| Titel: | Berg-, Hütten- und Salinenwesen von Griechenland in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin Mitzopulos. | 
| Autor: | Constantin Mitzopulos | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 509 | 
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                        Berg-, Hütten- und Salinenwesen von Griechenland
                           								in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin
                              								Mitzopulos.
                        Mit Abbildungen.
                        Berg-, Hütten- und Salinenwesen Griechenlands.
                        
                     
                        
                           Im Monat Oktober vorigen Jahres eröffnete S. M. der König Georg die IV. Olympias, d.h. die National-Ausstellung, die zwei groſse
                              									Patrioten und Landeswohlthäter, Evangelus Zappas und
                              									dessen Vetter Constantinos Zappas aus Epirus, mit
                              									eigenen Kosten gegründet und den Hellenen geschenkt haben. Das griechische Volk
                              									feierte mit dem 25jährigen Jubiläum seines beliebten Königs auch seine Fortschritte
                              									im Gebiete der Bildung und der Industrie. Das Land, welches vor 66 Jahren, als es zum ersten Male
                              									der gute und unvergeſsliche König Otto besuchte, nur
                              									rauchende Trümmer und Ruinen aufzuweisen hatte, kann heute der Welt zeigen, daſs es
                              									viel für seine wissenschaftliche und industrielle Bildung thut. Einen glänzenden
                              									Beweis dafür liefert die oben erwähnte National-Ausstellung. Wir werden die erste
                              									Abtheilung derselben, welche das Berg-, Hütten- und Salinenwesen umfaſst, hier in
                              									kurzen Abrissen beschreiben. Und daſs dieser Industriezweig ein sehr wichtiges
                              									nationalökonomisches Element für unser Land bildet, sieht man gleich aus der
                              									Quantität und dem Werthe der im J. 1887 erzeugten Bergwerksproducte (Staatsanzeiger, 1888 2. Theil Nr. 22) nämlich:
                           
                              
                                   1)
                                 Werkblei aus Laurium
                                   12922
                                 Tonnen
                                 
                              
                                   2)
                                 Silberhaltiger Bleiglanz
                                     1616
                                 „
                                 
                              
                                   3)
                                 Bleierze mit Blende
                                     7761
                                 „
                                 
                              
                                   4)
                                 Gebrannter Zinkgalmei aus Laurium und Siphnos
                                   34497
                                 „
                                 
                              
                                   5)
                                 Manganhaltige Eisenerze aus Laurium und Seriphos
                                 162958
                                 „
                                 
                              
                                   6)
                                 Manganerze aus Milos
                                       500
                                 „
                                 
                              
                                   7)
                                 Silberhaltiger Schwerspath aus Milos
                                     4864
                                 „
                                 
                              
                                   8)
                                 Smirgel (roh) aus Naxos
                                     2222
                                 „
                                 
                              
                                   9)
                                 Braunkohle aus Kumi und Oropos
                                     7006
                                 „
                                 
                              
                                 10)
                                 Schwefel aus Milos
                                     1346
                                 „
                                 
                              
                                 11)
                                 Magnesit aus Euböa
                                     7000
                                 „
                                 
                              
                                 12)
                                 Puzzolan aus Santorin
                                   28000
                                 „
                                 
                              
                                 13)
                                 Seesalz aus verschiedenen Salinen
                                   17000
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 287692
                                 Tonnen.
                                 
                              
                           Dazu noch 136t Gyps und 12031 Stück Mühlsteine aus
                              									Milos. Das Alles zusammen repräsentirt einen Werth von 12000000 Francs.
                           Die in der ersten Abtheilung ausgestellten Gegenstände waren ungefähr folgende: 1)
                              									Systematische Mineral- und Gesteinsammlungen. 2) Geologische Karten, Skizzen, Risse
                              									u.s.w. 3) Eine schöne Sammlung von bekannten Marmorsorten des Landes. 4) Exemplare
                              									von anderen nutzbaren Gesteinen und Erzen (Sandsteine, Schiefer, Schwefel, Blei-,
                              									Zinkerze u.s.w.) und Aufbereitungsproducten. 5) Modelle von Schächten,
                              									Aufbereitungsmaschinen, Oefen u.s.w. und 6) Werkblei in Stücken und Pyramiden, sowie
                              									groſse Gangmassen von Blende und Galmei, welche aus den Gruben Laurions
                              									herstammen.
                           Der schönste und beste Theil davon gehört den in Laurion arbeitenden groſsen
                              									Gesellschaften, der griechischen „Τὰ μεταλλουργεῖα
                                    											Λαυρείου“ und der französischen „Les
                                    											mines du Laurium“, die dort seit 15 Jahren die Montanindustrie
                              									eifrig treiben.
                           
                        
                           A. Sammlungen und geologische
                                 										Karten.
                              								
                           Wie in alten Zeiten, so auch heute noch ist das hauptmetallfuhrende Gebiet
                              									Griechenlands Laurium. Obwohl es die Alten für ein erschöpftes Land hieltenStrab. Georg. Lib. IX. C. I. Τὰ δὲ
                                       												ἀργυρεῖ̃α τὰ ἐν τῇ
                                       												᾽Αττιϰῇ ϰατ᾽ ἀρχὰς μὲν ἡν
                                       												ἀξιόλογα, νυνί δ᾽ ἐϰλείπει ϰαί δὴ ϰαί οί
                                       												ἐργαζόμενοι τῆς μευαλλείας ἀόϑενω̃ς
                                       												ύπαχουούόης, τὴν παλαιάν ἐϰβολἀδα ϰαί όχώρίαν
                                       												ἀναχωνεύοντες, εὔριόϰον ε̈τι ὲξ αίτῆς
                                       												ἀποϰαϑαιρόμενον ἀργύριον, τω̃ν ἀρχαίων
                                       												ἀπείρως ϰαμνευόντων., sind doch noch viele Erze
                              									(hauptsächlich Zink und Blei) vorhanden, die dort für viele Jahre die Montanindustrie beschäftigen werden.
                              									Prof. Andreas Cordellas, Generaldirektor der
                              									griechischen Gesellschaft von Laurium, der dort lange Jahre mit groſsem Eifer
                              									gearbeitet hat und die Verhältnisse sehr gut kennt, hat eine schöne und vollständige
                              									Gestein- und Mineralsammlung von 430 Exemplaren ausgestellt. Daraus ersieht man,
                              									daſs das Gebiet von Laurium, welches hauptsächlich aus Wechsellagerung von
                              									Glimmerschiefer und Marmor besteht, sehr reich an Mineralien ist.Auch das mineralogische Cabinet der Universität Athens besitzt eine sehr
                                    											lehrreiche Sammlung von Laurium (über 1000 Exemplare). In seiner
                              									Sammlung findet man in schönen und lehrreichen Exemplaren folgende Mineralien:
                              									Eisenglanz (manganhaltig), Glaskopf, Brauneisenerz, Eisenspath, Bleiglanz (grob- und
                              									feinkörnig), Cerusit, Zinkblende, Zinkspath (von verschiedenen Formen und Farben),
                              									gediegenes Kupfer, Cuprit, Kupferkies, Eisenkies, Malachit, Azurit, Ocker,
                              									Pyrolusit, Symplesit, Adamin, Annabergit (Cordellit)Der Annabergit von Laurium, der zuerst von Herrn Des
                                       												Cloiseaux untergeht wurde (Bull. soc.
                                       												miner., Bd. 1 S. 75) gibt im Glaskölbchen eine reichliche Menge
                                    											Wasser und bekommt eine schmutzig-gelbe Farbe. Eine sehr dünne Lamelle davon
                                    											unter dem Mikroskop zeigt sich durchsichtig und gefärbt wie der sogen.
                                    											Viridit., SerpieritDer Serpierit ist sehr schwer schmelzbar, im Glaskölbchen gibt er viel Wasser
                                    											und wird dann schwarz, auf Kohle mit der Reductionsflamme gibt er einen
                                    											Zinkbeschlag und kleine Körner von metallischem Kupfer. Mit Soda auf Kohle
                                    											durch Reductionsflamme gibt er eine Schwefelhebar, welche auf Silberblech
                                    											die bekannten Flecken hinterläſst., Allophan, Büratit, Euchorit,
                              									Phosgenit (Laurionit)Der Phosgenit ist ein secundäres Mineralproduct, welches man auf dem
                                    											Meeresgründe mit Schlacken findet., Atakamit, Vanadinit,
                              									Miſspickel, Rhodochrosit, Skorodit, Alloisit, Quarz, Baryt, Kalkspath und
                              									Stalaktite, Aragon, Disthen, Gyps, Hisingerit, Anthrakolit, Oligonit, Amiant.
                           Aus dieser Sammlung sieht man auch, daſs auſser den oben erwähnten Glimmerschiefern
                              									und krystallinischen Kalksteinen noch andere Gesteine, zum Theile eruptive, in
                              									Laurium vorkommen, wie z.B. Grünsteine (Diorite, Gabbros), Trachyte, Eurit, Granit
                              									(oder Gneisgranit), Plakit und andere. Laurium, wie bekannt, bildet einen flachen
                              									von SSW. nach NNO. gestreckten und in dieser Richtung aufgeborstenen Sattel, der
                              									nach den bisherigen Erfahrungen aus Wechsellagerung von Glimmerschiefer und
                              									krystallinischem Kalkstein besteht, welche hauptsächlich Contactlagergänge
                              									enthalten.
                           Ein idealer DurchschnittEinen Profildurchschnitt von Laurium hat die griechische Gesellschaft
                                    											ausgestellt, welchen wir hier ein wenig geändert wiedergeben. von
                              									Laurium (Fig. 1) kann folgende Construction des
                              									Gebietes von oben nach unten zeigen:
                           1) Oberer eisenhaltiger Kalkstein (Sunium, Berzeko,
                              									Passalimani), der die Gipfel von manchen Hügeln bildet. 2) Darunter liegt der obere Thonglimmerschiefer (Ary, Passalimani), der zum
                              									Theil verwittert ist und
                              									weiſsen Glimmer enthält. 3) Mittlerer Marmor mit
                              									unregelmäſsig geordneten Erzmassen (Rimpari, Thoricos). Von diesem Marmor
                              									unterscheidet man den schieferigen röthlichen und den feinkörnigen bläulich grauen.
                              									Zwischen diesem Kalksteine als Liegendem und dem Thonglimmerschiefer als Hangendem
                              									liegt der erste Contactlagergang I, der hauptsächlich
                              									aus Eisenerzen, mit Bleiglanz und Cerusit imprägnirt, besteht (Rimpari, Plaka,
                              									Villia, Ary u.s.w.). 4) Unterer GlimmerschieferAls Vertreter des unteren Glimmerschiefers betrachtet man ein eigenthümliches
                                    											quarzartiges Gestein von Plaka, welches Herr Cordellas Plakit p genannt hat
                                    											(mächtig von 20 bis 120m), der auch als
                                    											Liegendes des zweiten Contactganges dient. Dieser Plakit zeigt unter dem
                                    											Mikroskop folgende Bestandtheile: Quarz in lauter Körnern, Feldspath
                                    											(Plagioklas), hie und da braune Lamellen von Glimmer und ein grünes Mineral
                                    											(Viridit), welches, wie es scheint, secundäres Product von Hornblende ist.
                                    											Unter demselben liegt der Granit, der wahrscheinlich ein Gneisgranit ist,
                                    											der sich in verwittertem Zustande sehr leicht in dicke Platten zerschlagen
                                    											läſst. Der Granit von Plaka enthält nach Neminar Flüssigkeits- und Gaseinschlüsse im Quarz, Apatitnadeln
                                    											und Titanit. (Kamarissa mit einer Mächtigkeit von 20 bis 25m). Zwischen diesem als Liegendem und dem darüber
                              									stehenden Mittelmarmor liegt der zweite Contactlagergang G, der nach Norden des Lauriumgebietes manganhaltige Eisenerze, nach Süden
                              									Eisenspath, Fluſs- und Kalkspath mit feinkörnigem und silberreichem Bleiglanze
                              									enthält. 5) Unter diesem Glimmerschiefer liegt eine untergeordnete Marmorschicht (25 bis 30m
                              									mächtig) mit einigen Imprägnationen von Schwefelkies und Bleiglanz F. Im Contacte zwischen diesem, Schwefelerze führenden,
                              									Marmor und dem darüber liegenden Glimmerschiefer kommt ein untergeordneter Lagergang
                              										K vor. 6) Untergeordneter
                                 										Glimmerschiefer (von 5 bis 7m mächtig),
                              									dieser ist das Hangende und der darunter liegende zuckerartige Marmor 7 (von unbekannter Mächtigkeit) das Liegende des
                              									dritten Contactlagerganges E, welcher aus Bleiglanz und
                              									Cerusit besteht und eine Mächtigkeit von ½ bis 12m
                              									hat. Im Liegenden dieser Lagerstätte, welche zum gröſsten Theile von den Alten
                              									abgebaut wurde, liegen sehr viele Nester und Stöcke von Zinkspath, der von der
                              									französischen Gesellschaft abgebaut wird (Fig. 2).
                              										A und C Eurit- und
                              									Trachytgänge, B Grünstein.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 272, S. 512
                              
                           
                           Auſser diesen Contactlagergängen kommen in Laurium noch folgende Arten vor. Im
                              									mittleren Marmor (Nr. 3) und besonders in seiner körnigen Varietät findet man
                              									Schnüre, die in liegenden (z.B. in Ary) Stöcken enden und mit silberhaltigem
                              									Bleiglanze und Blende gefüllt sind.
                           Fig. 2., Bd. 272, S. 513Fig. 2. Erklärung der Fig. 2.
                                    												g Galmei, F
                                    											Eisenoxyd, A Glimmerschiefer, B unterer Marmor, D Euritgänge, E Bleiglanz und Blende,
                                    												H alter Bau, GC ContactFast in allen Marmor- und Schieferschichten findet man kleine Griffons,
                              									welche aus Zinkspath und Nestern von Bleiglanz bestehen. Das Ausgehen desselben
                              									benutzten die Alten als Führer zum Entdecken von silberhaltigem Bleiglanze. Der
                              									Zinkspath, obwohl er, wie gesagt, auf der Erdoberfläche lag und welchen, wie es
                              									scheint, die Alten kannten, zog vor ungefähr 16 Jahren kaum die Aufmerksamkeit der
                              									dortigen Bergleute auf sich, jetzt jedoch bildet er das wichtigste Montanproduct
                              									Lauriums. Aechte Bleiglanzgänge hat man bis jetzt nur in den älteren Marmor- und
                              									Schieferschichten (Kamarisa Vromopussi), sowie im Granit von Plaka gefunden (F).
                           Dieses Schichtensystem Lauriums wird hie und da von eruptiven Gesteinen durchsetzt.
                              									Auſser dem Granit, der, wie erwähnt, sedimentären Ursprungs zu sein scheint und
                              									beschränkte Ausdehnung hat, kommen noch drei Arten Eruptivgesteine vor. Bis zum
                              									oberen Thonglimmerschiefer (Nr. 2) reichen Grünsteingänge B (Berg Veluturi bei Thorikos, Panormos, Vromopussi u.s.w.), die man
                              									Diabase, Aphanite und Gabbros nennt.Ein mikroskopisches Präparat von Veluturigrünstein zeigt unter dem Mikroskop
                                    											folgende Zusammensetzung: Die Grundmasse besteht aus lauter Quarzkörnern,
                                    											darin sind blaugrüne und faserige Krystalle oder schilfförmige Nadeln von
                                    											Hornblende zerstreut, die hie und da von Lamellen eines grünen Minerales
                                    											bedeckt sind (Viridit?), welches vielleicht ein Zersetzungsproduct von
                                    											Hornblende ist. An manchen Stellen erblickt man auch Haufen von gelbbraunen
                                    											Körnern, vielleicht von Augit. Ein anderes Präparat von demselben Berge
                                    											zeigt sich anders; es besteht aus Feldspath, Quarzkörnern und chloritischer
                                    											Substanz in groſser Menge. Fast dieselbe Zusammensetzung zeigt ein
                                    											aphonitisches Gestein von Sunium. Die Grünsteine Lauriums sind also aller
                                    											Wahrscheinlichkeit nach Diorite. Aechte Diorite kommen auf Aedipsos (Euböa)
                                    											vor, worin man makroskopisch Hornblende und Feldspath, und mikroskopisch Quarz unterscheidet. Fast bis zu
                              									demselben Niveau des unteren Glimmerschiefers (Nr. 4) reichen die sogen. Trachyte
                              									und Eurite von Laurium, die derselben Natur zu sein scheinen, namentlich
                              									trachytische Gesteine (A und C).
                           Wie reich Laurium an Metallen und anderen Mineralien ist, sieht man auch an den
                              									prachtvollen Schaustufen der französischen Gesellschaft, wundervolle Stücke von
                              									Galmei in allen Farben und Formen (Pseudomorphosen nach Gyps, Kalkspath) und
                              									prachtvolle Stufen von Bleiglanz, Büratit, Serpierit,
                              									Adamin, Gyps, Kalkspath u.s.w. schmücken die Ausstellung. Man hat sogar ein
                              									Gangstück von Galmei ausgestellt, welches ungefähr 3t wiegt mit 45 Proc. Zn und ein anderes von Blende mit Schwefelkies und
                              									Bleiglanz von 2785k Gewicht und 9,5 Proc. Pb und
                              									33 Proc. Zn.
                           Herr Emil Grohmann, ein tüchtiger Bergingenieur aus
                              									Freiberg, der viele Jahre in Griechenland die Montanindustrie mit groſsem Eifer und
                              									Fleiſs treibt, hat eine Mineral- und Gesteinsammlung nebst Situationsplan der
                              									Bergwerke von Seriphos ausgestellt (Concession der französischen Gesellschaft.
                              									Seriphos et Spilazeza). Diese kleine zu den Cycladen gehörige Insel, welche kaum
                              										78qkm miſst, ist reich an Eisenerzen, deren
                              									Tagebau Herr Grohmann übernommen hat, und besteht aus
                              									krystallinischem Kalkstein, Gneis (weiſs), Porphyr (grünlich) und Granit. Die
                              									Eisenerze sind hauptsächlich Eisenglanz (mit 47 bis 55 Proc. Fe) und Magneteisenerz
                              									(mit 65 Proc. Fe) und etwas Schwefelkies.Auf Seriphos kommen auch schöne Lievrite und Prasemkrystalle vor, auch
                                    											Pseudomorphosen von Brauneisenerz nach Schwefelkies. Im Allgemeinen ist
                                    											diese Insel in geologischer und mineralogischer Hinsicht sehr interessant.
                                    											Das Eisen war, wie es scheint, auch in der mycenäischen Zeit bekannt, wird
                                    											aber nicht sehr in Gebrauch gewesen sein. Herr Inspektor Tsuntas fand in einer uralten mycenäischen
                                    											Grube einen Ring, der ganz verrostet war. Dieser, den ich untersucht habe,
                                    											gibt einen gelben Strich, auf Kohle mit Reductionsflamme wird er stark
                                    											magnetisch, mit Salzsäure braust er, folglich ist er sicher aus
                                    										Eisen. Im J. 1887 wurden aus Seriphos ungefähr 56570t Eisenerze exportirt. Auf dieser Insel kommen auch Bleierze vor,
                              									die aber bis jetzt noch nicht aufgeschlossen sind. Der übrige Theil der aus
                              									Griechenland exportirten Eisenerze (106000t)
                              									stammt aus den Gruben der französischen und griechischen Gesellschaften Lauriums.
                              									Eisenerze kommen auch an anderen Stellen vor, wie auch in der Umgebung Athens (bei
                              									Chaïdari). Alle diese Erze werden bei uns nicht verschmolzen, weil es an billigem
                              									Brennmaterial mangelt.
                           Leider fehlt die Steinkohlenformation in Griechenland gänzlich, und die, zum
                              									Eisenschmelzen nicht passenden, Braunkohlenlager, die man kennt (Kumi, Oropos,
                              									Alphios, Patras u.s.w.), sind auch noch nicht richtig aufgeschlossen.
                           Auſser Laurium und Seriphos gibt es in Griechenland noch viele andere metallführende
                              									Distrikte, welche aus Mangel an Kapitalien bisher nicht untersucht und
                              									aufgeschlossen sind, so z.B. findet man Blei- und Kupfererze in Karystos, Limogardi
                              									(bei Lamia), nämlich Kupferkies, Buntkupferkies, Malachit; dasselbe in Keos, Ios,
                              									Argolis, Kynouria, Messenien, Santorin u.s.w.; Eisenerze bei Tenaron, auf Skyros,
                              									Andros, Epidaurus Limira u.s.w.; Chrom- und Manganerze in Laurium, Milos, Dombräna,
                              									Skyros, Achladon (Nomarchie Larissa), Theben, Euböa und anderen Punkten.
                           Herr Dr. T. Skufos, der petrographisch und mineralogisch
                              									Paros und Antiparos untersuchte, hat eine vollständige Sammlung aus diesen Inseln
                              									mit einem ausführlichen Berichte darüber und einem Idealprofil von Paros
                              									ausgestellt. Diese wegen ihres Marmors berühmte Insel zeigt von Weitem eine
                              									vielgebogene Linie, welche die Gesteine der Insel in zwei Zonen theilt. Die obere
                              									ist kahl oder trägt höchstens einige verkümmerte Sträucher, sie besteht aus
                              									Kalksteinen. Die untere ist reichlich mit Vegetation bedeckt (Oelbäume, Feigenbäume,
                              									Weinberge, Getreidefelder und Orangenhaine), sie besteht hauptsächlich aus
                              									Glimmerschiefer, welcher manchmal Granat und Einlagerungen von Quarzitschiefer
                              									enthält. Auch Gneis (Monte Vigla) und Granit ('Αγία
                                 										'Υπαχοί) kommen dort vor, ebenso Granulit mit Jaspis (Dorf Tsipidos). Paros
                              										(209qkm,3) bietet ein groſses Interesse nicht
                              									nur wegen seines schönen Marmors und seiner Kupfererze, sondern auch weil es, wie
                              									wir weiter unten sehen werden, unberührte Schmirgellager enthält. Der parische
                              									Marmor, den die Alten sehr gut kannten, liegt nicht weit von dem Flecken Paroekia
                              									(Thapsiana) und bildet mit Glimmerschiefer oder Kaolin oder einer rothen Erde
                              									Wechsellagerungen. Hier hat vor wenigen Jahren eine Gesellschaft, gearbeitet,
                              									Eisenbahnen gebaut und die nöthigen Maschinen gebracht, aber leider nur 2500cbm abgebaut und dann wurde die Arbeit
                              									eingestellt, weil sie keinen guten, sondern nur sehr spröden Marmor aufgeschlossen
                              									hatte und, wie man sagt, sehr verschwenderisch zu Werke gegangen war. Wir glauben,
                              									daſs eine vernünftige Gesellschaft in Paros noch viel zu thun hat. – Am Fuſse des
                              									Hügels St. Georg findet
                              									man einen grauschwarzen Opal, der zum Theil aus recenten Ablagerungen bedeckt ist,
                              									welche Malachit enthalten. Auf Paros (das nicht weit von Naxos liegt) ist der
                              									südwestliche Theil am meisten metallführend. Es kommt an drei Stellen Schmirgel vor,
                              									nämlich in Pelekudia, Balsamades und bei Kamari gegenüber von Antiparos. Dieses
                              									nutzbare Mineral bildet Contactlagergänge zwischen Kalkstein und Glimmerschiefer,
                              									bei Kamari aber bildet es mit Eisenglimmerschiefer einen ganzen Hügel von 2000
                              									Stremmata = 29qkm. Ueberall findet man den
                              									Schmirgel von Eisenglimmerplättchen, Epidot oder Pistacit bedeckt. Nicht weit von
                              									diesem Hügel ist ein mächtiger Pyrolusitgang, und in der Umgebung findet man
                              									Magneteisenerz. Herr Skufos fand, daſs an der
                              									Nordwestküste der Insel, vor dem Hafen von Paroekia, der Vulkanismus der Erde in der
                              									Tertiärzeit thätig war. Er fand, daſs die dortigen Riffe, welche aus Trachyt und
                              										TrachyttuffIn Trachyttuff fand Herr Skufos einen
                                    											versteinerten Wachholderstamm (Juniperus), dessen Jahresringe 18
                                    										waren. bestehen, die Ueberbleibsel eines Vulkanes sind. Diesem
                              									Vulkane gab er den Namen Constantin zu Ehren unseres lieben Kronprinzen.
                           Auch die gegenüberliegende Insel Antiparos (45qkm,5), in welcher die berühmte Grotte liegt, ist in bergmännischer Hinsicht
                              									sehr interessant, besonders wegen ihrer Bleierze, so z.B. bei Almyros findet man
                              									mächtige Bleiglanzgänge, die beim Sonnenuntergänge ein zauberhaftes Phänomen
                              									darbieten. – Das sogen. Thiaphochorion besteht aus Kaolin, aus dessen Mitte
                              									Schwefeldämpfe hervorquellen. Deshalb findet man dort reinen Schwefel. Nicht weit
                              									davon findet man ein dünnes Lager von Steinsalz, welches, wie es scheint, nicht sehr
                              									tief geht.
                           Wie bekannt, kommt die Braunkohlenformation Griechenlands nur in Kumi (Euböa) sehr
                              									entwickelt vor. Die fossile Flora derselben ist schon längst von Prof. Unger beschrieben worden. Herr J. Stephanopulos, ein junger Student, hat davon eine sehr gut
                              									zusammengestellte Sammlung ausgestellt, worin man die meisten fossilen Pflanzen
                              									dieses Gebietes überblicken kann, wie z.B. Callitris Brogniarti, Glyptostrobus
                              									Europaeus u.s.w. – Auch Herr Dr. med. Chr. Coryllus aus
                              									Patras hat das Tertiärgebilde der Umgebung seiner Heimath untersucht und eine
                              									Sammlung davon zusammengestellt.
                           Das sehr fruchtbare Gebiet von Patras (das, wie bekannt, besonders die kleinen
                              									Rosinen, sogen. Corinthen, erzeugt) hat von Erdbeben viel zu leiden. Es besteht aus
                              									Tertiärschichten (Sandstein und Thon), welche von recenten Ablagerungen bedeckt
                              									sind. Sehr fossilreichZ.B. Cardium edule, Mytilus edulis, Pectuniculus pulvinatus, Pecten
                                    											(cristatus, flaviformis, Jocobaeus), Ostrea edulis, Columbella rustica,
                                    											Turitella (cervus, Venus), Nucula ornati, Veneri cardia, Jouanneti,
                                    											Cassidaria carinata, Cerithium (serratum, scabrum), Cytherea (splendita,
                                    											laevigata) u.s.w. ist ein plastischer Thon, der zum Theil den
                              									Hügel bildet, worauf die venezianische Citadelle steht. Südlich von Patras bei dem
                              									Dorfe Alyssos fand ich
                              									selbst vor einigen Jahren Braunkohlenlager, die aber noch nicht aufgeschlossen
                              									sind.
                           Sehr interessant sind noch die Gesteinsammlung, das Längenprofil und das Modell,
                              									welche die Société Internationale du Canal maritime de
                                 										Corinthe ausgestellt hat. Eigentlich gehört dies der Abtheilung für
                              									öffentliche Arbeit an, wir wollen aber eine kurze Beschreibung über den
                              									Corinthischen Isthmus nicht unterlassen, da dieses Werk von groſser geologischer und
                              									technischer Bedeutung ist.
                           Wie bekannt, ist die Halbinsel Morea (Peloponnes, d.h. Insel des Pelops) mit dem
                              									Festlande durch eine natürliche Brücke, den Isthmus von Corinth, verbunden. Er
                              									besteht aus Steinen der Tertiärzeit, und seine kleinste Breite beträgt nur 6345m (vgl. Aperçu historique
                                 										et travaux actuels de l'isthme de Corinthe par le Général Türr). Ihn zu
                              									durchstechen ist schon in der alten Zeit von Periandros, J.
                                 										Cäsar, Caligula versucht, besonders aber von Nero, der groſsen Werth darauf legte, und nicht nur den Durchbruch
                              									projectiren lieſs, sondern selbst mit groſsem Pompe die Arbeit anfing, deren
                              									Vollendung seine demnächstige Ermordung hinderte. Nach 1800 Jahren übernahm die
                              									Vollendung dieses groſsen Werkes die oben erwähnte Gesellschaft; als General Türr die Direktion derselben übernahm, wählte er Nero's Project als das beste und kürzeste und legte die
                              									Arbeit darauf an. Die Breite des von der Gesellschaft projectirten Kanales ist auf
                              									dem Plafond 22m und die Tiefe des Wassers 8m. Die Böschung seiner Seiten hat ein Zehntel der
                              									Basis zur Höhe, was man genügend fand, weil es dort sehr wenig regnet und die
                              									Sonnenhitze die verschiedenen Gesteine härtet. Die Landenge von Corinth, auſser der
                              									auf der Oberfläche liegenden Recentablagerung, besteht aus einem Schichtensysteme
                              									von Mergel, Conglomeraten und Kalksteinen der Tertiärzeit. Nach den Beobachtungen
                              									des Herrn Dr. Philippson, der das Gebiet voriges Jahr
                              									untersuchte, ist der Isthmus von Corinth die Stelle, wo zwei groſse Systeme von
                              									Verwerfungen in Interferenz treten, das eine, mit südlichem Absinken den Nordrand
                              									des Golfes von Aegina bildend, streicht von Osten heran, das andere mit nördlichem
                              									Absinken bildet die südliche Umrandung des Golfes von Corinth und nähert sich dem
                              									Isthmus von Westen her. Im Isthmus selbst verflachen sich beide Systeme, indem sie
                              									sich in zahlreiche kleine Verwerfungen mit geringer Sprunghöhe zersplittern.
                              									Zwischen beiden Systemen bleibt eine Scholle als eine Art Horst oder Brücke stehen,
                              									welche den Isthmus als ein flacher Rücken von Osten nach Westen durchzieht. An
                              									dieser Stelle der gröſsten Zersplitterung ist der Canalschnitt geführt (Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde, Bd. 15 Nr.
                              									4 und 5 S. 206). Nach dem von der Gesellschaft ausgestellten Längenprofil, welches
                              									wir hier verkleinert wiedergeben, besteht die Landenge von Corinth aus folgenden
                              									Gesteinsarten (Fig. 3): 1) Blauem Mergel des
                              									Centralmassivs A. 2) Gelblichem Mergelkalk mit
                              									Denutationen und Intercalationen B. 3) Kalkstein und Mergel C. 4) Kalkstein, Conglomerat und Mergel D. 5) Conglomerat, Kies und Mergel mit Denutationen,
                              									welche die steile Küste bilden, E. 6) Conglomerat, Kies
                              									und Mergel F. 7) Sand mit Erde, und Kalkstein, welche
                              									Bildungen von Brackwasser sind, G. 8)
                              									Gelblichgrünlichem Mergel von Süſswasserablagerung H.
                              									9) Röthlichem und feinem Sand mit Erde und Kies I. 10)
                              									Hartem Sand, durch Eisenoxyd gefärbt, Z. 11) Alluvion
                              									von zusammengekneteter alter Erde K. 12) Dünen mit
                              									feinem Kies L. 13) Recenten Ablagerungen M.Die Versteinerungen, die man in den verschiedenen Schichten des Erdschnittes
                                    											fand, gehören unter folgende Genera: Voluta, Purpurea, Ostrea, Pinna,
                                    											Turitella, Cassidaria, Pecten, Mytilus, Nassa u.s.w. Man hat auch darin
                                    											einen Backzahn von Elephas primigenius, ein kolossales Ochsenhorn und viele
                                    											versteinerte Holzstämme gefunden.
                           Fig. 3., Bd. 272, S. 518Fig. 3. Erklärung der Fig. 3.
                                    												A blauer Mergel, B gelblicher Mergelkalk, M recente
                                    											Ablagerung, L Dünen, F Conglomerat, Kies und Mergel, Z
                                    											harter Sand, D Kalkstein, Conglomerat und
                                    											Mergel, G Sand und Kalkstein, Bildung von
                                    											Brackwasser, H gelbgrüner Mergel von
                                    											Süſswasser, E Conglomerat, Kies und Mergel, K Alluvium, J
                                    											Röthlicher und feiner SandSeit dem feierlichen Beginn (4. Mai 1882) dieses groſsartigen Werkes bis
                              									Ende 1884 war die Arbeit nicht sehr beträchtlich. Diese Zeit wurde dazu benutzt, um
                              									die Installation der Gesellschaft auf dem Isthmus zu bewerkstelligen. Zwei
                              									Städtchen, Isthmia und Posidonia, sind an beiden Enden des Canals gegründet und
                              									Eisenbahnen, zwei Vorhäfen und was sonst noch nöthig war, construirt. Seit dieser
                              									Zeit schreitet die Arbeit rasch vorwärts; täglich werden über 6000cbm Erde transportirt.Im J.1882wurden  188000cbmErde transportirt,bisEnde1883  4770001884131100018852700000188643450001887614700018888000000,aber wie erwähnt bleiben noch übrig 110000cbm.Leider ist die Arbeit nach dem Krache der Pariser Bank Comptoir d'Escompte eingestellt, man glaubt
                                    											aber, daſs man leicht das nöthige Geld zur Vollendung des Werkes finden
                                    											wird. Hieran arbeiten 1700 Italiener, Montenegriner, Armenier und
                              									Griechen. Man hatte berechnet, daſs am Ende des Jahres 1888 8000000cbm Erde weggeschafft sein würden und daſs
                              									folglich der Canal dann fertig wäre. Man fand jedoch im J. 1886 einige
                              									Schwierigkeiten, welche man nicht voraussehen konnte, so z.B. muſste man den Graben erweitern, einen
                              									Theil seiner Böschungen sanfter machen und mit Beton befestigen. – Man fand auch
                              									tiefer eine sehr harte Conglomeratschicht, welche die Arbeit sehr erschwerte. In
                              									Folge dessen war die Regierung genöthigt, durch ein Decret
                                 										Royal (vom 26. April 1887) die Vollendungsfrist des Canals bis zum 31.
                              									December 1891 hinaus zu schieben, obwohl der gröſste Theil des Einschnittes
                              									vollendet ist, aus den 8000000cbm, die man
                              									berechnet hat, bleiben noch 110000 übrig. Nach drei Jahren wird der Canal von
                              									Corinth fertig und dem Verkehre übergeben sein.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)