| Titel: | Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen. | 
| Fundstelle: | Band 277, Jahrgang 1890, S. 416 | 
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                        Neue Methoden für chemisch-technische
                           								Untersuchungen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 377 d.
                           								Bd.)
                        Neue Methoden für chemisch-technische Untersuchungen.
                        
                     
                        
                           
                              Schnelle Erkennung und Bestimmung
                                 										eines Chlorgehaltes in Rhodanalkalien.
                              
                           Wird in die Lösung eines Rhodanalkalimetalles, das mit Kupfersulfat gemischt ist,
                              									Schwefelwasserstoff eingeleitet, so entsteht anfangs ein weiſser Niederschlag von
                              									Kupferrhodanür, welcher erst bei längerer Einwirkung des Schwefelwasserstoffes in
                              									Schwefelkupfer verwandelt wird.
                           Ist aber mehr Kupferlösung vorhanden, als zur Rhodankupferbildung eben ausreicht, und
                              									leitet man nur so lange Schwefelwasserstoff ein, bis die Lösung braun wird, also das
                              									Rhodankupfer eben ausgefällt ist und das Schwefelkupfer zu entstehen beginnt, und
                              									fügt dann eine entsprechende Menge Kupferlösung neu zu,
                              									um den freien Schwefelwasserstoff und allenfalls frei gewordene Rhodanwasserstoffsäure zu
                              									binden, so läſst sich im Filtrat kein Rhodan mehr nachweisen.
                           Die zu analytischen Zwecken benutzten Rhodanammoniumsorten des Handels zeigten sich
                              									auf diese Weise geprüft nur selten chlorhaltig, in den meisten Fällen wurde nur ein
                              									Opalisiren beobachtet. Bei Rhodankalium war oft eine stärkere Trübung
                              									wahrzunehmen.
                           Bei Ausführung der Analyse verwendet man höchstens 5g der zu prüfenden Rhodansalze in 100cc
                              									Wasser gelöst, wozu 20g reines Kupfersulfat
                              									(besser in Lösung 20 : 100) nöthig sind. Die beiden Lösungen werden zusammengegeben,
                              									Schwefelwasserstoff eingeleitet und darauf 8g
                              									Kupfervitriol in 40cc Wasser gelöst zugesetzt. Im
                              									Filtrat läſst sich quantitativ das Chlor bestimmen. (C.
                                 										Mann, Zeitschrift für analytische Chemie, 28. Jahrg. Heft 6 S. 668.)
                           
                        
                           
                              Verfahren zum Türken von Alkohol
                                 										mittels Chromsäure.
                              
                           R. Bourcart erhitzt in geschlossenen Röhren
                              									Kaliumbichromat, Schwefelsäure und den zu untersuchenden Alkohol 2 bis 3 Stunden im
                              									siedenden Wasserbade, worauf die Flüssigkeit mit hinreichend Jodkalium versetzt und
                              									mit Hyposulfit titrirt wird, bis die Farbe von Schmutziggelb in Gelblichgrün
                              									übergeht. Darauf wird Stärkekleister zugefügt und bis zum Verschwinden der
                              									dunkelvioletten Färbung titrirt.
                           Die Concentration der Lösungen ist folgende: Kaliumbichromat: 5g auf 1l, Schwefelsäure 25
                              									Vol.-Proc. Jodlösung 10procentig, Stärkelösung 2procentig (gekocht und filtrirt). (Bull Soc. Ind. de Mulhouse, 1889 S. 558.)
                           
                        
                           
                              Quantitative Bestimmung der
                                 										Cellulose.
                              
                           G. Lange erhitzt je 10g zu untersuchende Substanz mit dem drei- bis vierfachen Gewichte reinen
                              									Aetzkalis und etwa 30 bis 40cc Wasser in einer
                              									steilgestellten, tubulirten Retorte auf dem Oelbade. Bei 140° siedet die Flüssigkeit
                              									unter starkem Schäumen und wird nun noch 1 Stunde erhitzt, wobei die Temperatur auf
                              									180° steigt. Nach dem Eintrocknen der Masse und Erkalten auf etwa 80° gibt man
                              									heiſses Wasser zu und spült in ein Becherglas. Die Cellulose fällt beim Ansäuern mit
                              									verdünnter Schwefelsäure nach dem Erkalten quantitativ aus. Um die anderen, etwa
                              									mitausgefallenen Substanzen wieder in Lösung zu bringen, macht man schwach
                              									alkalisch. Mittels Luftpumpe saugt man ab, reinigt durch gutes Auswaschen mit
                              									heiſsem und kaltem Wasser, trocknet auf dem Wasserbade und wägt. Durch Veraschen des
                              									Rückstandes und Abziehen der Asche vom Gesammtgewichte erhält man die Menge der
                              									reinen Cellulose. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 30,
                              									nach Zeitschrift für physiolog. Chemie, 1889 Bd. 14 S.
                              									283.)
                           
                        
                           
                              Reaction auf Holzsubstanz.
                              
                           Nach A. Ihl (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 67) kann frischer Tabaksaft als ziemlich
                              									gutes Reagens auf Lignin angesehen werden. Benetzt man Holz mit etwas Tabaksaft und setzt
                              									concentrirte Salzsäure oder mäſsig verdünnte Schwefelsäure hinzu, so tritt alsbald
                              									eine ziemlich intensive rothe Farbenerscheinung auf. Dasselbe gilt auch in minderem
                              									Maſse für Papier, welches Holzcellulose enthält. Nicotin allein gibt mit Lignin und
                              									Salzsäure, aber erst nach einiger Zeit, ebenfalls eine Farbenreaction. Alter
                              									Tabaksaft wirkt weniger intensiv als frischer.
                           
                        
                           
                              Bestimmung des Weinsäuregehaltes in
                                 										Rohproducten der Weinsäurefabriken.
                              
                           J. Pelbisz stellte vergleichende Versuche über die
                              									Methoden zur Weinsäurebestimmung von Goldenberg-Geromont (Original), Goldenberg-Geromont (modific.) und Lorenz an
                              									und erklärt die modificirte Goldenberg-Geromont'sche
                              									als die genaueste. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S.
                              									317.) Früher hatte J. Toth (daselbst 1890 Bd. 14 S. 63)
                              									ebenfalls auf Grund vergleichender Prüfung die v.
                                 										Lorenz'sche Methode als die brauchbarste empfohlen.
                           Die modificirte Goldenberg-Geromont'sche Methode besteht
                              									darin, daſs die weinsäurehaltigen Rohmaterialien mit verdünnter Salzsäure ausgezogen
                              									werden, die Lösung mit einem Ueberschusse von Kaliumcarbonat gekocht, eingedampft,
                              									mit Essigsäure angesäuert, mit Alkohol gefällt wird. Im Uebrigen verfährt man wie
                              									gewöhnlich.
                           Analyse von trockener Weinhefe, 6g feingepulverte Weinhefe werden im Becherglase
                              									mit 9cc Salzsäure von 1,10 spec. Gew. bei
                              									Zimmertemperatur gleichmäſsig angerührt, allmählich mit dem gleichen Volumen Wasser
                              									versetzt und unter öfterem Umrühren 1 bis 2 Stunden digerirt. Die Mischung mit
                              									Wasser auf 100cc gebracht, wird durch ein
                              									trockenes Faltenfilter filtrirt. 50cc der Lösung
                              									werden in einem bedeckten Becherglase mit 10cc
                              									Kaliumcarbonatlösung – enthaltend 3g K2CO3 – versetzt,
                              									längere Zeit gekocht, bis die Kohlensäure völlig ausgetrieben ist und das
                              									Calciumcarbonat sich krystallinisch abgeschieden hat. Durch Filtriren und Auswaschen
                              									vom Niederschlage getrennt, wird die Flüssigkeit in einer Porzellanschale auf etwa
                              										10cc eingedampft, mit 2 bis 2cc,5 Eisessig allmählich unter starkem Rühren
                              									angesäuert, dann mit 100cc reinem Alkohol von 90
                              									bis 96° Tr. versetzt und so lange umgerührt, bis der in der alkoholischen
                              									Flüssigkeit schwebende Niederschlag ein fein krystallinisches Aussehen hat. Nach
                              									öfterem Dekantiren, Filtriren durch ein 9cm Filter
                              									werden Schale, Filter und Niederschlag durch sorgfältigstes Auswaschen mit Alkohol
                              									von Essigsäure vollständig befreit Filter sammt Niederschlag aus dem Trichter in ein
                              									Becherglas gebracht, die Schale mit kochendem Wasser in das Becherglas ausgespült
                              									und die erhaltene Lösung mit Normalalkali titrirt. Die Anzahl der verbrauchten
                              									Cubikcentimeter Normallauge mit fünf multiplicirt gibt den Weinsäuregehalt der
                              									untersuchten Hefe in Procenten an. Unter Berücksichtigung des Volumens des in
                              									Chlorwasserstoffsäure ungelösten Rückstandes sind bei gefundenem Weinsäuregehalte
                              									von 20 Proc. – 0,7 Proc.
                              									bei (20 + n) Proc. – 0,7 + n. 0,02 Proc. Weinsäure in Abzug zu bringen.
                           Zur Analyse von Weinstein und weinsaurem Kalke werden 3g Substanz mit
                              										9cc Salzsäure von 1,10 spec. Gew. digerirt,
                              									der Rückstand durch Filtriren und Auswaschen von der Lösung getrennt, letztere auf
                              										100cc verdünnt und hiervon 50cc nach dem oben angegebenen Verfahren behandelt
                              									und analysirt. Der Procentgehalt an Weinsäure ergibt sich durch Multiplication der
                              									Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter Normalalkali mit zehn. (Chemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12 S. 390.)
                           
                        
                           
                              Bestimmung der organischen Substanz in
                                 										Trinkwässern.
                              
                           Nach van Itallie ist es nothwendig, bei Bestimmung der
                              									organischen Substanz in Wässern mittels Permanganat vorher durch Fällen mit
                              									Silbersulfat die Chloride zu entfernen, weil sonst in Folge der Einwirkung der
                              									Salzsäure auf das Kaliumpermanganat unrichtige Resultate erhalten werden. (Archiv für Pharmacie, 1889 Bd. 27 S. 1009.)
                           
                        
                           
                              Prüfung von Wasser auf Blei mit
                                 										Chromat.
                              
                           Harvey macht auf ein Verfahren zur Prüfung auf Blei, das
                              									sich durch groſse Empfindlichkeit auszeichnet, aufmerksam. Er versetzt 1l,5 klares Wasser mit etwa 2 grains (1 grain =
                              										0g,0648) krystallisirtem Kaliumchromat, löst
                              									durch Schütteln, und stellt neben das Glas ein zweites, welches bleifreies, in
                              									gleicher Weise behandeltes Wasser enthält. Zusatz von Säure oder Concentration des
                              									Wassers ist zu vermeiden; die Verwendung des Bichromats in Krystallen ist
                              									wesentlich. Wasser, welches nur 1/15 grain Blei in 1 Gallone (4l,54) enthält, trübt sich in etwa 15 Minuten. Nach
                              									12 Stunden hat sich der Niederschlag völlig abgeschieden, so daſs man die
                              									Flüssigkeit bis auf den letzten Tropfen abgieſsen kann. Um den Bodensatz von
                              									Bleichromat noch deutlicher zu erkennen, kann man ihn mit einigen Cubikcentimeter
                              									Wasser aufrühren und dann in einer engen Röhre mit flachem Boden absetzen
                              									lassen.
                           Kein anderes im Wasser vorkommendes Metall gibt eine ähnliche Reaction, und genügt
                              									das Verfahren für alle praktischen Zwecke. 1/15 grain Blei in 1 Gallone Wasser entspricht 1 Th.
                              									Blei auf 3500000 Th. Wasser. (Analyst, 1890 Bd. 15 S.
                              									68, nach Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 129.)
                           
                        
                           
                              Reagenspapier zum Nachweise von
                                 										Chloriden.
                              
                           Hoogoliet fällt Silbernitratlösung mit Kaliumchromat,
                              									löst das Silberchromat in Ammoniak und tränkt damit Flieſspapier. Dasselbe wird noch
                              									feucht durch verdünnte Salpetersäure gezogen, wodurch das Silberchromat fein
                              									vertheilt auf dem Papiere niedergeschlagen wird. Ein 0,03 Proc. Kochsalz
                              									enthaltendes Wasser entfärbt dieses Papier nach einigen Secunden. (Polyt. Notizblatt, 1890 Bd. 45 Nr. 18, nach Phar-Weckblad.)
                           
                        
                           
                           
                              Terpentinöluntersuchung.
                              
                           A. Wilson (Chem. Frad.,
                              									1890 S. 316, Dach Zeitschrift für angewandte Chemie,
                              									1890 S. 316) theilt seine Erfahrungen betreffs der Constatirung von Verfälschungen
                              									des Terpentinöles mit und betont die Schwierigkeit der Auffindung geringer Mengen
                              									fremder Zusätze. Er beschäftigte sich mit dem Nachweise von zugesetztem
                              									Petroleumäther, leichteren Destillationsproducten von Kohlentheer und bituminösen
                              									Schiefern, Harzöl u.s.w., sowie von geringeren Sorten
                              									von Terpentinöl. Das specifische Gewicht des käuflichen Terpentinöles schwankt
                              									zwischen 0,862 und 0,870; Proben mit höherem oder niederem specifischen Gewichte
                              									sind als verdächtig anzusehen. Das optische Verhalten ist von geringem Werthe für
                              									die Beurtheilung, doch schlieſst hohes Ablenkungsvermögen starke Verfälschung aus.
                              									Russisches und amerikanisches Terpentinöl lassen sich durch das Ablenkungsvermögen
                              									nicht unterscheiden, dagegen kann man leicht zugemischtes französisches Oel
                              									erkennen, da dasselbe links dreht. Als Minimum der Ablenkung beobachtete Verfasser +
                              									12,05, als Maximum + 15,29 am Laurent'schen
                              									Instrumente. Sowohl Schwefelchlorid, als auch die Valenta'sche Eisessigprobe liefern ungenügende Resultate. Empfehlenswerth
                              									ist es, die Probe mit Essigsäureanhydrid und Schwefelsäure zu machen, wozu auch der
                              									Destillationsrückstand verwendet werden kann; im Falle der Anwesenheit von Harzöl
                              									tritt rothviolette Färbung ein. Nach des Verfassers Versuchen soll man durch
                              									fractionirte Destillation am ehesten im Stande sein, Verfälschungen des
                              									Terpentinöles nachzuweisen.
                           
                        
                           
                              Verfälschung von französischem
                                 										Terpentinöle.
                              
                           Französisches Terpentinöl wird häufig mit geringen Mengen Harzöl verfälscht, da
                              									dessen Preis fünfmal niedriger als der des Terpentinöles ist; doch kann dieser
                              									Zusatz 5 Proc. vom Gewichte des Oeles nicht überschreiten, da mehr Harzöl das
                              									Terpentinöl klebrig macht und ihm einen besonderen Geruch ertheilt.
                           A. Aignan fand (Comptes
                                 										rendus, 1889 Bd. 109 S. 944), daſs Harzöl das Rotationsvermögen des
                              									französischen Terpentinöles verringert. Bei 16 Proben verschiedener Herkunft und
                              									Darstellungsweise war diese Verringerung nahezu constant und schwankte zwischen –
                              									60° 26' und – 63° 20'; im Mittel ist [αD = – 61° 30'.
                           Die durch trockene Destillation des Colophoniums erhaltenen und dann rectificirten
                              									weiſsen Oele lassen sich auf drei Typen zurückführen:
                           
                              
                                   I.
                                 Ausgewähltes rectificirtes Oel
                                 [αD]
                                    												= – 72°
                                 
                              
                                  II.
                                 Fein rectificirtes Oel
                                 [αD]
                                    												= – 32°
                                 
                              
                                 III.
                                 Rectificirtes Oel
                                 [αD]
                                    												= – 21°
                                 
                              
                           Aignan findet für diese drei Oele folgende
                              									Relationen:
                           
                              
                                 Terpentinöl
                                 und
                                 Oel
                                 I
                                 
                                    [\alpha_D]=-61^{\circ}\,30'+\frac{7^{\circ}\,30'}{5}\,.\,h
                                    
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Terpentinöl
                                 und
                                 Oel
                                 II
                                 
                                    [\alpha_D]=-61^{\circ}\,30'+\frac{8^{\circ}\,30'}{5}\,.\,h
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 III
                                 
                                    [\alpha_D]=-61^{\circ}\,30'+\frac{9^{\circ}\,30'}{5}\,.\,h
                                    
                                 
                              
                           Hierin bedeutet h die Menge (in Procent) des in dem
                              									Gemische enthaltenen Harzöles.
                           Bei gewissen industriellen Anwendungen wird das Terpentinöl mit Harzessenz gemischt.
                              									Die Gegenwart dieses Körpers läſst sich leicht erkennen durch seinen starken und
                              									unangenehmen Geruch. Aignan fand:
                           
                              
                                 Terpentinöl
                                 und
                                 ordin.
                                 Harzessenz
                                 
                                    [\alpha_D]=-61^{\circ}\,30'+\frac{6}{5}\,e
                                    
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 raff.
                                 „
                                 
                                    [\alpha_D]=-61^{\circ}\,30'+\frac{3}{5}\,e
                                    
                                 
                              
                           Hierin bedeutet e die Menge (in Procent) an Harzessenz,
                              									welche in dem Gemische enthalten ist.
                           
                        
                           
                              Prüfung von Schweinefett auf
                                 										Baumwollsamenöl.
                              
                           Fr. P. Perkins gibt folgende Methode an: 0,02 bis 0g,03 fein geriebenes Kaliumbichromat und
                              									concentrirte Schwefelsäure in einer Porzellanschale mit 0g,5 des Fettes gemischt, zeigen nach Zusatz von
                              									Wasser deutliche Grünfärbung durch Reduction der Chromsäure zu Chromoxyd. War kein
                              									Baumwollsamenöl im Fette, so bleibt die Mischung gelb. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 87, nach The
                                 										Analyst, 1890 Bd. 15 S. 55.)
                           
                        
                           
                              Zur Kenntniſs des
                                 									Butterfettes.
                              
                           Anstatt die flüchtigen Fettsäuren der Butter durch Titration der durch Destillation
                              									der angesäuerten Seifenlösung erhaltenen Flüssigkeit mit eingestellter Natronlauge
                              									zu ermitteln, empfehlen St. Bondzynski und H. Rufi 4 bis 5g
                              									Butter mit 50 bis 60cc alkoholischer titrirter
                              									Kalilauge rasch zu verseifen, das überschüssige Kali mit titrirter Salzsäure genau
                              									zu neutralisiren, den Alkohol zu verjagen, die abgeschiedenen unlöslichen Fettsäuren
                              									abzufiltriren, mit heiſsem Wasser auszuwaschen, in Alkohol zu lösen und mit
                              									alkoholischer eingestellter Kalilauge zu titriren. Die Differenz zwischen der Menge
                              									des an die Gesammtsäuren gebundenen Kalihydrates und der zur Neutralisation der
                              									unlöslichen Säuren verbrauchten Lauge ergibt die zur Neutralisation der flüchtigen
                              									Säuren erforderliche Menge Kali.
                           Oder aber man ermittelt diese Menge Kali durch direkte Titration. 4 bis 5g Butter werden mit 50 bis 60cc alkoholischer titrirter Kalilösung verseift,
                              									der Alkohol wird durch Abdampfen entfernt, die wässerige Seifenlösung mit der dem
                              									angewandten Kali genau entsprechenden Menge titrirter Schwefelsäure versetzt, und
                              									dann so viel Wasser zugefügt, daſs die ganze Flüssigkeitsmenge etwa 400 bis 500cc beträgt. Hierauf versieht man den Kolben mit
                              									einer langen Rückfluſsröhre und erhitzt so lange auf dem Wasserbade, bis die Flüssigkeit unter den
                              									oben schwimmenden, geschmolzenen unlöslichen Säuren ganz klar geworden ist. Sodann
                              									werden die ausgeschiedenen unlöslichen Säuren ausgewaschen und im Filtrate die
                              									flüchtigen Fettsäuren mit Normallauge titrirt.
                           Beide Methoden liefern Zahlen, welche mit einander und mit den bei der Destillation
                              									erhaltenen genau übereinstimmen. Bei dieser Art der Bestimmung der flüchtigen
                              									Fettsäuren läſst sich die Menge derselben bezieh. deren Glyceride direkt in
                              									Procenten des Butterfettes angeben. Zu dem Zwecke braucht man nur die unlöslichen
                              									Säuren mit Aether in ein tarirtes Kölbchen zu spülen, den Aether abzudampfen, den
                              									getrockneten Rückstand zu wägen und erst dann zu titriren. Dem verbrauchten Kali
                              									entspricht die äquivalente Menge Glycerin, woraus sich die Menge der Glyceride der
                              									unlöslichen Säuren berechnen läſst. Diese vom Fette abgezogen, ergibt die Menge der
                              									Glyceride der flüchtigen Säuren.
                           Die in frischer Butter nur als Glyceride vorhandenen flüchtigen Säuren werden
                              									bekanntlich beim Ranzigwerden der Butter frei; indessen können die freien,
                              									flüchtigen bezieh. löslichen Säuren erst in ziemlich vorgerücktem Stadium der
                              									Zersetzung der Butter nachgewiesen werden. Eine bei 25° C. aufbewahrte Butter zeigte
                              									keine Spur von flüchtigen Säuren, obwohl sie vollständig ungenieſsbar war. Weiter
                              									constatiren die Verfasser, daſs frische Butter auch freie unlösliche Säuren enthält,
                              									deren Menge allmählich zunimmt. Das Ranzigwerden der Butter ist hauptsächlich der
                              									Entstehung der freien unlöslichen Säuren und nicht den flüchtigen zuzuschreiben. Die
                              									flüchtigen Säuren entstehen erst in ziemlich vorgeschrittenem Stadium der
                              									Zersetzung. – Interessant ist das Vorhandensein von Oxysäuren in frischer Butter,
                              									welche Bondzynski und Rufi
                              									nach der Benedikt'schen Methode nachwiesen (Landw. Jahrb. der Schweiz 1889, durch Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 20).
                           
                        
                           Ueber die Kjehldahl-Wilfarth'sche
                              										Methode der Stickstoffbestimmung.
                           Nach P. Argutinsky oxydirt man mit reiner englischer
                              									Schwefelsäure oder einem Gemisch derselben mit Phosphorsäureanhydrid (auf 1l 200g
                              									Phosphorsäure) und verwendet stets metallisches Quecksilber. Gekocht wurde im
                              									gewöhnlichen langhalsigen Rundkolben über dem Drahtnetz und zwar nach Eintritt der
                              									Entfärbung noch ¼ Stunde.
                           Als Vorlage bei der Destillation benutzt Argutinsky eine
                              										∪-förmige Peligot'sche
                              									Röhre. Damit die concentrirte alkalische Flüssigkeit ruhig kocht, empfiehlt sich ein
                              									geringer Zusatz von Talk sowie die Vermeidung eines groſsen Ueberschusses von freiem
                              									Alkali. Zwecks leichteren Austreibens des Ammoniaks aus den
                              									Quecksilberamidverbindungen werden vor der Destillation 12cc concentrirte Schwefelkaliumlösung (1 Th. in 2½
                              									Th. Wasser) zugegeben. Die vorgelegte titrirte Schwefelsäure wird mit n/10 Kalilauge
                              									zurücktitrirt. Als Indicator dient Cochenilletinctur, welche man durch Stehenlassen von
                              										3g Cochenille mit 250cc schwachem Spiritus erhalten hat. Als
                              									Endreaction ist das Auftreten einer Rosafärbung ohne jede Spur von gelber Nuance zu
                              									betrachten. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14, Repertorium
                              									S. 41 nach Archiv f. Phys., 1890 Bd. 46 S. 581.)
                           
                        
                           
                              Bestimmung des Stickstoffes in
                                 										Düngemitteln.
                              
                           E. Aubin und J. Quenot
                              									geben eine Methode zur Bestimmung des Stickstoffes an, wenn er in seinen drei Formen
                              									als Salpetersäure-, Ammoniak- und organischer Stickstoff im Dünger vorkommt, in
                              									welchem Falle die Kjehldahl'sche Stickstoffbestimmung
                              									nicht mehr direkt zur Bestimmung des Stickstoffes zu verwenden ist. Zu diesem Zweck
                              									führen die Verfasser den organischen Stickstoff in unlöslichen Zustand über, wobei
                              									es nicht nothwendig ist, die Nitrate zu zersetzen. Es geschieht jene Ueberführung
                              									durch 2proc. Tanninlösung (30 bis 40cc), womit auf
                              									dem Filter 1g des Düngemittels behandelt wird. Den
                              									Rückstand (mit dem Filter) behandelt man nach dem Verfahren von Kjehldahl und gibt das Einwirkungsproduct, sowie die
                              									durch Behandlung der ursprünglichen Probe mit der Tanninlösung erhaltene Flüssigkeit
                              									in den Destillationskolben. Es läſst sich nach diesem Verfahren auch die getrennte
                              									Bestimmung des Stickstoffes vornehmen, wenn man 1g
                              									Düngemittel mit 0g,5 Tannin mischt, und 15 Stunden
                              									mit 150cc Selterwasser digerirt (zur Lösung von
                              									Ammonmagnesiumphosphat), filtrirt und den unlöslichen Theil mit Tanninlösung wäscht.
                              									Der Rückstand liefert, nach Kjehldahl behandelt, den
                              									organischen Stickstoff. Das Filtrat gibt, mit Natron destillirt, das Ammoniak der
                              									Ammonsalze, die Salpetersäure ist nach Schlösing's
                              									Verfahren zu bestimmen. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14,
                              									Repertorium S. 107 nach Bull. Soc. Chim., 1890 3. Sér.
                              									3. 322.)
                           
                        
                           
                              Bestimmung des Stickstoffes im
                                 										Chilisalpeter.
                              
                           Die durch O. Förster in der Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 509, veröffentlichte einfache Methode
                              									stützt sich auf die Verwandlung salpetersaurer Salze in salzsaure bei wiederholtem
                              									Eindampfen mit Salzsäure, wobei die Salpetersäure zersetzt und verflüchtigt
                              									wird.
                           Zur Bestimmung werden 2 bis 3g Salpeter bei 150°
                              									oder durch vorsichtiges Erhitzen bis zum Schmelzen getrocknet, wonach gewogen und so
                              									das Wasser bestimmt wird.
                           Dieser wasserfreie Salpeter wird nun in einem Tiegel in 25cc einer etwa 19proc. Salzsäure (3 Vol. Salzsäure
                              									von 1,124 spec. Gew. und 1 Vol. Wasser) gelöst und auf dem Wasserbade unter stets
                              									erneutem Zusatz von 25cc Salzsäure wiederholt zur
                              									Trockne verdampft. Nach dreimaligem Abdampfen ist das Nitrat vollständig in Chlorid
                              									übergeführt. Eine stärkere Salzsäure anzuwenden, ist nicht rathsam, weil durch die
                              									dann eintretende lebhafte Chlorentwickelung Flüssigkeitstheilchen verspritzt werden. Der bedeckte
                              									Tiegel wird jetzt im Trockenschranke einige Zeit auf etwa 150° und hierauf über
                              									freier Flamme bis zum schwachen Glühen erhitzt und nach dem Erkalten gewogen.
                           Der Stickstoff berechnet sich aus dem durch Behandlung mit Salzsäure verursachten
                              									Gewichtsverlust in folgender Weise. An Stelle der Gruppe NO3 tritt ein Atom Chlor. Daher verhält sich der
                              									Gewichtsverlust zu dem Stickstoff wie die Differenz zwischen dem Moleculargewicht
                              									von NO3 und dem Atomgewicht des Chlors zu dem
                              									Atomgewicht des Stickstoffes, also wie 61,89 – 35,37 = 26,52 : 14,01, oder wie 1 :
                              									0,52828. Mit der letzteren Zahl ist daher der durch Behandlung mit Salzsäure
                              									verursachte Gewichtsverlust des wasserfreien Salpeters zu multipliciren, um das
                              									Gewicht des Stickstoffes zu ermitteln.
                           Nur wenn dem Chilisalpeter durch unerlaubte Manipulationen Magnesiumsalze
                              									(Chlormagnesium) beigemischt sind, ist das Verfahren nicht anwendbar.
                           
                        
                           
                              Die Citratmethode der
                                 										Phosphorsäurebestimmung.
                              
                           Da die Ansichten über die Brauchbarkeit des Citratverfahrens noch immer aus einander
                              									gehen, theilt Reitmair seine Beobachtungen als Beitrag
                              									zur Lösung dieser Frage mit: 1) das Aufschlieſsen der Phosphate mit Salzsäure hat
                              									für die Citratfällung den Nachtheil, daſs der Niederschlag stark mit Kieselsäure
                              									verunreinigt wird; die Menge der letzteren beträgt stets mehrere Milligramm,
                              									auſserdem gibt sie direkt zu einer gröſseren Verunreinigung mit Salzen Veranlassung.
                              									2) Das Aufschlieſsen mit Schwefelsäure ergibt eine kieselsäureärmere Lösung,
                              									immerhin ist aber jeder Niederschlag mit mindestens 1mg SiO2 verunreinigt. 3) Selbst bei
                              									bedeutendem Ueberschusse an Ammonnitrat und sehr geringem Kalkgehalte der Lösung
                              									(Superphosphate) enthält der geglühte Niederschlag mehrere Milligramm CaO als
                              									Pyrophosphat; der hierdurch bedingte Plusfehler des gewogenen
                              									Magnesiumpyrophosphates ist auf 1 bis 2mg zu
                              									schätzen. 4) Die Gegenwart von Mangansalzen übt denselben Einfluſs aus, und kann die
                              									Verunreinigung des geglühten Niederschlages mit Manganpyrophosphat unter Umständen
                              									sehr bedeutend werden. 5) Die Verunreinigung des Niederschlages durch Eisenoxyd und
                              									Thonerde ist in kieselsäurearmen, schwefelsauren Lösungen der Phosphate sehr gering,
                              									auch bei Gegenwart groſser Mengen dieser Oxyde; dieselben verzögern jedoch die
                              									Ausfällung. 6) Eine geringe Verunreinigung des Niederschlages mit Magnesiahydrat ist
                              									bei der Citratfällung immer zu erwarten. Dieselbe ist am geringsten, wenn in
                              									ammoniakalischer Lösung (2,5proc. Ammoniak) gefällt wird, und kann nur bei Fällungen
                              									in annähernd neutraler Lösung und bei Gegenwart gröſserer Mengen von Alkalisalzen
                              									bedeutend werden. 7) Allen diesen Verunreinigungen steht die unvollständige
                              									Ausfällung der Phosphorsäure gegenüber, welche im günstigsten Falle 1 bis 2mg Mg2P2O7 entspricht. 8) Bei Controlirung der
                              									Citratfällung durch die Molybdänmethode ist bei kieselsäurereichen Substanzen auf
                              									die Aufschlieſsmethode Rücksicht zu nehmen.
                           Bei der Anwendung der Citratmethode zur Bestimmung der wasserlöslichen Phosphorsäure
                              									der Superphosphate empfiehlt der Verfasser die Einhaltung folgender
                              									Gewichtsverhältnisse: 1g Substanz, 5g Citronensäure, 25cc Magnesiamixtur, Ammoniakgehalt der Fällungsflüssigkeit = 2,5 Proc. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 S. 196.)
                           
                        
                           
                              Rasches Verfahren zur Bestimmung des
                                 										Schwefels organischer Verbindungen.
                              
                           M. Burton verbrennt die zu untersuchende Substanz in der
                              									von Sauer angegebenen Art (Zeitschrift für analytische Chemie, Heft 12 S. 33 und 178), fängt das
                              									Verbrennungsproduct aber in Kalilösung auf und titrit nach Beendigung der
                              									Verbrennung mit Schwefelsäure zurück (Indicator: Tropäolin 00), nachdem die Röhre
                              									und das Verbindungsrohr mit Wasser nachgespült und dieses mit der
                              									Absorptionsflüssigkeit vereinigt ist.
                           Die Methode läſst sich auch gut für Schwefelbestimmungen im Erdöl anwenden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1890
                              									Bd. 23 Nr. 5 S. 180 nach Amer. Chem. Journ. 11.
                              									472.)
                           
                        
                           
                              Ein für Wägezwecke sehr geeignetes
                                 										Papier
                              
                           empfiehlt B. Schweitzer. Es ist
                              									ein dem Glanzpapier ähnliches, aus nitrirter Cellulose, Campher und Alkohol
                              									hergestelltes Product, wie es die American Zynolite
                                 										Comp. in den Handel bringt. Das Papier ist unempfindlich gegen Wasser und
                              									man kann die gewogene Substanz davon abspülen. In zwei Wochen verändert es sein
                              									Gewicht fast nicht. Explosionsgefahr ist ausgeschlossen. (Chemiker-Zeitung, 1890 Bd. 14 S. 698.)
                           
                        
                           
                              Methode zur Bestimmung des
                                 										specifischen Gewichtes pulverförmiger Körper.
                              
                           W. F. Smeeth bestimmt das Gewicht des Pulvers in der
                              									Luft und das Gewicht eines leichten Uhrglases mit klarem Vaselin unter Wasser,
                              									schmilzt darauf das Pulver in die Vaselinmasse ein und wägt wieder unter Wasser. Es
                              									läſst sich nun das specifische Gewicht des Körpers berechnen, ohne daſs man das
                              									specifische Gewicht des Vaselins zu kennen nöthig hat.
                           Die Methode ist auch sehr gut brauchbar für Körper, die von Wasser angegriffen
                              									werden. (Nach Scient. Proc. of Dublin Soc. Bd. 6 S. 61
                              									durch Beiblätter zu den Annalen der Physik und Chemie,
                              									1889 Bd. 13 S. 337.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)