| Titel: | Neues im Schiffswesen. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 486 | 
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                        Neues im Schiffswesen.
                        Patentklasse 65. Mit Abbildungen auf Tafel 25 und 26.
                        Neues im Schiffswesen.
                        
                     
                        
                           
                              Torpedoboote und Torpedos.
                              
                           In der Literatur wird immer noch mit einer gewissen Ueberschätzung von dem Werthe der
                              									Torpedos im Seekriege gesprochen, während die Praxis die Torpedos nur als Geschoſse
                              									ansieht, welche unter Umständen wirkungsvoller sich erweisen können als Granaten,
                              									aber auch eine ungleich geringere Treffsicherheit aufweisen als diese; unter diesem
                              									Gesichtspunkte würden die Torpedoboote nur als schwimmende Geschütze zu betrachten
                              									sein. Jedenfalls ist der Torpedo eine unentbehrliche Watte geworden und bilden die
                              									Torpedohochseeboote eine vortreffliche Unterstützung für die Geschwader. Die
                              									Torpedoboote werden nach den verschiedensten Mustern gebaut, doch scheint
                              									neuerdings, namentlich nach den schlechten Erfahrungen, welche die französische
                              									Marine machen muſste, für die Hochseetorpedoboote das deutsche Modell maſsgebend
                              									geworden zu sein, welches sich als durchaus zweckmäſsig und zuverlässig seetüchtig
                              									erwiesen hat. Diese Fahrzeuge haben eine durchschnittliche Länge von 33m und erhalten eine Geschwindigkeit von 23 Knoten.
                              									Diesen Hochseetorpedobooten gesellte sich neuerdings eine neue Klasse hinzu, welche
                              									als sogen. Divisionsboote bezeichnet werden und bestimmt sind, für ein kleineres
                              									Torpedobootgeschwader als Flaggschiff zu dienen; das Divisionsboot, wie es auf der
                              										Schichau'schen Werft in Elbing gebaut wird, soll
                              									dem Befehlshaber des Geschwaders einen bequemen Aufenthalt bei längeren
                              									Kreuzungsfahrten gestatten, es soll alle Stürme auf der See ausdauern können, es
                              									soll eine Reserve an Material und Inventar für die ganze Division mit sich führen,
                              									Werkstattseinrichtungen enthalten, um eventuelle Reparaturen auf See auszuführen,
                              									ferner ein Lazareth für Kranke und Verwundete besitzen. Das Schiff soll auch mit
                              									Torpedos und leichten Geschützen ausgerüstet sein, um am Kampfe theilzunehmen; es
                              									soll stark genug gebaut sein, feindliche Torpedoboote niederzurennen, sehr gut
                              									manöveriren, dabei flach genug gehen, um von den Torpedos selbst nicht mehr berührt
                              									zu werden, wenig
                              									Oberfläche über Wasser zeigen, um sich nicht weithin bemerkbar zu machen und als
                              									Zielscheibe für die feindlichen Geschoſse zu dienen.
                           Die Schiffe sind 55m lang, 6m,8 breit und haben ein Deplacement von 250t. Durch wasserdichte, bis zum Deck reichende
                              									Schotte wird das Schiff in 12 Abtheilungen getheilt, welche bei den Proben
                              									sämmtlich, eines nach dem anderen, voll Wasser gepumpt wurden, um die Stabilität und
                              									Unversenkbarkeit des Schiffes selbst bei Füllung eines oder mehrerer Räume zu
                              									beweisen. Das Fahrzeug ist daher praktisch unsinkbar. Im Vorschiffe sind die
                              									Torpedoapparate und Mannschaftsräume, hierauf folgen: die Werkstätte, mit Schmiede,
                              									Drehbank, Bohrmaschine u.s.w. ausgerüstet, dann Kessel- und Maschinenraum, hieran
                              									schlieſsen sich bequem und elegant ausgestattete Commandanten- und Officierskajüten
                              									mit groſsem Salon als Officiersmesse, Büffet und Toilette. Im Hinterschiffe befindet
                              									sich das Lazareth und Logis für Deck- und Unterofficiere.
                           Das Steuer und Commando kann von dem vorderen und hinteren Thurme, sowie von der
                              									Commandobrücke aus geleitet werden. An Deck und auf den Thürmen stehen
                              									Revolverkanonen, drei leichte Masten dienen zur Segelführung. Steuer und Ankerspill
                              									werden mit besonderen Dampfmaschinen betrieben. Zwei groſse und ein leichtes Boot
                              									sind an Deck aufgestellt. Das ganze Schiff ist aus Stahl gebaut.
                           Die Maschinen sind nach dem Schichau'schen dreifachen
                              									Expansionssystem gebaut, arbeiten mit etwa 270 Umgängen in der Minute und entwickeln
                              									eine Leistung von über 2000 indicirten Pferdekräften. Die Dampfkraft für die
                              									gesammte Leistung und für alle Hilfsmaschinen wird in nur zwei, nach dem
                              									Locomotivetyp erbauten Stahlkesseln erzeugt, welche mit Schichau'scher Patentfeuerungs- und Ventilationseinrichtung versehen sind
                              									und mit 12at Druck arbeiten. Kessel und Maschine
                              									sind ringsherum von Kohlenräumen umgeben und dadurch gegen die Wirkung der
                              									schnellfeuernden Geschütze gesichert. Auf den Probefahrten erreichten die Boote,
                              									voll ausgerüstet und mit Kohlen für 2500 Seemeilen bei 10 Knoten Fahrt an Bord, eine
                              									mittlere Geschwindigkeit von 21 Knoten in der Stunde, und bei der besonders
                              									vorgeschriebenen Probe bei schwerem Wetter dampfte das Boot 8 Stunden lang mit
                              									voller Kraft gegen schweren Seegang und Sturm von 8 Ball Stärke und erreichte dabei
                              									noch eine mittlere Geschwindigkeit von 18 Knoten. Die Maschinen, die ersten ihrer
                              									Art, welche bei so hoher Kraftleistung mit so hoher Umdrehungszahl arbeiten, haben
                              									sich bewährt.
                           Da die Torpedoboote, um einen einigermaſsen sicheren Schuſs abgeben zu können, auf
                              									mindestens 400m an das Ziel heranfahren müssen, so
                              									sind dieselben naturgemäſs dem Feuer der Schnellfeuergeschütze (Revolverkanonen),
                              									welche jetzt wohl jedes Kriegsfahrzeug führt, derart ausgesetzt, daſs sie nur in
                              									günstigen Fällen vor Vernichtung durch die Geschoſse bewahrt bleiben und zum Schusse kommen. Man
                              									sucht deshalb den Torpedobooten möglichst wenig Fläche zu geben, um sie als Ziel
                              									thunlichst klein zu machen. Da man aber über ein gewisses kleinstes Maſs von etwa
                              										30m Länge nicht hinuntergehen darf, um die
                              									Seetüchtigkeit der Torpedoboote zu sichern, so versucht man dieselben beim Angriffe
                              									theilweise oder vollständig unter die Wasseroberfläche zu versenken; dies kann
                              									naturgemäſs nur auf Kosten der Geschwindigkeit und unter schweren
                              									Betriebsbedingungen erfolgen.
                           Man ist mit diesen Vorschlägen wieder bei jenen Versuchen angelangt, welchen Wilhelm Bauer bereits im J. 1850 sein Leben widmete. Es
                              									erscheint als Thatsache angesehen werden zu dürfen, daſs sich die maſsgebenden
                              									Kreise von den sogen. Tauchbooten oder unterseeischen
                                 										Fahrzeugen für die Zukunft mancherlei versprechen, weil allerorts von den
                              									meisten Staaten eingehende Versuche mit Tauchbooten der verschiedensten Modelle
                              									angestellt werden. Unter dieser Rücksicht sei auch der Urahn dieser Schiffe, der
                              									sogen. Bauer'sche Brandtaucher, welcher im J. 1851 im
                              									Kieler Hafen unterging und erst vor kurzer Zeit bei Gelegenheit von Baggerarbeiten
                              									wieder aufgefunden wurde und gehoben werden konnte, hier kurz beschrieben (nach
                              									Mittheilungen in Glaser's Annalen für Gewerbe und
                                 										Bauwesen, 1888 * S. 178).
                           Der Brandtaucher Fig.
                                 										1 bis 3 ist ein von allen Seiten geschlossenes, aus 5mm starken Eisenwänden hergestelltes Fahrzeug,
                              									welches 8m lang, 3m hoch und 2m breit ist und gewölbte
                              									Körperflächen besitzt. Von oben gesehen hat er etwa die Gestalt einer dicken,
                              									stumpfen Cigarre, während bekanntlich die modernen Fischtorpedos äuſserst scharfe
                              									und schlanke Formen besitzen. Hinten ragt eine Schraube H und unter derselben das Steuer R hervor,
                              									während sich oben vorn ein rundlicher, mit Glasfenstern O versehener Kopf befindet, in dem oben auch die von innen verschlieſsbare
                              									Einsteigeluke L angebracht ist. Der Längenschnitt (Fig. 2) läſst
                              									deutlich die innere Einrichtung erkennen. Zwei groſse, mit Handsprossen versehene
                              									Triebräder T drehen mittels einer Zahnradvorrichtung
                              										Z die nach hinten führende Schraubenwelle W und so die Schraube H,
                              									welche dem Fahrzeuge seine Vorwärtsbewegung ertheilte. Von dem Steuer R gingen je rechts und links mittels eiserner Stangen
                              									die Steuerketten S ins Innere, wo sie durch eine im
                              									vorderen Theile befindliche Steuerradvorrichtung, ähnlich der heutzutage überall auf
                              									Schiffen gebräuchlichen, regiert werden konnten. Vor der Steuervorrichtung befand
                              									sich noch ein zweites, mittels Zahnradstange wirkendes Handrad N, welches eine unten im Boote liegende, mit
                              									Schraubengewinde versehene Stange drehte, auf der hierdurch ein als Ballast
                              									dienendes Laufgewicht B vor oder zurück geschoben
                              									werden konnte. Hierdurch konnte dem Fahrzeuge unter Wasser eine beliebige Neigung in
                              									seiner Längenrichtung gegeben werden. Schlieſslich befanden sich noch zwei
                              									Druckpumpen P in dem Schiffe, welche bestimmt waren,
                              									das behufs Senkens des
                              									Fahrzeuges durch kleine Ventile eingenommene Wasser wieder herauszuschaffen. Unten
                              									im Fahrzeuge lag Eisenballast, um demselben die aufrechte Lage zu sichern; in
                              									angemessener Höhe war ein auf einem Holzrahmen ruhender eiserner Fuſsboden F angebracht, auf dem stehend zwei Mann die Triebräder
                              									in Bewegung setzen konnten. Die Erfindung war sehr compendiös und genial
                              									durchgedacht. Daſs Bauer mit derselben verunglückte,
                              									lag in einem technischen Constructionsmangel: Man hatte, wohl mit Rücksicht auf die
                              									zur Verfügung stehende nur geringe Summe (2000 M.), das Fahrzeug in seiner
                              									Eisenwandung zu leicht gebaut, so daſs diese unter Wasser dem riesigen Wasserdrucke
                              									nicht widerstehen konnte, sich zusammenbog und so leck wurde.
                           Als eine unmittelbare Nachbildung des Bauer'schen
                              									Brandtauchers muſs ein Fahrzeug angesehen werden, welches von der Submarine Monitor Company in New York erbaut wurde und
                              									den verheiſsungsvollen Namen Peace maker erhalten hat
                              									(vgl. Scientific American, Bd. 55 * S. 354). Dieses
                              									Fahrzeug hat die Gestalt einer Cigarre und ist 9m
                              									lang, 2m,5 breit und 2m,3 hoch; Bug und Stern spitzen sich von der Mitte aus zu; auf dem
                              									Vordertheile sitzt eine gläserne Kuppel von 30cm
                              									Höhe, gerade groſs genug, um den Kopf des Steuermannes aufzunehmen. Der Eingang ist
                              									senkrecht vom Decke des Hintertheiles und wird von innen luftdicht verschlossen. Am
                              									Heck ist eine Schraube und ein gewöhnliches Steuerruder, daneben zwei wagerechte
                              									Steuer, mittels welcher dem Schiffe eine aufsteigende oder eine niedergehende
                              									Bewegung aufgezwungen wird. Das Innere ist zur Hälfte in Anspruch genommen von den
                              									Maschinen und mechanischen Apparaten, darunter eine 14pferdige Westinghouse-Maschine, welche ihren Dampf aus einem
                              									Behälter mit Aetzkali, welcher eine verschlieſsbare Oeffnung in das Wasser hat,
                              									bezieht. In 15cm weiten Röhren, die im Inneren
                              									ringsum laufen, ist verdichtete Luft enthalten; ferner sind Chemikalien zur
                              									künstlichen Herstellung von Luft im Schiffe vorhanden. Die Beleuchtung liefert eine
                              									Glühlampe. Die Torpedoarmirung besteht aus zwei durch eine Kette verbundenen
                              									Torpedos, die mit Magneten versehen ist, um sich an der Eisen- oder Stahlverkleidung
                              									des anzugreifenden Schiffes festzuhängen. Die Torpedos werden durch Elektricität
                              									entzündet, sobald das Boot in eine richtige Entfernung vom Angriffspunkte gelangt
                              									ist.
                           Ein ähnliches Fahrzeug „Le Gymnote“ wird in Havre geprobt. Dasselbe hat die Form eines Whitehead'schen Torpedos und ist 18m lang bei 1m,80
                              									gröſstem Durchmesser. Der Betrieb soll durch Elektricität, welche in Accumulatoren
                              									aufgespeichert ist, erfolgen (vgl. Le génie civil, 1888
                              									S. 69).
                           Fig. 4 zeigt
                              									eine Vorrichtung zur Gleichgewichtserhaltung und Tiefgangbegrenzung für
                              									Unterwasserfahrzeuge von G. Poore und W. C. Storey in London (* D. R. P. Nr. 44088 vom 28.
                                 									Januar 1888). An jedem Ende des Fahrzeuges ist eine Kammer a angebracht, in
                              									welcher ein Kolben b am einen Ende mit dem Fahrwasser
                              									in Verbindung bleibt. Die Kolben b sind durch Gestänge
                              									mit einander und mit dem Arme c eines Winkelhebels d verbunden, dessen Arme auf je ein Ventile einwirken
                              									können. Sobald demnach im Inneren des eingetauchten Fahrzeuges durch Orts
                              									Veränderung von Gewichten o. dgl. eine Schwerpunktsverschiebung stattfindet, wird
                              									das Tiefertauchen des einen Endes ausgeglichen, indem durch Oeffnung des bezüglichen
                              									Ventiles e von der Pumpe f
                              									Flüssigkeit in das höher stehende Ende gefördert wird. Zur Aufnahme der
                              									Druckflüssigkeit dienen Cylinder g, welche mit dem
                              									Fahrwasser in Verbindung stehen und auf den Kolben h
                              									die Flüssigkeit der Pumpe wirkt. Zur Tiefereinstellung dient der Cylinder i, dessen Kolben k mit
                              									einem belasteten Hebel verbunden ist.
                           
                        
                           
                              Die Torpedos
                              
                           werden als Freischuſstorpedos und als solche, welche durch
                              									Drähte von der Abschuſsstelle gesteuert werden, ausgebildet und benutzt. Für
                              									Kriegsfahrzeuge werden wohl ausschlieſslich die ersteren Arten nach den Ausführungen
                              									von Whitehead und Schwartzkopf verwendet, während für die Verteidigung von Hafeneinfahrten
                              									u.s.w. auch letztere Art bereits in Benutzung gezogen sein soll.
                           Für die Construction und Antriebsart der Torpedos sind neuerdings mannigfache neue
                              									Vorschläge gemacht worden. So bringen an Stelle der üblichen Luftmaschine J. A. Howell und T. H.
                                    										Paine in Washington (* D. R. P. Nr. 33520 vom 27. Januar 1885) den Antrieb
                              									des Torpedos durch ein in rasche Umdrehung (die Erfinder sprechen von 7000 bis 12000
                              									Umgängen in der Minute) versetztes Schwungrad in Vorschlag, welches seine Bewegung
                              									an die Schraubenpropeller abgeben soll. Der Entwurf dieses Schwungradtorpedos ist
                              									sehr interessant. Wenn auf einen solchen Torpedo eine Kraft mit dem Streben wirkt,
                              									ihn um eine Achse zu drehen, welche der Umlaufsachse des Schwungrades nicht parallel
                              									ist, so ergibt sich als Resultante eine Bewegung um eine Achse, welche senkrecht zur
                              									Ebene jener beiden Achsen steht. Schwingt z.B. das Schwungrad um eine wagerechte
                              									Achse und strebt eine auſsen angreifende Kraft, den Torpedo um eine senkrechte Achse
                              									zu drehen, so wird das Ergebniſs dieser beiden Kraftwirkungen nicht Drehung um diese
                              									senkrechte, sondern um eine wagerechte Achse sein, welche senkrecht zur Ebene der
                              									beiden ersten Achsen liegt. Diese Thatsache wird benutzt, um seitliche Ablenkungen
                              									des Torpedos zu verhindern und ihn zwangläufig in der Richtung zu erhalten, in
                              									welcher er einvisirt und abgeschossen wurde. Da seitlich ablenkende Kräfte dem
                              									Torpedo Drehung um eine Senkrechte mitzutheilen streben, so folgt, daſs die
                              									Umgangsachse des Schwungrades wagerecht liegen muſs, und ist es im Allgemeinen von
                              									Vorzug, diese wagerechte Umlaufsachse quer zur Längsrichtung des Torpedos anzuordnen. Unter
                              									diesen Bedingungen ist die aus dem Angriffe auf seitliche Abweichung hinwirkender
                              									Kräfte resultirende Umlaufsachse des Torpedos dessen Längsachse selbst, oder mit
                              									anderen Worten: Der Torpedo wird „rollen“. Dieses Rollen kann benutzt werden,
                              									um einen Steuermechanismus in Bewegung zu setzen, welcher so wirkt, daſs er
                              									selbsthätig eine auf die entgegengesetzte Ablenkung gerichtete Kraftwirkung
                              									hervorruft und diese so lange aufrecht erhält, als die erstere Kraftwirkung
                              									andauert. Sobald das Rollen aufhört, kehrt auch der Steuermechanismus wieder in
                              									seine normale Lage zurück. Wenn die wagerechte Umlaufsachse des Schwungrades quer
                              									zur Längsachse des Torpedos liegt, wird es nothwendig, ein sogen.
                              										„Tauchruder“ anzuordnen, um den Torpedo während seines Laufes in der
                              									gegebenen Tiefe unter dem Wasserspiegel zu erhalten. Dieses Tauchruder liegt in der
                              									Ruhestellung wagerecht und kann auf einer wagerechten, zur Umlaufsachse des
                              									Schwungrades parallelen Achse schwingen. Dasselbe wird durch einen Mechanismus
                              									selbsthätig in Wirksamkeit gesetzt, der von der Verschiebung eines Pendels abhängig
                              									gemacht ist, welches seine Bewegungen von einem Regulator erhält, auf welchen der
                              									Druck der Wassersäule, unter welches der Torpedo eingetaucht ist, zur Geltung kommt.
                              									Die Arbeit des Regulators besteht darin, den Torpedo in die gewünschte Wassertiefe
                              									zu bringen, während die Aufgabe des Pendels dabei wesentlich die ist, allzu
                              									abschüssige Auf- und Abwärtsbewegungen des Torpedos zu verhindern.
                           Das Torpedogehäuse ist in der in Fig. 5 und 6 (Grundriſs und
                              									Seitenansicht) wiedergegebenen Gestalt aus fünf Kammern ABCDE zusammengesetzt gedacht, welche auf im Inneren liegenden Reifen
                              									befestigt sind. In den Kammern A und B liegt die Sprengladung und ferner in A auch die Zündvorrichtung, welche durch Aufstoſsen des
                              									aus der vorderen Spitze des Torpedos vorstehenden Bolzens x auf einen Widerstand in Thätigkeit gesetzt wird. Die Kammer C enthält das Schwungrad und die Getriebe zur Bewegung
                              									der Propeller, deren Wellen G durch die Kammer D gehen und aus E ins
                              									Wasser treten; sie steht in Verbindung mit der Kammer D, welche durch eine wasserdichte Wand geschlossen ist. Wie die Kammern C und D sind auch die
                              									Kammern A und B
                              									wasserdicht. Der hintere Theil der Kammer E ist
                              									ebenfalls wasserdicht, dagegen der vordere Theil derselben offen für den Zutritt von
                              									Wasser, welches durch die Oeffnungen w eindringt; hier
                              									sind die Mechanismen zur Regulirung der Steuerruder und des Tauchruders angeordnet.
                              									Dieser Theil der Kammer E ist so weit mit Holz
                              									ausgefüllt, daſs er nur die benöthigte kleinste Menge Wasser aufzunehmen vermag.
                           Das Schwungrad F sitzt auf einer rechtwinklig zur
                              									Torpedolängsachse in an der Kammer E festen Lagern
                              									angeordneten Welle, welche beim Abschieſsen des Torpedos wagerecht zu liegen hat.
                              									Beiderseits der Nabe des
                              									Schwungrades trägt dessen Welle je ein Kegelrad c,
                              									welches in Eingriff steht mit einem Kegelrade d auf der
                              									zugehörigen Propellerwelle G und so diese in Umdrehung
                              									versetzen kann,
                           Auf jede Seite des hinteren Theiles der Endkammer E ist
                              									auf einem Pfosten g (Fig. 7 und 8), am Rahmen f drehbar, ein Ruder O
                              									angeordnet. Jedes Ruder O ist, wie in Fig. 8 in gestrichelten
                              									Linien angedeutet, in seiner Mitte so ausgeschnitten, daſs es beim Umgelegtwerden in
                              									keinerlei Berührung mit der Propellerwelle und dem Rahmen f tritt. Durch Arme h und Lenkstangen i (zu deren wasserdichtem Durchgange durch den hinteren
                              									Theil der Kammer E nach deren vorderen, dem Wasser
                              									offenen Theil die Röhren i1 angeordnet sind) ist jedes Ruder O mit dem
                              									ihm entsprechenden Ende des in seiner Mitte auf der Drehachse j3 montirten Hebels j verbunden. Die Achse j3 trägt ferner einen radialen Arm j1, welcher durch eine
                              									Lenkstange j2 mit dem
                              									auf der Drehachse k1
                              									des Helmes k sitzenden Kurbelarme k2 verbunden ist. Durch
                              									die entsprechenden Bewegungen des Helmes k können somit
                              									beide Räder O gleichzeitig je nach Nothwendigkeit nach
                              									Steuerbord oder Backbord umgelegt und wieder mittschiffs eingestellt werden, welche
                              									letztere Lage ihre normale ist.
                           Eine der Propellerwellen G trägt eine endlose Schraube
                              										l (Fig. 7), welche in
                              									Eingriff steht mit einem im offenen Theile der Kammer E
                              									auf einer senkrechten Welle m1 aufgekeilten Zahnrade H. Auf derselben
                              									Welle sitzt ferner oberhalb des Rades H und unterhalb
                              									des Helmes k eine auf ihrer oberen Seite mit einer
                              									Curvenrippe m versehene Scheibe H1. Am äuſseren Ende des Helmes k liegt in Augen, wagerecht in der
                              									Torpedolängsrichtung, eine Achse n1, auf welcher quer zur Torpedolängsachse ein
                              									zweiarmiger Hebel n in seinem Mittelpunkte sitzt. Die
                              									Achse n1 ist mittels
                              									einer biegsamen, z.B. aus einer dichten Drahtspirale bestehenden Welle o mit der Achse p1 eines Pendels p
                              									verbunden. Der Hebel n ist an beiden Enden mit Spitzen
                              									oder Warzen n2
                              									ausgestattet, von denen die eine oder die andere mit der Curvenrippe m der Scheibe H1 in Berührung treten kann, sobald letztere in der
                              									einen oder anderen Richtung in eine zum Hebel n
                              									geneigte Stellung gebracht wird. Das Pendel p strebt
                              									beständig, den Hebel n in wagerechter Lage zu erhalten,
                              									zu welcher die Scheibe H1 in ihrer Mittellage, wenn also keine Ablenkung stattfindet, parallel
                              									liegt, und befindet sich bei solcher Lage beider Theile der Helm k mittschiffs. Sobald eine auſsen angreifende Kraft den
                              									Torpedo in der einen oder anderen Richtung um seine Längsachse zum Rollen bringt,
                              									muſs sich auch die Scheibe H1 in Folge der Lagerung ihrer Welle in mit dem Torpedogehäuse verbundenen
                              									Theilen in der entsprechenden Richtung schief stellen, während der Hebel n mittels des Pendels p
                              									seine wagerechte Lage behauptet. Folglich geräth die ständig umlaufende Scheibe H1 mittels ihrer Rippe
                              										m in Eingriff mit der ihr zunächst liegenden Spitze
                              										n2 des Hebels n und drückt den Hebel k je nachdem nach
                              									Steuerbord oder nach Backbord. Die Bewegung des Helmes überträgt sich durch Kurbel
                              										k2,
                              									Verbindungsstange j2
                              									und Kurbel j1 auf die
                              									Achse j3, deren
                              									Kurbelarm j die Stangen i
                              									verschiebt und damit die Ruder O umlegt. Letztere
                              									veranlassen sofort eine der das Rollen veranlassenden Kraft entgegengesetzte
                              									Kraftäuſserung, d.h. suchen den Torpedo in der entgegengesetzten Richtung ins Rollen
                              									zu bringen. Diese Gegenwirkung der Ruder O dauert so
                              									lange, bis der Torpedo in ihrer Richtung so weit zurückgerollt ist, daſs die Rippe
                              										m der Scheibe H1 wieder auſser Berührung mit dem Hebel n gerathen, d.h. in ihre Mittellage parallel zu
                              									demselben zurückgekehrt ist. Der Hebel n und mit ihm
                              									der Hebel k wird durch die biegsame Welle o in die Mittellage mittschiffs zurückgeführt. Die
                              									Ruder O werden nicht nur einfach je nachdem nach
                              									Steuerbord oder nach Backbord umgelegt und so lange in dieser Lage erhalten, bis der
                              									Torpedo wieder in die Abschuſsrichtung zurückgebracht ist, sondern die Rippe der
                              									Scheibe H1 ertheilt
                              									ihnen eine Reihe von Antrieben, und zwar so lange, als ihre Einwirkung auf den Hebel
                              										n andauert. Die Curvenrippe kann dabei so geformt
                              									werden, daſs sie den Rudern bei jeder Umdrehung der Scheibe H1 einen oder mehrere Impulse
                              									ertheilt.
                           Ein in normaler Stellung wagerecht liegendes und um eine zur Schwungradachse
                              									parallele Achse bewegliches Ruder I (das Tauchruder)
                              									kann mittels eines Helmes s in ähnlicher Weise wie oben
                              									der Helm k durch einen von einer rotirenden
                              									Curvenscheibe aus seiner Normallage gebrachten Hebel t
                              									eingestellt werden (Fig. 7). Die Achse dieses Armes ist durch eine biegsame Welle mit der
                              									Drehachse K1 der im
                              									Gehäuse J liegenden Pendelvorrichtung K verbunden. Die Achse K1 wird nach der einen oder anderen
                              									Richtung durch eine Linse L in Drehung versetzt, indem
                              									deren Lage mit dem wechselnden Drucke des Wassers durch diesen Druck selbst
                              									verschoben wird. Letzterer wirkt zu diesem Zwecke auf einen mit der Linse
                              									verbundenen Kolben v1,
                              									dessen Wirkung jedoch von einem regulirbaren elastischen Widerstände (Feder S) so abhängig gemacht ist, daſs sie erst eintritt,
                              									wenn der Torpedo unter die normale Tiefe sinkt. In letzterer stehen die
                              									Curvenscheibe und der Hebel t parallel zu einander ohne
                              									Berührung und das Tauchruder liegt wagerecht. Ein gröſserer oder geringerer Druck
                              									als dieser bewirkt eine Verschiebung des Pendels nach der einen oder anderen Seite
                              									über die Normalstellung hinaus, indem im ersteren Falle durch Vergröſserung des
                              									hydrostatischen Druckes auf den Kolben v1 ein stärkerer Zug auf die Linse ausgeübt wird,
                              									während im anderen Falle der Zug auf dieselbe entsprechend geringer wird. In beiden
                              									Fällen wird die Achse K1 so weit herumgedreht werden, daſs der damit in beschriebener Weise
                              									verbundene Hebel X unter die Wirkung der Curvenrippe
                              									gelangt und dem Tauchruder je nachdem eine Reihe von nach oben oder nach unten
                              									gerichteten Antrieben mittheilt. Das auf der Achse r angeordnete
                              									Tauchruder I ist mittels Kurbel r1 und Verbindungsstange r2 (welche durch das im
                              									wasserdichten Theile der Kammer E liegende Rohr i2 geht) mit einem auf
                              									stehender Welle quer zur Torpedolängsachse liegenden Helm s verbunden. Die Einstellung des letzteren erfolgt durch den in der
                              									Torpedolängsrichtung beweglichen, auf der wagerechten Querachse t1 montirten
                              									zweiarmigen, dem Hebel n ähnlich gestalteten Hebel t und eine Curvenrippe m2. Letztere kann entweder auf einer
                              									besonderen, mit der Achse m1 umlaufenden Scheibe oder auf der Oberseite des Zahnrades H angeordnet sein.
                           Die Pendelvorrichtung K (Fig. 9) umfaſst eine
                              									cylindrische, hohle und luftdicht geschlossene, in dem im vorderen Theile der Kammer
                              										E angebrachten nach dem Wasser offenen Gehäuse J mittels Welle K1 drehbaren Kapsel K
                              									und die in einer in letzterer gebildeten Nische schwingende Linse L. Letztere ist einerseits mit der Achse K1 und andererseits
                              									durch eine Schnur v3
                              									mit dem Regulator V verbunden. Der Regulator V besteht aus einem Kolben v1, welcher lose in einem cylindrischen,
                              									an der Kapsel K seitlich von deren Drehpunkt
                              									angebrachten und mit ihrem Inneren in Verbindung stehenden Halse v spielt. Beide Theile sind mit einander durch eine
                              									übergeschobene Muffe v2
                              									aus biegsamem und wasserdichtem Stoffe luftdicht verbunden, so daſs die Kapsel K eine hermetisch geschlossene Luftkammer bildet.
                              									Zwischen Kolben v1 und
                              									Hals v ist so viel Spiel gelassen, daſs sich bequem
                              									zwei Lagen des den Muff v2 bildenden Stoffes einlegen können. Wird der Kolben von einem stärkeren
                              									hydrostatischen Drucke in den Hals hineingetrieben, so rollt sich die Muffe von dem
                              									Kolben ab und auf die Innenfläche des Halses auf, indem das Wasser sich zwischen
                              									beide Lagen eindrängt, sie von einander hält und so jede die Bewegung des Kolbens
                              									bildende Reibung und Berührung verhindert. In Folge ihrer gegenseitigen Verbindung
                              									bewegen sich Kolben v1
                              									und Linse L in Uebereinstimmung, und wird dadurch, je
                              									nachdem sich der Kolben ein- oder auswärts bewegt, der Schwerpunkt der
                              									Pendelvorrichtung entsprechend verlegt und damit eine entsprechende Drehung der
                              									Kapsel und folglich der durch die biegsame Welle t2 mit ihr verbundenen Achse t1 des Hebels t bewirkt, welche sich, wie beschrieben, auf den Helm s überträgt. Um zu verhindern, daſs der Kolben die
                              									Linse in Bewegung setzt, ehe der Torpedo auf die Tiefe der Schuſsbahn gekommen ist,
                              									wird eine Feder S angeordnet, welche die Linse L zurückzudrücken strebt und dem Zuge des Kolbens v1 einen elastischen
                              									Widerstand entgegensetzt.
                           Zufriedenstellende Ergebnisse erhielten die Erfinder bei einem Torpedo von 2m,5 Länge bei 31cm Durchmesser mit zwei Röhren G1 von je 7cm,6
                              									Länge bei 17cm,8 Durchmesser, gleichwertig einem
                              									einzigen Rohre von 15cm Länge und 17cm,8 Durchmesser. Die Mittheilung der zum Treiben
                              									des Torpedos im Wasser erforderlichen Geschwindigkeit an das Schwungrad hat vor dem
                              									Abschieden zu erfolgen.
                           
                           Dieselben Erfinder bringen zum Abschieſsen dieses Torpedos den folgenden
                              									Lancirapparat (* D. R. P. Nr. 33520 vom 27. Januar 1885) in Vorschlag.
                           Der Apparat besteht aus einem Drehkrane, einer um eine wagerechte Achse drehbar mit
                              									diesem verbundenen Trage zum Einhängen des Torpedos, und der beweglich damit
                              									verbundenen Torpedoschleuder, welche durch den Fall des Torpedos aus der Trage in
                              									Wirkung tritt und demselben einen wagerechten Antrieb in der Abschuſsrichtung
                              									ertheilt, ehe er noch ins Wasser gelangt. Der den Torpedo haltende Theil kann um
                              									eine rechtwinklig zu dessen Schwungradachse liegende Achse schwingen, so daſs die
                              									Bewegungen des Schiffes keinerlei schädliche Beanspruchungen auf das nunmehr um zwei
                              									Achsen bewegliche Schwungrad ausüben können.
                           Der Antrieb des Fischtorpedos geschieht allgemein mittels verdichteter Luft, und zwar
                              									in der Art, daſs die gespannte Luft gleich wie bei gewöhnlichen Dampfmaschinen in
                              									den Cylinder eingelassen wird, dort ihren Druck auf die Kolben überträgt und
                              									hierdurch die Drehung der Propellerachse sammt den in entgegengesetzter Richtung
                              									umlaufenden beiden Propellerschrauben bewirkt.
                           Das im Folgenden erläuterte System von A. Graf von Buonacorsi
                                    										di Pistoja in Wien (* D. R. P. Nr. 42619 vom 19. Juni 1887) macht die
                              									Cylindermaschine, sowie die Winkelräder und den Druckregulator entbehrlich und
                              									bietet dadurch die Möglichkeit, den Mechanismus wesentlich zu vereinfachen.
                           Das Prinzip des neuen Systems besteht darin, daſs hierbei nicht der statische Druck
                              									der gespannten Luft zur Wirkung gebracht und zur Verschiebung von Kolbenflächen
                              									verwendet wird, sondern die lebendige Kraft, welche der verdichteten Luft bei ihrer
                              									Ausströmung ins Freie vermöge ihrer Dichte und Strömungsgeschwindigkeit innewohnt,
                              									zur unmittelbaren Stoſswirkung auf die Propeller gelangt.
                           Die auf 70 bis 90at verdichtete Betriebsluft ist,
                              									wie bisher, in einem zylindrischen, an beiden Enden verjüngten Kessel eingeschlossen
                              									und gelangt durch ein festes Leitungsrohr a (Fig. 10) in
                              									das mit diesem luftdicht verbundene, drehbar montirte Rohr b, welches von einem zweiten Rohre c
                              									umschlossen ist. Auf letzterem sitzen die beiden Propellerschrauben A und B, deren Flügel nach
                              									entgegengesetzten Richtungen gekrümmt sind, so daſs A
                              									einen rechtsgängigen und B einen linksgängigen
                              									Propeller versinnbildlicht. Die Nabe jeder Schraube enthält in ihrem Inneren eine
                              									kegelförmig die Achse umgebende Kammer A1 und B1, in welche die verdichtete Luft durch mehrere in
                              									den beiden die Achse bildenden Röhren angebrachte Schlitze b1
                              									c1 und b2
                              									c2 einströmen kann. Aus
                              									diesen beiden Kammern, welche eine Art Windkessel bilden, die im Vereine mit den als
                              									Schwungräder wirkenden Propellern eine Regulirung der gleichförmig beschleunigten
                              									Torpedolaufgeschwindigkeit bewirken, strömt die verdichtete Luft durch die in die
                              									Propellerflügel gebohrten Kanäle A2
                              									A2 und B2
                              									B2 ins Freie und
                              									bewirkt der auf die der Ausströmungsöffnung gegenüber liegenden Flächenelemente des
                              									Kanales wirkende aerodynamische Stoſs eine Umdrehung der Flügel im entgegengesetzten
                              									Sinne der Luftausströmung. Durch diese nach dem Prinzipe des Segner'schen Wasserrades ausgeführte Construction sind die Umlaufszahlen
                              									beider Propeller vollständig unabhängig von einander und werden nur durch die Gröſse
                              									der Querschnitte bedingt, durch welche man die verdichtete Luft in die Kammer A1 und B1 treten läſst.
                           Während man nun bis jetzt bestrebt war, bei den Torpedos die steuernde Wirkung einer
                              									Propellerschraube durch die Wirkung einer zweiten entgegengesetzt und gleich rasch
                              									laufenden Schraube möglichst aufzuheben und die Richtungssteuerung durch besondere
                              									verstellbare, senkrechte Steuer- oder Ruderblätter zu erreichen suchte, ist es
                              									gerade dieser früher als störend betrachtete Einfluſs der ungleichartigen
                              									Propellerwirkungen, welchen der Erfinder zur Geradlaufsteuerung des Torpedos
                              									ausnutzt.
                           Da mit der Zu- und Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit auch die steuernde Wirkung
                              									jedes Propellers zu- und abnimmt, so wird es sich bei Lösung dieser Aufgabe nur
                              									darum handeln, den Unterschied der Rotationsgeschwindigkeit beider Propeller so
                              									groſs zu machen, daſs durch den rascher laufenden, die Drehwirkung des zweiten sammt
                              									den sonstigen auf das Torpedo wirkenden ablenkenden Einflüssen ausgeglichen werde.
                              									Die Umlaufszahl wird aber wieder direkt von jenem Querschnitte abhängen, durch den
                              									man die Druckluft in die Schrauben treten läſst, woraus folgt, daſs durch Aenderung
                              									dieser Querschnitte eine entsprechende Steuerwirkung auf das Torpedo ausgeübt werden
                              									kann. Die Aenderung dieser Querschnitte wird nun auf folgende Weise vollzogen.
                           Das innere Luftrohr b ist an den den Propellersitzen
                              									entsprechenden Orten mit Längsschlitzen b1 und b2 versehen, mit welchen die im äuſseren Rohre c befindlichen Schlitze c1 und c2, die die halbe Breite der ersteren besitzen, durch
                              									Drehung des Rohres b derart in Verbindung gebracht
                              									werden können, daſs die Preſsluft entweder durch den ganzen Querschnitt der Schlitze
                              										c1 und c2 oder nur durch einen
                              									Theil derselben ausströmen kann. Da die den beiden Propellersitzen entsprechend
                              									angeordneten Schlitze c1 und c2
                              									nicht in denselben Erzeugenden liegen, so werden sie mit den Schlitzen b1 und b2 nie gleichzeitig
                              									zusammenfallen, so daſs man durch Drehung eines mit dem Rohre b fest verbundenen Zeigers die Zuströmung zu Propeller
                              										A drosselt, die zu B
                              									aber erhält oder die entgegengesetzte Wirkung erzielt.
                           Um die Umlaufszahl beider Propeller nach Versuchen ablesen zu können, steht jeder
                              									derselben durch ein Wurmrad w mit je einer Zählvorrichtung in Verbindung,
                              									welche durch die Räder w1 angedeutet sind.
                           Die Tiefensteuerung wird von einem Paar in fester Verbindung stehender, zu beiden
                              									Seiten des Achterrohres wagerecht angeordneter Steuerblätter besorgt; die letzteren
                              									werden durch eine mittels verdichteter Luft betriebene und vom Tiefgangregulator
                              									angetriebene Steuermaschine bethätigt, welche ihre Bewegungen durch ein auſserhalb
                              									des Torpedohauptkörpers liegendes Gestänge auf die Steuerblätter überträgt, da die
                              									jetzige Construction der Torpedos die Verlegung des Gestänges nach dem
                              									Torpedoinneren unmöglich macht.
                           Wenn ein Torpedo beim Schieſsen bis etwas über die Mitte seiner Länge das bis jetzt
                              									gebräuchliche Lancirrohr verlassen hat, so verliert derselbe, da sein Schwerpunkt
                              									nicht in der Mitte der Länge, sondern weiter nach vorn liegt, in Folge seiner
                              									Verjüngung nach hinten die Stütze und beginnt mit seinem Vordertheile zu fallen, ehe
                              									der Schwanz das Lancirrohr verlassen hat. In Folge dieses Umstandes fällt ein aus
                              									einem wagerecht eingebauten gewöhnlichen Lancirrohre geschossener Torpedo nicht
                              									wagerecht, sondern mit einem Winkel in das Wasser, welcher von der Höhe abhängt, in
                              									der das Rohr über Wasser eingebaut ist. Die einmal eingeleitete Fallbewegung, welche
                              									ein Drehen des Torpedos hervorruft, nimmt, so lange der Torpedo durch die Luft
                              									fliegt, ihren ungehinderten Fortgang. Deswegen fällt der Torpedo bei sehr hoch
                              									eingebauten Rohren, selbst wenn dessen Lage eine wagerechte ist, mit einem sehr
                              									steilen Winkel ins Wasser und veranlaſst dieses oft ein Ingrundgehen des
                              									Torpedos.
                           Um nun dem Torpedo beim Abschieſsen möglichst lange eine sichere gerade Führung zu
                              									geben, wird von der Berliner
                                 										Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vormals L.
                                    										Schwartzkopff in Berlin (* D. R. P. Nr. 44255 vom 9. December 1886) die in
                              										Fig. 11
                              									dargestellte Ausführung vorgeschlagen und angewendet. Dieselbe verfolgt den Zweck,
                              									dem abgeschossenen Torpedo jede gewünschte Neigung durch die Veränderlichkeit der
                              									Länge eines ausschiebbaren Tragebalkens zu geben, in den Grenzen, welche man beim
                              									Schieſsen des Torpedos mit gewöhnlichem Rohre erhält, bis zum wagerechten Falle des
                              									Torpedos. Je nachdem der oben in der Mitte des Torpedos befindliche Tragknaggen vor
                              									oder nach dem Austritte des Schwanzendes aus dem Rohre von der Nuth des Tragbalkens
                              									frei wird, wird der abgeschossene Torpedo mit gröſserer oder geringerer Neigung
                              									bezieh. in wagerechter Lage zu Wasser fallen. Es ist daher der Winkel gegen die
                              									Wagerechte, unter welchem der Torpedo seinen Weg durch das Wasser nimmt, bei
                              									vorliegender Construction abhängig von der Länge der Ausschiebung des Tragebalkens.
                              									Ist der Balken ganz ausgeschoben, so ist die Länge so bemessen, daſs der vordere
                              									Knaggen die Führung erst in dem Augenblicke verläſst, wenn das Schwanzende des
                              									Torpedos eben von der Rohrmündung frei wird. Der Torpedo fällt somit unter dieser Bedingung
                              									wagerecht oder parallel der Achsrichtung des Lancirrohres herab. Bei weniger weit
                              									vorgeschobenem Balken beginnt der Torpedo seinen Fall vorn früher in dem
                              									Augenblicke, wo der Knaggen frei wird, während er mit dem Schwanzende noch im Rohre
                              									geführt ist. Der Torpedo nimmt also eine entsprechende Neigung beim Falle ein.
                              									Hieraus ist ersichtlich, daſs durch die Veränderlichkeit der Ausschiebung des
                              									Tragbalkens die Neigung, mit welcher der Torpedo zu Wasser geschossen wird, beliebig
                              									bestimmt werden kann und die Manövrirfähigkeit mit den Torpedos gesteigert wird.
                           Oben auf dem Lancirrohr befindet sich ein der Länge nach angeordneter, allseitig
                              									geschlossener Kasten a. In diesem Kasten befindet sich
                              									ein Balken d, welcher oben zu einer Zahnstange
                              									ausgebildet ist. In diese Zahnstange greift bei f ein
                              									mittels Kurbel g bewegliches kleines Zahnrad ein, so
                              									daſs die Zahnstange d entweder in den Kasten a ganz zurückgezogen oder ganz nach auſsen geschoben
                              									oder jede andere dazwischen liegende Mittelstellung gewählt werden kann. Die in Fig. 11
                              									sichtbaren Schrauben nn sollen zur Feststellung der
                              									Lage dieses Tragbalkens dienen. Die Bewegung des aus- und einziehbaren Tragbalkens
                              									kann auch mit beliebigen anderen Bewegungsmechanismen (Schraube, Hebel u.s.w.)
                              									erfolgen. Die untere Seite des Balkens ist mit einer Längsnuth m versehen, in welcher ein auf dem Torpedo befestigter
                              									┬-förmiger Knaggen p derart gleitet, daſs auf die ganze
                              									Länge dieses aufgeschobenen Tragbalkens durch diesen Knaggen der Torpedo getragen
                              									wird, so daſs derselbe beim Lanciren erst dann frei fallen kann, wenn dieser Knaggen
                              										p die Führungsnuth m
                              									des Tragbalkens d verlassen hat. Ist der
                              									Verlängerungsbalken d in sein Gehäuse a ganz zurückgezogen, so kann die äuſsere Oeffnung des
                              									Längskastens a mit demselben Schleusenschieber oder mit
                              									derselben Klappe, welche zweckentsprechend geformt ist, geschlossen werden, mit
                              									welcher die Mündung des Schuſsrohres selbst auſsenbords geschlossen wird.
                           Eine vermehrte Schwierigkeit beim Abschieſsen der Torpedos ergibt sich, wenn das
                              									Schuſsrohr seitlich am Fahrzeuge quer zur Fahrtrichtung, wie bei den meisten
                              									gröſseren Kriegsschiffen, angeordnet ist und der Schuſs während der Fahrt des
                              									Fahrzeuges abgegeben werden soll.
                           Ein gewöhnlicher Torpedolancirapparat wird den Anforderungen nicht genügen, wenn er
                              									bei in Fahrt begriffenem Schiffe von der Breitseite aus, besonders unter Wasser,
                              									einen Torpedo lanciren soll, wegen des groſsen seitlichen Druckes, dem der Torpedo
                              									beim Austritte aus dem Schuſsrohr ausgesetzt ist, einem Drucke, der mit der
                              									Geschwindigkeit des Schiffes wächst und dem kein Torpedo widerstehen könnte. Beim
                              									Abschieſsen von Torpedos unter Wasser von der Breitseite eines in Fahrt begriffenen
                              									Schiffes aus muſs das Bestreben hauptsächlich darauf gerichtet sein, den Torpedo vor dem seitlichen
                              									Drucke des Wassers zu schützen, bis der Torpedo den Lancirapparat verlassen hat.
                           Ein anderer wichtiger Punkt ist der, eine Ablenkung des
                              									Torpedos durch den seitlichen Druck des Wassers beim Verlassen der Schutzvorrichtung
                              									zu verhindern. Nach der Construction von R. Whitehead
                              									in Fiume, Ungarn (* D. R. P. Nr. 46812 vom 31. Mai 1888) tritt der Torpedo zugleich
                              									mit einem Schild, in welchem er befestigt ist, aus dem Schiff heraus und wird durch
                              									denselben geschützt. Ist der Torpedo vom Schiffe ganz frei, so wird er vom Schilde
                              									freigemacht und gleichzeitig auf seiner ganzen Länge dem seitlichen Drucke des
                              									Wassers ausgesetzt.
                           Der Schild oder Rahmen, in welchem der Torpedo liegt, besteht aus einem Kasten, der
                              									beträchtlich länger ist als der Torpedo. Der Kasten ist an der Rückseite (in der
                              									Richtung der Bewegung des Schiffes genommen) auf einer Strecke offen, welche etwas
                              									länger ist als der Torpedo. An der Vorderseite ist er (so weit er aus dem Schiffe
                              									heraussieht, wenn er herausgeschoben ist) als Rost oder Gitter ausgeführt, in
                              									welchem die Zwischenräume durch Klappen verschlossen sind, welche derart drehbar
                              									sind, daſs sie durch den Druck des Wassers geöffnet werden, wenn der Schild nahezu
                              									vollständig herausgeschoben ist und Sperrstangen, welche mit zahnförmigen Ansätzen
                              									versehen sind, zurückgezogen werden. Der Schild kann in handlicher Weise durch eine
                              									durch verdichtete Luft getriebene Maschine hinein und heraus bewegt werden, deren
                              									Welle ein Getriebe trägt, das in eine Zahnstange auf der oberen Fläche des Schildes
                              									eingreift. Da der Schild mit groſser Geschwindigkeit hinausbewegt wird, so
                              									entwickelt er eine beträchtliche lebendige Kraft; um diese aufzunehmen und den Stoſs
                              									am Ende der Auswärtsbewegung zu lindern, wird die aus der Maschine c austretende Luft benutzt, um einen elastischen Buffer
                              									zu bilden, indem man sie in den Raum zwischen dem anderen Ende des festen
                              									rechteckigen Gehäuses und einem Ansätze am hinteren Ende des Schildes eintreten
                              									läſst. Der Torpedo wird im Schilde an jeder Bewegung verhindert, bis er zur
                              									geeigneten Zeit freigelassen wird. Am hinteren Ende wird er am Zurücklaufen durch
                              									ein Stütz- und Auspuffrohr verhindert, welches dagegengepreſst wird und auch dazu
                              									dient, die aus dem Motor des Torpedos selbst ausströmende Luft in den vorher als
                              									Buffer angeführten Kaum zu leiten.
                           Die groſse Unsicherheit des Abschusses von Torpedos, die geringe Treffsicherheit,
                              									welche vom Seegange trotz aller sinnreichen Regulirvorrichtungen ungemein stark
                              									beeinfluſst wird, haben seit längerer Zeit zur Construction von Torpedos geführt,
                              									welche ständig bis zur Entzündung mit der Abschuſsstelle durch Drähte bezieh. Kabel
                              									verbunden bleiben, um durch elektrische oder mechanische Beeinflussung genau
                              									gesteuert zu werden. Es ist noch nicht bekannt geworden, daſs sich ein Staat eingehender mit diesen
                              									Ausführungen befaſst oder gar ihre Einführung beschlossen hat.
                           Die zum Theile sehr umständlich angeordneten Einrichtungen für gesteuerte Torpedos schlieſsen sich im Wesentlichen den
                              									früher an dieser Stelle eingehend besprochenen Latschen Ausführungen an, ohne
                              									prinzipiell neue Gedanken zu verwirklichen.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
