| Titel: | Anordnungen der Bichromatbatterie für elektrische Hausbeleuchtung. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 561 | 
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                        Anordnungen der Bichromatbatterie für elektrische
                           								Hausbeleuchtung.
                        Bichromatbatterie für elektrische Hausbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           Seit einigen Jahren hat man den galvanischen Zellen mit Bichromatlösung Anordnungen
                              									gegeben, durch welche dieselben ökonomischer und im Gebrauche bequemer gemacht
                              									werden, so daſs ihre Anwendung für elektrische Hausbeleuchtung merklich erleichtert
                              									wird.
                           Damit bei den Zellen mit einer Flüssigkeit bei offenem
                              									Stromkreise keine Abnutzung eintrete, müssen die Zinke aus der Flüssigkeit
                              									ausgehoben werden. Dies erleichtert eine von Mareschal
                              									angegebene Anordnung, welche sämmtliche Zinkpole zugleich aushebt. Dazu sind
                              									letztere an einem Rahmen befestigt und mittels desselben an einem zweiarmigen Hebel
                              									aufgehängt, auf dessen zweiten Arm eine Welle mittels einer Lenkstange wirkt. Die
                              									Umdrehung der Welle wird für gewöhnlich dadurch verhindert, daſs eine Bremse sich an
                              									ein Bremsrad* anlegt. Will man die Glühlampe entzünden, so sendet man mittels eines
                              									Drückers einen Strom durch einen Elektromagnet, der die Bremse vom Bremsrade
                              									zurückzieht; das dadurch in Gang kommende Laufwerk stellt zunächst eine neue
                              									Schlieſsung für den Strom her, so daſs dieser nicht früher unterbrochen werden kann,
                              									als bis die Welle eine halbe Umdrehung gemacht hat, wodurch die Zinke eingetaucht
                              									werden. Soll die Lampe ausgelöscht werden, so sendet man wieder einen Strom, der die
                              									Welle eine neue halbe Umdrehung machen und dabei die Zinke ausheben läſst.
                           Bei den Zellen mit zwei Flüssigkeiten steht die Kohle
                              									mit der Bichromatlösung im äuſseren Gefäſse, das Zink mit angesäuertem Wasser im
                              									porösen inneren Gefäſse; das Wasser ist mehrmals zu erneuern, bevor die
                              									Bichromatlösung erschöpft ist, sorgt man aber für dauernd gute Amalgamation des
                              									Zinkes, so kann man es auch bei offenem Stromkreise in der Flüssigkeit lassen.
                              									Deshalb stellt Radiguet die Zinke mit ihrem unteren
                              									Ende in ein Quecksilbernäpfchen; der innerhalb der Zelle auftretende Stromschluſs
                              									bewirkt dann eine mechanische Fortbewegung der Quecksilbertheilchen an den Zinken
                              									empor, entzieht durch die Amalgamation die bisherige Stromschluſsstelle der
                              									chemischen Wirkung, verlegt dadurch den Stromschluſs an eine höhere Stelle, so daſs
                              									nun auch diese amalgamirt wird u.s.f. Um beim Wechseln der sauern Flüssigkeit zu
                              									verhüten, daſs diese beim Saugen in den Mund gelange, wendet Radiguet einen Heber an, in welchem gar nicht gesaugt, sondern geblasen
                              									wird. Das in die Flüssigkeit einzusenkende Ende des Hebers befindet sich in einer
                              									Röhre, die unten durch einen Boden geschlossen ist und nur durch ein Loch von
                              									kleinerer Weite als der Heber der Flüssigkeit den Zutritt gestattet; oben schlieſst
                              									sich an die Röhre ein biegsames Rohr an; wird nun durch letzteres Luft eingeblasen,
                              									so treibt diese das angesäuerte Wasser im Heber empor und bringt so diesen zum
                              									Flieſsen.
                           Die dauernd gute Amalgamation des Zinkes läſst sich auch durch folgende Anordnung
                              									sichern, welche zugleich an Stelle von Zinkstäben und Platten beliebig gestaltete
                              									Zinkabfälle oder besonders dazu hergestellte Zinkkugeln zu benutzen gestattet. In
                              									einen Napf aus Porzellan oder einem andern von der Säure nicht angreifbaren Stoffe
                              									gieſst man Quecksilber, das Spuren von Zink enthält. Darüber bringt man einen an
                              									einer Röhre aus Rothkupfer befestigten Korb aus demselben Metalle an, in den die
                              									Zinkbrocken kommen; die Röhre bildet den negativen Pol und ist mit Löchern versehen,
                              									welche die Flüssigkeit durchlaufen lassen. Der Korb hat einen gröſseren Durchmesser
                              									als der Napf, damit nicht schwefelsaures Zink auf das Quecksilber herabfallen kann.
                              									Der Quecksilbernapf kann mechanisch und elektrisch durch zwei durchlochte
                              									Kupferstäbe mit der Röhre verbunden werden, durch deren Löcher ein auch durch den Napf
                              									gehender Stift hindurch gesteckt wird. Gieſst man nun das angesäuerte Wasser ein, so
                              									steigt das Quecksilber am Kupfer und Zink empor, überzieht sie rasch mit einer
                              									Quecksilberschicht und entzieht sie der Wirkung der Säure. Entnimmt man der Zelle
                              									nur einen Strom von normaler Stärke, so erhält sich die Amalgamation während dessen
                              									Dauer. Entnimmt man ihr einen sehr starken Strom, so verschwindet das Quecksilber
                              									zwar von der Oberfläche, steigt aber bei Unterbrechung des Stromes von Neuem an der
                              									Oberfläche der Elektrode empor. (Le Génie civil, 1889
                              									Bd. 15 * S. 107.)
                           Es mögen hieran die Ergebnisse von umfänglichen Untersuchungen über die
                              									Chromsäurebatterie ohne Diaphragma gereiht werden, welche E.
                                 										Landmann im elektrotechnischen Laboratorium der K. Technischen Hochschule
                              									zu Berlin angestellt und über die er in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleiſses berichtet
                              									hat. Diese Ergebnisse werden von ihm im Folgenden zusammengefaſst:
                           1) Es lassen sich mit Chromsäurebatterien ohne poröse Zelle, besonders mit solchen,
                              									deren Construction es ermöglicht, die eingetauchte Oberfläche nach Bedarf zu
                              									verändern, Ströme von hoher Stärke und beliebig langer Dauer erzielen.
                           2) Das ausschlaggebende Moment, welches für die Constanz der Leistung in Betracht
                              									kommt, ist der Ersatz der an den Elektroden verbrauchten Flüssigkeit; enthalten z.B.
                              									die mehr hoch als breit zu wählenden Zellen auf 1qdm eingetauchter Zinkoberfläche etwa 6l
                              									der Lösung, so ist eine Veränderung der eingetauchten Oberfläche etwa 2 Stunden lang
                              									überhaupt nicht nöthig.
                           3) Wegen ihres schon bei kleinen Abmessungen sehr geringen inneren Widerstandes und
                              									andauernd hoher elektromotorischer Kraft eignet sich die Tauchbatterie gut zum
                              									Betriebe von Glühlampen in Parallelschaltung.
                           4) Bei natürlichen Retortenkohlen nimmt der Widerstand und das specifische Volumen in
                              									derselben Ordnung zu wie die Härte und Feinheit des Korns. Die in Chromsäurelösung
                              									erzielte elektromotorische Kraft und das Depolarisationsvermögen ist bei den porösen
                              									und weichen Kohlen im Allgemeinen gröſser als bei den harten, nimmt also mit dem
                              									specifischen Gewicht zu. Die Verwendung von harten, feinkörnigen Kohlen ist auch aus
                              									dem Grunde unzweckmäſsig, weil sich ihre Poren leicht verstopfen, wodurch ihre
                              									Depolarisationsfähigkeit sehr vermindert wird. Das Eintreten dieses Uebelstandes
                              									wird am besten verhindert, wenn man den Schwefelsäuregehalt nicht zu sehr abnehmen
                              									läſst, d.h. in der Verwendung verbrauchter Lösungen nicht zu weit geht. Von der
                              									Verwendung künstlicher Kohlen ist im Allgemeinen abzurathen.
                           5) Bei Chromsäure-Tauchbatterien sollte möglichst von örtlichen Verunreinigungen
                              									durch Kohle und Eisen freies Zink angewendet werden, da diese Beimengungen in hohem
                              									Grade störende secundäre Vorgänge einleiten, die sich besonders nachtheilig bei
                              									Parallelschaltung der Elemente bemerklich machen und endgültig erst mit den sie
                              									veranlassenden Verunreinigungen verschwinden.
                           6) Zur Herstellung der Erregungsflüssigkeit verdient das Natriumbichromat vor dem
                              									Kaliumbichromat in jeder Beziehung den Vorzug., vor der Chromsäure nur hinsichtlich
                              									des Preises. Der Hauptvortheil besteht in der Vermeidung aller Uebelstände, die mit
                              									dem Auskrystallisiren von Chromalaun verbunden sind.