| Titel: | Neuere Fräsemaschinen. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 159 | 
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                        Neuere Fräsemaschinen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 9.
                        Neuere Fräsemaschinen.
                        
                     
                        
                           Nach Lage und Stellbarkeit der Fräsespindel gegen das Tischwerk können diese
                              									Maschinen geordnet werden, in:
                           1) Fräsemaschinen mit senkrecht stehender Spindel,
                              									welche entweder festgelagert ist oder vermöge eines Lagerschlittens senkrechte
                              									Verstellung erhält.
                           Im ersten Falle muſs das Tischwerk Höhenverstellung besitzen, im zweiten Falle
                              									gleitet das Tischwerk auf feststehender wagerechter Bahn. Die Maschinen mit
                              									festgelagerter Fräsespindel gleichen im äuſseren Ansehen den freistehenden Bohrmaschinen,
                              									diejenigen der zweiten Gattung der Ausbildung des Tischwerkes und der gröſseren
                              									Ausladung des Gestelles wegen hingegen den bekannten Stoſsmaschinen in der
                              									Hauptform.
                           2) Fräsemaschinen deren Spindel beliebige Schrägstellungen von der senkrechten bis
                              									wagerechten Lage und zwar parallel oder winkelrecht zur Richtung des
                              									Haupttischschlittens erhalten kann. Das Tischwerk ist alsdann für Höheneinstellung,
                              									Dreh Verstellung und für Kreuzverschiebung eingerichtet.
                           3) Fräsemaschinen mit wagerecht gelagerter Arbeitsspindel, sowie Tischwerk mit
                              									Höhenverstellung und Kreuzverschiebung mit oder ohne Verdrehung der Tischplatte in
                              									wagerechter Ebene.
                           Bei diesen sämmtlichen Tischwerken ist gewöhnlich den Kreuzschlittentheilen
                              									selbsthätig wirkende Verstellbewegung und selbstauslösende Hubbegrenzung gegeben,
                              									während die selbsthätige Verdrehung des Tischwerkes nur bei den gröſseren
                              									Fräsemaschinen angewendet ist.
                           Um einen ruhigen Gang der wagerechtlaufenden, stark ausladenden Fräsespindel zu
                              									sichern, sind diese Maschinen gewöhnlich mit Gegenspitzenhalter ausgerüstet.
                           4) Doppelte Fräsemaschinen finden nur beschränkte Verwendung als Nuthenfräsen. Sie
                              									sind entweder mit beweglichen Spindellagern oder mit beweglicher Werkstücksauflage
                              									bei festgelagerten Spindeln ausgeführt. Die Spindeln liegen nicht parallel, sondern
                              									in einer wagerechten Achsenlage mit gegensätzlich zugekehrten Fräsewerkzeugen.
                           5) Hingegen finden Tischfräsemaschinen mit stehender
                              									oder liegender Fräsespindel, stellbarem Fräsewerk und nach Art groſser
                              									Tischhobelmaschinen durchgeführter Werkstücksauflage immer mehr Eingang und
                              									Verbreitung, schon aus dem Grunde, weil mit solchen Maschinen bequem verschiedene
                              									Arbeitsverrichtungen wie Fräsen, Hobeln, Bohren abwechselnd durchgeführt werden
                              									können. Auch werden solche Tischmaschinen zum Fräsen von Zahnstangen
                              									ausgebildet.
                           6) Eigentliche Räderfräsemaschinen, ausschlieſslich zur
                              									Herstellung von Stirn-, Winkel- und Schneckenrädern bestimmt, sind mit stehenden und
                              									liegenden Aufspannbolzen und mit liegender oder stehender Fräsespindel durchgeführt.
                              									Den verschiedenen Radgröſsen entsprechend muſs eine gegensätzliche Verstellung
                              									dieser Haupttheile, sowie eine Schrägstellung der Fräserachse zur Radebene möglich
                              									sein, um schräggezähnte Räder oder Schneckenräder ausfräsen zu können.
                           In neuerer Zeit ist der Selbstbetrieb dieser Räderfräsemaschinen so weit
                              									durchgeführt, daſs selbst die Drehverstellung des Werkstückrades, welche der
                              									Zähnezahl entspricht, selbsthätig vor sich geht.
                           Endlich sind noch:
                           7) Die Fräserfräsemaschinen als Sondermaschinen zur
                              									Herstellung der Fräsewerkzeuge zu erwähnen. Beinahe alle angeführten Fräsemaschinen
                              									können durch entsprechende Ausschaltungen der Bewegungstheile des Tischwerkes bezieh. durch
                              									Verdoppelung der Tischplatten u.s.w. für das Fräsen nach freien Formen (Schablonen)
                              									eingerichtet werden, namentlich wird dieses durch eine Universalbeweglichkeit der
                              									Arbeitsspindel bei den letzterwähnten Fräserfräsemaschinen hauptsächlich
                              									beabsichtigt und angestrebt.
                           Manches Bemerkenswerthe boten Fräsemaschinen, welche 1889 in Paris ausgestellt
                              									waren.
                           
                        
                           
                              Demoor's stehende
                                 									Fräsemaschine.
                              
                           Bei dieser Maschine (Fig. 1) ist nach Revue industrielle 1889 Nr. 26 * S. 253 die Ausbildung
                              									des Tischwerkes und der Selbstbetrieb desselben bemerkenswerth, welcher vermöge
                              									Stufenscheiben und Wendegetriebwerk, durch Vermittelung von Wellenabzweigungen und
                              									ausrückbarer Räderwerke auf die Bewegungsspindeln der Tischschlitten bezieh. auf die
                              									Triebschnecke des oberen Drehtisches von der Hauptantriebswelle der Maschine
                              									abgeleitet und auf die drei Tischtheile übertragen wird. Die Höheneinstellung des
                              									Tischwinkels erfolgt nur durch Handbetrieb (Hersteller J. M.
                                 										Demoor in Brüssel, Belgien).
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 277, S. 160
                              
                           
                        
                           
                              Bariquand's stehende
                                 										Fräsemaschine.
                              
                           Nach Industries 1889 Bd. 7 S. 220 sind über 2000 Stück
                              									solcher Fräsemaschinen (Fig. 2) für die französischen
                              									Waffenfabriken geliefert werden. Die festgelagerte Fräsespindel wird durch einen
                              									über Leitrollen geführten Riemen betrieben, von welcher rücklaufend ein Riemen für
                              									den Betrieb der Tischsteuerung abgeleitet ist. Die Theile für den Selbstgang der
                              									oberen Tischplatten bestehen aus Stufenscheiben, Winkelwellenabzweigungen und
                              									Bewegungsspindeln mit Rädereinschaltungen. (Erzeuger sind Bariquand et Fils in Paris.)
                           
                        
                           
                           
                              Smith und Coventry's
                                 										Fräsemaschine.
                              
                           Die senkrechte Fräsespindel (Fig. 3) erhält
                              									Einstellung in der Höhenlage, indem der untere Lagerschlitten vermöge eines
                              									Schnecken- und Zahnstangentriebwerkes mit Hand verstellt wird. Im oberen festen
                              									Spindellager läuft die Hülse des Winkeltriebrades zwischen Bunden gehalten, während
                              									durch dieselbe sich die Fräsespindel durchschieben kann.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 277, S. 161
                              
                           Der Hauptschlitten ist frei auf der Wange des Gestellfuſses verschiebbar und wird nur
                              									durch ein kleines Zahnstangentriebwerk mittels Hand vorgestellt, während ein am
                              									Gestellhintertheil angeordnetes Gegengewicht denselben beständig gegen den Fräser
                              									drückt. Auf dem Hauptschlitten verschiebt sich winkelrecht zur Wange ein
                              									Querschlitten und der darauf befindliche Drehtisch.
                           Wenn nun ein darauf befindlicher fester Rollenstift einen Anschlag an einer
                              									feststehenden Formschiene findet, so wird bei der Querbewegung des Querschlittens
                              									bezieh. bei der Drehung des Aufspanntisches durch die Wirkung des Druckgewichtes
                              									eine der Formschiene entsprechende Verschiebung des aufgespannten Werkstückes gegen
                              									den in fester Lage kreisenden Fräser eingeleitet. Bedingung einer richtigen
                              									Arbeitswirkung ist, daſs Werkstück und Leitstift, sowie Fräse- und Formschiene stets
                              									auf derselben Seite sich befinden, damit das Werkstück stets aus dem Eingriff mit
                              									der Fräse treten kann, sobald stärkere, unvorhergesehene Widerstände entstehen. Die
                              									Formschiene oder Schablone wird in die Gabel eines festzustellenden Armes angebracht
                              									und so eingestellt, daſs die Formkante mit der Arbeitskante der Fräse in genauer
                              									Uebereinstimmung liegt, wodurch Uebersetzungen vermieden und die Drehbewegung des
                              									Rundtisches für das Formfräsen benützt werden kann. Die Verstellung des
                              									Querschlittens, sowie die Drehung des Rundtisches erfolgt selbsthätig durch
                              									Vermittelung der Seller'schen Reibungsscheiben, mit
                              									welchen die Uebersetzung bezieh. die Schaltungsgröſse durch einfache Verrückung des
                              									Drehzapfens der mittleren Doppelzwängscheiben abgeändert werden kann. Auſserdem ist diesem Triebwerk
                              									noch ein aus vier Stirnrädern zusammengesetztes Wendegetriebe vorgelegt. (Iron 1888 vom 19. Oktober * S. 345.)
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 277, S. 162
                              
                           
                        
                           
                              Fetu-Defize's
                                 									Fräsemaschine.
                              
                           Nach Industries, 1889 Bd. 7 * S. 53 zeigt diese in (Fig. 4) dargestellte stehende Fräsemaschine, welche
                              									von A. Fetu-Defize in Lüttich (Belgien) gebaut wird,
                              									und in Paris ausgestellt war, eine eigenthümliche Anordnung des Spindelantriebes,
                              									welcher unmittelbar mittels über Leitrollen geführten Riemens bewerkstelligt wird
                              									und trotzdem eine Spindelverstellung in der Senkrechten ermöglicht, indem die
                              									Spindel durch die Nabe der Riemenscheibe geschoben werden kann.
                           Dies ist in der Weise ausgeführt, daſs die Fräsespindel in den Lagern des Schlittens
                              									gehalten wird, während sich dieser vermöge einer Aussparung in seiner Führungsplatte
                              									über das am Gestell festgeschraubte Lager für die Riemenscheibe schieben läſst. Von
                              									dieser Riemenscheibe zweigt mittels Winkelräder die Steuerwelle ab, welche zwei
                              									Reibungsscheiben bethätigt, zwischen welchen die Reibungsrolle der stehenden
                              									Steuerwelle angeordnet ist. Durch Achsenverschiebung der Reibungsscheiben kann der
                              									Reibungsdruck, und, der Höhenverstellung der Reibungsrolle entsprechend, die
                              									Uebersetzung abgeändert werden. Die Schaltung kann sowohl auf Haupt- und Querschlitten wie auf den
                              									Rundtisch übermittelt werden, während der Formschienenträger an die Vorderseite der
                              									Maschine angebracht ist.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 277, S. 163
                              
                           
                        
                           E. Prétot's Fräsemaschine mit
                              									stellbarer Fräsespindel (Fig. 5).
                           Bei dieser Universalfräsemaschine stehender Anordnung kann das Spindellager in einer
                              									senkrechten und zur Tischrichtung winkelrechten Ebene in Schräglagen eingestellt
                              									werden, so daſs die Fräsespindel jede Stellung zwischen der wage- und senkrechten
                              									Richtung erhalten kann.
                           Nach Revue industrielle 1889 Nr. 31 * S. 301 ist der
                              									obere Theil des aufrechtstehenden Gestelles zu einem kreisbogenförmigen
                              									Führungsstück ausgebildet, um dessen Mittelbolzen als Mittelpunkt des
                              									Kreisbogenschlitzes sich das Fräsespindellager verdrehen kann. Bei gröſseren
                              									Ausführungen wird zur Drehverstellung eine schwingende Schraubenspindel benützt,
                              									während eine Gradtheilung am Bogenschlitz die gewünschte Winkelstellung der
                              									Spindelachse anzeigt. Zur endgültigen Feststellung dient eine gewöhnliche
                              									Klemmschraube, die durch den Bogenschlitz geht und im Spindellager sitzt.
                           Am oberen, über die Bogenführung hinausragenden Theil des Spindellagers sind flügelartig zwei Seitenarme
                              									angegossen, an deren freien Enden Leitrollen derart angeordnet sind, daſs ihre
                              									parallelen Mittelebenen gemeinschaftlich den Rollenkreis der auf der Fräsespindel
                              									frei auflaufenden Riemenscheibe berühren.
                           Der von der Antriebsscheibe abgeleitete Betriebsriemen der Maschine wird nach abwärts
                              									geführt, um die untere, als Spannrolle wirkende Leitrolle gelegt, nach der oberen
                              									Leitrolle geleitet, von wo er sich um die, auf der Fräsespindel laufende Scheibe
                              									legt, um über die anderseitigen Rollen im rücklaufenden Zuge sich zur
                              									Antriebsscheibe zu bewegen.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 277, S. 164
                              
                           Um die der jeweiligen Schräglage der Spindel entsprechende Riemenlänge zu regeln,
                              									sowie die erforderliche Spannung des Riemens zu erhalten, wird das untere
                              									Leitrollenpaar in einem stellbaren Schlitten angebracht, welcher, an der Rückseite
                              									des Gestelles gleitend, vermöge eines Zahnradgetriebes mit Handkurbel verschoben
                              									wird, welches vermöge eines Sperrrades sichergestellt werden kann.
                           Die Aenderung der Umlaufszahl der Fräsespindel wird durch eine gewöhnliche
                              									Stufenscheibe und ferner noch durch ein Rädervorgelege bewerkstelligt, welches am
                              									Fräsespindellager vorgesehen ist. Dasselbe besteht aus zwei anliegenden Räderpaaren,
                              									welche nach Art eines Drehbankvorgeleges wirken.
                           Das äuſsere mit der Riemenscheibe verbundene Rad, welches auf der Spindel frei aufläuft,
                              									treibt zwei ungleich groſse Räder, welche auf einem stellbaren Bolzen
                              									gemeinschaftlich sich drehen und dessen kleineres in das auf die Fräsespindel
                              									gekeilte Rad greift und treibt.
                           Soll das Rädervorgelege ausgerückt werden, so braucht man bloſs den die Räder
                              									tragenden Zapfen im Schlitz des Lagerlappens auszuschieben und die beiden Räder auf
                              									der Fräsespindel zu verkuppeln.
                           Hiernach hat der Antrieb der schrägstellbaren Fräsespindel eine einfache und
                              									sinnreiche Lösung, ohne Beeinträchtigung des Arbeitsfeldes, gefunden.
                           Die Stufenscheibe mit der vorerwähnten Antriebsscheibe und einer kleinen Scheibe für
                              									die Steuerung vereint, laufen auf einer feststehenden Achse, die noch in einem
                              									Seitenbock gestützt ist. Dieser lagert in seinem Fuſs ein kleines Vorgelege und in
                              									seinem oberen Seitenarm die Stufenscheibe mit der doppelt gelenkigen und
                              									verlängerungsfähigen Steuerwelle, welche das Tischwerk treibt.
                           Das Tischwerk, dessen Tischwinkel 600mm
                              									Senkrechtverstellung, dessen Schlitten 450mm
                              									Verschiebung und dessen Tischschlitten 1100mm
                              									Querverschiebung erhalten, sowie eine vollständige Umdrehung machen kann, ist mit
                              									allen Hilfseinrichtungen ausgerüstet, die zum Fräsen von Werkzeugen u.s.w.
                              									erforderlich sind.
                           Die Steuerung wird vermöge der im Schaubilde sichtbaren Räderwerke auf den
                              									Tischschlitten in der Weise übertragen, daſs mittels Schrauben- und Winkelräder,
                              									welche im Inneren des unteren Schlittens angeordnet sind, sowohl eine Drehung des
                              									Tisches oder bei beliebiger Schiefstellung desselben eine Verschiebung durch
                              									Kraftbetrieb selbsthätig ermöglicht wird.
                           Auch die Höheneinstellung des Tischwinkels wird mittels Kraftbetrieb durchgeführt,
                              									indem eine Tragspindel mit feinerem Gewinde sich in eine hohle Schraubenspindel mit
                              									gröberem Auſsengewinde einschraubt, welche im Fuſsböckchen ihre Mutter hat. Dadurch
                              									wird der senkrechte Tischhub auf zwei Spindeln vertheilt, deren Einzellänge nur
                              									etwas mehr als die Hälfte des Verstellungsweges zu sein braucht. Auſserdem sind am
                              									Tischwerk wie bei jeder vollkommenen Fräsemaschine Ausrückvorrichtungen vorgesehen,
                              									durch welche die Hubbegrenzungen der Tischwege selbsthätig durchgeführt werden.
                           An Stelle des gewöhnlichen Fräsespindellagers kann auch eine Vorrichtung (Fig. 6) an dem Gestelle angeordnet werden, mit welcher
                              									das Fräsen nach Formschienen (Schablonen) ermöglicht wird.
                           Diese besteht aus einem leichten Querbalken, an dessen linkem Kopfende der stellbare
                              									Schablonenträger angeschraubt wird, während am rechten Ende desselben sich
                              									universalbeweglich ein gekröpfter Hebel stützt, an welchem die Fräse und die
                              									Leitrolle lagert.
                           Dieser Hebel wird durch einen Griff erfaſst und mit der Hand über die feststehende
                              									Schablone geführt. Je nach den Abständen, Hebelstützpunkt bis Schablone, bezieh.
                              									Stützpunkt bis Fräse, muſs das Gröſsenverhältniſs der Schablone zum Formquerschnitt
                              									des Werkstückes geregelt werden.
                           Weniger glücklich scheint die fernere Verwendung dieser Maschine zu Stoſsarbeiten zu
                              									sein, indem statt des Fräselagers eine kleine Stoſsmaschine aufgeschraubt wird;
                              									wobei die kreisende Welle eine Kurbelscheibe und hiermit einen kleinen
                              									Stoſsschlitten treibt.
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 277, S. 166
                              
                           
                        
                           Bariquand's
                                 										Universalfräsemaschine mit wagerechter Anordnung der Spindel (Fig. 7).
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 277, S. 166
                              
                           Der hintere Theil des Maschinengestelles ist für die Aufnahme der Triebwerkstheile
                              									bestimmt und hierzu mit einem schweren weitausladenden Lagerarm versehen, während an
                              									der vorderen senkrechten Bahnfläche das Tisch werk sich verschiebt. An der oberen
                              									Kopffläche des Gestelles läſst sich der Arm für den Gegenspitzenhalter um eine
                              									wagerechte Achse verdrehen, während auf der unteren Prismabahn dieses Armes der
                              									Gegenspitzenhalter verstellbar ist.
                           Nach Industries 1889 Bd. 7 * S. 220 wird vermöge eines
                              									mit Stufenscheiben ausgerüsteten Deckenvorgeleges und des Stufenscheibenpaares an
                              									der Maschine, sowie durch das Rädervorgelege daselbst eine zwölffache Aenderung der
                              									minutlichen Umlaufszahl der Fräsespindel ermöglicht. Die Räder des Vorgeleges
                              									besitzen Schrägzähne, wodurch ein ununterbrochener stoſsfreier Eingriff und ein
                              									ruhiger Gang der Fräsespindel gesichert wird. Um jeden Druck in der Achsrichtung
                              									möglichst zu beseitigen, erhalten die Zahnkanten der Räder, welche auf gleicher
                              									Welle sitzen, gegensätzliche Neigung bezieh. Gangart.
                           Die Steuerung des Tischwerkes wird von der Spindelverlängerung mittels Riemen- und
                              									Stufenscheiben auf festgelagerte winkelrecht stehende Wellen zweige, also mit
                              									Vermeidung von gelenkigen Wellenverbindungen übertragen.
                           Das aus Tischwinkel, Schlitten, Drehtheil und Tischschlitten zusammengesetzte
                              									Tischwerk besitzt alle erforderlichen An- und Abstellvorrichtungen, sowie die zum
                              									Selbstgangbetrieb nothwendigen Triebwerke für den Arbeitsgang.
                           Bemerkenswerth ist hierbei noch eine besondere Einrichtung für den raschen Rücklauf
                              									des Tisches nach beendetem Arbeitsgange, wodurch an Zeit für Rückstellungen gewonnen
                              									und die Dauer der Stillstände vermindert wird. Die Verschiebung des unteren
                              									Schlittens beträgt 1219, jene des Tisches 1375 und die Höhenverstellung des
                              									Tischwinkels 457 mm.
                           
                        
                           Pedrick und Ayer's Fräsemaschine
                              										(Fig. 8).
                           Diese von Pedrick und Ayer in Philadelphia gebaute
                              									Fräsemaschine für allgemeine Arbeit zeigt nach Iron
                              									1889 21. Juni * S. 531 die beliebte und bewährte Grundform der üblichen
                              									Universalfräsemaschinen mit der bemerkenswerthen Abänderung, daſs die Steuerung des
                              									Tischwerkes mit Vermeidung der bekannten gelenkigen Seiten welle, welche bei starker
                              									einseitiger Verschiebung des langen Tischschlittens oft Unzuträglichkeiten im
                              									Antriebe bedingt, durchgeführt ist. Die Stufenscheibe für den Steuerungsbetrieb ist
                              									am Ende der hohlgebohrten Fräsespindel angebracht, ihre Gegenscheibe aber am
                              									Gestellfuſs und zwar in der Mittelebene der Maschine derart angeordnet, daſs durch
                              									Vermittelung eines im Gestellfuſse befindlichen Wendegetriebwerkes eine stehende
                              									Welle am Tischwinkel betrieben wird, von welcher eine wagerechte Welle abzweigt, von
                              									der sämmtliche Bewegungen der Tischtheile abgeleitet werden. Hierzu ist am vorderen
                              									Kopfende des Tischwinkels ein Gehäuse vorgesehen, in welchem sich die Aus- und
                              									Einrückschlösser befinden, die durch die links sichtbaren Griffknöpfe bethätigt werden. Hiernach
                              									kann sowohl der Tischwinkel gehoben und gesenkt, als auch der Grundschlitten
                              									verschoben werden.
                           Weil zwischen Grundschlitten und Tischschlitten das erforderliche Drehstück
                              									zwischengelegt ist, so kann die Uebertragung der Bewegung auf die Tischspindel nur
                              									durch ein in der Drehungsachse liegendes, aus Winkelrädern zusammengesetztes
                              									senkrechtes Zwischentriebwerk ermöglicht werden. Zu diesem Behufe ist die im
                              									Tischschlitten lagernde Spindel mit einer Längsnuth versehen, während die
                              									Spindelmutter am Drehstück festgemacht ist.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 277, S. 168
                              
                           Selbstverständlich können alle diese Tischbewegungen bei ausgerücktem Schloſswerk
                              									auch mit Hand behufs Anstellung des Werkstückes an die Fräse durchgeführt werden,
                              									sowie durch entsprechende Einstellung des Wendetriebwerkes jede einzelne
                              									Tischbewegung selbsthätig auch im rückläufigen Gange ausführbar ist.
                           Die aus gehämmertem Guſsstahl verfertigte Fräsespindel hat 76 Durchmesser bei 114
                              									Länge im Vorderlager, während der Spindeltheil im Hinterlager 50 Durchmesser und 102
                              									Länge besitzt. Die gröſste der vier Stufenscheiben hat 279 Durchmesser, während das
                              									Rädervorgelege eine achtfache Uebersetzung enthält.
                           Die 38mm groſse vordere kegelförmige Ausbohrung der
                              									Spindel hat eine Verjüngung von 1 : 24 d.h. ½ auf 12 Zoll englische Länge, während
                              									nach dem amerikanischen Normalkegel, dem sogen. Morse taper shank, die kegelförmige
                              									Verjüngung der Bohrerschäfte, der Fräsespindelverlängerungen u. dgl. ⅝ Zoll auf 12
                              									Zoll Länge beträgt.
                           Der Gegenspitzenhalter, ein Rundstab aus Guſsstahl von 95mm Durchmesser, kann nach Bedarf vorgeschoben und verdreht werden, um das
                              									Arbeitsfeld freizulegen.
                           Der Tischschlitten, 1219mm lang und 235mm breit, erhält 845mm Längs- und
                              										197mm Querverschiebung. Das Gewicht der
                              									vollständigen Maschine ist zu 1170k angegeben.
                           
                        
                           Beaman und Smith's
                                 										Doppelfräsemaschine (Fig. 9, sowie Fig. 3 und 4 auf Tafel 9).
                           Auf dem 2133 langen und 457mm breiten Hohlguſsbett
                              									ist ein feststehender, sowie ein stellbarer Spindelstock gegensätzlich angebracht,
                              									deren Bauart aus Fig. 9 ersichtlich ist. Nach American
                                 										Machinist 1889 Bd. 12 Nr. 34 * S. 1 haben die stählernen Spindeln (Fig. 3) in den
                              									Lagerstellen 124 zu 165mm Durchmesser bezieh.
                              									Länge im Vorderlager und 86 zu 127mm Durchmesser,
                              									sowie Länge im Hinterlager.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 277, S. 169
                              
                           Die Antriebsscheibe von 406mm Durchmesser ist für
                              									einen 140mm breiten Riemen bemessen, die
                              									Räderübersetzung beträgt 1 : 4, während für den Wechsel der Umlaufszahlen je zwei
                              									Stufenscheibenpaare am Deckenvorgelege vorgesehen sind. Um eine entsprechend groſse
                              									Geschwindigkeit des Steuerriemens zu erzielen ist zwischen Spindel und Stufenscheibe
                              									ein ins Rasche (3 : 1) übersetzendes Räderpaar eingeschaltet.
                           Der zwischen den beiden Spindelstöcken angeordnete Schlitten wird bloſs mit Hand
                              									angestellt, ebenso wie der rechtsliegende Spindelstock nach dem Werkstücke angerückt
                              									wird. Der Selbstbetrieb des Tischschlittens erfolgt durch eine Steuerwelle durch
                              									Vermittelung eines Schneckentriebwerkes (Fig. 4) und eines
                              									Stirnradpaares auf die dreigängige Schraubenspindel im Schlitten, deren Mutter an
                              									der Tischunterseite angeschraubt ist. Der Vorschub der 1016mm langen und 305mm breiten Tischplatte reicht bis 610mm.
                           Vermöge Anschlagknaggen wird eine selbsthätige Ausrückung der Steuerung dadurch
                              									herbeigeführt, daſs mittels eines Lagerhebels die Schnecke plötzlich auſser
                              									Eingriff mit dem Schneckenrade gebracht wird. Um die Rückstellung des Tisches zu
                              									beschleunigen, dient ein Winkelradpaar, das nur bei ausgerückter Schnecke in
                              									Eingriff tritt und welches alsdann mittels einer Handradwelle betrieben werden kann.
                              									Diese 2475k schwere Maschine wird von Beaman und Smith in Providence R. J. Amerika
                              									gebaut.
                           
                        
                           Hulse's Doppelfräse (Fig. 12).
                           Zum Keilnuthenfräsen in Wellen, zum Ausfräsen der Aussparung in den Schafttheilen der
                              									Kuppel und Kurbelstangen für Locomotiven u. dgl. Arbeiten ist nach Industries 1889 Bd. 7 * S. 269 die Doppelfräsemaschine
                              									von Hulse und Co. in Manchester bestimmt.
                           
                              
                              Fig. 12., Bd. 277, S. 170
                              
                           Das Werkstück wird zwischen den Fräsespindeln eingelegt und durch einen Reitstock und
                              									einen selbstrichtenden Schraubstock in der vorgeschriebenen Lage gehalten. Die
                              									selbständig betriebenen Spindeln laufen in gesonderten Lagertheilen, welche auf
                              									einem Querschlitten gleiten, gegensätzlich und mittelrichtig gegen einander
                              									verstellt werden können. Die, der Nuthlänge entsprechende Hubgröſse des Schlittens
                              									wird vermöge eines besonderen Antriebes bewerkstelligt, indem mittels eines
                              									vielstufigen Scheibenpaares ein Schneckenrad und damit Zahnräder und eine
                              									Kurbelscheibe bethätigt wird, an deren Schlitz der Schubstangenbolzen sitzt.
                           Hiernach kann die Hubgröſse des Querschlittens entsprechend abgeändert werden,
                              									während der achsiale Vorschub der Fräser, winkelrecht zur Schlitzlänge am
                              									jedesmaligen Hubende durch eine Kammscheibe bewerkstelligt, welche sich am ersten
                              									Stirnrade vorfindet. Damit wird eine längs des Bettes lagernde Steuerwelle in Schwingung
                              									versetzt, wodurch die den Spindelstöcken zugehörigen Schrauben mittels
                              									Schaltkegelwerke gesteuert werden. Anschlagknaggen, welche mittels Hebel auf
                              									zwischengelegte Zahnscheibenkuppelungen der Schraubenspindeln wirken, begrenzen
                              									durch Ausrückung der Schaltung selbsthätig die Tiefe der zu erzeugenden Nuthen. Nach
                              									altem Sprachgebrauch würde diese Maschine eigentlich als doppelte liegende
                              									Langlochbohrmaschine zu bezeichnen sein, was der ganzen Wirkungsweise nicht
                              									entsprechend ist. Wenn auch der Zweizahn ein recht unvollkommenes Fräse Werkzeug
                              									ist, so bleibt die Verwendung richtiger Fräsen bei derartigen Maschinen doch nicht
                              									ausgeschlossen.
                           
                              
                                 Pr.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
