| Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Gad in Darmstadt. | 
| Autor: | E. Gad | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 242 | 
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                        Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Gad in Darmstadt.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13 und 15.
                        Gad, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
                        
                     
                        
                           In meinem letzten Berichte (D. p. J., 1889 271 289) habe ich zweier Tiefbohrapparate Erwähnung
                              									gethan, deren beiderseitige Anwendung in den Oelregionen Galiziens zur
                              									Erdölgewinnung eine so gleich häufige ist, daſs sich die Ueberlegenheit schwer dem
                              									einen oder anderen dieser Wettbewerber zuschreiben läſst. Der eine dieser Apparate,
                              									nach Fauck, welchem die höhere Leistungsfähigkeit für
                              									gröſsere Tiefen über 300m zugesprochen wurde, hat
                              									in jenem Berichte bereits eingehende Besprechung gefunden. Ich will hier nun die
                              									Beschreibung der anderen Maschinerie folgen lassen, wobei ich wiederholen muſs, daſs diese ihre
                              									Schuldigkeit bei Bohrungen von mäſsiger Tiefe bis etwa 300m in vollem Maſse thut.
                           Es handelt sich dabei um eine Maschine (Fig. 1), welche nach dem
                              									Lande ihrer Erfindung und allgemeinen Verbreitung die „kanadische
                                 										Bohrmaschine“ heiſst und auch von kanadischen Bohrmeistern in die
                              									galizischen Oelgegenden eingeführt ist, wobei die neueren Formen gezeigt werden
                              									sollen, wie sie sich gerade dort, z.B. in dem äuſserst reichen Oelfelde von Sloboda, aus den älteren mehr bekannten Einrichtungen
                              									entwickelt haben.
                           Das Bohrzeug besteht zunächst aus einem gewöhnlichen
                              									Stahlmeiſsel, dessen Schaft durch einen schweren Bohrbär verlängert ist, welcher
                              									seinerseits an einer Rutschschere (Fig. 2) Befestigung
                              									findet. Es sind diese drei Bohrstücke genau der Art, wie sie auch durchgängig bei
                              									der pennsylvanischen Seil-Bohrmethode zur Anwendung kommen. Der Zweck der
                              									Rutschschere ist nicht der eines Abfallstückes, wie wir es z.B. bei dem Fauck'schen Apparate (D. p.
                                 										J., 1889 271 290 Taf. 14 Fig. 7 bis 10) benutzt finden,
                              									sondern dient vielmehr dazu, durch kräftiges Anrucken von oben, das nach Ausübung
                              									des Stoſses immer mehr oder weniger fest geklemmte Bohrzeug sicher aus seiner
                              									Verklemmung zu reiſsen. Ein freier Fall des Bohrgeräthes findet auſserdem noch
                              									statt.
                           Das hölzerne Bohrgestänge, welches an das obere Glied
                              									der Rutschschere geschraubt wird, charakterisirt ferner das kanadische Bohrgeräth im
                              									Vergleiche zum Fauck'schen Eisengestänge. Auf Gewichtsausgleichung durch Wasser im Bohrloche wird
                              									übrigens nicht gerechnet, da mit Vorliebe trocken gebohrt wird. Die
                              									Torsionsfähigkeit des Holzgestänges schlieſst die Verwendung eines Fawaschen
                              									Freifall-Instrumentes aus, weil die drehende Bewegung des Gestänges, welche den
                              									Abfall bewirken soll, bei Verwendung von Holz nicht sicher vom Drehkrückel aus bis
                              									zur Abfallstelle zu übertragen geht.
                           Die Nachlaſsschraube a (Fig. 1 und 3) nimmt über Tage den
                              									obersten Theil des Gestänges auf. Wie die gleichartige Einrichtung der
                              									Seilbohrmaschine dient diese dazu, um den langsamen Nachlaſs des Bohrgeräthes nach
                              									Maſsgabe des Bohrfortschrittes zu bewirken. Der Krückel a (Fig.
                                 										3) ist für den Umsatz des Bohrmeiſsels durch Drehung des Gestänges
                              									bestimmt.
                           Die Nachlaſskette b (Fig. 1) trägt die
                              									Nachlaſsschraube mit Gestänge und Bohrgeräth. Diese Kette ist um den Kopf des
                              									Bohrschwengels c geführt und hinten um eine Welle mit
                              									Sperrrad d und Sperrklinke gewickelt. Sie soll den
                              									bedeutenderen Nachlaſs bewerkstelligen.
                           Der Bohrschwengel c ist in seiner Mitte auf dem Pfosten
                              										e verlagert. Der Schwanz steht durch die Zugstange
                              										f mit der Kurbel g in
                              									Verbindung. Die Kurbel ist zur Abänderung des Hubes mit verschiedenen Stiftlöchern
                              									versehen. Sie dreht sich mit der Welle und veranlaſst mithin das Stoſsen des
                              									Bohrgeräthes. Ein Abbalanciren der Gestängelast durch Gegengewichte findet hier
                              									nicht statt.
                           Die Riemenscheibe h, auf gleicher Welle mit der Kurbel
                              										g, überkommt die Bewegung durch die Riemenscheibe
                              										h1 der Locomobile
                              										i.
                           Die Aufhol- und Einlaſs- Vorrichtung für das
                              									Bohrgestänge besteht aus den Seilwellen k und k1 über welche letztere
                              									das Förderseil l, unter der Leitrolle m und über der Seilrolle n, hinweg führt. Der Hebel o rückt die
                              									Friktionsscheibe p fest an den Riemen k2, welcher dadurch zur
                              									Wirkung kommt. Der Hebel q ist im Stande, durch starkes
                              									Anziehen die Bewegung plötzlich zu bremsen.
                           Die Löffelvorrichtung beruht auf der Friktionsscheibe
                              										r, über deren Welle das Löffelseil s gewickelt ist, das alsdann unter der Leitrolle t und über der Seilrolle u
                              									entlang führt. Die Friktionsscheibe r wird durch den
                              									Hebel v an die Riemenscheibe h gedrückt und dadurch zur Wirkung gebracht.
                           Die Locomobile i ist umstellbar, so daſs sie die
                              									Riemenscheibe h je nach der für Heben oder Senken von
                              									Bohrgeräth und Ventilbüchse erforderlichen Richtung bewegen kann. Zur Führung der
                              									Maschine ist ein besonderer Mann erforderlich.
                           Die Verrohrung, welche die Brunnenwand von oben bis
                              									unten bekleiden muſs, wird meist aus patentgeschweiſsten Eisenröhren mit unteren
                              									erweiterten Schraubenmuttern für Aufnahme der oberen Sehraubengewinde für die
                              									folgende Röhre hergestellt, so daſs sich inwendig glatte Wandungen, auſsen aber
                              									Ausbauchungen ergeben. Man rechnet darauf, daſs die Verrohrung in den reichlich
                              									weiten Bohrlöchern in standfestem Gebirge durch ihr eigenes Gewicht niedersinkt.
                           Mitunter findet auch eine leichtere Verkleidung durch mittels vernieteter und
                              									verkitteter Muffen verbundener Blechröhren Verwendung, wobei die Hälfte an Kosten
                              									und ein Drittel an Gewicht gespart wird, was aber in Bezug auf Haltbarkeit seine
                              									Bedenken hat.
                           Die Pumpvorrichtung (Fig. 4) wird auf dem
                              									Brunnenboden im Rohre a angebracht. Der Seiher b, mit weiten Löchern, trägt ein Kugelventil c. In angemessener Entfernung über diesem unteren
                              									Ventil bewegt sich der ebenfalls mit Kugelventil versehene Kolben d, welcher durch eine Anzahl wechselnder Leder- oder
                              									Kautschukteller und Metallplatten gedichtet wird. Die Zahl der Scheiben und Platten
                              									wächst mit der Tiefe des Brunnens und der Höhe der zu hebenden Oelsäule. Der
                              									Ventilkolben wird durch das Pumpengestänge getragen, welches bis zu Tage reicht und
                              									dort in auf und ab steigende Bewegung gesetzt wird. Häufig setzt eine einzelne
                              									Dampfmaschine mehrere Pumpen in Thätigkeit.
                           Kurz zusammengefaſst ergeben sich als Hauptunterschiede der beiden Bohrsysteme nach
                              										Fauck und den Kanadiern, bei ersterem: Freifall-Instrument, Eisengestänge, beweglicher
                              									Bohrschwengelkopf, abbalancirter Bohrschwengel mit Prellung, einfach wirkende
                              									Dampfmaschine; bei
                              									letzterem: Rutschschere, Holzgestänge, fester Bohrschwengelkopf, Bohrschwengel ohne
                              									Gegengewicht und ohne Prellung, umstellbare Locomobile.
                           Ebenfalls zusätzlich zu meinem letzten Berichte habe ich noch zu der von mir
                              									mitgetheilten Erfindung des „Bohrautomaten“ des Herrn Emil
                                    										Przibilla in Köln (D. R. P. Nr. 45608 vom 21. Februar 1888) die Herstellung
                              									der „selbsthätigen Stellschraube für Tiefbohreinrichtungen“ (Fig. 5, 6 und 7) desselben
                              									Erfinders zu beschreiben, welche Einrichtung die Verlängerung des Bohrgestänges
                              									entsprechend dem Sinken des Meiſsels bei der Ertiefung des Bohrloches selbsthätig bewirken soll, während dies bisher durch
                              									Nachstellen von Hand geschehen muſste.
                           An dem Bohrschwengel a ist das Lagerpaar c befestigt, in welchem die Mutter b der Senkrechtschraube d
                              									mit zwei seitlich an ihr angebrachten Zapfen e ruht.
                              									Die Schraube kann sich dadurch beim Schwingen des Bohrschwengels stets in die
                              									Senkrechte einstellen.
                           Die Schraube ist mit stark ansteigenden Gängen versehen, ragt nach oben über den zu
                              									diesem Zwecke ausgesparten Bohrschwengel hindurch und hat an ihrem unteren Ende den
                              									Wirbel f mit dem Verbindungsgliede h für das Bohrgestänge. Der Wirbel gestattet einerseits
                              									die Drehung des Gestänges, während die Schraube sich nicht dreht, andererseits die
                              									Drehung der Schraube in der Mutter mit dem Gestänge gemeinschaftlich.
                           So lange das Bohrgestänge noch genügend lang ist, wird dasselbe beim Einscheren des
                              									Keiles c in e1 des Bohrapparates (1889 271 295 Taf. 14 Fig. 15 bis 17) dadurch einen Stützpunkt linden, daſs c in e1 zum Aufsitzen kommt, wodurch der Wirbelknopf g etwas angelüftet wird, und so die durch die
                              									Einrichtung des Bohrapparates bedingte Drehung des Gestänges mit dem Stücke h im Wirbel erfolgt, ohne daſs an dieser Drehung die
                              									Schraube d theilnimmt.
                           Sobald der Meiſsel jedoch sinkt, und mit ihm also der Bohrapparat eine etwas tiefere
                              									Stellung im Bohrloche einnimmt, wonach also auch die Einscherung des Keiles im
                              									Ausschnitte e1 etwas
                              									höher erfolgen muſs, so gelangt derselbe nicht mehr ganz bis an das unterste Ende
                              									des Ausschnittes e1,
                              									kommt also in diesem nicht mehr zum Aufsitzen, und das Bohrgestänge wird folglich
                              									nun mit seiner ganzen Last an g und bezieh. b hängen, und sonach die vom Bohrapparate ausgehende
                              									Drehwirkung sich durch die Reibung in g auf die
                              									Schraube übertragen, die sich auf diese Weise nach unten herausschrauben und somit
                              									das Gestänge verlängern muſs.
                           Der Vorgang wiederholt sich nun: das Gestänge findet aufs Neue einen Stützpunkt, so
                              									daſs die Drehung der Schraube erst wieder bei erneutem Sinken des Meiſsels vor sich
                              									geht. Zur Sicherung der Wirkung der Drehung auf Wirbel oder Schraube kann das
                              									Verhältniſs der Reibung zwischen beiden noch durch Schmieren oder Rauhhalten an den
                              									betreffenden Stellen regulirt werden.
                           
                           Es erfolgt bei dieser Einrichtung sonach die Drehung und Senkung der Stellschraube
                              									genau dem Sinken des Bohrmeiſsels entsprechend, und zwar selbsthätig, so daſs durch
                              									Verbindung des Bohrapparates mit der neuen Stellschraube der ganze Bohrbetrieb,
                              									nachdem die Antriebmaschine in Gang gesetzt ist, sich selbst regulirt und ohne
                              									irgend ein Eingreifen der Bedienungsmannschaft in regelrechtem Gange bleibt.
                           Diese Stellschraube gewährt auſserdem noch den Vortheil, daſs sie eine erheblich
                              									geringere Höhe unterhalb ihres Aufhängepunktes beansprucht, als dies die bisher im
                              									Gebrauche stehenden Nachlaſsschrauben thun.
                           Die bereits recht reichhaltige Literatur, das tiefste Bohrloch der Erde betreffend,
                              									hat einen sehr wesentlichen Zuwachs und gewissermaſsen einen Abschluſs erhalten
                              									durch den Bericht, welchen der Leiter dieses groſsartigen Unternehmens, der Herr
                              									Oberberginspektor Köbrich, in seiner Abhandlung:
                              											„Bohrtechnische Mittheilungen und Bemerkungen
                                    											über die Tiefbohrung zu Schladebach in der Provinz Sachsen“ in der
                              										Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
                                 										preuſsischen Staate, 1888 Bd. 36 S. 296, über die verwendeten Apparate, den
                              									Gang der Bohrarbeit, sowie die mannigfachen Schwierigkeiten selbst gegeben hat.
                           Die benutzte Bohrmaschine (Fig. 8 und 9) zeigt die Anordnungen,
                              									wie sie überhaupt neuerdings für die Tiefbohrungen des preuſsischen Staates
                              									eingeführt sind. Dabei ist sehr bemerkenswert!!, daſs bei dieser Diamant-Bohrmethode
                              									keineswegs solch mächtige Betriebsmaschinen und Fundamentirungen nothwendig werden,
                              									wie wir sie noch bei den Stoſsbohrungen von Lieth und
                              										Sperenberg finden, woselbst stationär liegende
                              									Dampfmaschinen von 75  mit festliegender Kesselanlage und Reservedampfkessel
                              									bei gewaltiger Fundamentirung gewirkt haben, während beim Schladebacher Apparate nur
                              									eine Wolf'sche Locomobile von bloſs 25  bei
                              									ganz unbedeutenden Fundirungen zur Thätigkeit kam. Wenn man berücksichtigt, daſs die
                              									bei Schladebach mit diesem Apparate erreichte Tiefe von
                              										1748m,4 gewissermaſsen improvisirt war, indem
                              									die Absicht, eine solche unerreichte Teufe zu erbohren, von vornherein nicht vorlag,
                              									auch Bohrgeräth, geschulte Mannschaft, Erfahrung nicht in vollendetem Maſse zur
                              									Verfügung standen, so kann man nur das Vertrauen des Herrn Köbrich theilen, welcher die Gewinnung einer Tiefe von 2500m mit demselben Apparate unter günstigeren
                              									Verhältnissen für eine zweifellos erreichbare Leistung hält.
                           Das Bohrzeug, welches zur Verwendung kam, war dreifacher
                              									Art. Durch die ersten schwimmenden Schichten, bestehend aus einem Wechsel von Sand,
                              									Kies und Thon, ging man unter Anwendung der Schappe
                              									herunter, während eine Verrohrung von schmiedeeisernen Patentrohren von 280mm lichter Weite in 2m,5 langen Stücken mit Schraubengewinden, die aus der 10mm starken Rohrwand herausgenommen waren,
                              									niedergepreſst wurde.
                           Nachdem mit Erreichung von 20m,17 Teufe unter
                              									blauem, festem Tertiärthon die Buntsandsteinformation angetroffen war, und die Schichten
                              									genügende Festigkeit erreicht hatten, ging man alsbald zur Stoſsbohrung mit Hohl-Freifall-Instrument und Spülung über (D. R. P. Nr.
                              									620 vom 7. September 1877).
                           Das hierzu gehörige Bohrzeug besteht aus dem hohlen Kreuzbohrer, der hohlen
                              									Belastungsstange (Bohrbär) und Hohl-Freifall-Instrument, welche Hilfsmittel bereits
                              									in der Tiefbohrkunde von Tecklenburg, 1887 Bd. 2,
                              									behandelt sind. Ein Freifall-Instrument, wenn auch ohne Höhlung, und zwar das nach
                              										Fauck habe ich in meinem letzten Berichte in D. p. J., 1889 271 290,
                              									beschrieben.
                           Aus Anlaſs einiger Gestängebrüche, welche man beim Stoſsbohren in festem Gyps mit
                              									Anhydrit von 164m Teufe an erlitt, entschloſs man
                              									sich mit 175m,52 Teufe zum Uebergange zur Diamant-Bohrung.
                           Die Diamant-Bohrkrone, von bekannter Form, kam in acht
                              									verschiedenen Abmessungen zur Verwendung, und zwar von 210, 170, 142, 115, 91, 69,
                              									48 und 31mm Auſsenmaſs.
                           Das Bohren mit der gröſsten Krone von 210mm
                              									äuſserem und 174mm innerem Durchmesser ging
                              									stetig, wenn auch langsam voran. Der aus dem zähen Zechsteindolomit ausgebohrte
                              									mächtige Kern setzte aber dem Fördern solch ernsten Widerstand entgegen, daſs es der
                              									Arbeit von 3 Wochen bedurfte, um, nach Entfernung des Gestänges, den starken Kern
                              									durch eine engere Bohrkrone nachzubohren und dadurch stückweise zu heben. Von der
                              									ferneren Verwendung der groſsen Bohrkrone von
                                 										vornherein wurde nunmehr Abstand genommen, und es fand Vorbohren durch
                              									kleinere Bohrkronen und demnächstige Erweiterung des Bohrloches durch
                              									Erweiterungs-Bohrkronen statt.
                           Die bei den verschiedenen Tiefen erreichten Bohrlochsweiten sind aus Fig. 13 ersichtlich.
                              									Dabei ist sehr bemerkenswerth, daſs auch die beiden kleinsten Kerne, von 23 bezieh.
                              										12mm Stärke, eine durchaus zuverlässige Probe
                              									des durchsunkenen Gesteines gewährten.
                           Die Erweiterungskrone (Fig. 10) kam in zwei
                              									Gröſsen, und zwar mit 142 und 171mm äuſserem
                              									Durchmesser zur Verwendung. Es ist eine Diamantkrone a,
                              									welche mit einem Führungsrohre b versehen ist. Das
                              									letztere ragt beim Arbeiten in das engere Vorbohrloch hinein und führt die
                              									Erweiterungskrone concentrisch zu diesem. Bei c, c1, c2 leiten Wasserkanäle die Spülwasser auf die
                              									Bohrfläche d. Damit die Spülwasser sich durch die
                              									Kanäle hindurch begeben, hat man bei e eine runde
                              									schmiedeeiserne Platte in die Erweiterungskrone gelegt, welche nur in der Mitte eine
                              									kleine Durchlochung f zeigt und hier einen mäſsigen
                              									Theil der Spülwasser durchläſst. Oben geht die Erweiterungskrone mittels des
                              									Zwischenstückes g in ein gewöhnliches Kernrohr h über. Als Nothbehelf zum Schütze gegen Nachfall
                              									wurden lange Gefüge von Kernrohr verwandt.
                           Die Beschreibung des vervollkommneten Diamant-Erweiterungsbohrers von Köbrich, wie er damals noch nicht zur Verfügung stand, soll weiter unten
                              									erfolgen.
                           Das Kernrohr, von gewöhnlicher Construction, trat in den
                              									untersten Teufen für die Bohrkronen von 48 und 31mm Auſsenmaſs zugleich an die Stelle des Hohlgestänges. Es gewährte dies
                              									den Vortheil, daſs ein glatter Röhrenzug von gleichem Auſsenmaſse wie die Bohrkrone,
                              									also z.B. von 48mm, den betreffenden 50mm weiten Strang der Verrohrung fast ausfüllte und
                              									somit die senkrechte Bohrrichtung sicherer beibehielt; ferner, daſs die Abwesenheit
                              									äuſserer Wulste, wie sie das Hohlgestänge besaſs, die inneren Wandungen der
                              									Futterrohren besser schonte, und schlieſslich, daſs das laufende Meter Kernrohr 2k,5 weniger Gewicht hatte als das Hohlgestänge von
                              										35mm Weite.
                           Das Hohlgestänge a (Fig. 8), aus
                              									schmiedeeisernen Patentrohren, innen glatt und mit äuſseren Wülsten an den
                              									Verschraubungen, kam sowohl für Stoſsbohrung, als auch für die Diamantbohrung in
                              									Anwendung – soweit nicht das Kernrohr an seine Stelle trat – und zwar meist mit
                              										55mm Auſsenmaſs, 10mm Wandstärke und 35mm lichter Weite, welches Gestänge nur für Diamantkronen über 142mm Durchmesser durch ein solches von 60mm lichter Weite und sonst gleicher Construction
                              									ersetzt wurde.
                           Die Verbindung des Hohlgestänges a mit dem Bohrschwengel b muſste verschieden
                              									sein, je nachdem Stoſs- oder Dreh-Bohrung auszuüben war. Die Verbindungsart für Stoſs-Bohrung zeigt Fig. 11 und 12 Taf.
                              									15.
                           Am Kopfe des Bohrschwengels a hängen die beiden
                              									Stellschrauben b und b1 über dem Bohrloche, sind durch ein loses Bündel
                              										c an ihrem unteren Ende verbunden und lassen das
                              									Hohlgestänge d durch. An letzterem ist bei e ein zweites Bündel sehr fest angeschraubt. Dieses
                              									feste Bündel e ruht beim Bohren mitsamt der
                              									Gestängelast auf dem losen Bündel c und kann hier
                              									mittels des Handkrückels f, welcher fest um das
                              									Hohlgestänge geschraubt ist, nach Bedarf hin und her gedreht werden. In dem Maſse,
                              									als man beim Bohren tiefer kommt, wird an den Stellschrauben nachgelassen. Ist die
                              									Bohrtour beendet, und soll aufgeholt werden, so wird der Schwengel a auf den Consollagern l
                              									leicht zurückgeschoben. Die Pfeile in Fig. 11 geben die
                              									Richtung an, welche die Spülung zu nehmen hat, zu deren Bewerkstelligung noch der
                              									Stopfbüchsenverschluſs i und der Wasserwirbel
                              									(Holländer) h am oberen Ausflusse dienen.
                           Die Verbindung zu Zwecken der Dreh-Bohrung ist aus Fig. 8 und 9 Taf. 13
                              									ersichtlich. Das Hohlgestänge a wird durch die hohle
                              									Bohrspindel c aufgenommen. Diese gleitet in einer
                              									Längsnuthe durch das Kegelrad d (Fig. 9) der
                              									Rotationsvorrichtung e an einer entsprechenden Feder
                              									dieses Kegelrades frei auf und ab, während sie der Drehung desselben folgen muſs.
                              									Der Fuſs der Drehspindel wird durch das Klemmfutter f
                              									gebildet, welche das Hohlgestänge centrirt. Dicht über dem Klemmfutter erweitert sich die Drehspindel
                              									zu einer scheibenartigen Flansche, und diese findet in der an den beiden Ketten g zu beiden Seiten der Drehspindel herabhängenden
                              									Pfanne h Aufnahme, so daſs die Drehung der Flansche,
                              									und mithin die der Hohlspindel, in der Pfanne unbehindert bleibt, während die
                              									Senkung und Steigung nur in Verbindung mit dem Schwengelkopfe erfolgen kann. Die
                              									Hauptbefestigung zwischen Hohlgestänge und Bohrspindel geschieht durch das starke
                              									eiserne Bündel i, welches die Hauptlast des Gestänges
                              									trägt und sich in den oberen Theil der Drehspindel einsenkt, so daſs Gestänge und
                              									Hohlspindel gemeinschaftliche Drehung haben.
                           Zur Regulirung des Gestängeübergewichtes auf 250 bis 300k für mittlere Gesteinsfestigkeit oder auf ein anderes erprobtes Maſs für
                              									jeweilig obwaltende Verhältnisse dient der Gegengewichtskasten k, dessen Hebung und Senkung auch mittels des
                              									Vorgeleges l, l1, l2, unabhängig vom
                              									Gestängegewichte, bewirkt werden kann.
                           Der Bohrcylinder m dient zur Bewegung des Bohrschwengels
                              									beim Stoſsbohren und ist sowohl mit Selbststeuerung als
                              									auch mit Handsteuerung zum beliebigen Gebrauche versehen. Der Cylinder wird durch
                              									die Dampfleitung n von dem Locomobilkessel o aus gespeist. Die Zugstange erscheint auf der
                              									Zeichnung ausgeschaltet, weil die Einrichtung zur Dreh-Bohrung dargestellt ist.
                           Die Prellvorrichtung besteht aus einem unteren Bock p, auf welchen der Schwengel aufschlägt, und einem oben
                              									verbundenen Schienenpaare q und q1
                              									, das nach oben seine Bewegung begrenzt.
                           Die Rotationsvorrichtung e für Diamant-Bohrung findet
                              									sich auf einer niedrigen, fahrbaren Bühne aus- und einschaltbar verlagert. Das oben
                              									erwähnte Kegelrad d, welches die Drehspindel aufnimmt,
                              									wird durch das eingreifende Kegelrad d1 getrieben, das, fest auf derselben Welle mit der
                              									Riemenscheibe r sitzend, durch Riemen die Bewegung von
                              									der Riemenscheibe r1
                              									her erhält.
                           Die Mittelzahl der Umdrehungen betrug bei Schladebach 150 in der Minute, stieg selten
                              									auf 180 und sank bei zunehmender Tiefe bis auf 50.
                           Die Spülpumpe s mit doppelt wirkendem Druckpumpwerke hat
                              									eine höchste Leistung von 400l in der Minute,
                              									welche indeſs nur selten, und zwar bei groſsen Bohrweiten und in schwimmenden
                              									Schichten, besonders von grobem Kies, erforderlich wird, und mit fortschreitender
                              									Verengung des Bohrloches durch geeignete Radübersetzungen ermäſsigt werden kann. Die
                              									Bewegung findet durch Riemenbetrieb von der Locomobile statt. Die Verbindung
                              									zwischen Spülpumpe und Hohlgestänge wird durch die Druckleitung t, das Standrohr t1
                              									, den gummirten Hanfschlauch t2 und den Holländer u hergestellt. Die Spülung vollzieht sich also hier
                              									durch das Innere des Hohlgestänges hinab und auſsen am Hohlgestänge hinauf. Dies
                              									führte bei Schladebach, wie auch an anderen Orten zu dem Uebelstande, daſs in den nach oben
                              									stets zunehmenden Erweiterungen des Bohrloches die Stromstärke abnahm und oft nicht
                              									im Stande blieb, den Bohrschmant zu tragen, welcher alsdann vielfach störend zu
                              									Boden sank. Eine Umkehrung des Spülweges, wie z.B. beim Stoſsbohren, half diesem
                              									Uebelstande wirksam ab.
                           Das Kettenkabel v, durch den breiten Treibriemen w von der Locomobile o in
                              									Bewegung gesetzt, bewirkt das Einlassen und Aufholen des Bohrzeuges bis zu einer
                              									Förderlast von 12500k und wurde bei Schladebach
                              									mit 11500k in Anspruch genommen. Wie die Zeichnung
                              									zeigt, sind zwei Räderübersetzungen vorhanden, um beim Arbeiten je nach der zu
                              									hebenden Last rascher oder langsamer fahren zu können. Die Getriebe des Kabels
                              									sitzen lose auf der Vorgelegewelle und lassen sich durch Einrückvorrichtungen x und x1 nach Belieben in Gang setzen. Die starke
                              									Bremsscheibe y am Kabel wird durch den Hebel y1 leicht zur Wirkung
                              									gebracht.
                           Die Förderkette z von 33mm Gliedstärke in dem 27m hohen
                              									Bohrthurme erhielt bei Schladebach von 600m Teufe
                              									an auſser der festen Rolle a1 noch die lose gehende Flaschenzugrolle b1 zur Entlastung. Das Gestänge kann in Zügen von
                              										20m Länge gehandhabt werden.
                           Im Bohrthurme finden sich besondere Räume abgetheilt, und zwar c1 für den Bohrmeister,
                              										d1 für die
                              									Bohrmannschaft, e1 als
                              									Schmiede zur Instandhaltung des tagtäglichen Bohrgeräthes.
                           Die Verrohrung, wie sie sich nach und nach im Bohrloche
                              									bei Schladebach gestaltet hat, ist in Fig. 13 nach Länge und
                              									Weite der verwandten 8 Röhrentouren zur Darstellung gebracht. Es bleibt zu bemerken,
                              									daſs immer von Neuem versucht wurde, nach dem Festsitzen einzelner Röhrentouren ohne
                              									Verrohrung weiter zu bohren, indem man von dem festen durchsunkenen Gesteine
                              									Standfestigkeit der Wände erhoffte. Diese Hoffnung wurde in jedem einzelnen Falle
                              									getäuscht, und starker Nachfall zwang stets zu neuen verlorenen Verrohrungen. Man verhehlte sich dabei keineswegs, daſs durchgehende Verrohrung durch Röhrentouren bis zu Tage
                              									die Bohrarbeit wesentlich gefördert haben würde, doch verzichtete man absichtlich,
                              									der schweren Kosten wegen, auf diese Erleichterung.
                           Die Anbringung von Linksgewinden an der Röhrentour
                              									erwies sich von besonderer Wichtigkeit, da bei schlecht aufstehenden Rohrzügen das
                              									rechts rotirende Hohlgestänge mit seinen stets anstoſsenden und schleifenden Muffen
                              									bei Linksgewinde befestigend, bei Rechtsgewinde dagegen lockernd wirkt. Nur bei fest
                              									aufstehenden Touren kann das Anschlagen des Gestänges keine Wirkung üben.
                           Die Rohrbremse (Fig. 14 und 15) diente zum
                              									Einlassen der durchgehenden vierten Röhrentour von
                              										120mm Weite, 8mm Wandstärke, 584m Länge und 15000k Gewicht, Sie besteht aus zwei Bremsbacken a und a1 von festem Holze, welche genau nach dem äuſseren
                              									Rohrdurchmesser ausgerundet sind, das Rohr b umfassen und auf der
                              									festen Unterlage c ruhen. Die zwischen den Bremsbacken
                              										a und a1 fest verlagerten guſseisernen Böcke d und d1 geben den festen Drehpunkt für den Doppelhebel ee1
                              									e2 ab, durch welchen
                              									die Bremsbacken mittels der Anker f und f1 an die Rohr wand
                              									herangezogen, oder auch von derselben leicht zurückgeschoben werden können. Diese
                              									Bremsen wirken vortrefflich und werden bei e und e1 von nur einem
                              									Arbeiter bedient. Es lagen beim Einlassen der Röhrentour zwei solcher Bremsen über
                              									einander, und zwar die eine dicht über dem Bohrloche, die andere auf der ersten
                              									Bühne im Thurme.
                           Der Schluſs der unteren Oeffnung der Röhrentour durch einen Stopfen von Eichenholz
                              									erleichterte in dem nassen Bohrloche das Gewicht.
                           Fig. 16
                              									stellt das Instrument dar, welches zum Einlassen der wesentlich leichteren, verlorenen Röhrentouren in gröſseren Teufen benutzt
                              									wurde, a ist das obere auf der Röhrentour
                              									aufgeschraubte und vernietete Kopfstück, welches sich nach oben etwas trichterartig
                              									erweitert und hier bei d ein Linksgewinde trägt. In
                              									dasselbe hinein greift das entsprechende Gewinde des Halsstückes b, das nach oben hin bei c
                              									ein Gewinde zum Anschluſs an das gewöhnliche hohle Rotationsgestänge e mit Rechtsgewinde trägt. Am Rotationsgestänge wird
                              									die verlorene Tour, nöthigenfalls unter Anwendung von Wasserspülung, niedergebracht
                              									und, nachdem sie im Bohrloche aufgestellt ist, durch Rechtsdrehen am Hohlgestänge
                              									die Verbindung bei d leicht gelöst.
                           Nicht zum wenigsten interessant und lehrreich ist die Angabe der mehr oder weniger
                              									schweren Unfälle, welche die Bohrarbeit bei Schladebach verzögert haben, sowie die
                              									Darstellung der sinnreichen Mittel, durch deren Anwendung die Betriebsfähigkeit in
                              									jedem einzelnen Falle wieder hergestellt wurde.
                           Daſs mehrere Gestängebrüche den Uebergang zur Diamantbohrung veranlaſst haben, ist
                              									bereits erwähnt, ebenso daſs der erste zu starke Bohrkern der Förderung einen
                              									dreiwöchentlichen Widerstand (Oktober bis November 1880) entgegengesetzt hat.
                           Als man ferner am 15. Januar 1881 die dritte Röhrentour heben wollte, um eine
                              									Erweiterung des Bohrloches auszuführen, erwies sich diese als unverrückbar
                              									festgeklemmt. Ein starker eiserner Rohrheber, mit welchem Hebeversuche angestellt
                              									wurden, klemmte sich seinerseits in der Verrohrung fest, während das angeschraubte
                              									Zuggestänge beim Anziehen riſs. Stundenlanges Niederrennen mit einem Schlaggewichte
                              									von 120 Centner, sowie tagelanges Stoſsbohren mit Freifall-Instrument und 10 Centner
                              									schwerer Belastungsstange äuſserten keine Wirkung auf den festgebissenen Rohrheber.
                              									Als wirksam erwies sich indeſs die Anwendung eines Ringfräsers. Es ist dies eine Bohrkrone, welche an Stelle der Diamanten
                              									feine, stark gehärtete Stahlzähne trägt und die wie eine Feile wirkt, während
                              									die bei der Drehung entstehenden Eisenspäne durch Spülung beseitigt werden. Das
                              									Umbohren des eisernen Rohrhebers wurde vom 23. Februar bis 15. März 1881, also 18
                              									Tage lang, in Tag- und Nachtschichten betrieben, worauf am letztgenannten Tage das
                              									freigebohrte Instrument in die Tiefe stürzte, aus der es am 17. März mittels
                              									Glückshakens aufgeholt wurde. Die dritte Röhrentour lieſs man stecken.
                           Am 26. Juli 1882 stellte sich heraus, daſs die vierte Röhrentour wahrscheinlich durch
                              									Anschlagen der Hohlgestängemuffen bei 455m Teufe
                              									eine Beschädigung erlitten hatte. Die nach innen hervortretenden Ausbauchungen
                              									wurden durch conische Vollfräser mit geringem
                              									Zeitaufwände beseitigt. Alle stählernen Fräser, sowohl die vollen als auch die
                              									ringförmigen, bilden für den Diamantbohrbetrieb zur Beseitigung der schwierigsten
                              									Ausbauchungen und Verstopfungen die wesentlichsten Hilfsmittel.
                           Am 31. Juli 1883 brach während ruhigen Ganges der Arbeit das Bohrzeug 45m unter Tage ab. Nach dem Fördern des Gestänges
                              									zeigte sich die Bohrkrone fest, wahrscheinlich in Folge mangelhafter Spülung, so
                              									daſs kein Fanggeräth funktionirte und ein Zerstoſsen der Bohrkrone durch
                              									Hohl-Freifall-Instrument erfolgen muſste, was erst am 3. September erreicht war.
                           Ein ähnlicher Gestängebruch erfolgte am 29. Februar 1884, ebenfalls bei ruhigem Gange
                              									der Bohrung, wenige Meter unter Tage. Beim Zusammensetzen der Fangschere über dem
                              									unvorschriftsmäſsig offen gelassenen Bohrloche stürzte aber eine Fangklaue in die
                              									Tiefe und klemmte sich 533m tief zwischen
                              									Gestängemuffe und Verrohrungsmuffe fest. Mit vieler Mühe wurde das Gestänge durch
                              									Abdrehen entfernt, bis man die Fangklaue mit einem Klappeninstrumente fassen und
                              									heben konnte, worauf die Herausschaffung des unteren Hohlgestänges glatt von statten
                              									ging. Erst am 31. März konnte die Bohrarbeit Fortgang finden.
                           Als man am 30. Mai 1884 über dem Bohrloche einige krumm gewordene Gestängestücke
                              									gerade richtete, stürzte ein solcher 10m langer
                              									Theil in das Bohrloch und fing sich mit dem aufgesetzten Aufzugskopfe in der oberen
                              									Oeffnung der 72mm weiten Röhrentour. Es gelang,
                              									den Aufzugskopf a mit einer federnden Zange mit inneren
                              									Zähnen b (Fig. 17) zu fassen und
                              									aufzuziehen. Die Bohrarbeit hätte am 6. Juni ihren Fortgang nehmen können, wenn sich
                              									das Kernrohr im Bohrloche nicht so verschlämmt gefunden hätte, daſs umständliche
                              									Räumungsarbeiten erforderlich wurden, um das Bohrloch bis zum 17. Juli wieder
                              									betriebsfähig herzustellen.
                           Abgesehen von häufigen Verschlammungen ging die Arbeit in den gröſsten Tiefen
                              									auffallend glatt von statten. Da trat am 13. März 1886 ein Gestängebruch bei 1748m,40 Teufe ein, welcher aller aufgewandten Energie zur Bewältigung
                              									spottete. Am 12. Juni 1886 stellte man die aussichtslos gewordenen Versuche zur
                              									Wiedereröffnung des Bohrloches ein.
                           Es erübrigte nun noch, einen möglichst groſsen Theil der werthvollen Patentrohre der
                              									durchgehenden Touren aus dem aufgegebenen Bohrloche wieder zu gewinnen. Zum
                              									Durchschneiden der Rohrwände bediente man sich verschiedener Rohrschneiden älterer
                              									Construction, welche eine 10mm starke Rohrwand in
                              									2 bis 3 Stunden durchschnitten. Ein neueres derartiges Instrument von Köbrich werde ich später beschreiben.
                           Nach Abrechnung der Sonn- und Festtage, der Montirungsarbeiten und zweier groſser
                              									Stillstände, von denen der erste vom 23. September 1881 bis zum 9. Mai 1882, der
                              									zweite vom 11. November 1882 bis 23. Juli 1883 aus äuſseren Veranlassungen
                              									statthatte, jedoch mit Einschluſs aller übrigen Arbeiten, auch der Beseitigung von
                              									Unfällen, ergeben sich 1247 Arbeitstage mit durchschnittlicher Bohrleistung von 1m,40 im Tage. Die Gesammtkosten für die Bohrarbeit
                              									belaufen sich auf 212304 M., also auf durchschnittlich 121,43 M. für 1m.
                           Durchteufte Schichten sind die folgenden:
                           
                              
                                   1)
                                 Von
                                       0,00m
                                 bis
                                       0,60m,
                                 also
                                       0,60m
                                 Dammerde,
                                 
                              
                                   2)
                                 „
                                       0,60
                                 „
                                       4,87
                                 „
                                       4,27
                                 Sand,
                                 
                              
                                   3)
                                 „
                                       4,87
                                 „
                                     22,63
                                 „
                                     17,76
                                 Thon,
                                 
                              
                                   4)
                                 „
                                     22,63
                                 „
                                   164,52
                                 „
                                   141,89
                                 Buntsandstein,
                                 
                              
                                   5)
                                 „
                                   161,52
                                 „
                                   180,55
                                 „
                                     16,03
                                 Gyps und Anhydrit.
                                 
                              
                                   6)
                                 „
                                   180,55
                                 „
                                   226,91
                                 „
                                     46,36
                                 Zechstein,
                                 
                              
                                   7)
                                 „
                                   226,91
                                 „
                                   237,32
                                 „
                                     10,41
                                 Gyps,
                                 
                              
                                   8)
                                 „
                                   237,32
                                 „
                                   326,51
                                 „
                                     89,19
                                 Anhydrit,
                                 
                              
                                   9)
                                 „
                                   326,51
                                 „
                                   327,41
                                 „
                                       0,90
                                 Stinkstein und Kupferschieferflötz,
                                 
                              
                                 10)
                                 „
                                   327,41
                                 „
                                 1630,00
                                 „
                                 1302,59
                                 Rothliegendes,
                                 
                              
                                 11)
                                 „
                                 1630,00
                                 „
                                 1748,40
                                 „
                                   118,40
                                 Devonische Bildungen.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gesammtteufe
                                 1748,40m.
                                 
                                 
                              
                           Zu bemerken bleibt, daſs obige geognostische Uebersicht noch als eine vorläufige
                              									anzusehen ist, bis einzelne Zugehörigkeiten der Schichten, z.B. das Rothliegende
                              									betreffend, endgültig festgestellt sein werden.
                           Wenn auch die materiellen Ergebnisse dieser Bohrung erhebliche nicht zu nennen sind –
                              									es wurde bei 164m Teufe eine Soole von 4 Proc.
                              									Salzgehalt getroffen, auf welche Muthung eingelegt worden ist, sowie bei 326m,50 ein armes, den Abbau nicht lohnendes
                              									Kupferschieferflötz Aufgeschlossen –, so ist dieselbe doch für Wissenschaft und
                              									Technik von allerhervorragendster Bedeutung, wie denn auch für diese Zwecke allein
                              									die Bohrung noch fortgesetzt worden ist, nachdem man bei Erreichung devonischer
                              									Schichten mit 1630m Teufe jede Hoffnung aufgeben
                              									muſste, noch Steinkohlenlager zu erschlieſsen.
                           In erster Linie stehen die bisher einzig in der Welt vorhandenen Erdwärmemessungen in
                              									solch bedeutender Tiefe. Technisch ausgeführt wurden diese Messungen dadurch, daſs
                              									man an der Beobachtungsstelle ein Glasgefäſs mit Quecksilber zum Ueberlaufen brachte
                              									und dann über Tage
                              									feststellte, bei welcher Temperatur das Quecksilber wiederum den Rand des Gefäſses
                              									erreichte.
                           Maſsgebende Mittheilungen über diesen Punkt hat Herr Berghauptmann Huyssen am 3. Oktober 1885 in einem Vortrage vor dem
                              									internationalen Geologen-Congreſs gemacht, welcher Vortrag in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im
                                 										preuſsischen Staate, 1888 S. 352, abgedruckt ist.
                           Damals war die Bohrung noch im Gange, und die bereits stattgehabten
                              									Temperaturmessungen hatten ergeben:
                           
                              
                                   1)
                                 bei
                                 1226m
                                 36,2°
                                 R.
                                 
                              
                                   2)
                                 „
                                 1296
                                 36,9
                                 
                                 
                              
                                   3)
                                 „
                                 1326
                                 37,7
                                 
                                 
                              
                                   4)
                                 „
                                 1356
                                 38,8
                                 
                                 
                              
                                   5)
                                 „
                                 1386
                                 39,7
                                 
                                 
                              
                                   6)
                                 „
                                 1416
                                 40,4
                                 
                                 
                              
                                   7)
                                 „
                                 1506
                                 42,3
                                 
                                 
                              
                                   8)
                                 „
                                 1566
                                 42,8
                                 
                                 
                              
                                   9)
                                 „
                                 1596
                                 43,6
                                 
                                 
                              
                                 10)
                                 „
                                 1626
                                 44,0
                                 
                                 
                              
                           Daſs die beobachtete Wärmezunahme eine ungleichmäſsige ist, erklärt sich höchst
                              									einfach aus dem im Bohrloche stehenden Wasser, welches, aus allen möglichen Klüften
                              									in den verschiedensten Wärmegraden zuflieſsend, die Temperatur im Bohrloche
                              									verändern muſs. Eine Wärmezunahme ist aber zweifellos festgestellt, und zwar im
                              									Durchschnitte von 0,65° auf 30m Tiefe. Dadurch
                              									wird der Irrthum beseitigt, welcher auf Grund von Wärmemessungen in dem ebenfalls
                              									nassen Bohrloche bei Sperenberg von nur 1271m Tiefe zu dem Schlusse führte, daſs mit gröſserer
                              									Tiefe die Erdwärme wieder in Abnahme begriffen sei. Man muſs eben genau
                              									berücksichtigen, daſs in nassen Bohrlöchern die gemessenen und wirklichen
                              									Erdwärmegrade nicht in völligem Einklänge mit einander stehen können.
                           Im Anschlusse soll die Beschreibung der in obiger Mittheilung erwähnten neuen
                              									Apparate von Köbrich folgen.
                           Es handelt sich zuerst um den Diamant-Erweiterungsbohrer
                              									(D. R. P. Nr. 38621 vom 18. Juni 1886). Fig. 18 zeigt das
                              									Instrument während des Ablassens in der Verrohrung, Fig. 19 während der
                              									Arbeit unter derselben. In dem Mittelstücke a befindet
                              									sich der Drehpunkt b eines Winkelhebels b1
                              									bb2, an dessen
                              									Schenkeln b1 und b2 die
                              									Erweiterungsbacken c und c1 sich befinden. Diese schieben sich
                              									heraus, sobald die Wasserspülung auf den Teller d
                              									wirkt, der sich im Rohre e schlüssig bewegt. Die
                              									Spülung tritt bei den Erweiterungsbacken in Kraft, sobald der Teller d über das obere Niveau der in die Rohrwand
                              									eingemeiſselten Wasserkanäle f gelangt ist. Der Bohrer
                              									wirkt durch Rotation ebenso wie die Bohrkrone. Zum Aufholen wird der Wasserdruck auf
                              									den Teller d durch Unterbrechung der Spülung
                              									aufgehoben, worauf die Spiralfeder g die Backen c und c1 wieder in ihre alte Lage drückt, so daſs der Bohrer durch die
                              									Verrohrung h aufgeholt werden kann. Mittels der kleinen
                              									Schraube i läſst sich das Hinausschieben der
                              									Erweiterungsbacken je nach Bedarf begrenzen. Bei k ist
                              									unten am Instrumente noch eine Art Diamantbohrkrone angebracht, die etwaige
                              									Hemmnisse im Vorbohrloche l beseitigen soll.
                           Auf ähnlichen Prinzipien beruht der Rohrschneider (Fig. 20 und
                              										21). Zwei
                              									scharfgezahnte Schneidebacken a und a1
                              									, aus feinstem Guſsstahle, werden durch den Winkelhebel
                              										b1
                              									bb2 mit dem
                              									Mittelstücke c verbunden. Die Backen a und a1 werden mittels des Winkelhebels unter Mitwirkung
                              									der Spiralfeder d in der Ruhestellung (Fig. 20) beim Ablassen
                              									gehalten. Ist der Rohrschneider an der Schnittstelle angekommen, so wird die
                              									Wasserspülung durch das bei e anschlieſsende
                              									Hohlgestänge hindurchgelassen und drückt auf den Teller f, welcher im oberen Theile des Instrumentes mit dem Mittelstücke c verbunden ist und ziemlich schlüssig geht. Der
                              									Wasserdruck schiebt den Teller f abwärts, wobei die
                              									Spirale zusammengedrückt, der Winkelhebel niedergepreſst, die Schneidebacken a und a1 herausgeschoben und an die zu durchschneidende
                              									Rohrwand gepreſst werden. Mehrere Durchlochungen des Tellers f schwächen den sonst zu starken Wasserdruck.
                           Bei guter Drehung und Spülung der Eisenspäne kann man 10mm starke Wände in wenigen Minuten durchschneiden.
                           Nach vollendeter Arbeit bewirkt die Einstellung der Spülung das Zurücktreten der
                              									Backen, so daſs der Aufholung nichts im Wege steht.
                           Aus der Zahl der beachtenswerthen, neuerdings in den Vereinigten Staaten von
                              									Nordamerika patentirten Erfindungen möchte ich eine solche hier anschlieſsen, welche
                              									einen der Köbrich'schen Einrichtung ähnlichen Erweiterungsbohrer betrifft. Letztere Construction des
                              									Herrn Samuel W. Douglass in Fort Collins, Colorado,
                              									übertragen an die bekannte M. C. Bullock Manufacturing
                                 										Comp. in Chicago hat am 13. November 1888 das Patent Nr. 392592 erhalten
                              										(Fig. 22
                              									bis 24). Die
                              									beiden Nachschneiden a und a1 sind um den Bolzen b drehbar in dem Bohrgestänge c angebracht und werden durch die Feder d
                              										(Fig. 24)
                              									in der Lage, wie sie in Fig. 23 gezeichnet sind,
                              									gehalten. Auf die oberen Flächen derselben drückt der Kolben e, wenn das Spülwasser auf denselben niedergepreſst wird, und schiebt
                              									dadurch die unteren Spitzen der Nachschneiden, die auch mit Diamanten besetzt sein
                              									können, seitlich aus der Bohrröhre heraus. Der Spülwasserstrom geht durch den Kanal
                              										f und die radial angebrachten Ausbohrungen g des Kolbens e nach den
                              									Spitzen der Nachschneiden und spült dieselben rein, wenn der Kolben so tief gelangt
                              									ist, daſs die Ausbohrungen g mit den in dem
                              									Gestängerohre angebrachten seitlichen Kanälen h
                              									communiciren.
                           Eine gewöhnliche Bohrkrone, mit Stahlzähnen oder
                              									Diamanten besetzt, wird nach dem Patente Nr. 391501 vom 23. Oktober 1888 des Herrn
                              										Benjamin Andrews in New Orleans beweglich am Fuſse
                              									der Verbohrung angebracht, erhält aber ihre Drehung durch Eingreifen des durch die Verrohrung bis
                              									zur Bohrsohle niedergelassenen Hohlgestänges.
                           Eine verbesserte Gestängekuppelung (Fig. 25) ist dem Herrn
                              										Perkins A. Gordon in Milan, Ohio, unter Nr. 391313
                              									vom 16. Oktober 1888 patentirt. Diese Construction, welche an das Muffenschloſs von
                              										Fauck (vgl. Tecklenburg,
                                 										Tiefbohrkunde, 1886 S. 29) erinnert, charakterisirt sich durch die
                              									Verbindung eines unteren cylindrischen mit einem oberen conischen Gewindetheile,
                              									welcher cylindrische Theil durch eine besondere Muffe überspannt wird.
                           Einzelne Verbesserungen zeigen besondere Theile der pennsylvanischen
                              									Seilbohrmaschine, und zwar folgende:
                           Eine schwalbenschwanzförmige Verbindung des Bohrmeiſsels
                              									mit dem Bohrbär nach dem Patente Nr. 386280 der Herren Silas
                                 										W. Titus und Chester C. Clark in San Angelo,
                              									Texas;
                           eine Nachlaſsschraube nach dem Patente Nr. 392627 vom
                              									13. November 1888 des Herrn Watson C. Mobley, in
                              									Alleghany, Pennsylvania;
                           ein hölzernes Förderrad nach dem Patente Nr. 391791 vom
                              									30. Oktober 1888 des Herrn Max Grossmayer in Florence,
                              									Colorado;
                           ein Rohrschlüssel (Fig. 26 Taf. 15) nach dem
                              									Patente Nr. 393321 vom 20. November 1888 der Herren Daniel
                                 										A. B. Bailey und Norman McGillivary in
                              									Potsdam, New York.
                           Eine verbesserte Stoſsvorrichtung (Fig. 27) nach Herrn Thomas G. Chapman in Chicago (Patent Nr. 394457 vom 11.
                              									December 1888) ist für Stoſsbohren mit Meiſsel am Gestänge oder am Seile anwendbar.
                              									Auf der Welle a, welche ihre Drehung durch das
                              									Vorgelege b erhält, sitzt lose die Trommel c, welche das Bohrseil mit dem Bohrzeuge trägt und die
                              									der Drehung der Welle folgen muſs, bis das Kammrad d
                              									mit den Daumen d1 und
                              										d2 die Lösung der
                              									losen Trommel an einem durch eine Schraube ohne Ende mit Zahnrad bestimmten Punkte
                              									veranlaſst. Der Bremshebel e mit dem Bremsbande e1 bremst die Trommel
                              										c.
                           Eine Spülbohrmaschine nach dem Patente Nr. 394719 vom
                              									18. December 1888 der Herren Chester A. Overton und Oscar E. Ingersoll in Bliss, Nebraska, trägt einen
                              									Meiſsel an einem Rohr, in dessen gegenüberstehende Schlitze der Meiſselschaft
                              									eingelassen und verbolzt ist. Oben an das Meiſsel tragende Rohr schlieſst sich ein
                              									durchlöchertes Röhrenstück als Seiher an, welches in Verbindung mit der Verrohrung
                              									steht. Ueber der Durchlöcherung ist äuſserlich eine von Tage her verschiebbare Hülse
                              									beweglich, welche zum Abschlusse des Wasserstromes über die Seiheröffnungen
                              									herabgelassen wird, sobald gebohrt werden soll.
                           Ferner hat die Erfindung einer neuen Seiher-Form mit
                              									Klappenventil und Bohrvorrichtung der Herren William B.
                                 										Coffin und Josef H. Coffin in Bliss, Nebraska,
                              									das Patent Nr. 395034 vom 25. December 1888 erhalten.
                           Ein sinnreiches Bohrgeräth für Flachbrunnen (Fig. 28 bis
                              										30) ist
                              										dem Herrn George Atkinson in Oakland, California, unter Nr.
                              									394322 am 11. December 1888 patentirt. Die Schneiden a
                              									werden durch die Hebelarme b getragen, welche unter dem
                              									Bügel d bei c ihren
                              									Drehpunkt haben und mit dem Gestänge e in Verbindung
                              									stehen. Auf dem Schraubengewinde f des Gestänges bewegt
                              									sich die Schraubenmutter g, mit welcher die Gelenke h der Hebelarme b
                              									verbunden sind. Die Hülse i dient zur Kuppelung des
                              									Gestänges. In diese Hülse greift der Zapfen h des
                              									oberen Gestängetheiles ein, welcher durch die Klinke l
                              									festgehalten wird. Die Klammer n mit den Armen o, die bei p ihren
                              									Drehpunkt haben, erhalten durch den Ueberwurf q ihren
                              									Schluſs. Das Instrument ist auſserordentlich leicht zusammenzusetzen und
                              									auseinanderzunehmen.
                           Einen erfreulichen Bericht über die gelungene Anwendung einer bekannten deutschen
                              									Erfindung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika bringt die Chicago Tribune vom 24. Januar 1889. Die Chapin Mining Comp. hat in ihren Eisengruben bei dem
                              									Städtchen Iron Mountain, Michigan, einen Schacht durch Triebsand nach der
                              									Gefriermethode unseres Landsmannes, des Prof. Dr. Poetsch, abgeteuft, dessen Patent der amerikanische General Socy-Smith in Folge der 67m tiefen Probebohrung bei Bossu in Belgien 1884 erworben hat.
                           Im Umkreise von 6m,40 Durchmesser wurden 26
                              									Bohrlöcher (Fig.
                                 										31) von 250mm Weite 30m tief durch schwimmenden Triebsand mit Steinen
                              									und Geröll gesunken, was die schwierigste Arbeit des ganzen Unternehmens war. Diese
                              									Bohrlöcher erhielten eine Verrohrung von 200mm
                              									weiten schmiedeeisernen Röhren a, welche auf der
                              									Bohrsohle fest aufstanden. Innerhalb jeder dieser Verrohrungen wurde je eine
                              									dünnere, 38mm weite Röhrentour bis auf 25cm von der Bohrsohle ab eingeführt. Beide Sätze
                              									von Röhrenzügen, die äuſseren sowohl als auch die inneren, fanden über Tage Röhren
                              									Verbindung c und c1 mit Gefäſsen im Gefrierhause, von wo aus
                              									Kältemischung von Chlorcalcium von – 25° C. durch die engen Röhren zum Boden der
                              									Bohrungen und von dort auſserhalb der engen Röhren durch die weitere Verrohrung
                              									wieder zum Gefrierhause zurück, und so fort im Kreislaufe, geführt wurden. In 4
                              									Tagen, vom 20. bis 24. November 1888, war ein Block Triebsand von 13 bis 14m Durchmesser und 30m Tiefe zu einer eisigen Masse erstarrt, in welcher die Abteufung des 5m weiten Schachtes d
                              									mittels der Kreuzhacke keine Schwierigkeiten bot.
                           Es bliebe zum Schlusse noch einer genialen Arbeit Erwähnung zu thun, welche zur Zeit
                              									in den holländischen Gewässern bei Ymuyden im Gange
                              									ist. Dort ruht seit 1799 das Kriegsschiff La Lutine mit
                              									einem Schatze von 30 Millionen Francs in Münzen und Barren auf dem Meeresboden,
                              									metertief in Meeressand begraben. Einzelne dieser Millionen sind zu verschiedenen
                              									Zeiten, z.B. 1800/1801, 1857, 1886 mit groſsen Mühen gehoben worden, doch neuerdings
                              									erst hat der holländische Ingenieur Herr M. W. H. ter Meulen eine
                              									Methode erfunden, um dem versenkten Schatze mit gröſserer Leichtigkeit nahe zu
                              									kommen. Die zu Grunde liegende Idee beruht auf der spülenden
                                 										Bohrung, wie solche unter anderen Verhältnissen und Einrichtungen bereits
                              									stattgefunden hat. Es findet sich u.a. ein gewisser Anklang an die Methode des
                              									französischen Ingenieurs Herrn Vétillart zur Versenkung
                              									künstlicher Steinfundamente im Hafen von Calais, welche im Génie civil, Bd. 12 Nr. 5 S. 69, Darstellung gefunden hat. Dort hatten die
                              									auf dem Meeressande gelagerten künstlichen Steinmassen mehrere Durchbohrungen
                              									erhalten, durch welche kräftige Spülströme auf den Sandboden geleitet wurden,
                              									wodurch die Verwandlung in eine flüssige Schlammmasse stattfand, deren Aufsaugen
                              									durch Saugpumpen das Niedersinken der Steinfundamente zur Folge hatte.
                           Die Einrichtung von ter Meulen ist nach dem Génie civil, 1889 S. 265, in Fig. 32 dargestellt. Der
                              									Schlauch a aus starker Segelleinwand, mit Bindfaden
                              									umflochten, von 18cm lichter Weite, wird von Bord
                              									eines Schiffes auf den sandigen Meeresgrund herabgelassen. Am unteren Ende trägt
                              									derselbe den gegossenen Metallcylinder b mit dem
                              									kupfernen Mundstücke c, aus dessen Oeffnungen das
                              									herabgepreſste Wasser ausströmt. Eine Maschine von 40  bewegt die
                              									Dampfpumpe, deren Leistungsfähigkeit mindestens 2000l Wasser in der Minute bei einem bis 18m
                              									starken Wasserdrucke betragen muſs. Dieser Wasserstrom spült das Instrument etwa
                              										0m,90 tief in einer Minute ein, so daſs in
                              									etwa 9 Minuten das 8m tief im Sande steckende
                              									Wrack erreicht ist. Der Taucher d, welcher durch das
                              									mit Sand gesättigte Wasser des Spülloches herabgelassen wird, bedarf eines
                              									schwereren Gewichtes als ein Taucher im reinen Wasser, und zwar von wenigstens
                              										226k. Auf dem Boden kann der Taucher leicht
                              									durch Schwenkung des Mundstückes c eine Erweiterung des
                              									Spülloches auf 3 bis 4m Weite behufs seiner
                              									freieren Bewegung erreichen, sowie auch durch Benutzung des kleinen Spritzschlauches
                              										e einen Weg zu Fundstellen bahnen, deren Eröffnung
                              									unter Umständen durch Anwendung kleiner Dynamitpatronen erleichtert wird. Die
                              									Spüllochwände halten erfahrungsmäſsig äuſserst fest. Dem in Richtung der
                              									Pfeilstriche wirkenden Sanddrucke leistet das aufsteigende Spülwasser sehr kräftigen
                              									Widerstand. Einzelne abbröckelnde Sandschollen werden sofort von der bewegten
                              									Wassermasse zerwirbelt. Es ist indeſs die Vorsicht geboten, den Schlauch a in seinem unteren Theile etwas durchlässig zu erhalten, damit durch den Pumpendruck ein wenig
                              									klares Wasser aus dem Inneren tritt und freie Bahn für das aufsteigende Wasser
                              									sichert, falls lehmige oder schlammige Bestandtheile aus den Wänden ausgespült
                              									werden sollten.
                           
                        
                     
                  
               
