| Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 415 | 
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                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 326 d.
                           								Bd.)
                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        
                     
                        
                           Durch Anwendung von Boraten erhält man vortreffliche, nicht rissig werdende Glasuren;
                              									eine gute Vorschrift ist die folgende:
                           
                              
                                 Kalkborat
                                 50
                                 
                              
                                 Sand
                                 35
                                 
                              
                                 Kaolin (calcinirt)
                                 35
                                 
                              
                           Das Fluorcalcium macht die Glasur viel leichter schmelzbar als eine äquivalente Menge Kalk; die
                              									färbenden Oxyde lösen sich darin leichter auf. Hier ein bewährter Satz:
                           
                              
                                 CaFl2
                                 26
                                 
                              
                                 SiO2
                                 52
                                 
                              
                                 Kaolin (calcinirt)
                                 30
                                 
                              
                           II. Farbige Glasuren. Von den zahlreichen von Brongniart vorgeschlagenen Scharffeuerfarben haben sich
                              									in Sèvres nur zwei erhalten: eine blaue (bleu de Sèvres) und eine braune (brun
                              									d'écaille). Die niedrigere Brenntemperatur des neuen Sèvres-Porzellans machten es
                              									Möglich, die Palette der Scharffeuerfarben wesentlich zu vervollständigen.
                           Um die Haarrissigkeit zu vermeiden, muſste die Menge der Basen vermindert werden;
                              									durch Erfahrung wurde festgestellt, daſs man
                           
                              
                                 für
                                 8
                                 Th.
                                 Urannitrat den Kreidegehalt
                                 herabsetzen
                                 muſste
                                 um
                                 4
                                 Th.
                                 
                              
                                 „
                                 5
                                 „
                                 Kobaltoxyd
                                 „
                                 „
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 8
                                 „
                                 Colcothar
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 8
                                 „
                                 Braunstein
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 4
                                 „
                                 Kupferoxyd
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4
                                 „
                                 
                              
                           Chromoxyd und Chromate fordern keine Abänderung des Kreidegehaltes.
                           Der färbende Körper wird mit dem Schmelzmittel entweder bloſs gemischt oder
                              									gefrittet; letzteres erhält meist den Vorzug.
                           Man fand, daſs es nicht gleichgültig sei, auf welche Weise die Glasur auf das
                              									Porzellan gebracht wird; am besten eignet sich dazu eine eigenthümliche Methode des
                              									Bestäubens.
                           Ein einfacher Zerstäubungsapparat wird in einem Abstande von 30 bis 40cm von der gleichmäſsig rotirenden Vase
                              									aufgestellt; die eine der Röhren dieses Apparates taucht in die Glasurmasse, während
                              									durch die andere, senkrecht darauf stehende Röhre ein Luftstrom von 25cm Quecksilberdruck geblasen wird. Sobald die Vase
                              									mit einer dünnen Glasurschicht bedeckt ist, läſst man diese trocken werden und
                              									wiederholt das Verfahren einige Male; je dicker die Schichte, um so schöner Werden
                              									die Farben; man erhält auf diese Weise vollkommen gleichmäſsige Ueberzüge. Das
                              									Verfahren hat auſserdem den Vortheil, daſs man sowohl verglühte, als auch
                              									ungebrannte Gegenstände mit Glasur versehen kann.
                           Für gelbe Farben verwendet man am besten Urannitrat, das mit den Bestandtheilen der
                              									Glasur gemischt wird, aber darin 8 Proc. nicht übersteigen darf, wenn man nicht der
                              									Gefahr des Schwarzwerdens ausgesetzt sein will. Ein Zusatz von Fluorcalcium erhöht
                              									noch die Intensität und Schönheit der Farbe, ebenso ein Zusatz von 1,28 Proc. MgO
                              									und 0,32 Proc. Eisenoxyd.
                           Eine schöne Elfenbeinfarbe erhält man durch Mischen von
                           
                              
                                 90
                                 Th.
                                 gewöhnliche Glasur,
                                 
                              
                                   5
                                 „
                                 gelbe Glasur (8 Proc. Urannitrat)
                                 
                              
                                   4
                                 „
                                 Glasur mit 8 Proc. Braunstein.
                                 
                              
                           
                           Die blauen Glasuren werden durch Zusatz von 5 Proc. Kobaltoxyd hergestellt; für das
                              									alte Porzellan waren 15 bis 16 Proc. Kobaltoxyd nöthig. Die rosenfarbigen Glasuren
                              									wurden hergestellt unter Anwendung folgender Mischung: 100g Zinnoxyd und 34g Kreide wurden mit einer Lösung von 3 bis 4g Kaliumbichromat begossen (Pinck-colour). Diese Mischung wurde bis zu 8
                              									Proc. der gewöhnlichen Glasur beigemengt; man erhält dadurch eine etwas opake, aber
                              									sehr reiche, leuchtende Rosafarbe.
                           Ein analoges Rosa wird erhalten durch Einführen von 0,2 Proc. Chromoxyd in eine
                              									Zinkglasur.
                           Eine schöne violette Glasur kann erhalten werden durch folgende Mischung: 10 Th.
                              									Glasur mit 8 Proc. Pinck und 1 Th. Glasur mit 5 Proc. Kobaltoxyd. Man muſs bei
                              									Luftzutritt mit gemäſsigtem Feuer brennen. Die alkalihaltigen und mit Chlorcalcium
                              									versetzten Glasuren geben mit Chromoxyd schönere Farben als die Kalkglasuren. Die
                              									Oxydationsflamme färbt sie grünlich.
                           Die Céladons werden durch Eisen erhalten in reducirender Atmosphäre. In der
                              									Oxydationsflamme können ähnliche Farben hergestellt werden durch Gemenge von 1,5
                              									Proc. Kupferoxyd und 0,02 Proc. Kobaltoxyd.
                           Es werden nun mehrere Vorschriften zur Herstellung brauner und schwarzer Farben
                              									gegeben.
                           Das Türkisblau konnte durch Kupferoxyd nur in einem vollkommen thonerdefreien
                              									Fluſsmittel erhalten werden; es wurden Gläser verschiedener Zusammensetzung
                              									hergestellt, ohne daſs es möglich gewesen wäre, Haarrisse zu vermeiden; indessen
                              									erhält man durch folgenden Satz schöne Craquelirung:
                           
                              
                                 Sand
                                 54,16
                                 
                              
                                 Na2CO3
                                 17,50
                                 
                              
                                 BaCO3
                                 24,16
                                 
                              
                                 CuO
                                   4,17
                                 
                              
                           entsprechend
                           
                              
                                 SiO2
                                 61,75
                                 
                              
                                 Na2O
                                 11,66
                                 
                              
                                 BaO
                                 21,44
                                 
                              
                                 CuO
                                   4,75
                                 
                              
                           Für marmorirte und gesprenkelte Fonds wurden besonders leichtflüssige Schmelzflüsse
                              									hergestellt durch Zusatz von Borax, der gestattet? mit dem Thonerdegehalt bis zu 7
                              									Proc. herabzugehen, ohne Haarrissigkeit befürchten zu müssen. Die Zusammensetzung
                              									zweier derartiger Flüsse ist folgende:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 SiO2
                                 56,19
                                 67,02
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   9,42
                                   7,06
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 11,47
                                   7,83
                                 
                              
                                 B2O3
                                 13,32
                                   8,23
                                 
                              
                                 CaO
                                   9,59
                                   9,87
                                 
                              
                           I bildet eine durchscheinende Masse, II einen opaken Fluſs.
                           
                           Daſs man durch Mischen dieser reichen Auswahl von Scharffeuerfarben, durch passende
                              									Decoration mit Muffelfarben, durch Auftragen der Farben in verschieden dicker
                              									Schicht die schönsten, reichsten Effecte hervorbringen kann, liegt klar auf der
                              									Hand.
                           Wir wollen hier nur noch eine Anwendung der zuletzt erwähnten Schmelzflüsse
                              									wiedergeben. Auf die verglühten Gegenstände wird eine gleichmäſsige Schichte
                              									gefärbter Glasur gebracht, auf diese eine dünne Schichte des Schmelzflusses I.
                              									Passende Farben werden nun in der Weise aufgetragen, daſs Marmorirung u.s.w.
                              									entsteht, und diese nochmals mit dem Flusse I bedeckt. Durch die groſse
                              									Leichtflüssigkeit des letzteren werden die Farben verwaschen.
                           Einen künstlerischen Werth erhält diese Methode durch Anwendung auf Statuetten,
                              									Büsten u.s.w.; man kann diese erst gleichmäſsig mit gefärbter Glasur überziehen,
                              									darauf kann man an Stellen, die durch die Natur und Form des Gegenstandes dafür
                              									geeignet sind, den opaken Fluſs und darauf mit Hilfe des Zerstäubungsapparates eine
                              									dünne Schicht gefärbter Glasuren und über diese den durchscheinenden Fluſs I
                              									bringen.
                           Man erhält auf diese Weise ganz neue, prächtige Effecte; die Figuren erscheinen in
                              									einer Wärme und Schönheit, die der des Elfenbeines gleichkommt, und übertreffen
                              									weitaus alle ähnlichen Erzeugnisse durch ihre Transparenz, in der sie dem sogen.
                              										„blanc de Chine“ gleichkommen.
                           Toyokichi Takamatsu, der nunmehr Professor der Chemie an
                              									der kaiserlich technischen Hochschule in Tokio ist, hat als Prüfungsarbeit 1878 alle
                              									in Japan gebräuchlichen Farbstoffe und Farben an der Hand eingehender Analysen
                              									besprochen, eine Arbeit, über deren keramischen Theil, die
                                 										japanischen Emails und Glasuren, Dr. Paul
                                 										Jodium im Sprechsaal, Jahrgang 21 S. 393, 413,
                              									434 berichtet. Es werden zuerst die Grundstoffe besprochen: Quarz mit 98,9 Proc.
                              										SiO2, Bleiglas (Schiratama) mit 49,0 Proc.
                              										SiO2, 36,9 Proc. PbO, 0,5 Proc. Al2O3, 0,6 Proc. CaO,
                              									11,8 Proc. K2O, 0,6 Proc. Na2O findet zu weiſsen Emails und Glasuren Verwendung.
                              									Tonstsuchi = Bleiweiſs von der Näherungsformel 2PbCO3 + Pb(OH)2, als Fluſsmittel gebraucht.
                              									Verfasser führt nun die Analysen von Grünglas, nelkenfarbigem Glase, von Smalte
                              									(Konja) an, theils bleihaltige, theils bleifreie Gläser, durch Metalloxyde gefärbt.
                              									Eine Reihe von Recepten zur Herstellung von Emails zur Ausführung des
                              									Zellenschmelzes (Email cloisonné) werden angegeben. Wir wollen beispielsweise die
                              									Vorschrift für weiſses Email herausgreifen:
                           
                              
                                 Bleiglas
                                 50
                                 Momme
                                 (1 Momme = 3g,78)
                                 
                              
                                 Bleiweiſs
                                   7
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Quarz
                                   7
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Für blaues Email wird derselbe Satz mit 7 Momme Smalte versetzt u.s.w. Die Art der
                              									Verarbeitung ist folgende: Auf dem Metallgründe werden Figuren gezeichnet und
                              									auf den Linien dünne Drahtstreifchen vermittels einer klebrigen Substanz befestigt.
                              									Alsdann wird das Ganze mit einer Schicht schwerschmelzbaren Flusses bekleidet, um
                              									die Drahtcontouren zu fixiren. In die mit Säure gewaschenen Zellen wird die
                              									Emailmischung eingetragen, der Gegenstand in der Muffel gebrannt und mit einem
                              									rauhen Steine abgeschliffen. Die fehlerhaften Stellen werden ausgebessert und nach
                              									nochmaligem Brande wird die Oberfläche mittels eines zarten Schleifsteines und
                              									feinst gepulverter Holzkohle polirt. Die Oberfläche wird dadurch sehr glänzend und
                              									die Drahtstreifchen kommen zum Vorschein. Für Porzellan werden andere Recepte
                              									gegeben, z.B.
                           
                              
                                   4
                                 Momme
                                 Malachit,
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 Bleiglas,
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 Bleiweiſs.
                                 
                              
                           Um emaillirte Waaren mit Gold zu überziehen, wird das feinste Goldblatt 4 Tage lang
                              									mit etwas Wasser zerrieben, auf die Zeichnung aufgetragen, das Ganze wieder gebrannt
                              									und mit dem Achat polirt. „Awasekin“ besteht aus 1 Momme Au und 0,1 Momme
                              									Borax. Bei Anwendung dieser Mischung resultiren weniger glänzende Goldüberzüge als
                              									nach dem ersteren Verfahren. Schlieſslich werden Glasuren für Töpferwaaren
                              									(ebenfalls bleihaltig) besprochen.
                           Das Rosa Dubarry, die prächtige, der alten
                              									Sèvresmanufactur eigenthümliche dunkelrosenrothe Goldfarbe läſst sich heute kaum
                              									mehr herstellen; um ähnliche Effecte zu erzielen, hat H.
                                 										Stein Versuche mit der der Steingutindustrie eigenthümlichen Pinkfarbe
                              									durchgeführt. Die nach Vorschrift von Tenax
                              									hergestellte bräunlichrothe Farbe ertheilte der Porzellanglasur dunkelcarmoisinrothe
                              									Färbung. Es wurde beobachtet, daſs durch Vermindern des Kalkes der Farbenton mehr
                              									ins Bläuliche zieht, und ferner, daſs ein erhöhter Borsäuregehalt diese Steigung
                              									noch wesentlich unterstützt. Ein völlig kalkfreies borsäurereiches Pink ist rein
                              									fliederfarben. Eine besonders schöne Fliederfarbe ergab folgende Mischung:
                           
                              
                                 860
                                 SnO2
                                 
                              
                                   86
                                 Borax
                                 
                              
                                   54
                                 K2Cr2O7.
                                 
                              
                           Durch Erhöhen des Kalkgehaltes zieht die Farbe ins Rothbraune. Borsäurefreie Proben
                              									liefern ebenfalls gute Pinkfarben, so die Mischung:
                           
                              
                                 640
                                 SnO2
                                 
                              
                                 320
                                 CaCO3
                                 
                              
                                   40
                                 K2Cr2O7.
                                 
                              
                           Je nach der Menge der zugesetzten Pinkfarben, 2 bis 15 Proc., erhielt Verfasser
                              									Farben vom zartesten Rosa bis ins Dunkelrosenrothe. (Sprechsaal, Jahrgang 21 S. 825.)
                           Von demselben Autor ist auch ein Artikel im Sprechsaal,
                              									Jahrgang 21 S. 505, verfaſst über die Herstellung farbiger
                                 										Porzellanglasuren. Es wird zuerst die Ursache des Rückschrittes in der
                              									Herstellung farbiger Glasuren gegen das vorige Jahrhundert besprochen und gezeigt, daſs der Grund davon
                              									in dem jetzt allgemein eingeführten Steinkohlenfeuer liege. Um schöne Glasuren zu
                              									erhalten, müsse oxydirend gebrannt werden. Um die Glasur durch Einführung der
                              									färbenden Oxyde nicht in ihrer Schmelzbarkeit zu verändern, müssen entsprechende
                              									Mengen anderer Oxyde daraus weggelassen werden; auch ist die feine, gleichmäſsige
                              									Vertheilung ein wesentliches Erforderniſs. Am besten erreicht man dies durch Fällen
                              									der Oxyde aus Lösungen. So wird Co als Carbonat gefallt und nach dem Auswaschen der
                              									Glasurmasse zugesetzt. Wird CoO in einer Menge von 4 Proc. der Glasur unter
                              									Beobachtung der gegebenen Vorsichtsmaſsregeln zugefügt, so erhält man blaue Waare,
                              									jedes Fabrikat des vorigen Jahrhunderts weit überragend, der auch der Stich ins
                              									Purpurfarbene nicht fehlt. Auch die Herstellung von Seladon mit CuO und die gelber
                              									Glasuren mit Uranoxyd wird besprochen.
                           Lauth und Dutailly, die Verfasser der so werthvollen
                              									Arbeit über Porzellanglasuren, haben auch eine eingehende Untersuchung über
                              									Porzellan mit gerissener Glasur angestellt. Man
                              									versteht unter porcelaine craquelée
                              									Porzellangegenstände, deren Oberfläche mit einer groſsen Anzahl netzförmiger Risse
                              									bedeckt sind, eine bei Fachleuten sehr geschätzte Decoration, in deren Herstellung
                              									es die Chinesen zu hoher Vollendung gebracht haben. Haarrisse entstehen entweder
                              									durch ungleichartige Beschaffenheit von Glasur und Masse oder durch unrichtig
                              									geleitetes kennen. Zieht man etwa 2 Stunden, bevor die Masse gargebrannt ist, eine
                              									Probe aus dem Porzellanofen, so wird die Masse bereits transparent sein, die
                              									Oberfläche sich aber nach dem Erkalten mit einer groſsen Menge kleiner Haarrisse
                              									bedecken. Ist die Masse gargebrannt, so bleibt die Oberfläche vollkommen homogen.
                              									Setzt man das Porzellan zu lange Zeit dem Scharffeuer aus, so ändert sich der
                              									Ausdehnungscoefficient der Glasur derart, daſs wieder Haarrisse entstehen. Genau
                              									dieselben Vorgänge wiederholen sich beim Einbrennen der Email- und der
                              									Muffelglasuren, die von den Orientalen häufig gebraucht werden und auch in die
                              									Praxis der Decoration von Porzellan in Sèvres eingedrungen sind. Nur bei einer ganz
                              									bestimmten Temperatur verschmilzt die Glasur mit dem Kern zu einer gleichförmigen
                              									Masse.
                           Durch Aenderung der Temperatur lassen sich aber craquelirte Porzellangegenstände
                              									nicht herstellen, die fertigen Vasen würden allzuleicht Rechen; das Gemenge aus
                              									Kaolin und Feldspath fordert eben eine stimmte Temperatur, um Porzellan zu werden.
                              									Es bleibt nichts übrig, als durch Abänderung der Zusammensetzung der Glasur oder der
                              									Masse den Ausdehnungscoefficienten derselben zu ändern.
                           Es wurden hauptsächlich Versuche der ersteren Art angestellt; die Masse blieb
                              									unverändert, und zwar wurde das wesentlich aus Kaolin und Feldspath bestehende
                              									Gemenge der Porzellanfabrik Sèvres angewendet. Eine Analyse der gebrannten Masse
                              									ergab:
                           
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                   66
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   27
                                 
                              
                                 Alkalien
                                     7
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Diese Masse erweicht bei 13500 C., das ordinäre Porzellan bei 1520° C.
                           Ohne eine geringe Abänderung der Schmelzbarkeit der
                              									Glasur konnte kein craquelirtes Porzellan erhalten werden. Der höchste Grad der
                              									Schmelzbarkeit wird erreicht durch Vermehrung der Alkalien, das Gegentheil durch
                              									Erhöhung des Kieselsäure- und Thonerdegehaltes. Im einen oder anderen Falle ist man
                              									genöthigt, das Verhältniſs sämmtlicher Bestandtheile abzuändern, man würde sonst
                              									eine nicht glänzende, entglaste Oberfläche erhalten.
                           Der höchste Grad der Schmelzbarkeit hat zahlreiche Fehler zur Folge: Die Masse wird
                              									zu leicht angegriffen, die Stücke brechen häufig, wenn die Decke dünn ist, wird sie
                              									in die Masse gesogen, ist sie dick, so flieſst sie leicht abwärts zum Fuſse der
                              									Vasen, woselbst sie unregelmäſsige Risse und Ungleichheit der Oberfläche verursacht.
                              									Auſserdem ist eine leicht schmelzbare Glasur oft die Ursache, daſs in der Muffel
                              									Blasen gebildet werden.
                           Die einzige Möglichkeit, schöne Decorationen zu erzielen, besteht also in der
                              									Erhöhung der Schwerschmelzbarkeit der Glasur; thatsächlich sieht man auch an
                              									chinesischen Vasen, die homogene und craquelirte Glasur an einem Stücke vereinigen,
                              									daſs letztere einen geringeren Glanz zeigt, was auf eben genannten Umstand
                              									schlieſsen läſst. Damit sind auch mehrere Vortheile verbunden: Die Masse wird wenig
                              									angegriffen, die Glasur nicht absorbirt; man kann sie sehr dünn auftragen und hat
                              									daher ein Brechen der Vasen nicht zu fürchten. Und in der That zeigt sich beim
                              									Erkalten, daſs die Risse bloſs oberflächlich die Glasur durchsetzen, nicht aber in
                              									die Masse eindringen.
                           Durch Erhöhung des Kieselsäuregehaltes, verbunden mit einer kleinen Verminderung des
                              									Aluminiumgehaltes., erhalten Verfasser die schönsten Effecte.
                           Nach zahlreichen Versuchen haben Verfasser folgende Zusammensetzung als die beste
                              									erkannt:
                           
                              
                                 Pegmatit
                                 51,50
                                 
                              
                                 Sand
                                 38
                                 
                              
                                 Kaolin
                                   6
                                 
                              
                                 Kreide
                                   5
                                 
                              
                           Diesem Satze entspricht folgende chemische Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Glasur für „craquelés“
                                 Normale Glasuren
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 79,42
                                 66,18
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 11,80
                                 14,55
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   5,51
                                   3,55
                                 
                              
                                 Kalk
                                   2,88
                                 15,90
                                 
                              
                           Wie man sieht, ist der Kieselsäuregehalt beträchtlich erhöht und die Schmelzbarkeit durch
                              									Verminderung des Thonerdegehaltes auf das normale Maſs gebracht.
                           Durch Vermehrung der Thonerde kann man auch craquelirte Geschirre herstellen. Hier
                              									ein Beispiel:
                           
                              
                                 Feldspath
                                 85,70
                                 
                              
                                 Sand
                                 14,18
                                 
                              
                                 Kaolin
                                   1,42
                                 
                              
                           entsprechend:
                           
                              
                                 SiO2
                                 69,92
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 18,13
                                 
                              
                                 Alkalien
                                 11,95
                                 
                              
                           Lauth und Dutailly fanden diese Methode aber weniger
                              									empfehlenswerth als die erstere; die Risse sind weniger regelmäſsig und das Geschirr
                              									neigt stark zum Bruche.
                           Im einen wie im anderen Falle ist es gut, den Kalk der normalen Glasur durch Alkalien
                              									zu ersetzen. Die Erfahrung hat gezeigt, daſs dadurch die schönsten Effecte erzielt
                              									werden. Da die Alkalien die Schmelzbarkeit mehr erhöhen als eine äquivalente Menge
                              									Kalk, kann man durch eine derartige Substitution den Gehalt an Basen bedeutend
                              									herabsetzen. In dem oben gegebenen Beispiele sieht man, daſs der Kalk vollständig
                              									durch Alkalien ersetzt wurde; trotz ihrer geringen Menge blieb die Schmelzbarkeit
                              									annähernd die normale.
                           Da bei einigen der soeben angeführten Versuche die Probestücke zusammengeschmolzen,
                              									wurden auch Versuche angestellt in der Weise, daſs die Glasur beibehalten und die
                              									Zusammensetzung der Masse abgeändert wurde; um sie schwerer schmelzbar zu machen,
                              									wurde der Kaolin- und Feldspathgehalt erhöht und der Zusatz von Quarz
                              									herabgesetzt.
                           Als Beispiel diene der folgende Satz:
                           
                              
                                 Kaolin
                                 52,50
                                 
                              
                                 Feldspath
                                 42,50
                                 
                              
                                 Quarz
                                   5,00
                                 
                              
                           entsprechend:
                           
                              
                                 
                                 Rohe Masse
                                 Gebrannte Masse
                                 
                              
                                 Sand
                                 58,5
                                 63,57
                                 
                              
                                 Aluminiumoxyd
                                 28,0
                                 30,44
                                 
                              
                                 Alkalien
                                   5,5
                                   5,98
                                 
                              
                                 Wasser
                                   8,0
                                 –
                                 
                              
                           Die Glasur für diesen Satz ist die normale.
                           Will man die Risse enge haben, so ist es gut, eine der gegebenen Formeln
                              									beizubehalten. Will man weitere Maschen des Netzes haben, so wird bei normaler Porzellanmasse die Glasur für craquelés mit normaler
                              									Glasur gemengt; je weiter die Maschen, um so mehr normale Glasur ist zuzusetzen.
                           Es ist vortheilhaft, den Vasen eine gehörige Stärke zu ertheilen, um nachheriges
                              									Springen zu vermeiden. (Bulletins de la société chimique de
                                 										Paris, 1888.)
                           
                           Für die Herstellung transparenter farbiger Emails auf Steingut gibt Th. Deck (La Faïence,
                              									Paris 1887; Sprechsaal, Jahrgang 20 S. 639) folgende
                              									Vorschriften:
                           
                              
                                 1) Fluſs oder durchsichtige Glasur:
                                 
                              
                                 
                                 a) härter
                                 b) weicher
                                 
                              
                                 Mennige
                                   30
                                   35
                                 
                              
                                 Quarzsand
                                   50
                                   45
                                 
                              
                                 Potasche
                                   12
                                   12
                                 
                              
                                 Sand
                                     8
                                     8
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100
                                 
                              
                           
                              
                                 2) Lapsis-Lazuliblau
                                 3) Türkisblau
                                 
                              
                                 Fluſs
                                   95
                                 Fluſs
                                   93
                                 
                              
                                 CoO2
                                       0,7
                                 CuO
                                     7
                                 
                              
                                 CuO
                                       4,3
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 100
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                                 4a) Grün
                                 4b) Grün, wässeriges
                                 
                              
                                 Sand
                                   35
                                 Sand
                                   30
                                 
                              
                                 Mennige
                                   55
                                 Mennige
                                   55
                                 
                              
                                 Potasche
                                     5
                                 Potasche
                                   10
                                 
                              
                                 Borax
                                     5
                                 Borax
                                     5
                                 
                              
                                 CuO
                                     4
                                 CuO
                                     4
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 104
                                 
                                 104
                                 
                              
                                 5) Cameliagrün
                                 6) Dunkelviolett
                                 
                              
                                 Fluſs
                                   45
                                 Fluſs
                                     92,4
                                 
                              
                                 CuO
                                     5
                                 Mn2O3
                                    9
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                     5
                                 CaO
                                       0,6
                                 
                              
                                 Sand
                                   20
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Mennige
                                   25
                                 
                                 100
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 
                                 
                              
                                 7) Dunkelseladon, Olivengrün
                                 9) Ockergelb
                                 
                              
                                 Fluſs
                                 89
                                 Fluſs
                                   45
                                 
                              
                                 CuO
                                     3,9
                                 Fe2O3
                                   10
                                 
                              
                                 Mn2O3
                                     2,5
                                 Sand
                                   20
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                     6,1
                                 Mennige
                                   25
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100
                                 
                              
                                 10) Opakgelb
                                 12) Granatroth
                                 
                              
                                 Fluſs
                                   47
                                 Fluſs
                                   82
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                     4
                                 MnO2
                                     6
                                 
                              
                                 Antimonoxyd
                                     4
                                 Antimonoxyd
                                     2
                                 
                              
                                 Sand
                                   20
                                 Soda
                                     5
                                 
                              
                                 Mennige
                                   25
                                 Salpeter
                                     5
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Der Kürze halber wurden hier nicht angeführt: 8) Hellseladon, Jade; 11) Braungelb;
                              									13) Elfenbeingelb, letzteres mit 3 Proc. Eisenoxyd. Man schmilzt diese Mischungen in
                              									guten hessischen Tiegeln, gieſst sie aus und mahlt sie sehr fein. Leicht ist unter
                              									Benutzung der einfachen Formeln und Verwendung weiterer Oxydfarben die Anzahl der
                              									farbigen Glasuren zu vermehren, und man kann die einzelnen Glasuren dadurch heller
                              									stimmen, daſs man mehr Fluſs, d.h. wasserhelle Glasur zufügt.
                           Von vorzüglicher Güte und groſser Härte sollen die Holzschuhen'schen Basaltglasuren sein, die
                              									den Vortheil besitzen, keine Haarrisse zu bekommen. Der Erfinder stellt zunächst
                              									leicht schmelzbare Glasuren dar durch Mischen von:
                           
                           1) 150g gepulverten Basalt,
                              										50g Potasche, 12g Salpeter, 2) 120g gepulverten Basalt,
                              										60g calcinirten Borax, 90g Salpeter. Für schwer schmelzbare Glasuren für
                              									Steingut und feuerfesten Thon werden folgende Gemenge hergestellt: 1) 150g Basalt, 30g
                              									Potasche, 15g Salpeter; auf 10g dieser Mischung nimmt man 3g Zinnoxyd. 2) 150g Basalt, 60g Soda. 3) 150g Basalt, 30g
                              									Potasche. Nr. 1 dieser Glasuren eignet sich besonders für Drainröhren. Nr. 2 und 3
                              									für Abdampfschalen und Retorten. Die Massen werden erst gefrittet, dann gepulvert
                              									und geschlämmt. Es werden noch mehrere andere Vorschriften angeführt (Keramik, 1888 Nr. 5).
                           Ueber Unterglasurfarben hielt Prof. Seger einen Vortrag in der Versammlung keramischer
                              									Gewerke am 26. Juli 1888. Es werden die in der Praxis zur Verwendung kommenden
                              									Metalloxyde: Kobaltoxyd für blaue Farbentöne, Nickeloxyd für braune, Kupferoxyd für
                              									grüne, Manganoxyd für braune, Eisenoxyd für braune, gelbe, rothe; Uranoxyd für
                              									gelbe, Chromoxyd für grüne, rothe, und die Edelmetalle Gold, Platin, Iridiumoxyd für
                              									rothe und graue Farbentöne besprochen; ferner die Vorsichtsmaſsregeln, welche bei
                              									der Anwendung derselben zu befolgen sind, und der Einfluſs der Fluſsmittel auf die
                              									zu erzielenden Farbentöne. Der Vortrag gestattet keinen Auszug. Die von Seger angewendeten Farben werden von ihm in einer
                              									besonderen Druckschrift zusammengestellt, welche vom Verfasser auf Wunsch jedem
                              									deutschen Fabrikanten zur Verfügung gestellt wird (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 467 und 481).
                           Schon seit geraumer Zeit wurden sogen. Unterglasur-Farblösungen zur Erzeugung hellfarbiger Fonds bei Porzellan
                              									und Steingut in den Handel gebracht. Um den Fabrikanten die Möglichkeit zu bieten,
                              									sich solche Fonds selbst herzustellen, wurde von Dr. Hecht eine Untersuchung dieser Präparate durchgeführt. Da die bisher
                              									angewendeten harzigen Lösungen ein Ausglühen der Scherben nöthig machten, um ein
                              									Aufsaugen der mit Wasser angemachten Glasur zu ermöglichen, wurde von Dr. Hecht ein neues Lösungsmittel für Metallsalze
                              									hergestellt: 75 Th. reines Glycerin, 25 Th. Alkohol werden gemischt. Auf 100g dieser Mischung kommen für
                           
                              
                                 1. Hellblau
                                   4g
                                 Kobaltnitrat
                                 
                              
                                 2. Dunkelblau
                                   8g
                                 
                                 
                              
                                 3. Hellbraun
                                   6g
                                 Nickelnitrat
                                 
                              
                                 4. Dunkelbraun
                                 12g
                                 
                                 
                              
                                 5. Gelb
                                 13g
                                 Urannitrat
                                 
                              
                                 6. Rosa
                                 55g
                                 Mangannitrat
                                 
                              
                                 7. Graublau
                                   7g  3g
                                 UrannitratKobaltnitrat
                                 
                              
                                 8. Graubraun
                                 20cc
                                 Platinchlorid von 0g,025
                                    											metal-lisches Platin für 1cbm.
                                 
                              
                           Nr. 1, 3, 5, 6 entsprechen etwa dem Procentgehalte der harzigen Lösungen des Handels
                              									an Metalloxyden.
                           Zu ihrer Darstellung empfiehlt Dr. Hecht folgendes
                              									Verfahren: bleiche Gewichtstheile Anilin und Colophonium werden auf dem Wasserbade
                              									erwärmt und die klare Lösung vom Rückstande abgegossen. Die Nitrate werden auf dem
                              									Wasserbade geschmolzen, und nach dem Erkalten in siedendem Weingeist gelöst; 25
                              									Gew.-Th. dieser Lösung werden mit 75 Gew.-Th. der Colophoniumlösung gemischt. Man
                              									wendet am besten auf 100g Flüssigkeit insgesammt
                              									an
                           
                              
                                 I. 2g,5
                                 II. 5g,0
                                 entwässertes
                                 Kobaltnitrat
                                 
                              
                                 I. 3g,75
                                 II. 7g,5
                                 „
                                 Nickelnitrat
                                 
                              
                                    8g,0
                                 
                                 „
                                 Urannitrat.
                                 
                              
                           Den Farbenton kann man sich mit Leichtigkeit selber ausprobiren. Ein sehr schönes
                              									Rosa erhält man durch Verdünnen von Glanzgold um das 15- bis 25 fache mit einem
                              									Gemische aus 1 Th. Dicköl und 2 Th-Terpentin (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 418).
                           Zur Verzierung von porösen Thonwaaren schlägt Marvin Chester Stone in Washington folgendes Verfahren
                              									vor: An einzelnen Stellen des in gewöhnlicher Weise hergestellten und glasirten
                              									Gegenstandes wird die Glasur entfernt. Man taucht denselben nun in die Lösung eines
                              									Farbstoffes, die durch Capillarattraction in das Innere der Masse gesogen wird, und
                              									verstopft die Oeffnung durch eine unlösliche Substanz.
                           Anilinfarben in Wasser gelöst, sowie wässerige Lösungen anderer Farbstoffe sollen
                              									hierfür geeignet sein, nur ist zu beobachten, daſs die farbige Flüssigkeit möglichst
                              									leichtflieſsend hergestellt werde, um rasch und gleichmäſsig die Poren zu erfüllen
                              									(D. R. P. Nr. 41293 vom 4. Mai 1887).
                           In der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 162, wird die
                              										Auftreibung von Thonscherben im Brande besprochen.
                              									Die Ursache von derartigen Auftreibungen ist eine Gasentwickelung im Inneren der
                              									Scherben, nachdem dieselben durch Versinterung dicht geworden oder mit einer
                              									Glasurschicht bedeckt sind. Dieselbe ist durch Anwesenheit von Sulfaten oder Kohle
                              									in der Masse bedingt, die bei höheren Temperaturen leicht schweflige Säure oder
                              									Kohlensäure entwickeln. Zur Vermeidung dieser Fehlerquelle schlägt Verfasser vor,
                              									anfangs bis zur Verbrennung der Kohle oxydirend und hierauf zur Zersetzung der
                              									Sulfate kurze Zeit reducirend zu brennen.
                           E. Novotny in Graz gibt in der Thonindustrie-Zeitung, 1887 S. 351, interessante Apercus über Kaoline. Nach seiner Ansicht ist die Suspension der
                              									Kaolintheilchen im Wasser, die in der Kaolinschlämmerei so ausgedehnte Anwendung
                              									findet, durch eine geringe Menge gelösten kieselsauren Alkalis bedingt. Er
                              									vergleicht den Kaolinschlamm mit der Milch, deren Fett und Kaseïn ebenfalls durch
                              									eine geringe Menge Alkali in Suspension erhalten wird; durch Säuren wird dasselbe
                              									neutralisirt, und die Milch gerinnt; ebenso kann aus dem Kaolinschlamme das Kaolin
                              									durch die Kohlensäure der Luft oder durch andere alkalibindende Stoffe gefällt
                              									werden.
                           Als solche können Alaun, Gyps u.s.w. angewendet werden, die eine chemische Umsetzung
                              									in Alkalisulfat und kieselsaure Thonerde u.s.w. bedingen. Bleibt Kaolin längere
                              									Zeit an der Luft liegen, so verliert er die Eigenschaft der Schlämmbarkeit. Einer
                              									minimalen Menge von losgehen Alkalisilicaten seiner Kaoline verdankt die keramische
                              									Manufactur Böhmens ihre Weltbedeutung.
                           Ueber die Färbung von Thonwaaren durch Eisen bei hoher
                                 										Temperatur findet sich in der Chemiker-Zeitung, 1888 Nr. 12, 18, 26, 34, 41, eine interessante
                              									Discussion von Prof. Knapp und Prof. Seger, die viel dazu beiträgt, die meist unrichtigen
                              									Anschauungen über diesen Gegenstand zu klären. Durch dieselbe wurde im Wesentlichen
                              									folgendes festgestellt: Bei Hitzegraden, in denen hartes Porzellan nach Art des
                              									chinesischen gar wird, färbt das Eisen Thonwaaren nur grau oder schwarzgrün, das
                              									Glas nur grün. Wenn während des Erkaltens die Thonwaaren längere Zeit dem
                              									oxydirenden Einflüsse der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind, so nehmen dieselben
                              									je nach ihrem gröſseren und geringeren Eisengehalte eine mehr oder weniger stark
                              									gelbe Färbung an. Von Interesse sind folgende Angaben: Prof. Knapp führt als Beweis des oxydirenden Ganges eines von ihm
                              									beaufsichtigten Porzellanofens an, daſs schmiedeeiserne Geräthe, die darin vergessen
                              									wurden, sich verbrannt, und durch drei Kapseln hindurchgebrannt vorfanden. Trotzdem
                              									wurde die durch Eisenspäne oder durch Zusatz von Eisenoxyd verunreinigte
                              									Porzellanmasse niemals gelb, sondern immer nur grau oder schwarzgrün aus dem Ofen
                              									gezogen. Bei abnormer Steigerung der Hitze schlägt die Farbe der Ziegel und
                              									backsteine, die bei normalem Gange rothbraun ist, in eisengrau um. Ein Zusatz von 3
                              									bis 6 Proc. Eisenoxyd zu Natron-Kalkgläsern gab immer nur tiefblaugrüne Gläser (vgl.
                              										R. Schwarz, 1888 267
                              									282). Durch Eisenoxyd gelb gefärbte Porzellanproben im Sauerstoffstrome 5/4 Stunden bis
                              									zur Weiſsglut erhitzt, wurden grün. Als Beweis für seine Behauptung, daſs Oxydation
                              									wie Reduction auf die Farbe der Thonwaaren von Einfluſs sind, führt Prof. Seger vor Allem die Ziegelsteine an, selbst wenn
                              									dieselben grau gebrannt sind, werden sie beim Abkühlen in der atmosphärischen Luft
                              									wieder gelbroth; will man sie grau oder schwarz haben, so muſs man. sie dämpfen,
                              									d.h. eine reducirende Atmosphäre im Ofen herstellen. Als im Anfange der 70er Jahre
                              									der continuirliche Gasofen auf der Königl.
                                 										Porzellan-Manufactur errichtet wurde, zeigte sich das darin gebrannte
                              									Porzellan immer gelb gefärbt. Durch schnelles Abkühlen der Waare wurde dieser
                              									Uebelstand behoben, ein Beweis, daſs die gelbe Farbe eine Folge der zu langen
                              									Einwirkung atmosphärischer Luft auf die heiſsen Gegenstände war. Seger-Porzellan wird bei oxydirendem Gange schwach
                              									crêmefarbig, bei reducirendem rein weiſs; ohne Oxydation ist es nicht möglich,
                              									gelbes oder cremefarbiges Porzellan zu erzeugen. Das chinesische Porzellan enthält
                              									häufig 2,5 Proc. Eisenoxyd, wird aber nicht schwarz, sondern in reducirendem Feuer
                              									blaugrün, Ehrend ein Zusatz von 0,1 Proc. Fe2O3 genügt, um Porzellan unverkäuflich zu machen wegen seiner grauen
                              									Farbe; der Grund davon ist nach Seger darin zu suchen,
                              									daſs das Eisenoxyd im einen Falle in freiem Zustande, daher leicht reducirbar, im
                              									anderen als Silicat vorhanden ist, das sich nicht so leicht reduciren läſst.Knapp schreibt die gelbe Farbe des Porzellans
                                    											den reducirten Sulfiden, Seger dem Eisenoxyd
                                    											zu. Dem unbefangenen Beobachter drängt sich nach diesen
                              									Ausführungen unwillkürlich die Ueberzeugung auf, daſs die Temperaturgrenze, bei
                              									welcher Eisenoxyd nicht mehr beständig ist, oder in eine anders gefärbte
                              									Modification übergeht, oberhalb welcher also der oxydirende und reducirende Gang des
                              									Brandes auf die Färbung nicht mehr von Einfluſs, ziemlich scharf gezogen ist, und
                              									wohl etwas höher liegt als die Temperatur, bei der das Seger-Porzellan garbrennt.
                           Auf die Färbung der Gläser dürfte von wesentlichem
                              									Einflüsse die Zusammensetzung derselben sein, die in den besprochenen Aufsätzen
                              									wenig Berücksichtigung fand.
                           Einen weiteren Beitrag zu dieser Frage gibt Dr. Carl Otto
                                 										Weber, Bad Homburg in einem Briefe an Prof. Knapp (Chemiker-Zeitung, 1888 Nr. 50). Es
                              									wurden fast sämmtliche Eisenoxydsalze angewendet, um Glas gelb zu färben, aber stets
                              									nur grün gefärbtes Glas erhalten in Nuancen von Blaugrün bis zu Laubgrün; die Töne
                              									waren um so weniger blaustichig, je weniger flüchtig sich die in dem Eisensalze
                              									enthaltene Säure erwies. Nur im ersten Momente des Niederschmelzens zeigten sich
                              									gelb gefärbte Partien. Diese Beobachtungen bezogen sich auf Natron-Kalkgläser. Bei
                              									Bleigläsern mit Rohem Bleigehalte zeigte das Glas bis zu einem gewissen Punkte stets
                              									kräftige Gelbfärbung, und dies war der Punkt, bei dem das Feuer verstärkt wurde. Von
                              									da an verschwand die gelbe Färbung sehr rasch und ging in Grün über. Verfasser hält
                              									den Uebergang der gelben Farbe in die grüne auch für eine Dissociationserscheinung
                              									und führt als analoges Beispiel die Bildung von Bohnen bei sehr heiſsem Ofengange in
                              									grünen Chromoxydgläsern an.
                           Thonröhren für lange Druckrohrleitungen. Ingenieur Villard in Lyon brachte vor Kurzem eine
                              									Thonröhrenleitung für einen Druck von 3at auf eine
                              									Länge von 1km zur Ausführung. Der innere
                              									Durchmesser der Röhren betrug 15cm, die
                              									Geschwindigkeit des Wassers 50 bis 80cm. Die
                              									Röhren wurden vor ihrer Verwendung geprüft und hielten einen Druck von 120 bis
                              										140m Wassersäule aus, ohne zu bersten.
                           Die Legung der Röhren nahm 20 Tage in Anspruch. Seit mehr als 3 Monaten arbeitet die
                              									Leitung tadellos. Die Fugenverbindung beansprucht groſse Sorgfalt, ein geschulter
                              									Arbeiter kommt aber mit Thonröhren und Cementdichtung schneller vorwärts als mit
                              									Eisenröhren. Bei der mittleren Geschwindigkeit des Wassers von 50cm ergab sich ein Verlust von 0m,00018 für den laufenden Meter gegen 0,00024 bei
                              									eisernen Röhren (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S.
                              									548).
                           
                           In der Thonindustrie-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 1,
                              									beschreibt Dr. Kosmann-Breslau ein neues keramisches
                              									Kunstproduct. Ludwig Rohrmann zu Krauschwitz bei
                              									Muskau, O.-L., dessen säure- und feuerfeste Gefäſse einen Weltruf genieſsen, hat es
                              									unternommen, Geigen aus Thon herzustellen, und das sich gesteckte Ziel in
                              									überraschender Weise gelöst. Die in äuſserer Form und innerem Baue den hölzernen
                              									Geigen nachgebildeten, aus Thon angefertigten Geigen können in Klangfülle und
                              									Weichheit des Tones es mit den hölzernen Rivalinnen durchaus aufnehmen. Das Material
                              									für die Anfertigung der Thongeigen wird bei Krauschwitz auftretenden Thonen der
                              									Braunkohlenformation entnommen. Nach Mittheilung des Herrn Rohrmann kommt im Geigenkörper kein klangfähiger Ton zu Stande, sobald die
                              									Masse ein wenig gesintert oder nur oberflächlich mit Glasur versehen ist; der Thon
                              									muſste daher mit feuerbeständigen Magerungsmitteln, wie Chamottemehl, versetzt und
                              									in Kapseln gebrannt werden. Zu bemerken ist übrigens, daſs nur der eigentliche
                              									Tonkörper der Geige aus Thon gefertigt ist, alles übrige besteht aus Holz. Einige
                              									dieser Instrumente wurden in Leipzig in Concerten mit Erfolg gespielt. Sie sind
                              									etwas schwerer als die gewöhnlichen Holzgeigen. Es ist zu erwarten, daſs Herr Rohrmann es zu noch weiterer Vervollkommnung an seiner
                              									Erfindung bringen wird, und dann ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daſs die
                              									Thongeigen ihren hölzernen Schwestern ernstlich werden Concurrenz bereiten
                              									können.
                           Im Anschlusse an eine gelegentlich der Budapester Landesausstellung 1885 im
                              									Specialcataloge der für die Thon-, Glas- und Cement-Industrie verwendbaren
                              									ungarischen Rohmaterialien in Gemeinschaft mit Matgasowszki niedergelegten Beschreibung derselben macht L. Petrik im Centralblatt für
                                 										Glasindustrie und Keramik, Bd. 3 S. 885, Mittheilung von einigen Versuchen
                              									mit ungarischen Porzellanerden. Verfasser kommt zu dem Schlusse, daſs die in Ungarn
                              									in groſsen Massen vorkommenden vom Rhyolith stammenden
                                 										Thone, wenn sie auch von dem wirklichen Kaolin in vielen Eigenschaften
                              									abweichen, zum Zwecke der Porzellanfabrikation geeignet sind, auch wenn dieselben
                              									nicht auf primären Lagern vorkommen und somit die Benennung Kaolin oder – zur
                              									Bezeichnung der speciellen Art – Rhyolith-Kaolin gerechtfertigt ist, und daſs das
                              									nach englischem Muster erzeugte Knochenporzellan von Seiten der ungarischen
                              									Fabrikanten mehr Aufmerksamkeit verdienen würde.
                           Einen ähnlichen Zweck beabsichtigt auch die von Petrik
                              									ausgeführte und in den Publikationen der Königl. ungarischen
                                 										Geologischen Anstalt veröffentlichte Arbeit über
                                 										die Verwendbarkeit der Rhyolithe für die Zwecke der keramischen Industrie
                              										(Centralblatt für Glasindustrie und Keramik, 1888
                              									Nr. 108 und 1889 Nr. 109). Es wird gezeigt, daſs von 24 untersuchten Rhyolithen 8
                              									bis 9 für die Porzellan- und Steingut-Industrie verwendbar sind.
                           
                              (Schluſs folgt.)