| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 86 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 29 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Zum Nachweise von Aldehyden und Ketonen im Spiritus
                              									empfehlen U. Gayon und G. Dupetit in der
                              										Revue Industrielle vom 3. März
                                 										1888 durch schweflige Säure entfärbte Fuchsinlösung, welche durch
                              									Aldehyde und Ketone wieder roth gefärbt wird. Dieses Reagens wird bereitet, indem
                              									man 20cc einer Lösung von doppeltschwefligsaurem
                              									Natron von 20° B. in 1l einer wässerigen
                              									Fuchsinlösung (1 : 1000) gieſst und nach Verfauf von etwa 1 Stunde, nach welcher
                              									Zeit die Entfärbung ziemlich vollendet ist, 10cc
                              									reine concentrirte Salzsäure hinzufügt. Man bewahrt die Mischung, welche einige Tage
                              									nach der Bereitung noch empfindlicher werden soll, in verschlossenen Flaschen auf.
                              									Zur Ausführung der Untersuchung verdünnt man den betreffenden Spiritus mit
                              									destillirtem Wasser auf 50 Proc., bringt 2cc davon
                              									in ein Reagensglas, fügt 1cc des Reagens hinzu und
                              									überläſst das Gemisch der Ruhe. War der Alkohol vollständig frei von Aldehyd, so
                              									bleibt er farblos, enthielt er Aldehyde, so färbt er sich entsprechend der Menge
                              									derselben mehr oder weniger intensiv rosaviolett binnen wenigen Minuten. Nach dem
                              									Verfahren soll noch ein Zusatz von 1/500000 nachweisbar sein. Nach Gayon ist die Methode auch als colorimetrische zur
                              									quantitativen Bestimmung aldehydartiger Verunreinigungen verwendbar, indem man die
                              									erhaltene Färbung mit
                              									derjenigen der Normallösungen von bekanntem Gehalte an Aldehyd vergleicht. Die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 387,
                              									erwähnt, daſs ihr von anderer Seite die Mittheilung zugegangen ist, daſs diese
                              									Methode sich nicht bewährt haben soll. Namentlich soll sich das Reagens nur kurze
                              									Zeit halten, die Herstellung einer gröſseren Menge daher nicht empfehlenswerth
                              									sein.
                           Ueber die Bestimmung des Zuckers in Melassen wird in der
                              										Oesterreichisch-ungarischen Brennereizeitung, Bd.
                              									12 S. 328, mit Bezug auf eine frühere Mittheilung (vgl. unser Referat 1888 269 275) auf die unzuverlässigen Resultate der
                              									Inversionsmethode unter Anwendung der Clerget'schen
                              									Formel hingewiesen und empfohlen, die Raffinose entweder ganz unberücksichtigt zu
                              									lassen, oder aber zur Untersuchung der Melasse die Inversionsmethode von Creydt (Stammer's Zeitschrift
                                 										für Zuckerindustrie, Februar 1887) anzuwenden, unter Zugrundelegung der
                              									folgenden Formel:
                           
                              
                                 
                                    \mbox{I.}\ Z=\frac{C-0,493\,A}{0,887}
                                    
                                 
                              
                                 
                                    \mbox{II.}\ R=\frac{A-Z}{1,57}
                                    
                                 
                              
                           in welchen bedeutet:
                           A = direkte Polarisation, B
                              									= Polarisation bei 20° C. nach der Inversion, C =
                              									Differenz beider Bestimmungen, Z = Rohrzucker, R = Raffinose.
                           
                        
                           VIII. Allgemeines und
                                 										Theoretisches.
                              								
                           Die Untersuchung von 265 aus den verschiedensten Gegenden
                                 										Deutschlands stammenden Branntweinproben, welche im Kaiserlichen
                              									Gesundheitsamte ausgeführt wurde und über welche in dem bereits S. 38 citirten Werke
                              									von Seil berichtet wird, lieferte sehr interessante
                              									Resultate. Wir entnehmen hierüber der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 334, das Folgende: Der Preis des Branntweines schwankte zwischen 20 Pf. und 1,30 M. für 1l und war im Allgemeinen unabhängig von dem
                              									Alkoholgehalte. Die Farbe war von farblos (45,7 Proc.
                              									der untersuchten Proben) bis zu braun (9,0 Proc), die Ursache der Färbung wurde
                              									nicht ermittelt. Die Reaction war in 74,3 Proc. der
                              									Proben eine neutrale, 16,6 Proc. reagirten schwach, 8,3 Proc. stärker und 0,8 Proc.
                              									stark sauer. Die schwachsaure Reaction rührte wahrscheinlich von durch Oxydation
                              									gebildeter Essigsäure her. Die stärker sauer reagirenden erscheinen schon eines
                              									Zusatzes von Mineralsäuren verdächtig, welcher bei den beiden stark sauer
                              									reagirenden Proben, die allein daraufhin geprüft wurden, auch constatirt wurde. Der
                              										Geruch war nur bei 16,6 Proc. der Proben rein
                              									alkoholisch, bei 44,5 Proc. fuselig, bei den übrigen Proben aromatisch oder nach
                              									ätherischen Oelen oder nach Oenanthäther. Der Alkoholgehalt zeigte folgende
                              									Schwankungen:
                           
                           
                              
                                 20
                                 bis
                                 25
                                 Vol.-Proc.
                                 bei
                                   6
                                 Proben
                                 =   2,3
                                 Proc.
                                 
                              
                                 25
                                 „
                                 30
                                 „
                                 „
                                 17
                                 „
                                 =   6,4
                                 „
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 35
                                 „
                                 „
                                 25
                                 „
                                 =   9,4
                                 „
                                 
                              
                                 35
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 95
                                 „
                                 = 35,8
                                 „
                                 
                              
                                 40
                                 „
                                 45
                                 „
                                 „
                                 81
                                 „
                                 = 30,6
                                 „
                                 
                              
                                 45
                                 „
                                 50
                                 „
                                 „
                                 32
                                 „
                                 = 12,1
                                 „
                                 
                              
                                 50
                                 „
                                 60
                                 „
                                 „
                                   6
                                 „
                                 =   2,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 über
                                 60
                                 „
                                 „
                                   3
                                 „
                                 =   1,1
                                 „
                                 
                              
                           Im Allgemeinen hatten wohl die niedrigst procentigen Branntweine einen geringeren
                              									Preis, welcher mit dem steigenden Gehalte sich erhöhte, doch kamen auch hiervon sehr
                              									viele Ausnahmen vor. Die Untersuchung auf Fuselöl nach
                              									dem Verfahren von Roese ergab, nach Ausschaltung von 7
                              									Proben, auf welche wir weiter unten zu sprechen kommen, folgende Resultate:
                           In 100 Theilen Branntwein waren enthalten:
                           
                              
                                 
                                 kein Fuselöl
                                 
                                 33
                                 Proben
                                 = 12,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 bis zu 0,05 Proc. Fuselöl
                                 
                                 51
                                 „
                                 = 19,8
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 von
                                 0,05
                                 bis
                                 0,10
                                 Vol.-Proc.
                                 Fuselöl
                                 55
                                 „
                                 = 21,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,10
                                 „
                                 0,15
                                 „
                                 „
                                 37
                                 „
                                 = 14,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,15
                                 „
                                 0,20
                                 „
                                 „
                                 45
                                 „
                                 = 17,4
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,20
                                 „
                                 0,25
                                 „
                                 „
                                 27
                                 „
                                 = 10,6
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,25
                                 „
                                 0,30
                                 „
                                 „
                                   6
                                 „
                                 =   2,3
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,30
                                 „
                                 0,50
                                 „
                                 „
                                   4
                                 „
                                 =   1,5
                                 „
                                 
                              
                           Auf 100 Vol.-Proc. Alkohol berechnet enthielten:
                           
                              
                                 
                                 kein Fuselöl
                                 
                                 33
                                 Proben
                                 = 12,8
                                 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 bis zu 0,10 Proc. Fuselöl
                                 
                                 38
                                 „
                                 = 14,7
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 von
                                 0,10
                                 bis
                                 0,20
                                 Proc.        
                                 Fuselöl
                                 46
                                 „
                                 = 17,8
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,20
                                 „
                                 0,30
                                    „
                                 „
                                 30
                                 „
                                 = 11,8
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,30
                                 „
                                 0,40
                                    „
                                 „
                                 34
                                 „
                                 = 13,2
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,40
                                 „
                                 0,50
                                    „
                                 „
                                 39
                                 „
                                 = 15,1
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,50
                                 „
                                 0,60
                                    „
                                 „
                                 24
                                 „
                                 =   9,5
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 „
                                 0,60
                                 „
                                 0,80
                                    „
                                 „
                                 11
                                 „
                                 =   4,2
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 über
                                 0,80
                                    „
                                 „
                                   3
                                 „
                                 =   1,1
                                 „
                                 
                              
                           Bei dieser Gelegenheit geht Windisch naher auf die Frage
                              									ein, ob es zweckmäſsiger ist, die gesetzlich zulässige Grenze für Fuselölgehalt auf
                              									100 Th. des ursprünglichen Branntweines, oder auf 100 Th. absoluten Alkohols
                              									festzusetzen, und er kommt dabei zu dem Schlusse, daſs letzteres das Richtigere ist,
                              									während die Festsetzung für den ursprünglichen Branntwein mit der Gerechtigkeit
                              									nicht in Einklang zu bringen ist. Die Untersuchung der in obiger Zusammenstellung
                              									ausgeschalteten sieben Proben, wovon zwei Zwetschgen- und fünf Trester- bezieh.
                              									Hefenbranntweine waren, nach dem Verfahren von Roese
                              									zeigte, daſs dieselben sich ganz eigenthümlich verhielten. Bei der Destillation mit
                              									Kalilauge färben sich dieselben gelb bis braun, das Destillat zeigt den
                              									charakteristischen Geruch in noch erhöhtem Maſse und bei dem Ausschütteln mit
                              									Chloroform gehen sowohl der grüngelbe Farbstoff, wie alle übrigen Bestandtheile in
                              									das Chloroform über und bewirken eine bedeutende Vermehrung des Volums desselben. Ob
                              									diese Stoffe in derselben Weise gesundheitsschädlich wirken wie das Kartoffelfuselöl
                              									und diesem daher als Verunreinigungen gleich gestelt werden können, darüber muſs
                              									erst der physiologische
                              									Versuch entscheiden. Endlich sei noch erwähnt, daſs bei den untersuchten Proben
                              									weder zwischen dem Fuselölgehalte und dem Preise der Branntweine, noch auch zwischen
                              									dem Fuselölgehalte und dem Alkoholgehalte derselben irgend welche Beziehungen sich
                              									ergaben.
                           Ueber die Schädlichkeit des Fuselöles bezieh. des
                                 										Amylalkohols im Trinkbranntweine hat Straſsmann Untersuchungen ausgeführt, über welche er in der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu
                                 										Cöln berichtet (vgl. auch Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 369). Die Versuche wurden an Hunden
                              									ausgeführt, und es zeigte sich, daſs diejenigen Thiere, welche einen Alkohol mit 3
                              									Proc. Amylalkohol erhielten, schon frühzeitig schwerere nervöse Erscheinungen
                              									zeigten und in etwa der Hälfte der Zeit zu Grunde gingen, als diejenigen, welche
                              									reinen Alkohol erhalten hatten. Auch bei einem Gehalte von 1,5 Proc. Fuselöl waren
                              									die nervösen Erscheinungen schon stärker, jedoch trat der Tod hier nicht früher ein
                              									als bei reinem Alkohol. Daraus schlieſst Verfasser, daſs bei einem Getränke von nur
                              									0,3 Proc. Fuselgehalt, also der fünffach geringeren Menge, gar keine Differenzen
                              									gegenüber dem reinen Alkohol zu beobachten sein würden, daſs vielmehr die
                              									Schädlichheit der geringen Menge Fuselöl gegenüber der bedeutend gröſseren des
                              									Alkohols selbst vollständig zurücktreten würde. Die Versuche geben daher keinen
                              									Grund, unter die Maximalzahl von 0,3 Proc. Fuselöl herunterzugehen und die absolute
                              									Reinheit des Branntweines zu verlangen (vgl. hierüber auch 1888 268 183).
                           Ueber die Zusammensetzung und Untersuchung natürlicher
                                 										Branntweine, d.h. solcher, die durch Destillation gewisser vergohrener
                              									Pflanzensäfte erhalten werden, berichtet H. Roques in
                              										Bull., S. 150 und 157. Er empfiehlt auſser der
                              									Bestimmung des Alkohols, des Extracts, der Acidität und des Furfurols, noch die
                              									qualitative Prüfung der einzelnen Fractionen mit Rosanilinbisulfit, Anilinacetat,
                              									Schwefelsäure, Kaliumpermanganat und ammoniakalischem Silbernitrat. Aus den
                              									mitgetheilten Analysen natürlicher und künstlicher Branntweine geht hervor, daſs
                              									letztere in der Regel eine geringere Acidität besitzen und fast stets viel weniger,
                              									oft nur Spuren von Furfurol enthalten.
                           Die Tafeln zur Ermittelung des Alkoholgehaltes von
                                 										Spiritusmischungen für das Gewichts-Alkoholometer sind im Verlage von Julius Springer in Berlin erschienen und zum Preise von
                              									1,70 M. auch durch das Bureau des Vereins der
                                 										Spiritusfabrikanten Deutschlands zu beziehen.
                           Zur Spiritusablieferung wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 318,
                              									wieder ein Fall mitgetheilt, welcher zeigt, zu welchen Unzuträglichkeiten die
                              									Anwendung der Conradi'schen Tabellen führen kann, und
                              									wie sehr die gesetzlichen Bestimmungen zum Nachtheile der Brennereibesitzer
                              									ausgelegt werden können.
                           Ueber die parasitären Bakterien der Cerealien hat Bernheim in Würzburg sehr interessante Untersuchungen
                              									ausgeführt, über welche er in der Naturforscherversammlung
                                 										zu Cöln (nach Chemikerzeitung, 1888 Nr. 80)
                              									berichtet. Es gelang dem Verfasser, aus dem Inneren von Mais- und Getreidekörnern,
                              									sowie auch von Hülsen- und Knollenfrüchten Reinculturen verschiedener Coccen und
                              									Bacillen zu erhalten und deren morphologische und biologische Eigenschaften zu
                              									studiren. In dem trockenen, ungekeimten Korne sind nur Coccen sichtbar, die in den
                              									Culturen stets auftretenden Stäbchen müssen als Sporen im Korne vorhanden sein. Mit
                              									Eintritt der Keimung, oder wenn man das zerschnittene Korn in Bedingungen, welche
                              									denen der Keimung ähnlich sind, bringt, vermehren sich die Bakterien ganz bedeutend.
                              									Sie erscheinen massenhaft in den Intercellularräumen der Stärkeschicht, sowie in
                              									oder zwischen den Wänden zweier an einander stoſsenden Zellen. Auch in der vor der
                              									Keimung völlig freien Kleberschicht treten sie massenhaft auf und Verfasser
                              									vermuthet hiernach, daſs das Erscheinen dieser Parasiten im Kleber mit der
                              									Diastasebildung aus dem Kleber zusammenhängt. Diese Vermuthung fand dadurch eine
                              									Bestätigung, daſs die Bakterien sich fähig zeigten, in Reincultur auf Kleber
                              									wirksame Diastase zu bilden. Selbst in Reincultur auf Stärke allein findet schon
                              									eine Dextrinirung statt. In einem vorgerückteren Stadium der Keimung wandern die
                              									Parasiten aus dem Korne aus. Verfasser vermuthet, daſs diese Parasiten der Körner
                              									aus dem Boden stammen und im Stengel der Pflanze aufwärts wandern. Ob der Eintritt
                              									in die Pflanze durch die Wurzeln stattfindet, konnte noch nicht mit Sicherheit
                              									festgestellt werden.
                           Ueber die Mikroorganismen der Luft und des Wassers gibt
                              										Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 5 S. 797, eine hübsche Uebersicht über die
                              									Fortschritte in den Untersuchungsmethoden nach einem Aufsatze von P. F. Frankland in „The Brewers Guardian“, Nr. 467.
                           Ueber das diastatische Ferment des ungekeimten Weizens
                              									hat C. J. Lintner Untersuchungen ausgeführt (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 5 S. 1038, daselbst
                              									nach der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen),
                              									welche den Nachweis lieferten, daſs im Weizen ein diastatisches Ferment vorkommt,
                              									welches gleich der Malzdiastase Stärke in Maltose umwandelt (entgegen der
                              									Beobachtung von CuisinierCousinier
                              									, welcher fand, daſs das im ungekeimten Getreide
                              									vorkommende Ferment Glucose bildet (vgl. 1887 263 147).
                              									Obwohl das im Weizen vorkommende Ferment Maltose bildet, so unterscheidet es sich
                              									insofern doch wesentlich von der Diastase, als es nicht im Stande ist,
                              									Stärkekleister zu verflüssigen. Auch gelang es nicht, dieses Ferment zu isoliren,
                              									was bei der Malzdiastase ohne Schwierigkeit möglich ist (vgl. auch 1888 268
                              									136).
                           Ueber die Verzuckerung stärkehaltiger Materialien mittels
                                 										Salzsäure für die Zwecke der Spiritusindustrie, Vortrag, gehalten von Emil Bauer in der Monatsversammlung der Oesterreichischen Gesellschaft zur Förderung
                              									der chemischen Industrie (Berichte dieser
                                 										Gesellschaft, 1888 II und III). Nach einigen allgemeinen Betrachtungen geht
                              									Verfasser näher ein auf die verschiedenen in Vorschlag gebrachten Verfahren, welche
                              									einen Ersatz des Malzes durch eine Säure bezwecken, welche aber zu einem
                              									befriedigenden Resultate bisher immer noch nicht geführt haben. Verfasser glaubt den
                              									Grund hierfür in der durch die Einwirkung der Säure stattfindenden Bildung von
                              									antiseptisch wirkenden Stoffen suchen zu müssen. Zum Schlusse bespricht Verfasser
                              									eingehend die von ihm selbst angestellten, auf ein solches Verfahren bezüglichen
                              									Versuche, welche wohl die Vorarbeiten zu dem, dem Verfasser in Gemeinschaft mit Kruis und Jahn patentirten
                              									Verfahren gewesen sind (vgl. 1889 271 282).
                           Als Conservirungsmittel für die Diastase fanden H. Leffmann und W. Beam
                              									die Salicylsäure und das Saccharin ungeeignet; Borsäure und saures schwefelsaures
                              									Natron scheinen eine geringe verzögernde Wirkung auszuüben (Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 313).
                           Zur Darstellung des Dextrins empfiehlt Ljubawin 400g
                              									Kartoffelstärke mit 200cc Wasser und 5g Salzsäure von 1,14 spec. Gew. gut zu vermischen
                              									und trocknen zu lassen, was etwa zwei Tage erfordert. Dann wird das Gemisch erst auf
                              									dem Wasserbade, darauf 1½ Stunden bei 110° getrocknet (Zeitschrift für Spiritus- und Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 313).
                           Ein anderes Verfahren zur Herstellung von Dextrin ist
                              										August Schumann in Duttlenheim bei Straſsburg
                              									patentirt (D. R. P. Nr. 43772 vom 8. April 1887 ab). Dasselbe besteht darin, daſs
                              									man 100 Th. Stärke, welche vorher in der Kälte mit etwa 1 Proc. einer Säure
                              									(Schwefelsäure, Salpetersäure oder Salzsäure) aufgeschlossen und dann wieder
                              									entsäuert worden ist, in etwa 400 bis 500 Th. Wasser und etwa ½ Th. gesättigter
                              									Lösung von schwefliger Säure unter einem Drucke von 4at so lange kocht, bis sich Spuren von Glycose zeigen, dann die Masse
                              									filtrirt und nach Bedürfniſs eindampft. Das so erhaltene Product wird, nachdem
                              									dasselbe, wenn nöthig, neutralisirt worden ist, zum Zwecke der Erzielung einer
                              									gröſseren Löslichkeit in kaltem Wasser im Autoklaven oder im Oelbade oder mit
                              									überhitztem Dampfe bei 150 bis 160° behandelt. Das nach diesem Verfahren gewonnene
                              									Product soll blendend weiſs sein und alle Eigenschaften des bisher im Handel
                              									vorkommenden Dextrins besitzen, dabei aber vollständig geruch- und geschmacklos,
                              									sowie frei von Säure und Cellulose sein. Das Verfahren soll nicht theurer zu stehen
                              									kommen, als die bisher üblichen Verfahren.
                           Ueber Saccharin als Antisepticum berichtet Bruylants im Journ. Pharm.
                                 										chim., 1888 Ser. 18 S. 292, durch Chemikerzeitung. Danach ist die antiseptische Wirkung desselben keine sehr
                              									bedeutende. Auf die alkoholische Gährung waren 0,013 Proc. ohne jede Wirkung; erst
                              									bei 1 Proc. Saccharin wurde sie geschwächt, aber auch noch nicht absolut verhindert.
                              									Die Säuerung des Bieres wurde bei einem Zusätze von 0,25 Proc. nicht aufgehalten.
                              									Zur Verhinderung der fauligen Gährung war ein Zusatz von mindestens 2,5 Proc.
                              									Saccharin erforderlich. Die Pepsinverdauung wird nur wenig gehindert, die Wirkung
                              									des Pankreasfermentes dagegen erfolgt bei 1 Proc. Saccharin nur langsam. Ferner
                              									constatirte der Verfasser, daſs Gaben bis zu 3g
                              									Saccharin für den Tag ohne schädliche Wirkungen waren.
                           Ueber das Glutein (Kleber) und seine Gegenwart im
                                 										Getreidekorne veröffentlicht W. Johannsen in
                              									den Meddelelsen fra Carlsberg Laboratoriet (auch Wochenschrift für Brauerei, Bd. 5 S. 830 und 863)
                              									interessante Untersuchungen, auf die wir hier jedoch nur aufmerksam machen
                              									können.
                           Bei Stockthermometern hat man, wie in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 11 S. 313,
                              									mitgetheilt wird, in der Praxis häufig die Beobachtung gemacht, daſs dieselben in
                              									siedendem Wasser mehrere Grade unter 100 zeigen. Der Grund dieser Abweichung soll
                              									darin liegen, daſs bei diesen Instrumenten ein groſser Theil aus der siedenden
                              									Flüssigkeit herausragt, während bei der Herstellung des Instrumentes und bei der
                              									Feststellung des Siedepunktes das ganze Instrument sich in Dampf von 100°
                              									befindet,
                           Ueber die Zusammensetzung der Jodstärke hat F. Seyfert Untersuchungen ausgeführt (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1888 S. 15), welche
                              									im Gegensatze zu den Versuchen von Mylius (vgl. 1888
                              										268 129) zu dem Resultate führten, daſs nicht
                              									Jodwasserstoff, sondern nur freies Jod an der Bildung der Jodstärke betheiligt ist.
                              									Verfasser verfuhr in der Weise, daſs er Stärkelösung, entweder durch Verkleisterung
                              									oder durch Erhitzen unter Druck hergestellt (wobei nachgewiesen wurde, daſs die
                              									Stärke sich bei einem Drucke von 2at,5 nicht
                              									verändert), mit einer bestimmten Menge Jodlösung, welche gegen
                              									Natriumhyposulfitlösung eingestellt war, in einem Meſskolben unter Zusatz von
                              									Salzsäure zusammenbrachte, einige Stunden stehen lieſs, bis der Niederschlag sich
                              									abgesetzt hatte, und dann sowohl Portionen der klaren, abgehobenen Lösung, wie auch
                              									den Rest der Lösung incl. des darin befindlichen Niederschlages von Jodstärke
                              									titrirte. Er fand dabei, daſs stets ebenso viel Natriumhyposulfit verbraucht wurde,
                              									als der angewendeten Menge Jodlösung entsprach, woraus folgt, daſs keine
                              									Jodwasserstoffsäure bei der Bildung der Jodstärke betheiligt gewesen sein kann, weil
                              									dann mehr Natriumhyposulfit hätte verbraucht werden müssen. Verfasser fand ferner,
                              									daſs die Stärke sich mit 22,79 Proc. Jod verbindet, und er ermittelte den Gehalt der
                              									Jodstärke, übereinstimmend mit Mylius, zu 18,56 Proc.
                              									Jod. Daraus leitet Verfasser unter der Voraussetzung, daſs dem Stärkemolekül die von
                              										Pfeiffer und Tollens
                              									aufgestellte Formel C24H40O20 zukommt, für die Jodstärke die
                              									Formel (C24H40O20)6J7 oder deren ganzes Vielfaches ab. Die Versuche
                              									zeigten ferner, daſs die Annahme, daſs beim Trocknen der Stärke kein constantes
                              									Gewicht zu erhalten ist, eine irrige ist; bei Anwendung eines geeigneten
                              									Trockenschrankes, bei
                              									welchem eine Ueberhitzung ausgeschlossen ist (z.B. Meyer'sches Luftbad), gelang es leicht, ein constantes Gewicht zu
                              									erhalten. Die Stärke zersetzt sich also beim Trocknen, vorausgesetzt, daſs die
                              									Temperatur 110° nicht überschreitet, nicht, jedoch fand Verfasser, daſs die Stärke
                              									selbst bei einer Temperatur von 100° bis 110° noch hygroskopisch bleibt. Verfasser
                              									hat endlich das von ihm angewandte Verfahren auch zur Bestimmung der Stärke benutzt.
                              									Zu diesem Zwecke verfährt man wie folgt: 1g Stärke
                              									wird mit 100 bis 150cc heiſsem Wasser übergössen
                              									und im siedenden Wasserbade unter öfterem Umschütteln völlig verkleistert, was in
                              									etwa 2 Stunden geschehen ist. Man spült nun die Mischung in einem 500cc-Kolben, fügt 50cc einer Jodlösung zu, die möglichst wenig Jodkalium und im Liter 12 bis
                              										13g Jod enthält, ferner 20cc concentrirte Salzsäure, füllt zur Marke auf und
                              									schüttelt gut durch. Nachdem sich der Niederschlag soweit gesetzt hat, daſs sich
                              									zweimal 100 oder zweimal 50cc von der
                              									überstehenden klaren Jodlösung entnehmen lassen, titrirt man mit
                              									Natriumhyposulfitlösung die entnommenen Volumina zurück. Die in den Niederschlag
                              									übergegangene Menge Jod gibt mit 4,37 multiplicirt die vorhandene Menge
                              									Stärkesubstanz, oder mit 4,41 multiplicirt die vorhanden gewesene Menge trockener
                              									Stärkekörner. Versuche, nach dieser Methode auch im Mehle die Stärke zu bestimmen,
                              									schienen auch nicht erfolglos zu sein. Der Verfasser vergleicht seine nach diesem
                              									Verfahren erhaltenen Zahlen mit denen, welche er nach der „Kupfermethode“,
                              									sowie nach dem Barytverfahren von Asboth erhielt; in
                              									beiden Fällen war die Uebereinstimmung eine befriedigende. (Die Uebereinstimmung mit
                              									der Methode von Asboth dürfte bei der Unsicherheit
                              									dieser Methode (vgl. 1888 268 94 und 1888 269 422) als ein Beweis für die Brauchbarkeit des
                              									titrimetrischen Verfahrens des Verfassers nicht beweisend sein. Welches Verfahren
                              									der Verfasser unter der „Kupfermethode“ meint, ist aus der Arbeit nicht zu
                              									ersehen. D. Ref.)
                           Morgen.