| Titel: | Scribner's Vielfachumschalter für Stadttelephonanlagen. | 
| Autor: | E. Z. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 564 | 
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                        Scribner's Vielfachumschalter für Stadttelephonanlagen.
                        Mit Abbildungen.
                        Scribner's Vielfachumschalter für Stadttelephonanlagen.
                        
                     
                        
                           Charles Ezra Scribner in Chicago, Nordamerika, erhielt
                              									in England unterm 29. December 1887 ein Patent, Nr. 17902, auf einen Klappenschrank
                              									mit Vielfachumschalter für städtische Telephonanlagen, bei welchem eine jede Leitung
                              									im Amte in einer Leitungsschnur mit einem einzigen
                                 										Stöpsel endigt, die gleichzeitig zur Verbindung der Leitung mit einer
                              									anderen benutzt wird. Solche Einrichtungen mit einer
                                 										besonderen, einstöpseligen Leitungsschnur für jede Leitung (single cord
                              									system) sind auch früher schon angegeben worden; z.B. das Philadelphia-System (vgl.
                              										Wietlisbach, Technik des Fernsprechwesens, S. 200)
                              									und die Umschalter von Mix und Genest (vgl. 1889 271 * 579; * D. R. P. Kl. 21 Nr. 44918 vom 10. Mai 1887),
                              									von Krapp (vgl. 1889 272
                              									335; * D. R. P. Kl. 21 Nr. 45249 vom 3. Juli 1887), von Duxbury und BreckenridgeDie in den Umschaltern eine ungemein groſse Zahl von Stöpsellöchern
                                    											erfordernde Anordnung von John Wheeler Duxbury
                                    											und Henry Ward Breckenridge in Providence
                                    											besitzt insofern eine Verwandtschaft mit der von Mix
                                       												und Genest (vgl. 1889 271 * 579), als
                                    											für gewöhnlich jede Leitung an Erde liegt und die Abschaltung von der Erde
                                    											ebenfalls durch die Wirkung eines lokalen elektrischen Stromes erfolgt, der
                                    											zugleich die Leitung mit einer Stöpselschnur und mit einem alle Schränke
                                    											durchlaufenden Zimmerdrahte in Verbindung setzt. Mittels des Stöpsels kann
                                    											dann vom Beamten des Schrankes die Leitung mit jeder anderen Leitung in
                                    											demselben, oder in einem anderen Schranke in Verbindung gesetzt werden; die
                                    											Zimmerleitung der Leitung dagegen kommt zur Verwendung, wenn der Beamte
                                    											eines anderen Schrankes eine seiner Leitungen mit jener Leitung verbinden
                                    											will. Die beiden mit einander zu verbindenden Leitungen werden durch den
                                    											Lokalstrom beide zugleich von der Erde abgeschaltet, da die zu ihren
                                    											Elektromagneten führenden besonderen Zimmerleitungen an ihrer
                                    											Kreuzungsstelle durch Stöpselung in einem besonderen Umschalter schon vor
                                    											der Entsendung des Stromes mit einander verbunden werden. Die Umschalter
                                    											enthalten sich kreuzende Drähte (ähnlich wie u.a. in Baumann's Umschalter; vgl. 1888 268 *
                                    											213), die durch übers Kreuz geschlitzte Stöpsel mit einander verbunden
                                    											werden; derartige Stöpsel für Drahtumschalter sind in Deutschland schon vor
                                    											langen Jahren vorübergehend benutzt worden. Der Lokalstrom wirkt natürlich
                                    											während der ganzen Dauer des Gespräches; wird eine dieser Leitungen – behufs
                                    											der Prüfung einer der beiden verbundenen  Leitungen – und
                                    											zwar der durch alle Schränke laufende Zimmerdraht mit einem anderen
                                    											Prüfungs- und Verbindungsstöpsel berührt, so geht ein Zweig des Lokalstromes
                                    											durch den jetzt noch mit diesem Prüfungsstöpsel verbundenen
                                    											Prüfungselektromagnet und beweist, daſs diese Leitung zur Zeit nicht frei
                                    											ist. (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 31968 vom 23. Januar 1884).
                           
                           Scribner braucht für jede Leitung:
                           1) einen Erdumsehalter U, in welchem für gewöhnlich der
                              									Stöpsel der Leitung die Verbindung zur Erde E
                              									herstellt;
                           2) einen Umschalter T zur Ein- und Ausschaltung des
                              									Sprechapparates des Amtes, welcher zugleich als Taster zum Anrufe des Theilnehmers
                              									benutzt wird; sodann für jeden Schrank;
                           3) an dem Sprechapparate des Amtes einen Taster nebst einer Schnur und einem Stöpsel,
                              									welche eine aushilfsweise Verwendung dieses Sprechapparates für andere Schränke
                              									gestattet.
                           Fig. 1 zeigt die Führung einer Leitung durch das Amt.
                              									In jedem Schranke A1,
                              										A2, A3.... ist die Leitung
                              										L zu einer Klinke gewöhnlicher Form, bestehend aus
                              									dem Ruhecontacte r und einer darauf liegenden
                              									Klinkenfeder k geführt. In der gewöhnlichen Weise ist
                              									durch den Draht l der Ruhecontact r des einen Schrankes mit der Klinkenfeder k des nächsten Schrankes verbunden. Von der letzten
                              									Klinke ist die Zimmerleitung l zu einer Signalklappe
                              										K geführt, und von da geht ein Draht n weiter zu den gleich zu beschreibenden Umschaltern
                              										T und U. Vor jeder
                              									Klinke ist ein metallisches Stöpselloch h angebracht,
                              									welches gegen die Klinkentheile isolirt ist. Alle diese Stöpsellöcher sind unter
                              									einander durch eine Prüfungsleitung p verbunden, die
                              									wieder zu dem Erdumschalter U geführt ist. Wird ein
                              									Stöpsel s in ein Loch h
                              									eingesteckt, so hebt er k von r ab und verbindet zugleich k mit h.
                           Fig. 1., Bd. 272, S. 565Fig. 2., Bd. 272, S. 565Fig. 3., Bd. 272, S. 565Der Erdumschalter U ist in seiner Ruhelage in
                              										Fig. 2, in seiner Betriebsstellung in Fig. 3 dargestellt. Der Umschalter besteht aus drei
                              										Metallfedern 1, 2 und 3 und einer
                              									Metallhülse e, welche mit der Erde E verbunden ist und in welche der Stöpsel s durch das Schnurgewicht g hineingezogen wird. Der Stöpsel s hat am
                              									unteren Ende eine Metallhülse, welche im Ruhezustande die Feder 1 mit der Hülse e
                              									verbindet. Die Federn 2 und 3 sind gerade gestreckt. Die Feder 1 ist am
                              									Ende halbkreisförmig gebogen und greift über das Ende der Feder 3 hinweg; sie drückt mit dem gebogenen Ende in der
                              									Richtung nach e und wird in der aus Fig. 2 ersichtlichen Stellung nur durch den
                              									eingesteckten Stöpsel s gehalten, welcher sie nach
                              									rechts hin hindrängt; in dieser Stellung sind die Federn 1,
                                 										2, 3 von einander getrennt. Wird dagegen der Stöpsel s gehoben (wie S2 in Fig. 3), so wird
                              									die Feder 1 frei, der gebogene Theil geht nach links
                              									hin in der Richtung nach e2, ohne jedoch diesen Contact zu berühren, das übergreifende Ende der
                              									Feder 1 legt sich gegen die Feder 3 und drückt diese gegen die Feder 2, so daſs jetzt alle drei Federn unter einander in
                              									Berührung sind.
                           Der Umschaltertaster T besteht aus vier Contacttheilen
                              										1, 2, 3 und 4, von denen 1 und 3 federn, 3 und 4 dagegen fest liegen, ferner aus einem
                              									verschiebbaren Drücker d und einem Batteriecontacte a, der durch den Draht v
                              									mit dem einen Pole der Weck- oder Rufbatterie WB
                              									verbunden ist. – Wie aus Fig. 2 zu ersehen, liegt im
                              									Ruhezustande die Feder 1 auf dem Contactstücke 3 auf; die Feder 3 ist am
                              									Ende halbkreisförmig gebogen und greift um das Ende des festen Ruhecontactes 4 herum. Der an seinem Ende mit einem Ebonitstücke
                              									versehene Drücker d ist auf der Feder 3 verschiebbar angebracht. Fig. 2 stellt denselben in seiner Ruhelage dar: das Ebonitstück berührt
                              									dabei die Feder 1 nicht. Wird aber der Drücker in der
                              									Richtung gegen 1 hin vorgeschoben, so schiebt sich das
                              									Ebonitstück unter die Feder 1 und hebt diese von dem
                              									Contacte 2 ab. In welcher der beiden Lagen d sich auch befindet, stets kann der Taster nach unten
                              									gedrückt werden, so daſs die Feder 3 sich von 4 entfernt und schlieſslich mit dem Contacte a in Berührung kommt.
                           Der Sprechapparat des Schrankes besteht aus einem Telephon F (Fig. 3), einem Mikrophon M und der Versuchsbatterie MB, welche an Erde E liegt. An jedem Ende des
                              									Schrankes ist mit dem Sprechapparate noch ein Taster D
                              									verbunden, an dessen Körper ein Stöpsel S mittels einer
                              									Schnur befestigt; offenbar müssen diese beiden Taster in cc hinter einander geschaltet werden.
                           Die Verbindung der einer Leitung L2 angehörigen Apparate mit einander und mit den an
                              									ihrem Schranke A vorhandenen Sprechapparate ist aus
                              										Fig. 3 deutlich zu erkennen. Der Stromweg im
                              									Ruhezustande ist folgender: Nachdem L2 durch l2 wie in Fig. 1 mit
                              									je einer Klinke in jedem Schranke verbunden worden ist,
                              									führt l2 zur Klappe K2, von da der Draht
                              										n2 zu 4 in T2, zu 1 in U2 zum Stöpsel S2 und über e2 zur Erde E.
                           
                           Der Betrieb wickelt sich wie folgt ab: Wenn zufolge eines Rufes aus L2 die Klappe K2 gefallen ist, hebt
                              									der Beamte den Stöpsel s2 aus meiner Ruhelage, womit der Stromweg L2, K2, 4 in T2, 1 und 2 in U2, 2 und 1 in T2, c, D, F, M, MB, Erde E
                              									hergestellt und der Sprechapparat eingeschaltet ist.Von jetzt ab geht ein ununterbrochener Strom von MB durch M und F, D, c, 1 und 2
                                    											in T2, 2 und 1 in U2, n2, l2 in L2, der das
                                    											Sprechen mittels des Mikrophons M
                                    											ermöglicht. Durch die Berührung zwischen 3 und 1 in U2 sind gleichzeitig p2 und die Stöpsellöcher h der Leitung L2 in allen Schränken mit n2, l2 und L2 verbunden, weshalb bei etwaiger Prüfung L2 sich von jetzt an
                              									als besetzt erweisen würde. Der Beamte spricht nun mit dem rufenden Theilnehmer und
                              									prüft, wenn derselbe die Leitung Lx verlangt, diese Leitung, indem er mit der Stöpselspitze s2 das in seinem
                              									Schranke A vorhandene Stöpselloch hx derselben berührt.
                              									Die Leitung Lx ist
                              									frei, wenn dabei kein Knacken im Telephon F gehört
                              									wird. In diesem Falle wird S2 in hx
                              									eingesteckt, womit zunächst auch die Leitung Lx besetzt ist, da der eingesteckte Stöpsel
                              										s2 die Theile hx und kx durch seine
                              									Metallspitze mit einander und nebst allen anderen Stöpsellöchern der Linie Lx zugleich mit Lx verbindet und, falls
                              									jetzt ein zu Lx
                              									gehöriges Stöpselloch in einem anderen Schranke mit der Spitze des Stöpsels s dieses Schrankes berührt wird, einen Strom von MB durch F über c, 1 und 2 in T, 2 und 1 in U, 4 und 3 in T nach s in px und in Lx gehen läſst. Jetzt
                              									besitzt der Strom weg L2, k, r, K2,
                              										4 und 3 in T2, s2, hx, kx und Lx eine Abzweigung von 4 in T2 über 1 und 2 in U2, 2 und 1 in T2 über den Sprechapparat zur Erde E. Der Theilnehmer in Lx wird nun durch Niederdrücken des Knopfes
                              										d in T2 gerufen, wobei der Strom von WB in v nach a, 3 in T2, s2, hx, kx, Lx geht. Dann wird der Sprechapparat
                              									ausgeschaltet, indem der Knopf d nach vorn geschoben,
                              									das Ebonitstück unter die Feder 1 in T2 geschoben und 1 von 2 abgehoben wird.
                              									Endlich wird die Klappe K2 gehoben, die nun als Schluſszeichenapparat zu dienen hat. Nach
                              									gegegebenen Schluſszeichen fällt die Klappe K2
                              									, der Knopf d wird wieder
                              									herausgezogen, darauf wird der Stöpsel s2 entfernt und durch das Gewicht g2 in seine Ruhelage
                              									gezogen, wodurch U2 in
                              									die Ruhelage kommt.
                           Der Stöpsel S setzt den Beamten am Schranke A in den Stand, den Beamten an einem benachbarten
                              									Schranke, der eben stark belastet ist, zu unterstützen. Dies geschieht, indem der
                              									Beamte auf den Anruf eines Theilnehmers aus dem Nachbarschranke den Stöpsel s der Leitung dieses Theilnehmers aufhebt und mit der
                              									Platte am Ende des einen Tasterhebels D des eigenen
                              									Sprechapparates in Verbindung bringt, worauf er mit dem rufenden Theilnehmer
                              									sprechen kann. Die von dem Theilnehmer verlangte Leitung prüft er dann durch
                              									Berührung ihres Stöpselloches mit dem eigenen Stöpsel S, worauf er sie mittels des Stöpsels der rufenden Leitung stöpselt und so mit
                              									ihr verbindet, die Hülse
                              									des eingesteckten Stöpsels mit der Spitze des Stöpsels S berührt und endlich den verlangten Theilnehmer durch Niederdrücken des
                              									Tasters D ruft.
                           Scribner erstrebt eine Verminderung der seitens des
                              									Beamten bei Herstellung und Lösung der Verbindungen auszuführenden Arbeiten. Die von
                              									ihm erreichte Verminderung steht aber durchaus nicht im richtigen Verhältnisse zur
                              									Anordnung einer doppelten Zimmerleitung l und p für jede Leitung und zum Aufwenden einer besonderen
                              									Leitungsschnur und zweier Umschalter T und U für jede Leitung, ganz abgesehen von der durch die
                              									groſse Zahl der Contactstellen bedingten groſsen Menge von Fehlerquellen.Noch mehr Theile erfordert und noch merklich verwickelter als C. E. Scribner's Umschalter ist der von C. C. Gould und Walton
                                       												Smith in Batavia und Ph. Ward Scribner
                                    											in Tonawanda (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 41066 vom 12. Januar 1887). Die
                                    											Verbindung zweier Leitungen in dem nämlichen Schranke vermittelt eine Art
                                    											Doppelkurbel-Umschalter. Auch bei der Verbindung zweier Leitungen
                                    											verschiedener Schränke wird der zur rufenden Leitung gehörige
                                    											Kurbelumschalter benutzt, auſserdem ist aber noch ein Stöpsel einzustecken,
                                    											der mit zwei Drähten ausgerüstet ist, weil dieser Vielfachumschalter
                                    											hauptsächlich für doppeldrähtige, aus Hinleitung und Rückleitung bestehende
                                    											Leitungsnetze bestimmt ist. Eine Vereinfachung seiner Anordnung
                              									durch Vereinfachung oder gänzliche Beseitigung des Umschaltertasters T dürfte sich erreichen lassen, wenn man D zum Rufen verwendet, oder das Rufen dem das Gespräch
                              									wünschenden Theilnehmer zuweist und das Ebonitstück d
                              									so anordnet, daſs es die Federn 3 und 1 in U von 2 abhebt.
                           
                              
                                 E. Z.