| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 228 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        (Patentklasse 89. Fortsetzung des Berichtes S. 128
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									9.
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Die Zuckerfabrikation Deutschlands in der Arbeitszeit 1887
                                 										bis 1888 stellt sich nach den amtlichen Angaben wie folgt:
                           In Thätigkeit waren 391 Fabriken. Dieselben verarbeiteten 69639606
                              									Doppelcentner Rüben, wovon 54,5 selbstgebaute und 45,15 zugekaufte. Die Ernte betrug
                              									im Durchschnitte 264 Doppelcentner auf das Hektar.
                           Aus 100k versteuerter Rüben
                              									wurden gewonnen:
                           
                              
                                 Füllmasse
                                 16,14k
                                 
                              
                                 Rohzucker aller Producte
                                 13,08
                                 
                              
                                 Melasse
                                   2,63
                                 
                              
                           Aus 100k Füllmasse wurden
                              									gewonnen:
                           
                              
                                 81k,03
                                 Rohzucker aller Producte
                                 
                              
                                 16k,29
                                 Melasse.
                                 
                              
                           Zur Darstellung von 100k
                              									Rohzucker sind erforderlich gewesen 7,65 Doppelcentner Rüben.
                           Es betrug die Einfuhr:
                           
                              
                                 Raffinirter Zucker
                                 15799
                                 Doppelcentner
                                 
                              
                                 Rohzucker
                                 40789
                                 „
                                 
                              
                                 Syrup
                                 26842
                                 „
                                 
                              
                           Die Ausfuhr gegen Ausfuhrvergütung:
                           
                              
                                 Rohzucker
                                 3447108
                                 Doppelcentner
                                 
                              
                                 Kandis- u.s.w. Zucker
                                 1322128
                                 „
                                 
                              
                                 Anderer harter Zucker
                                   207438
                                 „
                                 
                              
                           Ohne Vergütung:
                           
                              
                                 Zucker
                                       546
                                 „
                                 
                              
                                 Melasse
                                 575463
                                 „
                                 
                              
                           Es stellt sich der Gesammtumsatz auf Rohzucker berechnet:
                           
                              
                                 
                                 9106984
                                 Doppelcentner
                                 Rohzucker
                                 
                              
                                 Die Einfuhr
                                     72815
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 9179799
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Ausfuhr
                                 5147232
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           daraus berechnet der Verbrauch auf 4032567; auf den
                              									Kopf der Bevölkerung 8k,5.
                           In Fig. 1 Taf.
                              									9 ist eine für B. Gerdes (Gröbers, Provinz Sachsen)
                              									patentirte Pipette (D. R. P. Nr. 44728 vom 21. Januar 1888) zum raschen und genauen
                              									Abmessen von Flüssigkeiten, besonders von Rübensäften,
                                 										Zuckerflüssigkeiten und Bleiessig bei den
                              									Zuckerbestimmungen, abgebildet.
                           Der Apparat wird mittels seiner 4 Füſse an die Wand geschraubt.
                              									Hierauf verbindet man (durch Gummischlauch, Glas- oder Bleirohr) das linke
                              									Messingrohr A mit einer Saug-, das rechte auf gleiche
                              									Weise mit einer Druckvorrichtung, entsprechend je einer Wasserhöhe von etwa 40cm, welche beide Vorrichtungen aus Flasche,
                              									Gasometer u. dgl. leicht zusammengestellt werden können.
                           Behufs Ausführung der Abmessung bringt man die abzumessende
                              									Flüssigkeit in einer Schale an die Pipette P, so daſs
                              									deren Spitze eintaucht, und öffnet den oberen Quetschhahn Q1, wodurch die Pipette sich rasch bis
                              									über den seitlichen Rohransatz füllt, ohne daſs die Flüssigkeit in diese eintreten
                              									kann. Durch Oeffnen des zweiten Quetschhahnes Q2 (nachdem der erste freigelassen) entleert dann die
                              									Pipette die bis auf 1/100cc abgemessene Flüssigkeit, indem
                              									letztere in dem senkrechten Capillarrohre, genau an der Ansatzstelle des seitlichen Rohres abreiſst.
                              									Wie hoch sie vorher über dem letzteren stand, ist gleichgültig, denn diese
                              									überschüssige Menge begibt sich bei der folgenden Abmessung in das leicht zu
                              									entleerende Gefäſs R.
                           Bei einem Pipetteninhalte von 5cc lassen sich in der Minute bequem 10 Abmessungen vornehmen, bei
                              									gröſserem Inhalte einige weniger.
                           Durch besondere, einfache Vorrichtung können in denselben Apparat
                              									die verschiedensten Pipetten von 5 bis 200cc
                              									Inhalt eingefügt werden, und diese Befestigung ist dabei eine elastische, so daſs
                              									der Apparat auch in ungeübten Händen nicht zerbricht.
                           Ein Vorzug desselben besteht darin, daſs die abgemessene
                              									Flüssigkeit mit keinem Glas-, Metall- oder Quetschhahn mehr in Berührung kommt, wie
                              									dies bei allen anderen derartigen Instrumenten der Fall ist. Aus diesem Grunde ist
                              									die Abmessung eine sehr genaue und der Apparat einfach und dauerhaft.
                           Da die Abmessung eine rein mechanische ist, so kann damit eine
                              									sehr groſse Anzahl durch gänzlich ungeübte Arbeiter, zeitweise sogar im Dämmerlichte
                              									ausgeführt werden, ohne daſs hierdurch die Schnelligkeit oder die Genauigkeit im
                              									Geringsten beeinträchtigt würde. (Zu beziehen vom Erfinder.)
                           Einer der Schlüsse, zu welchen die Vergleichsversuche A.
                                 										Petermann's (Gembloux) über den Werth der verschiedenen Wasser- und Alkoholmethoden zur Bestimmung des Zuckers in
                                 										der Rübe geführt hatten, lautete:
                           „Die Ergebnisse der Wasserdigestion sind im Durchschnitte um 0,2 Proc. höher als die der Alkoholmethoden.“
                              									Mehrere Chemiker haben sich mit derselben Frage beschäftigt. Einige sind zu
                              									demselben Schlusse gekommen; andere sind der Ansicht, daſs der bezeichnete
                              									Unterschied nicht vorhanden sei. Es schien dem Genannten daher angezeigt, jene
                              									Versuche in gröſserer Anzahl zu wiederholen und dazu Proberüben aus allen
                              									rübenbauenden Gegenden Belgiens anzuwenden. Petermann
                              									berichtete neuerdings über dieselben im Bulletin de la
                                 										station agronomique de Gembloux, Nr. 43.
                           Die Alkoholuntersuchung geschah mittels des Soxhlet'schen Apparates; die Extraction dauerte eine Stunde, entsprechend
                              									durchschnittlich 12 Auswaschungen: Der Rückstand wurde nochmals mit Alkohol
                              									digerirt, um durch die Polarisation die vollständige Erschöpfung festzustellen.
                              									Jeder Bleiessigüberschuſs wurde vermieden; die Fällung war bei 2cc vollständig. Die wässerige Digestion geschah
                              									unter Zusatz von 5cc Bleiessig von 29° B. Das
                              									Filtrat wurde vor der Polarisation mit 1 bis 2 Tropfen Essigsäure angesäuert.
                           Alle Polarisationen wurden von 4 Beobachtern mittels eines vortrefflichen Apparates
                              									von Schmidt und Hänsch (400mm) ausgeführt; die einzelnen Beobachtungen zeigten niemals gröſsere
                              									Abweichungen als 0,1°. Die Ergebnisse dieser Vergleichsbestimmungen sind in Tabellen
                              										einzeln mitgetheilt.
                           Nach dieser Zusammenstellung ist bei 129 Analysen in 13 Fällen der Unterschied
                              									zwischen Alkohol- und Wasserpolarisation Null gewesen. In 22 Fällen war das
                              									Ergebniſs der Wasserpolarisation um 0,02 bis 0,17 niedriger, in 94 Fällen um 0,02
                              									bis 0,30 höher als das der Alkoholpolarisation.
                           Das allgemeine Mittel betrug:
                           
                           
                              
                                 Alkoholpolarisation
                                 12,88
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Wasserpolarisation
                                 12,97
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Mehr bei Wasserpolarisation
                                   0,09
                                 Proc.
                                 
                              
                           Es hat aber bei den angegebenen Verschiedenheiten ein solches allgemeines Mittel
                              									keine Berechtigung und keine Beweiskraft, da dasselbe die Einzelergebnisse und deren
                              									Abweichungen um so mehr verhüllt, je zahlreicher dieselben sind.
                           Die Extraction durch den Soxhlet'schen Apparat war in
                              									118 von 129 Fällen vollständig; die nachträgliche Behandlung des Rückstandes hat in
                              									3 Fällen weniger als 0,1 Proc., dagegen in 8 Fällen noch eine Polarisation von 0,1
                              									bis 0,3 Proc. ergeben.
                           Der Verfasser hat nun weiterhin noch eine groſse Anzahl Bestimmungen nach der von PelletBeschrieben in einer dem Grand concours in
                                    											Brüssel 1888 eingereichten Denkschrift.Der Verf. empfohlenen Methode der „sofortigen kalten Wasserdiffusion“ ausgeführt.
                              									Dieselbe setzt die Anwendung eines auſserordentlich feinen Rübenbreies (erhalten
                              									durch eine an der Pellet-Lomont'schen Reibe angebrachte
                              										Keil'sche Scheibe) voraus. Gearbeitet wurde genau
                              									nach Pellet's Angaben.
                           In einer Tabelle sind die erhaltenen Ziffern mit den zum Vergleiche ausgeführten
                              									Bestimmungen nach der Alkoholextraction und der Wasserpolarisation aufgeführt, und
                              									der Verfasser berechnet daraus ein allgemeines Mittel, welches aber ebenso wie das
                              									vorige keine Berechtigung und keine Beweiskraft hat.
                           Eine Betrachtung der einzelnen Fälle wäre hier mehr angezeigt und läſst diese
                              									Unterschiede noch auffallender und beweiskräftiger erscheinen als im vorhergehenden
                              									Falle. Mit dem aus dem Mittel abzuleitenden Schlusse (s. unten) stehen die meisten
                              									Einzelzahlen im Widerspruche, und es ergibt sich vielmehr aus diesen, daſs die
                              									Wasserpolarisation, weil sie in vielen Fällen Abweichungen von der
                              									Alkoholpolarisation zeigt, auch in der letzt beschriebenen Form, verlassen und durch
                              									die genauere Alkoholpolarisation ersetzt werden muſs.
                           Aber selbst aus den nebelhaften Durchschnittszahlen zieht Petermann folgenden, nach dem Vorhergehenden nur theilweise
                              									gerechtfertigten Schluſs: „Die sofortige Diffusion ist für alle Laboratorien,
                                 										welche eine groſse Menge Rübenuntersuchungen auszuführen haben, empfehlenswerth;
                                 										sie verlangt den möglichst geringen Aufwand an Arbeit, Zeit, Reagentien und Gas.
                                 										Meine Meinung ist aber immer, daſs die Alkoholextraction in allen Fällen
                                 										angewandt werden soll, in denen wissenschaftliche Genauigkeit angestrebt
                                 										wird.“
                           v. Lippmann theilte betreffs einiger seltener
                              									Bestandtheile der Rübenasche mit (Deutsche
                                 										Zuckerindustrie, Bd. 14 Nr. 5 S. 136), daſs sowohl die Asche vieler Zuckermuster,
                              									als auch die von Zuckerrüben und Rübenblättern die Anwesenheit von Borsäure erkennen läſst; die Reactionen sind meist so deutlich und
                              									unzweifelhaft, daſs das Vorhandensein von mehr als bloſs minimalen Spuren vermuthet
                              									werden darf, doch reichen die Beobachtungen nicht aus, um auf die Häufigkeit oder
                              									Regelmäſsigkeit dieses Vorkommens einen bestimmten Schluſs zu ziehen.
                           Ein selteneres Element, das sich in oft recht erheblicher Menge in den
                              									Schlempekohlen, die bei der Verarbeitung von Melassen gewonnen werden, anhäuft, ist
                              									das Vanadin; seine Anwesenheit macht sich durch
                              									auffällige Färbungen (meist blau oder blaugrau) bemerklich, und der Procentgehalt
                              									der Schlempekohle an diesem Körper ist nach mehrfachen Beobachtungen kein
                              									allzukleiner.
                           Textabbildung Bd. 272, S. 231Von anderen metallischen Elementen finden sich Mangan, Cäsium und Kupfer
                              									spurenweise in der Asche von Rüben, Rübenblättern und Rübenproducten. Das Vorkommen
                              									von Cäsium läſst sich mit dem Spektroskop scharf erkennen, und da man, auf Grandeau's Untersuchung hin, fast in allen
                              									einschlägigen Werken nur den Rubidiumgehalt der Rübenasche angeführt findet, so wird
                              									dieser Umstand besonders erwähnt; die Menge des Cäsiums ist aber jedenfalls eine
                              									äuſserst geringe, denn während Rubidium bis zu 0,2 Proc. vorkommen soll, gelingt bei
                              									Cäsium die Abscheidung und quantitative Bestimmung auf keinem der üblichen Wege, zum
                              									Mindesten nicht aus den in einem gewöhnlichen Fabrikslaboratorium zu bewältigenden
                              									Mengen Rohmaterial.
                           Dr. P. Brumme hat das in nebenstehender Figur
                              									dargestellte Vacuummeter für Verdampfapparate (Zeitschrift
                                 										des Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd. 38 * S. 1228) als erprobt und
                              									vollkommen zuverlässig empfohlen.
                           Derselbe besteht aus einem Quecksilbergefäſse B, welches sich mit seiner Messingfassung durch einen
                              									Schneckengang bei S zur bequemen Einstellung des
                              									Nullpunktes auf und nieder schrauben läſst. Das Quecksilbergefäſs ist in seinem
                              									unteren Theile röhrenförmig verengt, um Quecksilber zu ersparen, nach oben erweitert
                              									es sich schalenförmig und ist durch einen Deckel mit centraler Oeffnung für das
                              									Barometerrohr geschlossen. Letzteres, vor einer aus weiſsem Glase angefertigten
                              									weithin sichtbaren Scala von 0 bis 80cm
                              									Eintheilung fest angebracht, geht lose durch den Deckel von B und ist mit seinem oberen offenen Ende durch einen dickwandigen
                              									Gummischlauch mit der vierfach tubulirten Vorlage A
                              									verbunden. Die Vorlage communicirt ihrerseits ebenfalls durch einen Gummischlauch
                              									mit dem unter Luftleere
                              									arbeitenden Verdampfapparate oder Vacuum. Beide Gummischläuche haben
                              									Spiralfedereinlagen, widerstehen also dem äuſseren Drucke der Atmosphäre.
                           Der Zweck der Vorlage ist ein doppelter, einmal verhindert
                              									dieselbe ein Einsickern von Condensflüssigkeiten in das Steigerohr des Quecksilbers,
                              									hält letzteres sowie das Steigerohr also immer trocken und rein, zweitens aber
                              									bildet die Vorlage einen werthvollen Controlapparat bei vorkommenden Undichtigkeiten
                              									der Heizröhren oder Ueberkochen der Eindickungsapparate.
                           Verbindet man nämlich die Vorlage mittels des Spiralschlau dies
                              										D und eines vorher auf seine Dichtheit gewissenhaft
                              									geprüften Röhrchens von Eisen oder Blei von 10mm
                              									innerem Durchmesser mit einem schräg aufsteigenden oder wagerechten Theile des
                              									Brüdenrohres und zwar da, wo dasselbe den Verdampfapparat soeben verläſst, und gibt
                              									man dem kleinen Verbindungsröhrchen steten Fall nach der Vorlage, so werden bei
                              									eintretendem Ueberkochen von Saft oder plötzlichem Aufreiſsen der Heizrohre die in
                              									das Brüdenrohr geschleuderten Saftmassen zum Theil auch in die Mündung des
                              									Verbindungsrohres gelangen und von hier entweder stoſsweise oder in Tropfen in die
                              									Vorlage abflieſsen. Werden die Glashähne abc mit Schnur
                              									und Plombe oder auf andere Weise versichert, so daſs es dem am Verdampfapparate
                              									arbeitenden Manne nicht möglich ist, die aufgesammelte Flüssigkeit aus der Vorlage
                              									abzulassen, so gibt der Zustand innerhalb der Vorlage, sowie der Barometerstand dem
                              									Aufseher oder Fabrikbeamten zu jeder Zeit Aufschluſs über die Zuverlässigkeit des
                              									Kochers sowohl, als auch über die Verfassung, in welcher sich das ganze
                              									Verdampfsystem befindet. Eine solche Controle ist des Nachts von ganz besonderem
                              									Werthe. In verflossener Campagne hat ein solcher Apparat tadellos functionirt und
                              									ganz erhebliche Dienste geleistet. Selbst bei kleineren Undichtigkeiten im
                              									Verdampfungssysteme, welche sich sonst sehr lange der Beobachtung und selbst der
                              									chemischen Controle entziehen, trat ein charakteristisches Tröpfeln von Saft in die
                              									Vorlage und ein merkliches Schwanken der Quecksilbersäule ein. In allen Fällen hat
                              									sich der Apparat als unbedingt zuverlässig erwiesen.
                           Die Vorlage faſst etwa 21 Flüssigkeit, die in einfacher Weise
                              									durch den Glashahn a, nachdem der äuſsere Druck in der
                              									Vorlage hergestellt und der Lufthahn b geöffnet ist,
                              									entfernt wird; kommt es aber vor, daſs sich die Vorlage bei plötzlichem Ueberkochen
                              									schnell mit Saft anfüllt, so ist der Hahn c sofort zu
                              									schlieſsen und dem aufsichtführenden Beamten davon Meldung zu machen. Bei
                              									regelrechtem Betriebe bleibt die Vorlage leer und trocken und die Quecksilbersäule
                              									constant; man hat es überdies in der Hand, etwa sich ansammelndes Condenswasser auf
                              									seinen Zuckergehalt zu untersuchen. (Der Apparat ist zum Preise von 75 M. von Schmidt und Hänsch in Berlin zu beziehen.)
                           Unter der Bezeichnung „Trockner mit Sichteinrichtung“ wurde Büttner und Meyer (Uerdingen) ein
                              									Schnitzeltrockenapparat vom 17. Januar 1888 ab patentirt (D. R. P. Nr. 45080),
                              									welcher in den Fig.
                                 										2 und 3 in zwei Schnitten dargestellt ist.
                           Die Erfinder lassen den Transport des Trockengutes durch zwei sich
                              									entgegenarbeitende Mittel bewirken und zwar in positiver Richtung (d.h. in der
                              									Richtung des Durchganges) durch einen Luftstrom, in negativer durch ein mechanisches
                              									Mittel, als welches sich vorzugsweise Schraubenflügel eignen.
                           Da diese beiden Mittel nicht gleichartig arbeiten, indem der
                              									Schrauben-Hügel auf leichtere Theilchen ebenso stark wirkt wie auf schwerere,
                              									während der Luftstrom erstere stärker angreift, so findet im Trockenapparate selbst
                              									eine stetige Sichtung der leichteren, trockeneren von den schwereren, feuchteren
                              									Theilen statt; erstere werden dem Ausgange schneller zugeführt, letztere behufs
                              									Vollendung der Trocknung im Apparate zurückgehalten. Die Energie der Wirkung jeder
                              									der beiden Transportmittel kann leicht so bemessen werden, daſs der positive Impuls
                              									(des Luftstromes) auf die trockeneren, der negative (der Schraubenflügel) auf die
                              									feuchteren Theilchen überwiegt, so daſs letztere den Apparat überhaupt nicht
                              									verlassen können.
                           
                           Das Dasse Material fällt von A in den Trockenraum B, in welchem es durch die Schaufelräder CC stets von neuem gehoben wird. Ein durch den
                              									Ventilator D erzeugter, durch den
                              									Schmetterlings-Einlaſsschieber E regulirbarer Luftstrom
                              									strebt, das Material der austragenden Schnecke F
                              									zuzuführen. Zwischen den beiden Schaufelrädern ist eine mit Schraubenflügel s1
                              									s1 besetzte Welle G gelagert, welche das durch die Schaufeln ihr
                              									zugeschobene Material stetig zurücktransportirt.
                           Ein trockeneres und deshalb leichteres Materialtheilchen a wird etwa folgenden Weg nehmen: Es wird von 1 nach 2 durch eine Schaufel gehoben, durch
                              									den Luftstrom im Fallen nach 3 transportirt und durch
                              									die Schraubenflügel nach 4 zurückgebracht. Dabei wird
                              									der durchschnittliche Weg 3 – 4 erheblich kleiner sein als die Wagerechtprojection von 2 – 3, so daſs das Theilchen in positiver Richtung
                              									vorgerückt ist und in gleicher Weise seinen Weg durch 5, 6,
                                 										7, 8 bis 12 fortsetzt. Anders wird ein
                              									feuchteres und deshalb schwereres Theilchen b
                              									beeinfluſst, welches ursprünglich neben a gelegen haben
                              									mag. Bei ihm wird der durchschnittliche auf die Wagerechte projicirte Weg II – III viel kleiner als
                              										2 – 3 und unter
                              									Umständen sogar nicht gröſser als III – IV sein. Es ist hier selbstverständlich immer nur von
                              									durchschnittlichen Wegen gesprochen.
                           Unerheblich ist es für die transportirende und sichtende Wirkung des Apparates, ob
                              									der Luftstrom selbst zugleich zum Trocknen benutzt wird oder nicht.
                           Die Schraubenflügel können statt an einer besonderen Welle auch an Armen des
                              									Schaufelrades angeordnet sein (ss in Fig. 3).
                           Die Patent-Ansprüche lauten:
                           1) Verfahren, zu trocknendes Material innerhalb des
                              									Trockenapparates gleichzeitig der positiv gerichteten Wirkung eines Luftstromes und
                              									der negativ gerichteten von Schraubenflügeln zu unterwerfen und dadurch eine
                              									Sichtung der trockeneren und feuchteren Theile, sowie einen stärkeren Transport der
                              									ersteren und einen schwächeren der letzteren zu erzielen.
                           2) Ein geschlossener Trockenapparat, ausgerüstet mit
                              									Schaufelrädern cc, welche das Material heben, sowie mit
                              									Schraubenflügeln ss, s1
                              									s1, welche das Material
                              									zurücktransportiren, durchströmt von einem Luftstrome, welcher es vorwärts
                              									transportirt und sichtet.
                           Für diesen Schnitzeltrockenapparat ist dem Genannten der vom Verein für die Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches ausgesetzte
                              									Preis von 15000 M. zuerkannt worden, und es lauten die Berichte über die Arbeit mit
                              									demselben allerseits günstig. So unter anderen derjenige von A. Müller in der Versammlung des Braunschweigischen Zweigvereines für Rübenzucker industrie (Deutsche Zuckerindustrie, Bd. 14 Nr. 49 vom 7. December
                              									1888 S. 1595), welcher u.a. folgendes mittheilt:
                           Das Verfahren ist seit voriger Campagne in der Zuckerfabrik
                                 										Gilbach bei Wevelinghofen in Betrieb und soll nur 10 Pf. Unkosten auf den
                              									Centner frischer Schnitzel verursachen.
                           Die Einrichtung des Verfahrens ist die denkbar einfachste. Eine unter die Schnitzelpressen
                              									gestellte Transportschnecke nimmt das zum Trocknen bestimmte Quantum Schnitzel auf
                              									und führt es dem Trockenofen zu. Der Ofen selbst wird mit Koks geheizt, es haben die
                              									Feuergase durch einen Senkrechtzug und durch drei über einander liegende
                              									Wagerechtzüge zu gehen. In jedem dieser Züge befindet sich eine Doppelmulde und in
                              									jeder Abtheilung dieser Mulde eine Welle mit Flügeln. Die Wellen arbeiten einander
                              									entgegen. Gelangt nun beispielsweise die zu trocknende Masse aus der
                              									Transportschnecke in die linke Hälfte der obersten Mulde, so wird sie da von den
                              									Flügeln der Welle gefaſst und der rechten Hälfte zugeworfen, in dieser wiederum der
                              									linken, und so wiederholt sich diese Manipulation, bis die Schnitzel am Endpunkte
                              									der Mulde angekommen, aus ihr in die darunter liegende zweite fallen und aus dieser
                              									in die dritte. Von der dritten Mulde werden die nun trockenen Schnitzel von einer
                              									Transportschnecke aufgenommen, einem Ausgangsrumpfe und den darunter hängenden
                              									Säcken zugebracht. Bei dem Herüber- und Hinüberwerfen werden die Schnitzel von den
                              									in derselben Richtung durch einen Exhaustor abgesogenen Feuergasen umspielt, und
                              									zwar treffen die heiſsesten Gase die nassesten Schnitzel; die Anfangstemperatur
                              									derselben ist 450° C, die Endtemperatur 90° C. Es hat sich nun in obengenannter
                              									Fabrik herausgestellt, daſs es nicht rationell ist, die Trocknung bis auf ganz
                              									geringe Feuchtigkeitsgrade herbeizuführen. Bei einem Wassergehalte von unter 10
                              									Proc. brechen die Schnitzel, werden Pulver, lassen sich deshalb schlecht hantiren,
                              									ziehen aber auch auſserdem aus der Luft Feuchtigkeit an. Am besten ist es, Schnitzel
                              									mit etwa 10 Proc. Feuchtigkeit herzustellen.
                           Der Preis der trockenen Schnitzel ist in obengenannter Fabrik auf 4 M. festgesetzt,
                              									indem man einen Preis von 30 Pf. für den Centner nasser Schnitzel zu Grunde legte
                              									und 1 M. Unkosten hinzurechnete. Zu diesem Preise werden die Schnitzel gern
                              									abgenommen, und die Fabrik denkt daran, die Production (zur Zeit 500 Centner in 24
                              									Stunden) auf das Doppelte zu erhöhen, glaubt zugleich dadurch die Unkosten um 30
                              									Proc. zu vermindern. Ohne die Thiere allmählich an das trockene Futter gewöhnt zu
                              									haben, ist es nicht möglich, sie mit Schnitzeln, wie sie hier hergestellt sind,
                              									sofort zu füttern, sie nehmen dieselben so nicht an; es ist vielmehr erforderlich,
                              									das fünf- bis sechsfache von Wasser auf die Schnitzel zu geben und sie 10 bis 12
                              									Stunden eingequellt stehen zu lassen. So präparirt nehmen die Thiere das Futter gern
                              									und ziehen es den sauern Schnitzeln vor. Die mit dem Futter erzielten Resultate
                              									waren bei Mastvieh die gleichen wie bei dem früheren Futter, dagegen hat sich bei
                              									Milchvieh die Milch, wenn auch nicht dem Quantum nach, so doch qualitativ
                              									verbessert. Man bekam bessere Butter und konnte sie ganz besonders gut verwenden,
                              									Redner resumirt die Vortheile der Schnitzeltrocknung dahin: 1) trockenes
                              									Futtermaterial von bester Beschaffenheit, 2) Aufbewahrung der Schnitzel ohne Verlust, 3) bedeutende
                              									Frachtersparniſs, 4) Erhöhung des Futterwerthes dadurch, daſs den Thieren mit dem
                              									Futter weniger Wasser zugeführt wird. In nächster Zeit sollen Schnitzel nach dem Meyer-Büttner'schen Verfahren, combinirt aber mit dem
                              									von Prof. Märcker gemachten Vorschlage, die nassen
                              									Schnitzel mit Kalkmilch anzusprengen (man soll durch dieses Ansprengen Schnitzel im
                              									ungetrockneten Zustande mit einem Trockengehalte bis 26 Proc. bekommen haben),
                              									getrocknet werden. Selbstverständlich würden auch hierdurch wiederum die Kosten für
                              									Brennmaterial sinken.
                           Schnitzel- und Pülpenfänger von Ant. Wagner in Sarstedt (D. R. P. Kl. 89 Nr. 45515 vom
                                 									8. Juni 1888).
                           Die Rohsäfte der Zuckerfabrikation sind mit mehr oder weniger fein
                              									zertheilten, festen Bestandtheilen der Zuckerrübe beladen, deren Zersetzung durch
                              									den zur Scheidung angewendeten Aetzkalk in bekannter Weise nachtheilig auf das
                              									spätere Verhalten der Säfte bei der Zuckergewinnung einwirkt.
                           Die Versuche mit Sieben, welche man in den Diffuseuren oder auch
                              									an anderen Stellen gelegentlich angebracht hat, haben zwar einigen, jedoch nicht
                              									genügenden Erfolg gehabt.
                           Nach der vorliegenden Erfindung wird der in Fig. 4 und 5 Taf. 9 mit A bezeichnete Apparat in die Rohsaftrohrleitung so
                              									eingeschaltet, daſs der Saft durch das Rohr e ein- und
                              									durch das Rohr a ausströmt. Eine Anzahl wagerechter
                              									Siebe s1... s4 und senkrechter
                              									Siebe d1... d4 bilden die
                              									Abtheilungen r1... r4 von zunehmend
                              									gröſserer Siebfläche und abnehmender Maschen weite, so daſs die Siebe s1 und d1 die gröſsten
                              									Oeffnungen und kleinsten Flächen, die Siebe s4 und d4 die kleinsten Sieböffnungen und gröſsten Flächen
                              									dem durchströmenden Safte darbieten. Die groſse Verlangsamung der Saftbewegung,
                              									welche diese Anordnung bewirkt, begünstigt die Ablagerung der in dem Safte
                              									suspendirten festen Theile, so daſs derselbe relativ frei von diesen den Apparat
                              									verläſst und die Nachtheile auf geringfügige Mengen beschränkt werden.
                           Der Deckel schlieſst unter Gummidichtung den Apparat nach auſsen
                              									ab und ist ohne Zeitverlust zu öffnen, so daſs das Ausnehmen der aufgefangenen
                              									Schnitzel und Pulpen bequem in der Zeit erfolgen kann, welche nach dem Saftabzuge
                              									eines Diffuseurs bis zu demjenigen des zweiten verstreicht. Der nach unten leicht
                              									verjüngte Querschnitt des Apparates gestattet ein schnelles Abheben, Reinigen und
                              									Wiedereinlegen der Siebe.
                           Die Röhren R dienen zur Entlüftung
                              									des Apparates.
                           
                              Patentanspruch.
                              
                           Ein Schnitzel- und Pülpenfänger A von
                              									der Einrichtung, daſs senkrechte Siebe d1... d4 und wagerechte Siebe s1... s4 die Räumer r1... r4 von zunehmender Siebfläche und abnehmender
                              									Maschenweite bilden, in welchen der durchflieſsende Saft die Schnitzel und Pulpen
                              									absetzt.
                           Verfahren zur Entzuckerung von Melassen u.
                                 										dgl. mittels Magnesiumsulfats, Alkohols u.s.w. von Dr. Paul Degener, BerlinDieses Patent ist bereits am 27. December 1888 erloschen. (D. R.
                              									P. Kl. 89 Nr. 45037 vom 24. April 1887).
                           Wenn man Melasse, Syrup jeder Art, welcher irgend eine Zuckerart
                              									enthalten kann, oder ähnliche stark verunreinigte zuckerhaltige Massen, warm oder
                              									kalt, und in möglichst concentrirter Form mit nahezu oder ganz entwässertem
                              									Magnesiumsulfat, Magnesiumsulfit oder Magnesiumphosphat, welch letztere Salze
                              									weniger vortheilhaft in der Anwendung sind, mischt, die Masse bis zur Erhärtung bei
                              									gewöhnlicher Temperatur oder mäſsiger Wärme unter Ausschluſs feuchter Luft liegen
                              									läſst und sie – was auch schon vorher geschehen kann – genügend zerkleinert, so
                              									laugt Alkohol oder Methylalkohol, mehr oder minder Wasser enthaltend, bezieh. wasserfrei,
                              									daraus Zucker in sehr reiner Form aus, und die Lösung läſst bei systematischer
                              									Anreicherung schlieſslich den Zucker in bemerkenswerth reiner Form fallen. Je länger
                              									dabei die Masse vor dem Auslaugen liegt, um so reiner sind die Auszüge; der Alkohol
                              									hat zweckmäſsig 95 Proc.
                           Setzt man, zugleich mit dem Magnesiumsulfat, oder vorher oder
                              									nachher, etwas Aetzkalk hinzu, so erreicht man eine weit gröſsere Reinheit. Nur muſs
                              									stets das Magnesiumsulfat im Ueberschusse vorhanden sein. Auch ein Zusatz von
                              									Aluminium- oder Eisensulfat befördert die Reinheit der erzielten Extracte. Um die
                              									Masse, wenn sie sehr wasserhaltig war, rascher fest werden zu lassen, setzt man ihr
                              									auſserdem so lange gebrannten Gyps hinzu, als sich einkneten läſst. Bewährte
                              									Vorschriften sind z.B. 100 Th. Melasse und 100 Th. Magnesiumsulfat (calcinirt) oder
                              									100 Th. Melasse, 15 Th. Kalk (zerfallen), 60 Th. Magnesiumsulfat (calcinirt) und
                              									Gyps in genügender Menge, 100 Th. Melasse, 30 Th. Kalk, 80 bis 100 Th.
                              									Magnesiumsulfat (calcinirt). Die durch die übrigens sehr rasch verlaufende
                              									Extraction gewonnenen alkoholischen Laugen und die Ausscheidungen daraus können
                              									verschieden verarbeitet werden:
                           1) Entweder bringt man sie direkt ganz oder fast ganz zum Trocknen
                              									und laugt kalt oder warm mit starkem oder absolutem Alkohol aus, der den Nichtzucker
                              									fast ganz aufnimmt. Es bleibt ein sehr aromatischer heller Zucker zurück, dessen
                              									Geschmack an Zucker aus Zuckerrohr erinnert.
                           Die alkoholische Lauge wird mit Kalk, Baryt oder Strontian bezieh.
                              									deren Hydraten im Ueberschusse versetzt und, nachdem die Lösung nicht mehr
                              									polarisirt, vom Niederschlage getrennt. Letzterer geht entweder trocken zu neuer
                              									Melasse zurück, oder wird auf irgend eine Weise saturirt, und kann dann ebenso
                              									verwendet oder für sich verarbeitet werden.
                           2) Oder man zieht den Alkohol ganz ab, verdampft zur Consistenz
                              									von Füllmasse und centrifugirt. Den Ablauſsyrup kann man entweder nochmals verkochen
                              									und abermals schleudern, die Restmelasse aber nach gehöriger Trocknung mit Alkohol
                              									o. dgl. extrahiren oder letztere Behandlung sofort vornehmen.
                           3) Man kann auch so verfahren, daſs man die ersten alkoholischen
                              									Laugen der „Sulfatmelassen“, welche den ganzen Nichtzucker, der in Alkohol
                              									löslich ist, enthalten, gesondert auffängt und nach 1) oder 2) oder sonstwie
                              									verarbeitet.
                           4) Endlich kann man den flüssigen Theil des alkoholischen Auszuges
                              									vom Ausgeschiedenen trennen, nachdem jener längere Zeit gestanden hat, und beide
                              									Portionen gesondert nach 1) oder 2) oder einer anderen Methode verarbeiten.
                           Bei Verfahren 3) und 4) kann die verunreinigte Flüssigkeit,
                              									nachdem man sie, wenn nöthig, mit etwas starkem Alkohol o. dgl. versetzt hat, noch
                              									ein oder mehrere Male zur Extraction dienen. Dasselbe gilt für die unter 1) erwähnte
                              									Auswaschflüssigkeit. Die endgültig erhaltenen Zucker können dann noch, wenn nöthig,
                              									raffinirt werden.
                           Die Mengen der zugesetzten Chemikalien richten sich nach der
                              									Verunreinigung und dem Wassergehalte sowohl der zu entzuckernden Masse, wie der zu
                              									diesem Zwecke verwendeten Lösungsmittel. Die entzuckerten trockenen Rückstände
                              									werden entweder direkt als Dünger verwerthet oder regenerirt.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
