| Titel: | Ueber den Aufbau von Rosanilinfarbstoffen aus aromatischen Säurechloriden und tertiären aromatischen Aminen; von Dr. Otto Mühlhäuser. | 
| Autor: | Otto Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 44 | 
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                        Ueber den Aufbau von Rosanilinfarbstoffen aus
                           								aromatischen Säurechloriden und tertiären aromatischen Aminen; von Dr. Otto Mühlhäuser.
                        Mühlhäuser, über den Aufbau von Rosanilinfarbstoffen.
                        
                     
                        
                           Läſst man Säurechloride in Gegenwart condensirend wirkender Mittel auf tertiäre
                              									Monamine einwirken, so entstehen Farbstoffe der Rosanilingruppe. So geht
                              									beispielsweise aus Benzoylchlorid, Dimethylanilin und Chlorzink das
                              									Tetramethyldiamidotriphenylcarbinol hervor, Vermuthlich entsteht vor letzterem das
                              									Dimethylamidobenzophenon bezieh. dessen Chlorwasserstoffadditionsproduct und
                              									verläuft die Reaction der Hauptsache nach in folgenden Phasen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 272, S. 44
                              
                           
                        
                           
                              Geschichtliches.
                              
                           Daſs Säurechloride und tertiäre aromatische Basen unter Bildung von Rosanilinen
                              									reagiren, haben O. Fischer und E. FischerBerichte der deutschen chemischen
                                             														Gesellschaft 1878 Bd. 11 S. 952 und 1879 Bd. 12 S.
                                       												797 und 800. zuerst beobachtet. Sie erhielten aus
                              									Benzoylchlorid, Dimethylanilin und Chlorzink das Malachitgrün, aus
                              									p-Nitrobenzoylchlorid das p-Nitro-Malachitgrün. In analoger Weise haben Kern und CaroAmerikanisches Patent Nr. 290856. und Kern
                                 										und C. MullerAmerikanisches Patent Nr. 327953. einerseits, die Farbwerke vorm. Meister, Lucius und BrüningD. R. P. Nr. 34463 vom 24. Juli 1884. andererseits Farbstoffe der
                              									Rosanilingruppe aus tertiären Amidoderivaten des Benzoylchlorids
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 272, S. 45
                              
                           dargestellt. So Caro und Kern aus
                              									Dimethylamidobenzoylchlorid und Dimethylanilin das Hexamethylpararosanilin, aus
                              									Diäthylamidobenzoylchlorid und Diäthylanilin das Hexaäthyl-Pararosanilin, aus
                              									Methyläthylamidobenzoylchlorid und Methyläthylanilin das
                              									Trimethyltriäthyl-Pararosanilin. Sie erhielten diese Pararosaniline durch Einleiten
                              									von Chlorkohlenoxyd in Methyl-, Aethyl- bezieh. Methyläthyl-Anilin in Gegenwart von
                              									Aluminium- oder Zink-Chlorid; Säurechlorid-, Keton- und Farbstoffbildung in einer
                              									Operation ausführend. Ebenso bereiteten Kern und Müller
                              									und die Farbwerke vorm. Meister, Lucius und Brüning das
                              									Trimethyltriphenyl-Pararosanilin aus Methylphenylanilin, Chlorkohlenoxyd im Beisein
                              									von Chlormetallen. Zweidrittel symmetrisch substituirte Pararosaniline können nach
                              									dem Berichte der letztgenannten Gesellschaft bereitet werden, wenn man ein tertiäres
                              									Amidosäurechlorid in Gegenwart eines Condensationsmittels, z.B. Zink-, Eisen- oder
                              									Aluminiumchlorid auf solche tertiäre Amine wirken läſst, welche nicht zur Erzeugung
                              									des Säurechlorids gedient haben. So produciren die Farbwerke das Pentamethyl-Phenyl-Pararosanilin aus
                              									Phenylmethylamidobenzoylchlorid und Dimethylanilin, das
                              									Tetramethyldiphenyl-Pararosanilin aus 1 Mol. Dimethylamidobenzoylchlorid und 2 Mol.
                              									Methyldiphenylamin.
                           Seit 1883 fabriciren die Badische Anilin- und Sodafabrik
                              									und die Gesellschaft für chemische Industrie das
                              									Hexamethylpararosanilin, das Hexaäthylpararosanilin und das
                              									Trimethyl-Triphenyl-Pararosanilin auf Grund des Fischer'schen Säurechloridverfahrens. Letztgenannter Farbstoff wird auch
                              									von den Farbwerken vorm. Meister, Lucius und Brüning
                              									fabrikatorisch bereitet.
                           
                        
                           
                              Technisches.
                              
                           Will man ein symmetrisch substituirtes Rosanilin darstellen, so läſst man
                              									Chlorkohlenoxydgas oder dessen Lösung in Benzol auf die mit Chlorzink, Eisen- oder
                              									Aluminiumchlorid vermischte tertiäre Base einwirken. In Folge der Mitwirkung des
                              									Condensationsmittels reagirt dann das anfänglich gebildete Säurechlorid mit der im
                              									Ueberschusse vorhandenen tertiären Base unter Bildung des betreffenden
                              									Farbstoffes.
                           
                           Handelt es sich um die Erzeugung eines zweidrittel symmetrisch substituirten
                              									Rosanilins, so läſst man zunächst das COCl2 auf die
                              									gewählte Base nur soweit wirken, daſs die Reaction nicht über die Bildung des
                              									tertiären Amidosäurechlorids hinausgeht. Dies wird erreicht entweder durch Weglassen
                              									von Condensationsmitteln oder auch durch Anwendung von nur gelinde condensirend
                              									wirkenden Mitteln. Behandelt man dann das aus Säurechlorid, Aminchlorhydrat und Amin
                              									bestehende Reactionsproduct mit verdünnter Natronlauge, so wird das Chlorid
                              									verseift. Natronsalzlösung und nicht in Reaction getretenes Amin werden durch
                              									Abheben oder durch Filtration getrennt. Aus der wässerigen Lösung fällt man die
                              									tertiäre Amidobenzoesäure mit Salzsäure aus, wäscht und trocknet. Aus der trockenen
                              									Säure regenerirt man durch Erwärmen mit Phosphorpentachlorid das Säurechlorid und
                              									bringt dieses mit dem in Frage kommenden Amin und Aluminiumchlorid zusammen. Die
                              									meist freiwillig eintretende Reaction wird durch Erwärmen der Mischung zu Ende
                              									geführt. Den Ueberschuſs des angewendeten Amins entzieht man der alkalisch gemachten
                              									Schmelze durch Einleiten von Wasserdampf oder durch Auskochen mit Salzsäure, je
                              									nachdem die eine oder andere Trennungsmethode zulässig ist.