| Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 327 | 
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                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        
                     
                        
                           Seit jeher tritt in jenen Industrien, deren Producte für den Haushalt der Familien
                              									bestimmt sind, das Bestreben zu Tage, die Erzeugnisse, welche ursprünglich dem
                              									praktischen Bedürfnisse entsprechend möglichst einfach hergestellt wurden, durch
                              									passende Farben oder Formengebung zu schmücken. Dieses Bestreben kann auf allen
                              									Zweigen der Keramik verfolgt werden, von der einfachsten Töpferwaare bis zum
                              									edelsten aller Thonwaaren, dem Porzellan, und tritt besonders auffällig vor Augen in
                              									unserer rastlos nach Neuem ringenden Zeit. Das Porzellan., welches seiner
                              									natürlichen Beschaffenheit wegen am meisten befähigt erscheint, durch Farben
                              									prächtig geschmückt zu werden, hat anderen Thonwaaren gegenüber den Nachtheil, daſs
                              									der hohen Brenntemperatur wegen eine reichere Auswahl an Glasur- und
                              									Unterglasurfarben nicht möglich ist und man bis vor nicht gar langer Zeit genöthigt
                              									war, den farbigen Decor durch Brennen in der Muffel zu erzielen, was wieder häufig
                              									dazu geführt hat, den edeln Charakter des Porzellans zu verdecken. Dieser fühlbare
                              									Mangel ist jedenfalls die Veranlassung, daſs man in einigen Fabriken des Continentes
                              									vom ursprünglich fabricirten, harten Porzellan abgekommen ist und gegenwärtig
                              									leichter schmelzbare Porzellanmassen herstellt. Dies läſst sich erreichen, wenn man
                              									den Quarz- und Feldspathgehalt auf Kosten des Thongehaltes vermehrt. Der Gehalt an
                              									Thonsubstanz beträgt bei den älteren Massen 40 bis 66 Proc. (bei der Masse der
                              									ältesten preuſsischen Porzellanfabrik sogar 81 Proc). Der Gehalt an Feldspath 15 bis
                              									35 Proc. und der an Quarz schwankt zwischen 12 und 30 Proc. Die Analyse japanischer
                              									Porzellanmassen ergab einen Gehalt von 20 bis 35 Proc. Thonsubstanz, 40 bis 45 Proc. Quarz und 29 bis
                              									35 Proc. Feldspath. Wie leicht erkennbar, sind die Porzellanmassen sehr
                              									ungleichartig zusammengesetzt; es zeigt die japanische weitaus den geringsten Gehalt
                              									an Thonsubstanz, und ist auch thatsächlich für farbige Decoration bei weitem
                              									geeigneter als die europäischen Massen. Die Einführung der neuen, leichter
                              									schmelzbaren Massen in einigen europäischen Fabriken, entschieden einer der
                              									bedeutendsten Fortschritte auf dem Gebiete der Keramik, hat nun eine Reihe neuer
                              									Studien und Untersuchungen besonders über Glasuren und Scharffeuerfarben zur Folge
                              									gehabt, die auch in jüngster Zeit noch nicht ganz abgeschlossen sind, wie die hier
                              									erwähnten Publikationen beweisen werden. Weitere wichtige Arbeiten wurden auf dem
                              									Gebiete der pyrometrischen Messungen, der Feuerfestigkeitsbestimmung von Thonen
                              									u.s.w. ausgeführt und sollen hier entsprechende Berücksichtigung finden.
                           Das französische Weichporzellan wird seit dem Jahre 1870
                              									auch in Sèvres nicht mehr fabricirt. Die wunderbare Weichheit und Zierlichkeit der
                              									Kunstwerke aus Weichporzellan, die kaum in einem anderen Stoffe so vollkommen zum
                              									Ausdrucke gebracht werden kann, lieſsen es wünschenswerth erscheinen, die Ursachen
                              									zu erforschen, warum die Fabrikation dieses werthvollen Materials gänzlich
                              									aufgegeben wurde. Diese Aufgabe haben sich C. Lauth und
                              										G. Dutailly gestellt, in den Bulletins de la Société chimique de Paris die Resultate
                              									ihrer Forschungen niedergelegt und zugleich Abänderungen vorgeschlagen, die der
                              									Fabrikation desselben sichere, wissenschaftliche Grundlagen geben sollen (in
                              									deutscher Uebersetzung: Thonindustrie-Zeitung, 1888,
                              									XII, S. 225, 237, 288, 300, 310, 323).
                           Die Grund masse bestand bekanntlich aus einer Fritte, Kalk und Mergel. Die Fritte
                              									wurde durch 50stündiges Erhitzen von
                           
                              
                                 60,021,7  7,2  3,6  3,6  3,7
                                 Th.„„„„„
                                 SandSalpeterSeesalzAlaunSodaGyps
                                 dieselbe wurde gemahlen, mit 25 Proc.Kreide gemischt, geschlämmt
                                    											und dieMasse mit Pergamentleim und Schmier-seife geformt.
                                 
                              
                           hergestellt.
                           Die Glasur bestand aus 38 Th. Bleiglätte, 37 Th. Sand von Fontainebleau, 11 Th.
                              									geglühtem Quarz, 15 Th. Potasche und 9 Th. Soda.
                           Die Hauptschwierigkeit der Fabrikation, welche häufig bloſs 10 Proc. brauchbare Waare
                              									ergab, lag in der Herstellung einer gleichmäſsig zusammengesetzten Fritte. Je nach
                              									dem verschiedenen Grade der Erhitzung verflüchtigen sich mehr oder minder groſse
                              									Antheile an Alkalien, oder treten mit der Kieselsäure nicht in gehörige Verbindung,
                              									so daſs sie dem Agglomerat durch Zerreiben und Waschen entzogen wurden. Ebenso war
                              									die ungleiche Zusammensetzung der verwendeten Mergelarten Ursache vieler
                              									Unregelmäſsigkeiten im Betriebe.
                           
                           Die Formgebung ist schwierig, da die Masse oft nur 1 bis 2 Proc. plastischen Thon
                              									enthält; ebenso das Brennen. Zwischen dem Beginn der Verglasung und dem
                              									vollständigen Zusammenschmelzen liegt nur ein geringer Temperaturunterschied. Auch
                              									muſste man sich vor dem Schwärzen der Waare hüten und daher mit oxydirender Flamme
                              									arbeiten.
                           Analysen von Weichporzellan durch Salvetat sind in
                              									folgender Tabelle wiedergegeben:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 72,0
                                 76,0
                                 78,4
                                 77,3
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   3,0
                                   3,0
                                   1,0
                                   7,1
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 CaO
                                 15,0
                                 15,6
                                 12,7
                                 10,7
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   8,1
                                   6,0
                                   6,5
                                   5,0
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                   2,0
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 MgO
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           I, II und III wurden in Sèvres, IV in Saint-Armand hergestellt.
                           Wie man sieht, ist die Zusammensetzung des Weichporzellans sehr verschieden, und bei
                              									Wiederaufnahme der Fabrikation würde es mehr auf Wiedergabe der daran geschätzten
                              									Eigenschaften, als auf Herstellung eines Körpers von bestimmter, chemischer
                              									Zusammensetzung ankommen. Für die Mischung der Grundmasse ist also hier ein gewisser
                              									Spielraum gewährt.
                           Von diesen Betrachtungen ausgehend, haben Lauth und Dutailly bei ihren Versuchen die ursprüngliche Fritte
                              									durch das von Stas zuerst charakterisirte Glas von
                              									folgender Zusammensetzung ersetzt:
                           
                              
                                 SiO2
                                 77,0
                                 
                              
                                 Na2O
                                   7,7
                                 
                              
                                 K2O
                                   5,0
                                 
                              
                                 CaO
                                 10,3
                                 
                              
                           Dieses Glas kann man in viel kleinerer Menge in die Masse einführen als die
                              									ursprüngliche Fritte, wegen seines verhältniſsmäſsig hohen Alkaligehaltes, was auch
                              									auf die Widerstandsfähigkeit der Stücke beim Brennen von vortheilhaftem Einflüsse
                              									ist. Verfasser haben durch Ersetzen eines Theiles Kalk durch die äquivalente Menge
                              									Magnesia feinkörnige und schön durchscheinende Porzellanmassen erhalten.
                           Nach langem Herumtasten fanden die Verfasser, daſs folgender Satz die besten
                              									Resultate gibt:
                           
                              
                                 Sand von Fontainebleau
                                 49,02
                                 
                              
                                 Stas'sches Glas
                                 27,45
                                 
                              
                                 Kreide
                                 16,66
                                 
                              
                                 Weiſser Thon von Dreux
                                   6,86
                                 
                              
                           entsprechend:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 80,31
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   2,62
                                 
                              
                                 Kalk
                                 13,27
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   3,80
                                 
                              
                           Trotz des geringen Thongehaltes fanden die Arbeiter, daſs die Masse sich besser formt
                              									als die alte. Der Brand erfolgt bei etwa 1300° C. Die Masse ist weiſs, schön durchscheinend, nimmt
                              									Türkisschmelz an.
                           Die Glasur, deren sich die Verfasser bedient haben, hat folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Sand
                                 36,98
                                 
                              
                                 Mennige
                                 38,44
                                 
                              
                                 Na2CO3
                                   8,76
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 15,82
                                 
                              
                           Der Türkisschmelz wurde dargestellt aus:
                           
                              
                                 Sand
                                 47,1
                                 
                              
                                 Mennige
                                 23,6
                                 
                              
                                 Na2CO3
                                 11,8
                                 
                              
                                 Salpeter
                                 12,8
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                   4,7
                                 
                              
                           Die ersten Erzeugnisse dieser Fabrikation wurden dem Museum zu Sèvres übergeben.
                           Knochenporzellan. Prof. Petrik setzt nach dem Central-Anzeiger zur
                              									Herstellung von Knochenporzellan folgende Massen zusammen:
                           
                              
                                 Zettlitzer Kaolin
                                 43,6
                                 Th.
                                 
                              
                                 Knochenasche
                                 44,0
                                 „
                                 
                              
                                 Feldspath
                                   8,3
                                 „
                                 
                              
                                 Kaolin
                                   5,5
                                 „
                                 
                              
                                 Quarz
                                   7,4
                                 „
                                 
                              
                           und
                           
                              
                                 Kovászóer Erde
                                 45,0
                                 Th.
                                 
                              
                                 Knochenasche
                                 44,0
                                 „
                                 
                              
                                 Feldspath
                                   8,4
                                 „
                                 
                              
                                 Quarz
                                   5,4
                                 „
                                 
                              
                           Diese Massen geben ein genügend weiſses, durchscheinendes Porzellan, welches im Feuer
                              									gut steht. Um zu prüfen, ob Knochenporzellan auch mit geringerem Thonerdegehalt noch
                              									verwendbar ist, machte Petrik noch folgendes
                              									Gemisch:
                           
                              
                                 Kovászóer Erde
                                 45,0
                                 Th.
                                 
                              
                                 Knochenasche
                                 44,8
                                 „
                                 
                              
                                 Feldspath
                                   8,0
                                 „
                                 
                              
                                 Quarz
                                 11,1
                                 „
                                 
                              
                           Die Masse gab ebenfalls gutes Porzellan und läſst sich demnach der Quarzgehalt auf
                              									Kosten der Thonerde im Knochenporzellan steigern. Als passende Glasur, die Haarrisse
                              									frei auf den vorhin genannten Massen stehen soll, gibt Petrik an:
                           
                              
                                 Zettlitzer Kaolin
                                 26,0
                                 Th.
                                 
                              
                                 Quarz
                                 35,2
                                 „
                                 
                              
                                 Minium
                                 35,0
                                 „
                                 
                              
                                 Entwässerter Borax
                                   8,0
                                 „
                                 
                              
                           Die Masse wird gefrittet und dann gestoſsen. Dann werden 200 Th. dieser Fritte
                              									mit
                           
                              
                                 55,0
                                 Th.
                                 Feldspath
                                 
                              
                                 10,8
                                 „
                                 Quarz
                                 
                              
                                 35,0
                                 „
                                 Minium
                                 
                              
                           zur Glasur vermählen.
                           
                           H. Hanhart bespricht das neue
                                 										Porzellan in Sèvres und seine Geschichte. Das neue Porzellan ist aus den
                              									Bestrebungen hervorgegangen, das chinesische, Kieselsäure und Alkali reichere
                              									Porzellan nachzuahmen, das für künstlerischen Schmuck besser geeignet ist als das
                              									europäische Hartporzellan. Namentlich Brognard,
                                 										Ebelmann und Salvétat sind um die Herstellung
                              									des neuen Porzellans verdient. Verfasser macht darauf aufmerksam, daſs man für
                              									reiche Decoration geeignetes Porzellan auch auf anderem Wege herstellen kann in
                              									Anlehnung an das englische Knochenporzellan. Ein feines englisches Porzellan wurde
                              									im Versuchsatelier des Verfassers hergestellt:
                           
                              
                                 Plastischer Thon
                                 15
                                 Gewichtsth.
                                 
                              
                                 Kaolin
                                 25
                                 „
                                 
                              
                                 Kiesel
                                 11
                                 „
                                 
                              
                                 Feldspath
                                 40
                                 „
                                 
                              
                                 Knochenasche
                                   8
                                 „Sprechsaal Nr. 21 S.
                                          											295.
                                 
                              
                           Ueber die Zusammensetzung und Eigenschaften der
                                 										Porzellanglasuren haben Lauth und Dutailly in den Bulletins de la
                                 										société chimique de Paris (Nr. 50 S. 221) eine ausführliche Arbeit
                              									veröffentlicht, aus der wir hier nur die wichtigsten Ergebnisse wiedergeben
                              									wollen.
                           Der erste Theil der Abhandlung umfaſst die Versuche mit farblosen Glasuren.
                              									Kieselsäure, Thonerde und eine Reihe von Basen wurden in verschiedenen Verhältnissen
                              									gemischt und fein zerrieben auf verglühte Thonscheiben von verschiedener
                              									Zusammensetzung, die bei etwa 1350° C. gar brennen, gebracht. Die erste Reihe von
                              									Versuchen umfaſste Glasuren von der allgemeinen Formel mAl2O3, nBO, pSiO2, worin m, n, p variable Coefficienten bedeuten und BO für die Basen K2O, Na2O, CaO, SrO,
                              									BaO, MgO und ZnO gesetzt ist.
                           Die Silicate mAl2O3,
                              										nK2O, pSiO2 und
                              										mAl2O3, nNa2O, pSiO2 machten
                              									bei ihrer Herstellung allerlei Schwierigkeiten, so daſs man gleich zu den Silicaten
                              									der Magnesia überging. Silicate von der Zusammensetzung mAl2O3, nMgO und
                              										pSiO2 konnten bei der Temperatur der Versuche
                              									nicht zum Verglasen gebracht werden.
                           Die Aluminium-Kalksilicate mAl2O3, nCaO, pSiO2 gaben
                              									günstigere Resultate; in der folgenden Tabelle sind einige der Versuche
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Formel
                                 
                                    \frac{A}{B}
                                    
                                 SiO2
                                 Al2O3
                                 CaO
                                 
                              
                                 1
                                 3Al2O3,
                                    											4CaO
                                 3,60
                                 72,29
                                 15,95
                                 11,76
                                 
                              
                                 2
                                 2Al2O3,
                                    											3CaO
                                 3,60
                                 72,20
                                 15,30
                                 12,50
                                 
                              
                                 3
                                   Al2O3,
                                    											2CaO
                                 3,60
                                 71,67
                                 13,44
                                 14,89
                                 
                              
                                 4
                                   Al2O3,
                                    											3CaO
                                 3,60
                                 70,52
                                 11,27
                                 15,31
                                 
                              
                                 5
                                   Al2O3,
                                    											2CaO
                                 3,60
                                   3,78
                                 12,44
                                 13,78
                                 
                              
                           
                           Die Formeln sind nur annähernd richtig. \frac{A}{B} bedeutet das
                              									Verhältniſs des Sauerstoffs der Kieselsäure zur Summe der Sauerstoffmengen des Kalks
                              									und der Thonerde und drückt den Grad der „Basicität“ aus. Hier ist sie gleich
                              									3,60 der mittleren Basicität des in Sèvres als Glasur für Hartporzellan gebrauchten
                              									Pegmatits. Nr. 1 und 2 waren unvollständig geschmolzen und schlecht verglast; Nr. 3
                              									war gut geschmolzen; Nr. 4 gab eine schöne Glasur auf dem neuen Sèvres-Porzellan. Im
                              									Allgemeinen sind rein kalkhaltige Glasuren nicht so durchscheinend, wie die, welche
                              									auch Alkalien enthalten, und sehr dem Fehler der Eierschaligkeit ausgesetzt; sie
                              									sind schöner auf kaolinreichen als auf quarzreichen Massen.
                           Die mit Baryt geschmolzenen Glasuren zeigten im Allgemeinen eine leichtere
                              									Schmelzbarkeit als die kalkhaltigen, sind aber sehr zum Aufschäumen geneigt; auch
                              									hier wurde eine kleine Tabelle entworfen; wir begnügen uns damit, den Versuch Nr. 8
                              									wiederzugeben:
                           
                              
                                 Formel
                                 
                                    \frac{A}{B}
                                    
                                 SiO2
                                 Al2O3
                                 BaO
                                 
                              
                                 Al2O3,
                                    											3BaO
                                 3,6
                                 53,60
                                 8,54
                                 37,80
                                 
                              
                           Es resultirt eine schöne, durchsichtige Glasur, die auf quarzreichen Pasten durchaus
                              									keine Haarrisse zeigt.
                           Aehnliche Resultate wurden auch mit SrO erhalten; nur waren die Ueberzüge etwas
                              									schwerer schmelzbar.
                           Zahlreiche Versuche wurden angestellt mit den Silicaten mAl2O3, nZnO, pSiO2; unter keiner Bedingung konnte aber eine bei 1350° C. schmelzende Glasur
                              									erhalten werden.
                           Durch Zusammenstellung der Versuchsresultate findet man, daſs die Basen einer Gruppe
                              									um so leichter schmelzbare Silicate geben, ein je höheres
                                 										Atomgewicht dieselben besitzen. Im Allgemeinen läſst sich auch sagen, daſs
                              										die Schmelzbarkeit um so gröſser ist, je kleiner das
                                 										Verhältniſs Al2O3 : BO und je geringer der Säuregehalt.
                           Die zweite Reihe von Versuchen umfaſst Körper von der Formel
                           mAl2O3, nB'O, pB''O, qSiO2,
                           worin B' und B'' zwei verschiedene Basen bedeuten, m, n und q
                              									variable Factoren. In den meisten Fällen wurde m = 1, n = 1, p = 1 und q = 9
                              									gesetzt, wodurch das Verhältniſs \frac{A}{B}=3,6 wird.
                           Die Silicate mAl2O3,
                              										nNa2O, pK2O,
                              										9SiO2 konnten bei 3500° C. nur vollständig
                              									verglast werden, wenn durch Fritten hergestellt, dagegen nicht bei Anwendung von
                              									Feldspath, obgleich zahlreiche Versuche in den verschiedensten
                              									Mischungsverhältnissen durchgeführt wurden. Da die Zusammensetzung des in Sèvres als
                              									Glasur von Hartporzellan (Brenntemperatur 1530° C.) verwendeten Pegmatits innerhalb
                              									der Grenzen der von Lauth und Dutailly ausgeführten Versuche über Alkali-Aluminiumsilicate liegt, so folgt daraus, daſs feldspathartige Glasuren ohne Zusatz von Kalk nur für
                              									Massen, die über 1450° C. garbrennen, angewendet werden können.
                           Gemenge von Alkalien und Erdalkalien gaben wegen der Schwierigkeiten bei der
                              									Herstellung von Fritten keine günstigen Resultate.
                           Die Mischungen, die zwei Erdalkalimetalle enthalten, beziehen sich auf die allgemeine
                              									Formel Al2O3, B',
                              									B'', qSiO2 und werden in Tabellen wiedergegeben. Sie
                              									schmelzen nicht vollständig bei der Temperatur der Versuche.
                           
                              
                                 Nr.
                                 16.
                                 CaO, MgO beginnt zu schmelzen, bleibt aber matt.
                                 
                              
                                 „
                                 17.
                                 CaO, BaO ziemlich gut geschmolzen.
                                 
                              
                                 „
                                 18.
                                 CaO, SrO gut, aber etwas unvollkommen verglast.
                                 
                              
                                 „
                                 19.
                                 MgO, BaO blieb matt wie Nr. 16.
                                 
                              
                                 „
                                 20.
                                 MgO, SrO nicht durchscheinend und beginnt kaum zu verglasen.
                                 
                              
                                 „
                                 21.
                                 BaO, SrO ziemlich gut geschmolzen, aber nicht durchscheinend.
                                 
                              
                           Durch Mengen gleicher Aequivalente Zinkoxyd und Erdalkalien wurden folgende Glasuren
                              									hergestellt:
                           
                              
                                 Nr.
                                 22.
                                 ZnO, CaO beginnt durchscheinend zu werden und ist leichterschmelzbar
                                    											als das entsprechende MgO-CaO-Silicat.
                                 
                              
                                 „
                                 23.
                                 ZnO, MgO hat bloſs gesintert, ist nicht geschmolzen.
                                 
                              
                                 „
                                 24.
                                 ZnO, BaO beginnt zu schmelzen und transparent zu werden.
                                 
                              
                                 „
                                 25.
                                 ZnO, SrO zeigt beginnendes Schmelzen, ist aber durchaus
                                    											nichttransparent und gut glasirt.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 K2O
                                 Na2O
                                 MgO
                                 CaO
                                 BaO
                                 SrO
                                 ZnO
                                 
                              
                                 K2O
                                 schmilztbei einerTempera-tur
                                    											von1350° C.
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Na2O
                                 schmilztunterhalb1350° C.
                                 schmilztunterhalb1350° C.
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 MgO
                                 schmilztnicht voll-ständig
                                 beginntzuschmelzen
                                 nicht ge-schmolzen
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 CaO
                                 gut ge-schmolzenund gutglasirt
                                 gut ge-schmolzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 ziemlichgut ge-schmolzen
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 BaO
                                 fast voll-ständigge-schmolzen
                                 fast voll-ständigge-schmolzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 ziemlichgut ge-schmolzen
                                 ziemlichgut ge-schmolzen
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 SrO
                                 fast voll-ständigge-schmolzen
                                 fast voll-ständigge-schmolzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 fast ge-schmolzen
                                 ziemlichgut ge-schmolzen
                                 ziemlichgut ge-schmolzen
                                 –
                                 
                              
                                 ZnO
                                 beginntzuschmelzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 beginntzuschmelzen
                                 nicht ge-schmolzen
                                 
                              
                           
                           Die Schmelzbarkeit scheint annähernd das Mittel der Schmelzbarkeit der Glasuren, die
                              									man durch Anwendung eines einzigen Metalloxydes erhält, zu sein; mischt man aber
                              									Metalle verschiedener Gruppen, so wird die Schmelztemperatur etwas herabgedrückt. In
                              									der vorstehenden Tabelle sind die Resultate dieser Versuchsreihe übersichtlich
                              									zusammengestellt.
                           Diejenigen Glasuren, die Alkali-Silicate enthalten, geben die am besten
                              									durchscheinenden und am besten verglasten Decken. Die allein mit Kalk u.s.w.
                              									hergestellten Glasuren sind immer etwas opak und neigen stark zur Krystallisation.
                              									Da aber die Herstellung von Fritten groſse Schwierigkeiten bereitet und die
                              									Anwendung natürlicher Alkalisilicate für sich aus oben angeführten Gründen für das
                              									neue Porzellan unthunlich ist, so wurde in der 3. Reihe von Versuchen das Verhalten
                              									der feldspathartigen Mineralien zum Kalk geprüft. Auch hier wurde constatirt, daſs
                              									durch Vermehrung von SiO2 oder Al2O3 die Glasur
                              									schwerer schmelzbar wurde. Durch Verminderung des Thonerdegehaltes und entsprechende
                              									Vermehrung der Kieselsäure wurde die Schmelzbarkeit erhöht.
                           So blieb in der Serie
                           
                              
                                 Nr.
                                 Pegmatit
                                 Sand
                                 Kreide
                                 SiO2
                                 Al2O3
                                 KNaO
                                 CaO
                                 
                              
                                 26
                                 78
                                 14
                                 15
                                 69,1
                                 13,9
                                 8,5
                                 8,37
                                 
                              
                                 27
                                 76
                                 16
                                 15
                                 69,6
                                 13,6
                                 8,3
                                 8,37
                                 
                              
                                 28
                                 74
                                 18
                                 15
                                 70,3
                                 13,2
                                 8,1
                                 8,37
                                 
                              
                                 29
                                 72
                                 20
                                 15
                                 70,8
                                 12,9
                                 7,8
                                 8,37
                                 
                              
                           Der Kalkgehalt ist constant, während der Kieselsäuregehalt stetig zunimmt.
                              									Thatsächlich schmilzt Nr. 29 zuerst gegen 1350° C. Eine ebenso leicht schmelzbare
                              									Mischung wie Nr. 29 erhält man durch Zusammenschmelzen von
                           
                              
                                 
                                 Pegmatit
                                 Sand
                                 Kreide
                                 SiO2
                                 Al2O3
                                 KNaO
                                 CaO
                                 
                              
                                 Nr. 30
                                 66
                                 26
                                 9
                                 75,1
                                 12,23
                                 7,5
                                 5,2
                                 
                              
                           Man sieht, daſs der Aluminiumgehalt auf die Schmelzbarkeit von Weit gröſserem
                              									Einfluſs ist, als der Kieselsäuregehalt, indem eine Vermehrung des letzteren um 4,25
                              									nöthig war, um die Verminderung von 0,68 Thonerde auszugleichen.
                           Die Glasur Nr. 30 enthält nahezu dieselbe Menge SiO2,
                              									die im Pegmatit, den man als Glasur für das Hartporzellan von Sèvres verwendet hat,
                              									enthalten ist; durch Substitution von 2 Proc. CaO für 2 Proc. Al2O3 wurde der
                              									Schmelzpunkt um 150° C. herabgedrückt! So erklärt es sich auch, daſs sehr
                              									kieselsäurereiche Glasuren oft bei einer relativ niedrigen Temperatur schmelzen.
                           Wenn man den Kalk durch Magnesia, Baryt oder Strontian ersetzt, erhält man auch gute
                              									Glasuren; die Mengen derselben sind verschieden nach der Schmelzbarkeit ihrer
                              									Silicate, und durchaus nicht den Aequivalenten
                                 										proportional.
                           
                           Bei Anwendung von ZnO in einem basischen Satze wurden prächtige kleine Kryställchen
                              									von Zinkoxyd oder Silicat auf der Glasur bemerkt, die, kreuzförmig angeordnet, eine
                              									hübsche Decoration abgeben könnten. Der beste Satz hierfür ist der folgende:
                           
                              
                                 Pegmatit
                                 55,6
                                 SiO2
                                 57,5
                                 
                              
                                 Sand
                                 16,0
                                 Al2O3
                                 11,7
                                 
                              
                                 Kaolin
                                   4,4
                                 K2O
                                   6,1
                                 
                              
                                 Kreide
                                 11,0
                                 CuO
                                   6,7
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 18,0
                                 ZnO
                                 18,0
                                 
                              
                           Bei allen Glasuren von gleicher Schmelzbarkeit, die die gleichen Basen enthalten,
                              									existirt eine bestimmte Relation zwischen der Basicität und dem Aluminiumoxydgehalt,
                              									der annähernd durch die Formel
                           A'.B' = Const.
                           ausgedrückt werden kann, worin A' den Thonerdegehalt und B'
                              									das Verhältniſs \frac{A}{B} ausdrücken.