| Titel: | Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Griechenland in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin Mitzopulos. | 
| Autor: | Constantin Mitzopulos | 
| Fundstelle: | Band 272, Jahrgang 1889, S. 597 | 
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                        Berg-, Hütten- und Salinenwesen in Griechenland
                           								in der National-Ausstellung von Athen 1888; von Professor Dr. Constantin
                              								Mitzopulos.
                        (Schluſs des Berichtes S. 551 d. Bd.)
                        Berg-, Hütten- und Salinenwesen Griechenlands.
                        
                     
                        
                           C. Die Schwefelgruben von Melos, die
                                 										Schmirgel von Naxos und andere nutzbare Mineralien und Gesteine.
                              								
                           Melos. Wie bekannt liegt die Insel Melos (Milos = 147qkm,7) östlich von der Halbinsel Morea in einer
                              									Entfernung von ungefähr 100km. Sie ist ein Glied
                              									der Kette des vulkanischen Herdes Griechenlands, ihr groſser Hafen ist räumlich
                              									genug für eine ganze Flotte. – Die ganze Westhälfte der Insel ist wenig von
                              									vulkanischen Kraftäuſserungen berührt. Nur östlich des groſsen Sanct Eliasberges
                              										(774m) erscheint die vulkanische Thätigkeit
                              									mit dem Auftreten von Trachyt, Obsidian und Bimstein u.s.w. Die kleine Insel ist
                              									sehr interessant wegen ihrer Schwefelgruben, Mühlsteine, Gyps und silberhaltigem
                              									Baryt.
                           
                              
                              1) Die Schwefelgruben.
                                 									
                              Die Schwefellager von Milos, welche zum Theil von den Alten abgebaut wurden,
                                 										liegen an der Ostseite der Insel und besonders bei dem Orte Pherlingos. Diese
                                 										Schwefellager bestehen aus einem verwitterten und mit durchschnittlich 32 Proc.
                                 										Schwefel imprägnirten Trachyt, der an manchen Stellen Federalaun enthält. Alle
                                 										diese Lager, welche frei von Wasser sind, liegen in unverändertem Trachyt und
                                 										bilden darin unregelmäſsige bogenförmige Zonen, die von Norden nach Süden
                                 										streichen und manchmal eine Mächtigkeit von 20m erreichen. Das Contactgestein ist pulverig und schneeweiſs. Die
                                 										Italiener nennen es Cotonazzo oder Stucco. – Der Abbau des Schwefels wird durch
                                 										Stollen betrieben, welche eine Richtung von Süden nach Norden haben und den
                                 										Abhang des vorstehenden Berges verfolgen. In Folge dessen geht der Stollenbau
                                 										treppenförmig hinauf. Die entstandenen und tieferliegenden Hohlräume werden mit
                                 										Bergversatz gefüllt. Auſserdem hat man dort 6 Wetterzüge (ψυχαγώγια) von 80 bis 120m Länge,
                                 										um die schädliche Luft zu entfernen, und zwei Rollschächte, wodurch man die in
                                 										verschiedenen Niveaux abgebauten Schwefelerze bis zu dem centralen Stollen
                                 										bringt, welcher als Förderstollen dient. Die Förderung bis zur Hütte geschieht
                                 										durch Eisenbahn (System Décauville). – Das
                                 										Verschmelzen der Schwefelerze findet in Doppionis-Oefen statt, die in Italien (Romania) üblich sind. Die
                                 										Abscheidung des Schwefels geschieht hierin durch Sublimation. Diese eiförmigen,
                                 										aus Guſseisen construirten Oefen schlieſsen hermetisch und werden mit
                                 										Braunkohlen von Kumi oder Gasfabrikenkoks geheizt. Die entstandenen
                                 										Schwefeldämpfe werden durch guſseiserne Röhren in Retorten geleitet, worin sie
                                 										flüssig werden, worauf man den Schwefel in Formen gieſst. Obwohl nach dieser
                                 										Methode kein Verbrennen des Schwefels stattfindet, ist doch das Ausbringen nicht
                                 										befriedigend, ⅓ des Schwefels geht verloren und nur 18 bis 20 Proc. von den 32
                                 										Proc. wird gewonnen. Aber dennoch hat die Erfahrung gezeigt, daſs diese Methode,
                                 										obwohl kostspieliger, besser als die alte sicilianische (Calcorone) ist. Der
                                 										ganze auf Milos gewonnene Schwefel, 1150 bis 2000t jährlich, wird innerhalb Griechenlands verbraucht, er kostet 20
                                 										Lepta für 1 Oka (ungefähr 15 Centimes für 1k)
                                 										und dient zum Schwefeln der Weinberge.
                              
                           
                              2) Mühlstein- und Gypsbrüche.
                                 									
                              Die Mühlsteinbrüche, welche seit der Befreiung des Landes Staatseigenthum sind,
                                 										liegen ebenfalls an der Ostseite der Insel. Es sind dies die besten im Orient,
                                 										sie bestehen aus einem porösen, sehr harten und fast reinen Quarzgesteine,
                                 										liegen im Trachyt und werden durch Stollen abgebaut. Diese Abbaumethode ist sehr
                                 										schlecht, die Regierung hat daraus einen jährlichen Ertrag von kaum 40000 bis
                                 										50000 Drachmen (mit einem Kostenaufwande von 8000 bis 10000 Drachmen). Es geht
                                 										jedoch das Finanzministerium mit der Absicht um, ganz neue Methoden einzuführen, um bessere
                                 										Mühlsteinstücke zu gewinnen und so den Ertrag zu erhöhen.
                              Dem Fiscus gehören ebenfalls die Gypsbrüche (όρυχεία) von Milos, welche jährlich 3000 Centner von weiſsem Gyps
                                 										erzeugen (zu 5 Drachmen für 1 Centner). Diesen Gyps benutzt man zum Gypsen des
                                 										Harzweines (eine Art Wein, welche durch Zusatz von Fichtenharz des Pinus
                                 										Halepensis einen angenehm bitteren, dem Biere ähnlichen Geschmack bekommt). Gyps
                                 										kommt jedoch nicht nur in Milos und Laurium, sondern auch an vielen anderen
                                 										Stellen in groſser Menge vor, z.B. an der Solfatara Sussaki in der Nähe von
                                 										Corinth, wo auch Schwefel vorkommt, auf den Inseln Kephalonien und Zante, in
                                 										Lakonien (Basta), in Aetolikon, auf Skyros (Ort Glossa) u.s.w.
                              Auf Milos kommen auch Manganerze vor und ein derber Baryt, welcher silberhaltig
                                 										ist. Diesen Baryt habe ich mit dem Löthrohr quantitativ untersucht und in 5
                                 										Proben 0,02 bis 0,08 Proc. Ag gefunden. Man kann also dieses Mineral, welches
                                 										das Silber, wie es scheint, als Schwefelsilber enthält, als Silbererz
                                 										betrachten. Von diesem Minerale wurden im J. 1887 4864t abgebaut und exportirt.
                              
                           
                              
                                 Der Schmirgel von Naxos.
                                 
                              Die östlich von Paros liegende Insel Naxos, 448qkm,8, welche sehr bergig, aber sehr fruchtbar ist, besteht
                                 										hauptsächlich aus Glimmerschiefer und Kalkstein und im nördlichen Theile aus
                                 										Granit, der auch auf der Inselgruppe von Tenos Mykonos, Delos, Reneia und Paros
                                 										vorkommt.
                              Naxos ist wohlbekannt wegen des ausgezeichneten Schmirgels, welcher an der
                                 										Ostseite dieser Insel zwischen Kalkstein, meistens aber auf der Oberfläche
                                 										vorkommt. Viele Punkte auf Naxos, sowie auch auf anderen Inseln (Paros,
                                 										Herakleia, Sikinos) sind als Schmirgel haltig bekannt, aber der Abbau dieses
                                 										nützlichen Minerals, der durch Feuersetzen erfolgt, beschränkt sich nur auf
                                 										einige Gemeinden der Insel Naxos, welche in der Nähe der Ankerplätze Lion und
                                 										Mutzunes liegen. Es sind dies die Gemeinden Apiranthia (Spilies, Machaeras,
                                 										Skaphi, Kakorrhyaki) und Koronis (Korka, Amalia, Kastelakia, Pesules). Man
                                 										unterscheidet zwei Sorten von Schmirgel, die erste und bessere ist mit
                                 										Magneteisenerz gemengt. Die andere ist weicher und enthält Glimmerblättchen.
                              Der Fiskus hat den Schmirgelabbau auf 12 Jahre verpachtet. Der Pächter ist
                                 										verpflichtet, jährlich 40000 Kantar (zu 55k)
                                 										von der ersten Sorte zu exportiren, wofür er der Staatskasse 12,20 Drachmen für
                                 										1 Kantar (= 488000 Drachmen) zahlt. Das Abbaurecht haben die Gemeinden
                                 										Apiranthia und Koronis (500 Einwohner), welche vom Staate 2,5 Drachmen für 1
                                 										Kantar als Lohn bekommen; so beträgt der ganze Kostenaufwand 120000
                                 										Drachmen.
                              Da die auf der Oberfläche liegenden Schmirgellager zum gröſsten Theile ausgeschöpft sind und
                                 										diejenigen, welche zwischen Kalkstein oder auf sehr steilen Stellen vorkommen,
                                 										sich nicht so leicht abbauen lassen, so hat die Regierung die Absicht, mit
                                 										Ablauf der Pachtungsfrist (im J. 1889) den Abbau durch regelmäſsige Stollen,
                                 										Strecken und Förderungsbahnen zu regeln., um den Schmirgelverlust und
                                 										Kostenaufwand zu vermindern. Auf diese Weise gedenkt das Finanzministerium auch
                                 										die zweite Sorte zu benutzen, die viel besser ist als der Schmirgel Kleinasiens,
                                 										der um 5 Drachmen das Kantar verkauft wird.
                              Eine gut organisirte Gesellschaft kann nicht nur den Abbau des Schmirgels
                                 										übernehmen, sondern auch die Verarbeitung dieses Minerals, was hier in
                                 										Griechenland nicht sehr kostspielig zu bewerkstelligen sein wird.
                              
                           
                              
                                 Chromit, Magnesit, Meerschaum und Amiant.
                                 
                              An vielen Orten kommt Serpentin vor, aber die beste Sorte davon findet man in
                                 										Tenos, diese war auch bei den Alten sehr beliebt. Der Serpentin hat den
                                 										technischen Werth, daſs man in ihm manche nutzbaren Mineralien findet, besonders
                                 										Chromit, Magnesit, Meerschaum und Amiant. Der ChromitIn einem Chromit von Perachora (bei Corinth) fand ich vor Jahren in
                                       												Freiberg bis 55 Proc. Cr2O3 und 17 Proc. MgO und 21 Proc. Fe2O3Al2O3. Das mineralogische Cabinet der
                                       												Universität besitzt Exemplare aus Skyros mit Nickelsmaragd und aus Tenos
                                       												mit Kämmerit bedeckt. bildet im Serpentin, besonders in
                                 										Boeotien und Euboea, Impregnationen und Putze oder groſse Nester und Stöcke, die
                                 										manchmal abbauwürdig sind, wie z.B. auf den Inseln Skyros (Vurlos, Achladon,
                                 										Xydia), Euboea (Vatonta, Kumi) und bei Tzangali (Larissa in Thessalien). In
                                 										Bezug auf dieses Mineral sind jedoch die bergmäſsigen Arbeiten längst in
                                 										Griechenland eingestellt, weil sie zu kostspielig waren und nicht mit den in
                                 										Kleinasien seitdem entdeckten reichen Chromitlagerstätten concurriren konnten.
                                 										Letztere befinden sich in Ismid (Nikomedia).
                              Der kryptokrystallinische Magnesit ist in
                                 										Griechenland sehr verbreitet und bildet im Serpentin gangförmige Lagerstätten,
                                 										welche oft abbauwürdig sind und manchmal ganz reinen schneeweiſsen Magnesit
                                 										enthalten. Besonders auf Euboea bei Mantudi, Achmet-aga und Papades werden
                                 										reiche Lagerstätten abgebaut und jährlich über 7000t Magnesit exportirt, welcher mit 22 Francs die Tonne bezahlt wird.
                                 										Magnesit kommt auch in Phthiotis, auf der Insel Spetzae, bei Kumi und Chalkis
                                 										vor, auch in Perachora bei Korinth, wo der aus Gabbro entstandene Serpentin sehr
                                 										verbreitet ist und hinüber bis Dombräna reicht.
                              Oestlich von Theben, bei St. Theodoros am Hügel Strongylos, kommt ein
                                 										Serpentinconglomerat vor, welches Nester von Meerschaum enthält, der nicht viel
                                 										werth ist, da er eine graue Farbe hat und voller Sprünge ist. Auch bei den
                                 										Wassermühlen des Dorfes Achmet-Aga (Euboea) kommt Meerschaum in Serpentin vor,
                                 										der ebenfalls nicht gut ist.
                              
                              Alte Schriftsteller, wie StraboΈν δὲ τῇ Καρύότψ ϰαί ἡ λίϑος
                                          													φ̍εται ἡ ξαινομένη ϰαί ̍φαινομένη, ὤότε
                                          													υὰ ὔφη Χειρόμαϰρα γίνόϑαι, όυπωϑέντα δ' είς φλόγα βὰλλεόϑαι
                                          													ϰαί ἀποχαϑαίρεόϑαι τῇ πλύόει υόν ϑίνον
                                          													παραπληόίως. (Strab. Geogr. Lib. X Cap. I.)
                                 										, erwähnen, daſs in verschiedenen Gegenden,
                                 										besonders in Kurystos (Euboea), ein faseriges Mineral zu Geweben verarbeitet
                                 										wurde, welche unverbrennbar waren. Auch heute noch sind viele Stellen bekannt,
                                 										wo Amiant und Asbest vorkommen, wie bei Styra (Karystos), Anophe, Skyros, Andros
                                 										und sogar beim Kloster Käsariani unweit Athens. Aber nirgends hat man bis jetzt
                                 										ordentlich geschürft, um dieses kostbare Mineral aufzuschlieſsen.
                              
                           
                              
                                 Baumaterialien.
                                 
                              Griechenland ist ein Bergland und in Folge dessen sehr reich an Baumaterialien
                                 										eruptiver und sedimentärer Natur. Granit, wie schon erwähnt wurde, kommt auf
                                 										Laurium, Tenos, Myconos, Delos, Reneia, Naxos und Paros vor, es wird aber nichts
                                 										davon gewonnen. Athen könnte jedoch den Granit von Laurium oder den vor seinen
                                 										Thoren stehenden Plakit recht gut als Pflaster für seine staubigen Straſsen
                                 										gebrauchen.
                              Trachyt kommt in allen vulkanischen Gegenden wie auch bei Korinth (Susuki) vor.
                                 										Man gebraucht den verwitterten (πώρος) als
                                 										Baumaterial, den guten als Mühlsteine (Aegina, Methana). Derselbe könnte auch
                                 										als Pflaster für die Straſsen Athens und Piraeus dienen, da es nicht schwer sein
                                 										dürfte, ihn von Methana oder Susaki herüber zu schaffen. Gneis findet man nur
                                 										auf Paros, der Glimmerschiefer ist aber in Griechenland sehr verbreitet, dieser
                                 										läſst sich an manchen Orten gut in Trottoirplatten zerschlagen, wie z.B. der
                                 										Kalkglimmerschiefer der Inseln Petalii östlich von Attika, der von Marmarion
                                 										(Karystos) und von Tenos und Andros, welcher sehr gute und feste Platten gibt
                                 											(1m × 0,50 M.). In Laurium benutzt man den
                                 										Glimmerschiefer zum Baue der Schacht- und Calciniröfen, da er feuerfest ist. –
                                 										Auf der Insel Santorin (Thera), sowie auf den nahe derselben liegenden Inselchen
                                 										Therasia und Aspronisia befindet sich ein Bimstein- oder Puzzolan-Lager, 8 bis
                                 											15m mächtig, welches im Vereine mit dem
                                 										köstlichen Weine, der auf dieser Insel wächst, den Wohlstand der Einwohner
                                 										ausmacht. Es werden jährlich 28000t Puzzolan
                                 										ausgeführt. Der Fiskus bekommt für 1t 2,50
                                 										Drachmen als Steuer, und die Tonne wird an Ort und Stelle mit 10 bis 12 Drachmen
                                 										bezahlt.
                              Um 1cbm festen Wassermörtel zu erzeugen braucht
                                 										man
                              
                                 
                                    0cbm,71
                                    Steinstücke,
                                    
                                 
                                    0cbm,65
                                    Puzzolan,
                                    
                                 
                                    0cbm,20
                                    gelöschten Kalk,
                                    
                                 
                                    0cbm,10
                                    Sand.
                                    
                                 
                              Auch plastischer Thon von ausgezeichneter Qualität kommt in vielen Stellen vor, woraus
                                 										die Alten ihre Gefäſse, Puppen, Lampen u.s.w. construirten, welche jetzt von
                                 										groſser archäologischer Bedeutung sind. Athen, Theben, Aegina, Megara, Euboea
                                 										(Xerochorion u.a.), Patras, Amplissa u.s.w. haben ausgedehnte Thonlager, die man
                                 										jetzt zur Herstellung von Ziegeln, Gefäſsen, Statuen u.s.w. braucht. Milos aber
                                 										besitzt einen schneeweiſsen feuerfesten Thon, der sich ganz gut eignet, nicht
                                 										nur für feuerfeste Ziegel und Muffel, sondern auch für die Porzellan-Industrie.
                              Fig. 9., Bd. 272, S. 601Was aber Griechenland auszeichnet, sind die schönen Marmorarten, deren
                                 										man bis jetzt 72 von verschiedenen Farben und Structur unterschieden hat.Herr Katzaros hat eine wundervolle Sammlung
                                       												aus polirten Quadermarmorstücken ausgestellt. Nicht nur Paros
                                 										und Athen besitzen den weltbekannten schneeweiſsen Marmor, der heute noch wie im
                                 										Alterthume den Architekten und Bildhauern als Rohmaterial dient, sondern auch
                                 										andere Orte haben schönen Marmor, wie z.B. Doliana in Arkadien, Argalasti bei
                                 										Larissa, Lagia in Lakonien, Tenos u.s.w. Aber die Inseln Jos und Skyros
                                 										(besonders die letztere) besitzen die besten Sorten. Herr Brutos (Bildhauer und Professor am Polytechnikum zu
                                 										Athen) hat ein Dodekatheon ausgestellt. Die meisten Götter desselben waren aus
                                 										pentelischem Marmor (aus Kokkinara und den alten Marmorbrüchen), die Athene und
                                 										Hera aus Marmor von Jos, und der Zeus aus Marmor von Skyros. Letzterer ist der
                                 										beste und gleicht dem karrarischen Marmor. Leider aber konnte sich der Künstler
                                 										nur wenig davon verschaffen, da es auf Skyros keinen ordentlichen Steinbruch
                                 										gibt. Der parische Marmor ist brüchig und daher für Bildhauer wenig geeignet.
                                 										Auch gefärbten und conglomeratartigen oder breccienartigen Marmor gibt es in
                                 										Griechenland an vielen Orten.
                              Textabbildung Bd. 272, S. 601Wir erwähnen davon die bekanntesten: Weiſsgrau, röthlichweiſs, bläulichgrau,
                                 										schwärzlichgrau in Lakonien (Lagia, Kolokynthia), Skyros (Papatzani, Ronia)
                                 										Taenoron, Levadia (Trophonion), Hymettus (Johannes, Kynigos), Troezen (Vuno),
                                 										Laurium, Karystos, Andros, Tenos, Tyrnavos (Cratiri). Schwarz in Lakonien
                                 										(Skutari), Skyros (bei Tristomon) bei Nauplion (St. Elias), breccienartig bei
                                 										Athen (Arios Pagos), auf Skyros (Tristomon, Vuno), bei Larissa. Conglomeratartig
                                 										auf Porös, grün auf Tenos u.s.w. An manchen Orten läſst sich das Gestein in
                                 										groſse Platten zerschlagen, die dann geschliffen als schöne Tischplatten
                                 										verwendet werden. Hieraus ersieht man, daſs in Griechenland die Marmorindustrie
                                 										einer groſsen Entwickelung fähig ist. Auſser diesen Marmorsorten existiren in
                                 										Griechenland sehr viele Steinbrüche vom gewöhnlichen Kalksteine der Kreide-
                                 										(Lycabettos) und Tertiärperiode, den man als Baumaterial, zur Darstellung von
                                 										Kalk und zu Hafenbauten u.s.w. benutzt. Z.B. ist der Wellenbrecher (brise-lames)
                                 										des Hafens von Patras aus Kreidekalkstein des gegenüber liegenden Berges
                                 										Varassova (Chalkia) construirt. Die Vollendung dieses Werkes, das in zwei Jahren
                                 										fertig sein wird, hat eine französische Gesellschaft für 8000000 Drachmen
                                 										übernommen. Auch lithographischer Kalkstein kommt in Griechenland vor, auf
                                 										Meganisi bei Leukas, bei Argos, Agrinion (Arkananien), auf dem Inselchen Makáron
                                 										bei Tenos und bei Monembasia. Aber die in der Ausstellung fungirenden Exemplare
                                 										sind nicht besonders, da sie viele Sprünge und Risse haben, die voll Kalkspath
                                 										sind. Wir wollen nicht unerwähnt lassen, daſs an vielen Punkten eine
                                 										ausgezeichnete Millos (d. i. Röthel) und Oker
                                 										vorkommt (Kimolos, Athen, Milos, Skyros, Skopelos u.s.w.). Die Fischer haben die
                                 										Gewohnheit, damit die Segel der Fischerkähne zu färben.
                              
                           
                        
                           D. Die Salinen.
                              								
                           Das Steinsalz ist in Griechenland fast unbekannt, nur auf Antiparos, Oropos und
                              									Monembasia findet man unbedeutende Lager, welche nicht abbauwürdig sind. In Folge
                              									dessen verwenden die Einwohner dieses Landes nur Seesalz. Dieses ist seit 1833
                              									Monopol der Regierung. Es wird auf Staatskosten in sogen. Salzgärten oder seichten
                              									Teichen (Άλοπήγια, άλυχαί) durch Verdunsten des
                              									Seewassers im Sommer gewonnen. Viele solche Halopegia existiren bei uns, deren Boden
                              									aus einem guten Thonlager besteht, aber im Betriebe stehen nur die von Leukas,
                              									Anabyssos (Laurium), Mesolongion, Artas, Volos, Dombroena, Lamia, Naxos und Milos,
                              									welche im Ganzen über 17000t eſsbares Salz
                              									erzeugen.
                           Zur Darstellung des Seesalzes sind zwei Methoden in Gebrauch. In Leukas, Anabyssos
                              									und Melos von Mai bis August, also während der gröſsten Hitze wird das Salz
                              									continuirlich erzeugt, d.h. man ersetzt unaufhörlich das von der Sonne verdunstete
                              									Wasser durch vorher concentrirtes Seewasser, bis eine feste Salzschicht von 0,07 bis
                              										0m,08 sich auf der Oberfläche gebildet hat.
                              									In den übrigen Salzgärten wird die Krystallisation allwöchentlich unterbrochen, um
                              									das erzeugte Salz zu sammeln, und dann erst concentrirtes Seewasser eingeleitet
                              									u.s.w. Die erste Methode ist die bessere und billigere, aber sie erzeugt groſse
                              									compacte Stücke Salz, die man zermalmen muſs. Die zweite erzeugt weniger Salz,
                              									welches aber nicht so compact und daher direkt verkäuflich ist (nach einem Berichte
                              									des Finanzministeriums). Der Kostenaufwand für 1 Oka (1 Oka ungefähr 1⅓k) ist weniger als 1 Lepton (= 1 Centime). 1 Oka
                              									wird zu 15 Lepta verkauft, so daſs die Regierung einen Reingewinn von 14 Lepta für 1
                              									Oka hat, oder im Ganzen ungefähr 1½ Millionen Drachmen Einkommen. Um das Salz noch
                              									reiner und billiger zu erzeugen, geht die Regierung mit der Absicht um, durch
                              									technisch ausgebildete und erfahrene Männer die in Frankreich übliche Methode
                              									einzuführen. Sie hofft, daſs sie auf diese Weise im Stande sein wird, über 60
                              									Millionen Oka Seesalz zu erzeugen, und zwar mit einem Kostenaufwande von nur 300000
                              									Drachmen (½ Lepta für 1 Oka). Ein groſser Theil davon könnte dann zu einem Preise
                              									von 3 bis 4 Lepta für 1 Oka nach dem Auslande exportirt werden oder im Lande zur
                              									Sodafabrikation und anderen technischen Zwecken verwendet werden. – Daraus ersieht
                              									man, daſs das Salinenwesen in Griechenland von groſser Wichtigkeit ist und eine
                              									glänzende Zukunft hat.
                           
                        
                           
                              Schluſs.
                              
                           Dies ist es, im Kurzen, was in der neuen Zeit das classische Land der Hellenen der
                              									Industrie aus dem Mineralreiche darbieten kann. In einem solchen Lande, wo volle
                              									Sicherheit herrscht und die Bevölkerung gegen Fremde die gastfreundlichsten
                              									Gesinnungen hegt, können verschiedene Industriezweige durch deutsche Kapitalien ins
                              									Leben gerufen und entwickelt werden, welche einen groſsen Gewinn abwerfen werden.
                              									Die verschiedenen französischen und englischen Gesellschaften, welche in
                              									Griechenland gröſsere Werke unternommen haben, bieten hierfür einen genügenden
                              									Beweis.