| Titel: | Zinkgewinnung in Schachtöfen. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 268 | 
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                        Zinkgewinnung in Schachtöfen.
                        Zinkgewinnung in Schachtöfen.
                        
                     
                        
                           Die rationelle Gewinnung des Zinkes in Schachtöfen gehört bekanntlich zu denjenigen
                              									Aufgaben des Hüttenmannes, welche noch einer befriedigenden Lösung harren.
                           Seit einer Reihe von Jahren sind nun viele Vorschläge gemacht worden, welche eine
                              									Verbesserung des Schachtofenprozesses herbeizuführen suchen.
                           Im J. 1878 machten Binon und Grandfils in Stolberg bei Aachen den Vorschlag, einen Zinkofen mit
                              									senkrechten Retorten anzuwenden. Sie bezweckten wohl, das alte Kärnthner Verfahren,
                              									bei welchem das Zink in stehenden Röhren destillirt wurde, durch ihre neue
                              									Construction continuirlich zu machen.
                           In schachtförmigen Reductionsräumen, die oben zu beschicken und unten zu entleeren
                              									sind, werden die zinkhaltigen Materialien mit Reductionsmitteln durch Gas erhitzt.
                              									Seiner ganzen Einrichtung nach macht der Ofen fast den Eindruck eines Flammofens,
                              									welcher mit Rücksicht auf die Anwendung stehender Retorten an die zur Verarbeitung
                              									von Zinkstaub früher benutzten Montefiore-Oefen
                              									erinnert, bei welchen bekanntlich der Zinkstaub in stehende Thoncylinder gefüllt
                              									wurde (vgl. Kerl, Metallhüttenkunde, 2. Aufl. S.
                              									489).
                           Der Zinkschachtofen von Henri Harmet, welcher im J. 1880
                              									bekannt wurde, hat oben und unten Düsen. Zwischen diesen werden die Zinkdämpfe
                              									abgeführt. Die verflüchtigten Producte werden durch zwei lange cylindrische
                              									senkrechte Kammern geleitet, in denen sich bei sehr hoher Temperatur die Reduction
                              									von Kohlensäure zu Kohlenoxyd und der Spuren von Zinkoxyd zu metallischem Zink
                              									vollziehen soll.
                           Die genannten Reductionskammern müssen durch weitere Kanäle mit
                              									Condensatorvorrichtungen verbunden werden.
                           Während aber bei dem Harmet'schen Ofen Holzkohle mit dem
                              									gerösteten Erze abwechselnd geschichtet ist, wendet Neuendahl Generatorgase an, um auf diese Weise eine direkte und
                              									continuirliche Gewinnung des Zinkes zu ermöglichen. Neuendahl's Schachtofen zur gleichzeitigen Gewinnung von Blei und Zink hat
                              									Condensationsschächte ohne Füllung. Die Gase werden durch Graphitdüsen in den
                              									Schmelzschacht geführt, auf dessen dachförmiger Sohle das Blei abflieſst, während
                              									das metallische Zink in Dampfform an der Gicht in die genannten
                              									Condensationsschächte gelangt, aus welchen direkt der Abstich des metallischen
                              									Zinkes erfolgt.
                           Noch bevor diese Neuendahl'sche Einrichtung im J. 1884
                              									bekannt wurde, war
                              									bereits Kleemann mit seiner Schachtretorte und P. Keil mit einem Verfahren zur Gewinnung von Metallen
                              									in flüssigem und dampfförmigem Zustande in einem Gebläseschachtofen hervorgetreten.
                              									Der erstere empfiehlt besondere Vorrichtungen zum Beschicken, zum Vorwärmen der
                              									Beschickung und zur Condensation der Zinkdämpfe bei Schachtöfen zur Zinkgewinnung,
                              									während letzterer die Anwendung eines Metallbades als Abschluſs der Gasableitung des
                              									Gebläseschachtofens vorschlägt, um die Verdichtung der Metalldämpfe zu flüssigem
                              									Metalle zu bewirken. Ferner sollen in die vom Gebläseschachtofen nach dem
                              									Verdichtungsapparate strömenden metalldampfhaltigen Gase heiſse, gepreſste
                              									reducirende Gase eingeführt werden. Der in Kammern getheilte Ofenschacht wird durch
                              									die aus dem Verdichtungsapparate austretenden brennbaren Gase, nöthigenfalls in
                              									Verbindung mit Generatorgasen, erhitzt.
                           Wegen der späteren Vorschläge von Kleemann, Paul Keil
                              									und Walsh (Cupolofen) vgl. 1887 264 616 und 1888 269 399 und 400.
                           Es sollen nun noch von den älteren Vorschlägen diejenigen von Westman und Quaglio in Kurzem angedeutet
                              									werden.
                           Nach Westman's erstem Vorschlage aus dem Jahre 1881/82
                              									werden die Erze in Regenerativschachtöfen durch hocherhitztes Generatorgas
                              									intermittirend erhitzt.
                           Nach einem späteren Vorschlage aus dem Jahre 1884/85 wendet Westman zwei mit Kohle beschickte Schachtöfen und einen mit Briquettes aus
                              									Erz und Kohle zu beschickenden Schachtofen an. Durch die beiden ersten Schachtöfen
                              									werden Generatorgase erzeugt, durch deren Verbrennung in Regenerativkammern
                              									diejenige Wärmemenge hervorgerufen werden soll, welche erforderlich ist, um in dem
                              									mit Erz beschickten Schachtofen das Metall darzustellen. Durch einen indifferenten
                              									Gasstrom wird jene Wärme aus den Regenerativkammern in den dritten Erzschachtofen
                              									hinübergetragen. Da die beiden ersten Schachtöfen auch zur Condensation der
                              									Zinkdämpfe benutzt werden sollen, so muſsten sie zeitweise durch Wasserdampf
                              									abgekühlt werden. Es sind somit die mit Kohle gefüllten Schachtöfen Gaserzeuger und
                              									Verdichtungskammern. Man sieht, daſs Westman in dem mit
                              									Erz beschickten Schachtofen die Bildung von Kohlensäure durchaus vermeiden und damit
                              									die Reaction Zn + CO2 = ZnO + CO verhindern
                              									wall.
                           Quaglio, Pintsch und Lentz
                              									erhielten im J. 1884 ein Patent auf eine Ofenconstruction, welche im Wesentlichen in
                              									der Anordnung von zwei durch einen Kanal mit einander verbundenen Schachtöfen
                              									besteht, von welchen durch Umsteuern stets abwechselnd die Luft in den einen
                              									eingebracht und aus dem anderen die entstandenen Producte ausgezogen werden. Die
                              									Erfinder geben an, daſs das Prinzip ihrer Erfindung darin bestehe, die durch die
                              									Verbrennung und Reduction entstehende Kohlensäure in Kohlenoxyd zu verwandeln, so
                              									daſs der Apparat gleichsam einen Kohlenoxydgenerator bildet, in welchem die sonst
                              									verloren gehenden Wärmeeinheiten bei der Verbrennung von Kohle zu Kohlenoxyd ausgenutzt werden und
                              									das Kohlenoxyd als Heizgas benutzt wird.
                           Rigaud wendet gleichfalls einen Doppelschachtofen an.
                              									Der eine Schacht steht senkrecht und wird in der üblichen Weise mit Erz und Koks
                              									beschickt, der andere hingegen hat eine geneigte Lage und ist mit dem ersteren unten
                              									am Herde in Verbindung gesetzt. Er wird nur mit Kohle beschickt. Metalldämpfe werden
                              									durch die vom Herde entweichenden Gase mitgerissen, Oxyde vielleicht auch reducirt.
                              									Seine Temperatur ist nur so hoch, daſs die Metalldämpfe sich verdichten und das
                              									flüssige Metall in seitlichen Rinnen des Schachtes hinabsickert und zu einem
                              									äuſseren Sammelgefäſse gelangt.
                           Wegen der Schachtofenconstructionen zur Gewinnung von Zink bezieh. Zinkoxyd von Gillon, Clerk und Glaser
                              									vgl. Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1881 S. 6,
                              									sowie D. p. J. 1877 224 179
                              									und 1884 254 253.
                           Dr. Steger weist nun in einem Aufsatze in der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1888
                              									S. 26, darauf hin, daſs die meisten Versuche, Zink in Schachtöfen zu gewinnen,
                              									besonders aus dem Grunde gescheitert seien, weil Gebläsewind und Beschickung genug
                              									Sauerstoff, Kohlensäure und Wasser abgeben, um das eben gebildete Zink wieder zu
                              									oxydiren, und weil die Condensationsräume für die Zinkdämpfe theils mangelhaft
                              									construirt waren, theils zu wenig erwärmt werden konnten. Der Verfasser hält die
                              									Gewinnung von Zink in Schachtöfen für möglich, wenn es gelingen sollte, die zur
                              									Reduction nöthige Wärme zu erzeugen und das im Ofen gebildete Zink in Begleitung
                              									einer Kohlenoxydatmosphäre in abgekühlte Condensationsräume überzuleiten, wo es sich
                              									im flüssigen Zustande ansammelt.
                           Wenn man die aus Kokshochöfen und die aus Steinkohlenhochöfen in verschiedenen Höhen
                              									über der Form entnommenen Gase mit den Gasen vergleicht, welche aus Muffeln und
                              									Belgischen Röhren entweichen (vgl. Quelle), so ergibt sich, daſs im Schachtofen bei
                              									Verbrennung von Koks durch Gebläsewind eine Kohlenoxydatmosphäre geschaffen werden
                              									kann, die nur wenige Procente Kohlensäure enthält, ähnlich wie das beim jetzigen
                              									Zinkverhüttungsprozesse der Fall ist, daſs dagegen Steinkohlenzuschüttung eine
                              									Zinkgewinnung nicht zuläſst, da die dabei gebildete Kohlensäure alles reducirte Zink
                              									bei niederer Temperatur wieder oxydiren muſs.
                           Es dürfte nach Steger's Ansicht durch weitere Versuche
                              									noch festgestellt werden, ob es nicht möglich sei, bei passender Regulirung des
                              									Windzuflusses und bei genügender Zuführung von Kohle zur Beschüttung den
                              									Procentgehalt der Gase an Kohlensäure so tief herabzudrücken, daſs ihre Wirkung nur
                              									unwesentlich bleibt.
                           Ein Haupterforderniſs zur Erzeugung einer an Kohlenoxyd reichen Atmosphäre besteht in
                              									der Anwendung möglichst hoher Temperaturen bei der Verbrennung, welche sich sehr wohl durch
                              									hocherhitzten Gebläsewind erreichen lassen sollen. Bei einer Windtemperatur von etwa
                              									1200° C. soll neben Kohlenoxyd nur eine verschwindend kleine Menge Kohlensäure
                              									gebildet werden. Clerc hat auſserdem nachgewiesen, daſs
                              									bei Anwendung erhitzten Windes die Reduction von Zink aus seinen Erzen in Folge des
                              									hohen Wärmezuschusses wesentlich erleichtert wird. Derselbe lieſs nämlich auf ein
                              									kaltes Gemenge von Zinkoxyd und Holzkohlenpulver einen fast bis zum Schmelzpunkte
                              									des Guſseisens erhitzten Windstrom eintreten. Danach wurde Zink als Zinkstaub
                              									fortgetrieben und erst beim Bloſslegen der Form bildeten sich Flocken von
                              									Zinkoxyd.
                           Dr. Steger empfiehlt nun bei weiteren Versuchen, liegende Schachtöfen anzuwenden, welche der Form nach
                              									etwa folgendermaſsen gedacht sind.
                           Ein gerader Cylinder mit kreisförmiger oder elliptischer Grundfläche wird durch einen
                              									Schnitt durch die Achse so halbirt, daſs die Grundfläche der entstandenen
                              									Halbcylinder entweder Halbkreis oder eine Halbellipse mit halbirter groſser oder
                              									kleiner Achse ist. Der Halbcylinder wird mit der Schnittfläche durch die Achse auf
                              									den Boden hingelegt. In der Tangentiallinie, welche am Cylindermantel beim Berühren
                              									einer zur Bodenfläche parallelen Ebene gebildet wird, befinden sich die
                              									Füllöffnungen mit Fülltrichtern, an den seitlich liegenden Halbkreis- bezieh.
                              									Halbellipse-Grundflächen sind die Ausräumöffnungen und über ihnen, durch einen
                              									gemauerten Bogen gestützt, die Vorlagen angebracht. Diese letzteren werden durch
                              									einen passenden Aufbau wie von einer Nische umschlossen, damit sie vor zu groſser
                              									Wärmeausstrahlung bewahrt sind. Die Formen sind entsprechend der Ofenausdehnung
                              									ringsum vertheilt.
                           In diesen Ofen wird reichlich mit Kohle gemengtes zinkisches Beschüttungsmaterial von
                              									oben durch die Füllöffnungen mit Hilfe von Fülltrichtern eingetragen, darauf werden
                              									diese Oeffnungen, sowie die Ausräumlöcher mit Steinen versetzt und verklebt. Nun
                              									beginnt unter dem Einflüsse des zugeführten sehr heiſsen Gebläsewindes die Füllung
                              									des Ofens in lebhaftes Glühen zu kommen, und es wird durch die Kohle das Zink aus
                              									seinen Erzen reducirt. Zugleich wird aber auch neben den Zinkdämpfen Kohlenoxyd und
                              									Kohlensäure gebildet, deren Menge je nach der Temperatur, der Kohlenmenge im Ofen
                              									und der Mächtigkeit des Gebläses zu einander in verschiedenem Verhältnisse stehen.
                              									Diese Factoren so mit einander in Einklang zu bringen, daſs möglichst wenig
                              									Kohlensäure gebildet und aller Sauerstoff des Gebläsewindes durch Kohle in
                              									Kohlenoxyd verwandelt wird, ist nun die Hauptaufgabe des Hüttenmannes, welche
                              									allerdings vorderhand noch nicht gelöst ist.
                           Nach dem Ausbrennen des Materials wird dasselbe durch die Ausräumöffnungen bei
                              									abgestelltem Winde ausgekratzt und macht neuer Beschickung Platz. Ein
                              									continuirlicher Betrieb ist also bei diesen Oefen nicht möglich. Indessen sollen
                              									liegende Schachtöfen den Vortheil haben, daſs sie, leicht zugänglich, im Inneren
                              									leichter gleichmäſsig vertheilte Hitze enthalten als stehende Oefen, und die
                              									beschickten Massen weniger gepreſst auf einander liegen und dadurch förderlich auf
                              									die Gasentwickelung wirken. Ferner können die gebildeten Gase sich leichter mit
                              									einander mengen und besonders ist ein bequemes Anbringen von Vorlagen möglich.
                           Auch in Betreff der gesundheitlichen Verhältnisse der Arbeiter würde sich der Ofen
                              									empfehlen. Der hohe Zuschlag an Koks und Cindern zur Reduction der Erze und zur
                              									Heizung des Ofens würde compensirt durch die geringen Ofenbaukosten und den Fortfall
                              									der theuren Schmelzgeschirre.
                           Der Verfasser empfiehlt noch besonders neben der sehr hohen Winderhitzung das
                              									Anbringen von Zickzackkanälen in den Seitenwänden des Ofens, in welchem brennbare
                              									Gase durch zuströmende Luft verbrannt werden sollen.
                           
                              (Schluſs folgt.)