| Titel: | Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 378 | 
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                        Neue Methoden für chemisch-technische
                           								Untersuchungen.
                        Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
                        
                     
                        
                           
                              Bestimmung des Cadmiums in Producten
                                 										der Zinkfabrikation.
                              
                           W. Minor macht darauf aufmerksam, daſs bei Bestimmung
                              									des Cadmiums in dem in den Zinkhütten als Nebenproduct gewonnenen Cadmiumstaub
                              									leicht zu viel Cadmium gefunden wird, da beim Fällen mit Schwefelwasserstoff in
                              									Folge des hohen Zinkgehaltes leicht Zink mitgefällt wird.
                           Minor empfiehlt deshalb folgendermaſsen zu verfahren:
                              										20g Cadmiumstaub werden in Salzsäure gelöst,
                              									wobei ein gröſserer Säureüberschuſs zu vermeiden ist. Die filtrirte Lösung verdünnt
                              									man auf 1l, nimmt davon 50cc (= 1g
                              									Cadmiumstaub), verdünnt auf etwa ½l und fällt mit
                              									Schwefelwasserstoff. Der auf einem gewogenen Filter gesammelte, mit heiſsem Wasser
                              									ausgewaschene und bei 110° getrocknete Niederschlag wird nach dem Wägen wieder in
                              									Salzsäure gelöst und abermals mit Schwefelwasserstoff gefällt. Man wiederholt dieses
                              									Verfahren noch zweimal; es ist also ein viermaliges Fällen nothwendig, um einen
                              									Schwefelcadmiumniederschlag von constantem Gewichte zu erhalten.
                           Beim Auflösen des Schwefelcadmiums ist ebenfalls ein gröſserer Säureüberschuſs zu vermeiden,
                              									und berechnet man am besten nach jeder Wägung die erforderliche Menge Säure, indem
                              									man auf 0g,4 CdO (zu berechnen aus dem
                              									Schwefelcadmiumniederschlage) 10g Salzsäure (spec.
                              									Gew. 1,19) verwendet und auf 250cc verdünnt.
                              									Entspricht also der Schwefelcadmiumniederschlag 0g,6 CdO, so wären 15gHCl zu verwenden, und
                              									wäre die Lösung auf 375cc zu verdünnen.
                           Ein Auswaschen des Schwefelcadmiumniederschlages mit Alkohol und Schwefelkohlenstoff
                              									ist vollständig überflüssig.
                           Man kann indessen das umständliche viermalige Fällen nach einem neueren Vorschlage
                              									von Minor auch umgehen, wenn man eine bestimmte Menge
                              									der zu untersuchenden Substanz in der angegebenen Weise in Salzsäure löst und zur
                              									Trennung des Cadmiums von Eisen mit Schwefelwasserstoff fällt. Den Niederschlag, dem
                              									auſser Schwefelcadmium stets etwas Schwefelzink beigemengt ist, wäscht man mit
                              									heiſsem Wasser aus und löst ihn in verdünnter Salzsäure. Die filtrirte salzsaure
                              									Lösung erhitzt man sodann zum Sieden und trägt sie in überschüssige, verdünnte
                              									Natronlauge in der Siedehitze ein. Das abgeschiedene, unlösliche Cadmiumhydroxyd
                              									wird abfiltrirt und zur vollständigen Entfernung von Zinkoxydhydrat mehrmals mit
                              									1procentiger Natronlauge und zuletzt mit heiſsem Wasser bis zum Verschwinden der
                              									alkalischen Reaction ausgewaschen. Filter und Niederschlag bringt man noch naſs in
                              									einen mit durchlöchertem Deckel versehenen Tiegel, verjagt das Wasser durch gelindes
                              									Erwärmen und glüht dann kurze Zeit im Sauerstoffstrome. Aus dem erhaltenen
                              									Cadmiumoxyd ergibt sich die Menge des vorhandenen Cadmiums.
                           Soll der Gehalt an Cadmium in dem von den Zinkhütten gewonnenen sogen. „reinen
                                 										Cadmium“ ermittelt werden, so kann man das Fällen mit Schwefelwasserstoff
                              									vollständig umgehen, da dieses Product nur geringe Spuren von Eisen enthält, welche
                              									die Bestimmung in keiner Weise beeinflussen. Man löst das Metall in Salzsäure oder
                              									Salpetersäure und fällt das Cadmium direkt durch Eintragen in Natronlauge. (Chemiker-Zeitung, 1889 Bd. 13 S. 1376 und 1890 Bd. 14
                              									S. 4.)
                           Derselbe Autor schlägt vor bei Cadmiumbestimmungen in Galmei das ammoniakalische,
                              									Zink und Cadmium enthaltende Filtrat mit Salzsäure zu übersättigen bis zur schwach
                              									sauren Reaction und die heiſse Flüssigkeit in heiſse, überschüssige Natronlauge
                              									einzutragen.
                           In dem alkalischen Filtrate bestimmt man, nachdem der grösste Theil der
                              									überschüssigen Natronlauge mit Salzsäure abgestumpft ist, das Zink durch Titration
                              									mit Schwefelnatrium. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S.
                              									34.)
                           Auch auf volumetrischem Wege können nach Minor
                              									Bestimmungen von Cadmium neben Zink, Eisen, Arsen und Blei durchgeführt werden. Man
                              									behandelt die zu untersuchende Probe mit Salzsäure, filtrirt vom ungelösten Blei ab,
                              									fällt das Cadmium mit Schwefelwasserstoff und bestimmt das Gewicht des getrockneten
                              									Niederschlages. Letzterer ist stets zinkhaltig und wird deshalb nach dem Wägen in
                              									verdünnter Salzsäure gelöst und die Lösung mit Natronlauge im Ueberschuſs versetzt,
                              									man filtrirt und titrirt das Zink mit Schwefelnatrium. Die gefundene Menge Zink, auf
                              									Schwefelzink berechnet, zieht man vom Gesammtgewicht des
                              									Schwefelwasserstoffniederschlages ab.
                           Eine zweite (direkte) Methode beruht auf der Umsetzung neutraler Cadmiumlösungen mit
                              									Natronlauge gemäſs der Gleichung: CdCl2 + 2NaOH =
                              										Cd(OH)2 + 2NaCl. 1cc Normalnatronlauge entspricht 0g,0914
                              										CdCl2 = 0g,0558 Cd. Vor Ausführung der Bestimmung ist das Cadmium natürlich von den
                              									übrigen Elementen, welche durch Natronlauge gefällt werden, zu trennen und in
                              									neutraler Lösung zu erhalten. Das Cadmiumoxydhydrat wird in verdünnter Salzsäure
                              									gelöst, wiederholt zur Trockne verdampft (zum vollständigen Verjagen der Säure das
                              									zweitemal mit Wasser) und dann mit Normallauge titrirt (Indicator:
                              									Schwefelnatriumpapier). Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14
                              									S. 348.
                           
                        
                           
                              Neue Methode zur volumetrischen
                                 										Bestimmung des Silbers.
                              
                           D. Vitali titrirt das Silber mit Kaliumferrocyanür, da
                              									dieses Salz Silber aus seinen Lösungen vollständig ausfällt nach der Formel:
                           K4Fe(Cy)6 + 4AgNO3 = Ag4Fe(Cy)6 + 4KNO3.
                           Bei der Bestimmung verwendet man eine x/10
                              									Kaliumferrocyanürlösung, welche 9g,2 bei 100 bis
                              									105° getrocknetes Salz im Liter enthält und die auf x/10 Silberlösung gestellt ist. (Chemiker Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 154 nach Bolletino farmaceutico durch Répert. de Pharm., 1890 Bd. 46 S. 171.)
                           
                        
                           
                              Methode zur Bestimmung des freien und
                                 										gebundenen Kohlenstoffs im Eisen und Stahl.
                              
                           O. Pettersson und A. Smitt veröffentlichen folgende
                              									Methode: 0,4 bis 0g,8 abgewogenes Eisen (am besten
                              									ein einziges Stück dünn gehämmertes oder gewalztes Blech) wird durch Kaliumbisulfat
                              									aufgeschlossen, wobei das Eisen sich in Ferrisulfat verwandelt und die äquivalente
                              									Menge schwefliger Säure entsteht. Der gebundene
                              									Kohlenstoff wird in Kohlensäure übergeführt, während der Graphit in glänzenden
                              									krystallinischen Blättern zurückbleibt.
                           Die schweflige Säure und die Kohlensäure werden durch kohlensäurefreie Luft in eine
                              									abgemessene Menge von Natron- oder Barytlauge geleitet, wobei Baryumsulfit und
                              									Carbonat ausfällt. Das Sulfit oxydirt man durch Permanganat zu Sulfat; säuert darauf
                              									die Lösung mit Salpetersäure an und bestimmt die Kohlensäure nach der weiter unten
                              									angegebenen Methode des Verfassers.
                           Die Kaliumferrisulfatschmelze, in der sich der graphitische Kohlenstoff befindet,
                              									wird unter Erwärmen in Salzsäure gelöst, der Graphit auf ein kleines Platinfilter
                              									mit Asbest gebracht, getrocknet, gelinde geglüht und gewogen. Nach der Wägung
                              									leitet man einen mit nitrosen Dämpfen beladenen Luftstrom durch den Stiel des
                              									glühend gehaltenen Platinfilters und verbrennt den Graphit. Nach dem Wägen des
                              									Filters kann dasselbe unmittelbar zu neuen Bestimmungen benutzt werden.
                           
                        
                           (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1890 Bd. 23 Nr. 9 S. 1401.) Jodometrische Bestimmung der Alkalien und Säuren.
                           Die Zersetzung von Kaliumjodat und Kaliumjodid durch Schwefelsäure nach der
                              									Gleichung:
                           KJO3 + 5KJ + 3H2SO4 = 3K2SO4 + 3H2O + 6J
                           benutzt M. Gröger zur Titration
                              									von Säuren und Alkalien. Er versetzt die Lösungen der Alkalien zuerst mit
                              									überschüssiger Schwefelsäure, darauf mit Kaliumjodid und Kaliumjodat und bestimmt
                              									dann das in Freiheit gesetzte Jod. Zur Titration verwendet Gröger eine 1/10N.-Thiosulfatlösung, 1/10N.-Schwefelsäure und eine neutrale Lösung von
                              									Kaliumjodid und Kaliumjodat.
                           Bestimmung der freien Alkalien. 50cc der Alkalilösung wird mit einer gemessenen
                              									Menge 1/10N.-Schwefelsäure und 5cc der
                              									Jodid-Jodatlösung (hier kurz Jodlösung genannt) versetzt, worauf man mit 1/10N.-Thiosulfatlösung (Indicator: Stärkelösung) das ausgeschiedene Jod bis zum
                              									Verschwinden der Blaufärbung titrirt. Die Differenz zwischen Säure und Thiosulfat
                              									entspricht der zur Sättigung nothwendigen 1/10N.-Säure,
                           Bestimmung der an Kohlensäure gebundenen Alkalien. Nach
                              									verschiedenen Versuchen des Verfassers erwies sich folgende Methode als die beste:
                              										50cc der Alkalicarbonatlösung in der Kälte mit
                              										50cc 1/10N.-Schwefelsäure und dann mit 5cc der
                              									Jodlösung versetzt, werden sofort mit Thiosulfat bis zur Entfärbung titrirt, das
                              									Volumen der verbrauchten Thiosulfatlösung abgelesen, nach 30 Minuten wieder bis zur
                              									Entfärbung titrirt und abermals abgelesen. Es empfiehlt sich nach dem Zusatz des
                              									Säureüberschusses die Kohlensäure wegzukochen.
                           Bestimmung der an Schwefelwasserstoff gebundenen
                                 										Alkalien. Die Bestimmung der Sulfide und Hydrosulfide der Alkalimetalle mit
                              									Schwefelsäure und Jodlösung geht in der Weise vor sich, daſs man bei Ueberschuſs der
                              									Jodlösung und der Schwefelsäure die entsprechende Menge Jod ausscheidet, welche
                              									ebenfalls durch Thiosulfitlösung gemessen wird. Die Zersetzung des
                              									Schwefelwasserstoffes durch die Jodlösung erfolgt nach der Gleichung:
                           KJO3 + 5KJ + 3H2S = 6KJ + 3H2O +
                              										S3.
                           Auch bei dieser Bestimmung ist es vortheilhaft, nach Zusatz
                              									des Säureüberschusses den Schwefelwasserstoff durch Kochen auszutreiben und dann
                              									erst mit Thiosulfat zu titriren.
                           Bestimmung der Säuren. 50cc zu untersuchende Säurelösung werden langsam zu der Jodlösung
                              									einflieſsen lassen und das ausgeschiedene Jod durch Thiosulfat bestimmt. Verfasser
                              									gibt als Beweis für die Richtigkeit seiner Methode eine Reihe Vergleichsanalysen. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 Heft 12 S.
                              									353.)
                           
                        
                           
                              Bestimmung des Ferrocyans in
                                 										gebrauchten Gasreinigungsmassen.
                              
                           R. Zaloziecki wendet sein Verfahren zur Bestimmung des
                              									Ferrocyans in Blutlaugensalzschmelzen auch auf gebrauchte Gasreinigungsmasse an.
                           Bei Ausführung der Analyse wird mit Alkali aufgeschlossen, um alles Ferrocyan zu
                              									lösen, auſserdem werden die ursprünglichen Ferrocyanammonsalze in Kalisalze
                              									verwandelt unter Austreiben des Ammoniaks. Die Vorschrift zur Ausführung ist
                              									folgende:
                           20g fein zertheilte Masse werden mit 20cc 10procentiger Kalilauge und Wasser im 100cc-Kolben unter ½stündigem Erwärmen auf dem
                              									Wasserbade ausgelaugt und nach dem Abkühlen die Flüssigkeit zur Marke aufgefüllt,
                              										50cc der klaren Lösung (oder besser 45cc, da 20g
                              									Reinigungsmasse ein Volumen von 10cc einnehmen)
                              									entsprechend 10g der ursprünglichen Masse werden
                              									im 100cc Kolben über freiem Feuer so lange
                              									gekocht, bis alles Ammoniak ausgetrieben ist, darauf mit verdünnter Säure
                              									neutralisirt. Durch Zugabe von etwas Phenolphtalein läſst sich der
                              									Neutralisationspunkt leichter erkennen. Das Ammoniak läſst sich gut durch Kalkmilch
                              									austreiben und dann setzt man Potaschelösung zu, wodurch auch ein gutes Klären der
                              									Flüssigkeit erzielt wird. Durch eine gröſsere Menge Chlorkalium oder Kaliumsulfat in
                              									der so erhaltenen Lösung, herrührend von der Neutralisation, wird die
                              									Regelmäſsigkeit der Umsetzung mit Zinkcarbonat gestört. Um diesen Einfluſs
                              									auszuschlieſsen, wird der Lösung vor der Zersetzung 20cc Normal-Alkalicarbonat zugesetzt, 5g
                              									feuchtes Zinkoxyd hinzugefügt und nun unter Einleitung von Kohlensäure und ½stündigem Erhitzen die Zersetzung
                              									vorgenommen.
                           Nachdem die Reaction beendet und die Flüssigkeit erkaltet ist, verdünnt man auf
                              										100cc und titrirt davon 50cc = 5g
                              									Reinigungsmasse mit 1/10 Normalsäure (Indicator: Methylorange), nachdem zuvor die 10cc zugesetztem Normal-Alkalicarbonat äquivalente
                              									Menge Normalsäure eingeführt, oder dieselbe von der Gesammtzahl der verbrauchten
                              									Cubikcentimeter Säure in Abzug gebracht wurde.
                           Hat man eine Säure von der 1cc = 0g,001 K2CO3, so multiplicirt man die beim Zurücktitriren
                              									verbrauchten Cubikcentimeter Säure mit 0,23 und erhält so die Hälfte der Procente
                              									krystallisirten Blutlaugensalzes in der Gasreinigungsmasse. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 Heft 10 S. 301.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)