohle
                                 (Graphit)(gebunden)
                                 3,90,1
                                 =
                                 4
                                 „
                                 
                              
                           Die dabei fallende Schlacke ist eher ein Trisilicat, als ein
                              									Bisilicat, wenn die Thonerde als Base gerechnet wird.
                           Nachdem das Roheisen in die Birne abgestochen ist, wird 5 bis 6 Minuten geblasen,
                              									aber sobald das Erscheinen der blauen Flamme den Beginn der Oxydirung der Kohle
                              									andeutet, das Blasen unterbrochen und eine je nach der Gröſse der Beschickung und
                              									der beabsichtigten Eigenschaften des Schluſsproductes bestimmte Menge des in der
                              									Birne befindlichen Metalles unter sorgfältiger Abschlackung in eine besondere, mit
                              									Wiegevorrichtung versehene Pfanne ausgegossen. Dieser Theil des Metallbades wird
                              										„Reductionsmetall“ genannt und enthält gewöhnlich Kohle 4,15 Proc.,
                              									Silicium 0,05 Proc. und Mangan 0,07 Proc.
                           Hierauf wird das Blasen wieder aufgenommen und fortgesetzt, bis der gröſste Theil der
                              									Kohle oxydirt und das Product in weiches Eisen verwandelt ist; alsdann wird das
                              									vorher ausgegossene Reductionsmetall sammt den für besondere Zwecke nöthig
                              									befundenen Zusätzen in das Bad in der Birne zurückgebracht. Sobald die hierbei
                              									entstehende Reaction beendet, ist das Metall fertig und kann nach kürzerem oder
                              									längerem Aufenthalt ausgeleert und vergossen werden. Bevor das Reductionsmetall
                              									u.s.w. zugesetzt wird, enthält das Product gewöhnlich eine Spur von Silicium, 0,03
                              									Proc. Mangan, 0,05 Proc. Kohle und höchstens 0,02 Proc. Schwefel; da dasselbe aber
                              									meist rothbrüchig ist, wird zuerst reiches Manganeisen und später, sobald die
                              									Reaction beendet, das obengenannte Reductionsmetall, dessen Menge vom gewünschten
                              									Härtegrade des Schluſsproductes abhängig ist, eingebracht.
                           Der Siliciumgehalt des Schluſsproductes beträgt in der Regel ein Zehntel des
                              									Kohlegehaltes, so daſs man Eisen mit 0,2 Proc. Kohle, 0,02 Proc. Silicium
                              									erhält.
                           Der Stahl wird in 40 vierzöllige Coquillen ausgegossen, die so geformt sind, daſs die
                              									Blöcke einen Einschnitt erhalten, um später leichter in kleinere Stücke zerschlagen
                              									werden zu können. Schrott bleibt in der Pfanne nicht zurück.
                           Die Vortheile dieses Verfahres sollen darin bestehen, daſs bei jeder Beschickung
                              									leichter die gerade verlangte chemische Zusammensetzung des Schluſsproductes in
                              									Rücksicht auf Kohle, Silicium und Mangan eingehalten werden kann. Ferner kann aus
                              									sehr siliciumreichem Bessemerroheisen Metall jeden beliebigen Kohlegehaltes neben
                              									sehr geringem Siliciumgehalte hergestellt werden. Die Erzeugung dichter Stahlblöcke
                              									und dichter Stahlguſswaaren soll bei geringsten Kosten leichter sein, ebenso das
                              									Einhalten der für jeden Fall berechneten Gehalte an Silicium und Mangan. Auch ist es
                              									nicht erforderlich, zur Darstellung von Eisen sehr verschiedenen Härtegrades den
                              									Hochofengang verschieden einzurichten. Endlich soll auch leichter ein blasiger Guſs bei den
                              									Blöcken vermieden werden (vgl. Jernk. Annaler, 1887 Bd.
                              									5, und Stahl und Eisen, 1888 S. 55).
                           In dem Patente Nr. 358 559 der Vereinigten Staaten (Gordon,
                                 										Strobel und Leaurau in Philadelphia) ist eine Bessemerbirne beschrieben,
                              									welche zwei Gruppen von je drei wagerechten Düsen hat. Dieselben liegen in einem
                              									besonderen auswechselbaren Theile der Birne. Der Boden, der Düsentheil und der
                              									Obertheil der Birne werden mittels Splintbolzen b,
                              									welche durch den Windkasten c hindurchgehen,
                              									zusammengehalten. Die angegebene Vertheilung der Düsen auf den Umfang der Birne in
                              									der Weise, daſs je drei Düsen unter jedem Zapfen der Birne liegen, hat zur Folge,
                              									daſs die Birne nur wenig gekippt zu werden braucht, um die Düsen frei zu legen, also
                              									den Wind abstellen zu können.
                           Quer durch die mit seitlicher Windzuführung versehene Birne legt John Wesley Bookwalter in Springfield, Ohio, Vereinigte
                              									Staaten Amerikas, einen massiven Steg aus feuerfestem Materiale. Das Eisen soll
                              									durch den Wind, welcher durch die unter oder über der Oberfläche des Steges
                              									liegenden Düsen einströmt, in schnelle Circulation versetzt und dadurch die Dauer
                              									des Blasens abgekürzt werden (Englisches Patent Nr. 6951 vom 9. Mai 1888).
                           Derselbe Erfinder ordnet auch in dem Boden der Birne A
                              									ein Windrohr C (Fig. 8) mit seitlichen
                              									Windkanälen D an. Die Windstrahlen sollen dem Eisen
                              									sowohl in senkrechter als wagerechter Richtung eine Drehbewegung ertheilen, wodurch
                              									die auf der Oberfläche des Bades schwimmende Schlacke seitwärts geschleudert werden
                              									soll. Der Zweck der Construction ist in der Patentschrift nicht genügend
                              									klargelegt.
                           
                        
                           
                              Entphosphorungsverfahren.
                              
                           Nach dem Englischen Patente Nr. 13242 vom Jahre 1887 (George
                                 										Halton in Hagley, County of Worcester) sind in einem trommelförmigen
                              									Drehofen einander gegenüber zwei Herde angeordnet, welche eine gemeinschaftliche
                              									Arbeitsthür, aber je einen Abstich besitzen. Der eine Herd kann sauer und der andere
                              									basisch sein, so daſs der Einsatz zuerst in dem einen und nach Drehung des Ofens um
                              									180° in dem anderen behandelt werden kann.
                           Das der Wirkungsweise des Apparates zu Grunde liegende Verfahren, nämlich die
                              									Zerlegung des Entphosphorungsprozesses in zwei Theile, wurde bereits von Harmet und andern vorgeschlagen. Danach soll das Eisen
                              									in einer sauren Birne entkieselt und ganz oder theilweise entkohlt und dann in einer
                              									basischen Birne die Entphosphorung vorgenommen werden. Dieses Verfahren scheint in
                              									abgeänderter Form neuerdings wieder Beachtung zu finden, wie nachstehend gezeigt
                              									werden soll.
                           M. H. Koppmayer (Stahl und
                                 										Eisen, 1888 S. 698) bringt, wenn graues Roheisen mit hinreichendem Siliciumgehalte und
                              									ziemlich geringem Gehalte an Phosphor, welches also weder für den Bessemer- noch Thomas-Prozeſs sich eignet, in ökonomischer Weise zu Fluſseisen verarbeitet
                              									werden soll, das flüssige Roheisen, wie es vom Hochofen kommt oder aber durch
                              									Umschmelzen im Cupolofen erhalten wurde, in einer auf Schienen fahrbaren und
                              									kippbaren Pfanne von etwa 3t Fassungsvermögen vor
                              									eine feststehende, innen vorgewärmte Birne von entsprechenden Dimensionen und mit
                              									abhebbarem Boden. In diese wird das Eisen, nachdem das Gebläse angelassen ist, durch
                              									umkippen der Pfanne entleert und dann verfrischt. Die an der Seitenwand der Birne
                              									befindliche Einguſsöffnung wird, nachdem die Pfanne entleert ist, mit einem Stopfen
                              									aus feuerfestem Materiale geschlossen. Das Frischen geschieht mit Wind von niederer
                              									Pressung (0,5 bis 0k,7 auf 1qcm), der durch sechs einlöcherige Düsen geblasen
                              									wird. Die Düsen, deren lichter Durchmesser etwa 35mm beträgt, sind, parallel mit dem Birnenboden, so in die Seitenwand der
                              									Birne eingebracht, daſs der Wind mit geringem Widerstände nur wenig unter der
                              									Oberfläche des Metalles in dasselbe dringt.
                           Der Birnenboden ist mit jenem Theile der Seitenwand, in dem sich die Düsen befinden,
                              									in einem Stücke abhebbar und auswechselbar.
                           In den Vereinigten Staaten, wo die sogen. Kleinbessemerei lebhaft betrieben wird,
                              									werden derartige Birnen in den sogen. Clapp-Griffiths-Hütten mit dem besten Erfolge verwendet, um ein sehr
                              									siliciumfreies Fluſseisen zu erzeugen.
                           Vor der Birne ist ein Herdschmelzofen mit Regenerativfeuerung so aufgestellt und
                              									eingerichtet, daſs das Fluſseisen, sobald man an der Flamme das Ende des
                              									Frischprozesses erkannt hat, über eine drehbare Rinne in diesen abgestochen werden
                              									kann, wobei jedoch das Mitflieſsen der siliciumreichen Schlacke sorgfältig vermieden
                              									werden muſs.
                           Die Zustellung des Herdschmelzofens ist eine basische, während die Birnen- oder
                              									Converter-Ausmauerung aus siliciumreichem, feuerfestem Materiale besteht. Das in dem
                              									Converter erfrischte Fluſseisen, welches den gesammten Phosphor des Roheisens
                              									enthält, wird auf dem basischen Herde des Schmelzofens durch auf demselben
                              									vorerhitzte Zuschläge entphosphort. Die Entphosphorung geht im heiſsen Ofen mit den
                              									vorerhitzten basischen Zuschlägen, bei der Abwesenheit von siliciumreicher Schlacke
                              									und dem nahezu siliciumfreien Fluſseisen schnell vor sich. Der Aufwand an basischem
                              									Zuschlage ist ein geringer und nur von dem Phosphorgehalte des Fluſseisens abhängig.
                              									Wenn auf diese Weise das Frischen des Roheisens im Converter und die Entphosphorung
                              									des erhaltenen Fluſseisens im Herd Schmelzofen vorgenommen wird, so kann erstere
                              									Operation in 8 bis 12 Minuten, die letztere in 15 bis 20 Minuten beendet sein und
                              									eine groſse Leistung mit beiden zusammenwirkenden Apparaten erzielt werden.
                              									Reparaturen sind selten und können, eine geeignete Construction des Herdschmelzofens
                              									vorausgesetzt, in möglichst kurzer Zeit vorgenommen werden. Der Boden eines 3t-Converters von beschriebener Construction hält
                              									auf den amerikanischen Clapp-Griffiths-Hütten 40 bis 70
                              									Hitzen und kann in 15 Minuten ausgewechselt werden. Die basische Ausmauerung des
                              									Herdschmelzofens soll, weil dieselbe nur mit fast siliciumfreiem Fluſseisen und
                              									basischen Zuschlägen in Berührung kommt, von groſser Dauerhaftigkeit sein.
                           Die Anlagekosten sollen ebenfalls im Vergleiche zu denen eines Puddlingswerkes von
                              									gleicher Leistungsfähigkeit gering sein. Dasselbe gilt auch von den Betriebskosten,
                              									welche, soweit dieselben den Brennmaterialaufwand, Abbrand und die nöthigen
                              									Arbeitslöhne betreffen, bei dem Stahlwerke so viel niedriger sind, als die Auslagen
                              									für die basischen Zuschläge und die etwaigen Mehrkosten des feuerfesten Materiales,
                              									des höheren Preises der basischen Zustellung des Herdschmelzofens halber reichlich
                              									durch dieselben aufgewogen werden sollen. Um gröſsere Productionen als 14000t Blöcke bei je 3t Fassungsraum der Birne und des Ofens, bei 50t Fluſseisen in 24 Stunden und in 280 Arbeitstagen zu erreichen, wird das
                              									ganze System vervielfacht.
                           Das Umschmelzen des Roheisens geschieht in den in der Mitte des Gebäudes liegenden
                              									Cupolöfen. Das flüssige Roheisen wird in kippbaren Pfannen durch eine kleine
                              									Locomotive zu den Birnen gebracht, deren unterer Theil ausgewechselt werden
                              									kann.
                           Bei den hier zur Verwendung gelangenden Herdschmelzöfen ist nach Stahl und Eisen, 1888 S. 576, das Mauerwerk des
                              									Schmelzraumes nach dem Vorgange von Dick-Riley und
                              									Andern von dem der seitlich davon freistehenden Wärmesammler getrennt, damit durch
                              									den Schmelzherd dringendes Metall letzteren nicht beschädigen kann.
                           Der auf schmiedeisernen Trägern und Stützmauern ruhende Schmelzraum und die
                              									Wärmesammler haben cylindrische Form, sind mit Blechmänteln versehen und von frei
                              									auf den Seitenmauern derselben aufliegenden Gewölben bedeckt, welche die Form eines
                              									Hohlkugelabschnittes haben und von schmiedeisernen oder stählernen Ringen gehalten
                              									und mittels eines über dem Ofen angebrachten Laufkrahnes abgehoben und ausgewechselt
                              									werden können. Die Verbindungskanäle zwischen dem Schmelzraume und den Wärmesammlern
                              									sind verankert und von in eisernen Klammern gehaltenen Gewölben bedeckt, welche
                              									gleichfalls mit dem Laufkrahne abgehoben und ausgewechselt werden können. Gewölbe
                              									und Einsatzthüren sind mit Wasserkühlung versehen. Müſste gegebener Verhältnisse
                              									halber der Abstich eines anzulegenden Ofens innerhalb einer Entfernung von der
                              									Hüttensohle angebracht werden, welche eine zu geringe Höhe der senkrechten
                              									Wärmesammler bedingen, und dieselben dadurch ungenügend machen würde, so kann man
                              									die Kanäle, welche zwischen diesen und dem Umsteuerungsapparate liegen, zu Kammern erweitern und diese
                              									gleichfalls als Wärmesammler benutzen und damit die über der Hüttensohle
                              									befindlichen ergänzen. Zwischen den Mänteln der freistehenden Wärmesammler und des
                              									Schmelzraumes und der Ausmauerung derselben wird ein etwa 35mm breiter Raum freigelassen und mit erbsen- bis
                              									haselnuſsgroſsen Brocken von mürben Ziegeln aufgefüllt. Sollte bei dem Betriebe des
                              									Ofens das Mauerwerk sich mehr ausdehnen als die Blechmäntel, so werden die
                              									dazwischen aufgefüllten Ziegelbrocken zerdrückt und damit ein Reiſsen oder Platzen
                              									der Blechmäntel verhindert.
                           Beginnt nach langem Gebrauche das Gewölbe des Schmelzherdes allmählich sich
                              									abzunutzen und endlich dünn zu werden, was immer nur an denjenigen Stellen in der
                              									Flammenrichtung geschieht, welche von der Stichflamme getroffen werden, so wird
                              									dasselbe durch den Laufkrahn um einige Centimeter gehoben, um 90° gedreht und dann
                              									wieder aufgesetzt. Die abgenutzten Theile des Gewölbes befinden sich nun über dem
                              									Abstiche und diesem gegenüber, also an Stellen, wo sie weniger stark angegriffen
                              									werden. Das Gewölbe wird in dieser neuen Lage weiter benutzt, bis daſs es wieder an
                              									den betreffenden Stellen dünn geworden ist und dann durch ein neues Gewölbe ersetzt
                              									werden muſs.
                           Die Hüstener Gewerkschaft in Husten (Westfalen) bringt
                              									als Bindemittel für basische und feuerfeste Steine Phenolate in Vorschlag (D. R. P.
                              									Nr. 46 237 vom 24. November 1887). Unter Phenolaten sind zu verstehen die chemischen
                              									Verbindungen von Kalihydrat, Natronhydrat, Barythydrat, Kalkhydrat oder Magnesia mit
                              									den Phenolen, welche von der trockenen Destillation der Steinkohle, Braunkohle, des
                              									Torfes oder Holzes herrühren.
                           Der Theer aus diesen Materialien wird destillirt. Die so gewonnenen Theeröle werden
                              									in bekannter Weise in Phenole und Kohlenwasserstoffe geschieden.
                           Die ersteren (Carbolsäure, Kreosot) werden mit den oben aufgeführten Alkalien oder
                              									alkalischen Erden zu einem dünnen Brei angerührt. Durch die chemische Action erwärmt
                              									sich die Masse, der man, ehe sie erkaltet und erstarrt, die feuerfesten Materialien
                              									beimischt. Binnen wenigen Stunden erhärtet das Gemisch, welches man sofort in die
                              									gewünschte Form bringen muſs, ähnlich wie Cement. Je reiner die verwendeten Phenole
                              									sind, d.h. je sorgfaltiger die neutralen Oele entfernt sind, desto härter und
                              									haltbarer werden die geformten Massen.
                           Die Materialien, die in gebranntem Zustande basische Eigenschaften besitzen, wie
                              									Kalkstein, Marmor, Dolomit, Magnesit, können, gebrannt und geeignet zerkleinert,
                              									ohne Weiteres mit den Phenolen zu einer formbaren plastischen Masse verarbeitet
                              									werden, welche beim Erkalten ebenfalls cementartig erhärtet.
                           Da der Theer als Bindemittel für basische Ziegel ganz allgemein und mit bestem Erfolge bereits
                              									in Anwendung ist, so bleibt abzuwarten, ob die mit dem betreffenden Bindemittel
                              									hergestellten Producte in technischer und ökonomischer Beziehung noch etwas Besseres
                              									zu bieten vermögen.
                           W.
                                 										Koort.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
