| Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 462 | 
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                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 414 d.
                           								Bd.)
                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        
                     
                        
                           Feuerfester Thon von Tiefenfucha in Niederösterreich
                              									wird in Hollenbürg an der Donau gewonnen und zu
                              									Chamottesteinen verwendet. Die Analyse desselben von C.
                                    										Bischof findet sich Sprechsaal, Nr. 21 S. 646.
                              									Der Thon gehört zu den reichlichst bindenden, sehr plastischen und hoch feuerfesten,
                              									und eignet sich besonders für Schmelztiegel.
                           H. Rühle bespricht im Sprechsaal, Nr. 21 S. 319, die Löthain-Meiſsner
                                 										Ofenthone, die den Ruhm und die Blüthe der Meiſsner Ofenfabrikation
                              									bedingen. Die rationelle Analyse ergab 76,2 Proc. Thonsubstanz, 23,1 Proc. Quarz und
                              									0,63 Proc. Feldspathreste. Bei 1400° C. brennen sich beide Thone blaſsgelb, bei
                              									1640° C. verdichten sie sich völlig und sind im Bruche grau, auf der Oberfläche
                              									braun gefärbt. Quantitative Analyse und Schwindungsmasse werden angeführt.
                           Meiſsner Kaolin aus den Gruben und Schlämmwerken von C. Tielsch und Comp. in Meiſsen wird hergestellt durch
                              									Mischen von gleichen Theilen Kaschkaer Erde und Löthainer Erde. Beide Erden werden
                              									zuerst geschlämmt und dann gemischt. Aus diesem Kaolin hergestelltes Porzellan
                              									widersteht dem Einflüsse von Hitze und Kälte viel besser als die aus böhmischer Erde
                              									hergestellten. Die rationelle Analyse ergab: Thonsubstanz 89,1 Proc., Quarzpulver
                              									9,9 Proc., Feldspathpulver 0,99 Proc. Die chemische Analyse von Prof. Seger ergab:
                           
                              
                                 SiO2
                                 51,39
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 35,44
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   0,72
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,75
                                 „
                                 
                              
                                 K2O
                                   0,80
                                 „
                                 
                              
                                 H2O, org. Subst.
                                 11,23
                                 „
                                 
                              
                           C. Bischof beschreibt den Normalthon erster Klasse und dessen Fundstätte. Dieser früher von ihm als
                              										Saarauer Thon I bezeichnete Thon findet sich in der
                              									Steinkohlengrube „Paulschacht“ bei Altwasser als eine der Kohle des zweiten
                              									Flötzes daselbst angewachsene Bank von durchschnittlich 10 bis 12cm Mächtigkeit, die sich bald verstärkt und
                              									stellenweise ganz verliert. In kurzer, bündiger Bezeichnung kommt dem Materiale die
                              									Benennung Altwasser-Schiefer aus dem Paulschachte zu
                              										(Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 224).
                           Plastische Thone aus der Umgegend von Strehlen in
                                 										Schlesien hat Dr. Kosmann beschrieben. I. Rohkaolin von Töppendorf. Das Thonlager ist in einer
                              									Länge und Breite von 100m und einer Mächtigkeit
                              									von mehr als 20m nachgewiesen. Die pyrometrische
                              									Untersuchung wurde von Dr. Bischof in Wiesbaden
                              									ausgeführt. Bei 1000° C. geglüht, brennt sich der Thon angenehm sattgelb mit Färbung
                              									ins Bräunliche. Der Bruch ist gelb, chamotteartig, noch saugend mit wenig Poren. Die
                              									mechanische Analyse hat in 100 Theilen ergeben:
                           
                           
                              
                                 1) Organische Substanz
                                   0,04
                                 
                              
                                 2) Thonsubstanz
                                 27,86
                                 
                              
                                 3) Feiner Schluff
                                   5,26
                                 
                              
                                 4) Grober Schluff
                                   6,72
                                 
                              
                                 5) Feiner Glimmersand
                                   7,91
                                 
                              
                                 6) Feiner Quarzsand
                                 11,63
                                 
                              
                                 7) Gröberer Quarzsand
                                 40,27
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,69
                                 
                              
                           Die chemische Untersuchung ergab:
                           
                              
                                 Bauschanalyse
                                 Rationelle Analyse
                                 
                              
                                 
                                 SiO2
                                 68,35
                                 davon„
                                 löslichunlöslich
                                 14,453,9
                                 SiO2Rückstand
                                 14,4263,48
                                 
                              
                                 
                                 TiO2
                                   0,09
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 Al2O3
                                 20,65
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 12,10
                                 
                              
                                 
                                 Fe2O3
                                   2,34
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   2,34
                                 
                              
                                 
                                 CaO
                                   0,30
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   0,30
                                 
                              
                                 
                                 MgO
                                   0,30
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   0,29
                                 
                              
                                 
                                 Na2O
                                   1,66
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   1,03
                                 
                              
                                 
                                 K2O
                                   1,26
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   0,94
                                 
                              
                                 Org.
                                 H2OSubst.
                                   4,90  0,04
                                 4,94
                                 
                                 
                                 
                                   4,94
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 99,88
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 99,84
                                 
                              
                           II. Thone von Schönbrunn bei Prieborn. Dieselben sind
                              									mit eckigen Quarz Stückchen durchsetzt, was auf das Vorhandensein ehemaliger
                              									Gletscherbildungen hinweist. Die chemische Analyse hatte nachstehende
                              									Zusammensetzung ergeben:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Weiſser Thon
                                 Graner Thon
                                 
                              
                                 SiO2
                                 löslichunlöslich
                                 25,6038,69
                                   27,27  35,84
                                 63,11
                                 
                              
                                 TiO2
                                 
                                 –
                                     0,28
                                 
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 
                                 23,80
                                   24,52
                                 
                                 
                              
                                 FeO
                                 
                                   1,54
                                     1,07
                                 
                                 
                              
                                 MnO
                                 
                                   0,27
                                     0,19
                                 
                                 
                              
                                 CaO
                                 
                                   0,16
                                     0,15
                                 
                                 
                              
                                 MgO
                                 
                                   0,54
                                     0,51
                                 
                                 
                              
                                 Na2O
                                 
                                   1,27
                                     1,24
                                 
                                 
                              
                                 H2O
                                 
                                   8,09
                                     8,12
                                 
                                 
                              
                                 Kohle
                                 
                                 –
                                     0,81
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 99,97
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           Die graue Färbung des zweiten Thones war durch eine geringe Menge darin enthaltenen
                              									Graphits bedingt, wie die Prüfung mit Fluſssäure ergab. Auch dieser Thon würde sich
                              									zur Aufschlämmung eignen. Näheres s. Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 62.
                           Wenn es auch viele Kaoline gibt, die bei einem Gehalte von mehr als 1 Proc. Fe2O3 bei hoher
                              									Temperatur einen rein weiſs brennenden Scherben geben, so ist dies bei plastischen
                              									Thonen, selbst bei sehr geringem Eisengehalte, eine groſse Seltenheit. Von Interesse
                              									sind daher Untersuchungen, die Prof. Seger an einer
                              									Reihe von Thonproben aus dem Römerschachte des Herrn
                              										Rühle angestellt und in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 525, mitgetheilt hat. Die Mehrzahl der
                              									Thone brannte bei einer Temperatur von 1450° C. und oxydirendem Feuer rein weiſs,
                              									wenig gesintert, etwas saugend. Die Analyse einer Durchschnittsprobe ergab:
                           
                           
                              
                                 SiO2
                                   66,05
                                 Proc.
                                 
                              
                                 TiO2
                                     0,39
                                 „
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   23,98
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                     0,61
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                     0,38
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                 Spur
                                 
                                 
                              
                                 K2O
                                     0,14
                                 „
                                 
                              
                                 H2O, org. Subst
                                     8,61
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,16
                                 Proc.
                                 
                              
                           Die rationelle Analyse:
                           
                              
                                 Thonsubstanz
                                 61,03
                                 
                              
                                 Quarz
                                 37,79
                                 
                              
                                 Feldspathreste
                                   1,18
                                 
                              
                           Die gefundene Zusammensetzung der Thonsubstanz stimmt mit der berechneten recht gut
                              									überein. Auffallend ist der geringe Gehalt an Kali* dieser ist nach Seger wohl die Ursache des völligen Weiſsbrennens der
                              									Thone, da er den Beginn der Sinterung in möglichst hohe Temperatur verlegt, wodurch
                              									die Bildung von färbendem Eisenoxyduloxyd vermieden wird. Trotz des geringen
                              									Gehaltes an Fluſsmitteln ist der Thon in Folge seines hohen Quarzgehaltes nicht so
                              									feuerbeständig, als man erwarten sollte. Der Thon wird unzweifelhaft ein
                              									vorzügliches Material für die Erzeugung weiſsen Steingutes abgeben.
                           Die Untersuchung zweier Kaoline veröffentlicht H. Seger in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 571.
                           Die Zusammensetzung eines vorzüglich feuerfesten Materials findet sich in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S. 581. Der Thonschiefer von Neurode übertrifft an
                              									Feuerbeständigkeit noch die bekannte Rakonitzer Erde.
                           Neuere chemische und mikroskopische Untersuchungen haben ergeben, daſs die
                              									ursprüngliche Masse der Zinkmuffeln bei fortgesetztem Gebrauche in Zinksilicate,
                              									Aluminate, Zinkspinell u.s.w. übergehen.
                           Eine ausführliche Untersuchung über diesen Gegenstand findet sich in Dr. Steger's Zeitschrift für das
                                 										Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate, 1887 Nr. 2.
                           Geschlämmter Kaolin von Seilitz hatte nach H. Seger folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 unlöslich in H2SO4
                                 Zusammensetzungder Thonsubstanz
                                 
                              
                                 SiO2
                                   56,30
                                 17,30
                                 47,74
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   31,25
                                   0,66
                                 37,45
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                     0,49
                                 –
                                   0,59
                                 
                              
                                 CaO
                                     0,42
                                 –
                                   0,51
                                 
                              
                                 MgO
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 K2O
                                     1,17
                                   0,60
                                   0,69
                                 
                              
                                 H2O
                                   10,61
                                 –
                                 12,98
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,24
                                 18,56
                                 99,96
                                 
                              
                           Der Kaolin zeichnet sich durch einen sehr geringen Gehalt an Eisenoxyd aus, der bei
                              									den meisten zur Porzellanfabrikation verwendeten nicht unter 1 Proc. herunter geht.
                              									Der ziemlich beträchtliche Gehalt an Quarz und Feldspath müſste beim Versatze der
                              									Masse in Rechnung gezogen werden.
                           Ein Thon aus Meiſsen besteht nach E. Adam nach dem Trocknen bei 120° C. aus
                           
                              
                                 Thonsubstanz
                                 76,85
                                 
                              
                                 Feldspathreste
                                   2,46
                                 
                              
                                 Quarzsand
                                 20,69
                                 
                              
                           Die Gesammtanalyse ergab:
                           
                              
                                 SiO2
                                 58,77
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 28,81
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   0,71
                                 
                              
                                 CaO
                                   9,28
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,17
                                 
                              
                                 K2O, Na2O
                                   0,44
                                 
                              
                                 H2O, org. Subst.
                                 11,03
                                 
                              
                           Der im Thone enthaltene Quarzsand ist so fein, daſs er sich durch Schlämmen aus dem
                              									Thone nicht entfernen läſst; es dürfte deshalb ein Schlämmen desselben behufs
                              									Entfernung gröſserer Sandkörner nur bei seiner Verwendung zu feinem Steinzeuge
                              									nöthig sein.
                           Der Thon ist sehr bildsam, liefert schon in geringer Hitze einen festen, weiſsen
                              									Scherben und wird unter starker Schwindung in Feldspath-Schmelzhitze lichtgrau,
                              									dicht und steinzeugartig, behält aber Form und scharfe Kanten (Sprechsaal, Nr. 20 S. 496).
                           Thon von Klingenberg am Main, der zur Herstellung von
                              									Schmelztiegeln u. dgl. dient, enthält nach C. Bischof
                              										(Sprechsaal, Nr. 87 S. 810):
                           
                              
                                 Al2O3
                                 33,68
                                 
                              
                                 SiO2
                                 49,90
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,44
                                 
                              
                                 CaO
                                   0,48
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   1,90
                                 
                              
                                 K2O
                                   1,81
                                 
                              
                                 S
                                   0,036
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 11,63
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,876
                                 
                              
                           Natronfeldspath aus Kragerö, Norwegen, hatte nach C. Bischof folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 SiO4
                                 65,35
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 21,66
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                   0,64
                                 
                              
                                 CaO
                                   1,79
                                 
                              
                                 MgO
                                   0,16
                                 
                              
                                 K2O
                                   0,52
                                 
                              
                                 Na2O
                                   9,88
                                 
                              
                                 H2O
                                   0,25
                                 
                              
                           (Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S.
                              									13.)
                           Pyrometrische Messungen haben Ch. Lauth und G. Vogt ausgeführt und in dem
                              										Bulletin de la société chimique (auch: Thonindustrie-Zeitung, Bd. 2 S. 71) die Resultate ihrer
                              									Versuche veröffentlicht. Die Verfasser besprechen zuerst die gewöhnlich in der
                              									Technik verwendeten Pyrometer und ihre Fehlerquellen. Hierauf wird ein in Sèvres
                              									seit einiger Zeit verwendetes Pyrometer mit
                                 										Wassercirculation beschrieben. Der Explorator, d.h. diejenige Oberfläche,
                              									welche der Wirkung der Hitze ausgesetzt war, hatte 0m,04 Länge, einen Durchmesser von 0m,009
                              									und die Dicke des Messingbleches betrug 0m,0001.
                              									Die in der Minute ausflieſsende Wassermenge war 2l,5. Dieser Apparat wurde auf passende Weise in den Ofen gebracht und die
                              									jeweilige Temperatur durch Gold-Silber- und Gold-Platinlegirungen gemessen. Es zeigt
                              									sich, daſs es durchaus nicht gleichgültig sei, ob man bei ansteigender Hitze miſst,
                              									oder während der Abkühlung. Es ergab sich, daſs der absolute Werth eines
                              									Pyrometergrades abnimmt mit steigender Temperatur, daſs das Instrument bei
                              									Berücksichtigung dieses Umstandes aber brauchbar sei. Eine weitaus einfachere
                              									Methode der pyrometrischen Messung besteht aber darin, in den Ofen schmelzbare
                              									Körper zu bringen. Da Goldlegirungen zu kostbar sind und die mit Platin
                              									Saigerungserscheinungen zeigen, haben die Verfasser zur Controle der Ofentemperatur
                              									Bruchstücke gefritteter Körper von verschiedener Gestalt und Zusammensetzung
                              									verwendet. Durch Mischen eines bestimmten Glassatzes mit Kreide und Thon wurden vier
                              									Fritten hergestellt, die in gewissen Abständen zwischen 625° C. und 1320° C.
                              									schmolzen und zur Betriebscontrole geeignet sind. Schlieſslich werden die Seger'schen Pyroskope
                              									besprochen. Die Verfasser fanden, daſs zwischen den Beobachtungen Seger's und den ihren Uebereinstimmung besteht.
                           Einige Schmelzbestimmungen mit Seger's Pyroskopen (vgl. 1886 261
                              									37) wurden von Dr. C. Bischof mit Hilfe des Deville'schen Ofens ausgeführt (Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, Thonindustrie-Zeitung, Bd. 11 S.
                              									37). Die Versuche ergaben, daſs während reines Platin im Deville'schen Ofen nach 20 Minuten Glühzeit zu schmelzen beginnt, die
                              									Normalkegel bereits nach 8 Minuten geschmolzen waren, woraus Bischof den Schluſs zieht, daſs der Schmelzpunkt des Normalkegels Nr. 20
                              									weit unter Platinschmelzhitze, aber über der Schmelzhitze des Palladiums (1500° C.)
                              									liege.
                           Prof. H. Seger führt in einer Erwiderung an, daſs Kegel
                              									Nr. 20 erst in der höchsten, in der Keramik erreichbaren Temperatur schmelze, und
                              									daſs schwerer schmelzbare Kegel zu construiren keinen Zweck hätte, da man dieselben
                              									in der Glut gar nicht sehen würde.
                           Weitere Versuche mit Seger'schen Probekegeln hat Dr. Paul Jochum in Nr. 2 des
                              										Sprechsaal 1888 publicirt. Dieselben ergaben
                              									Unregelmäſsigkeiten im Schmelzen der Kegel; so bogen sich im Versuche 3 die Kegel 5
                              									und 6 zuerst, dann nach einigen Minuten 4; 4 und 5 schmolzen sogleich zusammen, 20
                              									Minuten darauf 6. Prof. Seger führt in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 12 S. 62, nach einer
                              									theoretischen Betrachtung über die Schmelzbarkeit der Normalkegel an, daſs ihm
                              									früher auch Ungleichmäſsigkeiten im Schmelzen der Kegel aufgetreten seien, diese
                              									aber stets auf Ungleichmäſsigkeiten des Feuers im Ofen zurückzuführen waren. Es ist
                              									naturgemäſs, daſs die Gase viel heiſser sein müssen als der Ofeneinsatz, denn sonst könnte keine
                              									gleichmäſsig steigende Temperatur erzielt werden. Der Ofeninhalt ist um ein
                              									Vieltausendfaches schwerer als die Luft, welche ihm die Wärme zuträgt, diese muſs
                              									daher mit groſser Schnelligkeit durch den Ofen steigen. Die stark bewegte Luft ist
                              									viel heiſser als der übrige Einsatz, um so heiſser, je rascher ihre Bewegung;
                              									dagegen nehmen die ruhenden Luftschichten allmählich die Temperatur des
                              									Ofeneinsatzes an. Wenn die Geschwindigkeit eine bestimmte Grenze überschreitet, die
                              									Wärmezufuhr also um Vieles schneller erfolgt, als die Vertheilung derselben durch
                              									Strahlung oder Leitung, so spricht man von einer Stichflamme, deren Wirkung man
                              									nicht nur an jeder Ofenwand, sondern fast an jedem Steine beobachten kann: solche
                              									Stichflammen können leicht ein unregelmäſsiges Schmelzen der Kegel bewirken, und es
                              									ist bei der Aufstellung derselben darauf zu achten, daſs sie in ruhende
                              									Luftschichten gebracht werden. Der Unterschied zwischen den Nummern 4, 5, 6 ist ein
                              									so geringer, daſs man dieselben in eine Nummer zusammenfassen könnte.
                           In der Praxis sind schon mehr als 20000 Stück in Gebrauch. Weitere Veröffentlichungen
                              									über diesen Gegenstand siehe Thonindustrie-Zeitung, Bd.
                              									11 S. 37, 52, 83, 121, 181; Bd. 12 S. 61; ferner Sprechsaal, 1888 Nr. 7.
                           Als Nachtrag zu seinen Publicationen über Schwindung der Thonerde veröffentlichte C. Bischof im Centralblatte für
                                 										Glasindustrie und Keramik, 1889 S. 42 und 45, Beobachtungen über das
                              									Schwinden zweier Thone beim Glühen und zog daraus interessante Schlüsse über den
                              									Werth der Wedgewood'schen Pyrometer. Die untersuchten Kaoline sind bekannte, der englische Chinaclay
                              									und der Zettlitzer. Um eine gleich weiche, genügend formbare Masse zu erhalten,
                              									braucht letzterer etwas mehr Wasser als ersterer. Werden die beiden zu Stäbchen von
                              										50mm Länge geformten Thone in einer Temperatur
                              									von etwa 1100° C. geglüht, nachdem sie vorher bis zur Constanz des Gewichtes bei
                              									120° C. getrocknet waren, so schwindet der englische Kaolin bei einem Glüh verpuste
                              									von 13,27 Proc. nur um 1 Proc., während der in gleicher Weise behandelte um 3 Proc.
                              									bei einem Glühverluste von 13,58 Proc. schwindet. In der angegebenen Glühtemperatur
                              									schwindet demnach der Zettlitzer Kaolin trotz seiner groſsen chemischen Aehnlichkeit
                              									mit dem Chinaclay 3mal so stark als dieser. Es ist dies auf die verschiedenartige
                              									Aufnahme von Wasser beim Anmachen zurückzuführen. Um ein Urtheil darüber zu
                              									gewinnen, wie weit solche ziemlich zutreffende Endsehwindungen einen pyrometrischen
                              									Anhalt gewähren können, wurden folgende successive Versuche angestellt: es wurde
                              									eine Anzahl in gleicher Weise, wie eben beschrieben, präparirter Stäbchen
                              									hergestellt und diese in 1, 2, 2½, 5, 10, 15, 17 und 18 Minuten Glühzeit betragender
                              									Temperatur erhitzt. Die Versuche ergaben folgende Resultate:
                           
                           
                              
                                 Glühzeitin Minuten
                                 Temperatur
                                 
                                    Schwindung
                                    
                                 
                              
                                 Chinaclay
                                 Zettlitzer Kaolin
                                 
                              
                                   1
                                   1100° C.
                                 1 Proc.
                                       3 Proc.
                                 
                              
                                   2
                                 1250° „
                                 8 – 9 Proc.
                                 15    „
                                 
                              
                                      2½
                                 1400° „
                                 15 – 16 Proc.
                                 18    „
                                 
                              
                                   5
                                 1640° „
                                 17 – 18    „
                                 18    „
                                 
                              
                                 10
                                 1720° „
                                 17 Proc.
                                 17    „
                                 
                              
                                 15
                                 1730° „
                                 16,6 Proc.
                                 16    „
                                 
                              
                                 17
                                 1735° „
                                 16 Proc.
                                 15    „
                                 
                              
                           Bei der Temperatur von 1400° C. erreichte der Glühverlust oder das ausgetriebene
                              									Wasser ein Ende. Die Schwindung setzt sich nur in geringem Grade fort. Nach 15
                              									Minuten war Chinaclay mit einer schön weiſsen und transparenten Haut überzogen,
                              									Zettlitzer Kaolin pockig. Aus den Versuchen läſst sich folgern:
                           1) Die gröſste Schwindung stellt sich beim Fortgehen des letzten chemisch gebundenen
                              									Wassers oder bald nachher ein innerhalb der Temperatur von etwa 1250 bis 1400° C.,
                              									wobei dann auch gleichzeitig die bedeutendsten Schwankungen der Schwindungszahlen
                              									auftreten. Es zeigt sich hierbei innerhalb enger Temperaturgrenzen eine hohe
                              									Empfindlichkeit hinsichtlich des Schwindens, indem eine geringe Temperatursteigerung
                              									eine verhältniſsmäſsig groſse Wirkung zu Wege bringt.
                           2) Mit der Temperatur von 1640° C. bahnt sich unzweifelhaft eine gröſsere
                              									Gleichmäſsigkeit an, so daſs der Unterschied der beiden Kaoline aufgehoben oder
                              									ausgeglichen erscheint.
                           3) Mit der Temperatur von etwa 1720° C. hat sich dann in der That mit der deutlichen
                              									Erreichung der Endschwindung, wie die Zahlen zeigen, eine Uebereinstimmung in
                              									doppelter Beziehung eingestellt.
                           4) Mit der Temperatur von 1730° C. nimmt augenscheinlich die Schwindung ab, d.h. es
                              									tritt ein Wachsen der Proben in Folge von Aufblähung ein, was in der höheren
                              									Temperatur noch mehr hervortritt.
                           Diese Versuche geben ein genügend klares Bild über die Schwindung der Thone und
                              									zeigen evident, daſs dieselbe – entgegengesetzt der Annahme bei dem Wedgewood'schen Pyrometer – keineswegs stufenweise
                              									gleichmäſsig zunimmt, sondern anfangs sprungweise steigt, daſs dann ein Stillstand
                              									eintritt, um schlieſslich zum Wachsen überzugehen.
                           
                              (Schluſs folgt.)