| Titel: | Zinkgewinnung in Schachtöfen. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 312 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Zinkgewinnung in Schachtöfen.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 268 d. Bd.)
                        Zinkgewinnung in Schachtöfen.
                        
                     
                        
                           Aus neuester Zeit stammt ein Verfahren von Eichhorn,
                              									einem erfahrenen Zinkhüttenmanne, dem Miterfinder des Eichhorn-Liebig'schen Röstofens.
                           Das Verfahren erinnert zwar in der Wahl der Apparate an Westman. Im Prinzipe ist es jedoch wesentlich anders. Eichhorn bringt nämlich die durch die Kohlensäure bei
                              									ihrer Reduction hervorgerufenen Oxyde wieder in eine Temperatur, bei welcher sie von
                              									Neuem reducirt werden. Er benutzt hierzu zwei mit Koks gefüllte Schachtöfen, bei
                              									welcher die Temperatur durch vorhergehendes Warmblasen erzeugt wird. Seine
                              									Koksschachtöfen sind daher Wärmespeicher und Reductionsräume, während die Westman'schen Gaserzeuger nur Condensationsräume sind.
                              									Das Eichhorn'sche Verfahren ist für Zink unter Nr. 45
                              									599 in Deutschland vom 4. Oktober 1887 ab patentirt worden.
                           Wie in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1888 Nr.
                              									43 und 44, von Eichhorn selbst ausgeführt ist, handelt
                              									es sich bei der vorliegenden Methode nicht nur um Zinkgewinnung, sondern auch um die
                              									Gewinnung von allen denjenigen Metallen und Metalloiden, welche bei der Spaltung aus
                              									ihren Verbindungen wegen der niedrigen Lage ihres Siedepunktes in Dampfform
                              									ausgeschieden werden.
                           Mit dem Wassergasprozesse ist eine neue Methode der Reduction unter Zuhilfenahme von
                              									Wärme, welche vorher in dem reducirend wirkenden Kohlenstoffe selbst aufgespeichert
                              									wurde, in die Industrie eingeführt worden. Von dieser neuen Methode sagt Eichhorn, daſs sie mit dem gewöhnlichen
                              									Schachtofenprozesse im Hüttenwesen nicht in Concurrenz treten könne, daſs sie aber
                              									den sogen. Gefäſsofenprozeſs wohl ersetzen könne. Ihr Werth liege darin, daſs keine
                              									Gefäſse, geringere Handarbeit und weniger Kohlen als bei den Gefäſsöfen gebraucht
                              									werden.
                           Da die in der Koksmenge aufzuspeichernde Wärmemenge nur eine begrenzte sein kann, so
                              									wird dieselbe in verhältniſsmäſsig kurzer Zeit zu erneuern sein. Es wird daher in
                              									Perioden von ¼ bis 1 Stunde abwechselnd gearbeitet werden müssen; der
                              									Reductionsperiode wird allemal eine Periode des Warmblasens und der
                              									Wärmeaufspeicherung folgen müssen und umgekehrt Die abwechselnde Arbeit bedingt nun
                              									weiter, bei Reductionsprozessen, welche wie hier die Luft ausschlieſsen müssen, daſs
                              									der Ofen nach Beendigung der Reductionsperiode von der zu reducirenden Verbindung
                              									entleert werde, da sonst das reducirte Material während des Warmblasens durch den
                              									Wind wieder oxydirt würde. Es folgt daraus, daſs praktisch diese Methode vorwiegend
                              									nur anwendbar ist zur Reduction von Gasen, Dämpfen und für in Staubwolken so fein
                              									vertheilte feste Substanzen, daſs sie von einem Gasstrome getragen werden
                              									können.
                           
                           Eichhorn untersucht nun unter Zugrundelegung der
                              									Erfahrungen und Betriebsresultate beim Wassergasprozesse die Anwendbarkeit dieser
                              									Methode zur Darstellung von Schwefel aus SO2 und von
                              									Zink aus feinst vertheiltem Zinkoxyde.
                           Vergleicht man zu diesem Behufe das Verhalten der Sauerstoffverbindung dieser in
                              									Frage stehenden Elemente bei der Reduction durch Kohle, so ergeben sich für 1k Substanz folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Ver-bindung1k
                                 Zur Spaltung derVerbindung
                                    											erfor-derliche Wärme-menge
                                 Durch Verbrennungdes Sauerstoffgehaltesder
                                    											Verbindung durchC zu CO erzeugteWärmemenge
                                 Differenz derbeiden vorher-gehenden
                                    											Zahlen
                                 Durch den Sauer-stoffgehalt der
                                    											Ver-bindung gebundeneKohlenstoffmenge
                                 
                              
                                 
                                 cal.
                                 cal.
                                 cal.
                                 k
                                 
                              
                                  H2O
                                 3222
                                 1600
                                 1622
                                 0,6666
                                 
                              
                                 SO2
                                 1110
                                   900
                                   210
                                 0,3750
                                 
                              
                                  ZnO
                                 1043
                                   355
                                   688
                                 0,1481
                                 
                              
                           Der durch Verbrennen des Sauerstoffgehaltes der Verbindungen nicht gedeckte
                              									Wärmebedarf (Col. 4) muſs durch Verbrennung von Kohle durch Luft beglichen und
                              									vorher aufgespeichert werden. Es kommt beim Warmblasen nur die Verbrennung von C zu
                              									CO in Frage und entwickelt hierbei 1k C 2400 – 824
                              									= 1576 nutzbare Calorien, wenn die Gase vom Warm blasen mit einer Temperatur
                              									(Abhitze) von 500° C. entweichen. Hieraus berechnet sich ein theoretischer
                              									Kohlenstoffverbrauch von in Summa
                           
                              
                                 1,6958k
                                 C
                                 für
                                 1k
                                 H2O
                                 
                              
                                 0,5082
                                 „
                                 „
                                 1
                                 SO2
                                 
                              
                                 0,5846
                                 „
                                 „
                                 1
                                 ZnO
                                 
                              
                           oder von
                           
                              
                                 23,7412k
                                 C
                                 für
                                 1k
                                 H
                                 
                              
                                   1,0164
                                 „
                                 „
                                 1
                                 S
                                 
                              
                                   0,7285
                                 „
                                 „
                                 1
                                 Zn.
                                 
                              
                           Es scheinen nach diesen Zahlen theoretisch die Verhältnisse zur Benutzung der neuen
                              									Methode zur Darstellung von Schwefel und Zink erheblich günstiger zu liegen, als für
                              									die Darstellung von Wasserstoff bezieh. die Zersetzung des Wasserdampfes.
                           Die Umstände, unter denen praktisch gearbeitet werden muſs, werden diese Verhältnisse
                              									und Zahlen jedoch wesentlich ändern. Nur bei der Darstellung von Wassergas ist es
                              									praktisch möglich, die zu zersetzende Verbindung, den Wasserdampf, rein und
                              									unvermischt mit änderen Gasen in den Wärmespeicher einzuführen, indem derselbe
                              									leicht in Dampfkesseln zu erzeugen ist. Die schweflige Säure, welche zur Anwendung
                              									gebracht werden kann, ist als Verbrennungsproduct stets mit gröſseren Mengen von
                              									Stickstoff gemischt (die Anwesenheit von freiem Sauerstoffe kann vermieden werden),
                              									der mit erwärmt werden muſs und, da er mit einer gewissen, hohen Temperatur aus dem
                              									Ofen wieder entweicht,
                              									nicht unbedeutende Wärmeverluste verursacht. Die Zinkoxydwolken sind nicht nur mit
                              									Stickstoff, sondern auch noch mit gröſseren Mengen von Kohlenoxyd gemengt, welches
                              									natürlich in demselben Sinne ungünstig wirkt, wie jener. Diese Beimischungen wirken
                              									nun nicht nur ungünstig durch Verursachung der angedeuteten Wärmeverluste, sondern
                              									auch noch durch die Verdünnung bezieh. Volumenvermehrung. Durch diese Verdünnung
                              									wird die Reductionszeit verkürzt, wenn nicht die Apparate von entsprechend gröſserem
                              									Inhalte, also kostspieliger hergestellt werden, und die spätere Condensation von
                              									Schwefel und Zink wird verzögert und schwieriger.
                           Die Reductionstemperatur liegt für schweflige Säure und Wasserdampf am niedrigsten:
                              									um 500° herum. Da aber bei der Wassergasproduction neben H nur CO und nicht CO2 auftreten soll, so muſs die Temperatur praktisch
                              									auf etwa 1200° gehalten werden. Es entspricht diese Temperatur auch der
                              									Reductionstemperatur für Zinkoxyd, so daſs in dieser Beziehung die Verhältnisse in
                              									den drei Fällen dann gleich liegen, wenn man als Umsetzungsproduct der Reduction
                              									nicht CO2, sondern nur CO erhalten will.
                           Wie die Arbeitsmethode dieselbe ist, so werden auch die Apparate zur Zersetzung von SO2 und ZnO im
                              									Wesentlichen dieselben sein, wie die zur Zersetzung des Wasserdampfes. Die Function
                              									des Dampfkessels wird natürlich bei Schwefelerzen und Zinkerzen von einem Röstofen
                              									oder Schachtofen oder einem anderen Apparate übernommen werden müssen. Da die Arbeit
                              									dieser Apparate rationeller Weise nicht unterbrochen werden darf und es daher nicht
                              									thunlich ist, daſs, wie bei der Wassergaserzeugung, während des Warmblasens der
                              									Dampf einfach abgesperrt wird, die Rost- oder Schachtofengase abgesperrt werden, so
                              									werden statt eines Reductionsraumes und Wärmespeichers
                              										zwei genommen werden müssen. Auf diese Weise
                              									arbeiten Röstofen oder Schachtofen continuirlich und die Reductionsräume abwechselnd
                              									reducirend und Wärme aufspeichernd. Da die Producte Schwefel und Zink condensirt
                              									werden müssen, was beim Wassergase nicht der Fall ist, so tritt in diesem Falle noch
                              									ein Condensationsraum, eine Vorlage hinzu, die beim Wassergasapparate fehlt.
                              									Schematisch besteht der Apparat aus dem Rost- oder Schachtofen E, in dem die Erze geröstet oder niedergeschmolzen
                              									werden, aus den beiden Reductionsräumen bezieh. Wärmespeichern C1 und C2, die nur mit Koks
                              									gefüllt sind und abwechselnd die SO2 und ZnO
                              									reduciren oder durch Warmblasen oder Heizung Wärme aufspeichern, und endlich aus der
                              									der Condensation dienenden Vorlage V.
                           Textabbildung Bd. 272, S. 314Die Betriebsresultate des Wassergasprozesses sind bekannt. Auf 1k Wasserdampf werden zur Reduction und Bindung
                              									rund 3k Koks, d. i. äquivalent etwa 2k,7 Kohlenstoff, verbraucht bezieh. zu CO
                              									verbrannt. Zur Dampferzeugung sind weitere etwa 0k,13 C erforderlich. Das Wärmeconto stellt sich bei der Zersetzung des Dampfes
                              									für den Reductionsschacht, in dem obige 2k,7 C
                              									verbraucht werden, wie folgt:
                           
                              
                                 Einnahmen:
                                 
                              
                                 1k Wasserdampf von 150°
                                    											C
                                 =     72
                                 Cal.
                                 
                              
                                 0,6666 C zu CO verbrannt
                                 = 1600
                                 „
                                 
                              
                                 Saldo
                                 = 2461
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    4133
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Ausgaben:
                                 
                              
                                 Zersetzung von 1k H2O
                                 = 3222
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Austritt von 1k,6666 H + CO
                                    											mit    1200° C
                                 =   911
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    4133
                                 Cal.
                                 
                              
                           Der Saldo von 2461 Cal. für 1k H2O muſs beim Warmblasen erzeugt und
                              									aufgespeichert werden. Beim Warmblasen entsteht vorwiegend nur CO. Die Abhitze der
                              									beim Warmblasen entweichenden Gase beträgt etwa 500°. Wird kalter Wind benutzt, so
                              									kann unter diesen Verhältnissen 1k C nur 1576 Cal.
                              									nutzbar abgeben, zur Deckung des Saldo von 2461 Cal. ist also 1k,561 C erforderlich. Durch den Sauerstoffgehalt
                              									des Dampfes werden 0k,666 C verbrannt, in Summa
                              									werden also theoretisch 2k,227 C für 1k H2O gebraucht.
                              									Die Differenz dieser Zahl gegen die Resultate des wirklichen Betriebes = 2,700 –
                              									2,227 = 0k,473 C (entsprechend 0,473 × 1576 = 745
                              									Cal.) entspricht dem Wärmeverluste durch die Ausstrahlung der Ofenwände und durch
                              									die Koksschlacke und beträgt 18 Proc. obiger Wärmemenge von 4133 Cal. Thatsächlich
                              									ist dieser Verlust noch höher, denn beim Warmblasen verbrennt stets ein kleiner
                              									Theil des C zu CO2, so daſs für 1k C mehr als 1576 Cal. abgegeben werden; doch
                              									würde eine Berücksichtigung dieses Umstandes die Rechnung unnöthigerweise erschweren
                              									und den so wie so nur relativen Werth dieser Rechnungen nicht erhöhen. Wo man keine
                              									Verwendung für das beim Warmblasen gebildete Siemensgas hat, wird man natürlich
                              									dahin streben, die Kohlensäurebildung beim Warmblasen möglichst zu erhöhen und das
                              									Gas zur Lufterhitzung verwenden. Gelingt es, Luft von 500° C. zu erhalten und die
                              									Hälfte des vergasten C zu CO2 zu verbrennen, so
                              									steigt die für 1k C nutzbare Wärmemenge von 1576
                              									Cal. auf etwa 4500 Cal. und der theoretische Bedarf beim Warmblasen sinkt von 1k,561 auf 0k,547
                              									C!
                           Für den Betrieb auf Schwefel stellt sich die Rechnung
                              									wie folgt: Angenommen, daſs z.B. reiche Schwefelkiese mit geringem Kupfergehalte in
                              										E geröstet werden, wobei ein Kohlen verbrauch nicht
                              									entsteht. Die Röstgase sollen mit 600° Temperatur in die Reductionsschächte C1 und C2 eintreten und ein
                              									Sauerstoffüberschuſs in denselben vermieden werden. Auf 1k SO2 kommen
                              									alsdann 2k,27 N. Das Wärmeconto für die
                              									Reductionsschächte stellt sich dann für 1k SO2 wie folgt:
                           
                           
                              
                                 Einnahmen:
                                 
                              
                                 3k,27 (SO2 + N) von 600° Cal.
                                 = 425
                                 Cal.
                                 
                              
                                 0k,375 C zu CO
                                    											verbrannt
                                 = 900
                                 „
                                 
                              
                                 Saldo
                                 = 299
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   1624
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Ausgaben:
                                 
                              
                                 Zersetzung von 1k SO2
                                 = 1110
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Austritt von 3k,645 (S + CO
                                    											+ N)    mit 600° C
                                 =   514
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    1624
                                 Cal.
                                 
                              
                           Der Saldo von 299 Cal. für 1k SO2 muſs beim Warmblasen erzeugt und aufgespeichert
                              									werden und erfordert 0k,19 C unter den oben
                              									angenommenen Verhältnissen. In Summa werden also 0,375 + 0,19 = 0k,565 C für den Prozeſs selbst gebraucht. Dazu
                              									kommt noch die zur Ersetzung der Wärmeverluste durch Ausstrahlung erforderliche
                              									Menge,
                           Da die Gasmengen, die hier in Frage kommen, nur unerheblich groſser sind, wie die für
                              										1k H2O beim
                              									Wassergasprozesse und eine längere Reductionsdauer als die beim Wassergasprozesse
                              									nicht erforderlich sein wird, so werden in beiden Fällen gleich groſse Apparate
                              									gebraucht werden und gleich groſse Ausstrahlungsflächen und Massen vorhanden sein.
                              									Die Intensität der Ausstrahlung wird eine geringere sein, da die
                              									Reductionstemperatur bei der Zersetzung der SO2 eine
                              									geringere ist, als die beim Wassergasprozesse benutzte. Wir wollen annehmen, der
                              									Ausstrahlungsverlust sei 30 Proc. von den für 1k
                              										SO2 erforderlichen Calorien, also
                              										\frac{1624\,.\,30}{100}=487 Cal. oder
                              										\frac{487}{1576}=0^k,309 C.
                           Der gesammte Kohlenstoffverbrauch für 1k SO2 wäre demnach
                           0,565 + 0,309 = 0k,874.
                           Das Resultat wird ein wesentlich anderes, wenn die Umsetzung im Reductionsschachte
                              									nicht nach der Formel I: SO2 + 2C = S + 2CO vor sich
                              									geht, sondern nach der Formel II: SO2 + C = S +
                              										CO2. Die Bilanz stellt sich dann wie folgt:
                           
                              
                                 Einnahmen:
                                 
                              
                                 3k,21 (SO2 + N) von 600° C
                                 =   425
                                 Cal.
                                 
                              
                                 0,1875 C zu CO2
                                    											verbrannt
                                 = 1515
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    1940
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Ausgaben:
                                 
                              
                                 Zersetzung von 1k SO2
                                 = 1110
                                 Cal.
                                 
                              
                                 3k,457 S, CO2 und N von 600°
                                 =   469
                                 „
                                 
                              
                                 Saldo
                                 =   361
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    1940
                                 Cal.
                                 
                              
                           Der Ueberschuſs ist in diesem Falle auf der Einnahmeseite. Nehmen wir für
                              									Ausstrahlung wieder 30 Proc. = 582 Cal., so wären durch Warmblasen und Aufspeichern
                              									nur 582 – 361 = 221 Cal. zu decken, d. i. = 0k,1402 C, und stellt sich der gesammte Kohlenstoffverbrauch in diesem Falle
                              									nur auf 0,1875 + 0,1402 = 0k,3277 für 1k SO2.
                           Man wird vielleicht annehmen dürfen, daſs in der Praxis der Prozeſs theilweise nach Formel I, theil
                              									weise nach Formel II verläuft und der wirkliche C-Verbrauch sich auf
                              										\frac{0,874+0,328}{2}=0^k,601 belaufen wird. Da 1k SO2 0k,5 Schwefel entspricht, so würden demnach auf
                              										100k Schwefel 120k,2 C oder 134k Koks verbraucht. SO2 wird als lästiges Nebenproduct nichts kosten.
                           Für die Darstellung von Zink soll den Berechnungen ein geröstetes Zinkerz von
                              									folgender Zusammensetzung zu Grunde gelegt werden:
                           
                              
                                   50,0
                                 ZnO
                                 = etwa
                                 40 Zn
                                 
                              
                                   14,3
                                 Fe2O3
                                 =    „
                                 10 Fe
                                 
                              
                                   35,7
                                 SiO2, CaO u.s.w.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 –––––
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 100,00
                                 Erz
                                 
                                 50 Metall
                                 
                              
                           Beim Niederschmelzen im Schachtofen E werden die
                              									reducirten Metalle, Blei, Kupfer, eventuell auch Silber und Eisen, direkt gewonnen.
                              									Das dabei gebildete dampfförmige Zink wird sich mit der CO2 umsetzen nach der Formel Zn + CO2 = ZnO
                              									+ CO und das voluminöse Zinkoxyd wird durch den Gasstrom weiter getragen.
                           Der beim Einblasen des Windes durch den Schmelz- und Reductionsprozeſs in E gebildete, auf dem Wege bis zur Gicht indifferent
                              									gewordene Gasstrom wird demnach das Zinkoxyd alternirend nach C1 oder C2 tragen, wo dasselbe
                              									nach der Formel ZnO + C = Zn + CO reducirt wird. Luft und CO2 ist hier nicht vorhanden, daher können die
                              									Zinkdämpfe bestehen. Aus C1 und C2
                              									flieſst der Gasstrom in den Condensationsraum V, in dem
                              									sich die Zinkdämpfe als flüssiges Metall niederschlagen werden, wenn die Temperatur
                              									hier etwas über dem Schmelzpunkt des Zinkes erhalten wird. Die aus V austretenden Gase sind wegen ihres Kohlenoxydgehaltes
                              									vorzügliche Heizgase.
                           Der Betrieb im Schachtofen E wird bei heiſsem Winde etwa
                              										23k,5 C für 100k Erz von obiger Zusammensetzung gebrauchen und werden demzufolge an der
                              									Gicht auf je 100k Erz 144k,5 Gas (= 115cbm,5 von 0° C.) + 50k ZnO entweichen.
                              									Die specifische Wärme des Zinkoxydes ist 0,132. Tritt der Gasstrom mit einer
                              									Temperatur von nur 500° C. in die Wärmespeicher, z.B. in C1, ein, so werden 20930 Cal. in C1 hineingetragen. Die
                              									Reductioustemperatur für Zinkoxyd liegt über 1200°, die Temperatur in C1 darf erst am Ende
                              									der Reductionsperiode auf 1200° sinken, die Gase und Dämpfe werden daher
                              									durchschnittlich mit 1300° aus C1 entweichend in Rechnung gestellt werden
                              									müssen.
                           Das Wärmeconto stellt sich daher für C1, auf 100k Erz
                              									bezogen, wie folgt:
                           
                              
                                 
                                    Einnahme:
                                    
                                 
                              
                                 144k,5 Gas
                                 von
                                 500° C
                                 = 17630
                                 Cal.
                                 
                              
                                 50k ZnO
                                 „
                                 „
                                 =   3300
                                 „
                                 
                              
                                 7k,4 C zu CO
                                    											verbrannt
                                 = 17760
                                 „
                                 
                              
                                 Saldo
                                 = 75916
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                  114606
                                 Cal.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                    Ausgabe:
                                    
                                 
                              
                                 Reduction von 50k
                                    											ZnO
                                 = 52150
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Es entweichen mit 1300° C. Temp.
                                 
                                 
                                 
                              
                                     40k Zn-Dampf
                                    											(geschätzt)
                                 = 11080
                                 „
                                 
                              
                                   144k,5 Gas + 17k,26 CO
                                 = 51376
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   114606
                                 Cal.
                                 
                              
                           Der Saldo von 75916 Cal. für 100k des in E niedergeschmolzenen Erzes muſs
                              									also beim Warmblasen aufgespeichert werden plus den durch Abkühlung u.s.w.
                              									entstehenden Verlusten, die auf etwa 34084 Cal. für je 100k verschmolzenen Erzes (nach Analogie) taxirt
                              									werden sollen. In Summa müssen also für 100k Erz
                              									beim Warmblasen 110000 Cal. abgegeben werden.
                           Beim Warmblasen mögen nun die Gase wieder mit einer Temperatur von 500° aus der Gicht
                              									von C1 oder C2 entweichen. Der
                              									Kohlenstoff der Koksfüllung werde zu einem Generatorgase von nur 4 Vol.-Proc. CO2 verbrannt und der Wind sei auf 500° C. erhitzt,
                              									alsdann kann 1k C abgeben 3130 – 902 + 770 = rot.
                              									3000 Cal. (Würde die Luft auf 800° C. erhitzt, so könnte 1k C bei gleicher Abhitze abgeben 3130 – 902 + 1232
                              									= 3460 Cal.) Zur Deckung des Wärmebedarfes in C1 und C2 werden also
                              										\frac{110000}{3000}=36^k,66 C für 100k Erz zu Generatorgas verbrannt werden müssen. Zu
                              									dieser Menge kommen die bei der Reduction gebundenen 7k,4 C und die im Schachtofen E verbrauchte
                              									Menge mit 23,5 Proc. hinzu, so daſs in Summa 67k,566 C (äquivalent etwa 75 Proc. Koks) zu Generatorgas verbrannt werden
                              									müssen, um Zink nach diesem Verfahren herzustellen.
                           Es fragt sich nun, in wie weit das gewissermaſsen nur vergaste Kohlenquantum als
                              									verbraucht betrachtet werden muſs. Aus der Vorlage Fwerden nach Condensation der
                              									Zinkdämpfe 144,5 + 17,26 = 161k,76 Gas mit 44,4
                              									Vol.-Proc. CO für 100k Erz austreten, ein
                              									vorzügliches Heizgas mit einem absoluten Wärmeeffect von 1087 Cal. für 1k. Beim Warmblasen werden auf 100k Erz 450k
                              									Generatorgas (mit etwa 4 Vol. CO2 und 27,5 Vol. CO)
                              									mit 662 Cal. Wärmeeffect für 1k erzeugt. Die für
                              										100k Erz in Summa erzeugten Gasmengen von
                              										611k,7 enthalten somit 175900 + 277900 =
                              									473800 Cal. und repräsentiren den Werth von
                              										\frac{473800}{7000}=67^k,7 Steinkohlen.
                           Nun werden bei dem heutigen Verfahren der Verhüttung der Zinkerze auf 100k geröstetes Erz etwa 200k Kohlen gebraucht, davon 170k als Herd- und Mischkohlen in den Zinköfen und
                              										30k für die Nebenbetriebe, wie Dampfkessel,
                              									Röstung, Poterie u.s.w. Bei dem vorliegenden Verfahren stehen 67k,7 zur Verfügung, es bleiben somit auf 100k Erz 37k,7 zur
                              									Winderhitzung, was zur Erhitzung der auf 100k Erz
                              									erforderlichen Windmenge von 116,7 + 300,7 = 407k,4 selbst auf 800° C. mehr wie hinreichend ist. Um einen richtigen Vergleich
                              									zu stellen, muſs daher
                              									der ganze Kohlenverbrauch des heutigen Zinkhüttenbetriebes herangezogen werden und
                              									stellt sich das Verhältniſs nach dieser Berechnung wie 75k Koks zu 200k
                              									Kohlen.
                           Durch diese Berechnung will Eichhorn nur überschläglich
                              									feststellen, ob das beschriebene Verfahren wohl zu weiteren Versuchen in der
                              									beschriebenen Richtung ermuntern kann. Das Blei, Silber, Kupfer der Zinkerze dürfte
                              									durch diesen Prozeſs vollkommen gewonnen werden. Im Uebrigen ist der Erfinder sich
                              									wohl bewuſst, daſs durch den Transport des aus dem Zinkdampfe gebildeten voluminösen
                              									Zinkoxydes durch die Gase groſse Schwierigkeiten und wegen des Ansetzens desselben
                              									an den kälteren Koksschichten der Reductionsräume durch das spätere Warmblasen nicht
                              									unbedeutende Verluste entstehen können.
                           Der Patentanspruch für das in Deutschland patentirte Verfahren lautet:
                           
                              „Ein Verfahren zur Gewinnung von solchen Metallen und Metalloiden, welche bei
                                 										Spaltung aus ihren Verbindungen wegen der niedrigen Lage ihres Siedepunktes in
                                 										Dampfform ausgeschieden werden, darin bestehend, daſs die Beschickung von Erz
                                 										und Koks in einem und demselben Gebläseschachtofen continuirlich
                                 										niedergeschmolzen wird und die hierbei gebildeten Oxydwolken durch den Gasstrom
                                 										abwechselnd in einen von zwei alternirend arbeitenden Schachtöfen getragen
                                 										werden, Welche mit Kohle gefüllt sind und vorher abwechselnd durch Warmblasen
                                 										eine Temperatur erhalten, die über der Reductionstemperatur des Zinkoxydes
                                 										liegt, so daſs die hinübergetragenen Zinkoxydwolken hier zu metallischen
                                 										Zinkdämpfen reducirt und diese dann in einem mit jenen beiden Reductionsräumen
                                 										verbundenen gemeinschaftlichen Condensator zu flüssigem Metalle verdichtet
                                 										werden.“
                              
                           Wenn auch nach dieser Fassung vorzugsweise nur Zinkgewinnung beabsichtigt wird, so
                              									dürfte doch gerade in der Beseitigung der lästigen schwefligen Säure, welche in den
                              									Röstgasen enthalten ist, ein noch höheres Ziel angestrebt werden. In neuerer Zeit
                              									ist es bekanntlich gelungen, nach dem Verfahren von Hänisch und Schroeder die schweflige Säure
                              									aus den Röstgasen zu absorbiren und zu wasserfreier flüssiger schwefliger Säure zu
                              									verdichten, die gewöhnlich in Bomben zu 100k an
                              									die Cellulosefabriken o. dgl. abgegeben wird.
                           Dieses Verfahren hat sich beispielsweise auf der Zinkhütte von W. Grillo zu Hamborn-Neumühl aufs Beste bewährt. Doch
                              									steht zu erwarten, daſs, wenn noch viele Werke sich, wie verlautet, zur Einführung
                              									jenes Verfahrens entschlieſsen, allmählich so ungeheure Mengen von flüssiger
                              									schwefliger Säure gewonnen werden, daſs ihre Verwerthung, wenn nicht neue
                              									entsprechende Industriezweige entstehen, nicht mehr Möglich erscheint. Aus diesem
                              									Grunde dürfte eine rationelle Reduction der gasförmigen Säure zu Schwefel mit
                              									Freuden begrüſst werden.
                           W.
                                 										Koort.