| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 130 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 77 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           V. Schlämpe.
                           Die Verdaulichkeit der stickstoffhaltigen Bestandtheile der
                                 										Kartoffelschlämpe ist nach den bei Gelegenheit von Fütterungsversuchen in
                              									den Jahren 1888 und 1889 an der Versuchsstation Halle untersuchten
                              									Kartoffelschlämpeproben eine sehr hohe. Es wurden bei 13 im J. 1888 und bei 12 in
                              									1889 untersuchten Proben folgende Zahlen erhalten:
                           Von 100 Th. Stickstoff sind verdaulich
                           
                              
                                 
                                 1888
                                 1889
                                 
                              
                                 Mittel
                                 80,86
                                 82,49
                                 
                              
                                 Minimum
                                 72,20
                                 80,34
                                 
                              
                                 Maximum
                                 88,23
                                 84,98
                                 
                              
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Einen einfachen Siebapparat für Maische hat E. Hesse, Czerbienschin, construirt und patentiren
                              									lassen (D. R. P. Nr. 49658). Eine Abbildung und Beschreibung des Apparates gibt der
                              									Erfinder in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
                              									13 S. 2. Der Apparat besteht im Wesentlichen aus einer cylinder- oder
                              									halbcylinderförmigen Siebtrommel, welche senkrecht im Vormaischbottich angebracht
                              									wird und zwar in der Nähe der Wand, so daſs das Rührwerk dadurch nicht behindert
                              									wird. Die Maischwürze strömt durch das Sieb und wird aus diesem durch einen die
                              									Bottichwand durchbrechenden Hahn abgelassen. Die Lochweite des Siebes ist so
                              									gewählt, daſs unaufgeschlossene Kartoffelstücke und andere Unreinigkeiten in dem
                              									Vormaischbottich zurückbleiben und nur Gerstenhülsen mit in die Würze gelangen
                              									können. Der Apparat wird zum Absieben derjenigen Maische benutzt, welche zur
                              									Herstellung der Maischhefe Verwendung findet, und hat den Zweck, diese Maische von
                              									den als Träger für Bakterien dienenden und daher für die Hefe schädlichen
                              									Kartoffelstücken und Schalen zu befreien. In erster Linie ist der Apparat bei der
                              									Verarbeitung kranker Kartoffeln angezeigt, jedoch dürfte derselbe überall am Platze
                              									sein, wo es sich um die Erzeugung sehr concentrirter und treberreicher Maischen
                              									handelt. Der Preis beträgt nur 25 M. Als Vortheile gegenüber den jetzt für denselben
                              									Zweck gebräuchlichen Siebvorrichtungen führt der Verfasser für seinen Apparat die
                              									folgenden an: 1) Die abzuscheidenden Unreinlichkeiten und Treber verlassen den
                              									Vormaischbottich gar nicht. 2) Es wird fast nur die reine Würze abgeschieden,
                              									deshalb wirkt 3) bei Verarbeitung kranker Kartoffeln die mit dieser Maische
                              									hergestellte Hefe nicht schädlich auf die Ausbeute ein. 4) Die Reinigung ist
                              									äuſserst leicht und bequem durch einfaches Abschlauchen in höchstens einer Minute zu
                              									bewerkstelligen. 5) Es kann in einem gegebenen Raume mehr Hefe producirt werden wie
                              									bisher, da der Inhalt des ganzen Hefegefässes fast nur aus Nährflüssigkeit
                              									besteht.
                           Sehr günstig äuſsert sich über den Apparat R. Päge,
                              									Jastrzembnik, in der genannten Zeitschrift, S. 53. Die Vortheile, die mit Einführung
                              									des Hesse'schen Siebapparates verbunden sind, bestehen
                              									nach des Verfassers Ansicht erstens darin, daſs das Sieben der Maische mit diesem
                              									Apparate wohl überall regelmäſsig stattfinden wird, weil es sehr bequem auszuführen
                              									ist, zweitens findet eine Erhöhung der Ausbeute an Spiritus statt. Der Hauptsache
                              									nach wird diese Mehrausbeute darauf zurückzuführen sein, daſs die Maische bei dem
                              										Hesse'schen Verfahren nur sehr wenig und lange
                              									nicht in dem Maſse abgekühlt wird, wie es bei den anderen bekannten Siebverfahren
                              									der Fall ist. Der Verfasser empfiehlt daher den Siebapparat für alle Brennereien zur
                              									Einführung, die keinen Entschalungsapparat, Patent Müller, für heiſse Maische haben, oder bei denen derselbe in zu weiter
                              									Entfernung vom Vormaischbottich aufgestellt ist.
                           Päge hat eine Lochweite von 3mm etwas zu gering gefunden, worauf Hesse in der genannten Zeitschrift, S. 59, bemerkt,
                              									daſs Apparate mit 3 und 4mm, überhaupt mit jeder
                              									gewünschten Lochweite geliefert werden; 4mm wären
                              									jedoch auch für die dicksten Maischen ausreichend. Hesse führt noch als weiteren Vortheil seines Apparates an, daſs die
                              									gesiebte Würze so dünnflüssig ist, daſs es möglich ist, bei Herstellung der Hefe
                              									kein Wasser nehmen zu dürfen. Die Hefe wird nur aus wenigen Kilogramm Malz – für
                              										1000l Maischraum 5k – und reiner gesiebter Maische hergestellt, wodurch 100l Wasser gespart und Raum gewonnen wird, um 100l Maische mehr, also steuerfrei unterzubringen.
                              										Hierdurch werden 850
                              									Literproc. gewonnen. Den Gewinn in Folge der besseren Vergährung veranschlagt Hesse auf 250 Literproc., mithin zusammen 1100
                              									Literproc., was einem Reingewinn von 2,80 M. für den Bottich entsprechen würde.
                           Auch Joh. Ernst Brauer rühmt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 98, dem
                              										Hesse'schen Apparat bequeme Handhabung, gute Arbeit
                              									und Solidität nach und bezeichnet ihn für Dickmaischbrennereien als ein sehr
                              									willkommenes, fast unentbehrliches Hilfsmittel. Ebenso wie auch Päge hält Brauer die
                              									Anbringung eines Hebelwerkes zur Bewegung der Schaber, wie solches der Erfinder
                              									seinem Apparate später hinzugefügt hat, für ganz nothwendig.
                           Ueber Erfahrungen mit dem Müller'schen
                                 										Entschalungsapparate berichtet die Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 82, nach Versuchen von Hentze in Taufkirchen. Derselbe bestimmte den Maischgehalt der Treber und
                              									fand ihn bei Kartoffelmaische zu 14,4, bei Maismaische zu 18,8 Proc. Extract. Um
                              									diese Verluste an Extract, welche durch Entfernung der Treber entstehen, zu
                              									vermeiden, laſst Hentze die Treber nochmals mit Wasser
                              									anfeuchten und durch die Schnecke des Entschalers auspressen; das Wasser dient als
                              									Einmaischwasser. Die so nochmals ausgepreſsten Treber halten nur 6,8 Proc. Extract
                              									zurück und es wird daher durch das Auspressen eine Mehrausbeute von 0,2 Proc. vom
                              									Maischraume erzielt. – Der Verfasser macht ferner folgende Mittheilungen über die
                              									Trebermengen. Beim Verarbeiten mit dem Ellenberger'schen Apparate werden aus 100k
                              									Donaumais einschlieſslich des zur Maische gehörigen Malzes etwa 19k Treber durch den Entschaler abgesondert, während
                              									aus 100k sächsischen Zwiebelkartoffeln etwa 1k,7 abgeschieden werden. Durch Entfernung von 1k Treber werden 2l Maischraum gewonnen, so daſs bei 4000l
                              									Maischraum 125k Mais und 19k Malz mehr eingemaischt werden konnten; es ergibt
                              									dies für Maismaischen eine Mehrausbeute von 1,2 Proc. ohne Anwendung von beweglicher
                              									Gährbottichkühlung. Für Kartoffelmaischen stellt sich der Vortheil weniger groſs
                              									heraus.
                           Einen Hefemaisch-, Verzuckerungs-, Säuerungs- und Kühlapparat hat Schoppe in Schwieben construirt und zum Patent angemeldet und beschreibt
                              									denselben in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
                              									13 S. 82. Der Apparat ist so groſs gewählt, daſs sämmtliches an einem Tage zu
                              									verbrauchendes Hefegut darin eingemaischt werden kann. Gegenüber der bisherigen
                              									Methode der Hefebereitung in einzelnen Hefegefäſsen wird durch den Apparat und
                              									Prozeſs nach des Erfinders Ansicht erreicht: 1) Die Gewinnung einer gleichmäſsigen
                              									extractreichen Hefe, 2) eine gleichmäſsige Verzuckerung des gesammten Hefegutes, 3)
                              									durch die Trennung des erwärmenden und abkühlenden Mediums von dem Hefegut eine
                              									Reinzucht von Hefe, 4) eine gleichmäſsige Vergährung der Hauptmaischen. Es bedarf
                              									ferner keines Dampfmaischholzes, keiner Hefefafsumhüllung und keiner mechanischen Kühler; auf je
                              									einen Bottich Betrieb sind nur noch zwei Hefegefäſse erforderlich. Die Einführung
                              									des Verfahrens bedarf der Genehmigung der Provinzialsteuerdirektion, und es muſs
                              									eine genaue Beschreibung des Hefebereitungsverfahrens an das zuständige
                              									Hauptsteueramt vorangehen. Der Erfinder ist zu näherer Auskunft bereit und gestattet
                              									auch die Besichtigung des Apparates und Betriebes an Ort und Stelle.
                           Eine Beschreibung und Abbildung der Gährbottichkühler
                              									von Gontard in Mockau bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 18, nach
                              										Märcker's Handbuch der Spiritusfabrikation, fünfte
                              									Auflage, S. 558.
                           Apparat zur selbsthätigen Bewegung der Gähr- und
                                 										Hefebottichkühler von Wilhelm Wailand in Rosenau
                                 										bei Wahlstatt (D. R. P. Nr. 49960 vom 25. Mai
                                 										1889).
                           Zerkleinerungsvorrichtung für Kartoffel- und
                                 										Getreidemaischen von Aug. Ronneburg in
                              										Uelzen (D. R. P. Nr. 49340 vom 16.
                                 										April 1889).
                           Vacuumtrockenapparat für feste, breiige und krümelige
                                 										Körper von Emil Paſsburg in Breslau (D. R. P. Nr.
                                 										49905 vom 13. April 1888).
                           Verstellbare Spiritusvorlage von H. Pardey
                              									in Hannover (D.
                                 										R. P. Nr. 49660 vom 4. Mai 1889).
                           Eine neue Kartoffellegemaschine, construirt von C. Schach in Wubrigsberg bei Neutrebbin, wird in der
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 35,
                              									abgebildet und beschrieben. Nach einer Mittheilung von Christiani in Kerstenbruch soll die Maschine zur Zufriedenheit
                              									arbeiten.
                           Kartoffellegemaschine von Jacob
                                 										Angst auf Bohl in Hüntwangen, Kanton Zürich (D. R. P. Nr. 49266 vom 27.
                              									Oktober 1888).
                           Kartoffelerntemaschine von Cyrus
                                    										Roberts in Three Rivers, Staat Michigan,
                                 										Nordamerika (D. R. P. Nr. 49579 vom 24. März
                                 										1889).
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Ueber die Bestimmung des Glycerins in vergohrenen Getränken
                                 										in der Form von Nitroglycerin hat F. Dickmann
                              									Versuche angestellt. Der Verfasser glaubt, daſs diese noch nicht abgeschlossenen
                              									Versuche zu einem für die Praxis brauchbaren Verfahren führen werden. (Wochenschrift für Brauerei Bd. 6 S. 1178).
                           Ein neues Reagens für Rohrzucker und Traubenzucker,
                              									welches unter geeigneter Behandlung mit Glykose eine kirschrothe, mit Saccharose
                              									eine milchkaffeefarbene Färbung gibt, wird von Matthieu
                                 										Plessy im Journal des Fabricants de Sucre,
                              									1889 Nr. 42, angegeben. Man erhält dasselbe, indem man 34 Th. pulverisirtes
                              									salpetersaures Blei in 45 Th. geschmolzenem, salpetersaurem Ammoniak auflöst und der
                              									Masse 21 Th. pulverisirtes Bleioxyd hinzufügt.
                           Als Erkennungsmittel für Dextrose empfiehlt Crismer in der Weinlaube,
                              									1889, 210, das Safranin. 2 bis 3cc einer 0,1 proc. Safraninlösung werden mit 2 bis
                              										3cc 10 proc. Natronlauge und einigen Tropfen
                              										der Dextroselösung
                              									erwärmt, bei 60 bis 65° tritt Entfärbung ein. Die milchige Flüssigkeit bildet beim
                              									Stehen an der Luft nach einiger Zeit an der Oberfläche wieder rothe Streifen, welche
                              									durch Wiederherstellung des Safranins durch Oxydation entstehen.
                           Zur Phenylhydrazinzuckerprobe. J. Geyer bestätigt in der
                              										Pharmaceutischen Zeitung 1889 34 683 die schon von
                              										Thierfelder gemachte Beobachtung, daſs
                              									glykuronsaures Kali mit Phenylhydrazin eine ganz ähnliche Verbindung eingeht wie
                              									Zucker. Die Reaction ist also nicht in allen Fällen zuverlässig.
                           Ueber Analyse der Zuckerarten haben E. Jungfleisch und L. Grimbert gearbeitet. (Comptes rendus 109 867) die Versuche verfolgten den
                              									Zweck, den Einfluſs zu studiren, welchen starke Säuren auf die Rotation der Lävulose
                              									und damit auf die Genauigkeit verschiedener Methoden der Zuckeranalyse ausüben.
                              									Nachdem ein solcher Einfluſs festgestellt war, versuchten die Verfasser die
                              									Anwendung der Essigsäure zur Inversion und prüften die Einflüsse, welche
                              									verschiedene Salze und andere Stoffe auf die Wirkung der Essigsäure zur Inversion an
                              									Stelle starker Säuren ausüben.
                           Zur Bestimmung des Invertzuckers mit Soldaini's Reagens
                              									gibt E. Preuſs in der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie 1890 18 folgende Vorschrift. Das
                              									Reagens bereitet man am besten durch Eintragen von 15g,9 Kupfervitriol in eine heiſse Lösung von 594g Kaliumdicarbonat und Auffüllen bis zu 2000cc, nachdem der ursprünglich entstandene
                              									Niederschlag sich gelöst hat und die Flüssigkeit erkaltet ist. Die Lösung hat ein
                              									spec. Gew. von 1,1789 und ist von befriedigender Haltbarkeit. 150cc des Reagens werden über freier Flamme zum
                              									Sieden erhitzt, die Invertzuckerlösung hinzugefügt und genau 10 Minuten gekocht.
                              									Innerhalb der Grenzen von 5 bis 80mg Invertzucker
                              									entsprechen demselben die folgenden Kupfermengen:
                           
                              
                                   18,8
                                   34,9
                                   50,9
                                   66,6
                                   82,2
                                   97,6
                                   112,7
                                 127,8mg
                                 Kupfer
                                 
                              
                                   5
                                 10
                                 15
                                 20
                                 25
                                 30
                                 35
                                 40mg
                                 Invertzucker
                                 
                              
                                 142,4
                                 157,0
                                 171,3
                                 185,5
                                 200,4
                                 213,1
                                 226,6
                                 240,6mg
                                 Kupfer
                                 
                              
                                 45
                                 50
                                 55
                                 60
                                 65
                                 70
                                 75
                                 80mg
                                 Invertzucker.
                                 
                              
                           Herzfeld mahnt in der Zeitschrift für Zuckerindustrie 1890 40 52 zur Vorsicht bei der
                              									allgemeinen Anwendung von Soldaini's Reagens an Stelle des Fehling'schen und macht auf die Verschiedenheiten beider aufmerksam. Das
                              										Soldaini'sche Reagens enthält nur ein Fünftel so
                              									viel Kupfer, ist daher in manchen Fällen unempfindlicher, es läſst bei starker
                              									Verdünnung Kupferoxyd fallen, besitzt ein geringeres Lösungsvermögen für Kalk,
                              									scheidet bei längerem Kochen erheblich mehr Kupferoxydul aus. Nach Herzfeld soll schon eine Kochdauer von 5 Minuten
                              									genügen. (Vgl. 1890 275 424.)
                           Die Anwendung der Elektrolyse bei der Zuckerbestimmung.
                              									Da manche Asbestsorten durch Kalilauge angegriffen werden, empfiehlt Formanek in der Böhmischen
                                 										Zeitschrift für Zuckerindustrie 1890 14 178 das Kupferoxydul auf Papier zu sammeln, nach dem
                              									Auswaschen in Salpetersäure zu lösen, die Lösung in eine Platinschale zu bringen und
                              									das Kupfer durch den Strom auszuscheiden. – Dieses Verfahren hat Märcker schon vor vielen Jahren vorgeschlagen und auch
                              									angewandt, auch Referent hat viel danach gearbeitet. Seit der Einführung der Soxhlet'schen Filtrirröhren wurde das Verfahren,
                              									welches seiner Zeit einen groſsen Fortschritt gegenüber der noch früher üblichen
                              									Methode der Ueberführung des Kupferoxyduls in Oxyd mittels Salpetersäure darstellte,
                              									jedoch verlassen, weil es umständlicher, kostspieliger und auch nicht ganz
                              									fehlerfrei ist, indem das Papier stets eine gewisse Menge Kupfer zurückhält, so daſs
                              									eine Correction nothwendig war. Den von Formanek
                              									gerügten Uebelstand des Asbestes kann man durch wiederholtes Auskochen mit Kalilauge
                              									und Salpetersäure meistens beseitigen; einige geringe Sorten werden allerdings auch
                              									durch diese Behandlung nicht brauchbar und sind daher zur Herstellung der
                              									Filtrirröhren überhaupt nicht zu verwenden. (Der Ref.)
                           Ueber die Bestimmung der Raffinose im Rohrzucker und in der
                                 										Melasse liegen neuere Arbeiten von Th. Breyer, A.
                                 										Herzfeld, Preuſs, Dammüller, J. Wortmann, J. W. Gunning und Lindet vor,
                              									über welche in Biedermanns Centralblatt für
                                 										Agriculturchemie Bd. 19 S. 130 berichtet wird.
                           Ein Verfahren zur Titration des Alkohols und des Aldehyds
                                 										durch Chromsäure beschreibt Robert Bourcart in
                                 										Société Industries de Mulhouse 59 558.
                           Derselbe berichtet im Moniteur Industriel 1890 27 über
                              									eine Modification des von Röse angegebenen Verfahrens zur
                                 										Bestimmung des Alkohols mittels Permanganat (vgl. 1888 269 424). Der
                              									Verfasser hat nach der Vorschrift von Röse keine
                              									befriedigenden Zahlen erhalten und daher das Verfahren in der Weise modificirt, daſs
                              									er statt concentrirter Schwefelsäure eine mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnte
                              									anwendet und die Zersetzung durch Regulirung der Temperatur so leitet, daſs der
                              									Alkohol nicht vollständig, sondern nur so weit oxydirt wird, daſs auf ein Molekül
                              									Alkohol nur 3 Moleküle Sauerstoff kommen. Die vom Verfasser nach diesem Verfahren
                              									erhaltenen Zahlen zeigen mit den pyknometrischen Bestimmungen eine befriedigende
                              									Uebereinstimmung.
                           Zur Kenntniſs der Spirituskörper. H. Bornträger fand,
                              									daſs beim Schütteln von 30procentigem Rohspiritus mit Chloroform Amylalkohol,
                              									Acetal, Aldehyd und Gährungsbutylalkohol in die Ausschüttelung übergehen, während
                              									Aethylalkohol, Essigsäure, tertiärer Butylalkohol und normaler Propylalkohol obenauf
                              									schwämmen. (Zeitschrift für analytische Chemie Bd. 28
                              									S. 670.)
                           Ein Preisausschreiben behufs Ermittelung einer Methode zur Untersuchung der Preſshefe in Bezug auf
                              									Beimischung von Bierhefe hat der Verein der Kornbrennereibesitzer und der
                              									Preſshefefabrikanten Deutschlands erlassen. Der Preis für die prämiirte Arbeit
                              									beträgt 500 M. Arbeiten sind, mit einem Motto versehen, bis zum 2. Januar 1891 an den Vorsitzenden des
                              									Vereins, B. v. Gillhauſsen in Bonn, einzusenden.
                              									Näheres darüber siehe Zeitschrift für Spiritusindustrie
                              									Bd. 13 S. 69.
                           
                        
                           VIII. Allgemeines und
                                 										Theoretisches.
                           Einen neuen Zucker mit aromatischem Kern, welcher im
                              									Handel unter dem Namen Pinit vorkommt und aus dem Harze von Pinus Lambertiana
                              									stammt, hat Maquenne untersucht und β-Pinit genannt. Wahrscheinlich ist derselbe identisch
                              									mit dem Sennit. Durch Zersetzung mit Jodwasserstoffsäure entsteht daraus ein dem
                              									Inosit isomerer Körper, der β-Inosit. (Comptes rendus 109 812.) Ch.
                                 										Combes hält den β-Pinit für identisch mit dem
                              									von Girard aus dem Kautschuck gewonnenen Matezit, die
                              									daraus durch Jodwasserstoff entstehende Matezodambose ist nach seiner Ansicht
                              									identisch mit dem β-Inosit Maquenne's. (Ebendaselbst 110 46.)
                           Zwei neue Zuckerarten hat C.
                                 										Tauret aus Quebracho dargestellt. Der aus der Quebrachorinde – Aspidosperma
                              									Quebracho – gewonnene Zucker, welchen Verfasser Quebrachit nennt, hat die Formel
                              										C7H14O6, mit Jodwasserstoff gibt er einen linksdrehenden
                              									Inosit, C6H12O6. (Comptes rendus 109
                              									908.) Nach einer Mittheilung im Sitzungsbericht der Société
                                 										Chimique de Paris vom 24. Januar 1890 haben Tauret und Maquenne durch Mischen der
                              									Lösungen der von ihnen erhaltenen rechts- und linksdrehenden Inosite einen inactiven Inosit dargestellt, dessen Eigenschaften von
                              									denen seiner Componenten, aus welchen er entstand, völlig verschieden sind. Endlich
                              									berichtet Maquenne in einer weiteren Arbeit (in Comptes rendus 110 603) über neue Beziehungen zwischen den Zuckerarten und den Furfurolverbindungen,
                              									sowie über die Zusammensetzung des Methylfurfurols und des
                                 										Isodulcits.
                           Ueber Mannose. C. Fischer und J. Hirschberger bringen in
                              									einer Arbeit in den Berichten der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft 1890 3218 weitere Beweise für die von ihnen behauptete
                              									Identität der Mannose mit der Seminose (vgl. 1890 275 133). Es gelang den Verfassern
                              									auch durch Gährung der aus Steinnuſs dargestellten Mannose mit Bierhefe
                              									Aethylalkohol zu gewinnen. Auch direkt aus den Steinnuſsabfällen, ohne vorherige
                              									Darstellung des Zuckers, kann man Alkohol gewinnen, indem man die aus den
                              									Steinnuſsschalen mit 6procentiger Salzsäure dargestellte Zuckerlösung mit Kalk
                              									neutralisirt und mit Bierhefe vergährt. Da die Steinnuſsabfälle bis 33 Procent
                              									Zucker liefern und 100k davon nur 1,6 bis 2 M.
                              									kosten, dürften dieselben vielleicht mit Vortheil als Rohmaterial zu verwenden sein.
                              									In einer anderen Abhandlung, ebendaselbst 1890 23 370,
                              									bringt Fischer wichtige Beiträge zur Synthese der Mannose und Lävulose.
                           Sorbit haben C. Vincent und
                                 										Delachanal als Bestandtheil aller Früchte der Rosaceen gefunden. Besonders
                              									reich daran sind Birnen, Kirschen und Pflaumen, von denen 1k etwa 8g Sorbit
                              									liefert. Die Verfasser berichten noch über eingehendere von ihnen ausgeführte
                              									Untersuchungen des Sorbits. (Comptes rendus 109
                              									676.)
                           Ueber das Vorkommen und den Ursprung der Raffinose in
                                 										Melassen und Zuckerproducten liegen Untersuchungen von v. Lippmann, A. Herzfeld, Cech, Beythien, Parcus und
                              										B. Tollens vor, über welche in Biedermannes Centralblatt für Agriculturchemie Bd. 18
                              									S. 856 berichtet wird. Es stehen sich über den Ursprung der Raffinose zwei Ansichten
                              									gegenüber. Nach der einen, welche besonders v. Lippmann
                              									vertritt, ist die Raffinose bereits in dem Rabensaft enthalten, nach der anderen
                              									bildet sich dieselbe aus dem Rohrzucker durch Einwirkung des Kalks und Strontians.
                              									Die neuesten Versuche von Beythien, Parcus und Tollens haben die letztere Annahme als unhaltbar
                              									erwiesen und die von v. Lippmann vertretene Ansicht,
                              									daſs die Raffinose schon in der Rübe vorhanden ist, bestätigt.
                           Die Gährungsproducte der Raffinose untersuchte J. Jesser. (Oesterreichisch-Ungarische Zeitschrift für Zuckerindustrie 1889 6.) Der
                              									Verfasser glaubt durch seine Versuche bestätigt zu haben, daſs sich bei der Gährung
                              									raffinosehaltiger Producte schwer vergährbare Melibiose bildet, und vermuthet daher,
                              									daſs die Ursache eines guten Theiles der sogen. schwer-vergährbaren Melassen im
                              									Raffinosegehalt derselben zu suchen ist. Die Chemikerzeitung Bd. 14 S. 74 hält diese Annahme für nicht zutreffend,
                              									einmal, weil die groſse Praxis keinerlei Beweise für die Schwergährigkeit der
                              									raffinosereichen Melassen der deutschen Strontian-Entzuckerungsfabriken geliefert
                              									hat, andererseits, weil die Versuche von Tollens
                              									gezeigt haben, daſs Raffinose von kräftiger Hefe leicht und vollständig vergohren
                              									wird. (Vgl. auch die Untersuchungen von Loiseau 1890
                              										275 428.)
                           Ueber eine reine Gährung des Mannits und Glycerins
                              									berichten F. P. Frankland und J. J. Fox in Proceedings of the Royal Society London 1889 345. Die
                              									Verfasser isolirten aus Schafmist einen Mikroorganismus, Bacillus ethaceticus,
                              									welcher in einigen Kohlehydraten und mehrwerthigen Alkoholen kräftige Gährung
                              									hervorzurufen vermag und insbesondere in Mannit- und Glycerinlösungen
                              									verhältniſsmäſsig reichliche Mengen von Aethylalkohol und Essigsäure producirt. Der
                              									Bacillus vergährt Mannit und Glycerin unter Erzeugung derselben Stoffe:
                              									Aethylalkohol und Essigsäure, nebst Spuren von Ameisen- und Bernsteinsäure, die
                              									beiden ersteren in constant bleibendem Molekularverhältniſs. Die Zersetzung bleibt
                              									unvollkommen, diejenige des Glycerins in höherem Grade als die des Mannits. Beide
                              									Stoffe sind unter den Gährungsproducten noch in namhaften Mengen vorhanden. Der
                              									Mikroorganismus vergährt ferner kräftig Traubenzucker, langsamer Rohrzucker,
                              									Milchzucker, Stärke und Calciumglycerat. Ob der Bacillus ethaceticus mit dem Fitz'schen paarweise gelagerten Bacillus identisch ist,
                              									welcher Glycerin unter Bildung von Aethylalkohol und geringen Mengen von Ameisen-
                              									und Bernsteinsäure vergährt, muſs dahingestellt bleiben.
                           
                           Ueber die Fällbarkeit colloidaler Kohlehydrate durch
                                 										Salze veröffentlicht J. Pohl Untersuchungen in
                              									der Zeitschrift für physiologische Chemie Bd. 14 151.
                              									Danach kann man in Lösung befindliche colloidale Kohlehydrate, z.B. lösliche Stärke
                              									oder Dextrin, durch Sättigen mit verschiedenen Salzen, wie Natrium-, Magnesium-,
                              									Ammoniumsulfat oder Ammoniumphosphat als flockige Niederschläge fällen, welche durch
                              									Diffusion salzfrei gemacht werden können.
                           Ueber die Einwirkung von Diastase auf unverkleisterte
                                 										Stärke berichtet die Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie Bd. 13 S. 18 nach einer Abhandlung von Lintner im Brauer- und
                                 										Mälzerkalender. Lintner lieſs auf unveränderte lufttrockene Stärke einen
                              									aus Darrmalz bereiteten Malzauszug 4 Stunden bei 50, 55, 60 und 65° einwirken,
                              									alsdann wurde auf ein bestimmtes Volumen aufgefüllt, zur Entfernung der ungelöst
                              									gebliebenen Stärke filtrirt, ein Theil des Filtrats invertirt, darin Dextrose
                              									bestimmt und auf Stärke umgerechnet. Von 100 Theilen Stärketrockensubstanz waren
                              									umgewandelt:
                           
                              
                                 von:
                                 bei 50°
                                 55°
                                 60°
                                 65°
                                 Verkleisterungs-temperatur
                                 
                              
                                 Kartoffelstärke
                                   0,13
                                   5,03
                                 52,68
                                 90,34
                                 65°
                                 
                              
                                 Reisstärke
                                   6,58
                                   9,68
                                 19,68
                                 31,14
                                 80°
                                 
                              
                                 Gerstenstärke
                                 12,13
                                 53,30
                                 92,81
                                 96,24
                                 80°
                                 
                              
                                 Grünmalzstärke
                                 29,70
                                 58,56
                                 92,13
                                 96,26
                                 85°
                                 
                              
                                 Darrmalzstärke
                                 13,07
                                 56,02
                                 91,70
                                 93,62
                                 80°
                                 
                              
                                 Weizenstärke
                                 –
                                 62,23
                                 91,08
                                 94,58
                                 80°
                                 
                              
                           Wie aus diesen Zahlen ersichtlich ist, wird die Kartoffelstärke in der That erst bei
                              									Erreichung der Verkleisterungstemperatur in erheblichem Maſse umgewandelt. Dasselbe
                              									gilt offenbar auch von der Reisstärke, welche wohl am besten gleich durch Kochen für
                              									die Umwandlung durch Diastase vorbereitet wird, da ihre Verkleisterungstemperatur
                              									sehr hoch liegt.
                           Maisstärke wird sich voraussichtlich der Reisstärke ähnlich verhalten. Gersten-,
                              									Darrmalz-, Grünmalz- und Weizenstärke zeigen bei niedrigen Temperaturen schon eine
                              									bedeutend höhere Aufschlieſsung als die Kartoffelstärke, bei 65° ist die
                              									Aufschlieſsung fast vollständig, doch sind für eine völlige Aufschlieſsung
                              									jedenfalls noch die Temperaturen von 65 bis 70° und darüber von Bedeutung. Auf die
                              									um 2,6 Proc. geringere Aufschlieſsung der Darrmalzstärke gegenüber der Grünmalz- und
                              									Gerstenstärke will der Verfasser kein Gewicht legen und besonders da die Versuche
                              									nur mit einer Sorte Malzstärke angestellt sind, nicht den Schluſs ziehen, daſs die
                              									Darrmalzstärke weniger leicht aufschlieſsbar ist, obgleich andererseits die
                              									Möglichkeit, daſs durch das Darren die Stärke ungünstig beeinfluſst wird, nicht
                              									ausgeschlossen ist, da in extremen Fällen, bei Glasmalzbildung, ein derartiger
                              									ungünstiger Einfluss thatsächlich vorhanden ist. Die vielfach verbreitete Annahme,
                              									daſs die durch die Keimung corrodirte Stärke des Malzes leichter aufgeschlossen wird
                              									als die der Gerste, wird durch diese Versuche nicht bestätigt, denn nur bei den niedrigen Temperaturen
                              									von 50 und 55° zeigte die Malzstärke, und zwar auch nur die des Grünmalzes, eine
                              									bessere Aufschlieſsung. Dagegen ist es selbstverständlich und steht in keinem
                              									Widerspruch zu diesen Versuchen, daſs die Malzbereitung indirekt durch Lockerung des
                              									Zellgewebes, wodurch die Stärke bei der nachherigen Zerkleinerung leichter
                              									bloſsgelegt wird, günstig auf die Aufschlieſsung der Stärke bei der Verarbeitung des
                              									Malzes einwirkt.
                           Studien über Diastase veröffentlicht H. Petzholdt in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie Bd. 13 S. 89. Bekanntlich rührt vom Verfasser die
                              									Beobachtung her, daſs die Schädigung, welche die Diastase beim Erhitzen erleidet,
                              									durch die Gegenwart von Zucker um so mehr vermindert wird, je mehr Zucker vorhanden
                              									ist (vgl. 1887 266 427). Diese Beobachtung machte der
                              									Verfasser, als er die Malzlösung vor dem Erhitzen auf 61,25° mit invertrirter
                              									Maische versetzte, in welchem Falle dann eine wesentliche geringere Schädigung durch
                              									das Erhitzen eintrat. Es war nun die Frage, welcher Bestandtheil der Maische diesen
                              									Schutz gewährte. Zu diesem Zweck wiederholte der Verfasser den Versuch, indem er
                              									statt der Maische Maltose und Rohrzucker hinzusetzte; es zeigte sich nun, daſs die
                              									Maltose schon in geringer Menge denselben Schutz bewirkt, dagegen der Rohrzucker
                              									eine solche schützende Wirkung der Diastase gegenüber nicht besitzt. Dextrin wurde
                              									in dieser Richtung nicht geprüft. Versuche zur Ermittelung der Temperaturen, bei
                              									welchen die Diastase geschädigt wird, ergaben, daſs unter den vorliegenden
                              									Versuchsbedingungen ein vorheriges Erhitzen des Malzauszuges bis auf 58,75° bei der
                              									nachherigen Verwendung desselben zur Zuckerbildung nicht von wesentlichem Schaden
                              									war, soweit es sich um die Alkoholbildung handelt, dagegen trat bei 61,25° bereits
                              									eine erhebliche Schädigung ein.
                           Eine weitere Versuchsreihe wurde zur Entscheidung der Frage ausgeführt, ob eine
                              									gröſsere Zuckermenge gebildet wird, wenn man das ganze Malzquantum nach dem
                              									Ausblasen zu der gedämpften Masse hinzufügt, oder wenn man einen Theil des Malzes
                              									vorher in den Vormaischbottich bringt. Es zeigte sich bei allen Versuchen, daſs im
                              									ersten Falle, also wenn das Malz auf einmal zugesetzt wurde, stets eine, wenn auch
                              									nur geringe Menge Zucker und dementsprechend auch Alkohol mehr gebildet wurde.
                           Endlich suchte der Verfasser zu ermitteln, ob sich ein Unterschied in der
                              									Zuckerbildung constatiren läſst, wenn man in der Weise arbeitet, daſs man entweder
                              									den ganzen Stärkekleister oder erst einen Theil und später den Rest der
                              									verkleisterten Stärke zu dem Malzauszug gibt. Dieser Versuch stellte also eine
                              									Nachahmung im ersten Falle des Hollefreund'schen, im
                              									zweiten Falle des Henze'schen Verfahrens dar. Das
                              									Resultat war, daſs, als der Malzauszug zur gesammten Stärke gegeben wurde, ein wenig
                              									mehr Zucker gebildet wurde, jedoch war der Unterschied im Zuckergehalt sowohl als auch
                              									in der Menge des gebildeten Alkohols nur ein sehr geringer und kaum von
                              									Bedeutung.
                           Die Diastase hält H. P.
                                 										Wijsman auf Grund von ihm ausgeführter Versuche für ein Gemenge von zwei
                              									Enzymen, welche er Maltase und Dextrinase nennt. Die Umwandlung der Stärke vollzieht
                              									sich nach Ansicht des Verfassers in der Weise, daſs durch die Maltase
                              									Erythrogranulose und Maltose gebildet wird, die Erythrogranulose wird dann durch die
                              									Dextrinase in Leukodextrin übergeführt, andererseits erzeugt die Dextrinase aus der
                              									Stärke Maltodextrin, welches durch die Maltase in Maltose übergeführt wird. (Nach
                              									einem Bericht der Chemikerzeitung Bd. 14 S. 68.)
                           Beiträge zur Kenntniſs der invertirenden Fermente bringt
                              									eine umfangreiche Arbeit, welche O. Kellner, Y. Mori und M.
                                 										Nagaoka in der Zeitschrift für physiologische
                                 										Chemie Bd. 14 297 veröffentlichen. Die Verfasser untersuchten eine in Japan
                              									und China zur Bereitung von gegohrenen Nahrungs- und Genuſsmitteln vielfach
                              									angewendete stärkeumbildende Substanz, das Koji,
                              									welches aus gedämpftem Reis oder Gerste durch Aussaat der Sporen eines Pilzes –
                              									Eurotium Oryzae Ahlbg. – gewonnen wird. Schon die
                              									Untersuchung eines frisch mit Sporen besäeten Materials und andererseits des nach
                              									der Bildung des Mycels fertigen Koji, welche in dem Koji eine beträchtliche Zunahme
                              									an Glykose und Maltose ergab, deutete darauf hin, daſs das durch den Pilz erzeugte
                              									Ferment eine starke Einwirkung auf Stärkemehl besitzen muſste. Die Verfasser prüften
                              									nun die Wirkung des Fermentes auf verschiedene Kohlehydrate, indem sie ein aus
                              									frischem Koji bereitetes Extract 2 bis 3 Stunden bei 40 bis 50° auf die Lösungen
                              									verschiedener Kohlehydrate einwirken lieſsen. Diese Versuche hatten folgendes
                              									Ergebniſs: von Rohrzucker werden durch Kojiauszug etwa 70 Proc. invertirt, auf
                              									Milchzucker wirkt das Ferment nicht ein, Maltose wird über 70 Proc. in Dextrose
                              									übergeführt, Inulin wird wahrscheinlich nicht verändert, aus verkleisterter Stärke
                              									wurde ein Gemenge von Maltose und Dextrose erhalten. Das Koji enthält also ein
                              									kräftig wirkendes Ferment, welches aber von der Malzdiastase sowohl wie von dem
                              									Invertin vollständig verschieden ist. Schlecht gelüftetes Koji wird durch Anhäufung
                              									von Milchsäure unwirksam. Diese Beobachtung veranlaſste die Verfasser, den Einfluſs
                              									der Milchsäure auf das Kojiferment, welches sie Invertase nennen, zu prüfen. Diese Versuche ergaben, daſs 0,05 Proc.
                              									Milchsäure einen günstigen Einfluſs ausübt (ebenso wie nach Kjeldahl's Beobachtung auf die Diastase), 0,1 Proc. Milchsäure und darüber
                              									schwächt dagegen die Wirkung des Ferments allmählich ab, 0,6 bis 0,7 Proc. heben die
                              									Inversion des Rohrzuckers durch die Invertase ganz auf, groſse Mengen Milchsäure,
                              									wie 2 Proc., tödten das Ferment, so daſs es auch nach der Neutralisation unwirksam
                              									bleibt. Endlich prüften die Verfasser noch den Einfluſs des Kochsalzes auf die
                              									Wirkung der Invertase zur Umwandlung der gelösten Stärke und fanden dabei, daſs die
                              									Invertase zwar sehr empfindlich ist gegen Beimischungen von Kochsalz zu ihren
                              									Lösungen, daſs aber die saccharificirende Wirkung selbst durch Gegenwart von 15 bis
                              									20 Proc. Kochsalz nicht gänzlich aufgehoben wird.
                           Um auch in Bezug auf das Invertin, dessen invertirende
                              									Eigenschaften noch nicht genügend erforscht waren, die Verschiedenheit des
                              									Kojifermentes sicher festzustellen, unterzogen die Verfasser in einer anderen
                              									Versuchsreihe das Invertin einer eingehenden Prüfung. Zu diesem Zweck wurde aus
                              										300g frischer reiner Unterhefe 0l,5 wässeriges Extract gewonnen und davon 1
                              									Volumen auf 2 Volumina der Kohlehydratlösungen 3 Stunden bei 40 bis 50° einwirken
                              									gelassen. Es zeigte sich in Uebereinstimmung mit Hoppe-Seyler und Barth (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft Bd. 4 S. 810 und Bd. 11 S. 474), daſs Rohrzucker
                              									durch Invertin vollständig invertirt wird. Dagegen erwies sich das Invertin auf
                              									Milchzucker als wirkungslos, Maltose und Inulin wurden ebenfalls nicht verändert.
                              									Zur Einwirkung auf Stärke wurde das Invertin durch Ausfällung mit Alkohol von
                              									reducirenden Stoffen befreit, ebenso die Stärke. Die wässerige Lösung des
                              									gereinigten Invertins war auf Stärkekleister nach mehrstündigem Erwärmen auf 45°
                              									ohne jede Einwirkung.
                           Die beiden der Untersuchung unterworfenen Fermente stimmen also hinsichtlich ihrer
                              									Wirkung auf Rohrzucker überein. Milchzucker, Inulin, Maltose und Stärke bleiben
                              									unter dem Einflusse des Invertins unverändert, während die beiden letzteren
                              									Kohlehydrate von dem Ferment des Koji hydratisirt werden. Unter den bis jetzt
                              									bekannten invertirenden Fermenten scheint also das Koji die kräftigste Wirkung zu
                              									äuſsern. Die Verfasser lassen es einstweilen dahingestellt, ob die Invertase ein
                              									einheitlicher Körper ist oder etwa aus mehreren Fermenten besteht, auch wollen sie
                              									nicht behaupten, daſs die Invertase nur von Eurotium Oryzae Ahlbg. erzeugt wird, sondern neigen zu der Ansicht, daſs auch andere Pilze
                              									derselben oder verwandter Ordnungen jenes Ferment zu bilden vermögen.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)