| Titel: | Ueber Feuerungen mit flüssigen Brennmaterialien; von Ig. Lew, Fabrikdirektor. | 
| Autor: | Lew | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 364 | 
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                        Ueber Feuerungen mit flüssigen Brennmaterialien;
                           								von Ig. Lew, Fabrikdirektor.
                        Ueber Feuerungen mit flüssigen Brennmaterialien.
                        
                     
                        
                           1) Geschichtliches, Theoretisches,
                                 										praktische Versuche.
                              								
                           Die Verwerthung des Erdöles als Heizmaterial ist in den urältesten Zeiten
                              									vorgenommen. Schon NehemiasBuch der Makkabäer. Kap. 1 V. 19 bis 22 und 31
                                    											bis 36. (440 bis 410 v. Chr.) hat das Erdöl zu Opferfeuern
                              									gebraucht; der arabische Geschichtsschreiber Istachre
                              									schreibt im J. 800 n. Chr. von einer Naphtaerde, die an Stelle von Holz als
                              									Heizmaterial benutzt ist, Herodot spricht von einem
                              									Erdöl aus Keri auf der jonischen Insel Zande. Gmelin,
                              									der im 18. Jahrhundert den Kaukasus bereiste, bestätigt dieses.
                           Wenn von verschiedener Seite auch Ansprüche erhoben werden, schon im Anfange dieses
                              									Jahrhunderts flüssige Brennstoffe zur Heizung benutzt zu habenIron, 1885 II. S. 473., so fanden
                              									doch die ersten namhaften Versuche dieser Art in Nordamerika statt, woselbst im J.
                              									1862 an Bidle, Schaw und Linton auf eine für Schiffskessel bestimmte Feuerungseinrichtung mit
                              									flüssigem Brennstoffe ein Patent ertheilt wurde; 1863 wurde die Einrichtung von Bridge-Adam für Locomotivfeuerung bekannt. – Trotz der
                              									vielen, seitdem in verschiedenen Ländern patentirten Feuerungseinrichtungen für
                              									flüssigen Brennstoff hatte diese Art Feuerung keine technische Verwendung im
                              									weiteren Sinne gefunden; erst in allerjüngster Zeit, wo die überreich
                              									aufgeschlossenen Erdölquellen im Kaukasus so groſse Mengen dieser Producte zu Tage
                              									förderten, daſs auſser deren Verarbeitung zu Leucht- und Schmierölen für noch andere
                              									Verwerthung gesorgt werden muſste, kam man auf die Oelfeuerung zurück. Inzwischen
                              									nahmen auch die Standard-Oil-Company of AmerikaEngineering, 1887 II. S. 207. und die
                              									Pennsylvanische Bahn die Oelfeuerung nach russischen Vorbildern wieder auf.
                              									Thatsächlich sind jetzt die Fabriken derjenigen Oeldistricte, in welchen Mangel an
                              									festen Brennmaterialien besteht, auf die Verwendung des flüssigen Heizstoffes
                              									angewiesen.
                           Fast in allen Ländern sind ernsthafte Versuche zur Verwendung flüssiger Brennstoffe
                              									gemacht worden.
                           In England begannen die Versuche auf Anregung und unter Leitung von Selwin im J. 1864 und dauern bis jetzt fort. Die
                              									Versuche, welche mit praktisch construirten Apparaten von Aydon, Selwin, Tarbuth u.a. auf Dampfschiffen verschiedener Tragfähigkeit
                              									ausgeführt wurden, scheiterten bis in die Gegenwart an den hohen Oelpreisen.
                           Zu gleicher Zeit stellte Audonin in Frankreich Versuche
                              									an, die Schweröle des Steinkohlentheeres für die Dampferzeugung verwendbar zu
                              									machen. Unterstützt von St. Cl. Deville und Kaiser Napoleon III wurden die Versuche später ausgedehnt und
                              									bewiesen die Ausführbarkeit und die Brauchbarkeit der Heizung mit flüssigen
                              									Brennstoffen; doch lag auch hier der hohe Oelpreis den weiteren Ausbeutungen im
                              									Wege.
                           In Ruſsland strebte Ingenieur SpakowskiGoulischambarow, Die Naphtaheizung auf Dampfschiffen
                                       												und Locomotiven St. Petersburg, 1883 S. 27. mit groſser
                              									Mühe die Einführung der flüssigen Brennstoffe zur Dampferzeugung an. Eine von
                              									demselben im J. 1866 construirte und später verbesserte Schiffskesselfeuerung gilt
                              									heute auf dem Kaspischen Meere als eine der besten. Es folgten dann
                              									Brennerconstructionen von Kamenski, Lenz, Brandt,
                                 										Urquardt u.a. Gegenwärtig sollen fast alle Dampfer des Kaspischen Meeres
                              									und der Wolga für flüssige Brennstoffe eingerichtet sein, denn die an verschiedenen
                              									Stellen Südruſslands entdeckten Rohöllager gestalten die Verhältnisse für die
                              									Verwendung flüssiger Heizstoffe hier günstiger als in westlichen Theilen.
                           Die Betheiligung Deutschlands an Heiz versuchen mit flüssigen Brennmaterialien blieb
                              									wegen geringfügiger Oelproduction und erheblichen Kosten, unter denen die letzte
                              									stattfindet, eine sehr beschränkte. Von den in dieser Richtung angestellten
                              									Versuchen wird später die Rede sein.
                           Auch Italien beschäftigt jetzt die Oelfeuerung.Engineering, 1887 II. S. 207. Die
                              									Regierung sandte im vorigen Jahre mehrere Ingenieure nach Ruſsland mit dem Auftrage,
                              									die Oelfeuerungen dort näher zu studiren.
                           Von anderen Ländern, welche die Erdölfeuerung mit Erfolg einführen können, sind zu
                              									nennen: BirmaEngineering, 1886 I. S. 534., welches
                              									bei Rangoon sehr bedeutende Erdöllager hat; dann AegyptenIron, 1886 I. S. 266., Afghanistan
                              									und Beludschistan. In Asien sind es: China, Japan und Java. In Südaustralien und auf
                              									Neuseeland sind Erdölquellen erschlossen; auch in Centralafrika. – Amerika besitzt
                              									reiche Erdöllager in Canada, in den Vereinigten Staaten, Mexiko, auf den Antillen,
                              									in Venezuela, Brasilien, Peru und besonders reiche in Argentinien.
                           Flüssige Heizstoffe finden wir somit in allen Erdtheilen, nur dürfte deren Ausbeutung
                              									zu diesem Zwecke sich in Folge zu groſser Transport- und Productionskosten nicht in
                              									dem Maſse verwerthen lassen, wie sie in Amerika und Ruſsland durchgeführt ist.
                           Die zur Dampferzeugung bisher hauptsächlich zur Verwendung kommenden flüssigen
                              									Brennstoffe können in folgende Arten gruppirt werden:
                           Rohes ErdölBusley, Zeitschrift des Vereins deutscher
                                       												Ingenieure, 1887 S. 992., welches früher in
                              									Pennsylvanien zu Locomotiv- und Schiffskesselfeuerung gebraucht wurde, kann jetzt
                              									dort wegen ungünstiger Preisverhältnisse gegenüber der Steinkohle, sowie wegen des
                              									sehr niedrigen
                              									Entflammungspunktes, der nach PelzerD. p. J. 1868 189
                                    											61. schon bei 15° C. liegt, für genannte Zwecke nicht
                              									vortheilhaft verwendet werden. Im kaukasischen Oelgebiete findet das Rohöl in Folge
                              									sehr günstiger Preisverhältnisse sehr häufig Verwendung als Heizmaterial. Das
                              									kaukasische Rohöl, welches weit weniger leichtflüchtige Oele als das pennsylvanische
                              									enthält, verliert die gefährlicheren Theile schon, wenn es 2 bis 3 Tage der Sonne
                              									oder Dampfwärme ausgesetzt ist, und ist dann nicht gefährlicher als die
                              									Destillationsrückstände des Rohöles.
                           Abgesehen von der sehr bestrittenen Gefährlichkeit ist es nicht besonders
                              									wirthschaftlich, mit Rohöl zu heizen, denn die Erfahrung lehrt, daſs der
                              									Brennstoffverbrauch mit der gröſseren Dünnflüssigkeit des Oeles zunimmt, und daſs
                              									mit ihr auch die Länge der Flamme derart wächst, daſs sie unter Umständen noch aus
                              									dem Schornsteine schlägt. – Die gesammte jährliche Erdölproduction der Erde läſst
                              									sich auf höchstens 6 Millionen Tonnen schätzen; davon kommen jetzt nahezu 2
                              									Millionen Tonnen auf den Kaukasus, etwa 3,5 Millionen Tonnen als Durchschnitt der
                              									letzten 6 Jahre auf Nordamerika, und auf sämmtliche anderen Gebiete zusammen
                              									höchstens 0,5 Millionen Tonnen. Stellt man dieser Production an flüssigem
                              									Heizmaterial den jährlichen Verbrauch an Steinkohlen gegenüber, der allein für die
                              									gesammten Dampfer der Erde auf rund 12 Millionen Tonnen geschätzt wird, so würde das
                              									zur Verfügungstehende flüssige Heizmaterial nicht einmal den ganzen Bedarf für die
                              									Schiffsfeuerung decken können.
                           Erdölrückstände der Brennöldestillation bilden in
                              									sämmtlichen Raffinerien der „Schwarzen Stadt“ bei Baku, auf den Dampfern des
                              									Kaspischen Meeres fast ausschlieſslich den Heizstoff. Auch viele das Schwarze Meer
                              									befahrende Dampfer, die Locomotiven der transkaukasischen, transkaspischen und der
                              									meisten südöstlichen russischen Bahnen brennen in der Mehrzahl Erdölrückstände.
                           Die kaukasischen Erdölrückstände, welche 50 bis 60 Proc. des Gewichtes der
                              									Brennöldestillation bilden, haben ein specifisches Gewicht von 0,900 bis 0,910; der
                              									Entflammungspunkt liegt bei 100° C.
                           Die Erdölrückstände von der Schmieröldestillation finden
                              									in Folge sehr beschränkter Verwendbarkeit und damit verbundenen niedrigen Preises
                              									jetzt und später in erster Linie Verwendung, obwohl dieselben nur in einem
                              									verhältniſsmäſsig geringeren Quantum zur Verfügung stehen. Dieselben müssen, ihrer
                              									Consistenz und leichten Erstarrung bei niedriger Temperatur wegen, mit leichteren
                              									Oelen verflüssigt werden.
                           Das Schieferöl, welches in England von Selwin als flüssiges Brennmaterial verwendet wurde, hat
                              									ein specifisches Gewicht von 1,050 bis 1,060 und Entflammungspunkt über 100° C. –
                              									Bei der jetzigen Jahresausbeute an solchen Rohölen zwischen 49 bis 50 Millionen
                              									Gallonen welche bei
                              									einem specifischen Gewichte von 0,88 bis 0,90 rund gerechnet nur etwa 200000t ausmachen, kann diese Menge auf keinen Falle den
                              									groſsen Bedarf, den England an solchen Oelen hat, decken.
                           Theeröle. – Die Destillationsrückstände des
                              									Steinkohlentheeres im specifischen Gewichte von 1,050 bis 1,060 fanden, wie schon
                              									erwähnt wurde, in den sechziger Jahren in Frankreich und England Verwendung.
                           
                        
                           
                              Verdampfungsversuche mit Erdöl und Erdölrückständen.
                              
                           Nach Versuchen von F. FoſsZeitschrift der Production, 1884 Nr. 4
                                    											(russisch). in der Maschinenfabrik von Bromley in Moskau sind:
                           1) in 24 Arbeitstagen 35566k,6 Erdölrückstände
                              									verbraucht, die dabei verdampfte Wassermenge betrug 449626l. – 1k
                              									Erdölrückstände verdampfte 12l
                              									,6 Wasser.
                           2) in 15 Arbeitstagen sind 22620k Erdölrückstände
                              									verbraucht und die damit verdampfte Wassermenge betrug 306270l. – 1k
                              									Erdölrückstände verdampfte 13l
                              									,52 Wasser.
                           
                              Im Mittel verdampfte mithin 1
                              k
                              Rückstände 13
                              l
                              ,06 Wasser.
                              
                           Ausgedehntere Versuche sind von BessonGorny Journal, 1887 Nr. 1 (russisch).
                              									im Herbste 1886 auf den Bohrfeldern der Gebr. Mirzoeff
                              									(Balachany-Sabuntschy) bei Baku mit drei Cornwall-Dampfkesseln ausgeführt worden.
                           Die Dampfkessel hatten folgende Dimensionen.
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser des Kessels
                                   4'
                                   4' 2''
                                   4' 3'''
                                 
                                 
                              
                                 Die Länge desselben
                                 15' 9''
                                 13' 2''
                                 16'
                                 
                                 
                              
                                 Durchmesser der Flammrohre
                                   2'
                                   2'
                                   2' 3''
                                 
                                 
                              
                                 Leistung in 
                                 13
                                 12
                                 16
                                 
                                 
                              
                                 Dampfspannung
                                 60 Pfd.
                                 50 Pfd.
                                 49 Pfd.
                                 Ueberdruck.
                                 
                              
                           Die Heizung geschah mittels Dampfzerstäubers. Der Verbrauch an Speisewasser und Erdöl
                              									wurde wie folgt ermittelt: Für das Erdöl wurde ein über dem Kessel stehendes
                              									eisernes Reservoir von 43⅛'' × 26¾ × 28'' Gröſse, entsprechend 449k,63 Erdöl, aufgestellt. Für das Wasser dienten
                              									zwei in der Erde eingegrabene communicirende Reservoirs von folgender Gröſse:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Innere Durchmesser
                                 50'',5
                                 58'',8
                                 
                              
                                 Tiefe
                                 55''
                                 56''
                                 
                              
                                 Gesammtinhalt = 151,67
                                    											Kubikfuſs.
                                 
                              
                           Der Verbrauch an Erdöl und Wasser wurde durch direktes Messen mittels Maſsstabes in
                              									den Beobachtungszeiten ermittelt. – Während der ganzen Beobachtungszeit wurde auf
                              									gleiche Höhe des Wasserstandes, sowie auf gleich bleibende Dampfspannung gesehen. –
                              									Die Temperatur des Speisewassers wurde mit einem hunderttheiligen Thermometer
                              									gemessen.
                           
                           Die Versuche dauerten einen Monat und wurden täglich einige Beobachtungen
                              									gemacht.
                           Die Versuchsresultate sind aus folgender Tabelle zu ersehen:
                           
                              
                                 Nr. derBeobachtungen
                                 Dauer derBeobachtungszeit
                                 Erdölverbrauch
                                 Wasserverbrauch
                                 Mittlere Temperaturdes
                                    											Speisewassers
                                 Lufttemperaturin Schalten
                                 Dampfspannungin den Kosten
                                 Menge verdampftenWassers auf
                                    											dieEinheitverbrauchtenErdöls bezogen
                                 
                              
                                 in Zollen derReservoirhöhe
                                 Verbrauchin einer Stunde
                                 in Zollen derReservoirhöhe
                                 Verbrauchin einer Stunde
                                 
                              
                                 
                                 Stunden
                                 
                                 k
                                 
                                 k
                                 C.-Grad
                                 C.-Grad
                                 Pfd.
                                 
                                 
                              
                                   1
                                 2
                                       89/16
                                 68,59
                                    14⅛
                                 545,61
                                 36
                                 26
                                 40
                                   8,00
                                 
                              
                                   2
                                     3,15
                                    11⅛
                                 54,84
                                    22½
                                 534,48
                                    39,2
                                 28
                                 50
                                   9,74
                                 
                              
                                   3
                                 3
                                    10½
                                 56,15
                                 20
                                 515,16
                                 38
                                 27
                                 45
                                   9,17
                                 
                              
                                   4
                                 2
                                     5½
                                 44,03
                                    11½
                                 443,79
                                    33,1
                                    30,2
                                 45
                                 10,00
                                 
                              
                                   5
                                     1,25
                                        515/32
                                 59,26
                                      111/32
                                 621,08
                                    35,3
                                    27,4
                                 35
                                 10,48
                                 
                              
                                   6
                                     2,45
                                     107/16
                                 60,24
                                     22¾
                                 638,59
                                 38
                                 31
                                 45
                                 10,60
                                 
                              
                                   7
                                     1,30
                                     6¾
                                 72,19
                                      149/16
                                 749,91
                                    39,7
                                 25
                                 45
                                 10,38
                                 
                              
                                   8
                                 3
                                 12
                                 64,07
                                     27½
                                 707,65
                                    33,3
                                 26
                                 45
                                 11,03
                                 
                              
                                   9
                                     2,15
                                       99/16
                                 64,07
                                 23
                                 461,80
                                 41
                                 25
                                 45
                                 11,57
                                 
                              
                                 10
                                     1,30
                                        423/32
                                 50,15
                                    11¾
                                 604,71
                                    39,2
                                    27,4
                                 45
                                 11,92
                                 
                              
                                 11
                                 2
                                       65/16
                                 63,84
                                 20
                                 772,66
                                    38,4
                                 28
                                 45
                                 12,10
                                 
                              
                                 12
                                 2
                                      8¼
                                 66,13
                                 23
                                 888,56
                                    39,6
                                 29
                                 45
                                 13,43
                                 
                              
                                 13
                                     2,10
                                   8
                                 51,89
                                     201/32
                                 709,15
                                 36
                                    26,2
                                 45
                                 13,65
                                 
                              
                                 14
                                 1
                                     3½
                                 56,15
                                 10
                                 772,01
                                 37
                                 28
                                 45
                                 13,75
                                 
                              
                                 15
                                 3
                                 11
                                 58,77
                                     31½
                                 811,13
                                    39,2
                                 31
                                 45
                                 13,80
                                 
                              
                           Es zeigt sich somit, daſs die Menge des verdampften Wassers, welche anfangs nur 8,0
                              									betrug, am Schlusse bis auf 13,8 sich steigerte; die geringen Schwankungen der
                              									Schluſsversuche von 13,65 bis 13,80 ergeben ein Mittel von 13l,725 verdampften Wassers.
                           Resultate weiterer Versuche:
                           
                              
                                 Nr. derBeobachtungen
                                 Dauer derBeobachtungszeit
                                 Erdölverbrauch
                                 Wasserverbrauch
                                 Mittlere Temperaturdes
                                    											Speisewassers
                                 Lufttemperaturin Schalten
                                 Dampfspannungin den Kosten
                                 Menge verdampftenWassers auf
                                    											dieEinheitverbrauchtenErdöls bezogen
                                 
                              
                                 in Zollen derReservoirhöhe
                                 Verbrauchin einer Stunde
                                 in Zollen derReservoirhöhe
                                 Verbrauchin einer Stunde
                                 
                              
                                 
                                 Stunden
                                 
                                 k
                                 
                                 k
                                 C.-Grad
                                 C.-Grad
                                 Pfd.
                                 
                                 
                              
                                 1
                                     1,45
                                 3
                                 40,93
                                     8½
                                 398,94
                                 33
                                 27
                                 35
                                 9,75
                                 
                              
                                 2
                                     2,30
                                    3⅜
                                 32,41
                                     6⅜
                                 305,14
                                 28
                                 26
                                 35
                                 6,50
                                 
                              
                                 3
                                     2,15
                                 4
                                 42,56
                                      1111/16
                                 443,27
                                 30
                                 26
                                 35
                                 10,41
                                 
                              
                                 4
                                 2
                                    3½
                                 41,74
                                 13
                                 557,83
                                 31
                                 27
                                 35
                                 13,37
                                 
                              
                           1k Erdöl verdampfte 13l,37 Wasser.
                           
                              Im Durchschnitte ist somit anzunehmen, daſs man bei den jetzt
                                 										gebräuchlichen Apparaten 13l,75 Wasser mittels
                                 										1
                              k
                              Erdöl verdampfen kann.
                              
                           Unter denselben Bedingungen ausgeführte Versuche mit Steinkohle an denselben Kesseln
                              									ergaben, daſs 1k Steinkohle 7l Wasser verdampfte; somit verhalten sich gleiche
                              									Gewichte Erdöl zu denen der Steinkohle wie 7 : 18,75 oder 1 : 1,96, rund 1 : 2.
                           
                              Das Verdampfungsvermögen des Erdöles ist somit doppelt so
                                 										groſs als das der Steinkohle.
                              
                           Ueber die in Fabrik Gerstewitz vorgenommenen
                              									Feuerungsversuche, mit Braunkohle und Producten der sächsischen Mineralölindustrie,
                              									bei welchen Verfasser mitzuwirken Gelegenheit hatte, ist bezüglich der Brennbarkeit
                              									der benutzten Brennstoffe, des Dampf- sowie Brennstoffverbrauches folgendes zu
                              									berichten:
                           Zu Brenn versuchen fanden Verwendung:
                           
                              
                                 1)
                                 Paraffinöl
                                 von
                                 0,850
                                 bis
                                 0,860
                                 spec.
                                 Gew.
                                 
                                 
                              
                                 2)
                                 „
                                 „
                                 0,870
                                 „
                                 0,890
                                 „
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 3)
                                 „
                                 „
                                 0,890
                                 „
                                 0,910
                                 „
                                 „
                                 ohne Harzemit Harzen gesättigt
                                 
                              
                           
                              
                                 4)
                                 Rohcreosot (schwach sauerreagirend)
                                 ohne Harzemit Harzen gesättigt
                                 
                              
                           
                              
                                 5)
                                 Destillirtes Creosotöl
                                 ohne Harzemit Harzen gesättigt
                                 
                              
                                 6)
                                 Oel- und Theerharze, roh
                                 
                                 
                              
                                 7)
                                 Oelgastheer, – Nebenproduct der Oelgasbereitung.
                                 
                                 
                              
                           Sämmtliche Paraffinöle, ob mit oder ohne Harzzusatz waren leicht entzündlich und
                              									zeigten intensive Verbrennung.
                           Rohcreosot, sobald gut entwässert und genügend erwärmt, zeigte ebenfalls leichte
                              									Entzündlichkeit und intensive Verbrennung auch dann, wenn dasselbe mit Harzen
                              									gesättigt wurde. Ueber destillirtes Creosotöl, ob mit oder ohne Harzzusatz, ist
                              									gleich günstig wie über Paraffinöle zu berichten.
                           Oel- und Theerharze brannten bei genügender Erwärmung und reichlichem Zuflüsse
                              									ebenfalls gut.
                           Oelgastheer bedurfte sorgfältiger Entwässerung und genügender Erwärmung, um bei
                              									leichter Entzündung intensive Verbrennung erreichen zu lassen.
                           Da die Paraffinöle im Vergleiche zu Creosotölen und den übrigen angeführten Producten
                              									im Preise bedeutend höher stehen und auch die Verarbeitung in gewissen Fällen höhere
                              									Verwerthung gestattet, so wurden nur mit destillirtem Creosotöl, Rohcreosot und
                              									Oelgastheer Heizversuche ausgeführt, um den Verbrauch nach Gewicht und Preis dem
                              									einer guten Steinkohle und erdigen Braunkohle gegenüber zu stellen.
                           Zu diesen Heizversuchen diente eine Lenz'sche
                              									Schlitz-Forsunka mit 25mm weitem Dampfrohre, 38 ×
                              										0mm,45 Schlitzweite und 10mm weitem Oelrohre.
                           
                        
                           
                              Destillationsversuche.
                              
                           Eine guſseiserne Destillirblase wurde mit Preſsöl gefüllt und mittels genannter
                              									Forsunka normal abgetrieben. Bei Benutzung von Oelgastheer sind während 9
                              									stündlicher Destillationsdauer verfeuert 230k
                              									Oelgastheer; 100k zu 3 M. angenommen ergab 6,90 M.
                              									Brennmaterialkosten; bei
                              									Benutzung von Rohcreosot, schwach sauer reagirend, sind verbraucht 298k Rohcreosot, 100k zu 2 M. angenommen, ergab 5,96 M. Brennmaterialkosten.
                           Dieselbe Blase mit gleichem Producte gefüllt und mit erdiger Braunkohle gefeuert,
                              									verbrauchte während derselben Destillationszeit (9 Stunden) 12hl = 800k
                              									erdiger Braunkohle; 1hl = 30 Pf. macht 3,6 M.
                              									Brennmaterialkosten.
                           Mit guter westphälischer Steinkohle (Nuſsschmiedekohle – von Gewerkschaft Germania), auf entsprechend weitem Roste gefeuert, war
                              									der Verbrauch während ebenfalls 9stündiger Destillationsdauer:
                           338k Steinkohle, 100k = 2,05 M. angenommen ergibt 6,93 M. Brennmaterialkosten.
                           Es stellt sich nun das Verhältniſs der verbrauchten Brennstoffe dem Gewichte nach
                              									bei
                           
                              
                                 
                                 erdiger Braunkohle
                                 Steinkohle
                                 Rohcreosot
                                 Gastheer
                                 
                              
                                 wie
                                 800
                                 :
                                 338
                                 :
                                 298
                                 :
                                 230k
                                 
                              
                                 das Verhältniſs der
                                    											Brennmaterialkosten
                                 
                              
                                 wie
                                 3,6
                                 :
                                 6,93
                                 :
                                 5,96
                                 :
                                 6,90 M.
                                 
                              
                           Diese Zahlen zeigen, daſs trotz des ungünstigen Heizeffectes der erdigen Braunkohle
                              									gegenüber dem der Steinkohle, des Rohcreosotes und des Gastheeres, die Heizkosten
                              									sehr gering sind. Die Braunkohlen-Industrie und die ihr naheliegenden Fabriken
                              									werden sich daher schon aus ökonomischen Rücksichten fernerhin der Braunkohle zu
                              									Heizzwecken bedienen; industrielle Etablissements jedoch, die entfernter von
                              									Kohlendistricten liegen, werden je nach dem Preise von festen Brennstoffen zur
                              									Oelfeuerung dann übergehen, wenn letztere auſser den früher erwähnten Vortheilen
                              									auch pekuniären Nutzen gewährt.
                           Theer- oder Oelharze direkt oder als Zusatz zu Oelen zu verfeuern, empfiehlt sich
                              									nicht, da die Verarbeitung der Harze zu Goudron oder Asphalt in gewissen Fällen eine
                              									höhere Verwerthung gestattet. Bezüglich des Preises für Rohcreosot sei bemerkt, daſs
                              									derselbe gleich dem des destillirten Creosotöles (100k 2 M.) gesetzt ist, da die Manipulationen, die nothwendig sind, um
                              									Rohcreosot als Handelswaare herzustellen – als Säuren, Auswaschen der suspendirten
                              									Salzkrystalle und völliges Entwässern – sich gleich kostspielig stellen wie eine
                              									Destillation, bei welcher Creosotöle als Nebenproducte genommen werden.
                           
                        
                           
                              Bestimmung des Dampfverbrauches des zu den erwähnten
                                 										Heizversuchen benutzten Zerstäubers.
                              
                           Der Zerstäuber wurde mit einer 40mm weiten,
                              									eisernen Kühlschlange durch ein 52mm weites
                              									Zwischenstück dicht verbunden, so daſs der bei ganz geöffnetem Ventile eingeleitete
                              									Dampf vollständig condensirte. Die Verbindung mit der Kühlschlange war so gewählt,
                              									daſs weder Stauung durch Reduction der Leitung, noch durch plötzliche
                              									Richtungsänderung entstehen konnte. Durch Einschaltung eines Dampfentwässerers gelangte der Dampf
                              									möglichst trocken in die Kühlschlange. In der Stunde condensirten bei einer
                              									mittleren Dampfspannung von 1at,6 in der
                              									Hauptleitung und 1at,2 vor der Mündungsstelle des
                              									Zerstäubers (doch innerhalb der Leitung) 6⅓k
                              									trockenen Dampf; bei 1at,1 in der Hauptleitung und
                              										0at,88 vor der Mündung 4k,2 Dampf.
                           Bestimmung der Kosten des verbrauchten Dampfes, unter
                              									Zugrundelegung von 13k,8 Wasserdampfung für 1qm Heizfläche der Dampfkessel und in der Stunde.
                              									Sechs Dampfkessel mit zusammen 437qm,71 Heizfläche
                              									verdampften in 1 Monat (744 Stunden, 31 × 24) 437,71 × 744 = 4494056k Wasser, die Kosten betrugen:
                           
                              
                                 22660hl Feuerkohle à 18
                                    											Pf.
                                 M.
                                 4078,80
                                 
                              
                                 Heizerlöhne
                                 „
                                   390,60
                                 
                              
                                 Antheilige Reinigungskosten
                                 „
                                     50,–
                                 
                              
                                 10 Proc. Amortisation und 5 Proc. Zinsen der
                                    											Kessel-    anlage
                                 „
                                   681,35
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 M.
                                 5200,75.
                                 
                              
                           Diese Summe auf die 4494056k verdampften Wassers
                              									vertheilt, gibt 0,12 Pf. Kosten, um 1k Wasser zu
                              									verdampfen oder 1k Dampf zu Erzeugen und 0,18 Pf.
                              									bei Annahme von 0,30 M. für 1hl Feuerkohle.
                           Der gesammte Dampfverbrauch eines Heizversuches mit dem erwähnten Zerstäuber während
                              									einer 9stündigen Destillationszeit berechnet sich somit zu nur 6⅓ × 9 × 0,18 = 10,25
                              									M. für trockenen Dampf und Einern noch hinzuzufügenden Werthe für antheilige
                              									Condensation in der Dampfleitung. Diese antheilige Condensation kann wie folgt
                              									bestimmt werden:
                           Angenommen, eine 25mm weite Dampfleitung von etwa
                              										10m,5 Länge liefere den Dampf, so betrüge die
                              									Dampfrohrmantelfläche dieser Leitung etwa 1qm; die
                              									Condensation für 1qm und Stunde zu 0k,5 angenommen (nicht gute Isolirung der Leitung
                              									vorausgesetzt) – so ergeben sich für 9 Stunden Destillationsdauer noch 4k,5 Dampfverbrauch durch Condensation, so daſs der
                              									Gesammtdampfverbrauch 6⅓ × 9 = 56k,97 für
                              									trockenen Dampf und 4k,50 für antheilige
                              									Condensation = 61k,47 à 0,18 Pf. = 11,06 M.
                              									beträgt.
                           Der Verbrauch des Versuchszerstäubers in der Stunde stellt sich somit auf:
                           
                              
                                 
                                   7k
                                 Dampf,
                                 
                              
                                 
                                 25k,6
                                 Oelgastheer,
                                 
                              
                                 oder
                                 27k,1
                                 destillirtes Creosotöl (aus früheren Versuchen),
                                 
                              
                                 bezieh.
                                 32k,2
                                 Rohcreosot.
                                 
                              
                           Einer eventuellen Calculation über Heizkosten von festen und flüssigen Brennstoffen
                              									würde noch das Plus hinzuzufügen sein, welches sich aus der Preisdifferenz zwischen
                              									Einkauf und Verkauf der Faſstagen ergibt.
                           Heizversuche an einem Einflammrohrkessel mit vorliegendem Planroste, einmal mit
                              									Braunkohle, und unter denselben Verhältnissen mit dunklem Paraffinöle, vom Sächsisch-Thüringischen Kesselverein ausgeführt,
                              									ergaben folgende Resultate:
                           Der benutzte Kessel hatte bei 8m,318 Länge, 1,726
                              									Durchmesser und 0m,837 Flammrohrweite 46qm,0 Heizfläche und 1qm,75 totale Rostfläche.
                           
                              
                                 Nutzbar gemacht wurden durch 1k Braunkohlen
                                 899,2
                                 W.-E.
                                 
                              
                                 Stündlich wurden an Kohlen verbrannt
                                 437k,8
                                 
                                 
                              
                                     „              „        „   Wasser von 0° in Dampf
                                    											von    100° verwandelt
                                 617k,9
                                 
                                 
                              
                                 Auf 1qm Heizfläche wurden
                                    											stündlich an Kohlen    verbrannt
                                     9k,52
                                 
                                 
                              
                                 Auf 1qm Heizfläche wurden
                                    											stündlich an Wasser    von 0° in Dampf von 100° verwandelt
                                 13k,43
                                 
                                 
                              
                                 Auf 1qm verdampfender
                                    											Oberfläche wurden stündlich    an Wasser von 0° in Dampf von 100°
                                    											verwandelt
                                   47k,4
                                 
                                 
                              
                                 Auf 1qm totaler Rostfläche
                                    											wurden stündlich an    Kohlen verbrannt
                                 250k,2
                                 
                                 
                              
                           Mit 1k Braunkohle wurden 1k,45 Wasser von 25° in Dampf von 3at,3 Ueberdruck verwandelt.
                           Mit 1k Braunkohle wurden 1k,41 Wasser von 0° in Dampf von 100°
                              									verwandelt.
                           Der Parallelversuch mit dunklem Paraffinöle als Brennmaterial wurde mit einer 25mm weiten Forsunka, die in einfacherer Weise
                              									hergestellt war, ausgeführt, und ergab folgendes:
                           Der mit Berücksichtigung einer kurzen Unterbrechung 5 Stunden und 30 Minuten
                              									andauernde Versuch ergab einen Wasserverbrauch von 3890k, einen Oelverbrauch von 448k.
                           Das Wasser hatte eine mittlere Temperatur von 22° C, das Oel ein
                              									spec. Gew. von im Mittel 0,893.
                           Die Dampfspannung ergab sich zu 3at,37 Ueberdruck im Mittel. Die gesammte Wasserverdampfung, um Wasser von
                              									0° in Dampf von 100° zu verwandeln, berechnet, stellt sich auf 3819k.
                           Die durch 1k Oel nutzbar
                              									gemachte Wärmemenge beträgt 5430 W.-E.
                           
                              
                                 Stündlich wurde an Oel verbraucht
                                   81k,4
                                 
                              
                                        „       wurden an Wasser von 0° in Dampf von
                                    											100°    verwandelt
                                 694k,4
                                 
                              
                                 Auf 1qm Heizfläche wurden
                                    											stündlich an Wasser von 0°    in Dampf von 100° verwandelt
                                   15k,1
                                 
                              
                                 Auf 1qm Heizfläche wurden
                                    											stündlich an Oel verbraucht
                                     1k,77
                                 
                              
                                 Auf 1qm verdampfender
                                    											Oberfläche wurden stündlich an    Wasser von 0° in Dampf von 100°
                                    											verwandelt
                                   53k,25.
                                 
                              
                           Mit 1k Oel wurden 8k
                              									,68 Wasser von 22° C. in Dampf von 3at,4 Ueberdruck verwandelt. Mit 1k Oel wurden 8k
                              									,52 Wasser von 0° C. in Dampf von 100° verwandelt.
                           Der theoretische Heizwerth des Oeles berechnet sich auf 9100 W.-E., sonach die
                              									Ausnutzung 59,7 Proc.
                           Bezüglich des Dampfverbrauches wurde ermittelt, daſs in 10 Minuten 10k Dampf – in der Stunde 60k – verbraucht wurden, eine Zahl, die bei der
                              									benutzten Dampfspannung von 3at,37, bei
                              									entsprechend weiter Dampfaustrittsöffnung der Forsunka und dem angegebenen hohen
                              									Oelverbrauche nicht zu groſs erscheint.
                           
                           Aus den angeführten Versuchsresultaten ist zu ersehen, daſs das Verdampfungsvermögen
                              									der flüssigen Brennmaterialien gröſser ist, als das der festen; doch darf bei
                              									Schätzung des einen oder anderen Materials nicht nur das absolute
                              									Verdampfungsvermögen der Brennmaterialien in Betracht gezogen werden, sondern auch
                              									die Wärmemenge, welche nutzbar gemacht werden kann. Bei festen Brennmaterialien
                              									werden gewöhnlich nur 80 Proc. des Verdampfungsvermögens des Heizmaterials
                              									ausgenutzt, die übrigen 20 Proc. gehen verloren. Es rührt dies daher, daſs bei
                              									Heizung mit festen Materialien der Verlust an Wärme viermal gröſser ist als bei den
                              									flüssigen. Bei Heizung mit den ersteren ist am Schornsteine meistens ein schwarzer
                              									Qualm zu bemerken, der von unvollständiger Verbrennung herrührt. Versuche, eine
                              									vollständige Verbrennung bei festen Materialien zu erzielen, gelangen bisher nur auf
                              									Kosten der entwickelten Wärme. Ein Ueberschuſs von Luft, welcher zur vollständigen
                              									Verbrennung nöthig wird, wirkt abkühlend. Bei richtig eingerichteter und gut
                              									functionirender Zerstäubungsfeuerung mit flüssigen Brennmaterialien ist kein
                              									Luftüberschuſs nothwendig und entweichen aus dem Schornsteine nur
                              									Verbrennungsgase.
                           Auch der Nutzeffect eines Kessels ist bei Heizung mit
                              									flüssigem Brennmaterial viel gröſser als bei Anwendung anderer Brennmaterialien. Scheurer-Kestner und Mennier fanden, daſs der Nutzeffect bei Kohle zwischen 0,5 und 0,62
                              									schwankte, während Besson bei seinen Versuchen mit
                              									Erdöl die Zahl 0,8 ermittelte. Letzterer arbeitete mit einem Dampfkessel, dessen
                              									Dampfspannung 45 Pfund betrug, entsprechend einer Dampftemperatur von 135° C; 1k trockener Dampf enthält bei dieser Temperatur
                              									eine Wärme von 606,5 + 0,305 × 135 = 648 Calor. Nimmt man an, daſs das Erdöl rund
                              									11000 W.-E. entwickelt, so ergibt sich, daſs diese Wärmemenge gleich ist
                              										\frac{11000}{648}, entsprechend der Wärmecapacität von 17k trockenem Dampfe. Das Verdampfungsvermögen von
                              										1k Erdöl zu 13,75 im Durchschnitte angenommen,
                              									ergibt einen Nutzeffect bei Heizung mit Erdöl von
                           
                              \frac{13,75}{17}=0,8.
                              
                           Hat es bisher an Normen gefehlt, nach denen die Leistungsfähigkeit der Forsunken zu
                              									beurtheilen ist, so haben in dieser Richtung die Versuche Prof. Thieme'sPrakt. Cursus der Dampfmaschinen, Supplem.-Bd. I
                                    											(russisch). werthvolle Anhaltspunkte ergeben. – Thieme nimmt an, daſs der Verbrauch an Dampf 10
                              										Proc.Nach Engineer, 1886 Nr. 1795, verbrauchen
                                    											Forsunken 8 bis 12 Proc. Dampf; nach Angaben von A.
                                       												Wossnesensky, Naphtaheizung (Kiew 1882 S. 37, Russisch), verbraucht
                                    											die Lenz'sche Forsunka ½ Proc; nach Angaben von
                                    												A. Wasiljew, Naphtaheizung (Berg- und Hüttenzeitschrift, 1887 Nr. 3 S. 356,
                                    											russisch) entsprach der Dampfverbrauch einer Forsunka von Schirokow 0,66 , der betreffende
                                    											Dampfkessel hatte 14  und speiste 21 Forsunken. von dem
                              										im Kessel gebildeten
                              									betrage, daſs ferner die Verdampfungsfähigkeit des Erdöles zweimal so groſs als die
                              									der Steinkohle ist, so daſs 1k Erdöl 15 bis 16k Dampf entwickelt, daſs ferner der Verbrauch an
                              									Erdöl im Vergleiche zu dem an Dampf in einer Forsunka im Gewichtsverhältnisse
                              									von
                           1 : 1,5 = 0,7
                           stehe.
                           Bei Injectoren ist das Gewichtsverhaltniſs des Wassers zum Dampfe
                           12 : 1 = 12.
                           Die Condensation des Dampfes in der Forsunka ist somit verschwindend, der Dampf wird
                              									nur zur Pulverisation des Erdöles verbraucht.
                           Bezeichnet p die Dampfspannung im Dampfkessel, p1 den
                              									Atmosphärendruck,
                           (p und p1 in Kilo für 1qm)
                           g = 9m,81 die Beschleunigung der Schwere, d die
                              									Dichte, d.h. Gewicht von 1cbm Dampf, von der
                              									Spannung p, w1 den
                              									Querschnitt der Dampfausströmungsöffnung, so ist der Dampfverbrauch einer Forsunka
                              									in Kilo in 1 Secunde:
                           P=K\,.\,w^1\,.\,d\,\sqrt{2\,g\,\frac{p-p^1}{d}} . . . . . .
                              									. . . . 1)
                           wo K der Coefficient ist, der
                              									für
                           
                              
                                 conische
                                 Mundstücke:
                                 K = 0,90
                                 
                              
                                 gerade
                                 „
                                 K = 0,64 zu setzen ist.
                                 
                              
                           Die Ausströmungsgeschwindigkeit des Dampfes in Millimeter ist:
                           V_1=0,975\,\sqrt{2\,g\,\frac{p-p^1}{d}} . . .
                              									. . . . . . . 2)
                           worin 0,975 der Coefficient ist.
                           Die Gesammtausströmungsgeschwindigkeit von Dampf und Erdöl:
                           
                              
                                 V(1,5 + 1) = 1,5v1
                                 
                              
                                 V = 0,6v1
                                 . . . . . . . . . . 3)
                                 
                              
                           Das Erdölquantum, welches in 1 Secunde durch die Ausströmungsöffnung w tritt, ist:
                           \frac{P_1}{d_1}=K\,.\,w\,.\,v . . . . . . . .
                              									. . 4)
                           wenn d1 die Dichte, d.h. das Gewicht von 1cbm
                              									Erdöl = 870k im Mittel und v die Geschwindigkeit in Millimeter in 1 Secunde ist, die wie bei
                              									Injectoren von 2 bis 5mThieme, Prakt. Curs. d. Dampfmaschinen, Bd. 1 S.
                                    											246 (russisch). variirt.
                           Beispiel. Es soll die Gröſse einer
                              									Forsunka mit flacher Ausströmung bestimmt werden, die von einem 25pferdigen Kessel
                              									mit 4at Spannung gespeist wird. Angenommen, daſs
                              									für die Stunde bei guter Isolirung 20k Dampf für 1
                              									 erzeugt werden, so ist der secundliche Dampfverbrauch der Forsunka:
                           
                           
                              
                                 
                                    P=0,1\,\frac{25\,.\,20}{3600}=\infty\,0^k,014
                                    
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    p
                                    
                                 = 10334.4 = 41336k
                                    											für 1qm
                                 
                              
                                 
                                    p
                                    1
                                    
                                 = 10334k für 1qm
                                 
                              
                                 2g
                                 = 19m,62,
                                 
                              
                           Dichte des Dampfes bei 4at:
                           d = 2k,23.
                           Diese Werthe in Formel 1 gesetzt:
                           
                              P=0,014=0,64\,.\,w_1\,.\,2,23\,\sqrt{19,62\,\frac{31002}{2,23}}
                              
                           0,014 = 745,6.w1
                           ergeben w1
                              									= 0,000019qm = 19qmm.
                           Die Schlitzbreite zu ¾mm
                              									angenommen, so ergibt sich die Schlitzlänge:
                           19.4/3 = 26mm.
                           Einem Dampfverbrauche von 0k,014
                              									in der Secunde entspricht ein Verbrauch von
                           
                              0,7\,.\,0,014=\infty\,0^k,1=\frac{0,01}{870}=0^{cbm},0000115\
                                 										\mbox{Erdöl}.
                              
                           Bei v = 5m Geschwindigkeit ist die Ausfluſsöffnung für Erdöl:
                           w=\frac{0,00001115}{0,64\,.\,5}=0,000047^{qm}=47^{qmm}..
                           Mit Hilfe obiger Formeln ist es leicht, die Gröſse einer Forsunka z.B. für eine
                              									Feuerungsanlage zu bestimmen, welche bisher mit Steinkohlen geheizt wurde und deren
                              									Steinkohlenconsum für die Schicht bekannt ist.
                           Ist A der Steinkohlenverbrauch für 24 Stunden in Kilo,
                              									so würde \frac{A}{2} der Erdölverbrauch in derselben Zeit, wenn
                              									der Heizeffect des Erdöles zweimal so groſs als der der Steinkohle angenommen wird
                              									und \frac{A}{2\,.\,24\,.\,3600} der Erdölverbrauch in Kilo in der
                              									Stunde sein. Es ist nun
                           
                              0,7\,.\,P=\frac{A}{2\,.\,24\,.\,3600}
                              
                           und
                           
                              P=\frac{A}{2\,.\,24\,.\,3600\,.\,0,7}
                              
                           der secundliche Dampfverbrauch der Forsunka.
                           w1, sowie die übrigen Werthe lassen sich bestimmen, da
                              									die Werthe d, p bekannt sein müssen.
                           Man wird die aus den Formeln sich ergebenden Querschnitte etwas gröſser nehmen, um
                              									für alle Fälle gesichert zu sein, denn eine Regulirung kann durch eingeschaltene
                              									Ventile erfolgen, falls die Forsunka selbst in ihrer Construction nicht schon
                              									verstellbar ist.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)