| Titel: | Neues im Schiffswesen. | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 587 | 
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                        Neues im Schiffswesen.
                        (Patentklasse 65. Schluſs des Berichtes S. 529 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									26.
                        Neues im Schiffswesen.
                        
                     
                        
                           Der rückwärtige Theil des die Zündnadel a tragenden
                              									Zündbolzens a1, der
                              									beim Zurückgleiten mit der Spitze der Zündnadel a in
                              									den Patronenraum hineinreicht (Fig. 20), ist mit
                              									Schraubengewinden a2
                              									versehen, in Welche eine beliebige Anzahl kleiner, in den Glockentheil a11 geschraubter
                              									Arretirungsschräubchen a3 derart eingreifen, daſs der Zündbolzen a1 erst dann nach rückwärts (rechts) gleiten und
                              									zünden kann, wenn die Spitze der am weitesten rückwärts stehenden Schraube a3, aus der ätzten
                              									Windung a2 tretend, in
                              									die an letztere sich anschlieſsende Längsnuth a12 gelangt und auch die übrigen Schrauben a3 in Folge passend
                              									angeordneter, die noch übrigen Gewindegäuge durchbrechender Längsnuthen a'2 das Rückgleiten des
                              									Bolzens ebenfalls nicht weiter behindern. Der Vordertheil des Zündbolzens a1 trägt die
                              									Aufschlagspitze a4, die
                              									mit vier zu Propellerflügeln ausgebildeten Stoſsarmen a5 von auſserordentlich groſser Steigung
                              									ausgestattet ist, so daſs der Bolzen von dem Augenblicke, in welchem der lancirte
                              									Torpedo seinen Weg im Wasser tortsetzt, sich zu drehen beginnt, sich allmählich in
                              									die Patrone hineinschraubt und nach Zurücklegung eines von dem Steigungswinkel der
                              										Stoſsarmpropeller
                              									und der Anzahl der Schrauben Windungen a2 allein abhängigen Weges zur Percussionszündung
                              									bereit ist. So wird beispielsweise bei einem wirksamen Propellerwinkel von a = 85°42'20'', für welchen sich bei einem Flügelradius
                              									von r = 50mm eine
                              									Steigung r.tg.α = 50tg85°42'20'' ergibt, jeder Umdrehung des Zündpropellers ein theoretischer Weg
                              									von 4m entsprechen, der aber in Folge des hier
                              									mindestens 50procentigen Slips auf 8m erhöht wird;
                              									soll nun der Torpedo innerhalb der ersten im Wasser zurückgelegten 120m vor jeder vorzeitigen Entzündung geschützt sein,
                              									so sind an dem hinteren Theile des Zündbolzens 120 : 8 = 15 Windungen anzubringen,
                              									und der Bolzen a1
                              									selbst ist so weit aus der Patrone herauszuschrauben, daſs die Arretirschräubchen
                              										a3 in die letzten
                              									Windungen eingreifen. Nach Zurücklegung dieses Weges wird einem Vorwärtsgleiten des
                              									Zündbolzens a1 kein
                              									weiteres Hinderniſs mehr im Wege stehen, so daſs beim Aufschlagen der Torpedospitze
                              										a4 der Zündbolzen
                              										a1 durch die in die
                              									Längs- oder Führungsnuthen a1 und a2
                              									eingreifenden Arretirschräubchen a3 an jeder weiteren Drehung verhindert, in achsialer
                              									Richtung nach rückwärts bezieh. nach rechts weichend, und die Zündnadel a, die mit einer kleinen Oeffnung versehene Kapsel a6 durchschlagend, die
                              									Zündpille a10 zündet,
                              									deren Feuerstrahl den gelochten Ring a7 durchbricht und den Zündsatz a8 zündet. Hierdurch
                              									wird die in einer Blechhülse eingeschlossene, aus trockener Schieſsbaumwolle
                              									bestehende Eingangsladung a9 zur Entzündung gebracht, welche sich auf die aus nasser, gepreſster
                              									Schieſswolle bestehende Sprengladung C überträgt.
                           
                        
                           
                              Neue Seedampfer.
                              
                           Auf den groſsen Fortschritt während der letzten Jahre in der Construction der
                              									Oceandampfer ist schon oft hingewiesen worden und nicht ohne Berechtigung hat man
                              									mit Genugthuung festgestellt, welch auſserordentliche Geschwindigkeit unsere
                              									jetzigen Dampfer in der nordatlantischen Fahrt entwickeln. Man muſs sich
                              									vergegenwärtigen, daſs das erste Dampfschiff, der „Sirius“,welcher im J. 1838 die regelmäſsige Passagierfahrt nach
                              									New York eröffnete, eine Länge von nur 178 Fuſs hatte und 17 Tage zu einer Reise
                              									brauchte, während jetzt Schiffe von 500 Fuſs und mehr Länge dieselbe Fahrt in 6
                              									Tagen zurücklegen.
                           Da die Seefahrt immer, mehr als jede andere Art der Beförderung eine Reihe von
                              									Gefahren in sich birgt, so sollte man mit Recht erwarten, daſs die Vervollkommnungen
                              									im Baue unserer Oceandampfer namentlich auch auf die Erreichung einer gröſseren
                              									Sicherheit gerichtet gewesen wären. Leider muſs eingeräumt werden, daſs nach dieser
                              									Richtung hin bis jetzt nur wenig geschehen ist. Das Einzige, was in Bezug hierauf
                              									hervorgehoben zu werden verdient, ist die Einführung der wasserdichten Querschotte,
                              									welche dazu bestimmt sind, ein Schiff im Falle des Leckwerdens vor dem Sinken zu
                              									bewahren. In welcher unvollkommenen Weise dieses System jedoch selbst bei den gröſsten Dampfern der
                              									Gegenwart zur Anwendung gelangt ist, zeigt der Fall des Dampfers „Oregon“ welcher am 14. März 1886 in Folge eines Zusammenstoſses
                              									innerhalb weniger Stunden in Sicht des Landes sank, ohne daſs es möglich war, ihn in
                              									den nahen Hafen in Sicherheit zu bringen.
                           Eine der gröſsten Gefahren, welchen ein Dampfer ausgesetzt ist, besteht in dem
                              									Unbrauchbarwerden seiner Maschinen, indem er dadurch hilflos dem Spiele der Wellen
                              									preisgegeben wird. Erst der allerneuesten Zeit ist es vorbehalten gewesen, dieser
                              									Gefahr in der atlantischen Passagierfahrt durch Anwendung von zwei Schrauben, deren
                              									jede für sich durch eine besondere, von der anderen ganz unabhängige Maschine bewegt
                              									wird, zu begegnen. Die Inman-Line hat am 1. August 1888
                              									den ersten groſsen Zweischrauben-Dampfer für die Fahrt nach New York in Betrieb
                              									gesetzt.
                           Die Zweischrauben-Schiffe sind schon seit einer längeren Reihe von Jahren in der
                              									Kriegsmarine eingeführt und ihre groſse Ueberlegenheit im Vergleiche zu den Dampfern
                              									mit einer Schraube ist erwiesen. Es sind auch wohl einige wenige Handelsdampfer mit
                              									zwei Schrauben ausgestattet worden; für die groſse Passagierfahrt hat sich jedoch
                              									diese Ausführung, die hier ganz besonders am Platze ist, bis jetzt noch nicht
                              									einbürgern können. Diese auffällige Thatsache läſst sich nur dadurch erklären, daſs
                              									man bis jetzt immer an der etwas umständlichen und kostspieligen Anordnung, sowie an
                              									dem immerhin theuren Betriebe Anstoſs nahm.
                           Da die Schrauben bei einem Zweischrauben-Schiffe ganz unabhängig von einander
                              									vorwärts und rückwärts arbeiten können, so ist hierdurch ein Mittel gegeben, nicht
                              									nur die Steuerfähigkeit des Schiffes wesentlich zu unterstützen, sondern dasselbe
                              									sogar ohne Ruder zu steuern, indem man eine Schraube schneller als die andere laufen
                              									bezieh. die eine vorwärts und die andere rückwärts arbeiten läſst. Im Falle eines
                              									Bruches des Ruders ist das Schiff also durchaus nicht hilflos, sondern den groſsen
                              									Gefahren weniger ausgesetzt als ein gewöhnlicher Einschraubendampfer. Die groſse
                              									Steuerfähigkeit wird den Schiffsführer auch viel besser in den Stand setzen, einem
                              									Zusammenstoſse auszuweichen. Der Hauptvorzug der Zweischraubendampfer besteht jedoch
                              									immer darin, daſs sie zwei von einander ganz unabhängige Maschinen und Treibapparate
                              									besitzen. Beim Bruche einer der beiden Maschinen oder Schrauben ist daher immer ein
                              									Treibapparat vollkommen betriebsfähig und das Schiff kann ungestört mit einer nur um
                              									etwa 25 Proc. verminderten Geschwindigkeit seine Reise fortsetzen. Dies ist ein
                              									Vortheil, der gar nicht hoch genug angeschlagen werden kann* denn da sich die Segel
                              									bei den jetzigen groſsen Dampfern als vollständig nutzlos erwiesen haben, so sind
                              									nur bei doppelten Maschinen die groſsen Gefahren ausgeschlossen, welche bei
                              									gewöhnlichen Dampfern ein Wellen- oder Schraubenbruch in sich schlieſst.
                           Die Hamburg-Amerikanische
                                 										Packetfahrt-Actien-Gesellschaft ist damit vorgegangen, zunächst zwei groſse
                              									Dampfer nach dem Zweischrauben-System für die Fahrt zwischen Hamburg und New York in
                              									Bau zu geben, von denen einer der Stettiner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft „Vulcan“ in Bredow und der andere Laird
                                 										Bros in Birkenhead (England) übertragen wurde. Ersterer, dessen Stapellauf
                              									bereits am 1. December 1888 erfolgt ist, führt den Namen „Augusta Victoria“. Seine Länge beträgt 460 Fuſs englisch, seine
                              									Breite 56 Fuſs und die Tiefe vom Kiele bis zum Oberdecke 38 Fuſs. Um einen Vergleich
                              									mit einigen anderen hervorragenden Dampfern der nordatlantischen Fahrt zu
                              									ermöglichen, soll die folgende kleine Zusammenstellung dienen:
                           
                              
                                 
                                 Länge
                                 Breite
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „City of Rome“
                                       
                                    
                                 560,2
                                 Fuſs
                                 52,3
                                 Fuſs
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „City of New York“
                                       
                                    
                                 527,6
                                 „
                                 63,2
                                 „
                                 
                              
                                 „Umbria“ und „Etruria“
                                 501,6
                                 „
                                 57,2
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „Servia“
                                       
                                    
                                 515,0
                                 „
                                 52,1
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „Alaska“
                                       
                                    
                                 500,0
                                 „
                                 50,0
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „Lahn“
                                       
                                    
                                 448,4
                                 „
                                 49,0
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „Aller“
                                       
                                    
                                 438,0
                                 „
                                 48,1
                                 „
                                 
                              
                                 
                                    
                                       „Ems“
                                       
                                    
                                 430,5
                                 „
                                 47,0
                                 „
                                 
                              
                           Die Hauptgesichtspunkte, welche bei dem Entwürfe der beiden Dampfer ins Auge gefaſst
                              									wurden, waren in erster Linie die Sicherheit und dann die Erzielung einer möglichst
                              									groſsen Geschwindigkeit, soweit sich letztere Bedingung mit der Sicherheit in
                              									Einklang bringen lieſs. Man entschied sich deshalb zunächst für das
                              									Zweischrauben-System, um gegen die Folgen eines Maschinenbruches geschützt zu sein.
                              									Um auch den Gefahren eines Zusammenstoſses möglichst vorzubeugen, entschloſs man
                              									sich, abweichend von der bisher üblichen Bauweise, das obengenannte Schiff durch
                              									wasserdichte Querschotte in so viele Einzelräume zu theilen, daſs dasselbe auch in
                              									dem Falle noch nicht sinkt, daſs sich zwei benachbarte Abtheilungen mit Wasser
                              									füllen, eine Möglichkeit, die dann eintreten könnte, wenn das Schiff gerade an der
                              									Stelle eines seiner Schotte angerannt wird; ja, man stellte sich sogar die Aufgabe,
                              									selbst unter diesen Umständen die Reise noch fortsetzen zu können. Diese Bedingung
                              									erfordert, daſs die Kessel in drei durch Schotte vollständig von einander getrennten
                              									Räumen aufgestellt sind. Sollte in Folge eines Zusammenstoſses das zwischen zwei
                              									Kesselräumen liegende Schott verletzt werden, so würde bei einer derartigen
                              									Anordnung also immer noch ein Kesselraum unversehrt bleiben und das Schiff noch mit
                              									einem Drittel seiner Kesselkraft weiterdampfen können. Aber auch die beiden neben
                              									einander liegenden Maschinen sind durch ein wasserdichtes Längsschott von einander
                              									getrennt, so daſs im Falle eines den Maschinenraum beschädigenden Zusammenstoſses
                              									immer noch eine Maschine betriebsfähig bleibt. Um diesen Anforderungen genügen zu
                              									können, sah man sich
                              									genöthigt, dem Schiffe im Ganzen 11 wasserdichte Querschotte und ein Längsschott zu
                              									geben, bei welchen die sonst üblichen wasserdichten Thüren unterhalb des Hauptdecks
                              									gänzlich vermieden sind. Von jedem einzelnen durch die Schotte gebildeten Raume
                              									führen bequeme Treppen nach dem Oberdecke. Ein sich über den gröſsten Theil der
                              									Schiffslänge erstreckender Doppelboden vervollständigt noch die
                              									Sicherheitsmaſsregeln und verhindert das Leckwerden des Schiffes selbst, wenn bei
                              									einem Grundstoſse der äuſsere Schiffsboden beschädigt werden sollte.
                           Die Dampfpumpen können in der Minute 36t bezieh.
                              										360hl Wasser fördern. Die Pumpen würden daher
                              									im Stande sein, das Schiff, wenn es sich überhaupt jemals ganz mit Wasser füllen
                              									könnte, innerhalb 4½ Stunden wieder leer zu pumpen.
                           Der groſse Salon befindet sich im Vordertheile des groſsen Deckshauses, welches sich
                              									über den gröſsten Theil der Schiffslänge auf dem Oberdecke erstreckt und über
                              									welchem sich das Promenadendeck ununterbrochen in einer Länge von 320 Fuſs ausdehnt.
                              									Der Salon für die Passagiere II. Klasse ist im hinteren Theile dieses Deckshauses,
                              									welches auſser einer Reihe von Passagierkammern noch die erforderlichen Räume für
                              									die Officiere enthält. Auf dem Promenadendeck sind in besonderen Häusern noch der
                              									Damensalon I. Klasse, das Musikzimmer, der Rauchsalon I. und II. Klasse, der
                              									Damensalon II. Klasse und einige Passagierkammern untergebracht Ein kleinerer und
                              									besonders elegant ausgestatteter Salon I. Klasse ist im Vordertheile des Hauptdeckes
                              									angeordnet. Für die Verzierung der Räume ist eine Summe von 220000 M.
                              									ausgesetzt.
                           Die Zwischendecks-Passagiere sind nicht, wie gewöhnlich, in einem groſsen Raume,
                              									sondern in einzelnen Kammern in Gruppen von 12 bis 18 Personen untergebracht.
                           Das Schiff besitzt zwei von einander unabhängig arbeitende dreicylindrige
                              									Expansionsmaschinen, welche einen Gesammteffect von 13000 entwickeln. Jede
                              									dieser Maschine hat einen Hochdruckcylinder von 1050mm, einen Mitteldruckcylinder von 1700mm
                              									und einen Niederdruckcylinder von 2700mm
                              									Durchmesser, bei einem Hube von 1600mm. Die
                              									Oberflächencondensatoren werden durch vier mächtige Kreiselpumpen, deren jede ein
                              									Auswurfrohr von 400mm Durchmesser besitzt, mit dem
                              									erforderlichen Kühlwasser gespeist, erhalten sechs durch besondere Maschinen bewegte
                              									Luftpumpen und besitzen im Ganzen 7800 Rohre von je 3m,8 Länge. Sämmtliche Condensatorrohre zusammengenommen besitzen also eine
                              									Länge von 29640m.
                           Der Durchmesser der Kurbelwellen beträgt 500mm und
                              									das Gewicht jeder einzelnen dieser Wellen 45t. Das
                              									Gewicht eines der groſsen Dampfcylirider beträgt 32t und das Gesammtgewicht beider Maschinen etwa 1000t oder 20000 Centner, wovon allein 1200 Centner
                              									auf die kupfernen Dampf-
                              									und Pumpenrohre kommen. Der zum Betriebe erforderliche Dampf wird in acht Kesseln
                              									erzeugt, die im ganzen mit 48 Feuerungen versehen sind und in drei Schornsteinen von
                              									je 3m,4 oder 11 Fuſs Durchmesser münden. Das
                              									Gesammtgewicht der Kessel beträgt 508t oder 10160
                              									Centner.
                           Auſser den Hauptmaschinen ist noch eine Anzahl kleinerer Maschinen, zum Betriebe für
                              									Pumpen, der Aschenhiſsvorrichtung, der Ventilatoren für die Kesselräume, für die
                              									elektrische Beleuchtung u.s.f. erforderlich, so daſs in der Maschinenabtheilung 40
                              									selbständige Dampfmaschinen mit zusammen 82 Dampfcylindern vorhanden sind.
                           Zehn Maschinisten mit zwölf Maschinenassistenten und 80 Heizern sind nothwendig, um
                              									die Maschinen im Betriebe zu erhalten.
                           
                        
                           
                              Neue Kriegsschiffe.
                              
                           Die englische Marine soll in Folge des Anwachsens der Flotten der übrigen Mächte
                              									nunmehr eine so wesentliche Verstärkung erfahren, daſs sie den vier gröſseren
                              									Kriegsflotten der Hauptstaaten gewachsen ist. Diese riesige Vergröſserung hat
                              									eingehende Untersuchungen über die zweckmäſsigste Formgebung der Schlachtschiffe
                              									hervorgerufen, über welche unter Vorlegung einer groſsen Anzahl verschiedenartiger
                              									Typen der bekannte Schiffsbauer W. H. White in London
                              									berichtet hat (vgl. Engineer, 1889 * S. 306). White bezweckte, die Grundsätze, von denen sich die
                              									englische Admiralität bei der Construction der neuen Panzerschiffe leiten lieſs,
                              									klar zu stellen und die neuen Entwürfe mit den in den letzten 20 Jahren angenommenen
                              									zu vergleichen. Ehe man sich für bestimmte Modelle entschieden habe, so führte White aus, sei ein Meeting einberufen worden, an
                              									welchem nicht nur die Beamten der Admiralität, sondern auch eine groſse Anzahl der
                              									berufensten Marine-Officiere theilgenommen hätten. In diesem Meeting seien der Reihe
                              									nach alle Punkte zur Sprache gebracht, welche die Brauchbarkeit eines
                              									Schlachtschiffes ausmachen: Fahrgeschwindigkeit, Vertheilung und Art der Geschütze,
                              									Vertheilung der Panzerung, Beschützung der schweren Kanonen, Freibord u.s.w.
                              									Schlieſslich seien zwei Modelle zur Annahme gelangt, welche identisch wären in Bezug
                              									auf die eben erwähnten Eigenschaften, die Dicke der Panzerung des Schiffsrumpfes,
                              									die Maschinen und deren Kraft, den Kohlenraum und die Munitionskammern, Gröſse und
                              									Wasserverdrängung. Die Verschiedenheit beruhe namentlich darin, daſs das eine Modell
                              									für ein Thurmschiff sei, welches ziemlich geringen Freibord an den Enden habe und
                              									dessen Geschütze sich ungefähr 17 Fuſs über dem Wasserspiegel befänden, während das
                              									andere Modell für ein (Barbette) Schiff bestimmt sei,
                              									dessen Geschütze nur 6 Fuſs höher ständen und welches ein hohes Freibord am Bug und
                              									Hintertheile habe. Die Bewaffnung der neuen Panzerschiffe besteht in erster Linie
                              									aus vier schweren Geschützen, welche in zwei gedekten Stationen, die sich in beträchtlicher
                              									Entfernung von einander befinden, aufgestellt sind. Alle vier Kanonen sind auf jeder
                              									Seite des Schiffes zu verwenden. Die kleineren Kanonen sind in einer langen,
                              									centralen Batterie zwischen den beiden schweren Geschützstationen untergebracht. Die
                              									Panzerung der Thurmschiffe ist die folgende: Ein 8,5 Fuſs breiter Gürtel mit einer
                              									Maximaldicke von 18 Zoll zieht sich um zwei Drittel der Länge des Schiffes, ein 3
                              									zölliges stählernes Deck ist über und ein starkes Schutzdeck unter dem Gürtel. Die
                              									Panzerung über dem Gürtel ist 5 zöllig in einer Höhe von 9,5 Fuſs über dem Wasser.
                              									Die centrale Batterie ist mit starken Stahlplatten umgeben. Die zwei Thürme besitzen
                              									einen 18 zölligen Panzer und die die Thürme unten schützenden Redouten einen 17
                              									zölligen. Die neuen Schüfe werden eine Länge von 380 Fuſs erhalten, während die „Trafalgar“, eines der stärksten Panzerschiffe der englischen
                              									Marine, nur 345 Fuſs miſst. Die Wasserverdrängung wird 14150t betragen, während die der „Trafalgar“ sich nur auf 12000t
                              									beläuft. Die Fahrgeschwindigkeit des letzteren Schiffes sollte 15,5 bis 16,5 Knoten
                              									die Stunde sein, die der neuen Schiffe kann man in Folge ihrer gröſseren Länge auf
                              									17,5 Knoten annehmen. Da die neuen Fahrzeuge mehr Last zu tragen haben wegen der
                              									bedeutend gröſseren Anzahl kleiner Kanonen, so wird der Rumpf auch entsprechend
                              									schwerer gebaut werden.
                           Tragbare Dampfboote (Schaluppen) von 15m Länge nach der Construction von M'Oriolle sind nach einem Berichte in Annales industrielles, 1889 * S. 226, in Nantes zur
                              									Benutzung auf dem Kongo erbaut worden. Die Schiffe sind so zusammengesetzt, daſs sie
                              									in Stücke zerlegt werden können, deren schwerstes nur 2000k wiegt. Der Maschine, welche nur 400k wiegen soll, schreibt unsere Quelle eine Wirkung
                              									von 110 indicirten Pferd zu.
                           Kessel und Maschine des aus dem Sturme im Hafen von Apia (Samoa) vor dem Untergange
                              									in Folge der kräftigen Maschinenanlage geretteten englischen Kriegsschiffes Calliope werden im Engineer, 1889 * S. 326, ausführlich beschrieben.
                           
                        
                           
                              Schiffshebewerke.
                              
                           Namentlich in Frankreich, Belgien und Holland hat das ausgedehnte Kanalnetz an den
                              									Stellen, wo sich Kanäle in wesentlichem Niveauunterschiede kreuzen und wo trotzdem
                              									ein Verkehr der Schiffe von einem Kanäle zum anderen stattfinden muſs, die Anlage
                              									von Schiffshebewerken gezeitigt. Diese Schiffshebewerke sind Schleusen, welche
                              									mittels hydraulischen Hebevorrichtungen in die Flucht beider Kanäle gebracht werden
                              									können, also ein Fahrzeug auf die Höhe des oberen Kanales fördern können und
                              									umgekehrt.
                           Das Schiffshebewerk von La Louvière (Deutsche Bauzeitung, 1888 * S. 625) ist nach dem System
                              										Clark gebaut, welches im J. 1875 seine erste Anwendung bei Anderton erfuhr. Gemessen an den neuesten Ausführungen
                              									kann diese erste als klein bezeichnet werden, da das Hebewerk von Anderton zwar
                              									einen Höhenunterschied von 15m,35 vermittelt, die
                              									die Hebefähigkeit desselben bestimmenden Abmessungen der beweglichen
                              									Schleusenkammern aber nur gering sind, weil es sich um 22m,85 Länge bei 4m,75 Breite und 1m,37 Wassertiefe
                              									handelt und dem entsprechend auch die Hebekraft des Werkes auf 240t beschränkt ist. Wird hiervon das Eisengewicht
                              									der Schleusenkammern, das Schiffsgewicht und das Gewicht der zum Schwimmen des
                              									Schiffes erforderlichen Wassermenge in Abzug gebracht, so bleiben als Ladegewicht
                              									der zu hebenden Schiffe nur etwa 100t.
                           Daſs dieser ersten Ausführung in Anderton Mängel anhaften muſsten, über deren Art und
                              									Umfang erst eine längere Betriebsdauer Aufschluſs gewähren würde, konnte man bei der
                              									Inbetriebsetzung desselben voraussehen. Zwar sind die Mängel verhältniſsmäſsig
                              									gering geblieben; dennoch hat das System mehrere nicht unwesentliche Verbesserungen
                              									erfahren, unter denen die bedeutendste in Folgendem besteht: Die erste Ausführung
                              									war so bewirkt, daſs die in die untere Haltung übergeführte Schleusenkammer im
                              									letzten Theile ihrer Niederfahrt in das Wasser jener unteren Haltung eintauchte,
                              									wodurch bei der gleichzeitig im Aufstieg begriffenen Schleusenkammer für das letzte
                              									Wegesstück derselben die Triebkraft verloren ging. Es bedurfte eines Ersatzes dafür,
                              									der in entsprechenden Druckwassermengen eines Accumulators geschaffen ward. Dieser
                              									Arbeitsverbrauch betrug nur 1/12 des gesammten Verbrauches, fiel indeſs erheblich
                              									ins Gewicht, weil die übrigen 11/12 gewissermaſsen kostenlos – durch Niedergehen
                              									einer gewissen Wassermenge aus der oberen Haltung in die untere – beschafft wurden.
                              									Bei Hebewerken für gröſsere Schiffe von 300 bis 400t Ladefähigkeit würde der durch eine besondere Triebkraft zu überwindende
                              									Wegestheil der aufsteigenden Schleusenkammer fast 3m betragen und demzufolge ein Arbeitsaufwand bis zu 3000000mk gebraucht werden. Forderte man, daſs zur
                              									Zurücklegung jener 3m Wegeslänge nicht mehr als 1
                              									Minute Zeitdauer gebraucht werden solle, so würde eine Maschinenstärke von
                              										\frac{3000000}{60\,.\,75}=666\, erforderlich sein,
                              									bei 2 Minuten noch 333 und bei 3 Minuten 222.
                           Die viel zu groſse Vermehrung der Betriebskosten durch den Hinzutritt dieses
                              									Sonderbedarfes an Kraft nöthigte dringend dazu, auf die Beseitigung der Ursache
                              									desselben Bedacht zu nehmen. Die Abhilfe lag nahe genug: man muſste die Eintauchung
                              									der absteigenden Schleusenkammer aufgeben und hat dies gethan, indem man die
                              									Endigung der unteren Haltung in Form und Art eines Trockendocks ausführte. Dazu
                              									getroffene, durch den Abstieg der Schleusenkammer selbsthätig in Wirksamkeit
                              									gesetzte Vorrichtungen verhindern ein zu heftiges Aufsetzen der Kammer auf die
                              									Holzstapelung der Trockendocksohle.
                           
                           Daſs die Einfügung dieses neuen Theiles nicht geschehen konnte, ohne wiederum gewisse
                              									Miſsstände einzutauschen, ist klar. Ein von vorn herein erkennbarer besteht darin,
                              									daſs bei einem etwaigen Cylinderbruche die herabstürzenden Schleusenkammern mit dem
                              									darin befindlichen Schiffe in viel höherem Grade der Zerstörung ausgesetzt sein
                              									werden, als wenn dieselben (buchstäblich) ins Wasser fallen. Theils nun, um diesen
                              									Gefahren entgegen zu arbeiten, theils auch um überhaupt jeder Unregelmäſsigkeit in
                              									der Bewegung der Kammern zu begegnen, sind sogen. Compensationsapparate hinzu
                              									getreten, Cylinder aus Eisenblech, welche mit den beiden Schleusenkammern derartig
                              									in Verbindung gesetzt sind, daſs gewisse Wassermengen einerseits von der
                              									Schleusenkammer in den Cylinder, andererseits vom Cylinder in die Schleusenkammer
                              									selbsthätig übertreten; es wird hierdurch für jede gegenseitige Stellung der beiden
                              									Schleusenkammern ein möglichst genauer Gleichgewichtszustand erzielt. Während ein
                              									Schiff von der oberen Haltung in die untere übergeht, gleichzeitig ein zweites den
                              									umgekehrten Weg macht, wird durch den Antrieb das Gewicht des absteigenden Kolbens
                              									fortwährend verringert, dasjenige des aufgehenden fortwährend vergröſsert, d.h. es
                              									wird das Gewicht der absteigenden Schleusenkammer nach und nach zu klein, das der
                              									aufsteigenden zu groſs. Diese Belastungsverschiedenheit durch Vermehrung der
                              									Wassermenge der absteigenden Kammern und Verminderung derjenigen der aufsteigenden
                              									fortwährend auszugleichen, ist die Aufgabe der Compensatoren. Um die Reibungs- und
                              									andere Widerstände zu überwinden, muſs die der absteigenden Kammer zu Theil werdende
                              									Vermehrung der Wassermenge etwas gröſser sein, als die der aufsteigenden Kammer zu
                              									Theil werdende Verminderung; es ist folglich mit dem Spiele der Compensatoren ein –
                              									übrigens nur kleiner – Wasserverlust aus der oberen Haltung verknüpft.
                           Eine ferner hinzugefügte Regelungseinrichtung für die Bewegung der beiden
                              									Schleusenkammern besteht darin, daſs die absteigende Kammer mit dem
                              									Verbindungsventil der beiden Druckcylinder so in Zusammenhang gebracht ist, daſs
                              									dieses Ventil sich in dem Maſse schlieſst, als die beiden Kolben sich ihren
                              									Endstellungen nähern; es werden dadurch die Bewegungen der beiden Kammern in einer
                              									gleichförmig abnehmenden Weise zum Stillstande gebracht.
                           Das mit den angegebenen Vervollkommnungen, ausgenommen die Compensationsapparate,
                              									welche an maſsgebender Stelle nicht als unbedingt erforderlich erachtet wurden,
                              									ausgeführte Schiffshebewerk von La Louvière liegt in
                              									dem belgischen Kanäle du Centre, dessen einer Hang von 13km Länge vier Schleusen enthält, welche ein
                              									Gesammtgefälle von 23m,26 vermitteln. Der andere,
                              									erst jetzt zur Ausführung kommende Hang des Kanales – nur 8km lang – enthält einen Höhenunterschied von 66m,20, welcher durch vier Hebewerke überwunden werden soll; das erste
                              									derselben ist das von La Louvière, welches im
                              									verwichenen Sommer eröffnet worden und von den Société
                                 										Cockerill in Seraing hergestellt worden ist.
                           Dasselbe ist für 15m,40 Hub und Hebung von Schiffen
                              									von 360t Ladefähigkeit eingerichtet. Die
                              									Schleusenkammern haben 43m Länge bei 5m,80 Breite und 2m,40 Wassertiefe; das Gewicht der Schleusenkammern mit den beiden
                              									Endabschluſsthüren ist 292t, dasjenige der
                              									Wasserfüllung 676t und das Gewicht des tragenden
                              									Kolbens (von 75mm Wandstärke und 19m,45 Länge) 80t.
                              									Da die aus Guſseisen mit 100mm Wandstärke
                              									hergestellten Cylinder 2m,06 Durchmesser haben,
                              									beträgt der in demselben herrschende Wasserdruck 34at. Sie sind aus Trommeln von je 2m,0
                              									Höhe hergestellt; beide Enden sind mit wenig vortretenden Ringen versehen und die
                              									Dichtungsflächen, zwischen welchen dünne Bleiplatten liegen, auf die halbe
                              									Wandstärke gebracht. Die Verbindung je zweier Schüsse geschah durch Stahlringe mit
                              									∟-eisenförmigem Querschnitte. Die ganze verbleibende Oberfläche der Trommeln ist mit
                              									Stahlringen von 50mm Dicke und 152mm Höhe bezogen, welche in warmem Zustande
                              									aufgebracht wurden. Gefordert war, daſs der Stahl einen Zug von 4500k/1qcm während
                              									15 Minuten aushalten und beim Bruche 20 Proc. Dehnung aufweisen solle; daſs die
                              									Trommeln einen inneren Druck von 40k/1qcm aushalten ohne Durchsickerung zu zeigen und
                              									daſs ein Bruch erst unter einem Drucke von 80at
                              									erfolgen dürfe. Eine mit Stahlringen verstärkte Trommel soll einem Drucke von 160at widerstehen, und die Stopfbüchsen müssen bei
                              										80at Druck, der 1 Stunde lang ausgeübt wird,
                              									dicht bleiben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
