| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 392 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									20.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           
                              Aluminium, Magnesium, Alkalimetalle, Eisen-, Mangan-, Chrom-
                                 										und Aluminiumlegirungen.
                              
                           Die technische Darstellung von Aluminium und Magnesium ist, abgesehen von den
                              									pyrochemischen Darstellungsmethoden, bisher nur durch Elektrolyse der feuerflüssigen
                              									Salze gelungen. Wenigstens ist es bisher nicht bekannt geworden, daſs durch die
                              									Elektrolyse der wässerigen Lösungen (vgl. D. p. J.,
                              									1888 268 125) irgendwie nennenswerthe Erfolge erzielt
                              									worden seien. G. Nahnsen und J. Pfleger in Hannover
                              									haben nun (vgl. D. R. P. Nr. 46753 vom 2. August 1888) gefunden, daſs die bei der
                              									Elektrolyse wässeriger Lösungen theils durch Reactionswärme, theils durch künstliche
                              									Wärmezufuhr zwecks erhöhter Leitungsfahigkeit des Elektrolyten erzielte höhere
                              									Temperatur stets die Bildung von Oxydhydrat veranlasse, zumal das Aluminium, welches
                              									bei 70 bis 80° schon das Wasser zersetze, bei der elektrolytischen Zerlegung in
                              									statu nascenti auftrete und eben deshalb leichter auf das Wasser einwirken
                              									könne.
                           Die elektrolytische Abscheidung von Aluminium u.s.w. soll aber in cohärenter Form und
                              									ohne Nebenzersetzung vor sich gehen, wenn man im Gegensatze zu den bisher üblichen
                              									Verfahren den Elektrolyten durch geeignete Abkühlmittel abkühlt, wie z.B. durch
                              									Einleiten von stark abgekühlter Luft in die zu elektrolysirende Lösung oder durch
                              									Circulirenlassen von Chlorcalciumlauge in Kühlschlangen. Die Erfinder geben an, daſs
                              									bei + 4° C. sämmtliches Metall aus dem Elektrolyten gewonnen werden kann.
                           Es ist zu beachten, daſs die Lösungen der betreffenden Salze stark und gleichmäſsig
                              									concentrirt sein müssen. Zu diesem Zwecke wird zu positiven Elektroden entweder
                              									Retortenkohle verwendet, welche mit den Oxydhydraten der betreffenden Metalle
                              									getränkt ist, oder man läſst den Elektrolyten durch eine Reihe von Kästen flieſsen
                              									und schaltet dabei zwischen den Elektrolysirgefäſsen Kästen ein, in welchen die Metalloxydhydrate
                              									zugeführt und durch ein Rührwerk aufgerührt werden.
                           A. Feldmann in Linden schmilzt zum Zwecke der Gewinnung
                              									von Aluminium und dessen Legirungen die Fluorverbindungen des Aluminiums mit den
                              									Chloriden der Metalle der alkalischen Erden und unterwirft die geschmolzene Masse
                              									der Einwirkung des elektrischen Stromes oder der chemischen Wirkung eines
                              									Alkalimetalles (Engl. Pat. Nr. 12575 v. J. 1887).
                           August Winkler in Görlitz benutzt nach dem D. R. P. Nr.
                              									45824 vom 15. Mai 1888 geschmolzene phosphorsaure oder borsaure Thonerde oder eine
                              									Mischung beider Verbindungen als Elektrolyt.
                           L. Grabau in Hannover benutzt gekühlte Gefäſse, um aus
                              									der Schmelzmasse selbst eine Kruste an den Wänden des Reductionsgefäſses zu bilden
                              									(Engl. Pat. Nr. 15593 v. J. 1887). Wir werden auf das D. R. P. näher
                              									zurückkommen.
                           Derselbe Erfinder schlägt ein Verfahren zur continuirlichen Schmelzung oder auch zur
                              									Reduction mittels des elektrischen Lichtbogens vor (D. R. P. Nr. 44511 vom 23.
                              									November 1886), welches dadurch gekennzeichnet ist, daſs die Schmelzung nicht direkt
                              									durch den Lichtbogen selbst erfolgen soll, sondern innerhalb eines flüssigen Poles
                              									unter der Oberfläche und durch die Hitze desselben. Das zu schmelzende Material d wird nicht von oben in den Schmelzofen gebracht,
                              									sondern als Pulver entweder mittels einer Preſsvorrichtung d1 (Fig. 1) durch den Boden
                              									des Tiegels a oder in Stabform (Fig. 2) von der Seite her
                              									unter den flüssigen Pol c gebracht. Das Schmelzgut
                              									flieſst durch das Rohr e ab. Die mitabflieſsende
                              									Polmasse wird beständig durch den zugleich als positiven Leitungsdraht dienenden
                              									Metallstab f von oben oder von der Seite her ergänzt.
                              									Mittels einer Zufuhrvorrichtung g wird letzterer in
                              									erforderlichem Maſse in die flüssige Polmasse c des
                              									Tiegels a vorgeschoben. Der sich beständig ergänzende
                              									Metallpol ist jedoch nur dann erforderlich, wenn es sich um Schmelzung von
                              									Materialien handelt, welche auch im flüssigen Zustande den elektrischen Strom nicht
                              									leiten. Besonders geeignet hält der Erfinder das Verfahren zur Gewinnung von
                              									Aluminiumbronze aus einer Mischung von Thonerde, Kohle und Kupfer.
                           Um Legirungen von Aluminium mit anderen Metallen herzustellen, mischt Andrew Mann in London nach dem D. R. P. Nr. 45775 vom
                              									20. December 1887 Aluminiumsulfat mit einem Metallchlorid (Chlornatrium,
                              									Chlorkalium, Chlorammonium) und erhitzt die Masse in einer Retorte, wobei sich die
                              									folgende Umsetzung vollziehen soll:
                           Al2(SO4)3 + 6NaCl = Al2Cl6 + 3NaSO4 . . . . . . . . . . (I)
                           Die Masse wird alsdann mit Calciumoxyd versetzt und für einige Wochen liegen
                              									gelassen, während welcher Zeit sich durch die Einwirkung des Chloraluminiums in der
                              									Masse Chlorcalcium bildet:
                           3CaO + Al2Cl6 = 3CaCl2 + Al2O3 . . . . . . . .
                              									. . (II)
                           
                           Eine zweite Menge von schwefelsaurer Thonerde wird mit einem geeigneten
                              									Reductionsmittel, vortheilhaft mit fein vertheilter Knochenkohle u.s.w., gemischt
                              									und alsdann der aus der ersten Operation gewonnenen Masse zu gleichen Theilen
                              									zugesetzt. Das Ganze enthält jetzt die Bestandtheile der Masse der ersten Operation,
                              									sowie Aluminiumsulfit, welches sich aus dem Gemische des Sulfats mit dem
                              									Reductionsmittel gebildet hat, nach folgender Gleichung:
                           Al2(SO4)3 + 12C = Al2S3 + 12CO . . . . . . . . . . (III)
                           Diese Reaction tritt unter dem Einflüsse der Hitze während der darauf folgenden
                              									Operation ein.
                           Die Masse wird im Verhältnisse von 1 zu 2 mit dem geschmolzenen oder in kleine Stücke
                              									oder in Pulverform gebrachten Metalle, dessen Legirung mit Aluminium erzielt werden
                              									soll, in einem geeigneten Ofen auf Schmelzhitze erhitzt, worauf sich die Legirung
                              									bildet.
                           Die chemische Reaction zwischen dem zu legirenden Metalle und den nach Gleichungen I,
                              									II und III erzielten Verbindungen findet, wenn Kupfer legirt werden soll, nach
                              									folgender Gleichung statt:
                           Al2Cl6 + Al2S3
                              									+ 3CaCl2 + 6Cu = 6CuCl2 + 3CaS + 4Al
                           (in Legirung mit überschüssigem Kupfer).
                           Da Aluminiumlegirungen mit Kupfer allein hart und spröde werden, so setzt man, um
                              									dieses zu vermeiden, dem Kupfer vor dem Schmelzen etwas Zink oder Messing zu.
                           F. Hornung in Berlin und F. W.
                                 										Kasemeyer in Bremen haben eine Vorrichtung zur elektrolytischen Gewinnung
                              									von Alkalimetallen und Magnesium aus ihren Chloriden vorgeschlagen (D. R. P. Nr.
                              									46334 vom 29. Januar 1888).
                           A ist die mit äuſserem Eisenmantel versehene Anode (Fig. 3), welche
                              									gleichzeitig auch den Schmelztiegel bildet. In dieselbe ist am Rande ein Ringdeckel
                              										P aus Porzellan dicht eingesetzt mit einem Kanäle
                              										P1, an welchem sich
                              									eine Ableitung C anschlieſst. In diesen Ringdeckel wird
                              									eine Porzellanhülse S eingehängt, welche so lang ist,
                              									daſs sie immer genügend tief in die Schmelze eintaucht. Durch diese Hülse wird
                              									sodann die aus Eisen oder anderem passenden Metalle hergestellte hohle Kathode K in die Anode eingesenkt. Um das obere Ende der
                              									Kathode ist eine Kammer K1 gebildet, welche sich mit ihrer Unterste auf den Ringdeckel P und die Hülse S dicht
                              									aufsetzt. Diese Kammer ist auf der Oberseite geschlossen, auf der Unterseite dagegen
                              									mit zahlreichen Perforationen k versehen (Fig. 4), durch
                              									welche sie mit dem Raume zwischen Hülse S und Kathode
                              										K frei communicirt. Ferner zweigt sich seitlich von
                              									der Kammer ein Ableitungsstutzen M ab.
                           Durch die an beiden Enden offene Kathode wird es ermöglicht, die Schmelze in der
                              									Anode auf einem solchen Niveau zu halten, daſs jede Communication zwischen den
                              									beiden von der Hülse S gebildeten Räumen aufgehoben
                              									bleibt.
                           
                           Das während der Zersetzung der Schmelze an der Anode sich ausscheidende Chlorgas und
                              									die an der Kathode sich ausscheidenden Metalldämpfe werden durch die Hülse von
                              									einander getrennt gehalten und zwingt diese ersteres, den Weg nach der Ableitung C und letztere den Weg nach der Ableitung M zu nehmen.
                           Der Patentanspruch lautet: „Die elektrolytische Gewinnung von Alkalimetallen und
                                 										Magnesium mittels einer Zersetzungszelle, welche aus einem die Anode bildenden
                                 										Kohlentiegel und einer hohl gestalteten Kathode zusammengesetzt ist, durch
                                 										welche letztere die Nachfüllung geschieht, um die Schmelze beständig auf
                                 										derselben Höhe zu erhalten.“
                           Offenbar erstreckt sich nach dieser Fassung der Schutz auf eine Combination, welche
                              									einem bestimmten Verfahren angepaſst ist, da die Zuführung der Beschickung durch
                              									eine hohle Elektrode schon von Cowles (D. p. J., 1887 265 550)
                              									vorgeschlagen wurde.
                           Das Verfahren der Aluminiumdarstellung von Curt Netto,
                              									welches bereits in D. p. J., 1888 269 398, angedeutet wurde, ist unter Nr. 45198 vom 26. März 1887 ab im
                              									Deutschen Reiche patentirt worden.
                           Nach diesem Verfahren ist es erforderlich, daſs die Körper, welche auf einander
                              									einwirken sollen, zunächst getrennt von einander für die nachherige Umsetzung
                              									vorbereitet werden, daſs diese Umsetzung möglichst augenblicklich bewirkt und der
                              									Prozeſs nach beendeter Umsetzung plötzlich unterbrochen wird.
                           Das Verfahren wird daher wie folgt ausgeführt: 100 Gew.-Th. Kryolith und 30 bis 100
                              									Gew.-Th. abgeknistertes Kochsalz werden in einem feuerfesten Thontiegel bei Rothglut
                              									unter aufgesetztem Deckel zur Vermeidung von Verflüchtigung geschmolzen. Sobald die
                              									Masse vollständig flüssig ist, werden 35 Gew.-Th. Natrium in einem oder auch
                              									mehreren Stücken mittels eines später zu beschreibenden Gezähes auf den Boden des
                              									Bades eingeführt. Die Umsetzung tritt sofort ein und ist schon nach wenigen
                              									Augenblicken oder Minuten beendet, worauf man den Tiegel aus dem Feuer nimmt und
                              									seinen Inhalt in eine tiegelartige guſseiserne Form gieſst, um eine rasche
                              									Erstarrung der Masse zu erzielen. Nach dem Festwerden derselben wird die Form
                              									umgestürzt und das Aluminium, welches in einem einzigen Klumpen nahe am Boden der
                              									Form vereinigt ist, durch einige Hammerschläge von der Schlacke getrennt.
                           Damit der Prozeſs völlig gelingt, ist vor Allem erforderlich, daſs die Schmelze vor
                              									dem Einbringen des Natriums gut flüssig ist. Das Schmelzen darf einerseits nicht zu
                              									lange dauern, um die Auflösung von Silicium aus den Gefäſswänden zu beschränken,
                              									andererseits aber auch der leicht eintretenden Verflüchtigung und hieraus sich
                              									ergebenden Zähflüssigkeit des Bades wegen bei nicht zu hoher Temperatur geschehen.
                              									Zur Vermeidung von Explosionen beim Einführen des Natriums in die flüssige Schmelze
                              									darf das Natrium keine Hohlräume, keine Feuchtigkeit, kein Oel, keinen Asphalt oder
                              									sonstige Kohlenwasserstoffverbindungen enthalten. Es ist daher vorzuziehen, das
                              									Natrium unmittelbar vor seiner Benutzung in einem verschlossenen eisernen Tiegel
                              									umzuschmelzen, in geeignete Formen zu gieſsen und nach dem Erstarren gegen
                              									Feuchtigkeit zu schützen. Bei diesem Umschmelzen sind weitere Vorsichtsmaſsregeln
                              									nicht erforderlich, nur ist eine möglichst niedere Temperatur anzuwenden und alles
                              									Wasser natürlich fernzuhalten. Das Einführen des Natriums in das Bad muſs derart
                              									erfolgen, daſs das Metall nicht an der Oberfläche des Bades zum Schmelzen kommt, da
                              									es ebenso wenig möglich wäre, das flüssige, specifisch leichtere Natrium
                              									unterzutauchen, wie z.B. Oel unter Wasser zu bringen. Das Natrium Würde in diesem
                              									Falle also zum gröſsten Theil unbenutzt verbrennen.
                           Um daher das Natrium in fester Form schnell in die flüssige Schmelze, und zwar bis
                              									auf den Boden des Bades einzuführen, bedient man sich zweckmäſsig eines Gezähes
                              										(Fig. 5
                              									bis 9),
                              									welches aus einem Anfachen Eisenstab s besteht.
                           Um Abkühlung möglichst zu vermeiden, spieſst man das Stück Natrium g an diesen Stab s,
                              									erwärmt die Scheibe a bis zur Rothglut, bringt den Stab
                              										s und Scheibe a mit
                              									Stange t bereits auſserhalb des Tiegels T in die aus Fig. 8 und 9 ersichtliche
                              									gegenseitige Lage und taucht dann das Ganze plötzlich bis auf den Boden des Tiegels
                              										T ein, ehe noch das Natrium Zeit findet, an der
                              									Oberfläche des Bades zu schmelzen und in Brand zu gerathen. Die Scheibe a verhindert hierbei, daſs das specifisch leichte
                              									Natrium nach dem Eintauchen in die Hohe steigt, während die in der Scheibe
                              									angeordneten Löcher i ein vertheiltes Aufsteigen des
                              									geschmolzenen Natriums in dem Bade gestatten.
                           Der sofortige Eintritt der von einer Flammenerscheinung begleiteten Umsetzung wird an
                              									dem lebhaften Aufwallen der ganzen Masse, sowie an dem Erzittern der beiden
                              									Eisenstäbe s und t
                              									wahrgenommen. Sobald diese Erscheinungen aufhören, was nach wenigen Augenblicken
                              									oder Minuten schon der Fall ist, kann man die Umsetzung als beendet erachten und den
                              									Tiegel seines Inhaltes entleeren.
                           In Folge der äuſserst kurzen Dauer der Umsetzung hat die Einführung des eisernen
                              									Gezähes in das Bad keine nachtheilige Einwirkung auf die Reinheit des
                              									Aluminiums.
                           Je höher die Flüssigkeitsschicht des geschmolzenen Kryoliths ist, desto vollständiger
                              									wird ein Entweichen von Natriumdämpfen verhindert. Diese Höhe sollte daher nicht
                              									unter 30cm betragen.
                           Man kann jedoch auch andere Vorrichtungen verwenden, um das Natrium in das flüssige
                              									Bad einzutragen.
                           Das Gezähe, welches sich zweckmäſsig als Taucher bezeichnen läſst, kann z.B. die
                              									Gestalt einer Glocke haben oder in einem hohlen Gefäſse von irgend einer Form, als
                              									Kugel, Cylinder, Ellipsoid, mit durchlochten Wandungen bestehen. Fig. 10 zeigt einen
                              									solchen Taucher. Das aus
                              									dünnem Schmiedeeisen hergestellte hohle Gefäſs a
                              									enthält eine Anzahl Oeffnungen i und ist an der
                              									eisernen Stange t befestigt. Dieses Gefäſs setzt man in
                              									die zweitheilige Form h, welche dasselbe dicht
                              									umschlieſst, gieſst darauf flüssiges Natrium durch den mit der Oeffnung f correspondirenden Einguſstrichter e ein, bis a gefüllt ist,
                              									läſst das Natrium erstarren und entfernt dann die Form h von dem Gefäſse a. Der so hergestellte
                              									Taucher ist nun zum Gebrauche fertig.
                           Fig. 11 zeigt
                              									einen Tiegel F, der als Schmelz- und Reductionsgefäſs
                              									dient. Nachdem dessen Inhalt geschmolzen ist, nimmt man ihn aus dem Ofen und deckt
                              									ihn mit einem gutschlieſsenden Deckel D zu, welcher
                              									mittels an seiner unteren Seite angeordneter Dorne oder Vorsprünge l eine Natriumscheibe g
                              									trägt. Durch eine entsprechend geformte Zange k, welche
                              									mit einer ringförmigen Klaue den unteren Theil des Tiegels mit der anderen,
                              									gleichfalls ringförmigen Klaue den cylindrischen Knopf u des Deckels D umfaſst, drückt man den
                              									Deckel fest auf und stürzt den Tiegel beliebig oft, wobei noch vorhandenes Natrium
                              									in Folge seines geringeren specifischen Gewichtes immer wieder durch die
                              									geschmolzene Masse nach oben steigt, bis sämmtliches Natrium gebunden bezieh.
                              									aufgebraucht ist.
                           Handelt es sich um Darstellung von eisenhaltigem, aber siliciumarmen Aluminium für
                              									die Erzeugung des Mitismetalles, so kann der in Fig. 12 dargestellte
                              									Converter benutzt werden.
                           Das eiserne, auf der Welle xx angeordnete cylindrische
                              									Gefäſs T wird mit der zu zersetzenden
                              									Aluminiumverbindung und dem Fluſsmittel durch die Einfüllvorrichtung o beschickt. Das Ende n
                              									des Heizrohres r mit dem Gasgenerator durch die Leitung
                              										q in Verbindung gesetzt und durch p Luft zugeleitet. Sobald die das Rohr r durchstreichende Flamme die Charge zum Schmelzen
                              									gebracht hat, wird durch die Einfüllvorrichtung o
                              									festes oder flüssiges metallisches Natrium eingetragen, die Einfüllvorrichtung o verschlossen, die Verbindung von n mit q gelöst und und der
                              									Converter T mittels der Riemenscheibe w in Rotation versetzt. Nach der kurz darauf
                              									vollendeten Umsetzung bringt man den Converter in die senkrechte Lage, öffnet m und läſst Schlacke und Aluminium in einen
                              									transportablen Stechtiegel laufen. Natürlich kann man auch einen ausgefütterten
                              									Converter anwenden, welcher dann also ein eisenarmes Product liefert.
                           Nach der englischen Patentschrift Nr. 17532 vom 20. December 1887 will Netto das flüssige Natrium in das feuerflüssige
                              									Kryolithbad hineinpumpen.
                           Zu diesem Zwecke werden der Natriumbehälter H (Fig. 13), die
                              									durch einen Wasserdruckkolben J betriebene Kolbenpumpe
                              										G und ein kleiner Regulator K innerhalb einer auf etwa 100° erhitzten Kammer L angeordnet, so daſs das hier geschmolzene Natrium durch die Leitung C nach dem Raume E und von
                              									da durch den durchlöcherten Boden F in den Kippbehälter A gepumpt werden kann. Das Rohr C kann auch von oben in das Bad eingeführt werden (Fig. 14) und ist dann am
                              									unteren Ende mit einer Brause E, deren Durchbohrungen
                              										F nach oben gerichtet sind, versehen, um das
                              									Natrium in möglichst feiner Vertheilung in das Kryolithbad einzuführen.
                           Der Hauptvortheil der eigenthümlichen Art und Weise, wie Netto die an sich bekannte Reaction zur Ausführung bringt, soll darin
                              									begehen, daſs das Ausbringen des metallischen Aluminiums sowohl im vergleiche mit
                              									dem Gehalt des Gemenges an Aluminium, als auch mit Bezug auf die Menge des
                              									angewendeten Natriums ein gutes genannt werden muſs und daſs das Aluminium nicht in
                              									Form von feinen, in der Schlacke vertheilten Kügelchen, sondern in einem
                              									zusammenhängenden Klumpen (Regulus) erhalten wird.
                           Die Herstellung von Chromlegirungen ist wegen der schweren Reducirbarkeit der
                              									Chromerze nicht leicht auszuführen. A. Eckardt in
                              									Dortmund hat nun gefunden, daſs die Reduction von Chromerz leicht und vollständig
                              									dadurch erreicht wird, daſs man dem Erze entsprechende Mengen Schlacken des sauren
                              									Bessemerprozesses beimischt und dann durch reducirendes Einschmelzen im Schacht-,
                              									Tiegel- oder Flammofen eine Legirung erhält, welche aus Chrom, Eisen und Mangan
                              									besteht, die bei der Darstellung von Fluſseisen sich gut bewähren soll. Auch bietet
                              									sich auf diese Weise eine Verwerthung der bisher unbenutzten Schlacken des sauren
                              									Bessemerprozesses.
                           Wenn die Herstellung dieser Ferro-Chrom-Mangan-Legirungen im Hoch- oder Flammofen
                              									vorgenommen werden soll, so kann das Verehren in folgender Weise ausgeführt
                              									werden:
                           Chromerz und Schlacke werden fein gemahlen und mit so viel wasserfreiem Theer
                              									versetzt, als zur Reduction des Erzes nothwendig erscheint. Aus der teigigen
                              									Mischung von Theer, Erz und Schlacke preſst man Briquettes, welche dem Hochofen mit
                              									Koks übergeben werden (vgl. D. R. P. Nr. 44896 vom 31. Januar 1888).
                           Nach Iron, 1889 S. 32, wird in den Werken zu Brooklyn
                              									Chromstahl für gröbere und feinere Werkzeuge hergestellt, welcher auſser dem
                              									Grundstoffe die folgenden Bestandtheile enthält:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1
                                 Nr. 1
                                 Nr. 3
                                 Nr. 3
                                 
                              
                                 
                                    Stahl
                                    
                                 
                              
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 1,1071
                                   1,1453
                                 0,7253
                                 0,7417
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,0354
                                 0,041
                                 0,0186
                                 0,0158
                                 
                              
                                 Chrom
                                 0,7593
                                   0,6827
                                 0,5127
                                 0,5283
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,1292
                                   0,1339
                                 0,1754
                                 0,1614
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,0065
                                   0,0058
                                 0,0052
                                 0,0058
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,0219
                                   0,0221
                                 0,0103
                                 0,0103
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 
                              
                                 Magnetstahl
                                 Magnetstahl
                                 Gestein-bohrerstahl
                                 Gestein-bohrerstahl
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   0,9571
                                   0,9653
                                 0,8508
                                 0,848
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,0522
                                   0,0438
                                 0,0218
                                 0,019
                                 
                              
                                 Chrom
                                 0,494
                                   0,5974
                                 0,5455
                                   0,4082
                                 
                              
                                 Wolfram
                                   0,6186
                                   0,7614
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,055
                                   0,0613
                                 0,1246
                                   0,1329
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,0043
                                 0,005
                                 0,0057
                                 0,005
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,0167
                                   0,0167
                                 0,0112
                                   0,0094
                                 
                              
                           Von W. Ch. Roberts-Austen wurden nach Chem. News, Bd. 57 S. 133, Goldlegirungen auf ihre
                              									Zugfestigkeit geprobt. Hierbei ergab sich, daſs die zugesetzten Stoffe die
                              									Festigkeit des Goldes in der Reihenfolge ihres Atomvolumens beeinflussen. Je gröſser
                              									das Atomvolumen, desto mehr vermindert sich die Festigkeit.
                           Im Techniker, 1889 S. 38, findet sich ein Bericht über
                              									Aluminiumbronze und sonstige Aluminiumlegirungen, welcher jedoch gegenüber den in
                              										D. p. J., 1888 270 212
                              									u. ff., nichts wesentlich Neues bietet. Erwähnt sei nur, daſs der unter dem Namen
                              									Bombay-Stahl in England hergestellte Werkzeugstahl früher durch einen Zusatz von
                              									Thonerde hergestellt wurde, während jetzt Aluminiumeisen zu diesem Zwecke verwendet
                              									wird.
                           Ueber Hadfield's neues Eisenmanganmetall berichtet Rich. Akerman in Jern.-Cont.
                                 										Annaler, 1888 S. 351, daſs ein Mangangehalt von 3 bis 7 Proc. ein hartes
                              									und sprödes Product liefert, auf welches die Härtung nicht einwirkt. Die gröſste
                              									Härte scheint bei 5 bis 6 Proc. Mangan vorzukommen, während die Sprödigkeit bei
                              									Gehalten von 4 bis 5 Proc. um so gröſser erscheint, je kleiner der Kohlenstoffgehalt
                              									ist. Am vortheilhaftesten sollen Gehalte von 12 bis 14 Proc. Mangan sein. Mit ihnen
                              									erreichte man eine Belastung von über 100k für
                              										1qmm neben einer Verlängerung von 44 bis 50
                              									Proc. bei 203mm Stablänge. Eine Stange mit 12,55
                              									Mn und 0,7 Proc. C wurde nach jedesmaligem Härten siebenmal gestreckt und dadurch um
                              									190,6 Proc. verlängert. Beim Reiſsen zeigte die Bruchfläche nur 8,93 Proc. des
                              									ursprünglichen Querschnittes. Man betrachtet dieses Eisenmangan nicht als eine
                              									Stahlart, sondern vergleicht sie mit einer Bronze (Berg- und
                                 										Hüttenmännische Zeitung, 1889 S. 115).
                           Ueber Mitisgüsse und Aluminiumeisen finden sich Mittheilungen in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1888 S. 673 und 1889 S. 81, welcher folgendes entnommen
                              									wird.
                           Unter Ferro-Aluminium versteht man ein Eisen, welches 6 bis 10 Proc. Aluminium
                              									enthält und gewöhnlich bei dem Mitisprozesse verwendet wird, welcher darin besteht,
                              									aus einem äuſserst kohlenstonarmen, weichen Eisen unter Zuhilfenahme eines Zusatzes
                              									von Aluminium direkt schmiedbaren Guſs zu erzeugen.
                           
                           Es ist bekannt, daſs durch den Hochofenprozeſs unter entsprechenden Bedingungen
                              									Aluminium aus seinen Verbindungen abgeschieden und ins Roheisen übergeführt wird. So
                              									fand man im englischen Roheisen 0,5 bis 1 Proc., im schwedischen 0,75 Proc., im
                              									Siegerländer Roheisen 0,077 Proc.
                           Während Karsten der Ansicht war, daſs sich Thonerde beim
                              									Hochofen-Prozesse nicht reducire, glaubt Grüner durch
                              									den erhöhten Kalkzuschlag die Abscheidung des Aluminiums begünstigen zu können.
                           Der sogen. Bombay-Wootz-Stahl soll seine guten
                              									Eigenschaften nach Faraday und Le Blanc einem
                              									Aluminiumgehalte verdanken, wohingegen Karsten und
                                 										Henry kein Aluminium in dem echten Wootz
                              									finden konnten.
                           Faraday und Stodart wollen eine Legirung von Eisen und
                              									Aluminium durch direkte Reduction der Thonerde erzeugt haben (vgl. Wedding, Eisenhüttenkunde, Bd. 1 S. 247).
                           Nach Lohage hat bei der Guſsstahlfabrikation ein Zusatz
                              									von Thonerde und Mangan einen groſsen Einfluſs auf das Korn und den Lustre des
                              									Stahles, indem sich neben Silicium-Mangan auch Silicium-Aluminium bilden soll,
                              									welches sich aus dem flüssigen Stahle oberflächlich abscheidet.
                           Rogers, Knowles, Benzon, Deville, Tissier, Michel,
                                 										Calvert und andere Experimentatoren und Fabrikanten stellten bereits früher
                              									mehr oder Weniger Aluminiumeisen dar oder befürworteten dessen Herstellung.
                           Aus neuerer Zeit stammt die Ausführung des Oestberg'schen Verfahrens in Amerika und England. Nach diesem werden
                              									Schmiedeeisen-Abfälle in Graphittiegeln geschmolzen, die in einem eigenen Flammofen
                              									Angesetzt sind. Diese Tiegel fassen 67 Pfund Einsatz und halten 6 bis 7
                              									Beschickungen aus. Als Brennmaterial verwendet man Erdöl oder Erdölrückstände und
                              									ist in den Stand gesetzt, 11 Schmelzungen in 12 Stunden auszuführen. Jeder Tiegel
                              									ist mit einem Deckel bedeckt, der eine Oeffnung besitzt, welche sich direkt unter
                              									einer solchen des Gewölbes befindet. Die Guſsformen bestehen aus einer Mischung von
                              									Einern feuerfesten Thon, der gebrannt, zerkleinert und mit Melasse als Bindemittel
                              									versehen ist. Dieses Material hat sich vorzüglich bewährt. Das Ausgieſsen geschieht
                              									mittels einer bedeckten, heizbaren Guſspfanne.
                           Schmiedeeisen schmilzt nach Oestberg's Ansicht bei
                              									ungefähr 4000° F. und es würde nothwendig sein, es weit über seinen Schmelzpunkt zu
                              									erhitzen, wenn es flüssig genug sein sollte, um, in feine Formen gegossen, dieselben
                              									gut auszufüllen. In dieser Ueberhitzung liegt nun die Gefahr, daſs das Eisen Gase
                              									absorbirt, die es unmöglich machen würden, dichte Güsse herzustellen. Um diesem
                              									Uebelstande abzuhelfen, machte Oestberg Gebrauch von
                              									der wohl bekannten Thatsache, daſs der Schmelzpunkt gewisser Metalllegirungen unter
                              									jenen der zusammensetzenden Bestandtheile liegt. Unter diesen Legirungen sind die
                              									Aluminiumlegirungen sehr bemerkenswerth.
                           
                           Bei der Erzeugung von Mitisgüssen wird in dem Augenblicke, in dem die Beschickung
                              									geschmolzen erscheint, eine sehr geringe Menge Aluminium, etwa 0,05 Proc., in den
                              									Tiegel gegeben, und zwar nicht als reines Aluminium, sondern in der Form einer
                              									Aluminium-Eisen-Legirung, die 6 bis 8 Proc. Aluminium nebst etwa 1 bis 1,25 Proc. Si
                              									enthält. Der Schmelzpunkt des Ganzen sinkt sofort um etwa 500° F.; die Beschickung,
                              									die dann fast um 500° über ihren neuen Schmelzpunkt erhitzt erscheint, wird ungemein
                              									flüssig und läſst sich in die feinsten Formen gieſsen. Dieser bedeutende
                              									Flüssigkeitsgrad gestattet das Entweichen der Gase, die sonst den Guſs porös machen
                              									würden. Als Resultat erhält man einen auſserordentlich dichten, festen und zähen
                              									Guſs von Schmiedeeisen.
                           Es mag hier gleich erwähnt werden, daſs man durch den Aluminiumzusatz je nach Wunsch
                              									ein härteres oder ein weicheres und sogar ein schweiſsbares Material erhalten
                              									kann.
                           Der Mitisguſs erfährt in Amerika die günstigste Beurtheilung. Ledebur findet die wesentliche Aufgabe des Aluminiums in der Zerstörung
                              									des im Eisenbade gelösten Eisenoxyduls. Letzterer ist also mit Henrotte der gleichen Meinung, daſs das Aluminium sich
                              									wie der Phosphor bei der Herstellung der Bronze verhält, während Oestberg glaubt, daſs durch den Aluminiumzusatz die
                              									Temperatur der Legirung so weit herabgesetzt werde, daſs das Metall die Eigenschaft
                              									verliert, Gase zu erzeugen.
                           Nordenfeldt benutzt zur Herstellung von Mitiseisen den
                              									in Fig. 15
                              									abgebildeten Ofen, welcher aus drei Theilen besteht. Die dem Herde zunächst liegende
                              									Abtheilung ist der Schmelzraum, die beiden anderen hinten angeordneten sind
                              									Vorwärmräume. In jeder Abtheilung haben zwei Schmelztiegel aus Graphit Platz. Diese
                              									Oefen werden womöglich mit flüssigem Brennstoffe geheizt. Den Zug besorgt eine Esse,
                              									die mit Register versehen ist. Die Wände sind mit Luftkühlungskanälen durchzogen.
                              									Der Kanal o dient dazu, die Verbrennungsproducte direkt
                              									in den Kamin abzuführen während der Zeit, daſs die Tiegel ausgenommen werden. Die
                              									Abtheilungen, welche die Tiegeln enthalten, sind mit Deckeln, die Schaulöcher
                              									enthalten, schlieſsbar. Als Brennmaterial verwendet man mit Vortheil Nebenproducte
                              									der Destillation des Erdöles oder Theer.
                           Der Zufluſs des Brennmateriales erfolgt durch ein Rohr, welches dasselbe in den
                              									obersten Kübel bringt. Jeder enthält ein Ueberlaufrohr, durch welches die unten
                              									liegenden Tröge versorgt werden, aus dem letzten Kübel flieſst der Brennstoff in
                              									einen besonderen Behälter.
                           Die Verbrennungsluft dringt bei den Zwischenräumen der Trogreihe ein, verbrennt einen
                              									Theil des Brennstoffes und verflüchtigt einen anderen Theil, und erst in der Kammer
                              										d vollzieht sich die vollkommene Verbrennung, die
                              									hiezu nöthige Luft tritt durch die Oeffnung m zu. Der
                              									Luftzutritt ist regulirbar.
                           
                           Die Verbrennung des Oeles ist eine vollkommene; die erzeugte Temperatur ist höher als
                              									jene in metallurgischen Oefen bisher erreichte.
                           Der Einsatz für einen Tiegel beträgt 30k; englische
                              									Tiegel halten 5 bis 6 Schmelzungen aus.
                           Das Einschmelzen dauert 75 Minuten, demnach ebenso lange, um für einen Ofen 60k zu erzeugen, woraus sich die Erzeugung für 12
                              									Stunden mit Maximum 550k berechnet.
                           Das Verfahren, welches in diesem Ofen ausgeführt wird, unterscheidet sich von der
                              									Herstellung des Tiegelguſsstahles im Wesentlichen nur durch das Eintragen von
                              									Eisenoxyd haltigen Eisenbriquettes in die Tiegel und den Zusatz von Aluminium.
                           Nach der Revue universelle, 1888 III., 2. S. 190, soll
                              									das Mitiseisen zu der Annahme berechtigen, die Schmiedearbeit umgehen zu können.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
