| Titel: | Neuerungen an Dampfkesseln. | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 226 | 
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                        Neuerungen an Dampfkesseln.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 272 * S.
                           								401.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Dampfkesseln.
                        
                     
                        
                           1) Kesselmaterial und Anforderungen an
                                 										dasselbe.
                           Die in Folge der Einführung von Dreifachexpansionsmaschinen erheblich gesteigerten
                              									Dampfspannungen waren der Grund, daſs an das Kesselmaterial bezüglich Festigkeit und
                              									Sorgfalt in der Bearbeitung entsprechend stets höhere Anforderungen gestellt wurden.
                              									Die Abnehmer suchen durch vorherige Proben mit dem zum Bau der Kessel zu
                              									verwendenden Materialien sich sicher zu stellen.
                           Die Firma Carnegie, Phipp und Comp. in Pittsburg gibt,
                              									nach einer Notiz in Stahl und Eisen, 1890 Nr. 5 S. 468,
                              									folgende Zusammenstellung der Lieferungsvorschriften für Bleche seitens ihrer
                              									verschiedenen Auftraggeber:
                           United States Navy. – Mantelbleche: Festigkeit 40,78 bis
                              										47,1k/qmm,
                              									Dehnung 22 Proc. quer und 25 Proc. längs auf je 200mm Länge; Flanschen: Festigkeit 35,15 bis
                              										40,78k/qmm,
                              									Dehnung 26 Proc. auf 200mm Länge; chemische Zusammensetzung: Phosphor nicht über 0,035
                              									Proc., Schwefel nicht über 0,040 Proc; Kaltbiegeprobe:
                              									das Probestück muſs sich
                              									flach auf einander schlagen lassen; Härtungsprobe: das
                              									Fluſseisen wird bis Kirschroth erhitzt, in Wasser von 28° getaucht und um einen Dorn
                              									von der 1½ fachen Dicke der Platte gebogen.
                           British Admiralty. – Festigkeit 40,94 bis 47,24k/qmm. Dehnung 20
                              									Proc. auf 200mm Länge. Kaltbiege- und Härteprobe
                              									wie oben.
                           Bureau Veritas. – Mantelbleche: Festigkeit nicht unter
                              										42,51k/qmm,
                              									Dehnung 20 Proc. auf 200mm; der Probestreifen muſs
                              									nach Erhitzung bis auf Mattrothwärme und nachfolgender Abkühlung in Wasser von 28°
                              									C. eine Biegung so weit aushalten, bis die Oeffnung zwischen den Enden die 3fache
                              									Dicke der Platte erreicht hat.
                           United States Marine. – Festigkeit nicht unter 42,18k/qmm, Contraction
                              									50 Proc.
                           American Boilermakers Association. – Festigkeit 38,57
                              									bis 45,70k|qmm1
                              									Dehnung 20 Proc. auf 200mm Länge für Bleche von ⅜
                              									Zoll Dicke und darunter, 22 Proc. für Bleche von ⅜ bis ¾ Zoll, 25 Proc. für Bleche
                              									von ¾ Zoll und darüber; Kaltbiegeprobe: bei Blechen von
                              									½ Zoll Dicke und darunter muſs der Probestreifen sich flach auf einander schlagen
                              									lassen, ohne Risse zu zeigen; bei Platten über ½ Zoll Dicke muſs der Probestreifen
                              									einer Biegung von 180° über einen Dorn von der 1½ fachen Dicke der Platte
                              									unterworfen werden; chemische Zusammensetzung: Phosphor
                              									nicht über 0,040 Proc. Schwefel nicht über 0,030 Proc.
                           Die gelegentlichen Erfahrungen bezüglich der Haltbarkeit von Kesseln sind mitunter
                              									überraschend. So wurden nach der Zeitschrift des Verbandes
                                 										der Kesselüberwachungsvereine bei einem combinirten Kessel, aus einem
                              									unteren Zweiflammrohrkessel und einem oberen Feuerröhrenkessel bestehend, die beiden
                              									Flammrohre in Folge Wassermangels eingedrückt, ohne daſs eine Explosion erfolgte und
                              									ohne daſs jemand beschädigt wurde. Der Kessel war von Carl
                                 										Sulzberger und Comp. in Flöha aus Schweiſseisen von Schulz-Knaudt in Essen hergestellt. Gute Arbeit und gutes Material haben
                              									die Folgen der Nachlässigkeit in der Wartung verhütet.
                           Der Zweiflammrohrkessel hatte Vorfeuerung, und machte es die letztere unmöglich, das
                              									Eintreten des Erglühens und Eindrückens der Rohre von den Feuerthüren aus
                              									rechtzeitig zu sehen. Die Ursache des Wassermangels wurde im vollständigen
                              									Verschlammen der Wasserstände und ihrer Zuleitungen gefunden: es ist dies ein
                              									Umstand, welcher leicht bei Vorfeuerungen vorkommt, da durch die groſse Länge der
                              									heiſs liegenden Zuleitungsröhren zwischen Kessel und Wasserstandskörper der
                              									Niederschlag aus dem Wasser, ja sogar Kesselsteinbildung in diesen Röhren
                              									auſserordentlich begünstigt wird und in kurzer Zeit – zuweilen nach Tagen – schon
                              									eine Verstopfung derselben erzeugt.
                           Die Querschnitte der zusammengedrückten und eingebeulten Rohre sind in den Fig. 1 bis 3
                              									dargestellt; am wunderbarsten ist die Gestaltung der Umbörtelungen mit
                              									zwischenliegendem Stemmringe beim linken Flammrohre, welche nach hinten zu eine vollständige Falte
                              									zeigt. Beim ersten Flammrohre war die Durchbiegung der Krempen erst im Beginne, d.h.
                              									der Bord hatte sich etwas zur Seite drücken lassen.
                           Trotz dieser mächtigen Einbeulung und Formveränderung der einzelnen Flammrohrbunde
                              									hat auch nicht eines der Bleche Brüche oder Risse aufzuweisen gehabt; die
                              									Oberflächen derselben sind – wenn auch gedehnt – ohne Tadel geblieben. Nur der
                              									Stemmring zwischen den Börtelungen des zerquetschten Bundes ist naturgemäſs durch
                              									Knickung gebrochen, da er nicht glühend gewesen war. Ein Nietkopf war an der
                              									zusammengewürgten Krempe in der oben erwähnten Falte abgesprungen, und nur an dieser
                              									kleinen Stelle hatte etwas Dampf ausgeblasen, dessen Zischen beim Ausströmen
                              									Veranlassung gegeben hatte nachzusehen, ob etwas in den Flammrohren passirt sei.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 277, S. 228
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 277, S. 228
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 277, S. 228
                              
                           Als bemerkenswerth ist noch zu berichten, daſs beide Flammrohre auf dem ersten Ringe
                              									oder Schusse je eine eingeschraubte Büchse mit Bleipfropfen, zur Sicherung gegen
                              									Wassermangel eingeschraubt trugen. Die Pfropfen sind nicht geschmolzen, trotzdem die
                              									Rohre gründlich glühend gewesen sind.
                           Ein abermaliger Beweis, daſs eingeschraubte Bleipfropfen auf Feuerplatten von
                              									Flammrohren keine unbedingte Sicherheit gewähren! Solche Beispiele finden wir in
                              									Fachschriften und Zeitschriften wiederholt angeführt.
                           Ein weiteres Beispiel auſserordentlicher Haltbarkeit eines gewellten
                              									Flammrohrschusses wird ebenfalls von der Zeitschrift des
                                 										Dampfkesselüberwachungsvereines mitgetheilt. Der betreffende Kessel besitzt
                              									einen Einflammrohrkessel als Unterkessel und einen Heizröhrenkessel als Oberkessel
                              									mit Dampfraum. Beide sind durch zwei Stutzen mit einander verbunden. Der Unfall
                              									geschah kurz nach einer Reinigung des Kessels und der damit verbundenen Druckprobe,
                              									wobei der Kessel ganz mit Wasser gefüllt wurde. Am nächsten Morgen wurde sehr
                              									schnell angeheizt, und
                              									schon bei 4at trat die Einbeulung ein.
                              									Wahrscheinlich war beim Ablassen des Druckprobewassers das Ventil nicht dicht
                              									geschlossen worden und der Kessel über Nacht bis auf den Unterkessel leer gelaufen.
                              									Das Blech des Flammrohres blieb bis auf einen kleinen 60mm langen Querriſs unversehrt; dort klaffte das Loch 8mm, und die Ränder waren messerscharf ausgezogen.
                              									Die Einbeulung war an der tiefsten Stelle 790mm
                              									tief, ihre ganze Länge betrug 2660mm, während die
                              									glatt gestreckte Welle nur 2490mm lang ist, so
                              									daſs das Blech in seiner Länge um 170mm (etwa 6½
                              									Proc.) gestreckt wurde. Senkrecht zur Achse trat keine Dehnung ein. Die Gewalt, mit
                              									der die Formveränderung vor sich ging, läſst sich daraus erkennen, daſs sowohl der
                              									Feuerbrücken; wie der Rostträger durchbrochen und herausgedrängt wurden.
                           Versuchsstäbe aus der Beule des Wellrohres haben eine Festigkeit von 50k/qmm bei 4 Proc.
                              									Dehnung ergeben; das ursprüngliche Material hatte eine Festigkeit von 36k bei 30 Proc. Dehnung. Diese Erscheinung
                              									entspricht ganz den Erfahrungen, welche in anderen Fällen gemacht worden sind. Das
                              									Material wurde während und gleich nach der Beulenbildung über die Elasticitätsgrenze
                              									hinaus beansprucht und näherte sich dadurch dem Zustande, den man mit „tot
                                 										gereckt“ bezeichnet, d.h. es hat seine Dehnungsfähigkeit fast vollständig
                              									eingebüſst. Diese Wirkung ist im vorliegenden Falle wahrscheinlich noch durch einen
                              									Härtungsvorgang erhöht worden, da nach dem Niederdrücken des rothwarmen Theiles das
                              									tiefer stehende Wasser wieder in die Beule gelangen konnte. Jedenfalls liefert der
                              									Vorgang einen Beweis für die Vorzüglichkeit des verwendeten Materials.
                           
                        
                           2) Gewellte Röhren.
                           Mit den Bestrebungen der Kesselbauingenieure, die Widerstandsfähigkeit des
                              									Kesselmaterials zu vergröſsern, steht aufs innigste im Zusammenhange die
                              									Entwickelung der gewellten Röhren, wie sie von Fox, Farnley,
                                 										Purve u.a. eingeführt sind. Bei den groſsen Marinekesseln wird man nur noch
                              									selten glatte Feuerrohre von einigermaſsen bedeutendem Durchmesser finden, dieselben
                              									sind sämmtlich durch Wellrohren ersetzt, da diese gröſseren Widerstand und gröſsere
                              									Heizfläche bieten.
                           Einige bemerkenswerthe Mittheilungen über Spannungen im Kesselmaterial machte der
                              									Ingenieur Knaudt in Nr. 303 S. 63 von Glaser's Annalen, auf welche wir hiermit hinweisen.
                           Ueber die Verwendbarkeit der Fox'schen Wellrohren zu
                              									Constructionen für Locomotivkessel sind in letzterer Zeit von Erfolg gekrönte
                              									Versuche angestellt worden. Die Vorzüge, welche diese Röhren in Bezug auf ihre
                              									Widerstandsfähigkeit gegen äuſseren Druck den glatten Röhren gegenüber darbieten,
                              									lassen die möglichst ausgedehnte Verwendung der gewellten Röhren als wünschenswerth
                              									erscheinen. Bekanntlich bietet die Construction der Feuerbüchsen mit flachen Wandformen wegen der dabei
                              									erforderlichen Stehbolzen bedeutende Schwierigkeit, und erscheint deshalb der Ersatz
                              									derselben durch eine einfachere Einrichtung äuſserst wünschenswerth. Ueber die
                              									einschlägigen Versuche berichtet das Organ für die
                                 										Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1889 Nr. 5 S. 189, folgendes:
                           Die Gewerkschaft Schulz KnaudtDiese Firma hat bekanntlich das
                                       												Ausführungsrecht für die Forschen Röhren auf dem Continent erworben und
                                       												ist auf die Herstellung derselben in musterhafter Weise
                                       												eingerichtet. hat nun die Möglichkeit der Anwendung von
                              									Wellrohren zu Locomotivkesseln ins Auge gefaſst, und sich behufs Durchführung eines
                              									Versuches im J. 1884 mit Herrn Eisenbahndirektor Pohlmeyer, Leiter der Central Werkstatt in Dortmund, in Verbindung
                              									gesetzt. Das Ergebniſs der gemeinsamen Arbeit war eine Anordnung, welche durch Umbau
                              									einer Locomotive erzielt wurde, welche auf Grund der Vorlage der ersten Skizzen
                              									durch Herrn Geheimrath Stambke im Mai 1885 zu diesem
                              									Zwecke gelegentlich einer gröſseren Ausbesserung zur Verfügung gestellt wurde.
                           Die Verhältnisse des Kessels vor und nach dem Umbaue gehen aus der nachstehenden
                              									Zusammenstellung hervor:
                           
                              
                                 
                                 Alter
                                 
                                 Neuer
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Kessel
                                 
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerkiste
                                   6qm,1
                                 
                                 10qm,1
                                 
                              
                                           „        „   Heizrohre
                                 89qm,6
                                 
                                 88qm,1
                                 
                              
                                 Gesammt-Heizfläche
                                 95qm,7
                                 
                                 98qm,2
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                   1qm,3
                                 
                                   1qm,3
                                 
                              
                                 Verbrennungsraum
                                   1cbm,5
                                 
                                   1cbm,7
                                 
                              
                                 Dampfraum
                                   1cbm,9
                                 
                                   1cbm,4
                                 
                              
                                 Wasserraum
                                   3cbm,0
                                 
                                   5cbm,4
                                 
                              
                                 Spiegelfläche
                                   5qm,7
                                 
                                   4qm,0.
                                 
                              
                           Bei dem Umbaue sind Cylinder, Steuerung, fast der ganze Rahmen, Achse und Räder
                              									geblieben, nur der Kessel ist geändert; er besteht aus einem runden Hinterkessel von
                              										1900mm Durchmesser mit einem Wellrohre von
                              										\frac{1200^{mm}}{1300^{mm}} Durchmesser, während der
                              									Vorderkessel wie bei jeder anderen Locomotive das Rohrbündel, hier aus 187 Rohren
                              									von 3m Länge, gegenüber 160 4270mm langen Rohren vor dem Umbaue, bestehend,
                              									enthält.
                           Die Rohrwand ist so in das Rohr gesetzt, daſs die Nieten ganz im Wasser liegen und
                              									man trotzdem von der Feuerseite her die Naht stemmen kann. Um eine möglichst groſse
                              									Unbeweglichkeit dieser Wand zu erreichen, überragt das Wellrohr dieselbe mit 4
                              									Ohren, welche mit Eckankern an der Zwischenwand befestigt sind.
                           Zu demselben Zwecke ist noch ein Bodenring angeordnet, welcher an eine
                              									flachgeschmiedete Stelle des Wellrohres angeschlossen ist. Eine Verbindung der
                              									beiden Rohrplatten durch Ankerrohre findet nicht statt.
                           
                           Die Hinter- und Mittelwand sind durch Langanker gegen einander versteift, was auch
                              									durch Wölben derselben erreicht werden kann; auch kann man die Mittelwand ganz
                              									fallen lassen. Fig. 4 und 5 veranschaulichen die betreffenden Formen.
                           Der ganze Kessel ähnelt sehr demjenigen der Locomobilen, welche in der Magdeburger
                              									Gegend viel gebaut werden, und die den älteren Arten mit viereckiger Feuerkiste
                              									wenigstens ebenbürtig sind. Der stark geneigte Rost liegt unter der Mitte des Rohres
                              									und seine Bedienung geschieht viel leichter, als bei der jetzt üblichen tiefen Lage
                              									unter der Schürthür. Die Entfernung der Asche geschieht derartig, daſs mit einer
                              									Krücke von passender Form die Schlacken in den unten liegenden Aschkasten gezogen
                              									werden, eine Arbeit, die bei jedem Aufenthalte, wenn nöthig auch während der Fahrt,
                              									geschehen kann. Die Oeffnung des Bodenringes dient zur Entfernung des Staubes, der
                              									über die Feuerbrücke mitgerissen wird. Um die Verbrennung vollkommen zu machen,
                              									ordnete Herr Direktor Pohlmeyer in der Feuerbrücke noch
                              									eine zweite Luftzuführung an, welche den gehegten Erwartungen entspricht. Seit Juni
                              									1888 ist die Maschine dem Betriebe übergeben und zeigt sich als recht
                              									leistungsfähig. Die Königl. Eisenbahndirektion Köln (reehtsrh.) gibt an, daſs bei
                              									der mit Wellrohrfeuerkasten ausgerüsteten Gütertenderlocomotive die Leistungen des
                              									Kessels bezüglich der Dampferzeugung sich gegenüber den Kesseln gleichartiger
                              									Locomotiven mit kupfernen Feuerkästen günstiger erwiesen, der Kohlenverbrauch war
                              									jedoch gröſser, was dem Umstände zuzuschreiben sei, daſs der Wellrohrfeuerkasten
                              									seiner Gröſse wegen mehr Kohlen zum Anheizen erfordere.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 277, S. 231
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 277, S. 231
                              
                           Ueber eine Probefahrt dieser Locomotive mit einem Güterzuge von Deutzerfeld bis
                              									Eitorf am 5. Oktober 1888 wurde folgendes berichtet: Der Güterzug hatte 91
                              									Lastachsen. Nach den Leistungsvorschriften beträgt die Belastung für Locomotiven
                              									der Gruppe VII, welcher Nr. 1713 angehört, von Deutzerfeld bis Siegburg 102, von
                              									Siegburg bis Eitorf 78 Lastachsen, was für letztgenannte Strecke eine Ueberlastung
                              									von 13 Lastachsen ergibt. Es muſste von Siegburg ab der Steigung und Ueberlastung
                              									wegen fast andauernd mit halber Cylinderfüllung gefahren werden, wobei, um das
                              									Wasser beizubehalten, eine Strahlpumpe beständig in Thätigkeit war; gleichwohl
                              									konnte, allerdings unter Anwendung groſser Aufmerksamkeit und ausdauernder
                              									Thätigkeit der Mannschaft Dampf und Wasser in den günstigsten Grenzen und auch die
                              									Fahrzeit innegehalten werden. Dabei wurden für die ganze 42km,9 lange Strecke von Deutzerfeld bis Eitorf 5cbm,2 Wasser und 1200k Kohlen, Anheizung einbegriffen, gebraucht. Die letztgenannte Menge
                              									erscheint weniger hoch, wenn man die Steigungsverhältnisse in Betracht zieht.
                           Wir bemerken dazu, daſs die Steigung der Bahn bis Siegburg anhaltend, aber nicht
                              									erheblich ist, dagegen von Siegburg bis Eitorf zwischen 1 : 800, 1 : 500 und 1 : 300
                              									wechselt. Die Locomotive ist z. Z. zur thunlichsten Beseitigung der Mängel, welche
                              									an ihr im Betriebe befunden worden sind, in der Werkstätte. Als Mängel stellten sich
                              									folgende heraus: Die auf den Seiten angebrachten Wasserkasten behinderten ihrer
                              									Breite und Höhe wegen die Aussicht der Mannschaft; der Bremshebel, die Strahlpumpen
                              									und der Kohlenkasten waren ungünstig gelegen; die groſse Fläche der Hinterkesselwand
                              									strahlte zu viel Wärme aus und belästigte daher die Mannschaft sehr.
                           Mit den Versuchen ist der Beweis geliefert, daſs die entwickelte Dampfmenge nicht nur
                              									so groſs war, als die des alten Kessels, sondern noch etwas gröſser, da sie
                              									ausreichte, die Cylinder vollständig mit halber Füllung zu versehen, und es wird
                              									kein Grund vorliegen, nicht auch Gütermaschinen und andere derartig abändern zu
                              									können, bei denen die Mängel, z.B. der Wasserkasten, von selbst fortfallen.
                           Während des mehrmonatlichen Betriebes ist niemals über ein Mitreiſsen von Wasser
                              									geklagt, es ist deshalb anzunehmen, daſs Versuche wie die Eingangs erwähnten ergeben
                              									würden, daſs die Dampfentwickelung hauptsächlich in den vorderen Heizflächen und
                              									weniger im Rohrbündel vor sich geht. Herr Direktor Pohlmeyer war sich wohl bewuſst, daſs der groſse Durchmesser des
                              									Hinterkessels vielleicht unnöthig sei, doch hätte an zu kleinem Dampfraume leicht
                              									der erste Versuch scheitern können. Bei dem angestrengten Betriebe zeigte sich nun,
                              									daſs die Feuerungseinrichtung richtig, daſs besonders die Luft in genügender Menge
                              									zugeführt wurde. Die Hinterwand könnte nun zum Schütze gegen die Hitze mit einer
                              									Bekleidung versehen werden, wie dies bei allen anderen Dampfkesseln üblich ist; es
                              									wäre auch rathsam, bei Neuausführungen an Stelle zweier getrennter Feuerthüren deren
                              									nur eine anzuordnen, diese vielleicht als Flügelthür.
                           Der Wasserraum des Kessels von 5cbm,4 hat nun auch
                              									entschieden günstig
                              									gewirkt, da er verhinderte, daſs die Druckschwankung unangenehm auftrat; seiner
                              									Gröſse allein ist es wohl zu danken, daſs die Maschine im sonstigen Betriebe auf
                              									kurze Zeit ungewöhnlich viel leisten konnte. Wir sehen also hier, daſs trotz des
                              									geringen Dampfraumes von 1cbm,4 und der kleinen
                              									Spiegelfläche von 4qm doch wohl trockener Dampf
                              									erzielt wurde, trotzdem der Langkessel ganz mit Wasser gefüllt war. Der Hinterkessel
                              									könnte also entschieden kleiner sein als in der vorliegenden Ausführung, was auch
                              									gestatten würde, den Kessel tiefer zu legen. Die sonst erwähnten Mängel sind wohl
                              									nur nebensächlich.
                           Der wesentliche Unterschied früherer Ausführungen mit Wellrohr, z.B. von Kaselowsky, gegen die vorliegende besteht darin, daſs
                              									man dabei die Stehbolzen nur theilweise vermieden, ferner ein kupfernes statt eines
                              									geschweiſsten vollrunden Rohres aus Eisen verwendet hat. Unter anderen Uebelständen,
                              									die deren Weiter Verwendung verhinderten, zeigte sich namentlich der, daſs die
                              									vorstehenden Wellentheile im Gebrauche wesentlich dünner wurden.
                           Da sich in den Fox-Rohren, auch in Kesseln mit scharfem
                              									Unterwinde diese Erscheinung bisher nicht gezeigt hat, so muſs angenommen werden,
                              									daſs sie nur der Weichheit des Kupfers zuzuschreiben ist. Es scheint, als ob der
                              									Flugstaub, welcher mit ziemlicher Geschwindigkeit an den Flächen vorbeistreicht,
                              									diese abschleift, ein Umstand, der bei den früher gebrauchten Messingsiederohren ja
                              									auch zu schnellem Verschleiſse führte.
                           Ein sogen. Wegbrennen dürfte bei Kupfer als ausgeschlossen zu betrachten sein, da
                              									letzteres vermöge seiner geringen specifischen Wärme viel kälter bleibt als Eisen,
                              									bei dem solche Fehler, wenigstens im Wellrohre, niemals bemerkt wurden.
                           In den Vereinigten Staaten hat Strong auch schon
                              									Locomotiven mit diesen Wellrohren gebaut. Sie unterscheiden sich wesentlich von der
                              									vorliegenden Anordnung, da sie zwei enge Feuerrohre, statt des einen weiten haben.
                              									Der Vortheil des weiten Verbrennungsraumes, den auch die gewöhnlichen Feuerkisten
                              									haben, ist also nicht vorhanden. Es mag sein, daſs dieser Nachtheil durch andere
                              									Vortheile wieder aufgehoben wird, da die Maschinen nicht schlecht arbeiten sollen.
                              									Der Hauptübelstand liegt aber darin, daſs nicht nur der Kesselmantel, sondern auch
                              									die Feuerkiste wesentlicher Verstärkungen durch Stehbolzen und Anker bedarf. Vor
                              									einigen Jahren wurde bei uns in Deutschland auch versucht, das Kupfer durch Eisen zu
                              									ersetzen, aber entgegengesetzt den Erfahrungen in Amerika mit recht schlechtem
                              									Erfolge. Vielleicht hätte man mit geringen Blechdicken bessere Erfolge erzielt;
                              									immerhin wären die verwickelten Anordnungen, wie sie durch die geraden Wände bedingt
                              									werden, nicht vermieden. Die Spannungen der einzelnen Theile sind schon bei kaltem
                              									Drucke höchst ungleichmäſsig und steigen unter dem Dampfdrucke, also bei höheren Wärmegraden so, daſs sie
                              									nicht zu berechnen, sondern nur noch zu schätzen sind. Der beste Beweis für die
                              									Unzuverlässigkeit der Stehbolzen ist der, daſs man sie der Länge nach anbohrt, um
                              									ein Abbrechen nur überhaupt wahrzunehmen. Was die Deckenverankerung angeht, so wird
                              									sie in so viel verschiedenen Arten, mit Barren oder durch Absteifungen gegen den
                              									Auſsenkessel ausgeführt, daſs man bei allen Arten auf Mängel schlieſsen muſs. Bei
                              									dem Wellrohrlocomotivkessel sind diese Schwierigkeiten vermieden, seine
                              									Ausbesserungsbedürftigkeit wird sich wesentlich gegen die der bisherigen Kessel
                              									vermindern, und hierin liegt gerade sein Hauptvortheil. Das Auswechseln der
                              									Feuerstelle ist hier sehr einfach, bei anderen Feuerkisten sehr zeitraubend und
                              									kostspielig. Schädliche Spannungen und Durchbiegungen, die zur Grubenbildung im
                              									Hinterkessel Veranlassung geben, sind nicht vorhanden. Der Längenunterschied
                              									zwischen Innen- und Auſsen-Kessel wird durch die Biegsamkeit des Wellrohres
                              									unschädlich gemacht.
                           Was nun die Preisfrage bei der Anschaffung betrifft, so wird ein solcher Kessel
                              									ungefähr 3000 M. billiger als ein anderer. Die für den Umbau bequemste Locomotivart
                              									ist eine Güterzuglocomotive mit Tender, da man bei den kleinen Rädern den
                              									Hinterkessel über diesen anordnen kann und nicht gezwungen ist, ihn dazwischen zu
                              									legen. Sollten irgend welche Verhältnisse es wünschenswerth machen, die
                              									Dampfspannung (z.B. bei Verbund Wirkung) zu steigern, so ist dies bei dieser Form
                              									leicht möglich.
                           Wellrohre von 17at Betriebsdruck sind schon seit
                              									Jahren in Gebrauch und Mäntel von 4m Durchmesser
                              									mit innerem Drucke schon vielfach für 12at
                              									hergestellt; es hat also wohl keine Schwierigkeit, die Hinterkessel von etwa 2m Durchmesser für höheren Druck brauchbar zu
                              									machen.
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 277, S. 234
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 277, S. 234
                              
                           Ueber einen mit einem Wellrohrdampfkessel System Kuhn,
                              									erbaut von Jos. Paucker und Sohn in Wien, angestellten
                              									Heizversuch berichtet Uhland's praktischer
                                 										Maschinenconstructeur, S. 143, nach dem von den Fabrikanten überlassenen
                              									Protokolle. Die Versuche wurden von Professor Radinger
                              									in der Jubiläumsausstellung 1888 hauptsächlich zur Ermittelung des ökonomischen Wirkungsgrades
                              									angestellt. Der Kessel ist im Wesentlichen ein Cornwell-Kessel, dessen Flammrohr
                              									vorn wesentlich weiter ist als in den letzten beiden Dritteln, woselbst dieses ein
                              									Wellrohr bildet. Ein conisches Rohrstück verbindet letzteres mit dem vorderen
                              									Feuerrohre, welches mit einer Schüttfeuerung und einem quer eingelegten Siederohre
                              									versehen ist. – Die Hauptabmessungen des Kessels sind (Fig.
                                 										6 und 7):
                           
                              
                                 Länge des Kessels
                                 6800mm
                                 Böden
                                 16mm
                                 
                              
                                 Durchmesser des Auſsenmantels vorn
                                 1700mm
                                 Blech
                                 12mm
                                 
                              
                                             „          „                „          mitten und
                                    											hinten
                                 1500mm
                                 „
                                 11mm
                                 
                              
                                             „          „   Feuerrohres
                                 1030mm
                                 „
                                 13mm
                                 
                              
                                             „          „   Feuerwellrohres mitten und
                                    											hinten
                                 750/850mm
                                 „
                                 10mm
                                 
                              
                                             „          „   Querrohres
                                    											Mitte            „          „            „        an den Seiten
                                 300mm380mm
                                 „
                                 12mm
                                 
                              
                                 Dampfdom-Höhe
                                 900mm
                                 „
                                 10mm
                                 
                              
                                            „      Durchmesser
                                 700mm
                                 Decke
                                 15mm
                                 
                              
                                 Heizfläche wasserbedeckt
                                 40qm
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Rostfläche schrägliegend
                                 0qm,56
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Normaler Wasserinhalt
                                 5860l
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Dampfdruck 6at.
                                    											Martinstahlbleche, geschweiſstes Wellrohr; Langreihen,    auſsen
                                    											doppelt genietet.
                                 
                              
                           Auſserdem sind Schaulöcher im Feuergeschränke zur Beobachtung der Verbrennung am
                              									Roste vorhanden.
                           Allgemeine Beobachtungen. Der Kessel, welcher im April
                              									1888 ganz neu angefertigt und seit Mai 1888 in der Ausstellung täglich im normalen
                              									Gebrauche stand, erwies sich in allen Theilen absolut fehlerfrei und gab nie zu
                              									einer Störung Anlaſs.
                           Alle Armaturen waren stets dicht und musterhaft in Stand.
                           Am Versuchstage wurde der Kessel mit Absicht sehr wechselnd verschieden beansprucht,
                              									so daſs die Feuerung erst einmal fast ganz eingestellt und dann wieder in
                              									forcirtester Art getrieben werden muſste. Der Wasserstand blieb dabei normal ruhig
                              									und der Dampfdruck schwankte in natürlichen Grenzen.
                           Die Feuerung blieb aber stets völlig rauchfrei, wie sich zahlreiche Sachverständige,
                              									welche dem Versuche beiwohnten, durch die Glastafel vor dem beleuchteten Kanäle der
                              									abziehenden Feuergase überzeugten.
                           
                              Ergebniß des
                                 									Heizversuches.
                              
                           Dauer des Versuches: von 4 Uhr 26 Minuten bis 9 Uhr 10 Minuten
                           = 4 Stunden 44 Minuten =4,73 Stunden.
                           Stand der Wasserhöhe und des Dampfdruckes im Kessel war zu Beginn
                              									und zu Ende des Versuches genau gleich
                           (Wasser genau auf der Marke, Dampf 6at).
                           Temperatur des Speisewassers fast constant 9,5°.
                           Mittlerer Dampfdruck 5at,8
                              									absol.
                           Mittlere Temperatur der Essengase 220°.
                           
                              
                                 Kohle„„
                                 verbrannt„„
                                 totalpro„
                                 Stunde„
                                 und 1qm Rostfläche
                                 340k\frac{340}{4,73}=71^k,9\frac{71,9}{0,56}=128^k,4
                                 Die Kohle ent-hält laut chem.Analyse 12,5
                                    											Pro-cent unverbrenn-liche Theile.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Wasser„„
                                 verdampft„„
                                 totalpro  Stunde   „        „
                                 und 1qm Heizfläche
                                 2600k\frac{2600}{4,73}=549^k,60\frac{549}{40}=13^k,72
                                 Von 9,5° Wasserin Dampf, von5,8 at.
                                    											absol.
                                 
                              
                           
                              Verdampfung.
                              
                           
                              
                                 1k Kohle erzeugt Dampf ohne
                                    											alle Nebenrücksicht
                                 
                                    \frac{2600}{340}
                                    
                                 = 7k,65
                                 
                              
                                 1k Brennstoff erzeugt Dampf
                                    											(unverbrennliche Theile    abgezogen
                                 
                                    \frac{2600}{(100-12,05)\,340}
                                    
                                 = 8k,74
                                 
                              
                           
                              
                                 1k Kohle hätte verdampft
                                    											Wasser von 0°1k     „        „          „                „      „   100°1k Brennstoff hätte verdampft Wasser von
                                    												0°1k          „          
                                    											„           „           „        „   100°
                                 7k,548k,908k,6210k,17
                                 Zu Dampf von5,8 at absol.
                                 
                              
                                 1k Kohle hätte verdampft
                                    											Wasser von 0°1k Brennstoff hätte
                                    											verdampft Wasser von 0°
                                 7k,748k,84
                                 Zu Dampf von1 at absol.
                                 
                              
                           Nutzeffect und Heizwerth der verwendeten Kohlen. Von
                              									jeder Kohlenpartie wurde eine Menge von etwa 0k,5
                              									abgesondert, welche dann gemischt und einer chemischen Untersuchung durch Prof. Schwackhöfer in Wien unterzogen wurden.
                           Die Analyse ergab:
                           In 100 Gew.-Th. Kohlen sind enthalten:
                           
                              
                                         Kohlenstoff
                                 74,33
                                 
                                 
                              
                                         Wasserstoff
                                 4,53
                                 
                                 
                              
                                         Sauerstoff
                                 8,65
                                 
                                 
                              
                                         Stickstoff        Hygroskopisches
                                    											Wasser        Asche
                                 1,873,746,88
                                 unverbrennlich 12,49
                                 
                              
                                         Schwefel
                                 0,38
                                 
                                 
                              
                                 Calorischer Werth nach:
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    \frac{8080\,C+29630\,(H-1/8\,O)+2500\,S-630\,W}{100}
                                    
                                 
                              
                           Nach Schluſs des Versuches wurde die Asche und durchgefallene Kohle unter dem Roste
                              									gesammelt, nachdem vor Beginn der Aschenfall gereinigt worden war.
                           Die Rückstände betrugen 34k mit einem gleichfalls
                              									von Professor Schwackhöfer bestimmten Heizwerthe von je
                              									4055 Wärme-Einheiten.
                           Die aufgewendete Heizkraft betrug daher:
                           
                              
                                   340k– 34k
                                 7014 = 23847604055 =   137870
                                 = 2246890 Wärme-Emheiten.
                                 
                              
                           Im Kessel nützlich verwendete Wärme:
                           
                              
                                 In Dampf von 5at,8 absol. Spannung
                                    											sind    in 1k enthaltenIm
                                    											Speisewasser von 9,5° C. bereits enthalten
                                 654,2729,5
                                 = 644,772 W.-E.auf 1k
                                 
                              
                           In den verdampften 2600k Wasser kommen daher
                              									vor:
                           2600644,772 = 1676277 Wärme-Einheiten.
                           Der Nutzeffect der Kesselanlage stellt sich daher auf:
                           
                              \frac{1676277}{2246890}=0,745=74,5\
                                 										\mbox{Proc}.,
                              
                           
                           wozu noch die Arbeit zum Einbringen des Speisewassers in den
                              									Kessel hinzukommt, indem der dazu nöthige Dampf vom Kessel selbst geliefert, aber
                              									nicht in Anschlag gebracht wurde.
                           Der Nutzeffect dieses Kessels würde aber noch weiter erhöht worden sein, wenn
                              									derselbe nicht Nachts, Morgens und Tags über still gestanden und nur in den
                              									Abendstunden allein geheizt gewesen wäre. Bei diesem Versuchskessel muſste nämlich
                              									eia Theil der erzeugten Wärme zum Anheizen des übrigens an drei Seiten freistehenden
                              									Kesselmauerwerkes aufgehen.
                           Der Nutzeffect dieser Kesselanlage läſst sich ebenso auf folgende Art erkennen:
                           
                              
                                     Heizkraft von 1k
                                    											Kohle
                                 7014
                                 Calorien.
                                 
                              
                                 ab: \frac{43}{430}=\frac{1}{10} Rückstände
                                    											vom Heizwerth von 1k 4055
                                 – 405,5
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                              
                                 Thatsächlich zur Entstehung kommende Heizkraft:
                                 6608,5
                                 Calorien.
                                 
                              
                           1k Wasser von 9,5° C. braucht zur Verwandlung in
                              									Dampf von 5at,8 absol. 644,77 Calorien.
                           
                              
                                 1k Kohle könnte daher
                                    											verdampfen theoretisch
                                 
                                    \frac{6608,5\ \ \
                                       											}{644,77}=10^k,25
                                    
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 Thatsächlich wurden verdampft von 1k Kohle
                                 7k,65
                                 „
                                 
                              
                                 Nutzeffect daher \frac{\ \
                                       												7,65}{10,25}=74,6 Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Für eine Anstrengung von 13k,7 Wasser Verdampfung
                              									für 1qm Heizfläche und Stunde ist der erhaltene
                              									Nutzeffect von gegen 75 Proc. ein ungewöhnlich hoher, nachdem 75 Proc. gewöhnlich
                              									nur bei einer Anstrengung von 8 bis 10k
                              									Verdampfung für 1qm Heizfläche und Stunde erreicht
                              									wird.
                           Die Anstrengung des Rostes mit einer Kohlenverbrennung von stündlich 128k für 1qm
                              									Rostfläche ist 7014.128 = 8900 Wärme-Einheiten, also ziemlich forcirt.
                           Die Wärmeverluste. Unter der Annahme von 16k Essengasen für 1k verbrannter Kohle berechnet sich die Anfangstemperatur über dem Roste
                              									mit
                           
                              \frac{6609}{16\,.\,0,245}=1686^{\circ}\ C.
                              
                           Die mittlere Temperatur der Essengase beträgt 220° C.
                           
                              
                                     Es ziehen daher in den Schornstein
                                 
                                    \frac{220}{1686}=13\ \mbox{Proc.}
                                    
                                 
                              
                                 Die Zusammenstellung ergibt daher:
                                 
                                 
                              
                                     Vom Kessel nützlich aufgenommen
                                   74,5 Proc.
                                 
                              
                                     Verlust durch die Esse
                                   13,0    „
                                 
                              
                                           „        „    Strahlung des Mauerwerks
                                    											u.s.w.
                                   12,5    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0 Proc.
                                 
                              
                           Zusammenfassung. Die Feuerung ist eine vollkommen
                              									rauchfreie, der Nutzeffect von 75 Proc. bei einer Anstrengung von stündlich 13k,7 auf 1qm
                              									Heizfläche verdampftes Wasser – von 9,5° auf Dampf von 5at,8 absolut gebracht – ein vollkommen befriedigender. Mängel am Kessel
                              										bezieh.
                              									Schadhaftwerden der Bleche sind nicht zu besorgen, da der Dampf überall
                              									ungehinderten Abzug findet. Dies gilt auch von dem Querrohre, dessen nach beiden
                              									Seiten stark conische Form die freien Strömungen ermöglicht. Ueberdies kennen wir
                              									solche Kessel mit mehrjährigem anstandslosem Betriebe.
                           Eine Construction, die an die Forschen Wellrohre erinnert, ist nach Industries vom 7. Februar 1890 von David Midgley, Wood-Nook Ironworks Leeds, zur
                              									Verstärkung von Röhren mit äuſserem Drucke verwendet worden. Wie die Fig. 8 und 9 zeigen,
                              									kommen bei derselben wellenförmige Ringe mit einfacher Einkehlung zur
                              									Verwendung.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 277, S. 238
                              
                           Die Flanschen der Ringstücke sind entweder senkrecht zur
                              									Richtung des Hauptrohres und in diesem Falle wie bei A
                              									zum Anschlusse an Flanschen des Hauptrohres bestimmt, oder aber wie bei B, parallel mit dem Hauptrohre angeordnet, zur
                              									gewöhnlichen Vernietung. Es ist ersichtlich, daſs in beiden Fällen, insbesondere
                              									aber bei der ersteren Constructionsweise neben der Vergröſserung der Heizfläche eine
                              									bedeutende Verstärkung gegen den äuſseren Druck erzielt wird. Ein weiterer
                              									unverkennbarer Vortheil liegt darin, daſs diese Ringstücke einen wirksamen Wirbel in
                              									den durchströmenden Gasen erzielen, und somit die Bildung eines heiſsen, unbenutzt
                              									entströmenden Kernes in der Heizluft verhindern. Auch bieten sie Schutz gegen die
                              									Formveränderungen in der Längenrichtung.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 277, S. 238
                              
                           Eine ähnliche Einrichtung verwendet A. Polster
                              									in Bautzen (D. R.
                                 										P. Nr. 47053 vom 18. Oktober 1888), indem er Ringe anordnet, die entweder
                              									concentrisch bei ACD oder excentrisch liegen bei B und die so geformt sind, daſs stets Wasser zwischen
                              									den Ringen r und dem Flammrohre f umlaufen muſs. Der Flammrohrmantel erhält mehrere Oeffnungen ss, damit das Wasser aus dem Kessel in die Ringkammern
                              									gelangen kann, innerhalb welcher eine sehr starke Dampfentwickelung vor sich geht. Gleichzeitig
                              									werden diese Ringe einfach oder doppelt, wie bei C, als
                              									Verbindung für die einzelnen Flammrohrschüsse, benutzt.
                           
                              
                              Fig. 10., Bd. 277, S. 239
                              
                           Eine weitere Verwendung von gewellten Blechen wird von G. Eggers
                              									in Sudenberg (D. R. P. Nr. 46657 vom 28.
                                 										August 1888) vorgeschlagen, in der Weise, daſs Flammrohre aus je zwei
                              									Halbrohren mit gebuckelten Mittelwänden gebildet werden, bei denen die Buckel b senkrecht zu der Achsenrichtung des Rohres laufen
                              										(Fig. 11), oder parallel mit derselben (Fig. 12).
                           
                              
                              Fig. 11., Bd. 277, S. 239
                              
                           
                              
                              Fig. 12., Bd. 277, S. 239
                              
                           Eine bemerkenswerthe Verwendung von gewellten Blechen hat nach Engineering vom 23. August 1889 der Oberingenieur der
                              										London and North-Western Railway, F. W. Webb,
                              									angegeben und mit gutem Erfolge verwendet, Die Feuerbox ist dabei von gewöhnlicher
                              									rechteckiger Form, jedoch sind die vordere, die hintere und die seitlichen Platten
                              									aus gewelltem Bleche, womit die bei denselben erzielte gröſsere Festigkeit nach der
                              									einen Richtung und ihre gröſsere Elasticität nach der anderen Richtung nützlich
                              									verwendet werden. Wegen der Einzelausführung verweisen wir auf die Quelle, welche
                              									zur Erläuterung ausreichende Abbildungen enthält.
                           Bei einer anderen von Webb angegebenen Construction (Engineering vom 17. Mai 1889 S. 562) sind auch
                              									concentrisch gewellte Kopfplatten zur Verwendung gekommen.
                           Der Farnley'sche Kessel der Farnley Iron Comp., Leeds, mit spiralförmig gewellten Rohren (1887 265 * 551) scheint an Verbreitung zuzunehmen. Da nach Industries vom 3. Januar 1890 bei der Marine der Druck
                              									160 Pfund auf den Quadratzoll (11,2k/cm) beträgt und noch viel höhere Drucke
                              									vorgeschlagen werden, so gewinnen Constructionen wie die vorliegende, welche dies
                              									ermöglichen, mehr und mehr Beachtung. Die Farnley'schen
                              									Röhren werden in groſser Vollendung geliefert, und sind mit zum Anschlusse an
                              									Flachwände, wie derselbe bei dem jetzt verbreiteten Systeme von Schiffskesseln (zwei
                              									Feuerrohre nach Fox oder Farnley – Rauchkammer mit flachen Wänden – zurückführendeLocomotivrohre) üblich
                              									ist, mit angeschweiſsten oder angewalzten Flanschen versehen.
                           Nach Engineer vom 13. December 1889 sind zu einem
                              									Schiffe mit einer Dreifachexpansionsmaschine von 25, 40 und 60 Zoll Durchmesser bei
                              									42 Zoll Hub, entsprechend einer Leistung von 2000 , sowie zu verschiedenen
                              									anderen, von Alisa Shipbuilding Company gebauten
                              									Maschineneinrichtungen Farnley-Kessel verwendet
                              									worden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)